Ob eine Bohrmaschine, ein Buch oder ein Auto: Die «Sharing Economy», die Ökonomie des Teilens, hat Hochkonjunktur – auch in der Schweiz. Das Beratungsunternehmen Deloitte hat unlängst in einer Studie ermittelt, dass jeder zweite Schweizer in den nächsten zwölf Monaten Güter oder Dienstleistungen über eine Online-Plattform mieten oder vermieten wird (die «Nordwestschweiz» berichtete).
Dass hiesige Konsumenten gerne nach der Devise «Teilen statt Besitzen» leben, trifft offenbar nicht zu, wenn es um die eigene Wohnung geht. Denn 62,2 Prozent könnte es sich nicht vorstellen, das traute Heim mit Fremden zu teilen, wie eine aktuelle Studie von Homegate.ch zeigt. Eingegangen ist das Schweizer Immobilienportal bei der Umfrage auf die Nutzung von Airbnb, der Community-Marktplatz für Buchung und Vermietung von Unterkünften. Gut ein Drittel kann es sich aber vorstellen, auf Airbnb zu inserieren – jedoch nur, um ein Zimmer, einen Teil der Immobilie oder eine Zweitwohnung zu vermieten. Bloss 6,7 Prozent der 15- bis 74-jährigen Personen hätten hingegen gar kein Problem damit, die eigene Wohnung oder das Haus vollständig Unbekannten zu überlassen.
Aus Platzmangel nicht vermieten
Es gibt verschiedene Gründe, warum Schweizer es ablehnen, ihr zu Hause zu vermieten: Über 60 Prozent haben angegeben, keine anderen Leute in den eigenen vier Wänden haben zu wollen. Als zweiten Hinderungsgrund (31,1 Prozent) wurde Platzmangel genannt. Für 25,1 Prozent der Befragten würde ein «Apartmentsharing» zu weit in die Privatsphäre eindringen. Eher nebensächlich scheint der Faktor Angst zu sein: Nur jeder Zehnte würde seine Unterkunft aus Furcht nicht an Fremde vermieten.
Teilen ist Milliarden wert
Fast zwei Drittel der Schweizer Konsumenten wollen ihr zu Hause nicht teilen. Ganz anders in Deutschland: Laut dem Bundesverbands der Verbraucherzentralen käme ein Apartmentsharing für 52 Prozent der 18- bis 29-Jährigen infrage. Bei den 30- bis 39-Jährigen sowie den 50- bis 59-Jährigen sind es fast die Hälfte. Aus der Altersklasse 40 bis 49 wären 37 Prozent bereit, die eigenen vier Wände an Fremde zu vermieten.
Dieser Kultur des Teilens Schub verliehen hat vor allem die technologische Entwicklung. Durch digitale Vermittlungsplattformen wie die Carsharing-Plattform Mobility.ch und der Online-Vermittlungsdienst für Taxi Uber ist aus der Ökonomie des Teilens ein lukrativer Markt entstanden. Die Zahl der weltweiten Investitionen in Sharing-Economy-Start-ups wächst von Jahr zu Jahr. Gemäss dem Beratungsunternehmen Deloitte sind nunmehr über zwölf Milliarden US-Dollar geflossen – fast doppelt so viel wie in die Jungunternehmen im Bereich der sozialen Netzwerke.