notifications
Bevölkerungsschutz

Sirenentest: Wie funktioniert der Alarm im Ernstfall? Wie muss man reagieren? Wie viele Anlagen gibt es?

Am Mittwoch, 7. Februar um 13.30 Uhr werden in der ganzen Schweiz die Sirenen getestet. Ab 14.15 Uhr wird in den gefährdeten Gebieten unterhalb von Stauanlagen der Wasseralarm ausgelöst.

Jeweils am ersten Mittwoch des Monats Februar findet in der Schweiz der jährliche Sirenentest statt. Dabei wird die Funktionsbereitschaft nicht nur der Sirenen des allgemeinen Alarms, sondern auch jener des Wasseralarms getestet.

Wie muss ich bei einem Alarm reagieren?

Wenn das Zeichen «Allgemeiner Alarm» ausserhalb des angekündigten Sirenentests ertönt, bedeutet dies, dass eine Gefährdung der Bevölkerung möglich ist. Mit einem regelmässig auf- und absteigenden Ton wird der Alarm ausgelöst. Das Zeichen dauert bei stationären Sirenen eine Minute und wird innerhalb von fünf Minuten wiederholt.

In diesem Fall ist die Bevölkerung aufgefordert, Radio zu hören, die Anweisungen der Behörden zu befolgen und die Nachbarn zu informieren. Weitere Hinweise und Verhaltensregeln finden sich auf www.alert.swiss und auf Teletext, Seite 680 .

So funktioniert der Wasseralarm

Der Wasseralarm kommt ausschliesslich in gefährdeten Gebieten unterhalb von Stauanlagen zur Anwendung. Er besteht aus zwölf tiefen Dauertönen von je zwanzig Sekunden Dauer in Abständen von je zehn Sekunden.

Ertönt der Wasseralarm, so muss die Bevölkerung das gefährdete Gebiet sofort verlassen, örtliche Merkblätter beachten und Anweisungen der Behörden befolgen.

Warnungen auch direkt via App

Die Alertswiss-App.
Bild: Bild: App-Store

Ergänzend zum Alarmierungs- und Informationssystem mittels Sirenen und Radio alarmieren und informieren die Behörden die Bevölkerung bei Ereignissen auch via Alertswiss. Die Bevölkerung ist daher aufgefordert, die neuen Alarmierungs- und Informationskanäle zu nutzen und insbesondere die Alertswiss-App auf ihren täglich genutzten Smartphones zu installieren.

Die Alertswiss-App gibt es kostenlos für Android- und für iOS-Systeme. Sie ist downloadbar im Google Play Store und im App Store von Apple.

Wie viele Sirenen sind im Einsatz?

Grundsätzlich soll die gesamte Bevölkerung alarmiert werden können. Mit den über 7000 stationären und 2200 mobilen Sirenen kann dieses hochgesteckte Ziel in bewohnten Gebieten nahezu erreicht werden. Stationäre Sirenen werden in zusammenhängend besiedelten Gebieten eingesetzt, mobile Sirenen bei Streusiedlungen.

In einem Aussenquartier von Emmen: Die Zivilschutzorganisation und die Feuerwehr testen die mobile Sirene auf dem Dach eines Fahrzeuges.
Bild: Bild: Pius Amrein (1. Februar 2017, Emmen)

Nicht direkt erreicht werden in bewohnten Gebieten Personen in besonders schallisolierten Gebäuden (Schallschutzfenster) und Personen mit besonders beeinträchtigtem Gehör. Ähnlich ist die Situation von Personen, die zwar die Sirenen hören, aber – etwa aus sprachlichen Gründen – die nötigen Informationen nicht verstehen. Wichtig ist darum die Information auch durch die Nachbarn.

Wer ist für die Sirenenanlagen verantwortlich?

Der Bund bezahlt die Sirenen und kümmert sich um den Unterhalt und die Betriebsbereitschaft der technischen Systeme (Polyalert), mit denen die Sirenen ferngesteuert und verwaltet werden. Die Kantone sind zuständig für die Alarmierungsplanung und für die technischen Systeme zur Warnung der Behörden.

Zusammen mit den Gemeinden sorgen sie für Einkauf, Installation und Unterhalt sowie für die ständige Betriebsbereitschaft der Sirenen. Die Stauanlagenbetreiber sorgen ebenfalls für den Unterhalt und die ständige Betriebsbereitschaft des Wasseralarmsystems.

Wie funktioniert die Auslösung des Alarms?

Sämtliche rund 5000 stationären Sirenen in der Schweiz sind an ein einheitliches Steuerungssystem angeschlossen und können so zentral in der Regel von der Kantonspolizei ausgelöst werden. Gemeinsam mit den Kantonen und weiteren Partnern hat das Bundesamt für Bevölkerungsschutz Babs in den Jahren 2009 bis 2015 unter dem Begriff Polyalert das System für die Sirenenfernsteuerung entwickelt und eingeführt.

5000 stationäre Sirenen, wie hier ein Exemplar aus St.Gallen, kommen im Ernstfall zum Einsatz.
Bild: Bild: Urs Bucher

Das System für die Alarmierung der Bevölkerung basiert auf Bundes- und Kantonsnetzen. Zudem bestehen alternative oder redundante Übertragungsvektoren via Radio UKW/RDS oder mit kommerziellen Mobiltelefon-Netzen. Diese Systeme und Netze garantieren, dass auch bei einem Ausfall von einzelnen Systemelementen die Alarmierung sichergestellt bleibt.

Wie warnt das Radio vor Gefahren?

Die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft SRG verbreitet Verhaltensanweisungen über das Radio. Mit dem Notdispositiv Icaro (Information Catastrophe Alarme Radio Organisation) stellt die SRG sicher, dass behördliche Meldungen in allen besonderen und ausserordentlichen Lagen rund um die Uhr sofort ausgestrahlt werden. An Icaro angeschlossen sind alle Einsatzzentralen der Kantonspolizeien.

Zahlreiche private Radiosender verfügen über Direktkontakte zu den Kantonspolizeien in ihrem Sendegebiet, sodass sie die Verhaltensanweisungen der Behörden auch weitergeben können.

Die Geschichte der Alarmierung in der Schweiz

Ab dem Jahr 1200 erfolgte die Warnung vor Gefahren über das Horn des sogenannten Nachtwächters. Dieser wurde erst im Verlaufe des 19. Jahrhunderts durch das Aufkommen der professionellen Polizei abgelöst. Im 14. Jahrhundert wurden Feuer- und Rauchsignale eingesetzt, um vor feindlichen Angriffen zu warnen und die Truppen zu mobilisieren. Zur Zeit des Zweiten Weltkrieges wurden Motorsirenen eingesetzt, bei denen durch schnelle Drehung ein immer höher werdender Ton erzeugt wurde.

Ab 1962 kamen pneumatische Sirenen zum Einsatz, ein System, welches von den Schiffshörnern abgeleitet wurde und mit Druckluft funktionierte. Die ersten elektronischen Systeme gab es ab 1983. Diese waren deutlich günstiger und brauchten weniger Platz und Strom. Heute wird die Bevölkerung neben den Sirenen auch über eine App informiert.

Seit 2019 wird die Alarmierung auch über die Alertswiss-App getestet.
Bild: Bild: Hanspeter Schiess