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Ukraine-Newsblog

Erdogan gibt noch kein grünes Licht für Nato-Norderweiterung ++ Selenski nimmt an G20-Gipfel teil

Alle Neuigkeiten und Reaktionen zum Ukraine-Krieg erfahren Sie in unserem Newsblog.

Russland signalisiert Dialogbereitschaft mit USA. Wie ernst gemeint dies ist, bleibt offen.

Bedingungen unter denen die Ukraine mit Russland über ein Kriegsende verhandelt, sind laut dem ukrainischen Präsidentenberater Mykhailo Podolyak klar: Russland muss alle Truppen aus der Ukraine abziehen und verhandelt wird nur mit einem Nachfolger von Präsident Putin .

18:38 Uhr

Dienstag, 8. November

Erdogan gibt noch kein grünes Licht für Nato-Norderweiterung

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will auch nach einem Gespräch mit dem neuen schwedischen Ministerpräsidenten Ulf Kristersson einer Nato-Norderweiterung noch nicht zustimmen. Erdogan sagte am Dienstag in Ankara, Schweden habe «positive Schritte» in die richtige Richtung gemacht. Es bedürfe aber weiterer Massnahmen, damit die Mitgliedschaft verwirklicht werden könne.

Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hatten Schweden und Finnland Mitte Mai die Aufnahme in die Nato beantragt. Nur die Türkei und Ungarn haben die Erweiterung noch nicht ratifiziert. Ankara begründet die Blockadehaltung unter anderem mit der angeblichen schwedischen und finnischen Unterstützung der syrischen Kurdenmiliz YPK, die die Türkei als Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und damit als «Terrororganisation» ansieht. (dpa)

Der schwedische Premierminister Ulf Kristersson (links) zu Besuch beim türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.
Bild: Keystone

17:18 Uhr

Dienstag, 8. November

Selenski nimmt an G20-Gipfel teil – vermutlich online

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski wird Angaben aus Kiew zufolge am G20-Gipfel in der kommenden Woche teilnehmen - vermutlich aber nicht persönlich nach Indonesien reisen. Höchstwahrscheinlich werde der 44-Jährige per Video zu der Veranstaltung zugeschaltet, wurde Präsidentensprecher Serhij Nykyforow am Dienstag im ukrainischen Fernsehen zitiert. In irgendeiner Form teilnehmen werde Selenski auf jeden Fall, betonte Nykyforow demnach.

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski.
Bild: Keystone

Das alljährliche Treffen der Gruppe der grossen Industrie- und Schwellenländer (G20) findet am 15. und 16. November auf der indonesischen Urlaubsinsel Bali statt. Dabei sind auch US-Präsident Joe Biden und Bundeskanzler Olaf Scholz. Die Ukraine gehört zwar nicht zu den G20-Staaten. Angesichts des bereits seit mehr als acht Monaten andauernden russischen Angriffskriegs gegen sein Land wurde Selenski aber dieses Mal eingeladen.

Weiterhin unklar ist unterdessen, ob der russische Präsident Wladimir Putin nach Südostasien reisen oder ebenfalls nur per Video teilnehmen wird. Anfang November noch hatte Selenski eine Teilnahme am Gipfel ausgeschlossen, sollte Putin in Bali sein. Aus dem Büro des indonesischen Präsidenten Joko Widodo hiess es am Dienstag, es bestehe eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Putin nicht kommen wird. (dpa)

17:11 Uhr

Dienstag, 8. November

Russlands Verteidigungsminister besucht Truppen in Ukraine

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat Angaben aus Moskau zufolge eigene Soldaten in der Ukraine besucht. Sein Ministerium veröffentlichte am Dienstag ein Video, das zeigt, wie Schoigu sich von dem neuen Kommandeur der russischen Truppen im Nachbarland, Sergej Surowikin, die militärische Lage erklären lässt. Zudem zeichnete der Politiker russische Soldaten mit Orden aus. Wo genau in der Ukraine Schoigu sich aufgehalten haben soll, wurde nicht bekanntgegeben.

Mehr als acht Monate nach Beginn des Angriffskriegs stehen die russischen Besatzer insbesondere in der südukrainischen Region Cherson zunehmend unter Druck. Surowikin hatte bereits Ende Oktober «schwierige Entscheidungen» angekündigt, was Beobachter damals als Indiz für einen geplanten Abzug deuteten. Auch am Dienstag berichteten sowohl die russische als auch die ukrainische Seite über andauernde heftige Kämpfe in Cherson. (dpa)

16:49 Uhr

Dienstag, 8. November

Baltische Innenminister für EU-weite Diskussion über Zivilschutz

Die Innenminister der baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen haben die EU-Kommission dazu aufgerufen, eine Diskussion über die Stärkung der zivilen Sicherheit einzuleiten. In einem gemeinsamen Schreiben regten die Ressortchefs der drei EU- und Nato-Mitgliedsstaaten eine Ministerkonferenz an, um die Vorbereitung auf Bedrohungen und Krisensituationen zu erörtern. Dies teilte das litauische Innenministerium in Vilnius am Dienstag mit.

In ihrem Brief verwiesen die Innenminister auf die Bedeutung einer angemessenen Vorbereitung auf potenzielle chemische, biologische, radiologische und nukleare Bedrohungen oder Unfälle. Deren Folgen könnten sich über die Grenzen einzelner Staaten hinaus ausbreiten und Auswirkungen für ganze Regionen oder sogar ganz Europa haben, argumentierten die drei baltischen Regierungsvertreter. Auch sollte das öffentliche Bewusstsein und Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung verbessert und gemeinsame Zivilschutzübungen diskutiert werden.

Begründet wurde der Vorstoss mit den geopolitischen Spannungen in der Region. «Der Krieg in der Ukraine, das unsichere Atomkraftwerk in Ostrowez, Explosionen an den Gaspipelines von Nord Stream - dies sind nur einige Beispiele für die Bedrohungen, denen die EU heute ausgesetzt ist. Unter solchen Umständen sind Solidarität, Einheit und gemeinsames Handeln der EU-Länder besonders wichtig», wurde Litauens Innenministerin Agne Bilotaite in der Mitteilung zitiert.

Estland, Lettland und Litauen grenzen an Russland und teils auch an dessen Verbündeten Belarus. (dpa)

14:27 Uhr

DIENSTAG, 8. NOVEMBER

Lawrow: Indien und Russland erwägen gemeinsame Waffenproduktion

Russland und Indien erwägen nach Angaben des russischen Aussenministers Sergej Lawrow die gemeinsame Produktion von modernen Rüstungsgütern. Er habe mit dem indischen Aussenminister Subrahmanyam Jaishankar über die Perspektiven der militär-technischen Zusammenarbeit gesprochen, sagte Lawrow am Dienstag nach Angaben der Staatsagentur Tass nach einem Treffen mit Jaishankar in Moskau. Um welche Rüstungsgüter es konkret gehen könnte, blieb offen. Es ist das fünfte Treffen der beiden Minister in diesem Jahr.

Mit Blick auf die Hilfe für die von Russland angegriffene Ukraine warf Lawrow westlichen Ländern vor, unter dem Vorwand der «ukrainischen Ereignisse» eine «dominante Rolle im Weltgeschehen» verfestigen und «die Demokratisierung der internationalen Beziehungen» verhindern zu wollen. Er schätze daher die Position der «indischen Freunde» zur Ukraine hoch ein, so Lawrow.

Der indische Aussenminister Subrahmanyam Jaishankar (links) mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow. 
Bild: Keystone

Indien positioniert sich beim russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine neutral, weil es enge Beziehungen zum Westen und zu Russland hat. Das Land trägt auch westliche Sanktionen nicht mit und wirbt für eine Konfliktlösung durch Dialog.

Zuletzt kaufte Indien mehr verhältnismässig günstiges Öl aus Russland. Auch bei seiner militärischen Ausrüstung und bei Ersatzteilen ist Neu Delhi stark auf Moskau angewiesen. Nach Worten Lawrows wollen Russland und Indien auch im Bereich der Atomenergie und der Raumfahrt enger zusammenarbeiten.

Indiens Aussenminister Jaishankar betonte, dass sein Land weiter Öl aus Russland kaufen wolle. «Als drittgrösster Öl- und Gaskonsument und Land mit nicht sehr hohen Einkommen müssen wir uns nach erschwinglichen Quellen umsehen, also ist die Indien-Russland-Beziehung zu unserem Vorteil.» (dpa)

12:53 Uhr

DIENSTAG, 8. NOVEMBER

UN-Botschafterin der USA für Gespräche in Kiew

Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Linda Thomas-Greenfield, ist zu Gesprächen in der ukrainischen Hauptstadt Kiew eingetroffen. Sie werde dort am Dienstag die Unterstützung der USA für die Ukraine bei der Verteidigung ihrer Freiheit und Souveränität angesichts der «brutalen und unprovozierten Invasion Russlands» bekräftigen, schrieb Sprecher Nate Evans auf Twitter. Nach ihrer Ankunft mit dem Zug besuchte die Diplomatin zunächst ein Getreidewerk, wie eine mitreisende Reporterin des Radiosenders NPR berichtete.

US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen: Linda Thomas-Greenfield.
Bild: Keystone

Erst vergangenen Freitag hatte der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, in der Ukraine Gespräche geführt. Die USA unterstützen das Land in seinem Abwehrkampf gegen Russland nicht nur mit Militärhilfe, sondern auch mit humanitärer Hilfe. Der Besuch von Thomas-Greenfield fällt auf den Tag der Zwischenwahlen in den USA. Ihr Ausgang könnte sich auch auf die US-Unterstützung für die Ukraine auswirken. ( dpa)

12:08 Uhr

DIENSTAG, 8. NOVEMBER

Moskau verbietet Militärzusammenarbeit mit 20 deutschen Unternehmen

Als Antwort auf westliche Sanktionen hat Russland die militärisch-technische Zusammenarbeit mit 74 ausländischen Unternehmen verboten. Die Liste umfasst Unternehmen aus verschiedenen «unfreundlichen Ländern», darunter auch 20 Firmen aus Deutschland, wie die Regierung am Dienstag in Moskau mitteilte. Dazu gehören zudem Unternehmen aus Bulgarien, Grossbritannien, Kanada, Tschechien, Estland, Litauen, die Slowakei, Montenegro, Polen und den USA.

Im Zuge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine haben zahlreiche Länder und auch die EU seit Februar weitreichende Sanktionen gegen Moskau verhängt. Russland antwortet regelmässig mit Gegenmassnahmen. Im Mai etwa hatte Moskau Geschäfte mit rund 30 Unternehmen verboten, bei denen es sich zumeist um ehemalige Tochtergesellschaften des russischen Energiekonzerns Gazprom handelt. ( dpa)

10:37 Uhr

DIENSTAG, 8. NOVEMBER

Russland zeigt sich offen für Dialog mit USA

Russland ist nach Angaben des Aussenministeriums weiterhin offen für einen Dialog mit den USA zum «gegenseitigen Vorteil». Man wolle «zielgerichtete Kontakte mit den Vereinigten Staaten zu notwendigen Fragen aufrechterhalten», sagte Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa am Dienstag im Staatsfernsehen. Russland sei zu jeglicher Art von Dialog zum beiderseitigen Nutzen und von beiderseitigem Interesse bereit.

Die Beziehungen zwischen den USA und Russland befinden sich wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine derzeit auf einem Tiefpunkt. Washington hatte Moskau zuletzt mehrfach auch mit dem Einsatz von Nuklearwaffen gewarnt.

Ein Bild aus vermeintlich besseren Tagen. Biden und Putin trafen sich im Sommer 2021 in Genf, also Monate vor dem russischen Angriff auf die Ukraine. Das Thema: Der Konflikt in der Ukraine.
Bild: KEYSTONE

In den USA stehen an diesem Dienstag die wichtigen Zwischenwahlen an, bei denen über die Mehrheitsverhältnisse in beiden Kongresskammern - dem Senat und dem Repräsentantenhaus - entschieden wird. Den Demokraten von Präsident Joe Biden droht der Verlust ihrer Mehrheit.

Die Republikaner haben nach Umfragen gute Chancen, die Mehrheit im Repräsentantenhaus zu übernehmen. Im Senat wird mit einem knappen Ausgang gerechnet. Ein Sieg der Republikaner könnte negative Folgen für die milliardenschwere Finanzhilfe der USA für die Ukraine haben. (dpa)

09:41 Uhr

DIENSTAG, 8. NOVEMBER

London: Russen bereiten sich auf Front-Durchbrüche der Ukrainer vor

Die russischen Besatzungstruppen in der Ukraine bereiten sich nach Einschätzung britischer Militärexperten auf Durchbrüche der Ukrainer entlang der Front vor. Dafür seien unter anderem rund um die besetzte südukrainische Hafenstadt Mariupol Verteidigungsanlagen errichtet worden, hiess es in dem täglichen Geheimdienst-Update zum Ukraine-Krieg des Verteidigungsministeriums in London am Dienstag.

«Russland verstärkt seine Linien in allen besetzten Gebieten», so die Mitteilung. Nach Ansicht der Briten soll damit wahrscheinlich raschen ukrainischen Vorstössen im Falle von Front-Durchbrüchen vorgebeugt werden. Mariupol komme als Teil einer Landbrücke zur besetzten Schwarzmeer-Halbinsel Krim besondere strategische Bedeutung zu.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die Regierung der russischen Darstellung entgegentreten und Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor. (dpa)

09:10 Uhr

Dienstag, 8. November

Selenski lobt internationale Militärhilfe

Angesichts der heftigen russischen Angriffe auf sein Land hat der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski die internationale Hilfsbereitschaft gelobt. «Die aktuelle Eskalation des russischen Raketen- und Drohnenterrors hat nur dazu geführt, dass die Welt (...) mit neuer Hilfe für die Ukraine antwortet», sagte Selenski in seiner Videoansprache in der Nacht zum Dienstag.

Selenski berichtete zudem von Erfolgen beim Zurückdrängen russischer Truppen in den besetzten Gebieten im Süden und im Osten der Ukraine. Insbesondere in der Region Donezk sterben seinen Aussagen zufolge täglich Hunderte Russen. Das Verteidigungsministerium in Moskau wiederum bestreitet solch hohe Verluste in den eigenen Reihen. Die Angaben beider Seiten lassen sich kaum unabhängig überprüfen. (dpa)

06:23 Uhr

Dienstag, 8. November

Podolyak: Ukraine zu Verhandlungen mit Putins Nachfolger bereit

Laut dem ukrainischen Präsidentenberater Mykhailo Podolyak hat sich die Ukraine nie geweigert mit Russland zu verhandeln. Es gebe allerdings klare Bedingungen: So müssten sämtliche russische Truppen aus der Ukraine abgezogen werden.

Dazu sei der jetzige russische Staatschef Wladimir Putin offensichtlich nicht bereit. Deshalb wolle man konstruktiv sein und spreche dann mit Putins Nachfolger , erklärte Podolyak auf Twitter:

Podolyaks Kommentare werden als Antwort auf einen Bericht der «Washington Post» angesehen, die am Wochenende meldete, dass die US-Regierung um Joe Biden, die ukrainische Führung hinter den Kulissen ermutige, Verhandlungsbereitschaft gegenüber dem russischen Aggressor zu signalisieren, wie die Nachrichtenagentur Reuters schreibt. (watson.ch/con)

06:02 Uhr

Dienstag, 8. November

Nordkorea bestreitet angebliche Munitionslieferungen an Russland

Nordkorea hat Angaben der US-Regierung bestritten, wonach der international weithin isolierte Staat heimlich Munition nach Russland liefert. Das Verteidigungsministerium in Pjöngjang warf den USA vor, «feindselige Versuche» zu unternehmen, um Nordkoreas Ruf zu schädigen. «Wir machen noch einmal deutlich, niemals «Waffenhandel» mit Russland gehabt zu haben», wurde ein Vizedirektor für Auslandsfragen des Ministeriums am Dienstag von den Staatsmedien zitiert. Es sei auch nicht geplant, das künftig zu tun.

Das Ministerium reagierte auf Äusserungen des Kommunikationsdirektors des Nationalen Sicherheitsrates in den USA, John Kirby. Er hatte diesen Monat kritisiert, dass Russland aus Nordkorea Artilleriegeschosse erhalte und diese für seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine einsetze. Die Lieferungen würden über andere Länder etwa im Nahen Osten getätigt, um sie zu verschleiern. Kirby hatte bereits im September davon gesprochen, dass Russland möglicherweise Millionen von Artilleriegeschossen und Raketen aus Nordkorea importiere. Auch damals hatte die Führung in Pjöngjang widersprochen.

Militärexperten vermuten, dass Russland angesichts von Lieferengpässen der heimischen Rüstungsindustrie auf Waffenimporte angewiesen sein könnte. Die Engpässe sind demnach auf die internationalen Sanktionen wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zurückzuführen. Nach der Invasion hatte Nordkorea seine politische Unterstützung für den Kurs Moskaus zugesichert. Der asiatische Staat ist wegen seines Atomwaffenprogramms selbst internationalen Sanktionen unterworfen und vom Welthandel praktisch ausgeschlossen. ( dpa)

22:40 Uhr

Montag, 7. November

Selenski: Moskaus «Raketenterror» stärkt Hilfsbereitschaft der Welt

Angesichts der heftigen russischen Angriffe auf sein Land hat der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski die Hilfsbereitschaft der internationalen Gemeinschaft gelobt. «Die aktuelle Eskalation des russischen Raketen- und Drohnenterrors hat nur dazu geführt, dass die Welt (...) mit neuer Hilfe für die Ukraine antwortet», sagte Selenski in seiner Videoansprache in der Nacht zum Dienstag. Einige Stunden zuvor hatte Verteidigungsminister Olexij Resnikow über den Erhalt neuer Flugabwehrsysteme aus US-amerikanischer und italienischer Produktion berichtet.

Zuletzt hatten russische Raketen- und Drohnenangriffe erhebliche Teile der ukrainischen Strom- und Wasserinfrastruktur zerstört. Mehrere Millionen Ukrainer haben seitdem jeden Tag nur stundenweise Strom. Vor diesem Hintergrund lieferte auch Deutschland im Oktober das Luftabwehrsystem Iris-T.

Selenski berichtete zudem von Erfolgen beim Zurückdrängen russischer Truppen in den besetzten Gebieten im Süden und im Osten der Ukraine. Insbesondere in der Region Donezk sterben seinen Aussagen zufolge täglich Hunderte Russen. Das Verteidigungsministerium in Moskau wiederum bestreitet solch hohe Verluste in den eigenen Reihen. (dpa)

19:18 Uhr

Montag, 7. November

Zentraleuropäische Staaten sichern Ukraine Unterstützung zu

Die 17 Staaten der Zentraleuropäischen Initiative (CEI) haben angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ihre Unterstützung für Kiew bekräftigt. Die Organisation engagiere sich stark, um die Ukraine zu unterstützen, betonte Generalsekretär Roberto Antonione am Montag bei einem Aussenministertreffen in Bojana bei Sofia, wie die bulgarische Nachrichtenagentur BTA berichtete. Die Koordination der Bemühungen für die Ukraine, Solidarität und Geschlossenheit seien die Antworten auf die drängenden Probleme, hiess es in einer Abschlusserklärung des Treffens.

Die Republik Moldau übernahm von EU-Mitglied Bulgarien den Vorsitz der Initiative. Der Organisation gehören 17 Staaten in Mittel-, Ost- und Südosteuropa an. (dpa)

19:04 Uhr

Montag, 7. November

Ukraine-Krieg: Kiew erhält weitere westliche Flugabwehrsysteme

Zum besseren Schutz gegen russische Raketen und Drohnen hat die Ukraine aus dem Westen weitere Flugabwehrsysteme erhalten. «Schaut, wer hier ist!», schrieb Verteidigungsminister Olexij Resnikow am Montag im Kurznachrichtendienst Twitter. Dazu waren Bilder zu sehen, die bodengestützte Luftverteidigungssysteme des Typs Nasams und Aspide aus US-amerikanischer und italienischer Produktion zeigen sollten. «Wir werden damit weiterhin gegnerische Ziele abschiessen, die uns angreifen», betonte Resnikow. Der Minister dankte Norwegen, Spanien und den USA für die Lieferung.

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine dauert bereits seit Ende Februar. Deutschland hatte im Oktober das Luftabwehrsystem Iris-T geliefert. Zuletzt hatten russische Raketen- und Drohnenangriffe erhebliche Teile der ukrainischen Strom- und Wasserinfrastruktur zerstört. Mehrere Millionen Ukrainer haben seitdem jeden Tag nur stundenweise Strom. (dpa)

12:15 Uhr

MONTAG, 7. NOVEMBER

Russische Einheit soll in vier Tagen 300 Soldaten verloren haben

Eine Einheit russischer Marineinfanteristen soll innert vier Tagen 300 Mann bei Kämpfen im Gebiet Donezk verloren haben. Das geht aus einem Beschwerdebrief von Angehörigen der 155. Marineinfanterie-Brigade der russischen Pazifikflotte hervor, über den das unabhängige Portal «The Insider» berichtete. Der Telegram-Kanal «Grey Zone», der Verbindungen zu der Söldnertruppe Wagner haben soll, veröffentlichte das an den Gouverneur des Gebiets Primorje, Oleg Koschemjako, gerichtete Schreiben. Die Soldaten seien tot, verwundet oder würden vermisst, hiess es.

Koschemjako räumte am Montag zwar schwere Kämpfe und Verluste in der 155. Brigade ein. Diese seien aber «bei weitem nicht so hoch» wie in dem Brief der Soldaten vom Sonntag angegeben, sagte er in einer auf seinem offiziellen Telegram-Kanal veröffentlichten Videobotschaft. Das hätten die Kommandeure an der Front ihm versichert. Die Militärstaatsanwaltschaft sei eingeschaltet worden, um in der Sache zu ermitteln.

Wieder einmal hätten ihre Kommandeure die Einheit «in eine unverständliche Offensive» geworfen, nur damit die Befehlshaber Prämien erhielten oder zum «Helden Russlands» ernannt würden, hiess es in dem Schreiben der Soldaten an den Gouverneur der fernöstlichen Region Primorje. Infolge der «sorgfältig» geplanten Offensive der «grossen Feldherren» bei dem Ort Pawliwka im Gebiet Donezk habe die Einheit rund 300 Mann sowie die Hälfte ihrer Technik verloren. «Und das ist nur unsere Brigade.»

Die Soldaten forderten die Entsendung einer unabhängigen Kommission - «nicht aus dem Verteidigungsministerium» -, um die Kommandeure ihrer Einheit zur Rechenschaft zu ziehen. Die Befehlshaber verheimlichten die tatsächlichen Verluste. Sie scherten sich um nichts. «Sie nennen Menschen Fleisch.» (dpa)

10:20 Uhr

Montag, 7. November

Ukrainer und Russen melden Zerstörungen nach Beschuss

Ukrainer und Russen haben sich nach neuem gegenseitigen Beschuss Zerstörung von ziviler Infrastruktur vorgeworfen. Am Montagmorgen hätten russische Truppen ein Dorf im Gebiet Saporischschja beschossen, sagte der Vizechef des Präsidialamtes, Kyrylo Tymoschenko. 16 Objekte ziviler Infrastruktur seien dabei zerstört worden. Ein Mensch sei gestorben. Im Gebiet Sumy hätten die «russischen Terroristen» Grenzregionen beschossen. Dabei seien ein Mensch getötet und ein weiterer verletzt worden.

Ein zerstörtes Wohngebäude im Norden der Region Cherson. 
Bild: Keystone

Auch die Behörden in den von Russland besetzten Gebieten klagten über Beschuss von ukrainischer Seite. In der von russischen Truppen kontrollierten Grossstadt Donezk wurde nach Angaben der Behörden die Zentrale der Eisenbahnverwaltung getroffen. In dem schwer beschädigten Gebäude brach ein Brand aus, wie auf von der Stadtverwaltung veröffentlichten Fotos zu sehen war. Es gab keine Informationen zu Verletzten.

Angespannt war die Lage weiter in Cherson. Dort würden die ukrainischen Streitkräfte ihre Truppen konzentrieren, sagte der von Russland eingesetzte Vize-Verwaltungschef Kirill Stremoussow. Die Evakuierung der Region gehe weiter. Vor allem Menschen, die nicht selbst gehen könnten, sollten in Sicherheit gebracht werden. Teils gebe es Stromausfälle. An der Front sei die Lage unverändert, sagte Stremoussow. Die Ukraine hatte immer wieder angekündigt, Stadt und Gebiet Cherson zu befreien. (dpa)

09:45 Uhr

Montag, 7. November

London: Russland kann Verluste von Flugzeugen nicht ausgleichen

Russland kann nach Einschätzung britischer Geheimdienst-Experten die Verluste an Flugzeugen beim Angriffskrieg in der Ukraine nicht wettmachen. «Die russischen Flugzeug-Verluste übersteigen wohl ihre Fähigkeit neue Flugwerke herzustellen erheblich», hiess es im täglichen Update des britischen Verteidigungsministeriums zum Ukraine-Krieg am Montag.

Auch die lange Zeit, die zur Ausbildung kompetenter Piloten notwendig sei, reduziere die Fähigkeit Moskaus, seine Luftwaffen-Kapazitäten zu regenerieren. Ukrainischen Angaben zufolge hätten die russischen Streitkräfte seit Beginn der Invasion bereits 278 Flugzeuge verloren - doppelt so viele wie in Afghanistan, so die Briten.

«Wir können diese Zahlen nicht verifizieren, aber das anhaltende Fehlen russischer Lufthoheit wird wahrscheinlich verstärkt durch schlechtes Training, den Verlust erfahrener Crews und erhöhte Risiken durch enge Luftunterstützung in mit engmaschiger Luftabwehr ausgestatteten Zonen», hiess es in der Mitteilung weiter. Das werde sich wohl in den kommenden Monaten nicht ändern.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die Regierung der russischen Darstellung entgegentreten und Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine Desinformationskampagne vor. (dpa)

07:15 Uhr

Montag, 7. November

Ukrainer verärgert über Schweizer Neutralität

Claude Wild, der Schweizer Botschafter in der Ukraine, sieht die Schweiz teilweise Verärgerung und Kritik ausgesetzt. Der Grund: Die Ukrainer verstehen die Schweizer Neutralität nicht.

Der Bundesrat hielt vergangene Woche erneut daran fest, dass Deutschland keine in der Schweiz hergestellte Munition in die Ukraine weiter geben darf . Er begründete dies mit dem «neutralitätsrechtlichen Gleichbehandlungsgebots». Genau diese Neutralität wird in der Ukraine nicht überall verstanden. «Es ist normal, dass die Ukrainer die Neutralität nicht so verstehen, wie wir sie verstehen», sagte Claude Wild in einem am Montag erschienenen Interview mit den Westschweizer Zeitungen «Le Nouvelliste» und «Arcinfo» .

Claude Wild, Schweizer Botschafter in der Ukraine
Bild: Samuel Schumacher

Der Schweizer Botschafter in der Ukraine betonte, dass die Schweiz das Neutralitätsrecht anwendet. Dieses verbiete ihr, Waffen an Kriegsparteien zu liefern, «selbst wenn diese Opfer einer militärischen Aggression sind». Dies müsse man den Ukrainern ständig erklären, «deren Priorität nicht darin besteht, die historischen Kognitionen der Schweiz zu diskutieren».

Manchmal gebe es auch Verärgerung. «Hier werden wir von Bloggern scharf kritisiert.» Die beste Antwort darauf sei, was die Schweiz vor Ort für die Menschen tue. «Je effizienter unsere humanitäre Hilfe ist, desto besser werden wir verstanden», sagte Wild. «Wir gehören zu den Ländern, die den Ukrainern helfen, und sie wissen das.» (abi)

06:00 Uhr

Montag, 7. November

Ukraine: Russische Seite «verschleiert» Folgen von Angriff

Schwere Kämpfe haben auch am Sonntag die Region um die südukrainische Stadt Cherson erschüttert. Nach Darstellung des Generalstabs der ukrainischen Streitkräfte wurde in der Ortschaft Kachowka ein Gebäude zerstört, in dem sich rund 200 russische Soldaten aufhielten. Die Folgen dieses Angriffs würden von russischer Seite «sorgfältig verschleiert», hiess es. Bei Radensk sei eine Kolonne gepanzerter russischer Fahrzeuge zerstört worden. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig prüfen.

Entlang des Flusses Dnipro begannen die russischen Besatzer nach Darstellung des ukrainischen Militärs, die Boote der dortigen Zivilbevölkerung zu zerstören. Zudem beschlagnahme das russische Militär Motoren und Geräte aus den Booten. Damit verstosse das russische Militär eklatant gegen Gesetze und die Regeln der Kriegsführung mit Blick auf die Zivilbevölkerung, hiess es.

Die russischen Besatzungstruppen versuchen schon seit Tagen, die Zivilbevölkerung von Cherson zum Verlassen der Region zu bewegen. Die ukrainischen Streitkräfte wollen das Gebiet, das seit März unter russischer Kontrolle steht, möglichst bald zurückerobern.

Weitere Stromabschaltungen in Kiew

Für den Montag wurden erneut massive Stromabschaltungen in Kiew abgekündigt. Es werde schlimmer als ursprünglich befürchtet, schrieb der Generaldirektor des staatlichen Versorgers Ukrenergo, Sergy Kowalenko, auf Facebook. Dies sei auf «höhere Gewalt» zurückzuführen.

Laut humanitärem Völkerrecht müssen eigentlich «alle möglichen Massnahmen» unternommen werden, um das Leben von Zivilisten sowie grundlegende Infrastruktur wie Kraftwerke oder Wasserversorgung zu schützen. (dpa)

22:14 Uhr

Sonntag, 6. November

Selenski: Iranische Hilfe verlängert den Krieg

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat massive Kritik an iranischen Waffenlieferungen für Russland geübt. «Der Iran unterstützt das terroristische Regime Russlands und hilft, den Krieg zu verlängern und daher auch die Bedrohungen für die Welt zu verlängern, die durch den russischen Angriffskrieg entstanden sind» , sagte er am Sonntagabend in seiner täglichen Videoansprache. Ohne die Unterstützung Teherans für Moskau «wären wir schon näher an einem Frieden», sagte Selenski.

Ohne die Einmischung Teherans wäre auch eine Lösung für die weltweite Nahrungsmittelkrise oder die Energiekrise greifbarer, argumentierte er weiter. «Wer auch immer Russland hilft, diesen Krieg zu verlängern, muss auch die Verantwortung für die Konsequenzen dieses Kriegs übernehmen.» Teheran hat erst am Samstag eingestanden, Drohnen an Russland geliefert zu haben - sprach aber nur von einigen wenigen Exemplaren. Selenski bezichtigte Teheran daraufhin der Lüge.

Im Laufe des Tags seien von russischer Seite erneut iranische Angriffsdrohnen eingesetzt worden. «Es gab Abschüsse, aber leider auch Treffer», sagte Selenski. Es sei erkennbar, dass der «terroristische Staat», wie er Russland nannte, Kräfte und Mittel für neue Massenangriffe auf die Infrastruktur der Ukraine bündle. Knapp 4,5 Millionen Ukrainer litten bereits unter Stromausfällen. «Wir bereiten uns darauf vor, zu antworten», sagte Selenski.

Der russische Präsident Wladimir Putin lässt immer wieder gezielt Infrastruktur in der Ukraine bombardieren, auch in der Hauptstadt Kiew. Ganze Stadtteile haben stundenweise kein Licht. (dpa)

18:44 Uhr

Sonntag, 6. November

Selenski und von der Leyen erörtern neue Milliarden-Hilfen für Kiew

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski über Pläne für ein neues Hilfspaket für die Ukraine in Höhe von bis zu 18 Milliarden Euro informiert. Sie wolle das Paket, das in monatliche Tranchen von jeweils 1,5 Milliarden Euro gegliedert sein soll, noch in der kommenden Woche in Brüssel vorlegen, erklärte die EU-Kommission zu dem Telefonat. Mit den vorteilhaften Krediten solle ein «erheblicher Beitrag» zum Finanzbedarf Kiews für 2023 geleistet werden. Die Mittel würden die Ukraine zudem unterstützen, für den Weg in Richtung einer EU-Mitgliedschaft weitere Reformen umzusetzen, hiess es.

Selenski erklärte über Twitter lediglich, er habe mit von der Leyen über finanzielle Unterstützung für das laufende und das kommende Jahr gesprochen. Weiteres Thema sei die Bedeutung der Getreidelieferungen aus der Ukraine über das Schwarze Meer zur Unterstützung der weltweiten Nahrungssicherheit gewesen.

Das von den Vereinten Nationen und der Türkei vermittelte Getreideabkommen wurde im Juli abgeschlossen. Darin erklärte sich Russland bereit, die Blockade ukrainischer Seehäfen für den Getreideexport zu beenden. Im Gegenzug forderte es Erleichterungen für die eigene Ausfuhr von Dünge- und Lebensmitteln. Das Abkommen gilt vorerst bis zum 19. November. Russland und die Ukraine sind beide grosse Getreideexporteure. (dpa)

15:31 Uhr

Sonntag, 6. November

Russen melden Beschuss eines Staudamms durch Ukraine

Die ukrainischen Streitkräfte haben nach Angaben der russischen Besatzungsmacht die Staumauer des Dnipro-Staudamms von Nowa Kachowka mit Mehrfachraketenwerfern beschossen. Es habe aber nur eins von sechs Geschossen die Mauer getroffen und wenig Schaden angerichtet, sagte Ruslan Agajew von der russischen Stadtverwaltung der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge. «Die Staumauer ist heil», sagte er am Sonntag. Die Angaben waren nicht unabhängig überprüfbar.

Auf der Staumauer läuft einer von zwei Übergängen über den Dnipro im Gebiet Cherson. Die ukrainische Artillerie hat diese Strasse schon früher unter Feuer genommen, um Bewegungen russischer Truppen zu verhindern. Ihrerseits befürchtet die Ukraine, dass russische Kräfte den Staudamm sprengen könnten, um die Ufer am Unterlauf des Dnipro zu überfluten.

In dem Gebiet gibt es heftige Kämpfe. Die russische Armee erwartet, dass die Ukrainer ihr die besetzte Gebietshauptstadt Cherson wieder entreissen wollen. Nach Angaben der Besatzungsverwaltung wurden knapp 1000 Zivilisten aus Nowa Kachowka auf die von Russland annektierte Halbinsel Krim und von dort aufs russische Festland gebracht. (dpa)

10:42 Uhr

Sonntag, 6. November

Ukrainer melden Beschuss im Süden

Mehrere Städte im Süden der Ukraine sind nach örtlichen Behördenangaben in der Nacht auf Sonntag von russischen Truppen mit Artillerie und Raketen beschossen worden. In Saporischschja sei ein Gebäude der zivilen Infrastruktur zerstört worden, teilte ein Mitarbeiter des Stadtrates ohne nähere Details mit. Ein Mensch sei getötet worden. Auch benachbarte Gebäude seien beschädigt worden.

Im Gebiet Dnipropetrowsk schlugen demnach Geschosse aus Rohrartillerie und Mehrfachraketenwerfern in der Stadt Nikopol sowie den Orten Myrowe und Marhanez ein. In Myrowe sei ein neunjähriges Mädchen verletzt worden, schrieb der Vorsitzende des Gebietsparlaments, Mykola Lukaschuk, auf Telegram. Die getroffenen Orte liegen auf dem nördlichen Ufer des Flusses Dnipro. Russische Truppen haben das Südufer besetzt und können von dort unter anderem aus dem Schutz des Kernkraftwerks Saporischschja heraus schiessen. (dpa)

09:53 Uhr

Sonntag, 6. November

«Schlimmstmöglichstes Szenario»: Klitschko schliesst Blackout in Kiew nicht aus

Der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko schliesst wegen der Schäden am Energiesystem einen Zusammenbruch der Strom-, Wärme- und Wasserversorgung in der ukrainischen Hauptstadt nicht aus. Die Bürgerinnen und Bürger sollten Vorräte für einen solchen Fall anlegen und auch überlegen, zeitweise ausserhalb der Stadt unterzukommen. Das sagte Klitschko am Samstagabend im ukrainischen Fernsehen.

Dies sei das schlimmstmögliche Szenario. «Wir tun alles, damit es nicht so weit kommt», sagte er. «Aber wir wollen offen sein: Unsere Feinde tun alles dafür, damit diese Stadt ohne Heizung, ohne Strom, ohne Wasserversorgung dasteht - allgemein: dass wir alle sterben.»

Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew.
Bild: AP

In Kiew lebten derzeit etwa drei Millionen Menschen, darunter 350 000 Binnenflüchtlinge aus anderen Teilen der Ukraine, sagte Klitschko. Bei einem Zusammenbruch des Fernwärmesystems bereite sich die Stadt darauf vor, 1000 Wärmestuben einzurichten. Der Ex-Boxweltmeister warf dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vor, die Ukrainer als Volk vernichten zu wollen. «Putin braucht uns Ukrainer nicht. Er braucht das Gebiet, braucht eine Ukraine ohne uns.»

Bei den russischen Raketenangriffen auf die Energieversorgung der Ukraine sind auch die Anlagen in Kiew beschädigt worden. Die Stadt versucht, das Netz durch gestaffelte Stromabschaltungen zu stabilisieren. Ganze Stadtteile haben stundenweise kein Licht.

07:01 Uhr

Sonntag, 6. November

Scholz fordert von Russland klares Nein zu Atomschlag

Bundeskanzler Olaf Scholz hat Russland aufgefordert, den Einsatz von Atomwaffen im Angriffskrieg gegen die Ukraine eindeutig auszuschliessen. «Es ist nicht erlaubt, es ist unvertretbar, in diesem Konflikt Nuklearwaffen einzusetzen», sagte Scholz am Samstag beim SPD-Debattenkonvent in Berlin.

«Wir fordern Russland auf, dass es klar erklärt, dass es das nicht tun wird. Das wäre eine Grenze, die nicht überschritten werden darf.»

Am Freitag hatte Scholz bei seinem Peking-Besuch gemeinsam mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping vor einer nuklearen Eskalation gewarnt. Scholz nannte nukleare Drohgebärden Russlands «unverantwortlich und brandgefährlich». Xi sagte: «Der Einsatz von nuklearen Waffen oder die Drohung damit muss abgelehnt werden.» ( dpa )

21:26 Uhr

Samstag, 5. November

Cherson: Schwere Kämpfe zwischen Russen und Ukrainer gehen weiter

Rund um die südukrainische Stadt Cherson haben sich ukrainische Truppen und russische Besatzer am Samstag schwere Kämpfe geliefert. Nach russischer Darstellung gerieten verschiedene Frontabschnitte in der Region unter schwersten Artilleriebeschuss. An einigen Stellen seien grössere Truppenverlegungen und Bewegungen ukrainischer Panzerverbände registriert worden. «Offenbar bereiten die ukrainischen Truppen einen neuen Angriff vor», spekulierte der von Russland eingesetzte Vize-Verwaltungschef der besetzten Region, Kirill Stremoussow.

Auch das ukrainische Militär hatte zuvor von schweren Kämpfen und Artillerieduellen in der Umgebung von Cherson berichtet. Die ukrainische Führung will die Region im Süden des Landes nach ersten Erfolgen noch komplett befreien. (dpa)

20:53 Uhr

Samstag, 5. November

Kühlsysteme des AKW Saporischschja wieder an Stromnetz angeschlossen

Die externe Stromversorgung des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja ist nach zwei Tagen Unterbrechung wieder hergestellt worden. Wie die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien am Samstagabend berichtete, wurden zwei Leitungen repariert. Das von Russland besetzte AKW ist zwar derzeit nicht im Betrieb, doch die Anlage braucht weiterhin Elektrizität, um Kernmaterial zu kühlen und einen Atomunfall zu verhindern.

Die zwei Leitungen waren nach einem Beschuss auf ukrainisch kontrolliertem Gebiet in rund 60 Kilometer Entfernung von dem AKW beschädigt worden. Die Stromversorgung des grössten europäischen Atomkraftwerks wurde bis zur Reparatur mit Notgeneratoren sichergestellt, die über genug Treibstoff für rund 15 Tage verfügen. In den vergangenen Wochen war es bereits mehrfach zu Ausfällen der externen Leitungen gekommen.

Die (IAEA) bemüht sich seit Monaten, eine Schutzzone ohne Kämpfe um das Werk einzurichten und so das Risiko eines Atomunfalls zu reduzieren. «Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Wir müssen handeln, bevor es zu spät ist», sagte IAEA-Chef Rafael Grossi am Samstag. (dpa)

17:05 Uhr

Samstag, 5. November

Scholz fordert von Russland den Ausschluss von Atomwaffen

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz hat Russland aufgefordert, den Einsatz von Atomwaffen im Angriffskrieg gegen die Ukraine auszuschliessen. «Es ist nicht erlaubt, es ist unvertretbar, in diesem Konflikt Nuklearwaffen einzusetzen» , sagte Scholz am Samstag beim SPD-Debattenkonvent in Berlin. «Wir fordern Russland auf, dass es klar erklärt, dass es das nicht tun wird. Das wäre eine Grenze, die nicht überschritten werden darf.»

