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Kommentar

Simonetta Sommaruga ist die Verantwortung in Person

Die SP-Bundesrätin hat am Mittwoch ihren Rücktritt per Ende Jahr bekannt gegeben. Der Kommentar.

Eine emotionale Sommaruga an der Medienkonferenz vom Mittwoch.
Bild: Keystone

Als Pianistin, die keine Note falsch spielen will: So wurde Simonetta Sommaruga gerne beschrieben – als Bundesrätin, die niemals die Kontrolle verlieren will. Nicht über ihre Geschäfte und schon gar nicht über sich selber. Trotz Lust an der Macht, war ihr die Freude am Amt seltener anzumerken als dessen Last. Sommaruga, die Bundesrätin – das war Mensch gewordenes Verantwortungsgefühl.

Doch am Ende haben sie die Emotionen doch noch fast übermannt: Als sie am Mittwoch über den Schlaganfall ihres Mannes redete, rang sie sichtlich um Fassung. Es war für ihre Verhältnisse ein emotionaler Auftritt.

Der Rücktritt komme abrupt, sagte sie, und «früher als vorgesehen». Womit sie verriet, dass der Abschied für sie selbst trotz allem nicht aus heiterem Himmel kommt. Sommaruga hatte ihn offensichtlich schon geplant, einfach nicht jetzt.

Damit überrascht sie auch die Parteistrategen im Bundeshaus. Nun sind im Dezember zwei Sitze neu zu besetzen. Ein Jahr vor den eidgenössischen ­Wahlen wird das Kartell der Bundesratsparteien dabei seine Pfründe voraussichtlich verteidigen: Weder die Grünen noch die Grünliberalen waren auf die Rücktritte vorbereitet und sind von realistischen Aussichten auf einen Bundesratssitz weiter entfernt denn je. Die SVP sowieso, aber auch die schwächelnde SP werden ihre beiden Sitze behalten. Das stellt sie in die Verantwortung, taugende Kandidierende zu stellen.