Birgit Günter
Für einmal ist alles anders. Normalerweise laufen die Wahlen für die Bezirksgerichte ohne Getöse ab, da - oft nach längerem Suchen - exakt so viele Kandidierende gefunden wurden, wie es Sitze zur Verfügung hat. Solche Stillen Wahlen gibt es aber in der laufenden Amtsperiode nur in den Bezirken Laufen, Sissach und Waldenburg.
So wird man Bezirksrichter
Wer Richterin oder Richter an einem Bezirksgericht werden will, muss nur gerade eine Voraussetzung erfüllen: Er oder sie muss hier stimmberechtigt sein. Eine spezielle Schulbildung oder juristische Fachkenntnisse sind «nice to have», aber keine Bedingung. Bei der Vorstellung ihrer Kandidierenden legen die Parteien gleichwohl grossen Wert auf das «ausgewiesene Fachwissen» sowie den «gesunden Menschenverstand» der Antretenden. Dementsprechend sind unter den Kandidierenden viele Juristinnen und Juristen zu finden - es sind aber auch Hausfrauen, Ergotherapeutinnen, Biologen und andere Berufe vertreten. Beim Alter gibt es ebenfalls keine Beschränkung, wie Rolf Gerber von der Landeskanzlei erklärt. Die einst gewünschte Altersgrenze von 70 Jahren ist in einer der letzten Landratssitzungen wieder abgelehnt worden. Gegen unten ist die Alterslimite selbstredend gegeben, da, wer stimmberechtigt ist, mindestens 18 Jahre alt sein muss. Speziell an den diesjährigen Wahlen ist, dass das untere Altersspektrum überhaupt erst zum Thema wird: Mit Dennis Schwaninger (GLP, Binningen) und Nicola Mohler (FDP, Biel-Benken) kandidieren gleich zwei erst 22-Jährige. «Dass schon so junge kandidieren, das ist neu», kommentiert Gerber. Offenbar würden nun auch die Jungen den Anspruch stellen, bei der dritten Gewalt mitreden zu können. (big)
In den Gerichtsbezirken Arlesheim, Gelterkinden und Liestal hingegen kommt es zur Kampfwahl. Besonders Arlesheim sticht hier hervor: Um die 18 Sitze buhlen gleich 27 Kandidierende (siehe Kasten rechts). Darunter befinden sich auch einige bekannte Persönlichkeiten wie etwa der frühere Birsfelder Gemeindepräsident Hugo Holm (SP), Barbara Umiker Krüger (FDP, Arlesheim) von der Sicherheitsdirektion oder Cécile Speitel (Grüne, Muttenz), die erste Gleichstellungsbeauftragte der Universität Basel.
Auch Jungspunde nehmen teil
Auffallend ist zudem: Die Kandidierenden werden immer jünger. Mit den beiden 22-Jährigen Nicola Mohler (FDP, Biel-Benken) und Dennis Schwaninger (GLP, Binningen) bewerben sich gleich zwei Jungspunde für das Richteramt, das traditionellerweise eher von Personen mittleren oder höheren Alters besetzt wurde. Beide geben zu, in ihrem Alter sicher über weniger Lebenserfahrung zu verfügen. Aber: «Das kann auch ein Vorteil sein. In unserem Alter hat man vielleicht noch eine offenere, unideologischere Sichtweise», sagt Schwaninger. Und: «Es ist bereits als Jugendlicher sinnvoll, Verantwortung zu übernehmen.»
Parteiengerangel auf unterster Stufe
Gefragt, warum es denn dieses Jahr diesen Ansturm auf die Sitze gibt, ringen alle Parteien um Worte. Zwischen den Zeilen wird deutlich, dass die Parteien vermehrt Präsenz zeigen möchten bei der dritten Gewalt - und zwar bereits auf deren unterster Stufe. «Die politische Gesinnung spielt bei einem Entscheid halt immer mit», analysiert Rolf Gerber von der Landeskanzlei. Darum würde versucht, auch in diesem Laiengremium möglichst viele Sitze zu besetzen.
Dabei knirscht es aber auch zwischen den Parteien. Die Bürgerlichen hätten viel mehr Kandidierende nominiert, als ihnen Sitze zustehen würden, «um eine faire Vertretung aller demokratischen Kräfte an den Bezirksgerichten zu verhindern», kritisiert Florence Brenzikofer, Vizepräsidentin der Grünen. Hier stellt sich aber die Frage, ob der Schuss nicht nach hinten losgeht, wenn sich die Kandidaten gegenseitig Stimmen wegnehmen. Der 29. November wird es zeigen.