Am Freitag hatte Scholz bei seinem Peking-Besuch gemeinsam mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping vor einer nuklearen Eskalation gewarnt. Scholz nannte nukleare Drohgebärden «unverantwortlich und brandgefährlich». Xi sagte: «Der Einsatz von nuklearen Waffen oder die Drohung damit muss abgelehnt werden.» Die internationale Gemeinschaft solle sich dafür einsetzen, «dass Atomwaffen nicht eingesetzt werden können und nukleare Kriege nicht gekämpft werden dürfen». (dpa)

15:20 Uhr

Samstag, 5. November

Selenski: Sehe keine Bereitschaft der Russen für Verhandlungen

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski sieht keine Bereitschaft bei Moskau zu Verhandlungen über ein mögliches Ende des Angriffskrieges gegen sein Land. Russland schicke Zehn- oder Hunderttausende Menschen für den Kampf; wer verhandeln wolle, lasse die Menschen aber nicht im «Fleischwolf» sterben, sagte Selenski am Freitagabend in seiner aus Kiew verbreiteten täglichen Videobotschaft.

Wolodimir Selenski.
Bild: EPA

«Wir sind jetzt bereit für einen Frieden, einen fairen und gerechten Frieden. Die Formel dafür haben wir viele Male erklärt», sagte Selenski. Vor allem müsse Russland die Grenzen der Ukraine und ihre territoriale Unversehrtheit nach UN-Recht respektieren.

Selenski hatte als Voraussetzung für Friedensverhandlungen immer wieder einen vollständigen Abzug der russischen Truppen von ukrainischem Staatsgebiet gefordert. Zudem sagte er nun, dass Russland die Verantwortung für den Terror gegen die Ukraine übernehmen müsse. Das Land müsse Kriegsverbrecher bestrafen und die Schäden ersetzen, forderte er. (dpa)

14:35 Uhr

Samstag, 5. November

Artilleriegefechte im Süden und Osten der Ukraine

Bei neuen Kämpfen im Osten und Süden der Ukraine haben die Truppen Moskaus und Kiews sich am Samstag mit schwerer Artillerie beschossen. Das geht aus den Militärangaben der ukrainischen und russischen Seite hervor. Die ukrainischen Kämpfer hätten in den Gebieten Luhansk und Donezk russische Stellungen vernichtet, hiess es in Kiew.

In Moskau teilte das russische Verteidigungsministerium mit, dass «ukrainische Angriffe» in den Gebieten Donezk, Luhansk und Cherson zurückgeschlagen worden seien. Die Ukraine hatte immer wieder angekündigt, sich die von russischen Truppen besetzten Gebiete zurückzuholen.

Die Rede war einmal mehr auch von Hunderten Toten je Seite in den nicht unabhängig überprüfbaren Militärberichten. Im Gebiet Cherson meldeten die Behörden den schwersten Artilleriebeschuss seit Tagen. Die ukrainische Führung will die Region im Süden des Landes nach ersten Erfolgen noch komplett befreien. (dpa)

13:45 Uhr

Samstag, 5. November

Putin will Mobilmachung verdeckt fortsetzen

Unabhängige Experten halten eine verdeckte Fortführung der Mobilmachung für Russlands Krieg in der Ukraine für wahrscheinlich. Jüngst von Präsident Wladimir Putin unterzeichnete Dekrete deuteten darauf hin, dass die Teilmobilmachung entgegen russischer Behauptungen keine ausreichende Truppenstärke erzielt habe, hiess es in einem Bericht der Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) mit Sitz in Washington am Freitag (Ortszeit).

Dafür spreche auch, dass Putin bislang kein Dekret unterzeichnet hat, das die Ende September ausgerufene Mobilmachung offiziell beendet. Der Kreml hatte am Dienstag erklärt, dass die Teilmobilmachung von 300'000 Reservisten für den Kriegsdienst in der Ukraine abgeschlossen sei.

10:05 Uhr

Samstag, 5. November

Iran räumt erstmals Drohnenlieferung an Russland ein

Der Iran hat erstmals Drohnenlieferungen an Russland eingeräumt. Aussenminister Hussein Amirabdollahian sagte, der Iran habe Russland vor dem Krieg in der Ukraine eine begrenzte Anzahl von Drohnen zur Verfügung gestellt. So berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Irna am Samstag. Weitere Waffenlieferungen nach Beginn des russischen Angriffskriegs sowie Bereitstellung von Raketen dementierte der Chefdiplomat jedoch.

Auf diesem, von der iranischen Armee am 24. August 2022 veröffentlichten, Foto werden Drohnen während einer militärischen Drohnenübung im Iran für den Start vorbereitet.
Bild: AP

Kiew und die US-Regierung hatten jüngst angeprangert, dass Kamikazedrohnen aus dem Iran im Ukraine-Krieg eingesetzt wurden. Berichten zufolge soll Teheran auch Militärpersonal auf die von Russland besetzte Krim geschickt haben, um die Russen beim Umgang mit den Drohnen zu trainieren und ihnen technische Hilfe zu bieten. Bisher dementierte Teheran die Lieferungen.

Auf diesem von der iranischen Armee am 25. August 2022 veröffentlichten Foto wird eine Drohne von einem Kriegsschiff aus bei einer militärischen Drohnenübung im Iran gestartet. Während im eigenen Land Proteste wüten, lässt die Regierung des Iran ihre militärischen Muskeln zunehmend im Ausland spielen. Dazu gehört die Lieferung von Drohnen an Russland, die nun ukrainische Zivilisten töten, die Durchführung von Drohnenübungen in einer Grenzregion zu Aserbaidschan und die Bombardierung kurdischer Stellungen im Irak.
Bild: AP

Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben bereits Hunderte Kamikaze-Drohnen vom iranischen Typ Schahed-136 abgeschossen. Man gehe davon aus, dass Russland 2400 solcher Drohnen bestellt habe. ( dpa )

07:50 Uhr

Samstag, 5. November

Papst Franziskus fordert Ende der «Spirale der Gewalt»

Auf seiner Bahrain-Reise hat Papst Franziskus die mangelnde Bereitschaft zur Befriedung von Konflikten kritisiert. Das Oberhaupt der katholischen Kirche sagte am Samstagvormittag (Ortszeit) während einer Messe im Nationalstadion in Riffa:

«Der Frieden kann nicht wiederhergestellt werden, wenn ein böses Wort mit einem noch böseren beantwortet wird, wenn auf eine Ohrfeige eine weitere folgt.»

Es sei notwendig, «die Kette des Bösen zu lösen, die Spirale der Gewalt zu durchbrechen» und aufzuhören, sich selbst zu bemitleiden, erklärte der 85-Jährige weiter.

Papst Franziskus am 5. November 2022 in Bahrain.
Bild: Hussein Malla / AP

Franziskus nannte keine konkreten Konfliktherde. Er betet aber regelmässig für die Menschen in der Ukraine und verurteilt die Gewalt durch den russischen Angriffskrieg in dem osteuropäischen Land. Während seines mehrtägigen Aufenthalts in Bahrain anlässlich eines interreligiösen Dialogforums äusserte der Argentinier mehrfach Kritik an laufenden Konflikten. ( dpa )

18:05 Uhr

Freitag, 4. November

Besetztes Cherson verhängt Sperrstunde – Putin verteidigt Evakuierung

In der von russischen Truppen besetzten ukrainischen Stadt Cherson haben die Behörden eine Sperrstunde angeordnet und die Menschen mit Nachdruck zur Flucht aufgefordert. «In der Stadt Cherson wurde eine Sperrstunde verhängt, sie dauert 24 Stunden – nur dafür, dass wir unsere Stadt verteidigen können» , sagte der Vize-Chef der Besatzungsverwaltung, Kirill Stremoussow, am Freitag Die Menschen sollten zu ihrer eigenen Sicherheit das Gebiet Cherson verlassen. Kremlchef Wladimir Putin sagte in Moskau, die Evakuierung der Stadt sei notwendig, damit die Menschen nicht durch Kampfhandlungen gefährdet würden.

«Natürlich sollten jetzt jene, die in Cherson leben, sich aus der Zone der gefährlichen Handlungen entfernen» , sagte Putin bei einem Treffen mit Freiwilligen, die Flüchtlingen aus der Ukraine helfen. Nach Angaben der russischen Besatzer, die eine Rückeroberung der Stadt durch ukrainische Truppen verhindern wollen, wächst in der umkämpften Region die Gefahr.

«Möglich sind Terroranschläge und Provokationen», sagte Stremoussow. «Deshalb bitten wir noch einmal die Einwohner von Cherson, die Stadt zu verlassen (…) und den Militärs die Möglichkeit zu geben, ihre Sache ohne Zivilisten zu erledigen.»

Cherson ist die bislang einzige Gebietshauptstadt, über die Kiew nach dem russischen Einmarsch schon Ende März die Kontrolle verloren hatte. Im September wurde das Gebiet nach einem Scheinreferendum von Russland annektiert, kein Land erkennt diesen Völkerrechtsbruch an. Die ukrainische Armee führt seit Wochen eine Offensive zur Befreiung der Region. (dpa)

17:43 Uhr

Freitag, 4. November

USA unterstützt Ukraine weiterhin militärisch

Zur Unterstützung der Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen die russischen Angreifer stellen die USA dem Land weitere Militärhilfen im Wert von 400 Millionen US-Dollar zur Verfügung. Das kündigte das US-Verteidigungsministerium am Freitag in Washington an. Die militärische Unterstützung für Kiew aus den USA belaufe sich damit auf insgesamt 18,9 Milliarden Dollar seit Beginn der Amtszeit von US-Präsident Joe Biden Anfang 2021. Nach Pentagon-Angaben wurde der Grossteil an Waffen und Ausrüstung - im Umfang von 18,2 Milliarden Dollar - seit dem russischen Einmarsch Ende Februar zugesagt.

Zu dem neuen Paket gehörten 45 generalüberholte T-72-Kampfpanzer sowjetischer Bauart, sagte die Vize-Sprecherin des Pentagons, Sabrina Singh. Die Panzer kämen aus Tschechien. Die Niederlande wiederum stellten ebenfalls 45 Panzer dieses Typs bereit. Insgesamt würden also 90 T-72-Kampfpanzer an die Ukraine geliefert. Die trilaterale Vereinbarung mit Tschechien und den Niederlanden zur Lieferung der T-72-Panzer sei ein direktes Ergebnis aus den Beratungen der sogenannten internationalen Ukraine-Kontaktgruppe, über die Waffenlieferungen an das Land koordiniert werden.

Singh sagte zur Begründung, die Ukraine seien mit den Panzern sowjetischer Bauart vertraut. Die Einführung eines neuen Kampfpanzers auf dem Schlachtfeld wäre dagegen äusserst kostspielig, schwierig und eine grosse Herausforderung für die ukrainischen Truppen. Einige der T-72-Panzer sollten noch vor Jahresende geliefert werden, die restlichen dann im neuen Jahr.

Die Sprecherin kündigte ausserdem an, zur weiteren Koordinierung der langfristigen Unterstützung für Kiew richteten die USA an ihrem Standort in Wiesbaden eine «Sicherheitsunterstützungsgruppe für die Ukraine» ein. Diese sei dem europäischen US-Kommando unterstellt. (dpa)

16:09 Uhr

Freitag, 4. November

Putin: Lage in der Ukraine war für Russland gefährlich

Der russische Präsident Wladimir Putin hat zum Feiertag der nationalen Einheit erneut den Krieg gegen die Ukraine gerechtfertigt und Vorwürfe gegen den Westen erhoben. «Die sogenannten Freunde der Ukraine haben die Lage so weit getrieben, dass sie für Russland gefährlich und für das ukrainische Volk selbstmörderisch wurde» , sagte Putin nach Agenturangaben am Freitag in Moskau.

Die westliche Politik ziele auf «Schwächung, Teilung, Zerstörung Russlands» ab. «Wir werden das niemals zulassen. Wir werden unser Vaterland schützen, wie unsere Vorväter das getan haben», sagte der Kremlchef bei einer Rede vor Historikern und Religionsvertretern. Erneut verunglimpfte er die Führung in Kiew als «neonazistisch» und sagte, ein Zusammenstoss mit diesem «Regime» sei unausweichlich gewesen.

Putin unterzeichnete gleichzeitig am Freitag zwei Gesetzesänderungen, die das Aufstocken seiner geschwächten Truppen in der Ukraine ermöglichen sollen. Er schuf eine Rechtsgrundlage für Freiwilligenbataillone. Ausserdem wurde geregelt, dass Schwerverbrecher trotz ihrer Verurteilung zur Armee eingezogen werden können.

Der 4. November wird in Russland als Tag der nationalen Einheit begangen. Er erinnert an die Vertreibung polnischer Truppen aus Moskau 1612. (dpa)

13:39 Uhr

Freitag, 4. November

Schwere Kämpfe im Donbass

Die ukrainische Armee berichtet von schweren Kämpfen mit russischen Truppen im Donbass. Schwerpunkte seien die Städte Bachmut und Awdijiwka, sagte Serhij Tscherewatyj, Sprecher der Armeegruppe im Osten des Landes, im ukrainischen Fernsehen. «Der Feind setzt seine Sturmangriffe fort und schiesst mit allen Arten von Rohrartillerie, Mehrfachraketenwerfern, Panzern und Mörsern», sagte der Offizier am Freitag.

Die Militärangaben waren nicht unabhängig überprüfbar. Aber auch der ukrainische Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj berichtete dem Nato-Oberbefehlshaber Christopher Cavoli am Telefon, Russland habe seine Angriffe verdreifacht. Er sprach von bis zu 80 Angriffen täglich. Die Lage an der Front sei «angespannt, aber unter Kontrolle», teilte Saluschnyj auf Telegram mit.

Gegen die ukrainischen Stellungen in Bachmut im Gebiet Donezk laufen russische Truppen, vor allem die Söldnergruppe Wagner, seit Monaten an. Awdijiwka wenige Kilometer nördlich von Donezk ist seit 2014 Frontstadt. Die russischen Truppen und Einheiten der von Moskau kontrollierten Separatisten haben dort in acht Monaten Krieg nur kleine Geländegewinne erzielen können.

Angesichts der heftigen Gefechte geht der ukrainische Generalstab seit Tagen von hohen russischen Verlusten aus und spricht von täglich mehreren Hundert Toten. Militärexperten in Kiew sagten, selbst wenn die Zahlen zu hoch seien, sagten sie etwas über Verluste unter den frisch an die Front geworfenen russischen Reservisten aus.

Die Grossstadt Saporischschja wurde nach Angaben der Gebietsverwaltung in der Nacht mit russischen Raketen aus dem Flugabwehrsystem S-300 beschossen. Über dem Gebiet Dnipropetrowsk gelang es den Ukrainern nach eigenen Angaben, acht russische Drohnen iranischer Bauart abzuschiessen. Eine solche Drohne wurde auch über dem Gebiet Lwiw im Westen des Landes abgefangen. (dpa)

13:23 Uhr

FREITAG, 4. NOVEMBER

Medwedew bezeichnet Ukraine-Krieg als «satanistisch»

Der frühere russische Staatschef Dmitri Medwedew hat in einem Blog-Beitrag zum Tag der nationalen Einheit in Russland den Krieg gegen die Ukraine gerechtfertigt. Wie Präsident Wladimir Putin in seinen Reden stellte auch er die Ukraine als Teil Russlands dar. «Wir brauchen keine fremden Territorien, wir haben alles im Überfluss. Aber es gibt Heimaterde, auf der unsere Vorfahren gelebt haben und auf der heute unsere Menschen leben. Wir geben sie an niemanden her», schrieb Medwedew am Freitag auf Telegram.

Russlands Gegner in der Ukraine und im Westen seien «Teil einer sterbenden Welt», erklärte der Vizesekretär des Sicherheitsrates. Er griff das seit kurzem in Russland kursierende Propagandamotiv auf, man habe es in der Ukraine mit teuflischen Kräften zu tun. «Ziel ist, den obersten Herrn der Hölle aufzuhalten, welchen Namen er auch annimmt - Satan, Luzifer oder Iblis», schrieb er. «Deshalb ist unsere Sache gerecht», schrieb er in Anlehnung an ein Zitat, mit dem die Sowjetunion 1941 zur Abwehr des deutschen Überfalls aufgerufen hatte. (dpa)

10:50 Uhr

FREITAG, 4. NOVEMBER

Ukraine bekommt durch Spendenaktion 60 Panzer

Der ukrainische TV-Moderator Serhij Pritula startete am Mittwoch mit seiner Stiftung eine internationale Spendenaktion. Das Ziel: Umgerechnet 5 Millionen Franken für 50 Kettenfahrzeuge vom Typ FV103 Spartan zu sammeln. Innert kürzester Zeit wurde das Ziel sogar übertroffen, wie er via Twitter schreibt: «Niemand wird unsere Nation besiegen, denn wir sind Ukrainer!» Die kleinen Panzer wurden von der britischen Armee ausgemustert und sollen der ukrainischen Infanterie helfen, sich geschützt auf den Gefechtsfeldern im Donbass und im Süden bei Cherson zu bewegen. (zen)

09:15 Uhr

FREITAG, 4. NOVEMBER

Britischer Geheimdienst: Russische Armee erschiesst Deserteure

Laut dem britischen Geheimdienst ist die Moral der russischen Truppen extrem niedrig. Weil einige Soldaten zögern zu kämpfen, setze man sogenannte «Blockierungs-Einheiten» ein. Diese sollen auf die eigene Soldaten schiessen, wenn sie nicht kämpfen. Damit soll verhindert werden, dass an der Front die Kampfkraft fehlt. Solche Truppen wurden von Russland bereits in vorherigen Konflikten verwendet.

Seit Kurzem verlangen russische Generäle offenbar von ihren Kommandanten, dass sie Deserteure nach einer missachteten Warnung erschiessen. Die Generäle wollen ebenfalls, dass man Positionen bis zum Tod halten soll. (zen)

06:10 Uhr

FREITAG, 4. NOVEMBER

Ukrainische Armee berichtet von bis zu 80 Angriffen pro Tag

Die ukrainische Armee hat von heftigen russischen Attacken in einigen Regionen berichtet. «Der Gegner hat die Intensität der Kämpfe an einzelnen Frontabschnitten verdreifacht - bis zu 80 Angriffe täglich», teilte der Oberkommandierende der ukrainischen Streitkräfte, Walerij Saluschnyj, am Donnerstag in seinem Telegram-Kanal mit, ohne Details zu nennen.

Bei einem Telefonat mit Nato-Oberbefehlshaber Christopher Cavoli habe er die Lage an der Front besprochen. «Die Situation ist angespannt, aber unter Kontrolle», meinte Saluschnyj. Die ukrainische Armee halte die Verteidigung «durch Mut und Geschicklichkeit» aufrecht. (dpa)

06:00 Uhr

Freitag, 4. November

Selenski: Moskaus «Energieterror» aushalten - die Nacht im Überblick

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat die Bevölkerung angesichts der massiven russischen Angriffe auf die Energie-Infrastruktur des Landes zum Durchhalten aufgerufen. «Den russischen Energieterror auszuhalten, ist jetzt unsere nationale Aufgabe», sagte Selenski in seiner abendlichen Videoansprache am Donnerstag. Er sprach von rund 4,5 Millionen Menschen, die insbesondere in Kiew und zehn weiteren Gebieten immer wieder von Notabschaltungen betroffen seien.

Dass Russland zuletzt verstärkt Heizkraftwerke und Stromanlagen attackiere, sei «ein Zeichen von Schwäche», sagte Selenski. Die russische Armee könne auf dem Schlachtfeld keine Erfolge erzielen und versuche nun, die Ukrainer auf diesem Weg zu «brechen». Dies werde aber nicht gelingen. Der Freitag ist der 254. Tag des Krieges.

Selenski: G20-Teilnahme nur ohne Putin

Die Ukraine macht ihre Teilnahme am G20-Gipfel am 15. und 16. November in Indonesien von ihrem Kriegsgegner Russland abhängig. Sollte Kremlchef Wladimir Putin zu dem Treffen reisen, werde er nicht teilnehmen, sagte Selenski der Agentur Unian zufolge in Kiew. Dies sei seine «persönliche Position und die Position des Landes». Putin hat bisher offen gelassen, ob er nach Bali reist.

USA: Ukraine kann Gebiete zurückerobern

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat sich zuversichtlich gezeigt, dass die Ukrainer noch von russischen Truppen besetzte Gebiete auf der Westseite des Flusses Dnipro und rund um die Stadt Cherson zurückerobern können. «Ich glaube, dass sie dazu in der Lage sind», sagte Austin am Donnerstag in Washington. «Am wichtigsten aber ist, dass die Ukrainer selbst glauben, dass sie dazu fähig sind.»

Die USA spielen eine zentrale Rolle bei den Waffenlieferungen und anderen Hilfen für die Ukraine zur Verteidigung gegen den seit Februar laufenden russischen Angriffskrieg. Aus westlichen Sicherheitskreisen verlautete am Donnerstag, dass Russland den Rückzug aus dem südukrainischen Cherson vorbereite. Die strategisch wichtige Stadt wurde als eine der ersten von russischen Truppen besetzt und gehört zu den vier Gebieten, die Kremlchef Putin jüngst völkerrechtswidrig zu einem Teil Russlands erklärt hatte.

Baerbock kündigt G7-Winterhilfe für Ukraine an

Bundesaussenministerin Annalena Baerbock hat zur Winterhilfe für die Ukraine eine koordinierte Aktion der G7-Runde wirtschaftsstarker Demokratien angekündigt. «Den gemeinsamen Sanktionen, die wir auf den Weg gebracht haben, denen folgen jetzt die gemeinsamen Winterhilfen von G7-Partnern», sagte die Grünen-Politikerin am Donnerstag zum Auftakt der Beratungen in Münster. Viele andere Länder hätten bereits angekündigt, sich dem anzuschliessen. Russland hatte zuletzt gezielt die Energieinfrastruktur der Ukraine angegriffen. «Diese Winterhilfe bedeutet auch, dass wir nicht akzeptieren, dass der Frieden und das internationale Recht über den Winter gebrochen werden», so Baerbock.

OSZE arbeitet trotz russischen Vetos in der Ukraine weiter

Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hat ihre Arbeit zur Unterstützung der Ukraine trotz eines Vetos aus Moskau in eingeschränkter Form wieder aufgenommen. Mit rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Kiew sollen unter anderem psychosoziale Dienste gestärkt, Entminung vorangetrieben und illegaler Waffenhandel eingedämmt werden, wie OSZE-Diplomaten am Donnerstag am Sitz der Organisation in Wien berichteten. Deutschland, Polen, die USA und nordische Länder gehören zu den Staaten, die bislang etwa 7 Millionen Euro für 23 Projekte zugesagt haben.

Moskau zitiert britische Botschafterin ins Aussenministerium

Wegen der angeblichen Verwicklung Londons in einen ukrainischen Drohnenangriff auf die russische Schwarzmeerflotte hat das Aussenministerium in Moskau die britische Botschafterin einbestellt. Das Gespräch mit Botschafterin Deborah Bronnert am Donnerstag habe etwa eine halbe Stunde gedauert, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass. Man wolle Bronnert Belege für die Beteiligung britischer Spezialisten an der Vorbereitung des Drohnenangriffs vom Samstag vorlegen, hatte Aussenamtssprecherin Maria Sacharowa angekündigt. Die Belege sollten öffentlich gemacht werden.

Inhaftierte Basketballerin Griner durfte US-Diplomaten treffen

Die in Russland inhaftierte US-Basketballerin Brittney Griner hat Mitarbeiter der US-Botschaft getroffen. Es gehe ihr so gut wie unter den Umständen möglich sei, sagte die Sprecherin des Weissen Hauses, Karine Jean-Pierre, am Donnerstag. Sie bekräftigte, dass die USA dem Kreml ein «bedeutendes Angebot» zur Freilassung von Griner und des ebenfalls in Russland inhaftierten Ex-Marines Paul Whelan unterbreitet hätten, auf das die russische Seite nach wie vor nicht eingegangen sei. Griner war im Februar an einem Moskauer Flughafen mit einer kleinen Menge Haschisch verhaftet worden und wurde Anfang August von einem Gericht in Moskau zu neun Jahren Haft verurteilt.

Das wird am Freitag wichtig

Das Treffen der G7-Aussenministerinnen und Aussenminister unter Vorsitz der deutschen Aussenministerin Baerbock endet in Münster - Thema ist unter anderem Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. In Moskau besucht Russlands Präsident Putin am nationalen Feiertag der Einheit des Volkes die Ausstellung «Ukraine. Im Wandel der Zeiten».

20:03 Uhr

Donnerstag, 3. November

US-Aussenminister glaubt an Eroberung Chersons durch Ukraine

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat sich zuversichtlich gezeigt, dass die Ukrainer noch von russischen Truppen besetzte Gebiete auf der Westseite des Flusses Dnipro und rund um die Stadt Cherson zurückerobern können. «Ich glaube, dass sie dazu in der Lage sind», sagte Austin am Donnerstag in Washington. «Am wichtigsten aber ist, dass die Ukrainer selbst glauben, dass sie dazu fähig sind», fügte er hinzu.

Die USA spielen eine zentrale Rolle bei den Waffenlieferungen und anderen Hilfen für die Ukraine zur Verteidigung gegen den seit Februar laufenden russischen Angriffskrieg.

Aus westlichen Sicherheitskreisen verlautete am Donnerstag bereits, dass Russland den Rückzug aus dem südukrainischen Cherson vorbereite. Die strategisch wichtige Stadt wurde als eine der ersten von russischen Truppen besetzt und gehört zu den vier Gebieten, die Kremlchef Wladimir Putin jüngst völkerrechtswidrig zu einem Teil Russlands erklärt hatte. (dpa)

19:00 Uhr

Donnerstag, 3. November

Selenski kommt nicht an den G20-Gipfel, wenn Putin teilnimmt

Die Ukraine macht ihre Teilnahme am G20-Gipfel am 15. und 16. November in Indonesien von Kriegsgegner Russland abhängig. Sollte Kremlchef Wladimir Putin zu dem Treffen reisen, werde er nicht teilnehmen, sagte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski am Donnerstag der Agentur Unian zufolge in Kiew. Dies sei seine «persönliche Position und die Position des Landes». Die Ukraine sei eingeladen worden, obwohl sie kein G20-Mitglied sei, sagte Selenski. «Wir werden sehen. Ein paar Tage sind es noch bis dahin.»

Wolodimir Selenski.
Bild: Keystone

Putin hat bisher offen gelassen, ob er nach Bali reist. Wegen des von ihm befohlenen Angriffskrieges auf die Ukraine hatte Selenski wiederholt den Ausschluss Russlands aus der G20-Gruppe gefordert.

Als Gastgeber des Gipfels hatte der indonesische Präsident Joko Widodo Putin ausdrücklich eingeladen und gesagt, dass er den Kremlchef erwarte. Er hatte auch eine Friedensinitiative für die Ukraine angekündigt. Indonesien werde bei dem Gipfel alle dazu einladen, «sich zusammenzusetzen und sich in einen konstruktiven Dialog zu begeben», hatte Widodo Ende Oktober gesagt. (dpa)

16:03 Uhr

Donnerstag, 3. November

Ziehen sich die russischen Truppen bald aus Cherson zurück?

Westlichen Sicherheitskreisen zufolge soll Russland den Rückzug seiner Truppen aus der südukrainischen Stadt Cherson vorbereiten. Die Russen hätten wohl entschieden, dass «die Stadt den Kampf nicht wert» sei, sagte ein hochrangiger Beamter einer westlichen Regierung am Donnerstag in einem Hintergrundbriefing vor Journalisten. Allerdings sei es immer möglich, dass sich die Militärführung kurzfristig umentscheide, auch wenn derzeit alles auf einen Rückzug hindeute, schränkte er ein.

Cherson liegt am rechten Ufer des Dnipro und war von Russland gleich zu Beginn des Angriffskriegs erobert worden. Ende September annektierte Kremlchef Wladimir Putin Cherson als eins von vier ukrainischen Gebieten auch offiziell für Russland. Die Lage der russischen Truppen westlich des Flusses hat sich aber gleichzeitig deutlich verschlechtert. Die ukrainischen Truppen haben systematisch die Nachschubwege der Russen über den Dnipro zerstört und rückten Anfang Oktober bei ihrer Gegenoffensive weiter auf die Stadt vor. (dpa)

15:48 Uhr

Ukraine und Russland tauschen je 107 Gefangene aus

Die Ukraine und Russland haben erneut Kriegsgefangene ausgetauscht. Je Seite kamen diesmal 107 Offiziere und Soldaten wieder in Freiheit, wie Kiew und Moskau am Donnerstag mitteilten. Unter den Ukrainern seien auch 74 Soldaten, die im Frühjahr das Asow-Stahlwerk in der Hafenstadt Mariupol verteidigt hätten, teilte der Chef des Präsidialamtes in Kiew, Andrij Jermak, im Nachrichtenkanal Telegram mit. Unter den Kriegsheimkehrern seien einige Schwerverletzte mit infizierten Wunden, verstümmelten Gliedmassen und Verbrennungen.

Das Moskauer Verteidigungsministerium wiederum teilte mit, die russischen Soldaten seien in ukrainischer Gefangenschaft in «Lebensgefahr» gewesen. Sie seien mit Flugzeugen nach Moskau zur Behandlung in Militärkrankenhäuser gebracht worden. Auch die Ukraine sicherte ihren Soldaten zu, dass sie jede Hilfe erhielten. In dem seit mehr als acht Monaten dauernden russischen Angriffskrieg hatten Moskau und Kiew schon mehrfach Gefangene ausgetauscht.

«Viele von unseren Leuten wurden schon im März verwundet», sagte Jermak, der auch ein Video und Fotos mit einigen Freigelassenen veröffentlichte. «Der Staat wird alles tun, um ihnen zu helfen.» Unter den Verletzten sei auch ein Kämpfer, der im Juli die schwere Explosion in dem Gefangenenlager Oleniwka bei Donezk überlebt habe.

In dem russischen Lager werden nach Angaben Jermaks seit Mai ukrainische Soldaten gefangen gehalten. Dort waren mehr als 50 ukrainische Gefangene bei einer Explosion getötet worden. Russland behauptet, eine ukrainische Rakete habe die Gefangenenbaracke getroffen. Die Ukraine geht jedoch davon aus, dass in dem Gebäude absichtlich eine Bombe gezündet wurde. (dpa)

15:46 Uhr

Donnerstag, 3. November

IAEA findet in Ukraine bisher keine Belege für «schmutzige Bombe»

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat nach eigenen Angaben bisher keine Hinweise auf den Bau einer «schmutzigen Bombe» durch die Ukraine gefunden. Das habe eine Inspektion von drei Standorten in der Ukraine ergeben, sagte IAEA-Direktor Rafael Grossi am Donnerstag. «Unsere bisher vorliegende technische und wissenschaftliche Auswertung der Ergebnisse ergab an diesen drei Standorten keine Hinweise auf nicht deklarierte nukleare Aktivitäten und Materialien.»

Anlass der Untersuchung waren russische Vorwürfe, wonach Kiew angeblich eine «schmutzige Bombe» einsetzen wolle. Kiew hatte die Vorwürfe entschieden dementiert und um eine IAEA-Mission gebeten. Ein solche Bombe besteht aus radioaktivem Material, das mit konventionellem Sprengstoff freigesetzt wird. Im Unterschied zu einer Atombombe kommt es zu keiner nuklearen Kettenreaktion.

Die Fachleute der IAEA hätten in den vergangenen Tagen alle geplanten Aktivitäten durchführen können und uneingeschränkten Zugang erhalten, teilte die Organisation weiter mit. Die Inspektoren sammelten den Angaben zufolge auch Umweltproben. Diese Probenahme sei eine häufig angewandte Sicherheitsmassnahme mit ultraempfindlichen Analysetechniken, die Informationen über vergangene und aktuelle Aktivitäten im Zusammenhang mit Kernmaterial liefern könnten. Über die Ergebnisse der Umweltproben werde so schnell wie möglich berichtet, so Grossi.

14:34 Uhr

Donnerstag, 3. November

Putin will Ukraine-Ausstellung in Moskau eröffnen

Der russische Präsident Wladimir Putin wird am nationalen Feiertag der Einheit des Volkes an diesem Freitag die Ausstellung «Ukraine. Im Wandel der Zeiten» eröffnen – nach inzwischen mehr als acht Monaten Krieg gegen das Nachbarland. Wie der Kreml am Donnerstag mitteilte, will Putin die Schau in der zentralen Ausstellungshalle Manege in Moskau besuchen. Dort werde auf 4000 Quadratmetern die russisch-ukrainische Geschichte bis zur Gegenwart nachgezeichnet. Zu sehen seien «einzigartige» Fotos, Filmaufnahmen, Karten und Archivdokumente, hiess es.

Putin, der seit 24. Februar Krieg gegen die Ukraine führt, hatte das Nachbarland in der Vergangenheit als künstliches Gebilde bezeichnet und ihm das Existenzrecht abgesprochen. Unlängst hatte Putin aber auch gesagt, dass es nach dem Krieg noch eine Ukraine geben könne.

Die Regierung in Kiew sieht Putin wegen der Invasion und angesichts Tausender Toter sowie schwerster Zerstörungen als «Kriegsverbrecher» und Russland als einen «Terrorstaat», der es auf die Vernichtung der Ukraine und ihres Volkes abgesehen habe. Putin will sich nach Kremlangaben an dem Feiertag in Moskau auch mit Historikern und Religionsvertretern treffen. (dpa)

12:09 Uhr

DONNERSTAG, 3. NOVEMBER

Keine zusätzliche Sicherheitszusagen an Russland

Vor der Rückkehr Russlands in die Vereinbarung über ukrainische Getreideexporte hat Kiew nach eigenen Angaben keine zusätzlichen Sicherheitszusagen gemacht. Das Aussenministerium in Kiew trat Moskauer Aussagen entgegen, die Ukraine habe versprochen, den Seekorridor im Schwarzen Meer nicht für militärische Zwecke zu nutzen. Russland hatte am Mittwoch von schriftlichen Sicherheitszusagen gesprochen.

«Die Ukraine hat den Getreidekorridor nicht für militärische Zwecke genutzt und plant auch nicht, dies zu tun», sagte Ministeriumssprecher Oleh Nikolenko am Donnerstag. Sie halte sich an die Vereinbarungen des Abkommens. «Unser Staat ist keine neuen Verpflichtungen eingegangen, die über die bestehenden im Getreideabkommen hinausgehen würden.»

Die Rückkehr Russlands zu der Vereinbarung nach einigen Tagen Pause gehe auf Vermittlung von UN-Generalsekretär Antonio Guterres und des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zurück, sagte Nikolenko. Moskau hatte die Aussetzung der Vereinbarung mit einem ukrainischen Drohnenangriff auf die Schwarzmeerflotte in Sewastopol begründet. Dafür sei der geschützte Seekorridor genutzt worden. Die Ukraine, aber auch UN-Vertreter haben diese Darstellung zurückgewiesen. (dpa)

10:54 Uhr

DONNERSTAG, 3. NOVEMBER

Kiew: AKW Saporischschja erneut ohne Strom von aussen

Das von russischen Soldaten besetzte Atomkraftwerk Saporischschja in der Südukraine ist nach ukrainischen Angaben erneut ohne Strom von aussen. Der ukrainische Kraftwerksbetreiber Enerhoatom teilte am Donnerstag mit, durch russischen Beschuss seien die zwei letzten Hochspannungsleitungen ausgefallen, die das AKW mit dem ukrainischen Energienetz verbinden.

Die Reaktoren fünf und sechs der grössten Atomanlage Europas seien vollständig abgeschaltet worden. Zur Stromversorgung und Kühlung sei das Werk auf seine 20 Dieselgeneratoren angewiesen, deren Treibstoff etwa für 15 Tage reiche.

Enerhoatom wertete die Zerstörung der Leitungen als weiteren Moskauer Versuch, das AKW vom ukrainischen Netz abzukoppeln und an das russisch kontrollierte Stromnetz im Donbass und auf der Krim anzuschliessen. Ein Vertreter des russischen Atomkonzerns Rosenergoatom wiederum warf der Ukraine vor, die zwei Leitungen zerstört und damit Gefahr für das Werk heraufbeschworen zu haben. (dpa)

08:52 Uhr

DONNERSTAG, 3. NOVEMBER

London: Russische Soldaten wohl frustriert über alte Fahrzeuge

Nach enormen Verlusten fehlen Russland im Ukraine-Krieg nach Einschätzung britischer Geheimdienste moderne Kampffahrzeuge. Russische Soldaten seien mutmasslich frustriert, dass sie alte Infanterie-Fahrzeuge nutzen müssten, die «Aluminiumdosen» genannt würden, hiess es am Donnerstag im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums.

Mitte Oktober hätten die russischen Einheiten im Angesicht ukrainischer Gegenangriffe mehr als 40 Fahrzeuge pro Tag verloren, was den Briten zufolge etwa der Ausrüstung eines gesamten Bataillons entspricht. In den vergangenen Woche habe Moskau mindestens 100 zusätzliche Panzer und Infanterie-Kampffahrzeuge aus belarussischen Beständen gekauft. Mutmasslich sei es jedoch schwierig für die russischen Einheiten, ausreichend geeigneten Ersatz für das beschädigte Material zu beschaffen, was der Offensive Probleme bereite. (dpa)

08:47 Uhr

DONNERSTAG, 3. NOVEMBER

Explosionen in russisch besetzter Stadt Melitopol

In der russisch besetzten Stadt Melitopol in der Südukraine hat es in der Nacht zum Donnerstag mehrere schwere Explosionen gegeben. Das bestätigten Vertreter beider Seiten, wobei die Darstellungen auseinandergingen. Die russische Flugabwehr habe anfliegende ukrainische Raketen abgeschossen, schrieb ein Vertreter der Besatzungsverwaltung, Wladimir Rogow, auf Telegram.

Der vertriebene ukrainische Bürgermeister von Melitopol, Iwan Fedorow, sagte, es sei ein Fabrikgebäude mit einem russischen Stab darin beschossen worden. Unabhängig überprüfen liessen sich die Angaben nicht. Russland nutzt Melitopol als Verwaltungssitz für das teilweise eroberte Gebiet Saporischschja, das es für annektiert erklärt hat.

Der ukrainische Generalstab berichtete in seinem morgendlichen Lagebericht von russischen Angriffen bei den Städten Bachmut und Awdijiwka im Donbass. Aus der zentralukrainischen Stadt Krywyj Rih wurden Zerstörungen an einem Objekt der Stromversorgung gemeldet. Dort sei eine russische Drohnen eingeschlagen. (dpa)

06:02 Uhr

DONNERSTAG, 3. NOVEMBER

UN: Ukraine-Krieg hat zu grösster Vertreibung seit Jahrzehnten geführt

Russlands Einmarsch in die Ukraine hat nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR zur grössten Vertreibung von Personen seit Jahrzehnten geführt. «Etwa 14 Millionen Menschen wurden seit dem 24. Februar aus ihren Häusern vertrieben», sagte UNHCR-Chef Filippo Grandi am Mittwoch (Ortszeit) in New York. Und die Situation verbessere sich vor einem mutmasslich harten Winter nicht.

«Die durch Angriffe verursachte Zerstörung der zivilen Infrastruktur, die während wir hier sprechen weitergeht, lässt die humanitäre Hilfe schnell wie einen Tropfen auf den heissen Stein der Not erscheinen», so der Italiener Grandi weiter. Die humanitäre Hilfe müsse weiter ausgeweitet, der «sinnlose» Krieg beendet werden. (dpa)

05:55 Uhr

Donnerstag, 3. November

Selenski: «Russische Erpressung» erfolglos - die Nacht im Überblick

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski sieht die Wiederaufnahme des Getreideabkommens als Teilerfolg im Krieg mit Russland. «Die russische Erpressung hat zu nichts geführt», sagte Selenski am Mittwoch in seiner abendlichen Videoansprache. Er lobte insbesondere UN-Generalsekretär António Guterres und den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan sowie weitere Schlüsselpartner als Vermittler. «Wieder einmal hat jeder gesehen, dass es in unserer Region nur eine Bedrohung für die globale Ernährungssicherheit gibt, und das ist die Russische Föderation und sonst niemand», betonte er nach mehr als acht Monaten Krieg.

