Der neue SBB-Doppelstöcker von Bombardier fährt längst. Zumindest auf den Simulationsanlagen des Herstellers Bombardier in Zürich Oerlikon. Neben ausführlichen Tests im sogenannten «Powerlab» wurde die Wankkompensation, die den Zügen schnelleres Kurvenfahren ermöglicht, über 40'000 Kilometer auf Schweizer Schienen getestet. Noch viel mehr Testkilometer wurden im Labor zurückgelegt.
Bis es allerdings zum ersten Mal in der Realität «Einsteigen bitte!» beim neuen Doppelstöcker heisst, wird es noch zwei Jahre dauern. Die ersten Wagenkästen sind laut Stéphane Wettstein, dem Chef von Bombardier in der Schweiz, bereits in Produktion. Parallel dazu entwickeln ein halbes Dutzend Testingenieure von Bombardier und externe Fachkräfte ständig die Stromübertragungs- und Antriebstechnik weiter. Denn erst die Summe vieler kleiner Veränderungen macht die ambitiösen Einsparziele der SBB erreichbar.
20 Prozent der im Jahr 2010 verbrauchten Strommenge will die Bahn bis zum Jahr 2025 einsparen. Die Bombardier-Doppelstöcker, die auf eine Lebensdauer von 30 bis 40 Jahre ausgelegt sind, werden voraussichtlich zu diesem Zeitpunkt alle in Betrieb gegangen sein und ihren Beitrag leisten.
Viele kleine Einsparmöglichkeiten
Solch Einsparziele lassen sich nicht nur über die Verbesserung bei der Stromumwandlungs- und Motorentechnik erreichen. Denn auf die Beleuchtung, Klimatisierung, die Toilettensysteme und die Stromversorgung an den einzelnen Sitzplätzen entfällt laut Wettstein die Hälfte des Stromverbrauchs eines Zugs. Das Stromsparpotenzial bei Motoren und Lüftungen ist beschränkt. Denn viele Bauteile sind in den letzten Jahrzehnten deutlich kleiner und leichter geworden.
Strom lässt sich auch durch die Verbesserung der Aerodynamik und die Verringerung des Luftwiderstands sparen. Weiter arbeitet man bei Bombardier an einem Zugfahrt- assistenten, der dem Lokführer Empfehlungen für eine möglichst stromsparende Fahrweise gibt. Rund 15 Prozent Einspareffekt bringt das. Bei einer Strecke, die ein Lokführer bestens kennt, ist der Einspareffekt freilich geringer. Ebenfalls viel herausholen lässt sich heute durch den intelligenten Umgang mit Energie. So arbeitet man bei Bombardier an Trams, welche die Energie, die beispielsweise beim Bremsen wieder gewonnen wird, kurzfristig gespeichert und für das nächste Anfahrtmanöver genutzt werden kann.
Neue Busse für Basel
Innovationen bei der Stromspar- und Antriebstechnik sind nicht an die Schiene gebunden. So wird Bombardier nächste Woche am Jubiläumskongress der Internationalen Vereinigung für den Öffentlichen Transport (UITP) in Genf eine neue drahtlose Stromladetechnik für Nahverkehrsbusse vorstellen. Diese «Primove»-Technologie ist bereits für Berlin und Mannheim zugelassen.
Auch bei dieser Technologie war das Forschungslabor in Zürich im Spiel – die Grundlagen wurden hier erarbeitet.