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Bodensee

Stahlseil gerissen: Die Bergung des Dampfschiffs «Säntis» vor Romanshorn ist vorerst gescheitert

Grosse Enttäuschung bei Silvan Paganini und seiner Crew: Die für kommenden Mittwoch geplante Bergung des Dampfschiffs «Säntis» aus dem Bodensee ist vorerst nicht durchführbar. Ganz aufgeben wollen die Verantwortlichen aber noch nicht.

Viel Zeit, Geld und Herzblut hatte der Schiffsbergeverein Romanshorn unter der Leitung von Silvan Paganini in den Versuch gesteckt, das 1933 vor Romanshorn versenkte Dampfschiff «Säntis» vom Grund des Bodensees zu heben. Nun ist das Vorhaben, das Schiff am kommenden Mittwoch ans Tageslicht zu bringen, vorerst gescheitert.

Die Bergung des Dampfschiffs «Säntis» ist hoch anspruchsvoll.
Bild: Archivbild: SBB

Bergeseile unter dem Schiffswrack hindurch. Beim Vorhaben in über 200 Metern Tiefe sei ein Stahlseil gerissen und auf das Wrack hinunter gesunken. Ebenso hat eine der Tauchdrohnen einen auf die Schnelle irreparablen Schaden erlitten. «Der Drucksensor an der Tauchdrohne ist kaputt. Den werden wir übers Wochenende nicht mehr reparieren können, was uns im Zeitplan enorm zurückwirft», sagt Paganini.

Silvan Paganini, Initiant der geplanten Bergung des Dampfschiffes.
Bild: Bild: Raphael Rohner

Derzeit prüfen der Bergeverein und die Crews alle möglichen Optionen, das Jahrhundertprojekt dennoch zu einem guten Ende zu bringen. Für den Leiter der Mission ist die Bergung am 17. April jedoch unrealistisch: «Wir müssen jetzt so schnell wie möglich das Seil auf dem Wrack zusammenräumen und verlieren dadurch enorm viel Zeit.»

Für das Jahrhundertprojekt wird es zeitlich eng: Der Kanton Thurgau hat der Bergungsmission eine Bewilligung eigentlich nur bis zum 30. April erteilt. Ebenso drohen die finanziellen Mittel des Vereins zur Neige zu gehen. Trotzdem heisst es im entsprechenden Communiqué:

«Auch wenn der 17.04.2023 als Bergungstermin nicht gehalten werden kann, bleibt der Schiffsbergeverein zuversichtlich die Bergung des 1933 versenkten Dampfschiffes in den nächsten Monaten zu schaffen.»

Dies, zumal die Hilfsleinen unter dem Schiff bereits erfolgreich gezogen worden seien. Es gehe nun neben der Reparatur des Tauchroboters darum, die Leinen in 210 Metern Wassertiefe zu entwirren, bevor die Bergung fortgesetzt werden könne.

Silvan Paganini wagt sich nicht auf die Äste hinaus, wie lange das Ganze dauern kann. Er sagt: «Wir bleiben dran und sind überzeugt, das Dampfschiff Säntis noch in diesem Sommer bergen zu können. Der Zuspruch der Bevölkerung und Sponsoren für das Projekt ist riesig und motiviert uns zusätzlich.»

Rund 1000 Interessierte hätten die Bergung am kommenden Mittwoch auf Zuschauerschiffen verfolgen wollen. Sie erhalten nun eine Rückerstattung. Der Schiffsbergeverein und die Schweizerische Bodensee Schifffahrt werden die Fahrten zur Bergung neu ausschreiben, sobald klar ist, wann sie definitiv stattfinden kann.

Im Frühling 1933 versenkt

Das Dampfschiff Säntis liegt seit dem 4. Mai 1933 in etwa in der Mitte des Bodensees. Das Schiff wurde damals aus Kostengründen im Bodensee versenkt, weil eine Modernisierung zu teuer war. Seit rund anderthalb Jahren arbeitet Silvan Paganini, ein ehemaliger Hochsee- und Offshore-Kapitän und Spezialist für Tiefseearbeiten, daran, das versenkte Schiff aus den Tiefen des Bodensees ans Tageslicht zu holen. Paganini hat dazu einen Verein gegründet und mittels Crowdfunding über 260’000 Franken gesammelt, um die Bergung des Dampfschiffes zu finanzieren.

Silvan Paganini bei der Arbeit auf dem See.
Bild: Bild: Raphael Rohner

Die Vorbereitungen der Bergungsmission liefen vor mehreren Wochen an. Rund zwei Dutzend Helfer des Vereins packten zusammen mit Paganini an. Darunter viele Bootsführer, Mechaniker und Techniker. Mehrere Nächte lang arbeitete die Crew praktisch durch, weil es immer wieder zu unvorhergesehenen technischen Problemen gekommen war. Ein Helfer sagte dazu: «Ausruhen können wir uns dann hinterher.»