Putin schliesst neuen Ausstieg aus Getreideabkommen nicht aus

Kremlchef Wladimir Putin schloss jedoch einen neuen Ausstieg aus dem Getreideabkommen mit der Ukraine nicht aus, sollte es aus russischer Sicht Verstösse dagegen geben. «Russland behält sich das Recht vor, aus diesen Vereinbarungen auszusteigen für den Fall, dass die Garantien seitens der Ukraine verletzt werden», sagte Putin am Mittwoch bei einer Videokonferenz mit dem nationalen Sicherheitsrat. Auch bei einem Ausstieg aus dem Abkommen sei Russland aber bereit, die für ärmere Länder bestimmten Getreidelieferungen durch den vereinbarten Korridor passieren zu lassen. Russland hatte zuvor über die Wiederaufnahme des Getreideabkommens informiert.

Russland scheitert vor UN-Sicherheitsrat

Vor dem UN-Sicherheitsrat scheiterte Russland wie erwartet mit einer gegen die USA und die Ukraine gerichteten Resolution zu Biowaffen. Der Text, der sich an unbelegte russische Vorwürfe anlehnt, die USA würden biologische Waffen in der Ukraine produzieren, bekam am Mittwoch nur zwei Stimmen - die von Russland selbst sowie von China. Die USA, Grossbritannien und Frankreich stimmten gegen die Beschlussvorlage. Die übrigen 10 Länder des 15-köpfigen Rates enthielten sich. Für eine Annahme wären mindestens neun Stimmen nötig gewesen. Die Resolution galt als erneuter Versuch Moskaus, seinen nicht belegten Behauptungen Geltung zu verschaffen.

Ukrainer: Intensive Kämpfe im Donbass

Unterdessen berichtete die Ukraine von intensiven Kämpfen mit russischen Einheiten im Donbass um die Städte Bachmut und Soledar. «Dutzende Angriffe an einem Tag» seien zurückgeschlagen worden, sagte die stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Maljar am Mittwoch im ukrainischen Fernsehen. Rücke die russische Armee vor, antworte die Ukraine umgehend mit einer Gegenattacke. Russland setzte nach Angaben des Generalstabs in Kiew Angriffe mit Raketen und iranischen Drohnen auf Infrastruktur in mehreren Regionen fort. Unabhängig bestätigen liessen sich die Angaben aus dem Kampfgebiet nicht.

Russland unterstreicht defensive Atomdoktrin

Nach Spekulationen über eine mögliche nukleare Eskalation im Ukraine-Krieg hat Russland den rein defensiven Charakter seiner Atomdoktrin unterstrichen. In der gegenwärtigen turbulenten Lage sei es die wichtigste Aufgabe, «jedwede militärische Konfrontation zwischen Nuklearmächten zu vermeiden», erklärte das Aussenministerium in Moskau am Mittwoch. Russland halte sich in seiner Abschreckungspolitik daran, dass ein Atomkrieg unzulässig sei. Es gebe bei einem solchen Krieg keine Sieger, und er dürfe niemals entfesselt werden. Die russische Doktrin sei zutiefst defensiv.

Geschätzt 400'000 Russen wegen Mobilmachung geflohen

Laut westlichen Regierungsvertretern sind infolge der teilweisen Mobilmachung schätzungsweise 400'000 Russen aus ihrer Heimat geflohen. Bei der Zahl seien noch nicht jene berücksichtigt, die wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine das Land schon vorher verlassen hätten. Neben der Flucht ins Ausland seien auch viele Russen im eigenen Land untergetaucht, um der Einziehung in die Streitkräfte zu entgehen, sagten die Vertreter einer westlichen Regierung am Mittwoch im Gespräch mit Journalisten. Wenn man das zu der Zahl der Menschen addiere, die tatsächlich eingezogen wurden, sei der Rückgang der berufstätigen Bevölkerung «eine erhebliche zusätzliche Last für Russlands Wirtschaft und seine öffentlichen Finanzen», erklärten sie weiter.

Das wird am Donnerstag wichtig

Die Aussenministerinnen und Aussenminister der G7-Länder beraten in Münster über die Konsequenzen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Parallel bricht Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg zu einem dreitägigen Besuch in die Türkei auf. Themen der dort geplanten Treffen dürften der Ukraine-Krieg und die Haltung der Türkei zur Nato-Norderweiterung um Schweden und Finnland sein. (dpa)

22:10 Uhr

Mittwoch, 2. November

Russland scheitert mit Resolution zu Biowaffen in UN-Sicherheitsrat

Russland ist vor dem UN-Sicherheitsrat wie erwartet mit einer gegen die USA und die Ukraine gerichteten Resolution zu Biowaffen gescheitert. Der Text, der sich an unbelegte russische Vorwürfe anlehnt, die USA würden biologische Waffen in der Ukraine produzieren, bekam am Mittwoch nur zwei Stimmen - die von Moskau selbst sowie von China. Die USA, Grossbritannien und Frankreich stimmten gegen die Beschlussvorlage. Die übrigen zehn Länder des 15-köpfigen Rates enthielten sich. Für eine Annahme wären mindestens neun Stimmen nötig gewesen. Die Resolution galt als erneuter Versuch Moskaus, seinen nicht belegten Behauptungen Geltung zu verschaffen.

21:36 Uhr

Mittwoch, 2. November

Ukraine: Intensive Kämpfe besonders um Städte Bachmut und Soledar

Die Ukraine hat von intensiven Kämpfen mit russischen Einheiten im Donbass besonders um die Städte Bachmut und Soledar berichtet. «Dutzende Angriffe an einem Tag» seien zurückgeschlagen worden, sagte die stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Maljar am Mittwoch im ukrainischen Fernsehen. Rücke die russische Armee vor, antworte die Ukraine umgehend mit einer Gegenattacke.

Russland setzte nach Angaben des ukrainischen Generalstabs Angriffe mit Raketen und iranischen Drohnen auf Infrastruktur in mehreren Regionen des Landes fort. Den Behörden im Raum Charkiw zufolge wurden bei Attacken fünf Frauen und zwei Männer verletzt. Die Angreifer hätten mit Schüssen aus Artillerie vier Privathäuser, zwei Hochhäuser und ein Geschäft beschädigt, hiess es. Die Ukraine berichtete ihrerseits von der Zerstörung unter anderem eines Munitionslagers. Unabhängig bestätigen liessen sich die Angaben aus dem Kampfgebiet nicht.

Russland hatte zuletzt gezielt die Energie-Infrastruktur der Ukraine angegriffen. Zahlreiche Kraftwerke wurden getroffen, es gibt täglich Stromausfälle. In der Region Kiew wurde die Stromversorgung am Mittwoch unterbrochen. Der Verbrauch habe erheblich zugenommen - um einen massiven Ausfall zu vermeiden, habe man sich zu diesem Schritt entschlossen, teilte der Versorger Ukrenerho in der Hauptstadt mit.

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte den Angriff auf das Nachbarland Ukraine am 24. Februar befohlen. Der Krieg dauert schon mehr als acht Monate.

15:10 Uhr

Mittwoch, 2. November

Bericht: Russische Militärs haben über Atomwaffen-Einsatz gesprochen

Hochrangige russische Militärvertreter haben einem Medienbericht zufolge Szenarien für den möglichen Einsatz einer taktischen Atomwaffe im Ukraine-Krieg erörtert. Die «New York Times» berichtete am Mittwoch unter Berufung auf nicht näher genannte US-Amtsträger, ranghohe russische Militärangehörige hätten darüber gesprochen, wann und wie Moskau womöglich eine taktische Atomwaffe in der Ukraine einsetzen könnte. Russlands Präsident Wladimir Putin sei in die Diskussionen nicht eingebunden gewesen.

Und es gebe nach wie vor keine Hinweise, dass Moskau tatsächlich Schritte in diese Richtung unternehme, zitierte die «New York Times» die Amtsträger weiter. Die Information, dass auf hoher Ebene des russischen Militärs darüber gesprochen worden sei, habe bei der US-Regierung und anderen Verbündeten dennoch Besorgnis ausgelöst.

Geheimdienstinformationen zu diesen Gesprächen seien Mitte Oktober innerhalb der US-Regierung geteilt worden, hiess es in dem Bericht weiter. Es zeige, wie frustriert russische Generäle über militärische Misserfolge in der Ukraine seien.

14:51 Uhr

Mittwoch, 2. November

Geschätzt 400'000 Russen wegen Mobilmachung ausser Landes geflohen

Laut westlichen Regierungsquellen sind infolge der teilweisen Mobilmachung schätzungsweise 400'000 Russen aus ihrer Heimat geflohen. Bei der Zahl seien noch nicht diejenigen berücksichtigt, die wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine das Land schon vorher verlassen hätten. Neben der Flucht ins Ausland seien auch viele Russen im eigenen Land untergetaucht, um der Einziehung in die Streitkräfte zu entgehen, so die Regierungsvertreter am Mittwoch im Gespräch mit Journalisten.

Wenn man das addiere mit der Zahl der Menschen, die tatsächlich eingezogen wurden, sei der Rückgang der berufstätigen Bevölkerung «eine erhebliche zusätzliche Last für Russlands Wirtschaft und seine öffentlichen Finanzen», erklärten sie weiter.

In der vergangenen Woche hatte Moskau mitgeteilt, dass die Ende September begonnene Teilmobilmachung von 300'000 Reservisten für den Krieg in der Ukraine inzwischen abgeschlossen wurde. Rund 82'000 der Männer seien bereits an der Front im Einsatz, die übrigen würden derzeit in Russland auf den Kampf vorbereitet. Neue Massnahmen der Mobilmachung seien nicht geplant.

Die Soldaten an der Front sollen sicherstellen, dass Russland die von der Ukraine annektierten und teilweise besetzten Gebiete Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson nicht wieder verliert. Putin hatte erklärt, es gehe darum, einen Frontverlauf von rund 1100 Kilometern Länge zu sichern. Die Ukraine will die Gebiete - und die bereits 2014 von Moskau annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim - wieder befreien. (dpa)

14:49 Uhr

Mittwoch, 2. November

Winterhilfe: Schweiz unterstützt Ukraine mit 100 Millionen Franken

Vor dem Wintereinbruch zerstört Russland die ukrainische Energie- und Wasserversorgung. Nun stellt der Bundesrat der Ukraine 100 Millionen Franken als Soforthilfe zur Verfügung.

13:54 Uhr

MITTWOCH, 2. NOVEMBER

«Super Please»: Ukraine bittet mit Scherz-Video um Leopard-Panzer

Mit dem leicht abgewandelten Hit «Supergeil» bittet das ukrainische Militär um Leopard-Kampfpanzer aus Deutschland. In den Videoclip von Künstler Friedrich Liechtenstein wurden Fotos der bereits gelieferten Flugabwehrwaffen Gepard und Iris-T geschnitten - tituliert als «Super Gepard» und «Super Iris».

Damit habe man schon eine «Super Defense» (Super Verteidigung), heisst es. Doch dann kommen Szenen von «Super Leopard» im Einsatz - verbunden mit einem «Super Please». Am Ende heisst es «Dankeschön Deutschland». Das Video wurde vom Verteidigungsministerium am Mittwoch auf Twitter veröffentlicht.

Die deutsche Bundesregierung lehnt die Lieferung von Kampfpanzern Leopard und Schützenpanzern Marder bislang ab mit dem Hinweis, dass auch kein anderer Partner der Ukraine so moderne westliche Panzer gebe. Das von Russland angegriffene Land hofft auf Panzer dieser Typen, um besetzte Gebiete leichter befreien zu können. Um international Aufmerksamkeit und Hilfe zu finden, setzt die ukrainische Führung stark auf soziale Medien. (dpa)

13:11 Uhr

MITTWOCH, 2. NOVEMBER

Lettland verlängert erneut Ausnahmezustand an Grenze zu Belarus

Lettland hat den Ausnahmezustand in den Regionen entlang der Grenze zum benachbarten Belarus erneut verlängert - er gilt nun bis zum 10. Februar 2023. Dies beschloss die Regierung des baltischen EU- und Nato-Landes am Mittwoch in Riga. Die Sonderregelung gilt bereits seit über einem Jahr. Sie wurde am 10. August 2021 verhängt, weil Tausende Migranten versuchten, von Belarus aus illegal über die EU-Aussengrenze zu gelangen.

Ein weiterer Faktor für die Verlängerung ist nach Angaben des Innenministeriums auch Russlands Krieg gegen die Ukraine, der von der autoritären Führung in Minsk unterstützt wird. Lettland grenzt an Russland und dessen Verbündeten Belarus.

Mit der Entscheidung setzte sich das Kabinett über die Vorbehalte des Justizministeriums hinweg. Aus dessen Sicht sollte die Ausrufung des Ausnahmezustands nur eine Übergangslösung und kein Dauerzustand sein.

Sollte der Druck auf die Grenze länger anhalten, seien gesetzliche Anpassungen erforderlich, argumentierte Justizminister Janis Bordans auf der Regierungssitzung. Innenminister Kristaps Eklons stimmte dem zu, verwies aber zugleich darauf, dass es gegenwärtig keine andere bessere Lösung gebe. Regierungschef Krisjanis Karins beauftragte daher die dafür zuständigen Stellen, entsprechende Regelungen auszuarbeiten.

Nach offiziellen Angaben wurden in Lettland seit Ausrufung des Ausnahmezustands mehr als 7500 Personen daran gehindert, illegal die Grenze zu überqueren. Die Europäische Union wirft dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko vor, in organisierter Form Migranten aus Krisenregionen an die EU-Aussengrenze zu bringen. (dpa)

13:02 Uhr

MITTWOCH, 2. NOVEMBER

Ukrainische First Lady: «Russland stellt Technologie in den Dienst des Terrors»

Die Frau des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski, Olena Selenska, hat Russland vorgeworfen, moderne Technologien für die Verbreitung von Terror einzusetzen. «Russland nutzt solche Technologien - Drohnen, Internetspionage und Internetangriffe auf kritische Infrastrukturen - um Schrecken zu verbreiten», sagte Selenska am Dienstagabend auf der jährlichen Technologie-Konferenz Web Summit in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon vor Tausenden Zuhörern. Sie bat die Teilnehmer, ihr Wissen und Können für die Unterstützung der Ukraine einzusetzen.

Zu Videos der Schäden, die die russischen Luftangriffe unter anderem mit Drohnen in der Ukraine angerichtet haben, sagte Selenska, in ihrem Land falle jeden Tag das Licht, der Strom und das Internet aus. «Russland stellt Technologie in den Dienst des Terrors», klagte sie.

Der Auftritt der Frau des ukrainischen Präsidenten bei der Konferenz war aus Sicherheitsgründen bis zuletzt geheim gehalten worden.

Der Angreifer Russland hat nach Angaben Kiews mit Drohnen- und Raketenangriffen vor allem auf Anlagen zur Energieversorgung in der Ukraine in den vergangenen Wochen rund 40 Prozent des Energienetzes schwer beschädigt. Um eine Überlastung des Netzes zu vermeiden und Reparaturen zu ermöglichen, wird den Kunden zeitlich gestaffelt der Strom abgeschaltet. (dpa)

12:21 Uhr

MITTWOCH, 2. NOVEMBER

Russland bekräftigt militärische Zusammenarbeit mit Belarus

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat bei einem Besuch in Minsk das Ziel einer engen militärischen Zusammenarbeit mit Belarus bekräftigt. Der Aufbau eines gemeinsamen Verteidigungsraums sei besonders wichtig mit Blick auf die sich verschärfende Konfrontation zwischen dem Westen und Russland, sagte Schoigu am Mittwoch bei einem Treffen mit seinem Kollegen Viktor Chrenin. Es gebe bereits unter anderem eine gemeinsame Militärdoktrin und ein System der Luftverteidigung, sagte Schoigu.

Der belarussischen Verteidigungsminister Viktor Khrenin (rechts) bei einem Treffen mit dem russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu in Minsk, Belarus im Februar 2022.
Bild: Mikhail Klimentyev / AP

Russland hatte zuletzt Tausenden Soldaten, Panzer und schwere Militärtechnik nach Belarus verlegen lassen - an die Grenze zur Ukraine. Die Regierung in Kiew sieht auch Belarus als Kriegspartei, weil das Land russischen Truppen seine Militärbasen für Angriffe auf die Ukraine überlassen hatte. Nach Darstellung von Minister Chrenin in Minsk haben Belarus und Russland mit der Vorbereitung eines neuen Militärmanövers für 2023 zum Schutz des Unionsstaates begonnen.

Schoigu warf der Nato vor, ein gewaltiges System der kollektiven Verteidigung nahe der Grenzen zu Russland aufzubauen. Schoigu warf dem Westen vor, die Ukraine mit Waffen und Munition auszurüsten; die Nato versorge das Land mit militärischen Aufklärungsdaten und schicke Militärberater in das Land. Der Minister behauptete einmal mehr auch, dass der Westen versuche, Russland etwa mit Sanktionen zu zerstören.

Wegen zunehmender wirtschaftlicher Probleme durch die westlichen Strafmassnahmen setzt Russland auf die Produktion im Ausland oder auf Importe über nicht sanktionierte Nachbarländer. Der belarussische Regierungschef Roman Golowtschenko sagte der staatlichen Nachrichtenagentur Belta zufolge, dass Russland einen neuen Kredit von 1,5 Milliarden US-Dollar (1,52 Milliarden Euro) gewähren werde. Mit dem Geld sollten etwa auch Kapazitäten im Maschinenbau ausgeweitet werden, damit nach dem Abzug westlicher Firmen aus Russland für das Nachbarland produziert werden könne. Es gehe überwiegend um zivile, aber auch militärische Projekte, sagte er. (dpa)

11:54 Uhr

MITTWOCH, 2. NOVEMBER

Russland steigt wieder in Getreideabkommen mit Ukraine ein

Russland steigt wieder in das am Samstag ausgesetzte Abkommen zum Export von Getreide aus der Ukraine über das Schwarze Meer ein. Das teilte das russische Verteidigungsministerium am Mittwoch in Moskau mit. Dank der Vermittlung der Türkei habe die Ukraine zugesichert, den Seekorridor nicht für Kampfhandlungen gegen Russland zu nutzen. Es habe notwendige schriftliche Garantien der Ukraine gegeben, den eingerichteten humanitären Korridor und die Häfen nur für die Ausfuhr von Lebensmitteln zu nutzen.

Das sei für den Moment ausreichend, um das Abkommen zu erfüllen, hiess es in Moskau. Die Transporte würden noch am Mittwoch fortgesetzt, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan.

Russland hatte nach den Drohnenangriffen auf der Schwarzmeer-Halbinsel Krim das Abkommen zum Transport von ukrainischem Getreide aus den Häfen im Schwarzen Meer am Samstag überraschend ausgesetzt. Grund waren nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau die «Terroranschläge» auf die Schwarzmeerflotte in Sewastopol.

Das Ministerium warf der britischen Marine vor, die Anleitungen zum Beschuss der Halbinsel mit Drohnen gegeben zu haben. Dabei wurde nach russischen Angaben auch ein Minenräumschiff beschädigt. Grossbritannien wies die Vorwürfe zurück.

Russland hatte davor schon seit Wochen mit einem möglichen Stopp des Kornabkommens gedroht, durch das seit Sommer wieder ukrainische Lebensmittel auf den Weltmarkt kommen. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski beklagte bereits in den vergangenen Tagen, dass Russland die Durchfahrt der mit Getreide beladenen Schiffe blockiere.

Er betonte die Bedeutung dieser Lieferungen für die Bekämpfung des Hungers in der Welt. Obwohl der Krieg die Exporte weiter behindere, habe die Ukraine seit dem Inkrafttreten des Getreideabkommens fast acht Millionen Tonnen Lebensmittel auf dem Seeweg ausgeführt, hatte Selenski unlängst gesagt. 60 Prozent der Menge seien nach Afrika und Asien gegangen.

Im Juli hatte Russland unter Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei den Getreideausfuhren zugestimmt, aber stets auch gedroht, die auf vier Monate angelegte Vereinbarung platzen zu lassen. Moskau beklagt seit langem, dass ein Teil der Vereinbarung vom Sommer nicht umgesetzt werde. Im Abkommen hat sich Russland zur Beendigung der Blockade ukrainischer Seehäfen für den Getreideexport bereiterklärt, forderte aber im Gegenzug Erleichterungen für die eigene Ausfuhr von Dünge- und Lebensmitteln. Russland und die Ukraine sind beide grosse Getreideexporteuren, die mit den Ausfuhren Milliarden verdienen. (dpa)

11:05 Uhr

MITTWOCH, 2. NOVEMBER

Polen errichtet Stacheldrahtzaun an Grenze zu Kaliningrad

Polen will eine provisorische Absperrung an seiner mehr als 200 Kilometer langen Grenze zur russischen Exklave Kaliningrad errichten. Es handele sich um einen 2,5 Meter hohen und drei Meter breiten Stacheldrahtverhau, teilte Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak der Agentur PAP zufolge am Mittwoch in Warschau mit. Die Arbeiten würden sofort beginnen.

«Es liegt uns viel daran, dass diese Grenze dicht ist», betonte der Politiker der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS). Blaszczak begründete den Schritt zum einen mit der nationalen Sicherheit. Zum anderen würden Migranten aus dem Nahen Osten oder Nordafrika mit dem Flugzeug nach Kaliningrad kommen und versuchen, von dort auf EU-Gebiet zu gelangen.

Entlang der Absperrung sollen zusätzlich Geräte zur elektronischen Grenzüberwachung installiert werden. Auf polnischer Seite ist ein Zaun im Vorfeld der Grenze zum Schutz von Wildtieren vorgesehen. Kaliningrad, das frühere ostpreussische Königsberg, gehört zu Russland und liegt an der Ostsee zwischen Polen und Litauen.

Der polnische Präsident Andrzej Duda unterstütze «alle Initiativen, die zur Erhöhung der Sicherheit Polens und seiner Bürger» führten, teilte ein Sprecher des Staatsoberhaupts mit. Im vorigen Jahr hatte Polen bereits eine Mauer entlang der EU-Grenze zu Belarus (Weissrussland) fertiggestellt. Es bestehe kein Zweifel, dass diese einen «hybriden Angriff» von belarussischem Gebiet aus unmöglich mache, betonte Blaszczak nun. (dpa)

08:12 Uhr

MITTWOCH, 2. NOVEMBER

London: Russische Truppen in Ukraine kommen äusserst langsam voran

Die russischen Truppen kommen bei ihren Angriffen in der Ukraine nach Einschätzung britischer Geheimdienste nur äusserst langsam voran. Das Verteidigungsministerium in London verwies am Mittwoch auf Aussagen des Chefs der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, wonach seine Einheiten täglich 100 bis 200 Meter vorrückten. Prigoschin habe zwar gesagt, dies sei in der modernen Kriegführung normal. Das britische Ministerium betonte aber, die russische Militärdoktrin sehe Vorstösse von 30 Kilometern pro Tag vor.

Zum Vergleich teilte die Behörde weiter mit: «Im Februar planten die russischen Streitkräfte einen 1000 Kilometer weiten Vormarsch durch die Ukraine innerhalb eines Monats. Im September erzielten die ukrainischen Einheiten Vorstosse von mehr als 20 Kilometern pro Tag.»

Prigoschin habe in den vergangenen zwei Monaten jeden Vorwand aufgegeben, wonach er keine Verbindungen zur Wagner-Gruppe habe, und sich öffentlich viel deutlicher geäussert, teilte das Ministerium weiter mit. «Er versucht wahrscheinlich, seine Glaubwürdigkeit innerhalb des gestressten russischen nationalen Sicherheitssystems aufzupolieren.» (dpa)

04:48 Uhr

Mittwoch, 2. November

Ukraine kämpft um Energieversorgung – die Nacht im Überblick

Präsident Wolodimir Selenski hofft noch vor Beginn des Winters auf Hilfe der EU bei der Wiederherstellung des durch russische Angriffe schwer angeschlagenen Energienetzes der Ukraine. Vierzig Prozent des Energiesystems seien «schwer beschädigt», sagte der Staatschef bei einem Treffen mit EU-Energiekommissarin Kadri Simson am Dienstag in Kiew. «Wir werden alles tun, um die Menschen in diesem Winter mit Strom und Wärme zu versorgen», versprach er am Abend in seiner täglichen Videoansprache.

«Die Position der Terroristen ist absolut transparent, und diese Herausforderung sollte gerade als Herausforderung für ganz Europa gesehen werden», sagte Selenski weiter. Moskau werde die Schwierigkeiten des Winters propagandistisch als vermeintlichen Beweis für das Scheitern des vereinten Europas darstellen. «Deshalb müssen wir gemeinsam den Terroristen beweisen, dass «Scheitern» ein Wort über sie ist und nicht über Europa», so der Präsident.

Russland werde alles tun, «um die Normalität des Lebens zu zerstören» und berücksichtige dabei nicht die Kosten dieses «Energieterrors». Selenski rechnete vor, dass der jüngste Raketen- und Drohnenangriff am Montag «den Gegenwert von 2,3 Millionen durchschnittlichen russischen Renten gekostet» habe. «Und das nur für einen Angriff.» Mittwoch ist der 252. Tag des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine.

Selenski: EU-Kommission soll koordinieren

Bei der Wiederherstellung der Energie-Infrastruktur seines Landes sollte die EU-Kommission eine koordinierende Rolle spielen, regte Selenski an. Er erinnerte an die Ukraine-Kontaktgruppe, das sogenannte Ramstein-Format, in dem die Unterstützerländer ihre Rüstungshilfe koordinieren. Für Wirtschaft und Energie sollte es ebenfalls ein «Ramstein» geben, sagte er laut Medienberichten. «Ich bin sicher, dass wir alles wiederherstellen werden», so Selenski.

Der Brüsseler Behörde zufolge werden in den kommenden Tagen unter anderem die Kommission und das ukrainische Energieministerium zusammen eine Kampagne starten, um weitere Unterstützung aus dem Privatsektor zu mobilisieren.

Selenski spricht mit Macron über Schutz gegen Angriffe

Mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron hatte Selenski zuvor über einen verstärkten Schutz gegen russische Raketen- und Drohnenangriffe gesprochen. «Es muss einen Luftschutz für die Ukraine geben - das wurde heute klar gesagt», betonte der ukrainische Präsident, ohne dazu nähere Angaben zu machen.

USA fürchten weitere Waffenlieferungen aus dem Iran

Die USA befürchten unterdessen mögliche weitere iranische Waffenlieferungen an Russland für den Krieg gegen die Ukraine. Es bestehe weiter die Sorge, dass der Iran Moskau neben Kampfdrohnen auch andere Waffen wie Boden-Boden-Raketen liefern könnte, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby.

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums kündigte an, die USA würden offenlegen, sobald sie beobachteten, dass solche Waffen aus dem Iran in der Ukraine zum Einsatz kämen. Der Iran hat bislang Waffenlieferungen an Russland dementiert.

Die US-Regierung hatte im Oktober angeprangert, dass Kampfdrohnen aus dem Iran im Ukraine-Krieg eingesetzt wurden - und dass Teheran eigens Militärpersonal auf die Krim geschickt habe, um die Russen beim Umgang mit den Drohnen zu trainieren und technische Hilfe zu bieten.

Präsidentenberater Podoljak: Iran als Konfliktpartei einstufen

Angesichts der Berichte über neue Waffenlieferungen an Russland rief der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak dazu auf, den Iran in Europa als Konfliktpartei und Beteiligten an der Aggression einzustufen. «Wenn der Iran Russland Raketen übergibt, weiss er genau, dass damit unsere Städte angegriffen werden», schrieb Podoljak auf Twitter. «Teheran ist ein Komplize in der Aggression und muss offiziell auch als solcher erkannt werden.»

Was am Mittwoch wichtig wird

Nach der Aussetzung des Getreideabkommens durch Russland haben die Vereinten Nationen für Mittwoch die Einstellung des Schiffsverkehrs im Schwarzen Meer angekündigt. «Das UN-Sekretariat und das Gemeinsame Koordinierungszentrum berichten, dass die Delegationen der Ukraine, der Türkei und der Vereinten Nationen vereinbart haben, für morgen, den 2. November, keine Bewegung von Schiffen im Rahmen der Schwarzmeer-Getreideinitiative zu planen», sagte Sprecher Farhan Haq in New York.

Der Sprecher betonte, dass Moskaus Aussetzung der Vereinbarung eine «vorübergehende und aussergewöhnliche Massnahme» sei. Die Pause im Schiffsverkehr sei ebenfalls eine «vorübergehende Massnahme» - es gehe bis auf weiteres nur um den Mittwoch. «Wir erwarten, dass beladene Schiffe am Donnerstag in See stechen», twitterte UN-Koordinator Amir Abdulla am Dienstagabend. (dpa)

19:47 Uhr

Dienstag, 1. November

USA befürchten weitere Waffenlieferungen aus Iran an Russland

Die US-Regierung befürchtet mögliche weitere Waffenlieferungen aus dem Iran an Russland für den Krieg gegen die Ukraine. Es bestehe weiter die Sorge, dass der Iran Moskau neben Kampfdrohnen auch mit anderen Waffen wie Boden-Boden-Raketen versorgen könnte, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, am Dienstag. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums kündigte an, die USA würden offenlegen, sobald sie beobachteten, dass solche Waffen aus dem Iran in der Ukraine zum Einsatz kämen. Der Iran hat Waffenlieferungen an Russland dementiert.

Die US-Regierung hatte im Oktober angeprangert, dass Kampfdrohnen aus dem Iran im Ukraine-Krieg eingesetzt wurden - und dass Teheran eigens Militärpersonal auf die Krim geschickt habe, um die Russen beim Umgang mit den Drohnen zu trainieren und ihnen technische Hilfe zu bieten. Kirby erhob am Dienstag einmal mehr schwere Vorwürfe gegen den Iran: «Das Regime ist an der Ermordung unschuldiger Ukrainer beteiligt», sagte er. Die Führung in Teheran mache sich «offen und bereitwillig zum Komplizen bei der Ermordung unschuldiger ukrainischer Menschen auf ukrainischem Boden».

Angesichts der Berichte über neue Waffenlieferungen rief der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak dazu auf, den Iran in Europa als Konfliktpartei und Beteiligten an der Aggression einzustufen. «Wenn der Iran Russland Raketen übergibt, weiss er genau, dass damit unsere Städte angegriffen werden», schrieb Podoljak am Dienstag auf Twitter. Und wenn der Iran Russland den Einsatz von Drohnen beibringe, dann wisse er genau, dass damit der ukrainische Energiesektor angegriffen werde, wodurch eine Fluchtbewegung in die EU ausgelöst werde. «Teheran ist ein Komplize in der Aggression und muss offiziell auch als solcher erkannt werden.» (dpa)

17:00 Uhr

Dienstag, 1. November

Ukraine sieht Bedrohung durch iranische Mittelstreckenraketen

Die ukrainische Armee befürchtet, dass Russland neben Drohnen auch Mittelstreckenraketen aus dem Iran kauft und gegen die Ukraine einsetzen wird. Dies sei gefährlich, weil die Ukraine keine geeigneten Abwehrwaffen habe, sagte Luftwaffensprecher Jurij Ihnat am Dienstag in Kiew. «Wir haben eine Luftverteidigung, keine Raketenabwehr», sagte er. Es gehe um ballistische Raketen iranischer Bauart mit Reichweiten von 300 bis 700 Kilometern, die den russischen Boden-Boden-Raketen vom Typ Iskander-M ähnelten.

Der Iran werde Russland mit Mittelstreckenraketen und weiteren Drohnen beliefern, berichtete am Dienstag auch der US-Sender CNN und berief sich auf Erkenntnisse westlicher Rüstungsexperten. Bislang setzt Russland diesen Angaben nach vor allem die iranische Einweg-Kampfdrohnen Schahed-136 ein. Der Iran und Russland bestreiten ein Rüstungsgeschäft. Die Ukraine hat nach eigenen Angaben bereits 300 dieser Drohnen abgeschossen. Dabei habe sich der deutsche Flugabwehrpanzer Gepard sehr bewährt.

Seit Russland mit Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern verstärkt auf die ukrainische Energie-Infrastruktur schiesst, haben viele Länder der Ukraine mehr Flugabwehrwaffen zugesagt. Die ersten zwei von acht versprochenen Flugabwehrsystemen Nasams sollten bald dort eintreffen, sagte ein Pentagon-Vertreter am Montag in Washington. (dpa)

16:59 Uhr

Dienstag, 1. November

Frankreich plant internationale Hilfskonferenz für die Ukraine

Frankreich plant eine internationale Hilfskonferenz für die Ukraine, die die zivile Widerstandsfähigkeit des Landes während des Winters stärken soll. Darauf hätten sich Staatschef Emmanuel Macron und der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski am Dienstag in einem Telefonat verständigt, teilte der Élyséepalast mit. «Die Strom- und Wasserversorgungsinfrastruktur der Ukraine wurde durch die russischen Angriffe erheblich beschädigt», schrieb Macron auf Twitter. «Wir müssen noch vor dem Winter handeln. Wir werden die internationale Gemeinschaft und den Privatsektor rasch mobilisieren.»

Die Vorbereitungen zu der Pariser Konferenz am 13. Dezember mit den anderen Partnern der Ukraine sollten in Kürze beginnen, hiess es aus dem Élyséepalast. Eine bilaterale Konferenz am 12. Dezember soll der Mobilisierung französischer Unternehmen dienen. Frankreich werde der Ukraine dabei helfen, dem nahenden Winter zu trotzen.

Beide Präsidenten tauschten sich zudem über die Lage vor Ort und über die jüngsten Entwicklungen der ukrainischen Gegenoffensive aus. «Ich habe Präsident Selenski heute Morgen bestätigt, dass wir uns voll und ganz dafür einsetzen, unsere militärische Unterstützung für die Ukraine, insbesondere die Luftabwehr, so schnell wie möglich zu erhöhen», schrieb Macron. (dpa)

14:00 Uhr

DIENSTAG, 1. NOVEMBER

Moskau beschuldigt weiter London wegen Nord-Stream-Explosionen

Nach den Explosionen an den Ostseepipelines Nord Stream 1 und 2 hat Russland erneut Grossbritannien eines «Terroranschlags» beschuldigt. Die russischen Geheimdienste hätten Informationen, nach denen «Grossbritannien etwas mit dieser Sabotage oder – auf Russisch gesagt – mit diesem Terroranschlag gegen die lebenswichtige Energie-Infrastruktur zu tun hat, die keine russische, sondern, das ist wichtig zu berücksichtigen, eine internationale Energie-Infrastruktur ist», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag. London hatte die Vorwürfe zurückgewiesen.

Peskow warf der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge den europäischen Hauptstädten ein «sträfliches Schweigen» vor. Die Handlungen der Briten müssten Folgen haben. Kremlchef Wladimir Putin hatte zuvor gesagt, «Angelsachsen» hätten die Explosionen an den Pipelines verursacht.

Das Gasleck an der Nord Stream 2-Pipeline vor Bornholm, Dänemark, in der Ostsee.
Bild: Danish Defence Command / Handout / EPA

Dabei bezogen sich Peskows Vorwürfe nicht nur auf Nord Stream, sondern auch auf Drohnenangriffe gegen die Schwarzmeerflotte in Sewastopol auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim. Auch diese seien von britischen Offizieren gesteuert worden. «Solche Handlungen können nicht einfach so stehen bleiben. Natürlich werden wir über weitere Schritte nachdenken», sagte er.

Das russische Verteidigungsministerium hatte schon am Samstag einen Zusammenhang zwischen den Ereignissen in der Ostsee und im Schwarzen Meer hergestellt und speziell die britische Marine beschuldigt. Moskau legte bislang aber keine Beweise für die Vorwürfe vor. Grossbritannien hatte mit Empörung auf die Anschuldigungen reagiert und diese zurückgewiesen.

Ende September waren nach Explosionen in der Nähe der Ostsee-Insel Bornholm vier Lecks an den Pipelines entdeckt worden, die jeweils als Doppelstränge zwischen Russland und Lubmin im Nordosten Deutschlands verlaufen. Unter anderem die EU und die Nato gehen von Sabotage aus. (dpa)

13:09 Uhr

DIENSTAG, 1. NOVEMBER

Ukrainisches Aussenministerium fordert Ausschluss Russlands aus G20

Wegen der russischen Angriffe auf die Infrastruktur der Ukraine hat das Aussenministerium in Kiew erneut einen Ausschluss Russlands aus der G20 gefordert. Der russische Präsident Wladimir Putin müsse vom Gipfeltreffen grosser Industrie- und Schwellenländer Mitte November auf Bali in Indonesien ausgeladen werden. Das sagte der Sprecher des Aussenministeriums, Oleg Nikolenko, am Dienstag.

«Putin hat öffentlich zugegeben, Raketenangriffe auf ukrainische Zivilisten und die Energie-Infrastruktur befohlen zu haben», schrieb Nikolenko auf Twitter. «Mit diesem Blut an den Händen darf er nicht mit den Führern der Welt am Tisch sitzen.»

Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert wegen des von Putin befohlenen Angriffskrieges den Ausschluss Russlands aus der G20. Putin selbst liess am Montag offen, ob er zu dem Treffen am 15./16. November nach Bali reisen werde. Der Kremlchef wäre dort gegenüber den westlichen Staaten isoliert. Russland hat in der G20 aber China als Verbündeten; wichtige Schwellenländer wie Indien, Brasilien oder Südafrika stehen freundlich oder neutral zu Russland. (dpa)

12:57 Uhr

DIENSTAG, 1. NOVEMBER

Pakistan will 300'000 Tonnen Weizen aus Russland importieren

Pakistan hat einen neuen Vertrag mit Russland über die Lieferung von mehr als 300'000 Tonnen Weizen geschlossen. Die Regierung in Islamabad hofft damit nach eigenen Angaben vom Dienstag, einer drohenden Hungerkrise entgegenzuwirken. Der Ertrag von Getreide in dem südasiatischen Land mit mehr als 225 Millionen Einwohnern ist in diesem Jahr deutlich zurückgegangen. Gründe waren eine Hitzewelle und dann Rekordfluten, die Getreidefelder grossflächig zerstörten.

Russland hat erst am vergangenen Wochenende ein Getreideabkommen mit der Ukraine ausgesetzt. Damit gibt es international neue Sorgen vor Lebensmittelknappheit und steigenden Preise. (dpa)

11:40 Uhr

DIENSTAG, 1. NOVEMBER

Drei weitere Frachter verlassen ukrainische Häfen

Trotz der russischen Ankündigung, weitere Exporte über das Schwarze Meer nicht zulassen zu wollen, haben drei Frachter ukrainische Häfen verlassen. Darauf hätten sich die ukrainische, türkische und die UN-Delegation geeinigt, die laut Getreideabkommen in einem speziell eingerichteten Zentrum zusammenarbeiten, teilte eine UN-Sprecherin am Dienstag in Istanbul mit. Die russische Delegation sei informiert worden. Das Getreideabkommen sieht eigentlich Kontrollen mit Vertretern aller vier Delegationen vor. Unter den Schiffen ist laut UN-Daten auch die mit Mais beladene «SSI Challenger» mit dem Ziel Deutschland.

Die Inspektion von Schiffen in Istanbul werde von Vertretern der UN und der Türkei vorgenommen, hiess es. Am Montag wurden demnach 46 Untersuchungen abgeschlossen worden. Die Schiffe werden inspiziert um sicherzustellen, dass sie keine Waffen oder Ähnliches geladen haben.

Russland hatte am Samstag das unter Vermittlung der Türkei und der UN geschlossene Abkommen ausgesetzt. Zur Begründung nannte Moskau Drohnenangriffe Kiews auf seine Schwarzmeerflotte. Die Ukraine habe für diese Attacken den Schutz des Korridors ausgenutzt. Am Montag hatte der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates in New York gesagt, Moskau könne «eine ungehinderte Passage von Schiffen ohne unsere Inspektion nicht zulassen».

Laut UN-Angaben wurden bisher 9,8 Millionen Tonnen Waren im Rahmen der Initiative verschifft. (dpa)

11:28 Uhr

DIENSTAG, 1. NOVEMBER

Viele Regionen in Ukraine nach Angriffen zeitweise ohne Strom

Nach den russischen Raketenangriffen auf die Energie-Infrastruktur der Ukraine kommt es in der Hauptstadt Kiew und sechs weiteren Regionen zu Einschränkungen bei der Stromversorgung. Das Licht werde für Kunden zeitlich gestaffelt abgeschaltet, teilte der Energieversorger Ukrenerho am Dienstag in Kiew mit. Betroffen seien auch die Regionen Tschernihiw, Tscherkassy, Schytomyr sowie Sumy, Charkiw und Poltawa.

Durch die Abschaltungen solle eine Überlastung des Stromnetzes verhindert werden, hiess es. Das gebe Experten auch die Möglichkeit, die durch Raketen- und Drohnenangriffe beschädigten Anlagen zu reparieren und wieder ans Netz zu bringen. Die Bevölkerung der Ukraine muss schon seit Wochen mit Beschränkungen leben: Die Menschen sind aufgerufen, besonders während der Spitzenzeiten morgens und abends Strom zu sparen. Waschmaschinen und Heizungen sollen möglichst nur nachts laufen, unnötige Lichtquellen aus bleiben.

