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Nach Bergsturz

So soll das neue Blatten aussehen – Gemeinde präsentiert Pläne

An der Urversammlung stellt Gemeindepräsident Matthias Bellwald Pläne und Fahrplan für den Wiederaufbau vor. Dass schon zwei Wochen nach dem verheerenden Erdrutsch so viele Details bekannt gegeben werden, erstaunt.
So sah Blatten am 6. Juni aus. Wie die Zukunft aussieht, wurde an der Urnenversammlung am Donnerstag gezeigt.
Bild: Keystone

Was, wenn ein Dorf nicht mehr ist? Am Donnerstagabend versammelten sich die Blattnerinnen und Blattner in der Turnhalle von Wiler. An der Sprossenwand hängt das blau-weisse Gemeindewappen.

Am Fenster Dutzende von handgeschriebenen Karten. Zu Hunderten sind sie in den vergangenen zwei Wochen bei der Gemeindekanzlei eingegangen. Aus dem Wallis, aus der Schweiz, aus dem Ausland. Jemand schickte handgestrickte Socken mit. «Die Schweiz glaubt an uns», sagte Gemeindepräsident Matthias Bellwald.

Die vielen handgeschrieben Karten und Texte mit guten Wünschen für das verschüttete Dorf.
Bild: Daniel Berchtold / Pomona Media

An der Urversammlung richtete man den Blick nach vorne. 15 Tage nach der Katastrophe präsentiert Matthias Bellwald, wie das hintere Lötschental in Zukunft aussehen soll. «Wir wollen ein Blatten für Menschen mit einem Zentrum als Lebensraum für Jung und Alt», sagt Bellwald.

Matthias Bellwald, Gemeindepräsident von Blatten VS.
Bild: Keystone

Besiedlungsphase ab 2027?

Die Pläne für den Wiederaufbau haben sich konkretisiert. Die Roadmap steht. Bis im Frühling 2026 sollen die Weiler Eisten, Weissenried und Gassen wieder ans Strom-, Wasser- und Abwassernetz angeschlossen sein.

Es ist der Beginn der sogenannten Pionierphase. Zu dieser gehört auch, dass der Dorfkern von Blatten freigelegt und der angestaute See in der Lonza geleert wird. Dazu wollen die Planungsverantwortlichen Dämme aufschütten und die Wasserläufe der Lonza und Seitengewässer in einen geordneten Abfluss bringen.

Ab 2027 soll dann die Besiedlungsphase beginnen. Aber auch bestehende Bauten sollen in den von den Urgewalten verschont gebliebenen Weilern umgenutzt werden. Matthias Bellwald sagt: «Ich bin kein Utopist. Ich habe durchaus eine Vision, die machbar ist. Es ist sehr viel Arbeit, das ist klar.»

Erste Menschen könnten im Jahr 2030 wieder in Blatten leben

Parallel dazu sollen auch die Arbeiten an der Kantonsstrasse laufen, damit Blatten und seine Weiler baldmöglichst wieder erreichbar sind. Der von Bellwald präsentierte Planungshorizont sieht auch vor, dass ab 2028 Neubauten im Dorfkern von Blatten entstehen. Dazu gehören Ställe, aber auch Hotels. Bereits ab 2030 sollen wieder erste Menschen im Dorfkern von Blatten ansiedeln können. Danach erfolgt nach den Plänen eine Erweiterungsphase, in der auch Neubauten erstellt werden können.

Die Roadmap zur Zukunft von Blatten VS.
Bild:  Daniel Berchtold / Pomona Media

Der Zeitplan erstaunt. Ebenso, dass bereits 15 Tage nach der Katastrophe im Lötschental konkrete Pläne vorgestellt werden. Die Leute hätten die Botschaft, dass man zurückkehren will, sehr gut aufgenommen, sagt Bellwald: «Mit dieser Botschaft war der Grundstein gelegt, dass, wenn wir zurückkehren, man rasch etwas auf die Beine stellen und sich konkret die Frage stellen muss, wo wir das machen können.» Es müsse nun rasch vorwärtsgehen.

Die ersten Arbeiten sind bereits im Gang. Etwa an der Rettungsstrasse zum Weiler Weissenried. Auch für einen Wiederaufbau der verschütteten Kantonsstrasse habe man zusammen mit der Dienststelle für Mobilität bereits konkrete Vorstellungen, sagt Bellwald: «Ich bin sehr optimistisch, dass wir den eingeschlagenen Weg rasch weitergehen können.»

Gemeindepräsident: Wille und Motivation sind da

Nicht nur wegen der Urversammlung auf auswärtigem Boden in Wiler ist Blatten ein Sonderfall. Die ganze Schweiz schaut nun, wie es im hinteren Lötschental weitergeht. In Blatten ist man sich der Pionierrolle bewusst. Und will deshalb auch nachhaltig bauen. Matthias Bellwald sagt: «Wir können ein autarkes Dorf werden. Aus energetischer Sicht haben wir ein unglaubliches Potenzial.»

Noch steht man ganz am Anfang einer Vision. Aber sie ist schon da. Bellwald sagt: «Der Wille ist da, die Motivation ist da. Die Vorstellung ist da. Und vor allem ist das Herz da und schlägt für Blatten. Das wird uns die Zukunft ermöglichen.»

Auch dieses Bild an der Versammlung wird gezeigt: So hat es in Blatten vor wenigen Tagen ausgesehen.
Bild: Daniel Berchtold / Pomona Media

Der Informationsteil endete mit stehenden Ovationen. Es waren nur rund ein Dutzend Powerpoint-Slides, die Bellwald am Donnerstagabend in der vollen Turnhalle den Blattnerinnen und Blattnern vorführte. Und doch brachten Sie etwas, dass mit keinem Spendengeld der Welt zu kaufen ist: Hoffnung.