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Sonntagspresse

Schwere Demütigungen und Missbrauch an Ballettschule, Schulschliessungen wegen Corona und Sackmesser in der Ukraine 

Erneut gibt es schwere Vorwürfe gegen die Ballettschule Theater Basel (BTB). Regelrecht gebrochen wurden die jungen Frauen dort. Unterdessen stehen wieder Schulschliessungen im Raum und in Russland sind Schweizer Produkte wie Sackmesser und Swatch-Uhren weiter im Umlauf - die News der Sonntagspresse. 

Die Vorwürfe der ehemaligen Schülerinnen und Schüler der Ballettschule Theater Basel (BTB) sind gravierend: Es ist von De­mütigungen die Rede, von anzüglichem Verhalten gewisser Lehrer. Die meisten Frauen hatten während ihrer Zeit an der BTB keine Menstruation, eine 1,69 Meter grosse Studentin wog noch 36 Kilo. «Man brach uns, und alle schauten zu», sagt eine der Abgängerinnen, Madison Devietti gegenüber der « NZZ am Sonntag» . Noch heute leiden viele unter Essstörungen, Panikattacken, manche nehmen Antidepressiva. Die meisten haben aufgehört, zu tanzen.

Der Missbrauch an den Ballettschulen hat System. (Symbolbild)
Bild: Keystone

Vor kurzem wurden ähnliche Missbräuche am Ballett Bern und an der Tanzakademie in Zürich publik. Basel und Zürich sind die einzigen Ausbildungsstätten für klassisches Ballett mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ). Der Missbrauch hat System.

Gemäss Recherchen der «NZZ am Sonntag» und des Basler Online-Mediums «Bajour» kam es in den vergangenen zehn Jahren zu mehr als einem Dutzend Gesprächen zwischen den Basler Behörden und der Leitung der Ballettschule. «Die heiklen Themen wurden angesprochen», darunter auch Fragen zu Gesundheit, Ernährung, psychischem Druck, sagt Ulrich Maier, Leiter Mittelschulen und Berufsausbildung Basel-Stadt. Die Schule gelobte Besserung, aber passiert sei nichts. «Die Probleme wurden weggelächelt.»

Im Unterschied zu anderen Sportverbänden existiert bei Danse Suisse bis heute keine anonyme Meldestelle für Missbrauch. Die Schulleiterin der BTB, Amanda Bennett, bestreitet im persönlichen Gespräch sämtliche Vorwürfe. Die BTB steckt in fi­nanziellen Schwierigkeiten. Der ­Kanton hat bereits einen Überbrückungskredit gesprochen. Im November wird im Grossen Rat über eine zusätzliche Finanzierung von 300 000 bis 500 000 Franken im Jahr abgestimmt..

Corona: Berner Schulen bereiten sich auf mögliche Schliessung vor

Im Kanton Bern wollen die Behörden unterdessen auf Nummer sicher gehen. Kürzlich forderte die Bildungs- und Kulturdirektion die Schulen auf, eine Schliessung in der ­letzten Woche vor Weihnachten «frühzeitig in die Planung mit einzubeziehen». So steht es in einem Schreiben, das an alle Schulen ging und der «NZZ am Sonntag» vorliegt. «Es ist möglich, dass das Virus wieder grassieren wird und diese Massnahme einmal mehr kurzfristig umgesetzt werden muss», heisst es weiter.

Werden die Schulen wegen Corona bald wieder geschlossen? (Archivbild)
Bild: Keystone

Das weckt Erinnerungen an den vergangenen Winter, als verschiedene Kantone – darunter auch Bern – die Schülerinnen und Schüler vor Weihnachten vorzeitig in die Ferien oder mindestens in den Fernunterricht schickten. Der Entscheid zur Schliessung erfolgte sehr kurzfristig und sorgte für Unruhe im Schulbetrieb. Dieses Jahr bereitet Bern darum die Schulen auf ein ähnliches Szenario vor. Eine Umfrage bei allen Kantonen zeigt: So explizit wie Bern werden die Schulen nirgends aufgefordert, eine Schliessung einzuplanen.

Victorinox, Swatch und Lindt: Schweizer Marken gefangen in Russland

Wegen des Kriegs gegen die Ukraine haben Tausende Firmen Russland verlassen. Auch viele aus der Schweiz. Recherchen der «NZZ am Sonntag» zeigen nun aber: Obwohl der Markt von den Unternehmen nicht mehr beliefert wird, sind viele ihrer Produkte dort immer noch erhältlich. So zum Beispiel Victorinox-Sackmesser. Diese werden unter anderem über eine täuschend echte, inoffizielle Victorinox-Webseite verkauft. «Diese steht unter Beobachtung, da sie gegen unsere markenrechtlichen Regelungen verstösst», schreibt Victorinox.

Noch immer im Umlauf in Russland: Swatch-Uhren aus der Schweiz.
Bild: Keystone

Auch Swatch-Group-Uhren, Logitech-Zubehör und Lindt-Schokolade werden in Russland weiterhin verkauft, obwohl diese Firmen dem Putin-Reich Rücken gekehrt haben. Teilweise handelt es sich um Restbestände, welche noch vorhanden sind. Aber nicht nur. «Wir können nicht ausschliessen, dass Graumarktprodukte im Umlauf sind, insbesondere auf Online-Plattformen», schreibt die Swatch Group auf Anfrage der «NZZ am Sonntag». In Russland hat sich ein intensiver Graumarkt für westliche Marken entwickelt. Der Staat fördert diesen mit legalen Parallelimporten.

Kampf gegen Wirtschaftssanktionen: Fünf Russen bitten den Bundesrat um Gnade

Als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine haben sich nicht nur Unternehmen aus Russland zurückgezogen: Im Einklang mit der EU hat die Schweiz auch mehr als 1000 Russinnen und Russen sanktioniert. Doch nicht alle, die auf der Sanktionsliste stehen, wollen dies akzeptieren. Einige bestreiten vehement, zu Wladimir Putins Machtzirkel zu gehören. Sie fordern deshalb, von der Sanktionsliste gestrichen zu werden. Um dies zu erreichen, können die Betroffenen beim Bund ein sogenanntes Delisting-Gesuch stellen. Das ist in mehreren Fällen auch geschehen, wie das zuständige Wirtschaftsdepartement (WBF) gegenüber SonntagsBlick bestätigt. «Es wurden fünf Gesuche eingereicht», sagt eine Sprecherin.

Theoretisch läuft das Verfahren so ab: Das WBF prüft die eingereichten Gesuche und stellt eine anfechtbare Verfügung aus – und am Ende entscheidet der Gesamtbundesrat über ein allfälliges Delisting. «Somit ist die Rechtsstaatlichkeit vollumfänglich gewahrt», betonen die Verantwortlichen.

Die sanktionierten Russen, die teilweise bereits im Frühling ein Delisting-Gesuch eingereicht haben, sehen es anders. Ihre Anwälte monieren, dass sie seit Monaten vergeblich auf einen Entscheid des WBF und des Bundesrates warten – und deshalb auch keine Möglichkeit haben, den Rechtsweg zu beschreiten, um gegen die Sanktionen vorzugehen. Das sei staatsrechtlich höchst fragwürdig, sagt Hans-Peter Portmann, FDP-Nationalrat und Vizepräsident der Aussenpolitischen Kommission. «Wer auf der Sanktionsliste landet, muss dafür eine nachvollziehbare Begründung erhalten – und die Möglichkeit haben, juristisch gegen die Sanktionierung vorzugehen.»