Stromsparen steht auf dem Plan:  die Ukrainer leben schon seit Wochen mit Einschränkungen. 
Bild: Andrew Kravchenko / AP

In dem seit mehr als acht Monaten andauernden russischen Angriffskrieg gegen das Nachbarland ist die lebenswichtige Energie-Infrastruktur ein Hauptziel der Attacken. Die Ukraine wirft Russland «Energieterror» vor mit dem Ziel, die Menschen in Dunkelheit, Kälte und Angst zu stürzen. Kremlchef Wladimir Putin wolle so Menschen in die EU treiben, um dort die Lage durch eine Vielzahl an Flüchtlingen zu destabilisieren, heisst es in Kiew.

Die jüngsten massiven Angriffe am Montag gelten auch als Antwort auf den Drohnenbeschuss der russischen Schwarzmeerflotte auf deren Stützpunkt in Sewastopol auf der Halbinsel Krim am Wochenende. «Teils ist das so. Aber das ist auch nicht alles, was wir hätten tun können», sagte Putin am Montagabend vor Journalisten auf die Frage, ob die Angriffe Vergeltung dafür gewesen seien. (dpa)

09:27 Uhr

DIENSTAG, 1. NOVEMBER

London: Moskau will Belarus als Verbündeten darstellen

Russland will in seinem Krieg gegen die Ukraine nach Einschätzung britischer Geheimdienste das gemeinsame Nachbarland Belarus gegenüber dem Westen verstärkt als Verbündeten darstellen. Moskau habe dort auf einem Flugplatz mutmasslich zwei Abfangjäger des Typs MiG-31 und einen grossen durch einen Erdwall geschützten Container stationiert, hiess es am Dienstag in einem Bericht des Verteidigungsministeriums in London. Dazu veröffentlichte das Ministerium ein Satellitenbild.

Die Stationierung stehe wahrscheinlich in Zusammenhang mit russischen Hyperschallraketen AS-24 Killjoy («Spielverderber»). Diese Raketen sind nach Einschätzung der Nato mit herkömmlicher Flug- oder Raketenabwehr kaum abzufangen - daher der Spitzname.

Moskau habe solche Raketen bereits seit 2018 im Einsatz, so die Briten. Bislang seien aber keine in Belarus stationiert gewesen. Angesichts einer Reichweite von rund 2000 Kilometern bringe dies im Ukraine-Krieg wohl auch keinen strategischen Vorteil, sondern solle eher ein Signal an den Westen senden. (dpa)

06:41 Uhr

Dienstag, 1. November

Streit um ukrainische Getreideexporte – die Nacht im Überblick

Der Streit um die ukrainischen Getreideexporte über das Schwarze Meer dauert an. Russland hat seinen Ausstieg aus dem Getreideabkommen erklärt und will nicht hinnehmen, dass die anderen Beteiligten - Vereinte Nationen, Türkei und Ukraine - einfach weitermachen. Das russische Verteidigungsministerium verlangte am Montagabend von der Ukraine zusätzliche Zusagen, den Seekorridor nicht militärisch zu nutzen.

Die Ukraine wiederum hatte bis in die Nacht zum Dienstag mit der Beseitigung von Schäden zu tun, die russische Raketenangriffe am Montagmorgen angerichtet hatten. Erstmals seit zwei Wochen wurde auch wieder ein Ziel in der Hauptstadt Kiew getroffen, wo grosse Teile der Wasserversorgung ausfielen.

In der gesamten Ukraine kommt es immer häufiger zu Stromausfällen, da die Regierung alles daran setzt, das Energienetz zu stabilisieren und das System vor dem Winter zu reparieren.
Bild: Andrew Kravchenko / AP

Moskau will Alleingänge bei Getreideexporten nicht dulden

Am Montag war ein Konvoi von mehr als einem Dutzend Getreidefrachtern aus ukrainischen Häfen auf dem Schwarzen Meer unterwegs Richtung Bosporus - ohne Zustimmung Russlands. Aber russische Kräfte behinderten den Konvoi auch nicht. Die Vereinbarung darüber war zwischen UN, Türkei und Ukraine am Sonntag im Koordinationszentrum der Getreideexporte in Istanbul getroffen worden.

Moskau versuchte, dieses Vorgehen auf verschiedenen diplomatischen Ebenen zu verhindern. Die Vereinbarung könne «nicht ohne uns umgesetzt werden», sagte der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates in New York. Auch die Passage der Getreideschiffe durch den Bosporus sei ohne russische Beteiligung an den Kontrollen nicht möglich. Allerdings machen auch bei den Überprüfungen der Schiffe auf dem Weg in die Ukraine und zurück die drei anderen Partner nun ohne Moskau weiter.

Zwischen den Verteidigungsministerien und den Aussenministerien Russlands und der Türkei wurde am Montag telefoniert. Das russische Verteidigungsministerium warf der Ukraine erneut vor, den geschützten Seekorridor bei einem nächtlichen Drohnenangriff auf die Schwarzmeerflotte missbraucht zu haben.

UN-Nothilfekoordinator: Nachts ist das Schwarze Meer frei

Dieser Auffassung trat in New York der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths entgegen. «Wenn sich Schiffe der Initiative nicht in dem Gebiet befinden, hat der Korridor keinen besonderen Status», sagte er im Sicherheitsrat. In der Nacht des angeblichen Angriffs am Samstag seien auch keine Frachtschiffe in dem Seegebiet gewesen. «Der geschützte Schiffskorridor ist morgens um vier nicht offen.» Deshalb habe es keine Verletzung der Vereinbarungen gegeben.

Viele Kiewer noch ohne Strom und Wasser

Nach dem russischen Raketenangriff auf die Energieversorgung der ukrainischen Hauptstadt waren dort am Montagabend immer noch rund 250'000 Wohnungen ohne Strom. Bürgermeister Vitali Klitschko teilte mit, in 40 Prozent der Verbrauchsstellen gebe es noch kein Wasser. Damit hat sich die Lage gegenüber dem Morgen zwar gebessert, die Reparaturarbeiten gingen aber weiter. Klitschko kündigte für Dienstag weitere Stromsparmassnahmen im öffentlichen Nahverkehr an. So werde die U-Bahn seltener fahren. Stromgetriebene Strassenbahnen und Oberleitungsbusse sollten durch normale Busse ersetzt werden.

Lob von Selenski für die Luftabwehr

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski unterstrich nach dem Tag mit schweren russischen Raketenangriffen die Erfolge der Flugabwehr. Von etwa 50 russischen Marschflugkörpern und Raketen seien 45 abgeschossen worden, sagte er in seiner Videobotschaft. Sein Land brauche weitere Waffen zur Abwehr der Angriffe aus der Luft, forderte er. Schon jetzt müsse Russland für einen Treffer mehr Raketen einsetzen als früher.

Die russische Armee verfolgt mit den Raketenangriffen seit Oktober eine neue Taktik und beschiesst vor allem Anlagen der Energieversorgung. Deshalb sagten viele Staaten Hilfe zur Verstärkung der Flugabwehr zu. Aus Deutschland traf das erste von vier Systemen vom Typ Iris-T ein, das die Ukrainer als sehr treffsicher loben.

Scholz und Selenski telefonieren

Das Lob für die Iris-T brachte Selenski auch in einem Telefonat mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Montag an. Es sei über weitere Möglichkeiten gesprochen worden, wie Deutschland die Ukraine unterstützen könne, so Selenski. Vor allem gehe es um die Erneuerung der ukrainischen Infrastruktur nach den russischen Luftangriffen.

Scholz sagte nach Regierungsangaben, Deutschland werde die Ukraine politisch, finanziell und humanitär bei der Verteidigung ihrer Souveränität unterstützen, «einschliesslich bei Waffenlieferungen». Der Bundeskanzler habe den «anhaltenden gezielten Beschuss» ziviler Infrastruktur durch die russischen Streitkräfte verurteilt, sagte ein Sprecher. Scholz und Selenski hätten dazu aufgerufen, das Getreideabkommen unter Ägide der UN nicht zu gefährden, um die globale Ernährungssituation nicht weiter zu belasten.

Bomben-Vorwurf: IAEA beginnt Inspektionen in der Ukraine

Die IAEA hat nach russischen Vorwürfen, Kiew wolle eine «schmutzige Bombe» einsetzen, mit ihren geplanten Inspektionen in der Ukraine begonnen, wie Behördenchef Rafael Grossi am Montag mitteilte.

Überprüft werden demnach zwei Standorte, um mögliche nicht deklarierte nukleare Aktivitäten und Materialien aufzuspüren. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte der Ukraine vorgeworfen, an einer atomar verseuchten Bombe zu arbeiten. Kiew hatte die Vorwürfe entschieden dementiert und um eine IAEA-Mission gebeten. Grossi will noch in dieser Woche über die Ergebnisse der Kontrollen berichten.

Das wird am Dienstag wichtig

Bundeskanzler Scholz besucht ein Werk des Chemiekonzerns BASF in Schwarzheide in der Lausitz. Dabei geht es auch um die wirtschaftlichen Folgen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Die Chemiebranche ist einer der grössten Verbraucher des knapp und teuer gewordenen Erdgases. (dpa)

21:22 Uhr

MONTAG, 31. OKTOBER

Selenski äussert sich zu Getreide-Export

Die Ukraine wird mit dem Getreide-Export über das Schwarze Meer fortfahren. Das schrieb Präsident Wolodimir Selenski auf Twitter. Er habe mit dem tschechischen Ministerpräsidenten Petr Fiala und dem UNO-Generalsekretär António Guterres gesprochen und sei über die Konsequenzen der russischen Aussetzung des Abkommens informiert, wolle aber an der Vereinbarung mit den Vereinten Nationen (UNO) und der Türkei festhalten. (zen)

20:50 Uhr

MONTAG, 31. OKTOBER

Nach Raketenangriff noch 250'000 Wohnungen in Kiew ohne Strom

Nach einem russischen Raketenangriff auf die Energieversorgung der ukrainischen Hauptstadt waren dort am Montagabend immer noch rund 250'000 Wohnungen ohne Strom. Bürgermeister Vitali Klitschko teilte mit, in 40 Prozent der Verbrauchsstellen gebe es noch kein Wasser. Damit hat sich die Lage gegenüber dem Morgen gebessert, als noch 80 Prozent der Anschlüsse kein Wasser hatten. In rund 350'000 Wohnungen war der Strom ausgefallen. Klitschko erwartete eine weitere Stabilisierung der Lage in den späteren Abendstunden.

Für Dienstag kündigte er weitere Stromsparmassnahmen im öffentlichen Nahverkehr an. So werde die U-Bahn seltener fahren. Stromgetriebene Strassenbahnen und Oberleitungsbusse sollten durch normale Busse ersetzt werden. Russland hat am Montag erneut viele Anlagen der Energieversorgung in Kiew und anderen ukrainischen Städten mit Raketen und Marschflugkörpern beschädigt. (dpa)

19:05 Uhr

MONTAG, 31. OKTOBER

Russland will ungehinderte Durchfahrt von Schiffen nicht erlauben

Russland will nach seiner angekündigten Aussetzung des Getreideabkommens mit der Ukraine weitere Exporte über das Schwarze Meer nicht zulassen. Die Vereinbarung könne «nicht ohne uns umgesetzt werden», sagte der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja am Montag bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates in New York. Gleichzeitig könne Moskau «eine ungehinderte Passage von Schiffen ohne unsere Inspektion nicht zulassen», sagte Nebensja.

Russland schien damit auf die Position der Vereinten Nationen zu reagieren, nach deren Lesart der Export von Getreide weitergehen kann und das Abkommen in Kraft bleibt. Russland hatte am Samstag das unter Vermittlung der Türkei und der UN geschlossene Abkommen ausgesetzt. Zur Begründung nannte Moskau Drohnenangriffe Kiews auf seine Schwarzmeerflotte. (dpa)

17:22 Uhr

MONTAG, 31. OKTOBER

UN: Getreideabkommen bleibt in Kraft - Schiffe unterwegs

Trotz einer von Russland angekündigten Aussetzung des Getreideabkommens mit der Ukraine kann der Export nach Lesart der Vereinten Nationen weitergehen. «Unser Verständnis ist, dass Initiative und Verpflichtungen auch während der Aussetzung der Teilnahme Russlands in Kraft bleiben», sagte UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths am Montag bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates in New York. Am Montag seien zwölf Schiffe aus ukrainischen Häfen ausgelaufen - zwei steuerten die Ukraine an, um Lebensmittel zu laden. Es blieb zunächst unklar, ob die Vereinten Nationen den Export der Getreidelieferungen auch auf lange Sicht ohne Russlands Teilnahme fortführen wollen.

Griffiths betonte, dass Russland sich von der Vereinbarung nicht zurückgezogen, sondern nur «vorübergehend» seine Aktivitäten eingestellt habe. «Wir freuen uns darauf, sie (die Russische Föderation) so bald wie möglich wieder als vollwertige und aktive Teilnehmer an der Erfüllung der Ziele, die wir entwickelt haben, willkommen zu heissen».

Russland hatte am Samstag das unter Vermittlung der Türkei und der UN geschlossene Abkommen ausgesetzt. Zur Begründung nannte Moskau Drohnenangriffe Kiews auf seine Schwarzmeerflotte. Die Ukraine habe für diese Attacken den Schutz des Korridors ausgenutzt. (dpa)

16:01 Uhr

MONTAG, 31. OKTOBER

Russisches Militär bestätigt Angriffe auf ukrainische Energieanlagen

Russland hat die massiven Raketenangriffe auf ukrainische Energieanlagen bestätigt. Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte am Montag mit, dass auch ukrainische Militärobjekte mit Raketen von Bombern aus der Luft und von Kriegsschiffen aus beschossen wurden. «Die Ziele der Schläge wurden erreicht. Alle anvisierten Objekte wurden getroffen», sagte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow am Montag in Moskau. Die Ukraine hatte am Morgen wegen Dutzender russischer Raketenangriffe in zahlreichen Regionen landesweit Luftalarm ausgelöst.

Nach Angaben Kiews schossen die Luftstreitkräfte die Mehrheit der russischen Raketen ab. Dabei sei auch das Flugabwehrsystem Iris-T aus Deutschland zum Einsatz gekommen, das zu 100 Prozent Ziele zerstört habe. Die Ukraine forderte erneut mehr solcher Systeme. (dpa)

13:17 Uhr

MONTAG, 31. OKTOBER

Kreml nennt Schwarzmeer-Transporte ohne Russland riskant

Der Kreml nennt die ukrainischen Getreideexporte über das Schwarze Meer ohne russische Mitwirkung riskant. Wenn Russland sage, es könne die sichere Schifffahrt in diesem Seegebiet nicht garantieren, sei die internationale Vereinbarung über die Ausfuhren «nicht so leicht umzusetzen». Das sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag in Moskau nach Angaben russischer Agenturen. Die Getreideinitiative nehme dann «einen anderen Charakter an, viel riskanter, gefährlicher und ohne Garantie.»

Russland hatte am Samstag die Vereinbarung über ukrainische Getreideexporte ausgesetzt, die im Juli von den Vereinten Nationen und der Türkei vermittelt worden war. Die UN, Ankara und Kiew einigten sich am Sonntag aber darauf, die Transporte auch ohne die Zusicherung freien Geleits durch Russland fortzusetzen.

Die russischen Vertreter im gemeinsamen Koordinationszentrum in Istanbul seien darüber informiert worden. Schiffstracker zeigten am Montagmittag einen ganzen Konvoi von Frachtschiffen, die aus ukrainischen Häfen Richtung Bosporus unterwegs waren.

Peskow sagte, Moskau sei bereit, die Empfängerländer zu entschädigen, die durch den russischen Ausstieg aus dem Abkommen weniger Getreide bekommen. Wie dies praktisch aussehen werde, sei aber eine schwierige Frage. (dpa)

12:48 Uhr

MONTAG, 31. OKTOBER

Türkei: Telefonat mit Moskau zu Getreideabkommen geplant

Der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar will am Abend mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Schoigu wegen der Aussetzung des Getreideabkommens telefonieren. Die Getreideexporte aus der Ukraine müssten fortgesetzt werden, sagte Akar am Montag laut Angaben seines Ministeriums. Er sei auch mit dem ukrainischen Verteidigungsminister Olexij Resnikow in Kontakt. «Die Aussetzung dieser Initiative wird niemandem etwas nutzen», betreffe aber die ganze Menschheit, so Akar.

Russland hatte am Samstag das unter Vermittlung der Türkei und der UN geschlossene Abkommen aufgekündigt. Zur Begründung hiess es, die Sicherheit von zivilen Schiffen, die im Rahmen der Initiative unterwegs seien, könne wegen eines ukrainischen Drohnenangriffes nicht mehr garantiert werden. Am Montag fuhren dennoch mehrere Schiffe in dem ausgehandelten Korridor.

Das Abkommen hatte die monatelange Blockade der ukrainischen Getreideausfuhren infolge des russischen Angriffskriegs beendet. Ursprünglich sollte es am 19. November auslaufen - wäre aber, wenn keine Seite widersprochen hätte, automatisch verlängert worden. (dpa)

12:36 Uhr

MONTAG, 31. OKTOBER

Abgeschossene russische Rakete landet in Moldawien

Nach Angaben des moldawischen Innenministeriums ist eine von einem ukrainischen Luftabwehrsystem abgeschossene Rakete an der Grenze zur Ukraine gelandet. Dies teilte das moldawische Innenministerium am Montag Morgen auf Twitter mit:

«Heute Morgen ist eine von einem ukrainischen Flugabwehrsystem abgeschossene Rakete im nördlichen Zipfel der moldawischen Stadt Naslavcea an der Grenze zur Ukraine niedergegangen. Im Moment gibt es keine Verletzten, aber die Fenster mehrerer Häuser in Naslavcea wurden herausgesprengt.» (az)

11:52 Uhr

MONTAG, 31. OKTOBER

Kiew zu grossen Teilen ohne Wasserversorgung nach Raketentreffer

Durch einen russischen Raketentreffer sind am Montag in der ukrainischen Hauptstadt grosse Teile der Wasserversorgung ausgefallen. Bürgermeister Vitali Klitschko berichtete in einer Mitteilung auf Telegram davon, dass 80 Prozent der Verbrauchsstellen betroffen seien.

Fachleute bemühten sich, den Schaden möglichst schnell zu beheben. Klitschko stellte in Aussicht, dass in den Stadtteilen östlich des Flusses Dnipro am frühen Nachmittag wieder Wasser fliessen werde. Am westlichen Ufer mit dem Zentrum der Millionenstadt werde dies erst in einigen Teilen möglich sein.

Die Angriffe mit mehr als 50 Marschflugkörpern und Raketen hatten nach ukrainischen Angaben auf sieben Gebiete gezielt, darunter Charkiw, Saporischschja und Kirowohrad. 44 der Geschosse konnten demnach abgefangen werden. Unabhängig überprüfen liessen sich die Angaben nicht.

Klitschko riet der Bevölkerung in Kiew, sich notfalls an öffentlichen Zapfsäulen mit Trinkwasser einzudecken. Die Stadtverwaltung veröffentlichte eine Karte dieser Brunnen. Der Ausfall des Wassersysteme hing den Angaben mit Schäden an der Stromversorgung zusammen. Klitschko schrieb, 350 000 Haushalte seien auch ohne Strom. Für das Gebiet um die Hauptstadt teilte Gouverneur Oleksij Kuleba mit, die Bevölkerung solle sich für lange Stromausfälle wappnen. (dpa)

10:58 Uhr

MONTAG, 31. OKTOBER

Getreidefrachter vor Ukraine in Bewegung

Auch nach der Aussetzung des internationalen Getreideabkommens durch Russland haben sich am Montag mehrere Frachter vor der ukrainischen Schwarzmeer-Küste in Bewegung gesetzt. Das zeigten die Schiffsortungsdienste vesselfinder.com und marinetraffic.com . Dazu zählten der nach Angaben der Vereinten Nationen mit Weizen beladene Frachter «African Robin», der mit Sojabohnen beladene Frachter «SK Friendship» und die mit Erbsen beladene «Sealock».

Zusammen mit drei weiteren Frachtern hatten sich diese Schiffe nach Angaben der Vereinten Nationen am Sonntag aus ukrainischen Gewässern in Richtung des vom Abkommen geschützten Korridors im Schwarzen Meer aufgemacht. Das ukrainische Infrastruktur-Ministerium nannte auch ein Schiff namens «Ikaria Angel», die im Auftrag des UN-Welternährungsprogramms fahre. Die Ladung von 40 000 Tonnen Getreide sei für Äthiopien bestimmt.

Das Getreide aus der Ukraine wird in den hungrigsten Teilen der Welt dringend benötigt. 
Bild: KEYSTONE

Auf Grundlage der bisherigen Vereinbarungen werden die Frachter zunächst durch ukrainische Schiffe in internationale Gewässer gelotst. Dann fahren sie weiter in einen Korridor, auf den sich alle Seiten im Juli geeinigt hatten. Russland hatte dann jedoch am Samstag das unter Vermittlung der Türkei und der UN geschlossene Abkommen aufgekündigt. Begründet wurde dies mit ukrainischen Drohnenangriffen.

Das Abkommen hatte die monatelange Blockade der ukrainischen Getreideausfuhren infolge des russischen Angriffskriegs beendet. Ursprünglich sollte es am 19. November auslaufen - wäre aber, wenn keine Seite widersprochen hätte, automatisch verlängert worden. Moskau hatte immer wieder kritisiert, dass es infolge der Sanktionen des Westens bei eigenen Getreide- und Düngemittelexporten ausgebremst werde.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte am Montag, sein Land werde die Bemühungen für Getreideausfuhren fortsetzen. Ebenfalls am Montag sollten sich nach einem Plan der Delegationen der UN, der Ukraine und der Türkei 16 weitere Schiffe auf den Weg durch den Korridor machen. Russland sei darüber informiert worden, hiess es. (dpa)

09:41 Uhr

MONTAG, 31. OKTOBER

Nach russischen Beschuss am Montagmorgen: Menschen suchen Schutz in Bunkern und in der U-Bahn

Russland hat am Montag zu Beginn der neuen Woche wieder zahlreiche Städte in der Ukraine mit Raketen beschossen - darunter waren die Hauptstadt Kiew, in Charkiw und Saporischschja. Im ganzen Land gab es Luftalarm, die ukrainische Flugabwehr war aktiv, wie die dortigen Behörden mitteilten. Es sei teils wichtige Infrastruktur getroffen worden, hiess es.

Menschen harren in Kiev in der U-Bahn aus nachdem die russischen Raketen erneut einschlugen. 
Bild: Andrii Nesterenko / EPA

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko teilte mit, dass die Strom- und die Wasserversorgung der Hauptstadt teilweise ausgefallen sei. Etwa 350 000 Wohnungen seien ohne Strom. Die kommunalen Dienste unternähmen alles, um die Versorgung wieder herzustellen. Die ukrainische Eisenbahn teilte mit, dass sich der Ausfall der Stromversorgung stellenweise auf den Verkehr auswirke und zu Zugverspätungen führe.

Die Behörden riefen die Menschen auf, sich in Schutzbunkern und anderen Räumen in Sicherheit zu bringen. Der russische Angriffskrieg gegen das Nachbarland dauert an diesem Montag bereits 250 Tage. Die ukrainischen Luftstreitkräfte teilten am Morgen mit, dass 44 der mehr als 50 von russischen Bombern abgefeuerten Raketen abgeschossen worden seien.

Ersten offiziellen Angaben nach starteten die russischen Truppen - wie an den vergangenen Montagen - Dutzende Raketenangriffe im morgendlichen Berufsverkehr. Dabei gab es zuletzt immer wieder Tote und Verletzte. Über neue Opfer war am Morgen zunächst nichts bekannt.

09:29 Uhr

MONTAG, 31. OKTOBER

London: Moskau schickt Reservisten schlecht ausgerüstet an Front

Russland schickt nach Einschätzung britischer Militärexperten Reservisten oft nur mit schlechter Ausrüstung im Kriegs gegen die Ukraine an die Front. «Im September zeigten sich russische Offiziere besorgt darüber, dass einige frisch mobilisierte Reservisten ohne Waffen in der Ukraine eintrafen», hiess es in einem Bericht, den das Verteidigungsministeriums in London am Montag veröffentlichte. Demnach legen Fotos auch nahe, dass Reservisten mit veralteten Waffen ausgestattet wurden, die wegen schlechter Lagerung kaum noch zu benutzen sein dürften.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will London sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau spricht von einer Desinformationskampagne.

09:08 Uhr

MONTAG, 31. OKTOBER

Putin gratuliert Lula zu Wahlsieg in Brasilien

Kremlchef Wladimir Putin hat Brasiliens Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva zum Sieg in der Stichwahl gegen Amtsinhaber Jair Bolsanaro gratuliert. «Die Ergebnisse der Abstimmung haben Ihre hohe politische Autorität bestätigt», schrieb Putin nach Angaben des Kremls vom Montag. «Ich setze darauf, dass wir mit gemeinsamen Anstrengungen die weitere Entwicklung der konstruktiven russisch-brasilianischen Zusammenarbeit in alle Richtungen sichern.» Brasilien und Russland arbeiten auch in der Brics-Gruppe (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) zusammen.

Putin und Lula da Silva bei einem Staatsbesuch des brasilianischen Politikers 2010. Luiz Inacio Lula da Silva weilt zu einem offiziellen Besuch in Moskau.
Bild: KEYSTONE

Putin, der in Moskau seit mehr als 20 Jahren an der Macht ist, und Lula kennen sich bereits aus früheren Amtszeiten. Russland sieht Brasilien als Partner, weil sich das Land den westlichen Sanktionen wegen Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht angeschlossen hat. Bolsonaro hatte zuletzt vor allem um Lieferungen von Diesel und Düngemitteln aus Russland geworben. (dpa)

07:44 Uhr

MONTAG, 31. OKTOBER

Russland beschiesst Ukraine mit Raketen – Explosionen auch in Kiew

Russland hat am Montag zu Beginn der neuen Woche wieder zahlreiche Städte in der Ukraine mit Raketen beschossen. In weiten Teilen des Landes gab es Luftalarm, die ukrainische Flugabwehr war aktiv, wie die dortigen Behörden mitteilten. Auch in der Hauptstadt Kiew, in Charkiw und Saporischschja waren demnach Explosionen zu hören.

Die Behörden riefen die Menschen auf, sich in Schutzbunkern und anderen Räumen in Sicherheit zu bringen. Teils gab es Berichte über Stromausfälle. Der russische Angriffskrieg gegen das Nachbarland dauert an diesem Montag bereits 250 Tage.

Ersten offiziellen Angaben starteten die russischen Truppen - wie an den vergangenen Montagen - wieder Dutzende Raketenangriffe im morgendlichen Berufsverkehr. Dabei gab es immer wieder Tote und Verletzte. Über neue Opfer war am Morgen zunächst nichts bekannt. Russland hatte erklärt, besonders die Energie-Infrastruktur des Nachbarlands ins Visier zu nehmen. Die Ukraine spricht von «Energieterror» mit dem Ziel, die Menschen in Dunkelheit, Kälte und Angst zu stürzen und so in die Flucht in die EU zu treiben.

Russland setze seine Angriffe gegen die zivile Infrastruktur fort, teilte der Chef des ukrainischen Präsidialamtes, Andrij Jermak, in seinem Blog im Nachrichtenkanal Telegram mit. «Wir werden durchhalten. Und diese Schande wird ganze Generationen von Russen teuer zu stehen kommen», kündigte er an. Zugleich forderte er vom Westen mehr Waffen und neue Sanktionen gegen Russland. (dpa)

05:21 Uhr

Montag, 31. Oktober

Getreidefrachter fahren weiter – de Nacht im Überblick

Die Getreideexporte aus der Ukraine über das Schwarze Meer sollen weiterlaufen, obwohl Russland das sichere Geleit für die Frachter aufgekündigt hat. Darauf haben sich die Delegationen der Vereinten Nationen, der Türkei und der Ukraine geeinigt, wie das Koordinierungszentrum in Istanbul in der Nacht zum Montag mitteilte. Die russische Delegation in dem Zentrum sei von dem Ergebnis informiert worden.

Es bleibt offen, wie Russland auf die Fortsetzung des Getreideexports reagieren wird. 
Bild: Erdem Sahin / EPA

Am Montag sollen demnach zwölf Schiffe durch den festgelegten Seekorridor aus der Ukraine in Richtung Istanbul fahren, vier Schiffe fahren in Gegenrichtung. Unklar ist, wie Russland auf diesen fortgesetzten Schiffsverkehr reagieren wird.

Auch die bisher von allen vier Parteien gemeinsam in Istanbul durchgeführten Kontrollen der Frachter sollen weitergehen. Für Montag sollen die UN und die Türkei zehn Teams stellen, um 40 wartende Schiffe abzufertigen. Die Ukrainer seien einverstanden, die Russen seien in Kenntnis gesetzt worden, hiess es von den Vereinten Nationen.

«Die Ukraine wird von ihrer Seite alles tun, damit die Initiative zum Getreideexport weiter funktioniert», sagte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski in seiner Videoansprache am Sonntag.

Russland sprach am Sonntag von angeblichen Beweisen, dass die Ukraine den humanitären Seekorridor für den Drohnenangriff auf die Schwarzmeerflotte in Sewastopol am Vortag missbraucht habe. Über eine Rückkehr in die Getreidevereinbarung sei nicht zu reden, solange dies nicht vollständig aufgeklärt sei, sagte Vizeaussenminister Andrej Rudenko. Moskau will diesen Angriff am Montag, dem 250. Kriegstag, auch vor den UN-Sicherheitsrat in New York bringen.

Russlands Mitarbeit im Kontrollzentrum ruht - aber nicht ganz

Bei der Sitzung der vier Delegationen im Koordinationszentrum habe die russische Seite mitgeteilt, die Mitarbeit auf unbestimmte Zeit auszusetzen, hiess es in der UN-Mitteilung. Sie wolle aber den Dialog mit den UN und der Türkei über «drängende Fragen» fortsetzen. Die russischen Vertreter wollten sich am Rande auch beteiligen, wenn die Getreideinitiative insgesamt rasche Entscheidungen treffen müsse.

Die Initiative war im Juli unter Vermittlung der Türkei und der UN vereinbart worden und hatte die monatelange Blockade der ukrainischen Getreideausfuhren infolge des russischen Angriffskriegs beendet. Nach türkischen Angaben sind seither 9,3 Millionen Tonnen Getreide verschifft worden. Vereinbart ist, dass die Schiffe und ihre Fracht jeweils bei der Durchfahrt durch die türkische Meerenge Bosporus kontrolliert werden.

Ursprünglich galt das Abkommen bis 19. November. Es wäre aber, wenn keine Seite widersprochen hätte, automatisch verlängert worden. Moskau hatte das Abkommen zuletzt immer wieder kritisiert, weil es sich infolge der Sanktionen des Westens bei den eigenen Getreide- und Düngemittelexporten ausgebremst sieht.

Angriff auf Sewastopol trifft Russland

Der Heimathafen der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol auf der annektierten Halbinsel Krim wurde am Samstag von Flug- und Schwimmdrohnen angegriffen. Moskau spricht von einem Terrorakt und behauptet, dass die ferngesteuerten Kampfboote sich im Schutz des Seekorridors für die Getreideexporte bewegt hätten. Mindestens eine Drohne sei auf See von einem Getreideschiff aus gestartet worden. Beweise wurden in einer Mitteilung des russischen Verteidigungsministeriums vom Sonntag aber nicht angeführt.

So etwas könnten nur kranke Menschen behaupten, entgegnete der ukrainische Staatschef Selenski in seiner Videoansprache. «Aber diese kranken Menschen bringen die Welt erneut an den Rand einer schweren Nahrungsmittelkrise.» Für Russlands Kriegsführung gegen die Ukraine bedeutet die Attacke, dass die Schwarzmeerflotte als Herzstück der Militärmacht auf der Krim nicht sicher ist.

Ukrainischer Präsident berät mit seinen Militärs

Selenski beriet am Sonntag erneut mit den Spitzen der Streitkräfte und der anderen Sicherheitsorgane über den Fortgang des Abwehrkampfes gegen Russland. Dabei sei es auch um die möglichen Pläne des Feindes für die kommende Zeit gegangen, sagte er, ohne Einzelheiten zu nennen. Allerdings sind auf solche Sitzungen des Oberkommandos schon mehrfach Offensiven der ukrainischen Streitkräfte gefolgt. «Wir arbeiten täglich, um die Wiederherstellung der territorialen Unversehrtheit unseres Staates zu beschleunigen», sagte er.

Das wird am Montag wichtig

Der seit mehr als acht Monaten dauernde russische Angriffskrieg auf die Ukraine prägt auch den Besuch von Bundesaussenministerin Annalena Baerbock in den zentralasiatischen Staaten Kasachstan und Usbekistan. Die Grünen-Politikerin führt am Montag zunächst Gespräche in der kasachischen Hauptstadt Astana. Kasachstan ist ein grosser Energie- und Rohstofflieferant.

Russlands Krieg stelle alle Nachfolgestaaten der Sowjetunion vor die Frage, ob auch ihre Staatlichkeit zur Disposition gestellt werden könnte, sagte Baerbock. Um die Chancen zur Zusammenarbeit zu nutzen, «müssen wir endlich damit vorankommen, Zentralasien besser mit Europa zu vernetzen». (dpa)

23:12 Uhr

Sonntag, 30. Oktober

Getreidefrachter sollen weiter über Schwarzes Meer ausfahren

Trotz der russischen Aussetzung des Abkommens zum Export von Getreide aus der Ukraine sollen am Montag weiter Schiffe über den Korridor im Schwarzen Meer ausfahren. Die Delegationen der Vereinten Nationen, der Türkei und der Ukraine hätten sich auf einen entsprechenden Plan geeinigt, hiess es in einer Mitteilung des Koordinierungszentrums in Istanbul in der Nacht zum Montag.

Am Montag sollen demnach zwölf Schiffe durch den Korridor in Richtung Istanbul aufbrechen, vier in entgegengesetzte Richtung. Die russische Delegation sei darüber informiert worden. Derzeit würden sich 21 an der Initiative beteiligte und mit etwa 700'000 Tonnen Getreide beladene Frachter in oder in der Nähe der drei ukrainischen Häfen befinden, hiess es. (dpa)

21:38 Uhr

Sonntag, 30. Oktober

Zehntausende bei pro-ukrainischer Demonstration in Prag

Nach mehreren Grossdemonstrationen gegen die tschechische Regierung haben sich am Sonntag Zehntausende Menschen «gegen die Angst» auf dem Prager Wenzelsplatz versammelt. Während bei den früheren Kundgebungen Zehntausende gegen Energiepreissteigerungen und Tschechiens Hilfe für die von Russland angegriffene Ukraine protestierten, traten die Demonstranten am Sonntag für weitere Unterstützung für den ukrainischen Abwehrkampf ein.

Die Organisatoren wollten nach eigenen Angaben zeigen, dass Tschechien stark genug sei, die aktuelle Krise zu bewältigen, und daher keine Angst zu haben brauche. In einer Videobotschaft wandte sich auch die ukrainische Präsidentengattin Olena Selenska an die Kundgebungsteilnehmer. Die Ehefrau des ukrainischen Präsidenten Selenski verurteilte die jüngsten russischen Raketenangriffe auf die Energie-Infrastruktur der Ukraine. «Lassen wir nicht zu, dass Russland uns und die ganze Welt in Finsternis stürzt!», rief sie aus. Die Demonstranten führten ukrainische, tschechische und EU-Fahnen mit sich.

Tschechien gehört wie ihre direkt an die Ukraine grenzenden Nachbarländer Polen und Slowakei zu den vehementesten politischen und militärischen Unterstützern der Ukraine. Der tschechische Innenminister Vit Rakusan sorgte am Freitag für russische Empörung, als er zum tschechischen Nationalfeiertag drei riesige Fahnen über einen grossen Teil seines Amtsgebäudes entrollte und ein Foto davon selbst auf Twitter verbreitete. Zwischen der ukrainischen und der tschechischen Nationalflagge prangte als grösserer mittlerer Streifen eine Darstellung des russischen Präsidenten Wladimir Putin als Toter, der in einen Leichensack gehüllt wird. (dpa)

20:56 Uhr

Sonntag, 30. Oktober

Moskau erwartet Gespräche über Getreideabkommen

Russland erwartet für die nächsten Tage Gespräche mit den Vereinten Nationen und der Türkei über das ausgesetzte freie Geleit für ukrainische Getreideexporte im Schwarzen Meer. Das sagte Vizeaussenminister Andrej Rudenko am Sonntagabend in Moskau. Bevor aber an eine Rückkehr Russlands zu der Vereinbarung zu denken sei, müsse der Drohnenangriff auf die Schwarzmeerflotte aufgeklärt werden. «Das war himmelschreiend, es wurden alle Bedingungen verletzt, die vereinbart waren», sagte Rudenko nach Angaben russischer Agenturen.

Der Heimathafen der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol auf der annektierten Halbinsel Krim war am Samstag von Flug- und Schwimmdrohnen angegriffen worden. Moskau spricht von einem Terrorakt und behauptet, dass die ferngesteuerten Kampfboote sich im Schutz des Seekorridors für die Getreideexporte bewegt hätten. Beweise wurden bislang nicht vorgelegt. Russland hat für Montag auch eine Sitzung des UN-Sicherheitsrates in New York zu dem Thema beantragt. (dpa)

18:50 Uhr

Sonntag, 30. Oktober

Türkei will sich für Fortsetzung von Getreideabkommen einsetzen

Nach der russischen Aussetzung des Abkommens zum Export von Getreide aus der Ukraine will sich die Türkei weiter für eine Fortführung der Vereinbarung einsetzen. Die Verhandlungen mit den zuständigen Akteuren würden fortgesetzt, teilte das türkische Verteidigungsministerium am Sonntagabend mit. Die russischen Vertreter seien weiter im gemeinsamen Koordinierungszentrum in Istanbul. «Während dieser Zeit wird es keine Schiffsabfahrt aus der Ukraine geben», hiess es – welcher Zeitraum damit gemeint ist, war nicht eindeutig. Die Inspektion der vor Istanbul wartenden Schiffe solle am Sonntag und Montag fortgesetzt werden.

Russland hatte seine Zustimmung zu den Exporten am Samstag «auf unbestimmte Zeit» ausgesetzt. Moskau begründete dies mit ukrainischen Drohnenangriffen auf seine Schwarzmeerflotte auf der Halbinsel Krim, die Moskau seit 2014 völkerrechtswidrig annektiert hat.

Das im Juli unter Vermittlung der Türkei und der UN vereinbarte Abkommen hatte die monatelange Blockade der ukrainischen Getreideausfuhren infolge des russischen Angriffskriegs beendet. Laut türkischen Angaben sind seither 9,3 Millionen Tonnen Getreide verschifft worden. Es war verabredet worden, dass die Schiffe und ihre Fracht jeweils bei der Durchfahrt durch die türkische Meerenge Bosporus kontrolliert werden. (dpa)

16:17 Uhr

Sonntag, 30. Oktober

UN-Generalsekretär Guterres will Getreideabkommen retten

UN-Generalsekretär António Guterres will das von Russland ausgesetzte Getreideabkommen für Exporte aus der Ukraine übers Schwarze Meer retten. Der ehemalige portugiesische Ministerpräsident sei «zutiefst besorgt» und führe intensive Kontakte mit dem Ziel, die Aussetzung des im Juli geschlossenen Abkommens wieder rückgängig zu machen, teilte UN-Sprecher Stepháne Dujarric am Sonntag in New York mit. Einzelheiten nannte er nicht.

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen verschob deshalb auch seine Abreise zu einem Gipfeltreffen der Arabischen Liga in Algerien. Russland hatte am Samstag die Aussetzung des Abkommens angekündigt. Als Grund nannte Moskau Drohnenangriffe der ukrainischen Streitkräfte gegen die russische Schwarzmeerflotte. (dpa)

14:28 Uhr

Sonntag, 30. Oktober

IAEA schweigt zu Inspektionen in der Ukraine wegen Bomben-Vorwurfs

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat sich am Wochenende zunächst nicht über die eigentlich geplanten neuen Inspektionen in der Ukraine geäussert. IAEA-Chef Rafael Grossi hatte am Donnerstag bekräftigt, dass Inspekteure auf Einladung ukrainischer Behörden noch im Laufe der Woche zwei Standorte überprüfen wollten, an denen nach russischen Vorwürfen an einer «schmutzigen Bombe» gearbeitet werde. Ein IAEA-Sprecher ging am Sonntag nicht auf Fragen ein, wie es um diese Mission steht. Er verwies lediglich auf die Mitteilung von Donnerstag.

