notifications
Ukraine-Newsblog

USA kündigen weiteres Ukraine-Hilfspaket an ++ Kiew evakuiert eilig zwei Krankenhäuser

Seit Ende Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Alle Neuigkeiten und Reaktionen dazu erfahren Sie in unserem Newsblog. 

An der Front ist die Lage für die Ukraine weiterhin schwierig. Das ukrainische Militär ist durch den anhaltenden Waffen- und Munitionsmangel in die Defensive geraten.

Die USA haben ein neues Hilfspaket für die Ukraine geschnürt. Die Rede ist von Hilfen in der Höhe von 6 Milliarden US-Dollar.

Bei dem neuen US-Paket gehe es unter anderem um Artillerie-Munition sowie Drohnen-Abwehr und Raketen für die Patriot-Flugabwehrsysteme.

07:03 Uhr

Samstag, 27. April

Gouverneur: Drohnenangriff auf russisches Gebiet Krasnodar abgewehrt

Nach Angaben des Gouverneurs von Krasnodar hat Russlands Flugabwehr in der Nacht zum Samstag einen ukrainischen Drohnenangriff über dem südrussischen Gebiet abgewehrt. Vorläufigen Informationen zufolge seien mehr als zehn Drohnen in verschiedenen Bezirken abgefangen worden, teilte Weniamin Kondratjew am Samstagmorgen in seinem Telegram-Kanal mit. Die Drohnen hätten demnach auf Ölraffinerien und Infrastruktureinrichtungen gezielt. Es habe weder Verletzte noch schwere Schäden gegeben, so der Gouverneur weiter. Einsatzkräfte seien dabei, Brände zu löschen, die von abstürzenden Trümmerteilen entfacht worden seien.

Krasnodar liegt am Asowschen Meer und unweit der 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim. Im Zuge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine kommt es immer wieder auch zu Beschuss auf russische Grenzregionen. Opferzahlen und Schäden stehen dabei allerdings in keinem Verhältnis zu den Kriegsfolgen in der Ukraine.

06:58 Uhr

Samstag, 27. April

USA kündigen weiteres Ukraine-Hilfspaket an - Die Nacht im Überblick

Die US-Regierung hat der Ukraine ein neues milliardenschweres Hilfspaket für die langfristige Lieferung von Waffen zugesagt. Die USA wollen Kiew zur Abwehr des russischen Angriffskriegs weitere Waffen und Unterstützung im Umfang von sechs Milliarden US-Dollar (5,6 Milliarden Euro) zur Verfügung stellen, teilte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am Freitag mit.

Neues US-Paket umfasst Munition und Flugabwehr

Bei dem neuen US-Paket gehe es unter anderem um Artillerie-Munition sowie Drohnen-Abwehr und Raketen für die Patriot-Flugabwehrsysteme. Das neue Paket speist sich aus den Anfang der Woche vom Kongress freigegebenen Hilfen für die Ukraine. Im Rahmen des US-Finanzierungsprogramms sollen Verträge an amerikanische Verteidigungsunternehmen zum Bau neuer Ausrüstung für die Ukraine vergeben werden. Das bedeutet, dass es mehrere Monate bis Jahre dauern kann, bis die Waffen geliefert werden.

US-Präsident Joe Biden hat allerdings bereits ein sofortiges Hilfspaket in Höhe von einer Milliarde US-Dollar angekündigt. Insgesamt hatte der US-Kongress Anfang vergangener Woche nach einer monatelangen innenpolitischen Hängepartie neue Hilfen im Umfang von rund 61 Milliarden US-Dollar für Kiew gebilligt - und damit den Weg für neue Waffenlieferungen erst freigemacht. Neue US-Hilfszusagen für die Ukraine waren wegen Streitereien zwischen Demokraten und Republikanern über Monate nahezu zum Erliegen gekommen, weil die bisher genehmigten Hilfen aufgebraucht waren.

