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Flugscham

Schweizer Klima-Kleber fliegt über Paris nach Mexiko – und rechtfertigt sich

Max Voegtli setzt sich in seinem beruflichen Alltag für das Klima ein. Der 30-Jährige ist Vollzeit-Aktivist bei Renovate Switzerland, das zuletzt immer wieder mit umstrittenen Protesten für Schlagzeilen sorgte. Er selber mochte auf einen Langstreckenflug aber nicht verzichten.

Auf Flugreisen verzichtet Voegtli trotz seiner aktiven Teilnahme an Protesten nicht vollständig. Am Donnerstag flog der Aktivist nach Paris und von dort aus nach Mexiko. Nun sieht er sich mit einem Shitstorm konfrontiert – die Ereignisse im Überblick.

Die Fotos am Flughafen

Als Max Voegtli am Donnerstag am Flughafen erschien, wurde der Aktivist von diversen Passantinnen und Passanten erkannt. Wohl mit ein Grund: Noch am Dienstag hatte Voegtli in der CH-Media-Sendung «Talk Täglich» über die Aktionen von Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten diskutiert.

Sowohl «Züri Today» als auch dem «Blick» wurden Bilder des 30-Jährigen zugestellt, die ihn am Flughafen in Zürich zeigen. Dabei wurde klar, dass der Aktivist nach Paris reisen würde – sehr zum Ärger der Leute, welche die Fotos geschossen hatten. «Als Klimakleber und Strassenblockierer geht das gar nicht, da gibts auch keine Ausreden. Ich bin empört», so ein Augenzeuge gegenüber «Züri Today».

Vor allem, weil Paris von Zürich aus auch mit einem Direktzug erreichbar ist, sorgte Voegtlis Flug für Unverständnis. So wurde der Aktivist auch in den sozialen Medien harsch kritisiert. «Heuchler», nennt ihn etwa ein User auf Twitter. «Wasser predigen aber Wein trinken. Prost.», kritisiert eine weitere.

Das sagt Renovate

Auf die Bilder angesprochen, stellte sich Renovate Switzerland hinter Voegtli. Man wisse nicht, wo er sich aufhalte, gab das Unternehmen gegenüber «Züri Today» zu Protokoll. Man sei auch nicht zuständig dafür, was die Leute von Renovate in ihrem Privatleben täten.

Für die Kritik und die folgenden Berichte in den Medien hat Sprecherin Cécile Bessire derweil kein Verständnis. So spricht sie von einer «medialen Hetzjagd gegen die Klimabewegung und die Menschen, die sich dafür einsetzen». Gegenüber dem «Blick» kritisierte sie zudem, es sei «unverschämt», dass man Voegtli am Flughafen fotografiert habe.

Max Voegtli am Flughafen und als Aktivist von Renovate Switzerland.
Bild: Bilder: ZueriToday/ Keystone

Man solle die Aufmerksamkeit stattdessen lieber auf andere Aspekte lenken: «Warum fragt man Personen, die sich fürs Klima einsetzen, sich zu rechtfertigen, und nicht Politiker und Politikerinnen, die die Öl-, Gas- und Kohle-Lobbys unterstützen?»

Das sagt Voegtli

Im Laufe des Nachmittags meldete sich dann der Aktivist selber zu Wort. Voegtli sagte gegenüber «Züri Today», er sei nach Mexiko geflogen, um zweieinhalb Monate lang in Mittelamerika zu reisen. «Mit dem ÖV», stellte er dabei klar.

Mit den Vorwürfen der wütenden Leserinnen und Leser konfrontiert, räumte Voegtli ein, es sei «nicht okay», zu fliegen. Gleichwohl stellte er klar, dass er bei diesem Entscheid als Privatperson gehandelt habe und ihm bewusst sei, was der CO2-Ausstoss bedeute. «Ich fliege darum normalerweise nicht», so Voegtli.

Weiter führte Voegtli aus, es gehe ihm nicht unbedingt darum, einzelne Personen zu kritisieren, welche sich dazu entscheiden, ein Flugzeug zu nehmen. Vielmehr solle man sich darüber ärgern, dass es keine alternative Infrastruktur gebe, um so eine Reise anzutreten.

«Wenn wir alle wütend sind, wenn jemand fliegt, sollten wir uns doch für eine solche einsetzen», so der Aktivist. Er selber kämpfe «fürs Klima, dafür, dass die Regierungen richtig handeln und die Medien sich auf die wichtigen Probleme fokussieren.» (watson.ch/Today)