Ziel der geplanten Kontrollbesuche ist es nach Angaben der IAEA, mögliche nicht deklarierte nukleare Aktivitäten und Materialien im Zusammenhang mit der Entwicklung «schmutziger Bomben» aufzuspüren. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte der Ukraine vorgeworfen, an einer solchen atomar verseuchten Bombe zu arbeiten. Die Regierung in Kiew wolle «die Spuren des Baus einer «schmutzigen Bombe» verwischen». Er wisse auch in etwa, wo der Bau stattfinde. Kiew hat die Vorwürfe entschieden dementiert und um eine IAEA-Mission gebeten.

Eine «schmutzige Bombe» besteht aus radioaktivem Material, das mit konventionellem Sprengstoff freigesetzt wird. Im Unterschied zu einer Atombombe kommt es zu keiner nuklearen Kettenreaktion. Die Atomenergiebehörde in Wien kontrolliert regelmässig zivile Nuklearanlagen in der Ukraine und auf der ganzen Welt, um sicherzustellen, dass kein spaltbares Material für militärische Zwecke missbraucht wird. (dpa)

11:26 Uhr

Sonntag, 30. Oktober

Slowenien liefert 28 Kampfpanzer an Ukraine

Slowenien hat 28 Kampfpanzer des sowjetischen Typs M-55S an die von Russland angegriffene Ukraine abgegeben. Dies berichtete das slowenische Nachrichtenportal «24ur.com» am Sonntag unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in der Hauptstadt Ljubljana. Die Panzer wurden mit der Eisenbahn über Polen in die Ukraine gebracht. Das EU- und Nato-Partnerland Slowenien wird nun von Deutschland im Rahmen eines sogenannten Ringtauschs 43 schwere Militärlastwagen erhalten.

Bei solchen Vereinbarungen liefern mittel- und osteuropäische Bündnispartner Waffen sowjetischer Bauart in die Ukraine und erhalten dafür im Gegenzug Militärgerät aus Deutschland. Die Waffen sowjetischer Bauart können von den ukrainischen Soldaten leichter bedient werden als Geräte aus westlicher Produktion, die für sie neu sind. Bereits im Juli hatte Slowenien 35 Schützenpanzer an die Ukraine geliefert.

Beim M-55S handelt es sich um eine grundlegend modernisierte Version des sowjetischen Kampfpanzers T-55. Er ist mit einer neuen, effizienteren Kanone, einem verbesserten Motor und hochmoderner Elektronik zur Zielerfassung ausgestattet. Experten sprechen von einem völlig anderen Kampfgerät als dem ursprünglichen T-55.

Slowenien war bis 1991 Teil des sozialistischen Jugoslawiens, das in jener Zeit in einer Folge blutiger Kriege zerfiel. Die Streitkräfte Jugoslawiens hatten sich bei ihrer Ausrüstung stark auf sowjetische Waffensysteme gestützt. Slowenien hatte die T-55-Panzer, die es sich aus jenen Beständen gesichert hatte, in den 1990er Jahren zu modernisieren begonnen. (dpa)

06:17 Uhr

Sonntag, 30. Oktober

Moskau blockiert ukrainische Getreideausfuhr - Die Nacht im Überblick

Russland blockiert Getreideexporte aus der Ukraine wieder, doch die Vereinten Nationen geben die Hoffnung auf einen Erhalt der Vereinbarung über die Schiffstransporte nicht auf. «Wir stehen mit den russischen Behörden in dieser Sache in Kontakt», sagte ein UN-Sprecher am Samstag in New York. Die Getreideausfuhr über die ukrainischen Schwarzmeerhäfen sichere Millionen von Menschen weltweit den Zugang zu Brot. «Es ist unerlässlich, dass alle Seiten jegliche Handlungen unterlassen, die das Getreideabkommen gefährden.»

Moskau setzte seine Zustimmung zu den Exporten am Samstag aus nach Drohnenangriffen auf Schiffe der Schwarzmeerflotte in Sewastopol. Moskau verschärfe damit den Hunger in Welt, sagte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski.

Schon seit September verzögere Russland die gemeinsam mit den UN, der Türkei und der Ukraine durchgeführten Kontrollen von Schiffen vor Durchfahrt durch den Bosporus, sagte Selenski. Dort steckten 176 Schiffen mit etwa zwei Millionen Tonnen Getreide im Stau. «Warum kann eine Handvoll Personen irgendwo im Kreml entscheiden, ob es Essen auf den Tischen der Menschen in Ägypten oder in Bangladesch geben wird?»

US-Präsident Joe Biden nannte das russische Vorgehen am Samstag empörend und betonte, dass es für mehr Hunger auf der Welt sorgen werde. «Russland setzt Nahrungsmittel erneut als Waffe in dem Krieg, den es begonnen hat, ein», kritisierte US-Aussenminister Antony Blinken. Er rief die russische Regierung dazu auf, wieder die Vereinbarung zur sicheren Passage ukrainischer Getreidetransporte einzuhalten.

Für die nächtlichen Angriffe auf Schiffe der Schwarzmeerflotte in Sewastopol auf der Krim machte Russland die Ukraine verantwortlich. Sie sei dabei von britischen Instrukteuren unterstützt worden, teilte das russische Verteidigungsministerium in Moskau mit. Bei dem Angriff wurden nach Moskauer neun fliegende Drohnen eingesetzt und sieben Schwimmdrohnen - unbemannte ferngesteuerte Boote. Sie seien alle abgeschossen worden. Den offiziellen Angaben nach wurden das Minenräumboot «Iwan Golubez» und einige Hafenanlagen beschädigt. Videoaufnahmen, die angeblich den Angriff zeigen, legen aber nahe, dass noch mehr Schiffe getroffen worden sein könnten.

Ungeachtet der Kämpfe tauschten beide Seiten am Samstag erneut jeweils 50 Kriegsgefangene aus. Damit seien seit Kriegsbeginn mehr als 1000 ukrainische Gefangene heimgeholt worden, sagte Selenski. (dpa)

22:00 Uhr

Samstag, 29. Oktober

Selenski fordert Ausschluss Russlands aus G20

Wegen der neuen Blockade von Getreideexporten durch Moskau hat der ukrainische Präsident Selenski einen Ausschluss Russlands aus der G20 gefordert. Selenski reagierte damit am Samstagabend auf die russische Entscheidung, die Vereinbarung zu den Getreideausfuhren über ukrainische Schwarzmeerhäfen auszusetzen.

«Algerien, Ägypten, Jemen, Bangladesch, Vietnam – diese und andere Länder könnten unter einer weiteren Verschärfung der Nahrungsmittelkrise leiden, die Russland bewusst provoziert», sagte Selenski in seiner abendlichen Videoansprache. «Warum kann eine Handvoll Personen irgendwo im Kreml entscheiden, ob es Essen auf den Tischen der Menschen in Ägypten oder in Bangladesch geben wird?»

Nötig sei eine starke Reaktion der Vereinten Nationen, aber auch der Gruppe wichtiger Industrie- und Schwellenländer (G20). «Russland gehört nicht in die G20», sagte Selenski. Schon seit September verzögere Russland die gemeinsam mit den UN, der Türkei und der Ukraine durchgeführten Kontrollen von Schiffen vor Durchfahrt durch den Bosporus. Dort steckten 176 Schiffen mit etwa zwei Millionen Tonnen Getreide im Stau. (dpa)

21:22 Uhr

Samstag, 29. Oktober

Russland informiert UN-Chef über Aussetzung von Getreidedeal

Russland hat UN-Generalsekretär António Guterres offiziell über die Aussetzung des Abkommens für die Ausfuhr von Getreide aus der Ukraine informiert. Wegen Drohnenangriffen auf russische Schiffe aus dem geschützten Korridor im Schwarzen Meer könne Russland «die Sicherheit von zivilen Schiffen, die im Rahmen der oben genannten Initiative reisen, nicht garantieren», schrieb der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja Guterres am Samstag.

Wegen der Angriffe setze Moskau das Abkommen aus dem Juli «auf unbestimmte Zeit» aus. «Den russischen Vertretern im gemeinsamen Koordinierungszentrum in Istanbul, das für die Umsetzung der Initiative zuständig ist, wurden entsprechende Anweisungen erteilt», hiess es weiter. Zudem beantragte Russland in der Angelegenheit eine Sitzung des UN-Sicherheitsrates für Montag, wie aus Kreisen des mächtigsten Gremiums der Vereinten Nationen verlautete. (dpa)

18:49 Uhr

Samstag, 29. Oktober

Russland gibt Ukraine Schuld für Aussetzung von Getreideabkommen

Russland hat der Ukraine die Verantwortung für die Aussetzung des Abkommens zum Getreideexport über das Schwarze Meer gegeben. Die ukrainischen Streitkräfte hätten unter Deckung des humanitären Korridors für die Getreideausfuhren per Schiff Angriffe aus der Luft und vom Meer aus gegen die russische Schwarzmeerflotte verübt, teilte das Aussenministerium in Moskau am Samstagabend mit. Dabei sei am Samstag die Infrastruktur des Flottenstützpunkts in Sewastopol auf der Halbinsel Krim beschossen worden.

Im Zusammenhang mit diesen Attacken, die die Ukraine unter Anleitung britischer Spezialisten ausgeführt habe, könne die russische Seite nicht mehr die Sicherheit der zivilen Getreideschiffe gewährleisten, hiess es in der Mitteilung des Ministeriums. Russland könne deshalb seine Teilnahme an dem unter Vermittlung der Türkei und der Vereinten Nationen geschlossenen Abkommen nicht mehr halten – und setze sie deshalb für unbestimmte Zeit aus.

Zugleich kündigte das Ministerium an, gemeinsam mit anderen russischen Behörden Massnahmen gegen die britischen Spezialisten zu ergreifen, die an dem «Terroranschlag» im Schwarzen Meer beteiligt gewesen seien. Grossbritannien wies eine Beteiligung entschieden zurück. Auch die Ukraine hat die Drohnenangriffe nicht bestätigt. (dpa)

17:50 Uhr

Samstag, 29. Oktober

Russland setzt Getreidedeal mit Ukraine aus

Russland hat nach den Drohnenangriffen auf der Krim das Abkommen zum Transport von ukrainischem Getreide aus den Häfen im Schwarzen Meer ausgesetzt. Grund seien die «Terroranschläge» auf die Schwarzmeerflotte in Sewastopol, teilte das Verteidigungsministerium am Samstag in Moskau mit. Das Ministerium warf der britischen Marine vor, die Anleitungen zum Beschuss der Halbinsel mit Drohnen gegeben zu haben. Dabei war nach russischen Angaben auch ein Minenräumschiff beschädigt worden.

Russland drohte schon seit Wochen mit einem möglichen Stopp des Getreidedeals, durch den seit Sommer wieder ukrainische Lebensmittel auf den Weltmarkt kommen. Der ukrainische Präsident Selenski beklagte bereits in den vergangenen Tagen, dass Russland die Durchfahrt der mit Getreide beladenen Schiffe blockiere. Er betonte die Bedeutung dieser Lieferungen für die Bekämpfung des Hungers in der Welt. (dpa)

16:23 Uhr

Samstag, 29. Oktober

Kriegsschiff auf Krim durch Drohnenangriff beschädigt

Bei den Drohnenangriffen auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim ist nach russischen Angaben in Sewastopol ein Kriegsschiff der Schwarzmeerflotte getroffen worden. Das Minenräumschiff «Iwan Golubez» und auch Anlagen in einer Bucht seien leicht beschädigt worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Samstag mit. Die Angriffe seien unter Anleitung britischer Spezialisten in der Ukraine erfolgt. Diese Einheiten seien auch für die Anschläge auf die Ostsee-Gasleitungen Nord Stream 1 und 2 im September verantwortlich, behauptete das Ministerium.

«Heute Morgen um 4.20 Uhr ist vom Kiewer Regime ein Terroranschlag auf die Schiffe der Schwarzmeerflotte verübt worden», erklärte das das Ministerium. Insgesamt seien 16 Drohnen auf Sewastopol abgefeuert worden. Die meisten seien abgefangen worden. Das Ministerium wies darauf hin, dass die Kriegsschiffe der Schwarzmeerflotte an dem unter Vermittlung der Türkei und der Vereinten Nationen geschlossenen Abkommen für den Export von Getreide aus ukrainischen Häfen beteiligt seien. Russland hatte immer wieder gedroht, das Abkommen im Fall von Terror- oder Sabotageakten platzen zu lassen.

Zuvor hatte der Gouverneur von Sewastopol, Michail Raswoschaejew, über Angriffe informiert. «In der Stadt sind keine Objekte getroffen worden», schrieb er im Nachrichtenkanal Telegram. Nach Angaben der Behörden wurde der Fährverkehr in der Bucht sicherheitshalber eingestellt. Sewastopol ist wichtig als Basis der Schwarzmeerflotte. (dpa)

16:11 Uhr

Samstag, 29. Oktober

London weist Vorwürfe wegen Nord-Stream-Explosionen zurück

Grossbritannien hat russische Vorwürfe zurückgewiesen, wonach die britische Marine für die Explosionen an den Ostsee-Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 verantwortlich sei. «Um von ihrem katastrophalen Umgang mit der illegalen Invasion in der Ukraine abzulenken, greift das russische Verteidigungsministerium auf die Verbreitung falscher Behauptungen epischen Ausmasses zurück», twitterte das Verteidigungsministerium in London am Samstag. «Diese erfundene Geschichte sagt mehr über Streitigkeiten innerhalb der russischen Regierung aus als über den Westen.»

Ende September waren nach Explosionen in der Nähe der Ostsee-Insel Bornholm vier Lecks an den Pipelines entdeckt worden, die jeweils als Doppelstränge zwischen Russland und Lubmin im Nordosten Deutschlands verlaufen. Unter anderem die EU und die Nato gehen von Sabotage aus. (dpa)

12:47 Uhr

Samstag, 29. Oktober

EU-Kommissar erwartet Kriegsverbrecherprozesse noch dieses Jahr

EU-Justizkommissar Didier Reynders hält wegen des Ukraine-Kriegs auch eine Anklage gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin vor einem internationalen Gericht für möglich. Es sei nicht seine Aufgabe, die Strafverfolgung einzelner Personen zu empfehlen, sagte der belgische Politiker dem «Hamburger Abendblatt» (Samstag). «Aber wenn Strafverfolger auch an der höchsten Ebene ansetzen wollen, sollen sie es tun.» In einem solchen Fall bestehe lebenslang die Möglichkeit, zur Rechenschaft gezogen zu werden.

Reynders zeigte sich «ziemlich sicher», dass die ersten Kriegsverbrecher-Prozesse vor dem Internationalen Strafgerichtshof gegen Russen noch dieses Jahr beginnen. Weiter sagte der EU-Kommissar, die vom Westen eingefrorenen Vermögen des russischen Staates und von Oligarchen können beim Wiederaufbau in der Ukraine helfen. So könne der Westen 300 Milliarden Euro aus Devisenreserven der russischen Zentralbank so lange als Garantie behalten, «bis Russland sich freiwillig am Wiederaufbau der Ukraine beteiligt». (dpa)

09:40 Uhr

Samstag, 29. Oktober

Schweizer Militärexperte: Russische Offensivfähigkeit in der Ukraine gebrochen

Desolate Truppenmoral und Waffenmangel stellen Russland im kommenden Winter in der Ukraine nach Einschätzung eines Militärexperten vor grosse Probleme. «Auch ohne Einwirkung der Ukrainer wird der Winter eine grosse Herausforderung für die Russen», sagte Niklas Masuhr, Forscher am angesehenen Center for Security Studies der Universität ETH in Zürich, der Deutschen Presse-Agentur. «Für die Russen geht es noch darum, sich über den Winter einzugraben. Die Truppen sind in so schlechtem Zustand, dass nicht klar ist, ob sie das schaffen.»

Die Versorgung der Truppen an der Front werde im Winter schwerer, das drücke weiter auf die Moral unter den Soldaten, die schon am Boden liege. «Die russische Offensivfähigkeit in der Ukraine ist gebrochen, weitere Vorstösse sind eher unwahrscheinlich», sagte er. «Russland hat auf Defensivmodus geschaltet.» Gleichzeitig gebe es keine Anzeichen, dass die jüngste Terrorkampagne mit Raketen- und Drohnenangriffen die Ukrainer eingeschüchtert habe oder ihnen der Schwung ausgehe.

Er sehe täglich Berichte von mobilisierten russischen Truppen, die sich weigerten, in den Kampf zu gehen, und von Kommandeuren, die Untergebene mit Waffengewalt an die Front zwingen müssten. In den Verbänden fehle es an Zusammenhalt, weil die Truppen mittlerweile zusammengewürfelt seien, teils mit regulären Soldaten, teils mit Häftlingen und anderen jungen und alten Zwangsrekrutierten. «Mit so einem Flickenteppich kann man sich verteidigen, aber Offensiven stellen höhere Anforderungen an Ausbildung und Zusammenhalt.»

Zudem gingen bei den Russen die Präzisionswaffen zur Neige. Ihnen fehle westliche Mikroelektronik für die weitere Produktion, die die Regierung auch über Schwarzmärkte nicht im nötigen Umfang und zu bezahlbarem Preis besorgen könne. Gleichzeitig stärkten westliche Waffenlieferungen die Ukraine. «Bei den Ukrainern geht die Kurve der Leistungsfähigkeit hoch, bei den Russen runter», sagte Masuhr. (dpa)

09:10 Uhr

Samstag, 29. Oktober

Iran zu Gesprächen mit Kiew über Drohnen-Vorwürfe bereit

Der Iran hat seine Bereitschaft erklärt, mit der Ukraine in bilateralen Treffen über Vorwürfe zum Einsatz von iranischen Drohnen durch Russland im Ukraine-Krieg zu sprechen. Das sagte Irans Aussenminister Hussein Amirabdollahian in einem Telefonat mit seinem ukrainischen Amtskollegen Dmytro Kuleba, wie es am Samstag auf der Internetseite des Aussenministeriums in Teheran hiess. «Wir dementieren die Vorwürfe diesbezüglich und sind auch bereit, dies in bilateralen technischen Treffen mit Kiew zu besprechen und auszuräumen», wird der iranische Chefdiplomat zitiert. Der Iran unterhält Amirabdollahian zufolge zwar gute Beziehungen zu Russland und auch eine langjährige militärische Zusammenarbeit. Teheran sei aber gegen den Krieg in der Ukraine und lehne eine direkte Teilnahme in dem Konflikt ab.

Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben vom Freitag seit Mitte September mehr als 300 russische Kamikaze-Drohnen vom iranischen Typ Schahed-136 abgeschossen. Das sagte Luftwaffensprecher Jurij Ihnat vor Journalisten in Kiew. Man gehe davon aus, dass Russland 2400 solcher Drohnen bestellt habe.

Die EU hatte Sanktionen gegen den Iran wegen der Unterstützung des russischen Kriegs gegen die Ukraine beschlossen. Die iranische Führung hat bislang stets bestritten, Russland mit den Einwegdrohnen beliefert zu haben. Teheran befürwortet zwar auch ein Kriegsende, hat aber die russische Invasion in der Ukraine nie kritisiert - und diese gar als Gegenmassnahme zur Nato-Osterweiterung als gerechtfertigt bezeichnet. (dpa)

06:18 Uhr

Samstag, 29. Oktober

Selenski erwartet mehr russische Soldaten - Die Nacht im Überblick

Nach dem von Russland verkündeten Ende der Teilmobilmachung für den Krieg in der Ukraine erwartet Präsident Wolodimir Selenski in Kiew weitere Einberufungswellen Moskaus. «Wir bereiten uns darauf vor», sagte Selenski in einer am Freitagabend in Kiew verbreiteten Videobotschaft. Moskau werde noch mehr Reservisten brauchen, meinte er mit Blick auf den Widerstand der Ukraine und den Verlust in den Reihen russischer Soldaten. Und er setzt vor allem weiter auf militärische Hilfe des Westens, um die Besatzer zu besiegen.

Der Staatschef reagierte damit auf das in Moskau von Verteidigungsminister Sergej Schoigu verkündete Ende der Einberufung von 300 000 Reservisten für den Krieg in der Ukraine. Die Teilmobilmachung ist in der russischen Gesellschaft umstritten – auch weil damit der Krieg erstmals in den meisten Familien greifbar wird. Viele Einberufene sind inzwischen in Särgen wieder nach Russland übergeführt worden.

Hunderttausende Russen haben aus Angst, in den Kriegsdienst eingezogen zu werden, das Land verlassen. In Russland sind viele Arbeitsplätze verwaist, weil die Menschen entweder im Krieg dienen oder geflohen sind. Dass Putin nun das Ende der Mobilmachung verkündete, wurde deshalb als Versuch gesehen, Männer wieder ins Land zu locken. Experten warnen aber vor einer Rückkehr nach Russland, weil das Ende einer Teilmobilmachung noch durch einen Erlass des Präsidenten besiegelt werden müsse. Das ist bisher nicht geschehen.

Selenski äusserte sich auch einmal mehr auch zu den Stromausfällen im Land durch die von russischen Raketen zerstörte Energieinfrastruktur. Vier Millionen Ukrainer würden derzeit mit den Einschränkungen leben. Betroffen seien unter anderem die Hauptstadt Kiew, die Regionen Sumy und Charkiw. In den besetzten Regionen hätten die russischen Okkupanten auch medizinisches Gerät aus Krankenhäusern entwendet, um die Lage zu destabilisieren. Betroffen sei etwa die Region Cherson im Süden, die Russland durch Evakuierungen zu einer «Zone ohne Zivilisation» mache.

Selenski dankte den USA für ein neues militärisches Hilfspaket, das dabei helfe, die besetzten Gebiete zu befreien. Besonders lobte er Kanada, das als erstes Land Anleihen für eine halbe Milliarde Dollar aufgelegt habe, um der Ukraine zu helfen. (dpa)

21:15 Uhr

FREITAG, 29. OKTOBER

USA stellen weitere Militärhilfe für Ukraine bereit

Zur Unterstützung der Ukraine im russischen Angriffskrieg stellen die USA dem Land weitere Militärhilfen im Wert von 275 Millionen US-Dollar zur Verfügung. Die Hilfe beinhaltet zusätzliche Waffen, Munition und Ausrüstung aus US-Beständen sowie vier Antennen für Satellitenkommunikation, wie das Pentagon am Freitag in Washington mitteilte. Den Angaben zufolge erhöht sich die Militärhilfe für die Ukraine aus den USA damit auf 18,5 Milliarden US-Dollar seit Beginn der Amtszeit von US-Präsident Joe Biden im Januar 2021.

US-Aussenminister Antony Blinken teilte mit, man arbeite daran, die Luftverteidigungsfähigkeit der Ukraine zu verbessern. Die beiden bodengestützten Luftverteidigungssysteme des Typs Nasams, zu deren Lieferung sich die Vereinigten Staaten verpflichtet hätten, würden nächsten Monat in die Ukraine gebracht. (dpa)

18:48 Uhr

FREITAG, 29. OKTOBER

Russische Besatzer: Cherson von Zivilisten geräumt

Die russischen Besatzer haben nach eigenen Angaben die ukrainische Stadt Cherson und das Gebiet nordwestlich des Flusses Dnipro von Zivilisten geräumt. Vize-Verwaltungschef Kirill Stremoussow sagte am Freitag aber nicht, wie viele Menschen die Region verlassen hätten, in der ein ukrainischer Angriff erwartet wird.

«Es war keine zwangsweise Evakuierung. Wir haben den Menschen die Möglichkeit gegeben, die Kampfzone zu verlassen», sagte Stremoussow der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge. Aus ukrainischer Sicht sind die Menschen indes verschleppt worden. Es gab keine Möglichkeit, auf ukrainisch beherrschtes Gebiet zu wechseln.

Ein anderes Mitglied der Besatzungsverwaltung, Jekaterina Gubarewa, teilte mit, 36'400 Zivilisten seien evakuiert worden. Zu überprüfen ist die Zahl nicht. (dpa)

18:17 Uhr

FREITAG, 29. OKTOBER

Moskau: Teilmobilmachung beendet – 300'000 Reservisten einberufen

Russlands Teilmobilmachung von 300'000 Reservisten für den Krieg in der Ukraine ist nach Angaben von Verteidigungsminister Sergej Schoigu abgeschlossen. Neue Massnahmen seien nicht geplant, von nun an werde nur noch mit Freiwilligen gearbeitet, sagte Schoigu am Freitag bei einem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in der Nähe von Moskau.

Putin räumte einmal mehr ein, dass es viele Probleme gegeben habe bei der vor mehr als einem Monat begonnenen Teilmobilmachung. Die Soldaten hatten oft keine passende Ausrüstung oder wurden nicht den russischen Vorschriften gemäss auf den Einsatz im Kriegsgebiet vorbereitet. Viele Reservisten kehrten bereits in Särgen zurück.

Der Kremlchef wies angesichts der Schwierigkeiten an, dass die Arbeit der Einberufungsstellen modernisiert werden müsse. Eingezogen wurden beispielsweise auch massenhaft Männer, die wegen Krankheiten, hohen Alters und aus anderen Gründen nicht hätten zum Kriegsdienst verpflichtet werden sollen. Putin wies an, sie wieder nach Hause zu schicken.

Nach Darstellung Schoigus sind 82'000 Männer inzwischen an der Front im Einsatz. Er gab das Durchschnittsalter mit 35 Jahren an. Dort sollen sie sicherstellen, dass Russland die von der Ukraine annektierten und mit Soldaten besetzten Gebiete Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson nicht wieder verliert. Putin hatte erklärt, es gehe darum, eine Frontlinie von 1100 Kilometern zu sichern. (dpa)

16:20 Uhr

FREITAG, 29. OKTOBER

Ukrainische Luftwaffe: Schon 300 iranische Drohnen abgeschossen

Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben seit Mitte September mehr als 300 russische Kamikaze-Drohnen vom iranischen Typ Schahed-136 abgeschossen. Das sagte Luftwaffensprecher Jurij Ihnat am Freitag vor Journalisten in Kiew. Man gehe davon aus, dass Russland 2400 solcher Drohnen bestellt habe. Wie gross der Bestand tatsächlich sei, wisse man nicht. Die russische Armee setze diese Kampfdrohnen vor allem nachts und in mehreren Wellen ein. Kamikaze-Drohnen kreisen eine Zeit lang über einem Zielgebiet und stürzen dann mit einer Sprengladung auf ein bestimmtes Ziel ab. (dpa)

14:53 Uhr

FREITAG, 29. OKTOBER

Russische Zentralbank sieht Wirtschaftsaussichten leicht verbessert

Die russische Wirtschaft wird 2022 nach Einschätzung der Zentralbank trotz Sanktionen weniger stark schrumpfen als prognostiziert. Der Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) werde in diesem Jahr bei 3,0 bis 3,5 Prozent liegen, teilte die Bank am Freitag in Moskau mit. Bislang war die Bank in ihren Prognosen von einem Rückgang zwischen vier und sechs Prozent ausgegangen.

Für das kommende Jahr sei immer noch ein Rückgang des BIP zwischen ein und vier Prozent zu erwarten. Doch werde die russische Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte 2023 wieder wachsen. Für 2024 und 2025 rechne die Zentralbank jeweils mit einem Wirtschaftswachstum zwischen 1,5 und 2,5 Prozent. Die Wirtschaft des flächengrössten Landes der Welt leidet unter den westlichen Sanktionen wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. (dpa)

11:53 Uhr

FREITAG, 29. OKTOBER

London: Russland schickt Reservisten zu Truppen nach Cherson

Russland richtet sich in der Ukraine nach Einschätzung britischer Geheimdienste zunehmend auf die Verteidigung seiner Positionen ein. In den vergangenen Wochen hätten die russischen Bodentruppen in den meisten Frontabschnitten eine langfristig ausgerichtete, defensive Stellung eingenommen, berichtete das Verteidigungsministerium in London am Freitag. «Dies liegt wahrscheinlich an einer realistischeren Einschätzung, dass die stark unterbesetzte, schlecht ausgebildete Truppe in der Ukraine derzeit nur zu defensiven Operationen fähig ist», hiess es im täglichen Bericht der Geheimdienste.

Russland habe einige Truppen entlang des Flusses Dnipro offenbar mit jüngst mobilisierten Reservisten aufgestockt. Allerdings seien die Einheiten zuletzt extrem schwach besetzt gewesen, hiess es aus dem Ministerium weiter. So hätten russische Kompanien im Gebiet Cherson im September nach Angaben russischer Offiziere aus sechs bis acht Mann bestanden. Normalerweise bestehe eine Kompanie aus etwa 100 Soldaten.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor. (dpa)

07:19 Uhr

Freitag, 29. Oktober

Selenski vergleicht Russland mit Nazis

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat den Kampf seines Landes gegen den Aggressor Russland mit dem Widerstand gegen die Nazis im Zweiten Weltkrieg verglichen. Russland verfolge wie einst der Nazismus dieselben Ziele. «Die Form des Bösen hat sich gewandelt, aber das Wesen ist unverändert», sagte Selenski in einer in der Nacht zum Freitag in Kiew verbreiteten Videobotschaft. Russland sei vom Nachbarn zum Aggressor und zum Terroristen geworden – und habe sich Kriegsverbrechen schuldig gemacht.

Neben einer abgeschossenen Kampfdrohne stehend sagte Selenski, es würden immer wieder friedliche Städte mit Bomben und Raketen beschossen. Allein innerhalb der vergangenen zwei Tage habe es 30 russische Angriffe mit iranischen Drohnen gegeben, von den 23 abgeschossen worden seien. Russland vermine oder besetze Kraftwerke, stehle Getreide, um den Planeten mit Hunger zu bedrohen. Es verschleppe Menschen, darunter Kinder.

Mit Blick auf den Zweiten Weltkrieg und den Kampf der Ukrainer gegen die Nazis damals sagte Selenski, dass sich das «Böse nach 80 Jahren wieder aus der Asche» erhoben habe. Er beklagte, dass der Aggressor Russland seit Beginn des Krieges am 24. Februar 4500 Raketen auf die Ukraine abgeschossen und insgesamt 8000 Luftangriffe geflogen habe.

Selenski betonte, dass der ukrainische Widerstand stark sei. Das Land werde sich nicht brechen lassen. Der Staatschef zeigte sich zuversichtlich, dass der Eindringling kapitulieren und in die Flucht geschlagen werde. Russland werde auch Reparationen zahlen; und die besetzten Gebiete Cherson, Luhansk, Donezk und die Schwarzmeer-Halbinsel Krim würden wieder frei sein.

«Russlands einzige Taktik ist der Terror», sagte Selenski. Das könne nur zu einer Niederlage führen. Angesichts der Stromabschaltungen im Zuge der zerstörten Energieinfrastruktur meinte er, dunkel sei nicht ein Leben ohne Licht, sondern ohne Freiheit. Auch den harten Winter würden die Ukrainer überstehen. «Wir haben keine Angst vor der Dunkelheit», sagte Selenski. (dpa)

21:20 Uhr

DONNERSTAG, 27. OKTOBER

Putin bekräftigt Bereitschaft zu Verhandlungen mit Ukraine

Der russische Präsident Wladimir Putin hat nach mehr als acht Monaten Krieg gegen die Ukraine seine Bereitschaft zu Friedensverhandlungen bekräftigt. Allerdings habe sich die Regierung in der Ukraine unter dem Einfluss der USA gegen solche Gespräche entschieden, sagte Putin am Donnerstag bei einem Moskauer Diskussionsforum mit internationalen Experten. Der Kremlchef hatte Ende September vier ukrainische Regionen annektiert und bei einer Rede im Kreml auch Verhandlungen angeboten. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski lehnte Gespräche mit Putin per Dekret ab.

Putin machte deutlich, dass er seinen Krieg in dem Nachbarland auch als Kampf gegen einen «aggressiven Westen» sehe, der versuche, seine Regeln und liberalen Werte anderen aufzudrücken. Die «tektonischen Veränderungen» in der Ukraine zeigten, dass die von den USA angestrebte Vormachtstellung in einer monopolaren Welt der Vergangenheit angehöre.

Es entstünden etwa in Asien und Südamerika andere Machtzentren und eine multipolare Welt, sagte Putin. «Der Westen ist nicht in der Lage, allein die Menschheit zu führen, so sehr er das verzweifelt versucht.» Der Kremlchef betonte, dass Russland ein Interesse an guten Beziehungen zu allen Ländern habe. «Russland ist kein Feind.» (dpa)

20:30 Uhr

DONNERSTAG, 27. OKTOBER

USA warnen Russland vor Angriffen auf US-Satelliten

Nach den Drohungen Russlands mit dem Abschuss von US-Satelliten haben die USA vor solchen Angriffen gewarnt. «Ich möchte nur sagen, dass es auf jeden Angriff auf die US-Infrastruktur eine Reaktion geben wird, und zwar eine, die der Bedrohung unserer Infrastruktur angemessen ist», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, am Donnerstag. Russland hatte zuvor mit dem Angriff auf kommerzielle US-Satelliten gedroht, sollten diese im Ukraine-Krieg weiter zur Datenweitergabe an Kiew genutzt werden.

Konstantin Woronzow, Vertreter des russischen Aussenministeriums bei den Vereinten Nationen hatte einem Tass-Bericht zufolge in der Nacht zum Donnerstag gesagt, es sei eine gefährliche Tendenz, dass die USA zivile Satelliten für militärische Konflikte nutze. «Die quasi-zivile Infrastruktur kann damit zum legitimen Ziel eines Gegenschlags werden», wurde Woronzow zitiert. Der Westen setze damit die zivile Raumfahrt, aber auch viele soziale und wirtschaftliche Projekte auf der Erde einem Risiko aus.

Kirby antwortete darauf, gefährlich und provokativ sei der Krieg, den der russische Präsident Wladimir Putin in der Ukraine führe. Man unterstütze die Ukraine weiterhin - und an diesem Ansatz werde sich auch nichts ändern. (dpa)

19:36 Uhr

DONNERSTAG, 27. OKTOBER

Putin lässt Anwesenheit bei G20-Gipfel auf Bali weiter offen

Der russische Präsident Wladimir Putin lässt seine Anwesenheit beim G20-Gipfel der führenden Wirtschaftsnationen Mitte November auf Bali weiter offen. «Vielleicht reise ich. Ich denke noch darüber nach», sagte Putin am Donnerstagabend in Moskau bei einem politischen Diskussionsforum mit internationalen Experten und Journalisten. Russland werde auf jeden Fall mit einer ranghohen Delegation vertreten sein, sagte der Kremlchef. Putin sagte nicht, wovon seine Präsenz bei dem politischen Grossereignis am 15. und 16. November auf der Insel abhängt.

Zuletzt war darüber spekuliert worden, ob womöglich Regierungschef Michail Mischustin nach Indonesien reisen könnte. Der Kreml hatte immer wieder erklärt, dass das Format der russischen Teilnahme noch geklärt werde. Als Gastgeber des Gipfels hatte der indonesische Präsident Joko Widodo, der Putin auf Bali erwartet, eine Friedensinitiative für die Ukraine angekündigt. Indonesien werde bei dem Gipfel alle dazu einladen, «sich zusammenzusetzen und sich in einen konstruktiven Dialog zu begeben», sagte Widodo am Dienstag. (dpa)

17:28 Uhr

DONNERSTAG, 27. OKTOBER

Ukraine stockt Militärausgaben um zehn Milliarden Franken auf

Die Ukraine stockt ihre Militärausgaben bis zum Jahresende um umgerechnet etwa zehn Milliarden Franken auf. Präsident Wolodimir Selenski unterzeichnete dazu am Donnerstag eine entsprechende Änderung des Staatshaushalts. Dem neuen Etat zufolge sind bis Jahresende 386,9 Milliarden Hrywnja (knapp 10 Milliarden Franken) an zusätzlichen Ausgaben vorgesehen. Den Löwenanteil erhält das Verteidigungsministerium. Der Rest wird auf die übrigen Sicherheitsorgane aufgeteilt.

«Zur Deckung der Mehrausgaben aus dem allgemeinen Staatshaushalt wurde die Binnenverschuldung erhöht und der Höchstbetrag der Staatsverschuldung zum 31.12.2022 entsprechend angehoben», teilte die Parlamentsverwaltung in Kiew mit. Infolge des russischen Angriffskriegs sind die ukrainischen Verteidigungsausgaben nach offiziellen Angaben auf das Zehnfache gestiegen. (dpa)

15:47 Uhr

DONNERSTAG, 27. OKTOBER

Russland droht mit Abschuss von US-Satelliten

Russland hat mit dem Angriff auf kommerzielle US-Satelliten gedroht, sollten diese im Ukraine-Krieg weiter zur Datenweitergabe an Kiew genutzt werden. Es sei eine gefährliche Tendenz, dass die USA zivile Satelliten für militärische Konflikte nutzten, sagte Konstantin Woronzow, ein Vertreter des russischen Aussenministeriums bei den Vereinten Nationen, nach einer Meldung der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass in der Nacht zum Donnerstag.

Der russische Diplomat Woronzow begründete die Drohung mit deren Nutzen für die ukrainische Armee. «Die quasi-zivile Infrastruktur kann damit zum legitimen Ziel eines Gegenschlags werden», warnte er. Der Westen setze die zivile Raumfahrt, aber auch viele soziale und wirtschaftliche Projekte auf der Erde einem Risiko aus.

Beim ukrainischen Abwehrkampf gegen die russischen Invasoren spielen Satellitenbilder für die Aufklärung eine bedeutende Rolle. Westliche Staaten stellen Kiew dabei Daten für die Verteidigung zur Verfügung. Ein möglicher Abschuss von Satelliten ist keine leere Drohung. Im vergangenen November hatte Russland einen eigenen Satelliten in der Umlaufbahn mit einer Laserwaffe zerstört. (dpa)

15:14 Uhr

DONNERSTAG, 27. OKTOBER

Kiew drohen noch längere Stromabschaltungen

Wegen neuer Schäden in der Energieversorgung drohen in der ukrainischen Hauptstadt Kiew noch drastischere Stromabschaltungen. In der Nacht seien bei einem russischen Angriff auf eine Anlage im Umland «ernsthafte Schäden» entstanden, teilte der Stromversorger Yasno am Donnerstag mit. Dadurch fehle für die Millionen-Metropole etwa ein Drittel der notwendigen Leistung. «Es könnte passieren, dass halb Kiew ohne Licht dasitzt», hiess es.

Die russische Armee versucht seit Anfang Oktober verstärkt, die ukrainische Infrastruktur zu zerstören - auch wenn Angriffe auf zivile Objekte völkerrechtlich verboten sind. Die Ukraine reagiert darauf mit zeitlich gestaffelten Stromabschaltungen in allen Landesteilen - meist für vier Stunden. (dpa)

13:10 Uhr

DONNERSTAG, 27. OKTOBER

Kreml: Kein Gesprächsangebot an Kiew

Russland hat Berichten über ein angebliches Gesprächsangebot von Präsident Wladimir Putin an den ukrainischen Staatschef Wolodimir Selenski widersprochen.

«Es gab in diesem Fall keine bestimmte Botschaft - davon war keine Rede», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag zu Äusserungen des Präsidenten des westafrikanischen Landes Guinea-Bissau, Umaro Sissoco Embaló. Embálo habe in Moskau lediglich angeboten, Putins Position bei seinem folgenden Besuch in Kiew zu übermitteln.

Bei einer Pressekonferenz mit Selenski in Kiew hatte Embaló am Mittwochabend davon gesprochen, dass Putin sich zu Gesprächen bereit gezeigt habe. Der Präsident von Guinea-Bissau leitet derzeit auch die Geschäfte der westafrikanischen Wirtschaftszone Ecowas. In Moskau und Kiew setzte er sich vor allem dafür ein, dass die ukrainischen Getreideexporte unter Aufsicht der Vereinten Nationen und der Türkei weiterlaufen. Russland droht damit, das Programm nicht zu verlängern.

Aus Moskauer Sicht wären Gespräche mit der Ukraine nur sinnvoll, wenn Kiew alle russischen Bedingungen akzeptiert. Selenski will nicht verhandeln, solange der russische Angriffskrieg auf eine Unterwerfung und Zerstörung der Ukraine hinausläuft. Er setzt auf eine Rückeroberung der russisch besetzten Teile der Ukraine. (dpa)

10:58 Uhr

DONNERSTAG, 27. OKTOBER

Drohnenangriff auf Kraftwerk in Sewastopol auf der Krim

Ein Kraftwerk in Sewastopol auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim ist nach Behördenangaben von einer Drohne angegriffen worden. Das teilte Stadtchef Michail Raswoschaejew am Donnerstag mit. Bei dem Angriff in der Nacht sei ein Transformator in Brand gesetzt worden, der zu der Zeit aber nicht am Netz gewesen sei. Niemand sei verletzt worden, Auswirkungen auf die Stromversorgung der Hafenstadt gebe es nicht. Die Drohne sei noch beim Anflug auf das Kraftwerk abgefangen worden, schrieb der Stadtchef auf Telegram. Sewastopol ist wichtig als Basis der russischen Scharzmeerflotte.

