Was haben die neue Sprecherin des Weissen Hauses Karoline Leavitt, Donald Trumps Tochter Tiffany und deren Schwägerin Lara gemeinsam? Klar, sie teilen dieselben politischen Ansichten und sind stolze Anhängerinnen des US-Präsidenten. Lässt man die Überzeugungen aber aussen vor, fällt eine weitere Gemeinsamkeit auf: Sie sehen sich verblüffend ähnlich. Und nicht nur sie, auch republikanische Abgeordnete wie Marjorie Taylor Greene, einige Fox-News-Moderatorinnen und normale Republikanerinnen wirken, als seien sie alle von derselben Person geschminkt worden.
Das ist auch der US-Komikerin Suzanne Lambert aufgefallen. Daraufhin machte sie sich auf Tiktok mit einer nicht ganz ernst gemeinten Anleitung für «Republican Make-up» über den Look lustig. Das Video und der Begriff gehen viral. Allein auf der Plattform wurde das Video millionenfach angeklickt und nachgeahmt. Tausende feiern die Genauigkeit der Anleitung, machen eigene Versionen des Videos. Bei Republikanerinnen stösst der Trend auf Kritik.
Lambert beschreibt die Ästhetik der republikanischen Frauen so: Sie tragen sehr viel Grundierung auf, ohne sie richtig zu verteilen. So werden die Fältchen am Hals, am Kinn und um die Augen deutlich sichtbar. Der Eyeliner wird laut Lambert stark rund um die Augen gezogen, «der Waschbäreffekt ist das Markenzeichen des Looks», erklärt die Komikerin in ihrem Video. Ausserdem werden die Augenbrauen dunkel bemalt, und der Lidschatten wird sehr dick aufgetragen.
Doch was ist dran, an der angeblichen Schmink-Routine der konservativen Amerikanerinnen? Tatsächlich können gewisse Gemeinsamkeiten bei prominenten Republikanerinnen ausgemacht werden. «Es ist verglichen mit den heutigen Standards ein sehr übertriebenes Make-up», sagt Lifestyle-Expertin und «People»-Journalistin Jossette Rivera aus Miami.
«Im Grunde ist es das Make-up meiner Tante aus den 1980er-Jahren», sagt Lifestyle-Expertin Rivera im Gespräch mit CH Media. Es handle sich dabei in vielerlei Hinsicht um das Gegenteil der meisten modernen Make-up-Trends, die darauf abzielen, möglichst natürlich zu wirken.
Eine Gratwanderung
Mit dem sarkastischen Tutorial hat Komikerin Suzanne Lambert einen Nerv getroffen. Der Trend hält sich seit rund drei Monaten hartnäckig auf Tiktok – eine Ewigkeit für die Plattform. «Interessant daran ist, dass hier die Kritik am Aussehen einer Frau von Demokraten ausgeht und an Republikanerinnen gerichtet ist», sagt Rivera. Das sei unüblich.
Wie Komikerin Lambert zum Lifestyle-Magazin «Glamour» sagt, war genau das die Idee dahinter: «Die Republikaner griffen uns ständig an und machten sich über unsere blauen Haare und unser Aussehen lustig. Uns war es aber nie erlaubt, zurückzuschlagen.» Das wolle sie ändern.
Das Aufkommen des Trends wirft für Lifestyle-Expertin Rivera aber auch eine Frage auf: «Sind wir schon so weit gespalten, dass nicht einmal mehr das Aussehen einer Person toleriert wird, wenn man es mit einer anderen politischen Einstellung in Verbindung setzt?»
Gerade die Kritik an der konservativen Einstellung der Frauen, die dem Trend zugrunde liegt, gehe spätestens beim dritten oder vierten Mal Teilen verloren. «Und dann ist es wirklich nur noch eine Kritik am Aussehen, was problematisch ist», so Rivera. Schliesslich sei die das Bewerten des Aussehens beispielsweise von Kamala Harris oder Michelle Obama durch Republikaner von Demokratinnen stets gerügt worden.
Make-up als politisches Statement ist nichts Neues
Make-up dazu zu nutzen, ein politisches Statement zu setzen, ist aber nichts Neues. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der rote Lippenstift ein Erkennungszeichen der Frauenbewegung. Während des Zweiten Weltkriegs wurde roter Lippenstift als Zeichen nationalen Zusammenhalts in den USA getragen.
Noch heute machen sich Republikaner wie auch Demokraten die Farbe zu eigen. Ein neuer Lippenstift, «MAGA Rot Nr. 47», verspricht die «Verkörperung des Patriotismus». Unter Demokraten hat sich gleichzeitig der rote Lippenstift als Form des Protests gegen die Trump-Regierung verbreitet. Immerhin bei der Lippenfarbe sind sich Demokratinnen und Republikanerinnen einig.