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Landwirtschaft

So viel kostet uns der Einsatz von Pestiziden

Jedes Jahr werden auf Schweizer Äckern 2000 Tonnen Pestizide versprüht. Die Kosten für die Entfernung von Rückständen aus der Umwelt und die gesundheitlichen Folgeschäden gehen in die Millionen.

Für jeden Franken, der für Pestizide ausgegeben wird, legt die Schweizer Bevölkerung 80 Rappen dazu. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die die Naturschutzorganisation Pro Natura zusammen mit den Umweltverbänden WWF, Greenpeace und Birdlife in Auftrag gegeben und im neusten Pro-Natura-Magazin veröffentlicht hat. Das Forschungsbüro Infras hat die volkswirtschaftlichen Kosten des Pestizideinsatzes für 2012 auf bis zu 100 Millionen Franken beziffert. Die Ausgaben für Pflanzenschutzmittel liegen bei rund 125 Millionen Franken.

Jährlich werden hierzulande 2000 Tonnen Pestizide versprüht. Bereits Ende Mai haben die Umweltverbände eine Abgabe auf Pestizide in der Schweiz gefordert, um den Einsatz der Pflanzenschutzmittel einzudämmen. Neun weitere Forderungen legten sie in einem Plan vor.

Alte Daten machen Studie nötig

Beinahe zur gleichen Zeit hat der Bundesrat das Postulat der Zürcher Grünliberalen Tiana Angelina Moser erfüllt und eine umfassende Auslegeordnung zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln dargelegt. Unter anderem hat er angekündigt, bis Ende 2016 einen Bericht für einen Aktionsplan vorzulegen. Das zuständige Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) trägt jetzt der Forderung nach einer Abgabe Rechnung. «Wir geben eine neue Studie über Lenkungsabgaben für Pestizide in Auftrag», sagt die stellvertretende BLW-Direktorin Eva Reinhard. Die letzte Studie für die Schweiz sei fast 20 Jahre alt.

Man sei zwar gegenüber einer Abgabe «kritisch offen», gehe aber davon aus, dass diese in der stark regulierten Schweiz sehr hoch angesetzt werden müsste, damit die gewünschte Wirkung erzielt werde. Beim Schweizerischen Bauernverband (SBV) sehen dies Experten ähnlich: «Pflanzenschutzmittel sind in der Schweiz bereits wesentlich teurer als im Ausland. Eine Lenkungsabgabe würde diese noch mehr verteuern und unsere Konkurrenzfähigkeit zusätzlich schwächen», sagt Christa Gerber vom Geschäftsbereich Pflanzenbau beim SBV.

Laut Gerber sollte der Fokus nicht auf der Reduktion der Wirkstoffmengen liegen. «Die Argumente der Qualitätsanforderungen, des Resistenzmanagements sowie der Ertrags- und Ernährungssicherheit müssen berücksichtigt werden.» Gerber warnt auch vor einem Verbot von Pflanzenschutzmitteln: «Die Schweizer Landwirtschaft müsste laut Schätzungen einen Ertragsverlust von 30 bis 40 Prozent hinnehmen», so Gerber.

Den Aktionsplan des Bundesrats begrüsse der SBV jedoch. Wichtig sei, dass die Sensibilisierung gefördert und die Kommunikation, vor allem auch mit den Konsumenten, verbessert werde. Auch mehr Engagement der Forschung sähe der SBV gerne, damit Alternativen geschafft werden könnten – «praxistaugliche Massnahmen» eben.

Genauere Angaben über Pestizide

WWF Schweiz verlangt, dass die Pestizid-Verkaufszahlen künftig mit Angaben ergänzt werden, was wo und wie angewandt wurde. «Die Daten von den Wirkstoffen an sich sollten zugänglicher gemacht werden, damit bessere Monitorings möglich werden», sagt Daniela Hoffmann vom WWF.