Auf der seit 2014 von Russland beanspruchten Halbinsel hat es in den vergangenen Monaten mehrere Explosionen in Militäranlagen sowie Drohnenangriffe gegeben. Die Ukraine bekennt sich nicht offiziell dazu. Doch legen die Vorfälle nahe, dass Kiew über Möglichkeiten verfügt, auch weit hinter der Front anzugreifen.

In der russisch kontrollierten Stadt Schachtarsk im Donbass ging am Mittwoch nach Medienberichten ein Tanklager in Flammen auf. Die Stadt liegt etwa 50 Kilometer von der Front entfernt östlich von Donezk. Die ukrainische Armee greift mit Himars-Raketenwerfern aus den USA, die eine hohe Reichweite haben, immer wieder Nachschublinien der Russen an. (dpa)

08:15 Uhr

DONNERSTAG, 27. OKTOBER

Luftangriffe auf das Umland von Kiew

Die russische Armee hat nach Angaben ukrainischer Behörden in der Nacht auf Donnerstag Ziele im Umland der Hauptstadt Kiew aus der Luft angriffen. Eine Gemeinde sei beschossen worden, teilte Gouverneur Oleksij Kuleba auf Telegram mit, ohne den Ort zu nennen. Rettungskräfte seien dort im Einsatz. Einige der anfliegenden Geschosse seien abgefangen worden. In der Hauptstadt Kiew war am Mittwoch viermal Luftalarm ausgelöst worden.

Über dem Süden der Ukraine habe die russische Armee in den zwei Stunden vor Mitternacht mehr als 20 iranische Kampfdrohnen vom Typ Schahed-136 gestartet, teilte die ukrainische Luftwaffe am Donnerstag mit. 19 davon seien abgeschossen worden, die meisten über dem Gebiet Odessa. Diese Militärangaben waren nicht unabhängig überprüfbar. (dpa)

07:15 Uhr

Donnerstag, 27. Oktober

Selenski klagt über beispiellosen Terror gegen Energiesektor

Der ukrainische Präsident Wolodymir Selenski hat die russischen Luftangriffe als beispiellose Attacke auf die Energieversorgung seines Landes bezeichnet. Er warnte vor bevorstehenden breitgefächerten Stromabschaltungen im ganzen Land und rief die Bevölkerung zum Energiesparen auf. In Kiew empfing er den ersten afrikanischen Staatschef seit Kriegsbeginn und erhielt dabei gleichzeitig ein angebliches Verhandlungsangebot aus Moskau. Derweil hält der Kreml an seinen Vorwürfen gegen die Ukraine fest, die angeblich plane, eine radioaktiv verseuchte Bombe zu zünden, um Moskau zu diskreditieren. Zur Stützung der These verwendet Moskau dabei offenbar auch falsches Bildmaterial.

«Russische Terroristen haben so schwierige Bedingungen für unsere Energiearbeiter geschaffen, dass niemand in Europa jemals zuvor so etwas gesehen oder erlebt hat», sagte Selenski am Mittwoch in seiner täglichen Videoansprache mit Blick auf die russischen Luftangriffe. Darüber hinaus kritisierte er die seinen Angaben nach ungenügende Umsetzung des Getreideabkommens. Russland behindere weiterhin die Ausfuhr ukrainischer Lebensmittel über den Seeweg. 175 Schiffe ständen daher im Stau und warteten auf ihre Abfertigung. «Es ist offensichtlich, dass Russland beabsichtigt, die globale Nahrungsmittelkrise erneut zu verschärfen, um die Gefahr einer grossen Hungersnot zurückzubringen».

Die Worte des 44-Jährigen richteten sich dabei wohl in erster Linie an die Regierungen in Afrika, um die die Ukraine verstärkt wirbt. «Es ist sehr wichtig, dass sie auf diesem Kontinent, auf dem der Einfluss des Kreml traditionell stark ist, die ukrainische Position hören und die volle Wahrheit darüber wissen, was wirklich passiert», betonte er. Zuvor hatte Selenski mit dem Präsidenten von Guinea-Bissau, Umaro Sissoco Embaló, den ersten Staatschef aus Afrika seit Ausbruch des Kriegs empfangen. Embaló erklärte, er habe ein Gesprächsangebot des russischen Präsidenten Wladimir Putin mitgebracht, den er tags zuvor im Kreml getroffen hatte. Moskau hat das Angebot allerdings bisher nicht bestätigt. (dpa)

22:56 Uhr

Mittwoch, 26. Oktober

Russland zeigt offenbar falsche Belege für Atomvorwürfe gegen Kiew

Mit offenbar falschen Fotos hat das russische Aussenministerium versucht, den Eindruck zu erwecken, dass es Beweise für den Bau einer «schmutzigen» - also atomar verseuchten - Bombe in der Ukraine habe. Eines der Bilder, das auf dem englischsprachigen Twitter-Account des Ministeriums auftauchte, gehöre der slowenischen Agentur für radioaktive Abfälle und stamme aus dem Jahr 2010, berichtete die Internetzeitung «Ukrajinska Prawda» am Mittwoch. Der russische Vorwurf eines geplanten Einsatzes einer radioaktiven Bombe durch Kiew wird im Westen als möglicher Vorwand für eine weitere Eskalation des Kriegs gedeutet. Kiew weist die Vorwürfe zurück.

«Entwicklung der «schmutzigen Bombe»» ist das Foto überschrieben. Darin sind Elemente in Plastikbeuteln zu sehen, die mit dem Warnsymbol für Radioaktivität gekennzeichnet sind. Atomexperten der slowenischen Regierung haben das Bild als erstes wiedererkannt: Auf dem Foto seien Rauchdetektoren zu sehen, hiess es. Es sei für Präsentationen verwendet worden, teilte die slowenische Regierung per Twitter mit. «Radioaktiver Abfall in Slowenien wird sicher verwahrt und ist unter Beobachtung. Er wird nicht für den Bau von «schmutzigen Bomben» verwendet», zitierte die Regierung zudem den Chef der Behörde für radioaktive Abfallentsorgung, Sandi Viršek.

Seit Anfang der Woche warnt die russische Regierung, vor einer angeblich radioaktiven Bombe in den Händen Kiews. Deren Einsatz auf ukrainischem Territorium soll demnach dazu gedacht sein, Moskau zu diskreditieren. Westliche Regierungen wiesen die Anschuldigungen als unglaubwürdig zurück. (dpa)

17:05 Uhr

Mittwoch, 26. Oktober

Russland testet seine Nuklearstreitkräfte

Mit dem Abschuss von Interkontinentalraketen hat Russland die Einsatzbereitschaft seiner strategischen Atomstreitkräfte getestet. Das mehrtägige Manöver war erwartet worden und löste deshalb trotz der internationalen Spannungen wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine keine Besorgnis bei westlichen Militärs aus. Es war bereits das zweite grosse Manöver dieser Art in diesem Jahr. Zuletzt hatte Russland am 19. Februar die Waffen getestet - kurz vor Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine am 24. Februar.

Im Zuge seines Krieges in der Ukraine hatte Putin die Atomwaffen als Warnung an die Nato, sich nicht einzumischen, auch in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Die Nato übt derzeit ebenfalls in dem Manöver «Steadfast Noon» die Verteidigung des europäischen Bündnisgebiets mit Atomwaffen.

Nach russischen Militärangaben schoss das Atom-U-Boot «Tula» in der arktischen Barentssee am Mittwoch eine Interkontinentalrakete des Typs Sinewa auf ein Ziel auf der fernöstlichen Halbinsel Kamtschatka ab. Eine weitere Interkontinentalrakete wurde in Plessezk in Nordrussland gestartet. Die Ziele auf der Kamtschatka seien getroffen worden, hiess es. Ausserdem seien zwei nuklear bestückbare Langstreckenbomber Tu-95 im Einsatz gewesen.

Russland übe damit einen atomaren Gegenschlag nach dem Nuklearangriff eines Feindes, berichtete Verteidigungsminister Sergej Schoigu dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Die russischen Manöver der Nuklearstreitkräfte finden regelmässig im Oktober statt, 2021 waren sie aber ausgefallen. In diesem Jahr gelten die entsprechenden Warnhinweise an die internationale Luft- und Seefahrt noch bis zum Samstag. (dpa)

11:04 Uhr

MITTWOCH, 26. OKTOBER

Ukraine will Flugabwehr auch als Sicherheitsgarantie für die Zukunft

Die Ukraine hat zur Abwehr russischer Raketen- und Drohnenangriffe und als Sicherheitsgarantie für die Zukunft erneut mit Nachdruck den Aufbau einer Luftverteidigung gefordert. Die unverzügliche Lieferung einer ausreichenden Zahl an Mitteln für die Flugabwehr sei dringend notwendig, um den «russischen Raketenterror» zurückzuschlagen. Das teilte der Chef des Präsidentenbüros, Andrij Jermak, nach Gesprächen mit den nationalen Sicherheitsberatern der USA, Grossbritanniens und Frankreichs am Mittwoch in Kiew mit. Die Entwicklung eines effektiven Systems der Flugabwehr müsse eines der Elemente für die Sicherheitsgarantien der Ukraine sein.

Zugleich wies Jermak einmal mehr russische Vorwürfe als unbegründet zurück, die Ukraine könne eine «schmutzige» – also radioaktiv verseuchte – Bombe einsetzen. Es handele sich um haltlose Anschuldigungen, die Teil einer Desinformationskampagne des russischen Präsidenten Wladimir Putin gegen die Ukraine seien.

Eine «schmutzige Bombe» besteht aus radioaktivem Material, das mit konventionellem Sprengstoff freigesetzt wird. Im Unterschied zu einer Atombombe kommt es zu keiner nuklearen Kettenreaktion. Russland hatte die Vorwürfe am Sonntag publik gemacht, die Ukraine sowie die USA, Frankreich und Grossbritannien wiesen diese zurück. (dpa)

09:15 Uhr

MITTWOCH, 26. OKTOBER

Russische Rekruten verweigern Front-Rückkehr

Weil sie nicht an die schwer unter Beschuss stehende Front zurückkehren wollten, wurden russische Rekruten von ihren Kommandanten weggesperrt – zuvor wurden die Männer ohne Ausbildung ins Kampfgebiet geschickt.

09:12 Uhr

MITTWOCH, 26. OKTOBER

Britische Geheimdienste: «Russische Kriegsgegner sabotieren Schienennetze»

Russische Kriegsgegner haben nach Einschätzung britischer Geheimdienste in den vergangenen Monaten wiederholt das Schienennetz im eigenen Land sabotiert. Die Beschädigung einer Bahnstrecke nahe eines Dorfes unweit der russisch-belarussischen Grenze Anfang dieser Woche sei bereits der sechste Akt seit Juni gewesen, zu dem sich eine russische Anti-Kriegs-Gruppe namens «Stop the Wagons» bekannt habe, hiess es am Mittwoch im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums. Die Aktionen seien Teil eines grösseren Trends zu vermehrten Angriffen auf die Schienennetze in Russland und Belarus.

Die russische Armee sei enorm abhängig von dem mehr als 33'000 Schienenkilometer umfassenden Netz in Russland, um ihre Einheiten in die Ukraine zu transportieren. Da viele Strecken isoliert durch kaum besiedelte Gegenden führten, sei es schwierig, sie gegen Sabotage abzusichern, hiess es von den Briten. Die russische Führung werde zunehmend besorgt darüber sein, dass selbst eine kleine Gruppe von Bürgern den Krieg so vehement ablehne, dass sie auf physische Sabotage zurückzugreife. (dpa)

05:53 Uhr

Mittwoch, 26. Oktober

Steinmeier in Kiew, Kadyrow in Rage - die Nacht im Überblick

Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat der Ukraine bei seinem unangekündigten Besuch in Kiew weitere Unterstützung zugesagt. Einerseits sollten die Waffenlieferungen fortgesetzt werden - gerade deutsche Luftabwehrsysteme sind in Kiew sehr begehrt - andererseits sollten Städtepartnerschaften das kriegsgebeutelte Land besser über den Winter bringen. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski dankte Deutschland am Dienstag für die Unterstützung seines von Russland angegriffenen Landes.

Während in New York der UN-Sicherheitsrat unter Ausschluss der Öffentlichkeit über Russlands Vorwürfe debattierte, die Ukraine plane die Zündung einer «schmutzigen» - also atomar verseuchten - Bombe, machte in Russland der berüchtigte Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow seinem Ärger über den Verlauf des Kriegs Luft und forderte, ukrainische Städte auszulöschen. Als möglicher Auslöser gelten hohe Verluste in den von ihm kontrollierten Einheiten.

Steinmeier in der Ukraine

Steinmeier, der am Dienstagmorgen per Zug in Kiew zu seiner unangekündigten Visite eingetroffen war, besuchte nicht nur die ukrainische Hauptstadt. Unmittelbar nach seiner Ankunft in der Kleinstadt Korjukiwka nordöstlich von Kiew wurde dort Luftalarm ausgelöst. Steinmeier musste in einen Luftschutzkeller. «Das hat uns besonders eindrücklich nahe gebracht, unter welchen Bedingungen die Menschen hier leben», sagte er. Zurück in Kiew liess er sich von Bürgermeister Witali Klitschko die Folgen der jüngsten russischen Luftangriffe zeigen, zum Beispiel ein zerstörtes Wohnhaus.

Beim die Reise abschliessenden Treffen mit Selenski versprach Steinmeier, der Ukraine weiter Hilfe zu leisten. Geliefert werden sollen Waffen, daneben will Berlin aber auch helfen, das Stromnetz in der Ukraine zu stabilisieren. Grosse Teile der Strom- und Fernwärme-Netze sind durch russische Raketenangriffe beschädigt worden. Um ukrainische Kommunen durch den bevorstehenden Winter zu helfen, riefen die Präsidenten zur raschen Gründung deutsch-ukrainischer Städtepartnerschaften auf.

Kiew will Flüchtlinge im Winter im Ausland lassen

Wegen der Kriegsschäden an Strom- und Wärmeversorgung der Ukraine bittet die Regierung geflüchtete Frauen und Männer, erst im kommenden Frühjahr zurückzukehren. «Wenn sich die Möglichkeit bietet, bleiben Sie und verbringen Sie den Winter im Ausland!», sagte Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk am Dienstag in Kiew im landesweiten Fernsehen.

Kadyrow fordert mehr Härte gegen Ukraine

Kadyrow bekundete erneut seinen Unmut über den Kriegsverlauf. «Früher haben wir immer gesagt, dass wir eine militärische Spezialoperation auf dem Territorium der Ukraine führen, aber der Krieg findet bereits auf unserem Territorium statt», sagte Kadyrow am Dienstag in seinem Telegram-Kanal. Er sei damit sehr unzufrieden.

Zugleich drohte er den westlichen Unterstützer-Ländern der Ukraine mit Vernichtung. Es sei bereits das Kriegsrecht in Grenzregionen zur Ukraine verhängt worden, sagte Kadyrow. «Aber sie schiessen weiter auf friedliche Bürger und zivile Objekte.» Russlands Antwort darauf sei «schwach». Kadyrow forderte als Vergeltung die Auslöschung von ukrainischen Städten, «damit wir den fernen Horizont sehen können».

Tschetschenische Soldaten unter Beschuss

Auslöser von Kadyrows Unmut könnten Meldungen sein, wonach im von Russland besetzten Gebiet Cherson mehr als 100 Soldaten aus Tschetschenien von der Artillerie getroffen worden seien. Das teilte der ukrainische Generalstab in seinem abendlichen Lagebericht mit. Mehreren übereinstimmenden Berichte zufolge sollen Soldaten von Kadyrow getroffen und verschüttet worden sein. Unabhängig konnten die Angaben nicht überprüft werden.

Was am Mittwoch wichtig wird

In der Ukraine wollen die Kiewer Truppen weiter Gelände zurückerobern. Beide Seiten haben in den letzten Wochen viele neue Soldaten an die Front verlegt. Auf politischer Ebene richtet Kiew derweil den Blick nach Europa: In Frankreich empfängt Präsident Emmanuel Macron den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz - bei dem Treffen geht es auch um verteidigungspolitische Fragen.

23:01 Uhr

DIENSTAG, 25. OKTOBER

Selenski: Dank an Berlin, Appell an Jerusalem, Einladung an London

Wolodimir Selenski hat Deutschland für die Hilfe gedankt und von Israel mehr Hilfe gefordert. «Wir werden die Zusammenarbeit mit Deutschland verstärken», sagte der 44-Jährige am Dienstag in seiner täglichen Videoansprache. Selenski ging darin stark auf den Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in der Ukraine ein.

Der Bundespräsident habe während seiner Visite Unterschlupf im Luftschutzbunker suchen müssen und dabei am eigenen Leib die Bedeutung einer funktionierenden Luftabwehr erfahren. Das deutsche Luftabwehrsystem Iris-T sei hocheffizient, lobte Selenski. «Wir warten auf mehr Systeme davon.» Er dankte Steinmeier zudem dafür, dass er die Schirmherrschaft über Städtepartnerschaften zwischen Deutschland und der Ukraine übernommen habe. Bundeskanzler Olaf Scholz und EU-Ratspräsidentin Ursula von der Leyen lobte er für die Ukraine-Hilfskonferenz in Berlin.

Einen Appell richtete Selenski derweil an die israelische Führung, die zwar den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine verurteilt hat, sich aber aus eigenen Sicherheitsinteressen weder an den Sanktionen gegen Moskau beteiligt, noch Kiew Waffen liefert. «Je früher dank des ukrainischen Siegs Frieden in unserem Land erreicht wird, desto weniger Böses wird Russland in andere Regionen bringen können, den Nahen Osten, wo es mit dem Iran paktiert, eingeschlossen.» Das israelische Volk habe das begriffen, er hoffe die Landesführung auch bald, sagte der 44-Jährige. Iran und Israel sind stark verfeindet.

Zum Abschluss erwähnte er kurz ein Telefonat mit Grossbritanniens neuem Regierungschef Sunak. «Ich habe den Premierminister eingeladen, die Ukraine zu besuchen», sagte Selenski. Grossbritannien gilt als einer der engsten militärischen Verbündeten der Ukraine, Sunaks Vor-Vorgänger Boris Johnson war gleich mehrfach in Kiew. (dpa)

22:24 Uhr

DIENSTAG, 25. OKTOBER

Nato-Generalsekretär richtet von US-Flugzeugträger Botschaft an Putin

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat von Bord eines US-amerikanischen Flugzeugträgers aus Warnungen an den russischen Präsidenten Wladimir Putin erneuert. «Russland darf keine falschen Vorwände für eine weitere Eskalation verwenden», sagte der Norweger am Dienstag bei einem Besuch auf der derzeit im Mittelmeer eingesetzten «USS George H.W. Bush». Die Behauptungen, dass die Ukraine auf eigenem Gebiet die Zündung einer «schmutzigen Bombe» mit radioaktivem Material plane, seien glasklar falsch.

Russland werfe anderen oft Dinge vor, die es selbst beabsichtige zu tun, ergänzte Stoltenberg. Die Welt verfolge die Entwicklungen aufmerksam. Moskau hatte zuvor behauptet, die Ukraine plane zur Diskreditierung Russlands, eine radioaktive Bombe zu zünden.

Der US-Flugzeugträger «USS George H.W. Bush» führt nach Nato-Angaben derzeit die Bündnisübung «Neptune Strike 2022» an. An ihr sind mehr als 80 Flugzeuge, 14 Schiffe sowie rund 6000 Soldaten aus Nato- und Partnerstaaten beteiligt. Die Übung teste die Fähigkeit zu Abschreckung und Verteidigung im euro-atlantischen Raum. (dpa)

21:33 Uhr

DIENSTAG, 25. OKTOBER

Ukraine: Dutzende Kadyrow-Anhänger in Cherson wurden ausgeschaltet

Im von Russland besetzten Gebiet Cherson sind nach ukrainischen Angaben mehr als 100 Soldaten aus der russischen Teilrepublik Tschetschenien von der Artillerie getroffen worden. «Durch präzise Artillerieschläge der Verteidigungskräfte sind in der Ortschaft Kajiry im Gebiet Cherson 30 Okkupanten vernichtet worden und mehr als 100 feindliche Soldaten unter den Trümmern geblieben», teilte der ukrainische Generalstab in seinem abendlichen Lagebericht mit. Mehreren übereinstimmenden Berichte zufolge sollen Soldaten von Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow getroffen worden sein. Unabhängig konnten die Angaben nicht überprüft werden.

So erklärte der ukrainische Militärgouverneurs der Region Cherson, Serhij Chlan, dass die tschetschenische Einheit nach ihrem Abzug aus der Stadt Cherson über den Fluss Dnipro in der Schule einer Ortschaft am anderen Flussufer stationiert worden sei. Die Männer hätten ihren Aufenthaltsort durch Fotos in sozialen Netzwerken selbst verraten. «Unsere Streitkräfte mussten nur noch draufhalten», sagte Chlan. Er berichtete von mehr als 40 Toten und 60 Verschütteten.

Der oppositionelle tschetschenische Telegram-Kanal 1Adat behauptete, dass der in einer Schule untergebrachte Stab eines Kadyrow-Regiments beschossen worden sei und bezifferte die Zahl der Todesopfer auf um die 100. (dpa)

21:28 Uhr

DIENSTAG, 25. OKTOBER

UN-Sicherheitsrat bespricht Russlands Vorwürfe zu «schmutziger Bombe»

Russland hat seine Vorwürfe, die ukrainische Regierung wolle eine atomar verseuchte Bombe zünden, vor den UN-Sicherheitsrat gebracht. Am Dienstag gab es eine entsprechende Aussprache des mächtigsten UN-Gremiums hinter verschlossenen Türen, wie Vize-UN-Botschafter Dmitri Poljanski nach der Sitzung mitteilte. Nähere Details wurden zunächst nicht bekannt.

Trotz westlicher Zurückweisungen hält Russland an der Behauptung fest, Kiew wolle Moskau mit einer «schmutzigen» - also atomar verseuchten - Bombe diskreditieren. Russland hatte die Vorwürfe am Sonntag publik gemacht, die Ukraine sowie die USA, Frankreich und Grossbritannien wiesen diese zurück. Aussenminister Sergej Lawrow hatte erklärt, es gebe «konkrete Informationen zu den Instituten in der Ukraine, die über entsprechende Technologien verfügen, solch eine «schmutzige Bombe» zu bauen».

Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, sagte am Montag, dass an der russischen Behauptung absolut nichts dran sei. «Es ist einfach nicht wahr. Wir wissen, dass es nicht wahr ist», sagte Kirby. «Wir haben in der Vergangenheit gesehen, dass die Russen gelegentlich andere für Dinge verantwortlich gemacht haben, die sie vorhatten zu tun.» (dpa)

19:26 Uhr

DIENSTAG, 25. OKTOBER

Tschetschenenchef Kadyrow tadelt Kriegsführung gegen Kiew als schwach

Der berüchtigte Machthaber der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, hat erneut seinen Unmut mit dem Kriegsverlauf in der Ukraine bekundet. «Früher haben wir immer gesagt, dass wir eine militärische Spezialoperation auf dem Territorium der Ukraine führen, aber der Krieg findet bereits auf unserem Territorium statt», sagte Kadyrow am Dienstag in seinem Telegram-Kanal. Er sei damit sehr unzufrieden. Zugleich drohte er den westlichen Unterstützer-Ländern der Ukraine mit Vernichtung.

Ramzan Kadyrov ist unzufrieden mit dem Kriegsverlauf. 
Bild: Mikhail Metzel / AP

Es sei bereits das Kriegsrecht in Grenzregionen zur Ukraine verhängt worden, sagte Kadyrow. «Aber sie schiessen weiter auf friedliche Bürger und zivile Objekte.» Russlands Antwort darauf sei «schwach», bemängelte Kadyrow. Er forderte als Vergeltung die Auslöschung von ukrainischen Städten, «damit wir den fernen Horizont sehen können».

Acht Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hatte Kremlchef Wladimir Putin vergangene Woche in mehreren völkerrechtswidrig annektierten Gebieten das Kriegsrecht verhängt. Die Ukraine will die besetzten Gebiete zurückerobern.

Kalter Wirtschaftskrieg

Den USA, der EU und der Nato warf Kadyrow wegen der Waffenlieferungen an Kiew «einseitigen Verrat» vor. Mit einem «kalten Wirtschaftskrieg» versuche der Westen seit Jahren Russland auszuhungern. «Das hat hat nicht geklappt». Jetzt wolle der Westen Russland auf die Knie zwingen und versklaven, so Kadyrow.

«Wir werden sie vernichten, wieviele sie auch sind und wieviele Truppen und Technik sie auch schicken», sagte er. Kadyrow, der für seinen brutalen Führungsstil in Tschetschenien im Nordkaukasus bekannt ist, hat sich seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine als einer der glühendsten Kriegsbefürworter hervorgetan und eigene Truppen in der Ukraine geschickt.

Der Sekretär des ukrainischen nationalen Sicherheitsrats, Olexij Danilow, riet Kadyrow derweil, sich aus der Ukraine zurückzuziehen, solange dies noch möglich sei und für die Unabhängigkeit Tschetscheniens zu kämpfen. Ansonsten würden die Russen «zurückkommen und tschetschenische Frauen und Kinder töten», behauptete Danilow auf Twitter. (dpa)

17:36 Uhr

DIENSTAG, 25. OKTOBER

Moskau bringt Resolution zu Biowaffen in Sicherheitsrat ein

Angesichts russischer Biowaffen-Vorwürfe gegen die USA und die Ukraine hat Russland eine Resolution in den UN-Sicherheitsrat eingebracht. Die Beschlussvorlage, der in dem 15-köpfigen Gremium keine Chance zur Verabschiedung eingeräumt wird, ging am Dienstag per Brief an das mächtigste UN-Gremium.

Das Schreiben liegt der Deutschen Presse-Agentur vor. Die Resolution gilt als erneuter Versuch Moskaus, nicht belegten Behauptungen zur angeblichen Herstellung von Biowaffen durch die US-Regierung in der Ukraine Geltung zu verschaffen. (dpa)

17:32Uhr

DIENSTAG, 25. OKTOBER

Moskau will Grenzregionen befestigen und Rekruten besser ausrüsten

Russlands Führung will nach eigenen Angaben weitere Einheiten in Grenzregionen nahe der Ukraine schicken und die neuen Rekruten künftig besser ausrüsten. «In mehreren Regionen, besonders den grenznahen wie Belgorod, sind Massnahmen für Zusatzreaktionen nötig, die wir sowohl mit den Regionen als auch mit der Regierung erarbeiten», sagte Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin am Dienstag bei einer Regierungssitzung.

Sobjanin wurde von Kremlchef Wladimir Putin Anfang der Woche zum Regionalkoordinator im Krieg erklärt. Putins zweiter Koordinator für die Militäroperation, Regierungschef Michail Mischustin, versprach mehr Geld für Ausrüstung.

Der russische Ministerpräsident Michail Mischustin bei einer  Sitzung des Koordinierungsrates zur Unterstützung der Bedürfnisse der russischen Streitkräfte. 
Bild: Alexander Astafyev / Sputnik / G / EPA

Acht Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine beklagt Moskau zunehmend auch den Beschuss des eigenen Staatsgebiets. Vor diesem Hintergrund forderte Sobjanin nun, die Sicherheitsmassnahmen entlang der Grenze zu erhöhen. Konkrete Massnahmen nannte er jedoch nicht.

Laut Regierungschef Mischustin hat das Kabinett weiteres Geld angewiesen, um Ausrüstung für die Soldaten zu beschaffen. «Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Verteidiger keinen Mangel an ihrer Ausstattung verspüren», sagte Mischustin auf der von Präsident Putin geleiteteten Regierungssitzung. In den letzten Wochen häuften sich Beschwerden darüber, dass viele der von Putin einberufenen Soldaten sich ihre Ausrüstung selbst besorgen müssen, weil in den Armeebeständen kein oder nur mangelhaftes Rüstzeug vorhanden war.

Die in sozialen Netzwerken verbreiteten Videos über rostige Funkgeräte, verschlissene Rucksäcke und fehlende Thermo-Unterwäsche gelten als zunehmend problematisch für die Kampfmoral der russischen Truppe. (dpa)

15:40 Uhr

DIENSTAG, 25. OKTOBER

Russischer Spion? Brasilianischer Forscher in Norwegen festgenommen

Ein Mann steht in Norwegen unter dem Verdacht, unter falscher Identität für Russland spioniert zu haben. Wie der norwegische Rundfunksender NRK am Dienstag berichtete, wurde der brasilianische Forscher am Montag auf dem Weg zur Arbeit an der Universität im norwegischen Tromsø festgenommen.

Der norwegische Geheimdienst PST vermutet demnach, dass er in Wirklichkeit Russe ist, für einen russischen Geheimdienst arbeitet und sich mit falschen Papieren im Land aufhält. Man habe darum gebeten, dass er ausgewiesen werde, da er eine Bedrohung für nationale Interessen darstelle, sagte die stellvertretende Geheimdienstchefin Hedvig Moe dem Sender.

Der Mann ist nach NRK-Angaben im Herbst 2021 mit einem Forscherauftrag an die Universität gekommen. Dort soll er unter anderem Teil einer Forschungsgruppe sein, die hybride Kriegsführung erforscht. Der Universitätsrektor Dag Rune Olsen bestätigte der Zeitung «Dagbladet», dass er bereits am Montag von der Festnahme informiert worden sei. Tromsø liegt im hohen Norden von Norwegen, wo das skandinavische Land weiter östlich auch an Russland grenzt. (dpa)

15:18 Uhr

DIENSTAG, 25. OKTOBER

Kiew an Flüchtlinge: Bleibt über den Winter im Ausland!

Wegen der Kriegsschäden an Strom- und Wärmeversorgung der Ukraine bittet die Regierung geflüchtete Frauen und Männer, erst im kommenden Frühjahr zurückzukehren. «Wenn sich die Möglichkeit bietet, bleiben Sie und verbringen Sie den Winter im Ausland!», sagte Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk am Dienstag in Kiew im landesweiten Fernsehen.

Die Energiesysteme seien durch die russischen Angriffe instabil. «Sie sehen, was Russland tut, jeder sieht es. Sie selbst, Ihre Kinder, alle ihre schutzbedürftigen Verwandten, die krank, mobilitätseingeschränkt oder älter sind», sagte Wereschtschuk. «Wir müssen diesen Winter überleben.» Im kommenden Frühjahr freue sie sich aber auf viele Heimkehrer, um Zerstörtes wieder aufzubauen und die Kinder auf ukrainische Schulen zu schicken.

Die russische Armee hat mit Raketen- und Drohnenangriffen seit dem 10. Oktober viele Anlagen zur Strom- und Wärmeversorgung in der Ukraine zerstört. Die Kiewer Regierung sieht dahinter das Ziel des Kremls, Einnahmen durch Stromexporte zu kappen, den Widerstandswillen der Ukraine zu brechen und eine neue Flüchtlingswelle auszulösen, die auch Europa in Not bringen soll.

Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR sind seit Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar 7,7 Millionen ukrainische Flüchtlinge in anderen europäischen Ländern registriert worden (Stand 19. Oktober). 4,4 Millionen Ukrainer hätten einen zeitweiligen Schutzstatus bekommen. Dazu gibt es mehrere Millionen Binnenflüchtlinge in dem angegriffenen Land. (dpa)

14:23 Uhr

DIENSTAG, 25. OKTOBER

Moskau beharrt auf Behauptung einer ukrainischen «schmutzigen» Bombe

Russland beharrt trotz scharfer westlicher Zurückweisungen auf der Behauptung, die Ukraine bereite im Krieg den Einsatz einer radioaktiv verseuchten «schmutzigen» Bombe vor. Die Weigerung der USA, dies zur Kenntnis zu nehmen, sei angesichts einer solchen Gefahr inakzeptabel, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow russischen Nachrichtenagenturen zufolge am Dienstag in Moskau. «Dies ist ein Ansatz, der alles andere als seriös ist, ein Ansatz, der, so würde ich sagen, unangemessen ist angesichts der Schwere der Gefahr, über die wir hier sprechen.»

Russland hatte die Vorwürfe am Sonntag publik gemacht, die Ukraine sowie die USA, Frankreich und Grossbritannien wiesen sie zurück. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, sagte am Montag, dass an der russischen Behauptung absolut nichts dran sei. «Es ist einfach nicht wahr. Wir wissen, dass es nicht wahr ist», sagte Kirby.

Eine sogenannte schmutzige Bombe besteht aus radioaktivem Material, das mit konventionellem Sprengstoff freigesetzt wird. Im Unterschied zu einer Atombombe kommt es zu keiner nuklearen Kettenreaktion. Nach den russischen Vorwürfen gegen die Ukraine hatte Kiew selbst eine Kontrolle durch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) für zwei Forschungsinstitute erbeten, auf deren Arbeit sich Moskau bezieht. (dpa)

14:19 Uhr

DIENSTAG, 25. OKTOBER

Besetztes Gebiet Saporischschja bekommt Heimatwehr

Die russische Besatzungsmacht im Süden der Ukraine stellt wie in Cherson auch im Gebiet Saporischschja eine paramilitärische Heimatwehr auf. Deren Einheiten sollten Strassen, Brücken, Bahngleise, Fabriken und Infrastrukturobjekte bewachen, sagte Verwaltungschef Jewgeni Balizki am Dienstag. Notfalls werde die Territorialverteidigung aber auch «in der Abwehr an der Frontlinie» eingesetzt, zitierten ihn russische Agenturen.

In der Heimatwehr seien bereits existierende Gruppen im Gebiet Saporischschja zusammengefasst worden, sagte Balizki, ohne diese zu nennen. Im benachbarten Gebiet Cherson war die Gründung der Territorialverteidigung am Montag bekanntgegeben worden.

Russland hat die zwei ukrainischen Gebiete, die es gar nicht vollständig kontrolliert, für annektiert erklärt. Durch das von Präsident Wladimir Putin verhängte Kriegsrecht können die dort lebenden ukrainischen Männer für den Kampf gegen die eigenen Landsleute mobilisiert werden. In beiden Gebieten befürchtet die Besatzung baldige Gegenangriffe der ukrainischen Armee. (dpa)

11:31 Uhr

DIENSTAG, 25. OKTOBER

Stromabschaltungen in allen ukrainischen Regionen

Wegen der Schäden am Stromnetz durch russischen Beschuss ist in allen ukrainischen Regionen am Dienstag erneut stundenweise der Strom abgeschaltet worden. Der Energieversorger Ukrenerho begründete die zeitlich gestaffelten Beschränkungen damit, dass die Belastung der Netze verringert und die Energiesysteme stabilisiert werden sollten. Verbraucher wurden aufgerufen, besonders während der Spitzenzeiten morgens und abends Strom zu sparen. Waschmaschinen und Heizungen sollten möglichst nur nachts laufen, unnötige Lichtquellen abgeschaltet werden.

Im seit acht Monaten andauernden russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine wird die lebenswichtige Energie-Infrastruktur immer mehr zum Hauptziel der Attacken. Durch Raketenangriffe sei mehr als ein Drittel der ukrainischen Energie-Infrastruktur zerstört worden, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Dienstag bei einer internationalen Wiederaufbaukonferenz in Berlin. Zahlreiche Kraftwerke wurden nach ukrainischen Angaben von russischen Raketen getroffen. Es gibt täglich Stromausfälle. (dpa)

10:25 Uhr

Dienstag, 25. Oktober

Bombe verletzt in besetzter Stadt Melitopol fünf Menschen

In der russisch besetzten Stadt Melitopol im Süden der Ukraine ist am Dienstagmorgen eine Bombe explodiert. Das teilte die Stadtverwaltung nach Meldungen russischer Nachrichtenagenturen mit. Der Sprengsatz in einem Auto sei an einem Geschäftszentrum gezündet worden, in dem auch der örtliche Rundfunk sitzt. Fünf Menschen, darunter Mitarbeiter des Rundfunks, seien verletzt worden.

Melitopol dient der Besatzung als Verwaltungssitz für das Gebiet Saporischschja, das Russland für annektiert erklärt hat. Die eigentliche Gebietshauptstadt Saporischschja ist weiter in ukrainischer Hand.

Die Besatzungsverwaltung sprach von einem Terroranschlag. Belegt wurde das nicht. Zugleich ist bekannt, dass ukrainische Kräfte den Kampf in besetzten Gebieten fortsetzen. Schon in der Nacht habe es in Melitopol sieben Explosionen durch ukrainischen Beschuss gegeben, meldeten russische Agenturen.

Im Bericht des ukrainischen Generalstabs hiess es am Dienstagmorgen, in den vergangenen 24 Stunden seien viele Frontabschnitte von russischer Artillerie beschossen worden. Kämpfe habe es bei Bachmut und Awdijiwka im Donbass gegeben. Die russische Truppen bereiteten sich weiter auf eine Verteidigung der von ihnen besetzten Stadt Cherson vor. Unabhängig überprüfbar waren die Militärangaben nicht.

Das US-amerikanische Institut für Kriegsstudien (ISW) wies darauf hin, dass russische Luftangriffe mit Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen in den vergangenen Tagen stark nachgelassen hätten. Dies sei vermutlich auf Munitionsmangel zurückzuführen. Auch sei der Effekt dieser Bombardements begrenzt gewesen, hiess es.

Wegen des Rückgangs wurde in der Ukraine seltener Luftalarm ausgerufen. In der Hauptstadt Kiew gab es am Sonntag und Montag je einmal kurz Alarm. Nach einer ruhigen Nacht auf Dienstag wurde für Kiew und das Umland vormittags Luftalarm ausgelöst. (dpa)

10:23 Uhr

Dienstag, 25. Oktober

Scholz will «Marshallplan» für Ukraine schon jetzt

Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich dafür ausgesprochen, schon vor Ende des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine einen «Marshallplan» für den Wiederaufbau aufzustellen. Dies sei «eine Generationenaufgabe, mit der man jetzt beginnen müsse», sagte der SPD-Politiker am Dienstag bei einer internationalen Wiederaufbaukonferenz in Berlin. Scholz versprach der Ukraine erneut Unterstützung, solange dies notwendig sei. «In ihrem Kampf für Freiheit, Unabhängigkeit und Souveränität ist die Ukraine nicht alleine.»

Bei der Konferenz gehe es darum, Wege für die Gestaltung der Zukunft des Landes zu finden, «nicht nur für die kommenden Monate, sondern für die kommenden Jahre», sagte Scholz. Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, müssten private und staatliche Investoren auf der ganzen Welt zusammengebracht werden.

Auf Einladung von Scholz und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen beraten in Berlin internationale Experten über den Wiederaufbau der Ukraine. An der Tagung nehmen auch der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal und der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki teil.

Vor der Wiederaufbaukonferenz in Berlin hatte die Ukraine auf schnelle Investitionen in die stark zerstörte Infrastruktur des Landes gedrungen. «Es ist wichtig zu verstehen, dass ungeachtet des Krieges der Wiederaufbau jetzt beginnen muss», sagte der Minister für regionale Entwicklung, Oleksij Tschernyschow, der Deutschen Presse-Agentur. Die Versorgung mit Strom und Energie müsse vor dem Winter gesichert und Wohnraum geschaffen werden.

Die Ukraine wurde in den vergangenen zwei Wochen von fast 300 russischen Raketen und Drohnen getroffen. Nach ukrainischen Angaben wurde die Energie-Infrastruktur zu 40 Prozent zerstört. (dpa)

06:24 Uhr

Dienstag, 25. Oktober

Bundespräsident Steinmeier zu Besuch in Ukraine eingetroffen

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist am Dienstag zu einem überraschenden Besuch in der Ukraine eingetroffen. Er kam am Morgen mit dem Zug in der Hauptstadt Kiew an. Dort wird er sich im Laufe des Tages auch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski treffen. In weiteren Stationen will sich Steinmeier unter anderem mit eigenen Augen einen Überblick über die Zerstörungen durch die russischen Angriffe verschaffen. Er ist erstmals seit dem Beginn des Krieges am 24. Februar in der Ukraine.

Es ist bereits der dritte Anlauf des Bundespräsidenten für eine Reise dorthin. In der vergangenen Woche war diese aus Sicherheitsgründen kurzfristig verschoben worden. Das für seinen Schutz zuständige Bundeskriminalamt (BKA) schrieb auf Twitter, es habe «angesichts der aktuellen Gefahrenlage empfohlen, die geplante Reise des Bundespräsidenten Steinmeier in die Ukraine zu verschieben».

In den Tagen davor hatte Russland wiederholt mit Raketen und Drohnen die Infrastruktur der Ukraine angegriffen und die Strom- und Wärmeversorgung schwer beschädigt. Auch die Hauptstadt Kiew wurde attackiert.

