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Tabakbranche führt neue Regeln ein: Zigaretten gibt es schweizweit erst ab 18

Heute können in 15 Kantonen auch Minderjährige Zigaretten kaufen. Ein Gesetz soll dies ändern. Die Tabakbranche kommt der Politik nun zuvor.

Jugendliche in Weinfelden TG, wo der Verkauf von Zigaretten heute ab 16 Jahren erlaubt ist. (Bild: Donato Caspari, 7. Februar 2018)

Der Kauf von Zigaretten soll schweizweit erst ab 18 Jahren erlaubt sein. Darauf haben sich Detailhändler und Vertreter der Schweizer Tabakbranche geeinigt. Unterzeichnet haben den Codex unter anderem Aldi, Denner, Coop und Zigarettenhersteller wie JTI, BAT und Philip Morris. Die Branche verpflichtet sich unter anderem, vor dem Verkauf Alterskontrollen durchzuführen. Sie verzichtet auch auf Werbung, die sich speziell an Minderjährige richtet. Verstösse sollen sanktioniert werden. Der Codex tritt per sofort in Kraft.

Damit kommt die Branche dem Bundesrat zuvor, der die Alterslimite für den Zigarettenkauf schweizweit auf 18 festlegen will. Die entsprechende Botschaft zum Tabakproduktegesetz liegt seit Ende November beim Parlament und soll dort demnächst beraten werden. Die Inkraftsetzung des Gesetzes ist aber erst für Mitte 2022 vorgesehen.

Die Altersgrenze 18 bei Tabakzigaretten gilt heute erst in den elf Kantonen Bern, Basel-Land, Basel-Stadt, Jura, Neuenburg, Nid- und Obwalden, Schaffhausen, Tessin, Waadt und Zug. In den zwölf Kantonen Aargau, Appenzell Ausserrhoden, Freiburg, Glarus, Graubünden, Luzern, St. Gallen, Solothurn, Thurgau, Uri, Wallis und Zürich können heute Jugendliche hingegen bereits ab 16 Zigaretten und Tabakwaren kaufen. Appenzell Innerrhoden, Genf und Schwyz kennen überhaupt keine Vorschriften zum Abgabe-Alter.

Kritik von der Lungenliga

Die Tabakbranche hatte schon zuvor in Form einer Selbstregulierung per 1. Oktober 2018 das Mindestalter 18 für E-Zigaretten eingeführt. Per Anfang 2019 hatte sich zudem bereits der Kiosk-Betreiber Valora dazu entschieden, Zigaretten und andere Tabakprodukte künftig in der ganzen Schweiz nur noch Kunden zu verkaufen, die mindestens 18 Jahre alt sind.

Der Lungenliga Schweiz geht der Codex zu wenig weit. Claudia Künzli, Projektleiterin Politik und Gesundheitsförderung, sagt: «Die Tabakindustrie will mit ihrem Codex zur Selbstregulierung die Aufnahme von strengeren Regulierungen im Tabakproduktegesetz verhindern.» Studien hätten gezeigt, dass nur ein striktes Verbot von Tabakwerbung Wirkung auf die Anzahl Rauchender habe, da teilweise Verbote lediglich zu einer Verlagerung in andere Werbekanäle führten. «Der Tabakindustrie geht es nicht in erster Linie um verantwortungsbewusstes Handeln für den Jugendschutz, sondern um die Vermarktung und den Verkauf eines Produktes, das jährlich 9500 Menschen in der Schweiz tötet», kritisiert Künzli.