1300 Arbeitsplätze im Aargau will General Electric abbauen - das wurde diese Woche bekannt. Doch laut der «SonntagsZeitung» ist das nicht alles. Alstom habe nämlich bereits still und heimlich 570 Stellen abgebaut.
Alstom hat offenbar in den letzten eineinhalb Jahren die deutlich gestiegene Zahl natürlicher Abgänge ausgenützt. Zudem gab es freiwillige und unfreiwillige Frühpensionierungen.
Damit würden an den fünf Aargauer Standorten Baden, Birr, Dättwil, Turgi und Oberentfelden nicht nur 1300 Jobs, sondern 1870 verloren gehen.
Der US-Industrieriese wollte im Sommer 2014, also nur wenige Monate nach Publikwerden der geplanten Übernahme, er wolle das lukrative Servicegeschäft mit rund 1000 Mitarbeitern weiterführen, dagegen alle anderen Bereiche in der Schweiz aufgeben. Das hätte den Verlust von 5000 von damals 6500 Arbeitsplätzen bedeutet. Wobei 430 Mitarbeiter von Alstom zum italienischen Unternehmen Ansaldo gewechselt sind, das mit dem Gas- und Dampfturbinen-Geschäft zumindest bis 2018 dem Standort Baden treu bleiben will. Diesen Bereich konnte GE nicht übernehmen - die EU-Kommission stimmte dem nicht zu, weshalb Alstom ihn an Ansaldo verkaufte.
Aktuell beschäftigt GE 5500 ehemalige Alstom-Mitarbeiter. Abzüglich der Ansaldo-Jobs bleiben also 6030 Jobs. Davon machen die 1870 rund einen Drittel aus. Bisher war die Rede von jedem vierten Job, der wegfallen soll.
Der Aargauer Wirtschaftsdirektor Urs Hofmann bestätigt gegenüber der «SonntagsZeitung», dass «das Szenario einer kompletten Schliessung aller Aktivitäten im Aargau im Raum» gestanden sei. Verhindert wurde dies offenbar, weil Hofmann zusammen mit Bundesrat Johann Schneider-Ammann, dem Badener Stadtammann Geri Müller sowie dem ehemaligen Alstom-Verwaltungsratspräsidenten Joseph Deiss bei der Konzernspitze von GE vorstellig wurde.
Konkret habe das Quartett in mehreren Gesprächen GE überzeugt, nebst der Turbinenwartung auch die Produktion von Rotoren und Ersatzteilen nicht aus der Schweiz abzuziehen. Möglich wurde dies dank detaillierten betriebswirtschaftlichen Zahlen, die sie vorlegten und die aufzeigten, dass Ertragskraft, Produktivität und Ertragspotenzial der Aargauer Standorte grösser war als von den Amerikanern gedacht.
Die Schweiz habe ausserdem keine steuerlichen Zugeständnisse gemacht. Wobei diese laut Urs Hofmann auch nicht verlangt worden seien. (pz)