Eigentlich wollte Steinmeier bereits Mitte April nach Kiew reisen - zusammen mit den Staatspräsidenten Polens, Lettlands, Litauens und Estlands. Die Initiative hierfür war von Polens Präsident Andrzej Duda ausgegangen. Unmittelbar vor dem Start kam aus Kiew aber eine Absage für Steinmeier. Die Ausladung wurde in Berlin als beispielloser diplomatischer und politischer Affront gewertet. Erst ein Telefongespräch beider Präsidenten Anfang Mai entspannte die Lage wieder.

Steinmeier und Selenskyj wollen nun nach Angaben des Bundespräsidialamts einen gemeinsamen Appell an deutsche Städte und Gemeinden richten, kurzfristig neue Partnerschaften mit ukrainischen Kommunen zu schliessen und den Menschen dort über den Winter zu helfen. Diese leiden besonders durch die Zerstörungen an der Energie-Infrastruktur infolge der jüngsten russischen Drohnen- und Raketenangriffe. (dpa)

22:44 Uhr

Montag, 24. Oktober

Moskau bringt Vorwürfe zu «schmutziger Bombe» vor UN-Sicherheitsrat

Russland bringt seine Vorwürfe, die ukrainische Regierung wolle eine atomar verseuchte Bombe zünden, vor den UN-Sicherheitsrat. Eine entsprechende Aussprache des mächtigsten UN-Gremiums hinter verschlossenen Türen soll am Dienstag nach einem Treffen zum Konflikt in Syrien stattfinden - vermutlich gegen frühen Nachmittag. Das verlautete am Montag aus Diplomatenkreisen in New York.

Trotz westlicher Zurückweisungen hält Russland an der Behauptung fest, Kiew wolle Moskau mit einer «schmutzigen» - also atomar verseuchten - Bombe diskreditieren. Russland hatte die Vorwürfe am Sonntag publik gemacht, die Ukraine sowie die USA, Frankreich und Grossbritannien wiesen diese zurück. Aussenminister Sergej Lawrow hatte erklärt, es gebe «konkrete Informationen zu den Instituten in der Ukraine, die über entsprechende Technologien verfügen, solch eine «schmutzige Bombe» zu bauen».

Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, sagte am Montag, dass an der russischen Behauptung absolut nichts dran sei. «Es ist einfach nicht wahr. Wir wissen, dass es nicht wahr ist», sagte Kirby. «Wir haben in der Vergangenheit gesehen, dass die Russen gelegentlich andere für Dinge verantwortlich gemacht haben, die sie vorhatten zu tun.» (dpa)

22:20 Uhr

MONTAG, 24. OKTOBER

Acht Monate Krieg: Selenski attestiert Russland breites Versagen

Acht Monate nach Beginn des russischen Angriffskrieges hat der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski Moskau ein Versagen auf breiter Front attestiert. «Die Ukraine bricht die sogenannte zweitstärkste Armee der Welt», sagte Selenski in seiner am Montagabend in Kiew verbreiteten Videobotschaft. Mit Blick auf den Kriegsbeginn vor genau acht Monaten, am 24. Februar, meinte der Präsident, dass Russlands militärischer Einfluss heute verpufft sei.

«Das Gefühl einer Niederlage in Russland wird stärker», so Selenski. Das Land habe einmal politisches Gewicht gehabt, heute werde es zunehmend isoliert international. Russland habe nicht nur sein Potenzial für den «Irrsinn» eines Krieges gegen die Ukraine und die gesamte freie Welt weggeworfen.

Das Land müsse heute auch etwa den Iran anbetteln wegen Drohnen und erfinde «verschiedenen Unsinn» über die Ukraine, um vom Westen Zugeständnisse zu erreichen, sagte Selenski.

Russland behauptet etwa, die Ukraine plane den Einsatz einer «schmutzigen» radioaktiven Bombe in dem Krieg, um Moskau weitere Kriegsverbrechen anzulasten. Darauf gibt es auch nach Einschätzung westlicher Experten keinerlei Hinweise.

Selenskibetonte einmal mehr, dass die Ukraine den russischen Angriffen zum Trotz ihre Unabhängigkeit verteidigt habe und ihre besetzten Gebiete jeden Tag weiter befreie. Das ganze Land - auch die von Russland 2014 annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim - werde frei sein, betonte er.

Zerstörte Energieanlage: «Winter ein, der der härteste in unserer Geschichte werden wird».

Zugleich mahnte der Staatschef, nicht nachzulassen im Kampf gegen Russland und weiter bis zum Sieg zu kämpfen. «Das ist ein schwieriger Weg.» Unter anderem schwor Selenski das Land angesichts der von russischen Raketen zerstörten Energieanlagen auf einen Winter ein, «der der härteste in unserer Geschichte werden wird».

Je mehr Russland weiter seine Möglichkeiten verliere, desto freier würden nicht nur seine Nachbarn werden - und die Ukraine an erster Stelle, sagte Selenski. Auch in Russland selbst werde es Freiheit geben, meinte er angesichts einer möglichen Niederlage des Systems von Kremlchef Wladimir Putin.

In einem Völkerrechtsbruch hatte der russische Präsident nach dem Überfall auf die Ukraine zuletzt die Gebiete Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja annektiert. Die Atommacht hat erklärt, die zu russischem Staatsgebiet erklärten Regionen mit allen verfügbaren Mitteln zu verteidigen. (dpa)

20:59 Uhr

MONTAG, 24. OKTOBER

US-Regierung: Kein Hinweis auf russischen Einsatz «schmutziger Bombe»

Die US-Regierung sieht bisher keine Hinweise auf einen möglichen russischen Einsatz einer nuklear verseuchten Bombe. «Wir sehen nach wie vor keine Vorbereitungen der russischen Seite für den Einsatz von Atomwaffen und zu diesem Zeitpunkt auch nichts in Bezug auf den möglichen Einsatz einer «schmutzigen Bombe»», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, am Montag.

«Wir haben in der Vergangenheit gesehen, dass die Russen gelegentlich andere für Dinge verantwortlich gemacht haben, die sie vorhatten zu tun», warnte Kirby. Es gebe derzeit aber keine Hinweise, dass dies hier der Fall ist. «Aber es ist ein Schauspiel, das wir schon gesehen haben.»

Weiter sagte Kirby, dass an der russischen Behauptung, die Ukraine plane die Zündung einer schmutzigen Bombe und wolle diese dann Russland anlasten, absolut nichts dran sei. «Es ist einfach nicht wahr. Wir wissen, dass es nicht wahr ist», sagte Kirby.

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte nach Angaben seines Ministeriums zuvor unter anderem in Telefongesprächen mit den Verteidigungsministern der europäischen Atommächte Grossbritannien und Frankreich behauptet, Kiew plane zur Diskreditierung Moskaus, eine radioaktive Bombe zu zünden. Die westlichen Atommächte Frankreich, Grossbritannien und die USA wiesen die Behauptung aus Moskau ebenso zurück wie die Ukraine. (dpa)

19:46 Uhr

MONTAG, 24. OKTOBER

Stoltenberg: «Schmutzige Bombe»-Behauptung nicht als Vorwand nutzen

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat Russland dazu aufgefordert, seine «falsche Behauptung» zu einer nuklear verseuchten Bombe nicht als Vorwand für eine weitere Eskalation des Kriegs gegen die Ukraine zu nutzen. Die Nato-Verbündeten wiesen Moskaus Aussage zurück, dass die Ukraine den Einsatz einer sogenannten schmutzigen Bombe auf eigenem Gebiet vorbereite, schrieb der Norweger am Montagabend auf Twitter. «Russland darf sie nicht als Vorwand für eine Eskalation benutzen.»

Zuvor hatte Stoltenberg eigenen Angaben zufolge mit dem amerikanischen Verteidigungsminister Lloyd Austin und dessen britischen Kollegen Ben Wallace gesprochen. Der Generalsekretär betonte, die Nato-Unterstützung für die Ukraine sei unerschütterlich.

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte nach Angaben seines Ministeriums zuvor unter anderem in Telefongesprächen mit den Verteidigungsministern der europäischen Atommächte Grossbritannien und Frankreich behauptet, Kiew plane zur Diskreditierung Moskaus, eine radioaktiven Bombe zu zünden. Die westlichen Atommächte Frankreich, Grossbritannien und die USA wiesen die Behauptung aus Moskau ebenso zurück wie die Ukraine. (dpa)

16:47 Uhr

MONTAG, 24. OKTOBER

Selenski: Moskau könnte den Iran mit Atomprogramm-Hilfe bezahlen

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski vermutet eine russische Mithilfe am Atomprogramm des Irans als Teil der Bezahlung für iranische Drohnen. Das sagte Selenski am Montag in einer Videobotschaft für eine Konferenz der israelischen Zeitung « Haaretz ». Der ukrainische Präsident bat Israel erneut um die Lieferung von Waffen, um gerade die Gefahr durch russische Luftangriffe mit iranischen Kampfdrohnen auszuschliessen.

«Ich habe eine Frage an Sie: Wie, glauben Sie, bezahlt Russland den Iran? Ist Iran nur an Geld interessiert? Vielleicht geht es gar nicht um Geld, sondern um russische Hilfe für das iranische Atomprogramm», sagte Selenski. Moskau und Teheran dementieren ein Rüstungsgeschäft. Es gibt indes Belege dafür, dass die Drohnen, die Russland zuletzt zu Hunderten gegen die Ukraine eingesetzt hat, aus dem Iran stammen oder iranischer Bauart sind. Beim Einsatz der Drohnen werde die russische Armee von Iranern angeleitet, sagte Selenski.

Es hätte nicht zu dieser Allianz und den russischen Angriffen kommen müssen, wenn Israel sich schon 2014 entschieden hätte, der Ukraine Waffen zur Verfügung zu stellen, sagte Selenski. Damals hatte sich Russland die ukrainische Halbinsel Krim einverleibt und den Krieg im Donbass begonnen. Es sei aber noch nicht zu spät, als demokratische Staaten gemeinsam dem Terror entgegenzutreten, sagte der ukrainische Präsident.

In der Ukraine wird davon ausgegangen, dass Israel sich mit den Waffensystemen seines Erzfeindes Iran auskennt und effektive Abwehrwaffen hat. Um gute Beziehungen zu Moskau zu behalten, hat Israel bislang aber Waffenlieferungen an die Ukraine abgelehnt. (dpa)

15:34 Uhr

MONTAG, 24. OKTOBER

EU zählt mehr als 1200 Falschinformationen in kremlnahen Medien

Die EU hat in Zusammenhang mit Russlands Krieg gegen die Ukraine in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 1200 Falschinformationen in kremlnahen Medien gezählt. Diese richteten sich unter anderem gegen die EU und andere Akteure, die sich gegen den russischen Krieg stellten und die Ukraine unterstützten, teilte der Auswärtige Dienst der EU am Montag mit.

Schon in den Monaten vor Beginn des Kriegs sei in Medien der Boden dafür bereitet worden. So sei die Verwendung der Schlüsselwörter «Nazi» und «Völkermord» in den einschlägigen Medien in Bezug auf die Ukraine um fast 300 beziehungsweise mehr als 500 Prozent gestiegen.

Russland behauptet, die ukrainische Führung um den jüdischstämmigen Präsidenten Wolodimir Selenski sei von Nazis unterwandert, die in den ostukrainischen Separatistengebieten einen «Genozid» an der russischen Minderheit verübten. Dafür gibt es keine Belege.

Um russische Desinformation aufzudecken, hat die EU schon vor Jahren die Kampagne «EUvsDisinfo» ins Leben gerufen. Seit Montag wird darin auch unter anderem über Mechanismen, Taktiken, Narrative und Akteure hinter den Falschinformationen aufgeklärt. (dpa)

14:24 Uhr

MONTAG, 24. OKTOBER

Trotz westlicher Skepsis: Kreml beharrt auf Atomvorwürfen gegen Kiew

Russland hält trotz westlicher Skepsis an der Behauptung fest, Kiew wolle Moskau mit der Zündung einer «schmutzigen» - also atomar verseuchten - Bombe diskreditieren. «Die Gefahr liegt auf der Hand», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Darauf angesprochen, dass die USA, Grossbritannien und Frankreich die Vorwürfe in Zweifel ziehen, erklärte er: «Ihr Misstrauen gegenüber der Information, die ihnen von russischer Seite gegeben wurde, bedeutet nicht, dass die Gefahr des Einsatzes einer «schmutzigen Bombe» aufhört zu bestehen.»

Kremlsprecher Dmitri Peskow wirft der Ukraine vor,  eine automare Bombe in Moskau zünden zu wollen. 
Bild: KEYSTONE

Aussenminister Sergej Lawrow will den Fall derweil vor die Vereinten Nationen (UN) bringen. Der russische Chefdiplomat erklärte, es gebe «konkrete Informationen zu den Instituten in der Ukraine, die über entsprechende Technologien verfügen, solch eine «schmutzige Bombe» zu bauen». Die westliche Reaktion sei angesichts der bedingungslosen Unterstützung für Kiew erwartbar gewesen, sagte Lawrow. In der UN hoffe er allerdings auf eine «professionelle Erörterung» des Themas.

Moskau hatte die Vorwürfe am Sonntag publik gemacht. Russische Staatsmedien behaupteten, Kiew sei mit der Entwicklung einer radioaktiv verseuchten Bombe fast fertig. Es wolle diese auf eigenem Gebiet einsetzen, um eine Schmutzkampagne gegen Russland zu fahren. In vier Telefonaten mit seinen Kollegen aus der Türkei, Frankreich, Grossbritannien und den USA verbreitete später Verteidigungsminister Sergej Schoigu die Version einer ukrainischen «schmutzigen Bombe».

Washington, Paris und London wiesen die Anschuldigungen in einer gemeinsamen Erklärung zurück und warnten Moskau vor einer weiteren Eskalation des Kriegs unter diesem Vorwand. Auch Kiew dementierte den Besitz einer schmutzigen Bombe. Der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba rief die Internationale Atombehörde IAEA dazu auf, die Ukraine zu besuchen, um etwaige Objekte zu untersuchen. Die Ukraine ist - im Gegensatz zu Russland - keine Atommacht. Im Rahmen des Budapester Abkommens 1994 hat das Land alle Atomwaffen an Russland abgegeben. Russland sicherte damals zu, die Souveränität der Ukraine zu achten. (dpa)

13:51 Uhr

MONTAG, 24. OKTOBER

Kämpfe auf Sparflamme: Nur einzelne Angriffe in Ost- und Südukraine

Vor einer erwarteten Grossoffensive der Ukrainer im südlichen Gebiet Cherson hat es entlang der Front nur vereinzelt Gefechte gegeben. Das ging am Montag aus den Lageberichten der russischen und ukrainischen Streitkräfte hervor. Das Verteidigungsministerium in Moskau berichtete von der Abwehr ukrainischer Angriffe im östlichen Raum Kupjansk und Lyman sowie nördlich des besetzten Schwarzmeerhafens Cherson. Kiew wiederum vermeldete, russische Attacken auf die Städte Bachmut und Soledar zurückgeschlagen zu haben. Sie sind im Donbass Teil eines Verteidigungswalls vor dem Ballungsraum Slowjansk und Kramatorsk.

Im Norden verlaufen die Gefechte demnach an der Gebietsgrenze zwischen Charkiw und Luhansk und teilweise in Donezk. Der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, sprach von Gefechten auf Bataillons- und Kompanieebene. Er berichtete auch von angeblich erfolglosen Angriffen ukrainischer Truppen auf mehrere Dörfer im Gebiet Cherson. Auf der Gegenseite meldete der ukrainische Generalstab Gefechte im Donbass um die Städte Soledar und Bachmut sowie weiter südlich um Awdijiwka und Marjinka. Unabhängig liessen sich die Angaben der Kriegsparteien nicht überprüfen.

Vermutet wird indes, dass eine ukrainische Grossoffensive bevorsteht. Als wahrscheinlichstes Angriffsgebiet gilt der russische Brückenkopf nordwestlich des Dnipro im Gebiet Cherson einschliesslich der Gebietshauptstadt selbst. Hier sind die Nachschubwege der Russen weitgehend blockiert. Allerdings werden auch ukrainische Vorstösse im Gebiet Saporischschja Richtung Asowsches Meer nicht ausgeschlossen. Berichte über Truppenkonzentrationen auf beiden Seiten häuften sich. (dpa)

12:23 Uhr

Montag, 24. Oktober

Männer im von Russland besetzten Cherson sollen Ukrainer abwehren

Die russische Militärverwaltung im besetzten Cherson will angesichts des ukrainischen Vormarsches die verbliebenen Männer für eine paramilitärische Heimatwehr rekrutieren. «Alle Männer, die aus eigenem Willen in Cherson geblieben sind, haben die Möglichkeit, in die Reihen der Territorialverteidigung einzutreten», teilte die Verwaltung am Montag auf ihrem Telegram-Kanal mit. Gleichzeitig fordern die Besatzer Zivilisten in der Region zur Flucht auf.

In den letzten Wochen hat sich die Lage der russischen Truppen im Gebiet Cherson deutlich verschlechtert - speziell auf dem nordwestlichen Ufer des Dnipro. Der Nachschub ist durch den ukrainischen Beschuss der Brücken nahezu zum Erliegen gekommen. Bei einer Offensive Anfang Oktober konnten die Ukrainer deutliche Geländegewinne erzielen. Unter diesen Umständen hat die Militärverwaltung eigenen Angaben nach bereits rund 25 000 Zivilisten aus der Region verschickt.

Der Kommandeur der russischen Truppen in der Ukraine, Sergej Surowikin, kündigte zudem «schwierige Entscheidungen» an, was Beobachter als Indiz für einen geplanten Abzug deuten. Zugleich mehren sich Informationen, dass die russischen Truppen Wertgegenstände und wichtige Dokumente aus der Stadt Cherson abtransportiert haben. Meldungen darüber, dass Offiziere bereits in den rückwärtigen Raum verlegt wurden, können unabhängig nicht bestätigt werden. Die russische Führung, die erst im September das Gebiet Cherson offiziell annektiert hat, bestreitet Rückzugspläne. (dpa)

10:19 Uhr

Montag, 24. Oktober

Westliche Atommächte: Moskaus Behauptung zu radioaktiver Bombe falsch

Die westlichen Atommächte Frankreich, Grossbritannien und die USA haben Russlands Behauptung zurückgewiesen, die Ukraine wolle auf ihrem eigenen Gebiet eine nuklear verseuchte Bombe zünden. Die Behauptung über eine sogenannte «schmutzige Bombe» sei eindeutig falsch, hiess es in einem gemeinsamen Statement der Aussenminister der Länder vom frühen Montagmorgen. «Die Welt würde jeden Versuch durchschauen, diese Behauptung als Vorwand für Eskalation zu nutzen.»

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte zuvor nach Angaben seines Ministeriums gegenüber den europäischen Atommächten Grossbritannien und Frankreich behauptet, Kiew plane zur Diskreditierung Moskaus die Zündung einer radioaktiven Bombe. Auch der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar bekam demnach einen Anruf Schoigus. Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace sagte nach seinem Telefonat mit Schoigu, er habe die Behauptungen zurückgewiesen. Auch US-Aussenminister Antony Blinken schrieb auf Twitter, die russischen Vorwürfe seien falsch.

Als «schmutzige Bombe» werden konventionelle Sprengsätze bezeichnet, die auch radioaktives Material verstreuen. Die Ukraine hat nach dem Zerfall der Sowjetunion ihre Atomwaffen abgegeben. «Die russischen Lügen über angebliche Pläne der Ukraine, eine «schmutzige Bombe» zu nutzen, sind so absurd wie sie gefährlich sind», reagierte Aussenminister Dmytro Kuleba auf Twitter. Die Ukraine stehe treu zum Atomwaffensperrvertrag. «Die Russen beschuldigen andere oft dessen, was sie selber planen», warnte Kuleba in Kiew.

Frankreich, Grossbritannien und die USA versicherten in ihrem Schreiben, der Ukraine weiterhin humanitäre Hilfe sowie Unterstützung im Wirtschafts- und Sicherheitsbereich leisten zu wollen. «Wir halten daran fest, die ukrainischen Anstrengungen, ihr Territorium zu verteidigen, so lange wie nötig weiter zu unterstützen.» (dpa)

10:18 Uhr

Montag, 24. Oktober

London: Ukraine erfolgreich beim Abschuss iranischer Kampfdrohnen

Die Ukraine wehrt sich nach Ansicht britischer Geheimdienste zunehmend erfolgreich gegen russische Angriffe mit iranischen Drohnen. Die Drohnen seien langsam, laut und würden in geringer Höhe eingesetzt und seien damit recht einfach abzuschiessen, hiess es am Montag im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums auf Twitter. Offiziellen ukrainischen Angaben zufolge würden bis zu 85 Prozent der Angriffe abgefangen.

Moskau würde immer mehr Kamikaze-Drohnen einsetzen, um die immer effektivere ukrainische Luftverteidigung zu durchdringen. Mutmasslich nutze das russische Militär die Kampfdrohnen als Ersatz für russische Langstreckenpräzisionswaffen, die immer rarer würden, hiess es von den Briten. (dpa)

06:13 Uhr

Montag, 24. Oktober

Schmutzige Bombe? Kiew weist Vorwürfe zurück - Die Nacht im Überblick

Die Ukraine hat Moskauer Unterstellungen scharf zurückgewiesen, sie bereite den Einsatz einer sogenannten schmutzigen, nuklear verseuchten Bombe vor. Die Behauptung lege den Verdacht nahe, dass Moskau selber etwas Schmutziges vorhabe, sagte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski am Sonntag.

Am Montag ist der 24. Februar und damit der Einmarsch Russlands in das Nachbarland genau acht Monate her. Für die Ukraine ist es der 243. Tag im Abwehrkampf. In Berlin soll am Montag eine Wiederaufbau-Konferenz für die Ukraine mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und dem Kiewer Ministerpräsidenten Denys Schmyhal stattfinden.

Nach den schweren Zerstörungen am ukrainischen Stromnetz durch russischen Beschuss vom Samstag machen die Reparaturarbeiten nach Selenskis Angaben Fortschritte. Es sei aber eine langwierige und komplizierte Arbeit. Er forderte die Bürger weiter zum Stromsparen auf. Seit Samstag seien 1,5 Millionen Haushalte wieder mit Strom versorgt worden, teilte der Versorger Ukrenerho mit.

Nach Regierungsangaben hat die Ukraine durch den Krieg etwa 90 Prozent ihrer Windkraft-Kapazitäten verloren. Bei Solarenergie betrage der Verlust 40 bis 50 Prozent, sagte Energieminister Herman Haluschtschenko. Vor dem Krieg habe der Anteil erneuerbarer Energien an der Produktion bei zehn bis elf Prozent gelegen. Nach dem Krieg solle der Ausbau umso schneller fortgesetzt werden.

Am Sonntag habe zum sechsten Mal ein von den UN gecharteter Frachter mit Getreide einen ukrainischen Hafen verlassen «direkt in den Jemen mit Weizen», sagte Selenski. Seit Anfang August seien auf 380 Schiffen 8,5 Millionen Tonnen Getreide aus der Ukraine nach Afrika, Asien und Europa exportiert worden, teilte das Ministerium für Infrastruktur mit. Allerdings seien die ukrainischen Häfen nur gut zu einem Viertel ausgelastet, weil Russland bremse. Unter Vermittlung der UN und der Türkei hatten Moskau und Kiew die Exporte vereinbart. Allerdings droht Russland damit, das Programm nicht zu verlängern. (dpa)

22:07 Uhr

Sonntag, 23. Oktober

Selenski: Russland bereitet etwas Schmutziges vor

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat die Weltgemeinschaft zu entschlossenem Widerstand gegen eine weitere Eskalation des Krieges durch Russland aufgerufen. Wenn Moskau der Ukraine vorwerfe, eine sogenannte schmutzige Bombe werfen zu wollen, bereite es selber irgendetwas Schmutziges vor. Das sagte Selenski in seiner abendlichen Videoansprache am Sonntag.

Er sprach von einem «Telefonkarussell» des russischen Verteidigungsministers Sergej Schoigu mit den Ministern der Nato-Staaten Frankreich, Grossbritannien, der Türkei und den USA. Schoigu hatte darin am Sonntag vor angeblichen Plänen der Ukraine mit einer nuklear verseuchten Bombe gewarnt.

«Wenn jemand in unserem Teil Europas Atomwaffen einsetzen kann, dann ist es das nur einer - und dieser eine hat dem Genossen Schoigu befohlen, dort anzurufen», sagte Selenski unter Anspielung auf Russlands Staatschef Wladimir Putin. Die Welt müsse klarstellen, dass sie nicht bereit sei, diesen «Schmutz» zu schlucken.

«Wohin Russland auch geht, es hinterlässt Massengräber, Folterlager, zerstörte Städte und Dörfer, vermintes Land, zerstörte Infrastruktur und Naturkatastrophen», sagte der Präsident. Die Ukraine versuche dagegen, ihren Menschen wieder ein normales Leben zu ermöglichen. «Wo die Ukraine ist, wird kein Leben zerstört.» (dpa)

14:24 Uhr

Sonntag, 23. Oktober

Moskau spricht von ukrainischer Provokation durch radioaktive Bombe

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat in einem Telefonat mit seinem französischen Amtskollegen behauptet, Kiew plane zur Diskreditierung Moskaus die Zündung einer radioaktiven Bombe. Schoigu habe «seine Besorgnis über mögliche Provokationen der Ukraine mit Hilfe einer «schmutzigen Bombe» übermittelt», teilte das russische Verteidigungsministerium am Sonntag mit. Als «schmutzige Bombe» werden konventionelle Sprengsätze bezeichnet, die auch radioaktives Material verstreuen. Die Ukraine, die nach dem Zerfall der Sowjetunion ihre Atomwaffen abgegeben hat, unterstellt ihrerseits Russland, den Abwurf einer solchen Bombe zu planen.

Laut dem russischen Verteidigungsministerium spitzt sich die Lage in der Ukraine immer stärker auf eine «unkontrollierte Eskalation» hin zu. Die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti behauptete, dass Kiew die Fertigstellung einer kleinen taktischen Atombombe faktisch abgeschlossen habe und bereit sei, diese auf eigenem Boden zu zünden, «um eine starke antirussische Kampagne zu starten, die das Vertrauen zu Moskau untergraben soll». (dpa)

10:49 Uhr

Sonntag, 23. Oktober

London: Russland will besetzte Gebiete mit Söldnern absichern

Nach Einschätzung britischer Geheimdienste bereitet Russland mit grossem Aufwand die Verteidigung seiner besetzten Gebiete in der Ukraine vor. Dies solle mutmasslich rapide ukrainische Gegenoffensiven abwehren, hiess es am Sonntag im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums auf Twitter.

Der Chef der Söldnereinheit «Wagner», Jewgeni Prigoschin, habe Mitte Oktober online angekündigt, mit seinen Teams eine abgesicherte «Wagner-Linie» aufzubauen, um die besetzte Region Luhansk zu verteidigen. Den Angaben Prigoschins zufolge sei es wahrscheinlich, dass auch der Fluss Siwerskyj Donez in diese Verteidigungszone integriert werden solle, hiess es von den Briten. Auf veröffentlichten Bildern sei ein Abschnitt mit neu errichteten Panzerabwehrsystemen und Gräben südöstlich der Stadt Kreminna in der Region Luhansk zu sehen.

Die für ihre Brutalität berüchtigte Söldnertruppe «Wagner» ist für die russische Seite bereits in verschiedenen Kriegen im Einsatz gewesen. Kürzlich hatte ein Video in Russland für Aufsehen gesorgt, das den Geschäftsmann und Putin-Freund beim Rekrutieren von Gefängnisinsassen als Kämpfer für den Ukraine-Krieg zeigen soll. (dpa)

10:47 Uhr

Sonntag, 23. Oktober

Chef eines ukrainischen Rüstungsbetriebs verhaftet

Der Chef des ukrainischen Rüstungsbetriebs Motor Sitsch ist nach Medienangaben wegen des Verdachts auf Hochverrats zugunsten Russlands festgenommen worden. Wjatscheslaw Bohuslajew und ein weiterer Top-Manager des Betriebs würden der «Kollaboration und der Beihilfe für den Agressorstaat verdächtigt, unter anderem durch illegale Grosshandelslieferungen von ukrainischen Flugzeugmotoren und der Reparatur russischer Hubschrauber», berichtete das ukrainische Internetportal «Strana» in der Nacht zum Sonntag.

Motor Sitsch ist einer der wichtigsten Rüstungs- und Industriebetriebe der Ukraine. Das Unternehmen mit Sitz in der ostukrainischen Grossstadt Saporischschja produziert vor allem Flugzeugturbinen und - motoren. Bis 2014 ging ein Grossteil der Produktion nach Russland. Die Hausdurchsuchung bei Bohuslajew fand dem Medienbericht zufolge am Samstag statt. Der langjährige Chef von Motor Sitsch wurde demnach bereits nach Kiew überführt. Sollte Bohuslajew wegen Hochverrats verurteilt werden, droht ihm eine lebenslange Haftstrafe. (dpa)

06:46 Uhr

Sonntag, 23. Oktober

Selenski sieht Erfolg trotz Moskaus Raketen - Die Nacht im Überblick

Trotz der massiven russischen Raketenangriffe gegen Energieanlagen in der Ukraine sieht der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski die Truppen seines Landes weiter auf dem Vormarsch in den von Moskau besetzten Gebieten. Die Streitkräfte kämen jeden Tag an der Front voran, die Schläge gegen die Infrastruktur von russischer Seite könnten sie nicht aufhalten, sagte Selenskyj in seiner am Samstagabend in Kiew verbreiteten Videobotschaft. «Die Ukrainer sind vereint und wissen genau, dass Russland keine Chance hat, diesen Krieg zu gewinnen.»

Selenski kündigte an, dass in Abstimmung mit den USA an Sanktionen gegen Propagandisten des Kreml gearbeitet werde.

Russland ziehe sich bereits auf dem Schlachtfeld zurück und merke, dass es verliere. Der Aggressor versuche deshalb, mit Angriffen auf Zivilisten und Infrastruktur militärische Siege vorzutäuschen, sagte Selenski weiter. Die ukrainischen Streitkräfte erhielten jeden Tag alles Nötige zur Verteidigung des Landes. Noch sei es nicht möglich, alle russischen Angriffe abzuwehren. Selenski betonte, dass dies aber mit Hilfe des Westens gelingen werde.

23:07 Uhr

Samstag, 22. Oktober

Olena Selenska: «Wir kämpfen um unser Leben»

Olena Selenska, die Ehefrau des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski, hat am Samstag auf der Frankfurter Buchmesse betont, dass es bei dem Krieg in ihrer Heimat keine «Zwischentöne» gebe. «Wir kämpfen um unser Leben», sagte sie am Abend auf einer Veranstaltung der Zeitschrift «Brigitte». «Man muss die Wahrheit darüber erzählen, was uns tagtäglich passiert.» Darin sehe sie auch ihre Aufgabe bei Auftritten als First Lady.

Auch am Samstag habe es in Kiew wieder Luftangriffe gegeben und ihre Gedanken seien bei ihren Kindern, sagte sie. «Unser Planungshorizont ist vielleicht ein oder zwei Tage - wir wissen nicht, was morgen oder übermorgen ist.» Gleichzeitig setze eine gewisse Routine ein: «Das Herz rast nicht mehr so, wenn die Sirenen heulen. Wir gehen in den Luftschutzkeller.»

Die ukrainische First Lady beschrieb die Suche nach Normalität trotz der Auswirkungen des Krieges - so habe etwa ihre Tochter mit dem Studium begonnen. «Wir sind ständig an anderen Orten, die Kinder haben den Vater selten gesehen, aber sie telefonieren täglich.»

Selenska sprach sich bei der Vorstellung eines Buchs über Barrierefreiheit für bessere Inklusion von Menschen mit Behinderungen aus. Mit jedem Kriegsmonat komme dem mehr Bedeutung zu, sagte sie mit Blick auf Menschen, die bei Kämpfen und Angriffen verletzt werden. «Wir müssen jetzt schon an den Wiederaufbau denken» forderte sie. Und sie hoffe, dass Schulen so wiederaufgebaut werden, dass sie Rampen für Rollstühle hätten. (dpa)

18:08 Uhr

Samstag, 22. Oktober

Russische Grenzregion: Tote nach Beschuss von ukrainischer Seite

Der Gouverneur der russischen Grenzregion Belgorod hat der Ukraine erneut schweren Beschuss des Gebiets vorgeworfen. Zwei Menschen seien dabei am Samstag in der Grenzstadt Schebekino getötet worden, teilte Wjatscheslaw Gladkow mit. Elf Menschen seien verletzt worden, vier von ihnen schwer.

Gladkows Angaben zufolge wurde bei dem Beschuss auch Energie-Infrastruktur getroffen. Details nannte er nicht. Rund 15 000 Menschen seien aber zeitweilig ohne Strom, Heizung und Wasser gewesen. Auch die Ukraine teilte nach massiven russischen Raketenangriffen mit, dass am Samstag im Land Hunderttausende Menschen ohne Strom gewesen seien.

Das Gebiet Belgorod beklagt mit anderen Grenzregionen wie etwa Kursk und Brjansk schon seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine immer Feuer von der Gegenseite. Eingeräumt hat die Ukraine die Vorwürfe nicht. Russland hatte immer wieder gedroht, noch härter in dem Krieg vorzugehen und auch Kommandozentralen in Kiew ins Visier zu nehmen, wenn der Beschuss nicht aufhöre.

Nach Darstellung des Gouverneurs hat sich die Lage in den vergangenen Wochen weiter verschärft. Wer sehr nah an der Grenze zur Ukraine lebe, solle deshalb in der Nähe von Moskau untergebracht werden, sagte er. Gladkow ordnete zudem eine strengere Bewachung von Objekten der Energie-Infrastruktur an. Er hatte auch die Herbstferien vorgezogen und verlängert wegen der gespannten Lage. (dpa)

16:17 Uhr

Samstag, 22. Oktober

Kiew warnt vor Katastrophe wegen Moskaus Angriffen auf Energieanlagen

Die Ukraine hat angesichts massiver russischer Raketenangriffe auf die Energie-Infrastruktur des Landes vor einer humanitären Katastrophe gewarnt. «Der Aggressor hört nicht auf, unser Land zu terrorisieren», teilte Präsident Wolodimir Selenski am Samstag in Kiew mit. Nach Angaben der Präsidialverwaltung waren im Land rund 1,5 Millionen Kunden des Energieversorgers Ukrenerho ohne Strom. Selenskis Berater Mychajlo Podoljak sagte, Russland versuche, Ukrainer zu einer neuen massenhaften Flucht nach Europa zu drängen.

«Der einzige Weg, eine humanitäre Katastrophe zu stoppen, ist die schnelle Lieferung von Flugabwehrsystemen und zusätzlichen Raketen», sagte Podoljak. Befürchtet wird, dass die Menschen wegen Kälte und Dunkelheit infolge der fehlenden Energie noch schwerer als ohnehin schon in Not geraten und die Flucht ergreifen.

Nach Darstellung von Selenski hatte Russland am Samstag erneut 36 Raketen auf die Ukraine abgefeuert. Die meisten seien von der Luftverteidigung abgeschossen worden. Trotzdem schlugen russische Raketen in teils wichtige Energieanlagen ein, wie ein von Selenski veröffentlichtes Foto zeigte. Es handele sich um die typische Taktik von Terroristen. «Die Welt kann und muss diesen Terror stoppen», sagte der Staatschef. Er dankte den Energiedienstleistern, die dabei seien, die Infrastruktur wieder aufzubauen.

Zuvor hatte der Energieversorger Ukrenerho von besonders schweren Schäden durch die russischen Angriffe im Westen des Landes gesprochen. Nach Angaben der Behörden wurde in Luzk ein Objekt zur Energieversorgung besonders schwer getroffen, die Versorgung fiel aus. Ukrenerho hatte mitgeteilt, dass Hunderttausende Haushalte im Land ohne Strom seien.

Russland hatte am Samstag mit neuen Raketenangriffen auf die Ukraine landesweit Luftalarm ausgelöst. Das Verteidigungsministerium in Moskau bestätigte eine Vielzahl an Angriffen. Russland führt seit fast acht Monaten einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. (dpa)

14:10 Uhr

Samstag, 22. Oktober

Ukrainischer Energieversorger beklagt Schäden nach Raketenangriffen

Nach den neuen russischen Raketenangriffen vom Samstag hat der ukrainische Energieversorger im Land schwere Schäden an den Hauptnetzen im Westen des Landes beklagt. Die Folgen seien vergleichbar mit den russischen Angriffen zwischen dem 10. und 12. Oktober - oder sogar schlimmer, teilte Ukrenerho am Samstag in Kiew mit. Kremlchef Wladimir Putin hatte bei den Angriffen an jenen Oktobertagen befohlen, gezielt die Energie-Infrastruktur des Landes zu beschiessen. Das galt als Vergeltung für eine Explosion auf der Krim-Brücke von Russland zu der annektierten Schwarzmeer-Halbinsel. Die Ukraine hat sich zu der schweren Explosion nicht bekannt.

Der ukrainische Netzbetreiber teilte auch mit, dass Experten die Schäden so schnell wie möglich beseitigen wollten. Präsident Wolodimir Selenski hatte in dieser Woche mitgeteilt, dass durch die russischen Angriffe mit Raketen und Drohnen rund 40 Prozent der Energie-Infrastruktur des Landes zerstört seien. Gegenwärtig ist die Versorgung nach Angaben von Ukrenerho unter anderem in den Regionen Kiew, Sumy, Charkiw, Saporischschja und Dnipropetrowsk eingeschränkt. Hunderttausende Haushalte waren von Stromausfällen betroffen.

Der Energieversorger forderte die Menschen einmal mehr zum Stromsparen auf. So sollten etwa unnötige Lichtquellen ausgeschaltet und Waschmaschinen nur in den Nachtstunden betrieben werden. Nach Darstellung von Ukrenerho will der Feind die Menschen im Land in Rage versetzen und die Lage destabilisieren. «Wut gibt uns Stärke», hiess es in der Mitteilung des Versorgers. Er appellierte an die Menschen, mit Verständnis und Mithilfe zur Besserung der Lage beizutragen.

Russland hatte am Samstag mit neuen Raketenangriffen auf die Ukraine landesweit Luftalarm ausgelöst. Das Verteidigungsministerium in Moskau bestätigte eine Vielzahl an Angriffen. Russland führt seit fast acht Monaten einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. dpa)

12:21 Uhr

Samstag, 22. Oktober

Ukrainischer Ministerpräsident warnt vor Flüchtlingskrise im Winter

Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal hat angesichts der jüngsten russischen Luftangriffe auf sein Land vor einer grossen Zahl weiterer Flüchtlinge gewarnt. «Wenn es in der Ukraine keinen Strom, keine Heizung, kein Wasser mehr gibt, kann das einen neuen Migrationstsunami auslösen», sagte er der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (F.A.S.). Schmyhal warf Russland vor, es wolle die Ukraine durch Angriffe auf ihre zivile Infrastruktur «in eine humanitäre Katastrophe stürzen». Der Ukraine solle ein kalter Winter beschert werden, in dem viele Menschen erfrieren könnten.

Angesichts dessen bat er um «mobile Ausrüstung zur Erzeugung von Strom und Wärme» sowie um Anlagen zur Wasseraufbereitung. Treibstoff für die Generatoren sei «im Augenblick» noch genug da, «aber wenn grossräumig Strom und Heizung ausfallen, brauchen wir mehr». Dann brauche sein Land auch «Stromimporte» aus dem Westen. Zudem bat der Ministerpräsident Deutschland um rasche weitere Militärhilfe.

Die Ukraine warte «ungeduldig» auf neue Munition, die man «jetzt schon» brauche, sagte Schmyhal. «Es geht buchstäblich um Tage.» Auch Störsender seien nötig, um die täglich «zwanzig bis dreissig iranischen Kamikaze-Drohnen» abzuwehren, die Russland gegen die Ukraine einsetze. Schmyhal lobte das neu gelieferte deutsche Flugabwehr-Raketensystem Iris-T. Es sei mittlerweile im Einsatz und habe «schon sehr, sehr viele Menschenleben gerettet». (dpa)

06:14 Uhr

Samstag, 22. Oktober

UN-Debatte um iranische Drohnen in Ukraine - Die Nacht im Überblick

Angesichts massiver Zerstörungen durch die von Russland eingesetzten Kampfdrohnen in der Ukraine fordern die USA eine UN-Untersuchung zu Vorwürfen der iranischen Herkunft der Waffen. «Die UN müssen jede Verletzung von UN-Sicherheitsratsresolutionen untersuchen, und wir dürfen nicht zulassen, dass Russland oder andere die UN am Ausüben ihrer festgeschriebenen Verpflichtungen hindern oder sie bedrohen», sagte der US-Vertreter Jeffrey DeLaurentis am Freitag bei einer Sitzung des Sicherheitsrates in New York.

Grossbritannien, Frankreich und Deutschland hatten zuvor ähnliche Aufforderungen per Brief an die Vereinten Nationen übermittelt. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski warf dem Iran in seiner am Abend in Kiew verbreiteten Videobotschaft vor, mit der Lieferung von Waffen den russischen Terror gegen die Infrastruktur und Energieanlagen in seinem Land zu unterstützen.

Moskau und Teheran bestreiten, dass es sich um iranische Drohnen handelt. Allerdings meinen auch russische Militärexperten in Staatsmedien, dass es sich um Drohnen iranischer Bauart handele, die Russland unter dem Namen Geran - zu Deutsch: Geranie - in der Ukraine einsetze. Russland und der Iran arbeiten seit langem militärisch zusammen.

Präsident Selenski beklagt auch, dass Russland 40 Prozent der Energieinfrastruktur der Ukraine zerstört habe. In seiner Videobotschaft äusserte er die Hoffnung auf weitere Hilfe vom Westen - auch bei der in der kommenden Woche in Deutschland geplanten Konferenz zum Wiederaufbau der Ukraine. Es müssten vor allem Wohnungen, Energieanlagen und Sozialeinrichtungen wiederhergestellt werden. Selenski berichtete, die russischen Angriffe mit Drohnen und Raketen gegen zivile Infrastruktur des Landes gingen weiter.

Die USA sehen derweil keinen Weg für Verhandlungen mit Russland, solange das Land seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine vorantreibt. «Was Diplomatie zur Beendigung des Krieges angeht, hängt das ganz davon ab, ob Russland daran interessiert sein wird, die Aggression zu stoppen, die es begonnen hat», sagte US-Aussenminister Antony Blinken am Freitag in Washington. Aktuell seien aber keine Hinweise darauf zu erkennen, sagte Blinken mit Verweis auf die von Präsident Putin angeordnete Teilmobilisierung in Russland. Zugleich machte Blinken deutlich, dass die USA weiterhin diplomatische Kanäle zur Kommunikation mit Russland unterhielten. «Wann auch immer wir den Russen etwas wichtiges mitzuteilen haben, werden wir das tun.» (dpa)

22:10 Uhr

Freitag, 21. Oktober

Selenski: Russland behindert Getreideexport aus Ukraine

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat zunehmende Probleme bei den im Juli mit Russland vereinbarten Getreideexporten über das Schwarze Meer beklagt. Es gebe einen künstlichen Stau von 150 Schiffen, weil Russland absichtlich deren Passage verhindere, sagte Selenski in seiner am Freitagabend in Kiew verbreiteten Videobotschaft. «Der Feind tut alles, um unsere Lebensmittelexporte zu verlangsamen», sagte der Präsident. Er warf Russland vor, auf diese Weise eine Lebensmittelkrise und soziale Spannungen in der Welt hervorrufen zu wollen.

Im Juli hatte Russland unter Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei den Getreideausfuhren zugestimmt, aber stets auch gedroht, die auf vier Monate angelegte Vereinbarung platzen zu lassen. Moskau beklagt seit langem, dass ein Teil der Vereinbarung vom Sommer nicht umgesetzt werde. Im Abkommen hat sich Russland zur Beendigung der Blockade ukrainischer Seehäfen für den Getreideexport bereiterklärt, forderte aber im Gegenzug Erleichterungen für die eigene Ausfuhr von Dünge- und Lebensmitteln. Russland und die Ukraine sind beide grosse Getreideexporteure, die mit den Ausfuhren Milliarden verdienen.

Wegen der Verzögerungen kommen, wie Selenski ausführte, aktuell drei Millionen Tonnen Nahrungsmittel nicht zu den Menschen. Die Menge reiche aus, um zehn Millionen Menschen ein Jahr lang zu ernähren. Nach Darstellung Selenskis will Russland damit erreichen, dass Hunderttausende Menschen aus Hunger die Flucht antreten und etwa in der Türkei oder in der EU Asyl suchen.

Infolge des Ende Februar begonnenen russischen Angriffskriegs waren in der Ukraine monatelang tonnenweise Getreide in den Häfen des Schwarzen Meeres blockiert gewesen. Seit Juli sind nun drei ukrainische Seehäfen wieder für die Ausfuhr von Lebensmitteln geöffnet. Die Schiffe werden durch einen Korridor im Schwarzen Meer geleitet. Kremlchef Wladimir Putin kritisierte das Abkommen als «Abzocke», da die Versprechungen zu einer Lockerung der Sanktionen gegenüber Russland nicht eingehalten worden seien. (dpa)

17:03 Uhr

Freitag, 21. Oktober

US-Verteidigungsminister telefoniert mit russischem Amtskollegen

Nach den jüngsten Eskalationen im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine haben die Verteidigungsminister der USA und Russlands miteinander telefoniert. Dies teilten die beiden Länder am Freitag mit. Aus dem Pentagon in Washington hiess es, US-Verteidigungsminister Lloyd Austin habe in dem Gespräch mit seinem russischen Kollegen Sergej Schoigu betont, wie wichtig es sei, die Kommunikationswege inmitten des laufenden Krieges aufrecht zu erhalten.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin
Bild: Keystone

Die USA hatten am Vortag mitgeteilt, dass Russland nach Erkenntnissen der US-Regierung beim Einsatz von Kampfdrohnen von iranischen Kräften unterstützt werde. Russland streitet das ab. Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte zum Telefonat lediglich mit, bei dem Gespräch sei es um aktuelle Fragen der internationalen Sicherheit gegangen. Ein Thema sei die Lage in der Ukraine gewesen, hiess es.

Russischer Verteidigungsminister Sergej Schoigu
Bild: Keystone

Mitte Mai hatte Austin seinen Kollegen Schoigu das erste Mal seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar angerufen und dabei auf einen sofortigen Waffenstillstand gedrängt. Moskau wiederum wirft Washington immer wieder vor, die Ukraine als Schlachtfeld zu benutzen, um mit Waffenlieferungen an Kiew und mit massiven Sanktionen Druck auf Russland auszuüben. (dpa)

16:31 Uhr

Freitag, 21. Oktober

Ukraine hofft auf weitere Exemplare von deutschem Luftabwehrsystem

Die ukrainische Armee hofft nach einer ersten Lieferung des deutschen Flugabwehrsystems Iris-T auf weitere Exemplare der modernen Waffe. Das sagte der ukrainische Luftwaffensprecher Jurij Ihnat nach Angaben Kiewer Medien am Freitag. Das System habe sich «gut bewährt» gegen jüngste russische Angriffe.

«Der einzige Nachteil ist, dass es wenige gibt. Es wird erwartet, dass die deutsche Industrie an Dynamik gewinnt, um die Produktionsmenge zu erhöhen, damit die Ukraine so viele dieser Systeme wie möglich erhält», sagte Ihnat. Den genauen Einsatzort wollte er nicht mitteilen. Iris-T stehe auf der Zielliste des Feindes «ganz oben».

Das erste System war vor einer Woche an die Ukraine übergeben worden. Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow hatte von einer «neuen Ära der Luftverteidigung» gesprochen. (dpa)

16:00 Uhr

Freitag, 21. Oktober

EU will der Ukraine 1,5 Milliarden Euro pro Monat zahlen

Die EU will die Ukraine im nächsten Jahr mit 18 Milliarden Euro angesichts des russischen Angriffskriegs unterstützen. «Es ist sehr wichtig für die Ukraine, einen vorhersehbaren und stabilen Einkommensfluss zu haben», sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nach einem EU-Gipfel am Freitag in Brüssel. Demnach braucht die Ukraine drei bis vier Milliarden Euro im Monat, um ihre Grundbedürfnisse abzudecken. Das solle von der EU, den USA und den Finanzinstitutionen finanziert werden. «Deshalb ging es um rund 1,5 Milliarden pro Monat für die Ukraine, die von der Europäischen Union finanziert werden», sagte von der Leyen. Die EU-Finanzminister sollen nun einen Mechanismus dafür ausarbeiten.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen
Bild: Keystone

Insgesamt haben die EU und die EU-Staaten von der Leyen zufolge die Ukraine seit Beginn der Kriegs mit 19 Milliarden Euro unterstützt. Unter anderem hat die EU Kiew Makrofinanzhilfen in Höhe von neun Milliarden Euro zugesagt, wovon bislang allerdings nur ein Teil ausgezahlt wurde. In den Gipfelschlussfolgerungen riefen die Staats- und Regierungschefs dazu auf, noch ausstehende drei Milliarden Euro rasch bereitzustellen.

Zudem verurteilten die Gipfelteilnehmer erneut die jüngsten russischen Angriffe auf Zivilisten und zivile Infrastruktur. Es gebe immer mehr Beweise dafür, dass Russland Kriegsverbrechen begehe und diese müssten geahndet werden. Die EU-Staaten stünden bereit, die EU-Sanktionsmassnahmen gegen Russland weiter zu verschärfen. (dpa)

14:41 Uhr

Freitag, 21. Oktober

Ukraine ruft Weissrussland auf: Nicht an «schmutzigem Krieg» beteiligen

Das ukrainische Militär hat Russlands Verbündeten Weissrussland in einem direkten Appell aufgerufen, sich nicht an einem «schmutzigen Krieg» zu beteiligen. «Wir fordern alle Bürger von Weissrussland auf, die Befehle Ihrer Führung, in den Krieg gegen die Ukraine einzutreten, nicht zu befolgen», hiess es in einer am Freitag veröffentlichten Mitteilung der Armee in Kiew. Die Führung in Minsk wolle das belarussische Volk in einen «schmutzigen Krieg» hinein ziehen. Es gehe darum, die «richtige Wahl» zu treffen.

«Imperien zerfallen, es bleiben Völker, normale Menschen, die Freunde oder Feinde sein können.» Dies entscheide nicht ein Politiker, sondern jeder selbst. Falls sich Weissrussland aber direkt am Krieg beteilige, «werden wir antworten», warnte das ukrainische Militär. (dpa)

13:29 Uhr

FREITAG, 21. OKTOBER

Ukraine berichtet von Verletzten bei erneuten Luftangriffen

Bei erneuten Luftangriffen auf ukrainische Städte sind den örtlichen Behörden zufolge mindestens zwölf Menschen verletzt worden. In Saporischschja hätten russische Raketen ein Wohnhaus sowie eine Schule und die Energieinfrastruktur beschädigt, teilte der Gouverneur der Gebietsverwaltung, Olexander Staruch, am Freitag mit. Mindestens drei Menschen seien verletzt worden.

Auch die Behörden in Charkiw berichteten von weiteren russischen Attacken. Dabei seien insgesamt neun Menschen verletzt worden, teilte Gebietsgouverneur Oleh Synjehubow in seinem Telegram-Kanal mit. Er rief die Bewohner auf, Schutzräume aufzusuchen. (dpa)

11:04 Uhr

Freitag, 21. Oktober

London: Militäreinheit von Russland und Weissrussland vor allem Ablenkung

Eine von Russland und Weissrussland ins Leben gerufene gemeinsame Militäreinheit ist nach britischen Erkenntnissen in erster Linie ein Ablenkungsmanöver. «Die Ankündigung ist wahrscheinlich ein Versuch, russisch-weissrussische Solidarität zu demonstrieren und die Ukraine dazu zu bringen, Truppen zum Schutz ihrer nördlichen Grenze abzuziehen», teilt das britische Verteidigungsministerium unter Berufung auf Geheimdienstinformationen mit.

Es sei unwahrscheinlich, dass Russland eine weitere kampfbereite Truppe aufstellen könne, da seine Streitkräfte in der Ukraine gebunden seien, hiess es in London weiter. Das weissrussische Militär verfüge höchstwahrscheinlich zudem nur über minimale Fähigkeiten zur Durchführung komplexer Operationen.

Russlands Präsident Wladimir Putin und der weissrussische Machthaber Alexander Lukaschenko hatten vor knapp zwei Wochen über die Bildung einer gemeinsamen Militäreinheit informiert. Zuletzt hiess es, Russland schicke dafür bis zu 9000 Soldaten sowie Hunderte Einheiten Technik nach Weissrussland.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor. (hck/dpa)

07:43 Uhr

Freitag, 21. Oktober

Selenski warnt vor «historischer Katastrophe»: Damm von Wasserkraftwerk offenbar vermint

Russische Truppen haben laut Aussagen des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski den Damm des Wasserkraftwerks Kakhovka vermint. Ein «wahrscheinlicher russischer Terroranschlag» könne zu einer «historischen Katastrophe» werden, so Selenski.

Russische Truppen bewachen das Wasserkraftwerk Kakhovka.
Bild: AP

Bei einer Sprengung und dem darauffolgenden Dammbruch wären rund 80 Ortschaften in der Region Cherson von Überflutungen betroffen. Die Wasserversorgung in der Südukraine wäre massiv eingeschränkt, womöglich wäre auch die Kühlung des Atomkraftwerks Saporischschja betroffen.

Dass der Damm tatsächlich vermint ist, legen auch russische Aussagen nahe. Bereits am Mittwoch äusserte das russische Militär die Befürchtung, die Ukraine könne eine solche Sprengung veranlassen. Laut dem «Institute for the Study of War» bereite Russland damit den Boden für eine Operation unter falscher Flagge. Auch Selenski teilt diese Bedenken: Es sei bekannt, dass Russland dieses Gebiet kontrolliere und wozu sie fähig seien. Russland wolle einen «Terroranschlag verüben und die Ukraine dafür verantwortlich machen». (phh)

05:53 Uhr

Freitag, 21. OKTOBER

Ukraine zeigt Kampfeswillen trotz Energienot – die Nacht im Überblick

Die Ukraine zeigt trotz massiver russischer Luftangriffe auf Kraftwerke und andere Infrastruktur ungebrochen Kampfeswillen. «Russische Truppen greifen unsere Kraftwerke weiterhin mit Raketen und Drohnen an. Am Ende wird auch eine solche russische Gemeinheit scheitern», sagte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski am Donnerstag in seiner abendlichen Videoansprache.

Russland wolle das Energiesystem der Ukraine zerstören und das Nachbarland noch mehr leiden lassen. «Aber dies mobilisiert nur die internationale Gemeinschaft, uns noch mehr zu helfen und noch mehr Druck auf den Terrorstaat auszuüben», betonte der Präsident.

Energieprobleme erwartet

Das ukrainische Versorgungsunternehmen Ukrenerho teilte am Abend mit, es erwarte am Freitag infolge der beschädigten Anlagen im ganzen Land vorübergehende Einschränkungen im Energieverbrauch. Bereits am Donnerstag war das Unternehmen zu Stromabschaltungen gezwungen. Der Berater im Präsidialamt in Kiew, Olexij Arestowytsch, schloss längerfristige Probleme nicht aus. «Wir können durchaus vor einer Situation stehen, in der wir Wochen oder sogar Monate ohne Wasser, ohne Licht und Wärme oder mit grossen Einschränkungen sitzen werden.» Er sei aber sicher, dass die Ukrainer die Probleme bewältigen würden.

Putin zeigt sich mit Rekruten

In Russland liess sich Kremlchef Wladimir Putin fast acht Monate nach Kriegsbeginn in der Ukraine auf einem Truppenübungsplatz erstmals selbst beim Schiessen mit einem Scharfschützengewehr filmen. Das Staatsfernsehen zeigte am Donnerstag, wie der Oberbefehlshaber liegend unter einem Tarnnetz die Waffe vom Typ Dragunow abfeuerte. Anschliessend sprach er auf dem Areal in Rjasan rund 200 Kilometer südöstlich von Moskau mit Soldaten. Zusammen mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu kontrollierte Putin vor laufender Kamera auch demonstrativ die Ausrüstung der Kämpfer. Der Besuch erfolgte inmitten von Kritik an einer schlechten Vorbereitung russischer Soldaten für den Krieg in der Ukraine.

Lage an der Front schwierig

Selenski nannte die Lage an der Front schwierig. Dies betreffe besonders den Donbass im Osten und einige Richtungen im Süden. «Aber wir behaupten uns. Wir verteidigen unser Land. Wir bewegen uns allmählich vorwärts und verdrängen den Feind.» Die Ukraine werde siegen. «Terroristen verlieren immer. Freiheit gewinnt immer.»

USA: Iraner helfen Russland in Ukraine

Nach Erkenntnissen der US-Regierung setzt Russland Kampfdrohnen aus dem Iran im Ukraine-Krieg ein - mit Unterstützung iranischer Kräfte vor Ort. «Wir können heute bestätigen, dass russische Militärangehörige, die auf der Krim stationiert sind, iranische Drohnen gesteuert haben und diese für Angriffe in der gesamten Ukraine eingesetzt haben, darunter auch für Angriffe auf Kiew in den letzten Tagen», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. «Wir gehen davon aus, dass iranisches Militärpersonal auf der Krim stationiert war und Russland bei diesen Operationen unterstützt hat.» Russland bestreitet, iranische Drohnen einzusetzen; der Iran bestreitet, sie an Russland geliefert zu haben.

US-Regierung kritisiert Umsiedlungen

Die US-Regierung kritisierte die Umsiedlungen im südukrainischen Gebiet Cherson durch die russische Besatzungsmacht. «Es überrascht uns nicht, dass die Russen mit solch plumpen Taktiken versuchen, Kontrolle über eine Bevölkerung auszuüben, die Putin und seinen Krieg eindeutig ablehnt», sagte die Sprecherin des Weissen Hauses am Donnerstag auf die Frage eines Journalisten. Die Umsiedlungen seien ein weiteres Beispiel der Grausamkeit und Brutalität der Besatzer.

Die russische Besatzungsmacht im südukrainischen Gebiet Cherson hat nach eigenen Angaben bereits mehrere tausend Zivilisten auf sicher von Russland kontrolliertes Territorium gebracht. Die Ukraine sprach von Deportationen. Die russische Armee befürchtet einen grossen Angriff des ukrainischen Militärs, um die Stadt Cherson und das Gebiet am nördlichen Ufer des Flusses Dnipro zu befreien. Deshalb sollen Zivilisten von dort umgesiedelt werden.

Biden sorgt sich um Ukraine-Hilfe

US-Präsident Joe Biden hat sich besorgt über die weitere militärische Unterstützung der Ukraine im Fall eines Sieges der Republikaner bei den Parlamentswahlen im November gezeigt. Er sei besorgt darüber, weil die Republikaner gesagt hätten, dass sie die Ukraine-Hilfen kürzen würden, sagte Biden am Donnerstag (Ortszeit) bei einem Besuch im US-Bundesstaat Pennsylvania. Im Falle eines Wahlsieges wollten die Republikaner die Unterstützung Kiews nicht wie bisher fortsetzen. Sie verstünden nicht, wie folgenreich und ernst dies wäre, nicht nur für die Ukraine, sondern auch für Osteuropa und die Nato, beklagte Biden. (dpa)

21:59 Uhr

Donnerstag, 20. Oktober

Ukraine schliesst längerfristige Energieprobleme nicht aus

Die Ukraine schliesst längerfristige Energieprobleme nach den massiven russischen Luftangriffen auf Kraftwerke und andere Infrastruktur nicht aus. «Wir können durchaus vor einer Situation stehen, in der wir Wochen oder sogar Monate ohne Wasser, ohne Licht und Wärme oder mit grossen Einschränkungen sitzen werden», sagte der Berater im Präsidialamt in Kiew, Olexij Arestowytsch. Er sei aber sicher, dass die Ukrainer die Probleme bewältigen würden.

Das ukrainische Versorgungsunternehmen Ukrenergo rief erneut mit Nachdruck zum Energiesparen auf. Die Reduzierung am Donnerstag habe nicht genügt, weshalb das Unternehmen zu Stromabschaltungen gezwungen gewesen sei, sagte ein Sprecher. «Die Apokalypse ist ausgeblieben.»

Die Abschaltungen seien nötig gewesen, um das Stromnetz zu stabilisieren. Die Lage werde sich in den nächsten Wochen bessern. «Vorausgesetzt, es gibt keine neuen Raketenangriffe. Aber wir bereiten uns auf alle möglichen Szenarien vor», betonte der Sprecher. (dpa)

21:15 Uhr

Donnerstag, 20. Oktober

Weisses Haus: Umsiedlungen in Cherson sind «plumpe Taktik»

Die US-Regierung hat die Umsiedlungen im südukrainischen Gebiet Cherson durch die russische Besatzungsmacht kritisiert. «Es überrascht uns nicht, dass die Russen mit solch plumpen Taktiken versuchen, Kontrolle über eine Bevölkerung auszuüben, die Putin und seinen Krieg eindeutig ablehnt», sagte die Sprecherin des Weissen Hauses am Donnerstag auf die Frage eines Journalisten. Die Umsiedlungen seien ein weiteres Beispiel der Grausamkeit und Brutalität der Besatzer.

Die russische Besatzungsmacht im südukrainischen Gebiet Cherson hat nach eigenen Angaben bereits mehrere tausend Zivilisten auf sicher von Russland kontrolliertes Territorium gebracht. Die Ukraine sprach von Deportationen. Die russische Armee befürchtet einen grossen Angriff des ukrainischen Militärs, um die Stadt Cherson und das Gebiet auf dem nördlichen Ufer des Flusses Dnipro zu befreien. Deshalb sollen Zivilisten von dort umgesiedelt werden. (dpa)

20:56 Uhr

Donnerstag, 20. Oktober

Putin feuert mit Scharfschützengewehr – Besuch auf Truppenübungsplatz

Fast acht Monate nach Kriegsbeginn in der Ukraine hat sich Kremlchef Wladimir Putin auf einem Truppenübungsplatz erstmals selbst beim Schiessen mit einem Scharfschützengewehr filmen lassen.

Das russische Staatsfernsehen zeigte am Donnerstag, wie der Oberbefehlshaber liegend unter einem Tarnnetz die Waffe vom Typ Dragunow abfeuerte. Anschliessend sprach er auf dem Areal in Rjasan rund 200 Kilometer südöstlich von Moskau mit Soldaten. Zusammen mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu kontrollierte Putin vor laufender Kamera auch demonstrativ die Ausrüstung der Kämpfer.

Der Besuch erfolgte inmitten von Kritik an einer schlechten Vorbereitung russischer Soldaten für den Krieg in der Ukraine. So klagen etwa die Frauen von Rekruten, ihre Männer würden nahezu ohne Ausrüstung an die Front geschickt. Soldaten müssten zum Beispiel Rucksäcke, Medikamente, Thermounterwäsche und Socken selbst kaufen.

19:34 Uhr

Donnerstag, 20. Oktober

Lieferung von Kampfdrohnen: EU setzt neue Iran-Sanktionen in Kraft

Die neuen EU-Sanktionen gegen den Iran wegen der Unterstützung des russischen Kriegs gegen die Ukraine sind in Kraft. Wie aus dem EU-Amtsblatt vom Donnerstag hervorgeht, sind das Unternehmen Shahed Aviation Industries sowie drei ranghohe Militärs betroffen. Sie sind nach Auffassung der EU an der Entwicklung und Lieferung von Kampfdrohnen an Russland beteiligt.

Shahed Aviation Industries ist laut Amtsblatt ein mit den Luft- und Weltraumstreitkräften des Korps der Islamischen Revolutionsgarde verbundenes Unternehmen, das für die Gestaltung und Entwicklung der Shahed-Serie der iranischen unbemannten Luftfahrzeuge zuständig ist. Diese seien an Russland geliefert worden und würden im Angriffskrieg gegen die Ukraine eingesetzt, heisst es.

Der iranische Generalmajor Mohammad Hossein Bagheri
Bild: Keystone

Bei den betroffenen Personen handelt es sich um den Stabschef der iranischen Streitkräfte, Generalmajor Mohammad Hossein Bagheri, sowie um General Sayed Hojatollah Qureishi und Brigadegeneral Saeed Aghajani. Qureishi sei als Abteilungsleiter des Verteidigungsministeriums verantwortlich für die Aushandlung des Lieferabkommens mit Russland, erklärt die EU im Amtsblatt.

Aghajani sei Befehlshaber des Drohnen-Kommandos der Luft- und Weltraumstreitkräfte des Korps der Islamischen Revolutionsgarde und überwache unter anderem die Lieferung von Drohnen an internationale Verbündete des Iran.

Gegen alle drei Personen gelten ab sofort EU-Einreiseverbote. Zudem dürfen mit den Betroffenen keine Geschäfte mehr gemacht werden und möglicherweise in der EU vorhandene Vermögen werden eingefroren.

Nach Angaben der Ratspräsidentschaft werden zudem Sanktionen gegen je zwei weitere Unternehmen und Personen bekräftigt, die bereits aus anderen Gründen auf einer EU-Sanktionsliste stünden, hiess es.

Russland hatte die Ukraine in den vergangenen Tagen mehrfach mit den zur einmaligen Verwendung bestimmten Kampfdrohnen vom Typ Schahed 136 aus dem Iran angegriffen. Nach Angaben des ukrainischen Aussenministers Dmytro Kuleba gab es seit vergangener Woche mehr als 100 Angriffe mit den sogenannten Kamikazedrohnen. Der Iran bestreitet, Russland mit den Drohnen beliefert zu haben. (dpa)

18:25 Uhr

Donnerstag, 20. Oktober

EU-Parlament fordert mehr Schutz von ukrainischen Kulturgütern

Das EU-Parlament fordert mehr Unterstützung für die Ukraine bei der Dokumentation von russischen Angriffen auf Kulturgüter. Die gezielte Zerstörung des ukrainischen Kulturerbes sei ein Kriegsverbrechen, hiess es in einer am Donnerstag in Strassburg verabschiedeten Resolution. Die EU müsse beim Wiederaufbau helfen. «Russland hat auch an der kulturellen Front Krieg gegen die Ukraine geführt und versucht, das gesamte Erbe der ukrainischen Geschichte und Tradition auszulöschen», sagte die Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Bildung, Sabine Verheyen (EVP), in einer Debatte vor der Abstimmung. (dpa)

17:02 Uhr

Donnerstag, 20. Oktober

Überraschende Reise nach Kiew

Der Schweizer Bundespräsident Ignazio Cassis ist am Donnerstag in die Ukraine gereist. Er will sich vor Ort einen Überblick verschaffen und zeigt sich entsetzt über den russischen Angriff auf die zivile Infrastruktur.

16:29 Uhr

Donnerstag, 20. Oktober

Steinmeier sagt Selenski Hilfe bei zerstörter Infrastruktur zu

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat dem ukrainischen Staatschef Wolodimir Selenski Hilfe bei der Reparatur der von Russland beschädigten Infrastruktur zugesagt. Deutschland werde die Wiederherstellung von zerstörten Anlagen für Strom, Heizung und Wasser unterstützen, versicherte Steinmeier am Donnerstag in einem Telefongespräch mit Selenski laut Bundespräsidialamt. Selenski schrieb auf Twitter: «Deutschland wird dabei helfen, die Folgen des russischen Raketenterrors zu überwinden.»

Russland hat die Angriffe auf die Ukraine mit Raketen und Drohnen zuletzt deutlich verstärkt. Es zerstört gezielt vor allem die Energie-Infrastruktur des Landes.

Steinmeier nannte diese Angriffe «niederträchtig». Er sicherte dem ukrainischen Präsidenten die unverminderte Solidarität und Unterstützung Deutschlands zu - militärisch wie auch zivil. Der Bundespräsident wies den Angaben zufolge auf die von Deutschland gelieferte modernste Technik zur Unterstützung der ukrainischen Luftverteidigung gegen die brutalen russischen Raketen- und Drohnenangriffe hin. Weitere Lieferungen seien geplant. Selenski bedankte sich für das deutsche Flugabwehrwehrsystem Iris-T. Die Ukraine brauche so schnell wie möglich einen Schutzschild für die Luftverteidigung.

Selenski bekräftigte in dem Gespräch seine Einladung an Steinmeier für einen Besuch in Kiew. «Wir bereiten den Besuch des deutschen Präsidenten in der Ukraine vor», teilte er im Anschluss mit. «Beide Präsidenten freuen sich auf eine persönliche Begegnung in Kiew», erklärte die Sprecherin des Bundespräsidenten in Berlin.

Steinmeier wollte sich am Donnerstag eigentlich mit Selenski in Kiew treffen. Er verschob die Reise jedoch kurzfristig. Nach dpa-Informationen hatten sowohl das Auswärtige Amt und das Bundesinnenministerium wie auch die Bundespolizei und weitere Behörden Sicherheitsbedenken geltend gemacht und vor der Reise gewarnt. Sie soll zeitnah nachgeholt werden. (dpa)

15:29 Uhr

Donnerstag, 20. Oktober

Selenski telefoniert mit Steinmeier: Einladung nach Kiew bekräftigt

Der ukrainische Staatschef Wolodimir Selenski hat bei einem Telefonat mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier seine Einladung für den Besuch des deutschen Kollegen in Kiew bekräftigt. «Wir bereiten den Besuch des deutschen Präsidenten in der Ukraine vor», teilte Selenski am Donnerstag in Kiew nach dem Gespräch mit. Er habe Steinmeier auch für die Lieferung des deutschen Flugabwehrwehrsystems Iris-T gedankt. Die Ukraine brauche so schnell wie möglich einen Schutzschild für die Luftverteidigung.

«Deutschland wird dabei helfen, die Folgen des russischen Raketenterrors zu überwinden», schrieb Selenski im Kurznachrichtendienst Twitter. Russland hatte die Angriffe mit Raketen und Drohnen zuletzt deutlich verstärkt und zerstört vor allem gezielt die Energie-Infrastruktur des Landes.

Steinmeier hatte eine für Donnerstag geplante Reise in die Ukraine kurzfristig verschoben. Dafür ausschlaggebend waren nach dpa-Informationen Sicherheitsgründe. Russland beschiesst die Ukraine und auch die Hauptstadt Kiew seit Tagen mit Drohnen und Raketen. Die offiziell nicht angekündigte Reise soll den Informationen zufolge zeitnah nachgeholt werden. (dpa)

14:02 Uhr

DONNERSTAG, 20. OKTOBER

Schweizer Politik begrüsst Cassis Reise in die Ukraine

SVP-Nationalrat Franz Grüter begrüsste die Reise von Cassis nach Kiew. «Es ist gut, wenn die Schweiz mit allen Partein in diesem Krieg spricht», sagte der Präsident der Aussenpolitischen Kommission auf Anfrage von CH Media. Allerdings handle es sich momentan um einen eskalierenden Konflikt, der sehr gefährlich sei.

Deshalb müsse im Zentrum der Gespräche der Versuch der Schweiz stehen, eine Vermittlerrolle zu übernehmen. Grüter denkt dabei etwa an ein Schutzmachtmandat oder dass sich die Schweiz als Gesprächsort zur Verfügung stellt. «Es braucht vielleicht eine Briefträger-Rolle zwischen den Parteien, welche die Schweiz anbieten könnte», sagte er. Der Wiederaufbau sei jetzt hingegen nicht prioritär.

Auch Mitte-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter (BL) begrüsste auf Twitter, dass Cassis in die Ukraine reiste. Es sei wichtig, dass er sich ein Bild vor Ort mache, schrieb sie.

Personenschutz aus der Schweiz

Der Besuch von Cassis in der Ukraine war offenbar schon länger geplant. Auch die sich verschlechternde Sicherheitslage vor Ort konnte den Bundespräsidenten nicht von einer Reise in die Ukraine abhalten. «Das Fedpol und andere Sicherheitsbehörden geben eine Gefährdungsschätzung respektive Lagebeurteilung ab, die sich zu einem Gesamtbild zusammenfügt», sagte Christoph Gnägi vom Bundesamt für Polizei (Fedpol) gegenüber Radio SRF. Auf diesen Grundlagen entscheide dann das Departement, ob eine Reise durchgeführt werde.

Gnägi erklärte auch, dass das Fedpol die Delegation begleite in Ergänzung zu den Sicherheitsmassnahmen, welche die Ukraine getroffen habe. «Wir arbeiten auch mit Spezialkräften der Armee zusammen», sagte der Fedpol-Sprecher. (abi)

12:02 Uhr

DONNERSTAG, 20. OKTOBER

Scholz wirft Putin «Taktik der verbrannten Erde» vor

Nach den jüngsten Drohnen- und Raketenangriffen auf zivile Ziele in der Ukraine hat der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz Russland eine «Taktik der verbrannten Erde» vorgeworfen. Auch sie werde Russland aber nicht helfen, den Krieg zu gewinnen, sagte Scholz am Donnerstag in einer Regierungserklärung im Bundestag.

«Sie stärkt nur die Entschlossenheit und den Durchhaltewillen der Ukraine und ihrer Partner. Am Ende ist Russlands Bomben- und Raketenterror eine Verzweiflungstat - genauso wie die Mobilisierung russischer Männer für den Krieg», betonte der Regierungschef.

Olaf Scholz bei seiner Rede vor dem deutschen Bundestag.
Bild: Markus Schreiber / AP

Putin überziehe die Ukraine mit Terror und drohe unverhohlen und vollkommen verantwortungslos mit dem Einsatz von Nuklearwaffen:

«Er will Angst säen, spalten und einschüchtern.»

Und: «Er spekuliert auf unsere Schwäche. Aber er irrt sich. Wir sind nicht schwach.» Deutschland stehe zusammen, Europa stehe zusammen, sagte Scholz. «Unsere weltweiten Allianzen sind stark und lebendig wie nie. Putin wird seine Kriegsziele nicht erreichen.»

Die deutsche Abhängigkeit von russischem Gas erklärte Scholz für beendet und versprach erneut, dass die Wärmeversorgung über den Winter gesichert sei. (dpa)

08:24 Uhr

DONNERSTAG, 20. OKTOBER

Reise nach Kiew: Ignazio Cassis befindet sich in der Ukraine

Am Donnerstagmorgen ist der Schweizer Bundespräsident Ignazio Cassis in die Ukraine gereist. Er sei ein Jahr nach seinem letzten Besuch zurück in der Ukraine, schreibt er auf Twitter. Sein Ziel sei, sich vor Ort ein Bild der Kriegssituation, der humanitären Lage und der Vorbereitungsarbeiten für den Wiederaufbau des Landes zu machen. Ob Cassis auch den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski trifft, ist nicht bekannt.

Ebenfalls auf Twitter zeigt sich Cassis entsetzt über «den Angriffskrieg gegen die zivile Infrastruktur». Gleichzeitig sei er bewegt von der Widerstandsfähigkeit der Ukraine und ihren Bewohnerinnen und Bewohnern.

Der Bundespräsident soll am Donnerstag und eventuell Freitag in Kiew bleiben. Nach Informationen von CH Media sind Gespräche im Nachgang zur Ukraine-Konferenz geplant, die Anfang Juli in Lugano statt fand .

Deutscher Bundespräsident reist aus Sicherheitsgründen nicht nach Kiew

Auch der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wollte ursprünglich am Donnerstag in die Ukraine reisen. Geplant war unter anderem auch ein Treffen mit Selenski. Steinmeier verschob die Reise jedoch kurzfristig aus Sicherheitsgründen.

Dafür erntete der Bundespräsident auf Twitter Kritik von Paul Ronzheimer, dem stellvertretenden Chefredakteur der «Bild»-Zeitung. Dieser forderte auf Twitter eine Erklärung, weshalb die Schweiz einen Besuch durchführen kann, Deutschland aber nicht. (abi/dpa)

05:54 Uhr

Donnerstag, 20. Oktober

Ukraine schaltet flächendeckend Strom ab – die Nacht im Überblick

Die massiven Schäden an ihren Energienetzen zwingen die Ukraine am Donnerstag zu landesweiten Stromabschaltungen. Präsident Wolodimir Selenski rief die Bürger seines kriegsgeplagten Landes zu Mithilfe auf. «Wir werden alles tun, um die normale Energieversorgung unseres Landes wiederherzustellen», sagte er in seiner Videoansprache am Mittwochabend. «Aber es braucht Zeit und unsere gemeinsamen Anstrengungen mit Ihnen.» Nach jüngsten Angaben der Regierung in Kiew haben die russischen Raketen- und Drohnenangriffe in den vergangenen Tagen 40 Prozent der Energie-Infrastruktur beschädigt.

Selenski ging auch auf die Verhängung des Kriegsrechts in den russisch besetzten Gebieten der Ukraine durch Präsident Wladimir Putin ein. Es sei ein Zeichen der Hysterie angesichts der drohenden russischen Niederlage. Der ukrainische Staatschef rief die Männer in den besetzten Gebieten auf, sich nicht in die russische Armee einziehen zu lassen.

Die russische Besatzungsmacht im Gebiet Cherson setzte Anstrengungen fort, die ukrainische Zivilbevölkerung auf sicher von Moskau beherrschtes Territorium auszusiedeln. Für die Ukraine ist Donnerstag der 239. Kriegstag seit Beginn der russischen Invasion. Eigentlich wäre an diesem Tag Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Kiew erwartet worden. Aus Sicherheitsgründen wurde die Reise aber kurzfristig verschoben.

Ein Tag fast ohne Elektrizität für die Ukrainer

Die Ukraine mache Fortschritte bei der Abwehr der russischen Drohnen iranischer Bauart, sagte Selenski. Allein im Oktober seien 233 Drohnen des Typs Schahed-136 abgeschossen worden. Leider seien aber auch am Mittwoch drei Objekte der Energieversorgung zerstört worden.

Selenski beriet mit seiner Regierung darüber, wie Ausfälle der beschädigten Netze im Winter vermieden werden können. Es werde daran gearbeitet, für die kritische Infrastruktur in Grossstädten, Städten und Dörfern mobile Stromquellen zur Verfügung zu stellen, sagte er.

Die Bevölkerung wurde aufgefordert, am Donnerstag zwischen 7.00 und 22.00 Uhr Ortszeit (6.00 bis 21.00 Uhr MESZ) möglichst wenig Strom zu verbrauchen. Ausserdem werde zeitlich gestaffelt in jedem Gebiet der Strom bis zu vier Stunden lang abgeschaltet, teilte der Versorger Ukrenerho mit. Grund für die Einschränkungen sei Strommangel im System. «Wir schliessen nicht aus, dass wir mit dem Einsetzen der Kälte öfter um Ihre Hilfe bitten werden», hiess es.

«Bitte schalten Sie keine unnötigen Elektrogeräte ein!», bat auch Selenski. Umso kürzer werde die Zeit der Abschaltungen zur Netzstabilisierung sein.

Selenski an Ukrainer: Lasst Euch nicht von Russland rekrutieren!

«Die Hysterie wird umso grösser, je näher die Niederlage Russlands rückt», kommentierte Selenski die Verhängung des Kriegszustandes über die Gebiete Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson. Diese werden von Russland völkerrechtswidrig für sich reklamiert. «Russland hat ein halbes Jahr lang das Wort Krieg vermieden, sein eigenes Volk dafür bestraft, und jetzt erklärt es selbst das Kriegsrecht in den besetzten Gebieten», sagte Selenski. In Russland heisst der fast acht Monate dauernde Krieg offiziell militärische Spezialoperation.

Mit der Verschärfung wächst die Gefahr, dass Russland Ukrainer zum Kampf gegen die eigenen Landsleute zwingt. «Vermeiden Sie das, wenn es irgend möglich ist!», sagte Selenski. Wer diese Gebiete verlassen könne, solle das tun. Wer eingezogen sei, solle die Waffen strecken und versuchen, zu den Ukrainern zu desertieren. «Das Wichtigste: Retten Sie ihr Leben, und helfen Sie unbedingt auch anderen!»

Russische Besatzer siedeln Ukrainer aus Cherson aus

Im Gebiet Cherson fürchtet die russische Besatzungsmacht einen massiven ukrainischen Angriff. Sie siedelte deshalb nach eigenen Angaben bereits 7000 Zivilisten aus der Region rechts des Flusses Dnipro aus, wie Verwaltungschef Wladimir Saldo sagte. Die ukrainische Armee hat aber die Brücken über den Fluss unpassierbar gemacht. Die Besatzungsverwaltung rief die Menschen auf, sich am Hafen von Cherson einzufinden. Von dort verkehrten tagsüber kleine Dampfer ans linke Ufer. «Jede Person darf 50 Kilo Gepäck mitführen», hiess es in der Information. «Tiere dürfen mitgenommen werden.»

Ein anderer Sprecher der Besatzer in Cherson, Kirill Stremoussow, sagte, alle ukrainischen Angriffe am Mittwoch seien abgewehrt worden. Von ukrainischer Seite gibt es seit Tagen keine Angaben zu der angeblichen Grossoffensive.

Steinmeier fährt auch im zweiten Anlauf nicht nach Kiew

Für die Verschiebung der Reise Steinmeiers nach Kiew waren nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur Sicherheitsgründe ausschlaggebend. Der Bundespräsident wollte sich am Donnerstag in Kiew mit Selenski treffen. Die offiziell nicht angekündigte Reise solle rasch nachgeholt werden, hiess es. (dpa)

05:00 Uhr

DONNERSTAG, 20. OKTOBER