Stoltenberg: Spionage wird uns nicht abhalten, Ukraine zu unterstützen

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte Deutschland und Grossbritannien unterdessen die Solidarität des Bündnisses im Kampf gegen russische Spionage und Sabotage zu. «Solche Spionagemassnahmen sind inakzeptabel und sie werden uns nicht davon abhalten, die Ukraine weiter zu unterstützen», sagte Stoltenberg in Berlin bei einer Pressekonferenz mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Man müsse achtsam sein, was verdeckte Aktivitäten seitens Russlands im Nato-Bündnis betreffe.

Kiew evakuiert eilig zwei Krankenhäuser

In der ukrainischen Hauptstadt ordneten die Behörden derweil wegen der möglichen Gefahr eines russischen Raketenschlags die eilige Evakuierung zweier Krankenhäuser an. «Das steht in Verbindung mit einem Video, das massenhaft in Internetmedien verbreitet wird, in dem faktisch ein feindlicher Angriff auf diese medizinischen Einrichtungen angekündigt wird», teilte die Stadtverwaltung mit. Das Video lege nahe, dass in den Krankenhäusern Militärs seien. «Das ist eine absolute Lüge und Provokation des Feindes, die er für eine Attacke auf die soziale Infrastruktur der Hauptstadt auszunutzen versucht», hiess es in der Mitteilung. (dpa)

11:47 Uhr

FREITAG, 26. APRIL

Medien: Spanien will Ukraine Patriot-Raketen liefern

Spanien will einem Medienbericht zufolge einige seiner Patriot-Luftabwehrraketen der Ukraine zur Abwehr der verheerenden russischen Luftangriffe liefern. Die Lieferung der Abschussrampen selbst sowie Radar- und Kontrolleinheiten des mobilen Systems seien jedoch nicht vorgesehen, schrieb die spanische Zeitung «El País» am Freitag weiter unter Berufung auf Regierungskreise in Madrid. Das Land würde damit Bitten der Ukraine und unter anderem auch Deutschlands zumindest teilweise nachkommen.

Es gehe um eine «kleinere Anzahl» der Raketen zu einem Stückpreis von mehr als einer Million Euro, schrieb «El País». Spanien verfügt über insgesamt drei Patriot-Systeme, von denen eins seit 2015 im Rahmen eines Nato-Einsatzes in der Türkei gegen mögliche Raketenangriffe aus Syrien stationiert ist. Das Verteidigungsministerium in Madrid reagierte zunächst nicht auf eine Anfrage. (dpa)

08:47 Uhr

Freitag, 26. April

Ukrainischer Agrarminister in U-Haft

In der Ukraine hat das oberste Anti-Korruption-Gericht gegen Agrarminister Mykola Solskyj wegen des Verdachts auf widerrechtliche Aneignung von staatlichen Grundstücken im Millionenwert Untersuchungshaft angeordnet. Die vorbeugende Massnahme sei vorerst bis 24. Juni angesetzt, berichteten Medien in Kiew am Freitag unter Berufung auf das Gericht. Es bestehe die Möglichkeit, dass Solskyj gegen Kaution wieder auf freien Fuss komme, hiess es. Zuvor hatte der Minister seinen Rücktritt eingereicht, aber weiter jede Schuld bestritten.

Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk veröffentlichte das handschriftlich verfasste Rücktrittsgesuch am Donnerstag bei Facebook. Über die Entlassung werde das Parlament bald entscheiden, schrieb Stefantschuk.

Die Ermittler des Nationalen Antikorruptionsbüros hatten Solskyj am Dienstag eine Verdachtsmitteilung ausgehändigt. Der Minister soll vor seiner Amtszeit zwischen 2017 und 2021 insgesamt 1250 Grundstücke mit einer Gesamtfläche von fast 2500 Hektar in den Besitz seiner Agrarholding gebracht haben. Dabei ging es nach Angaben der Ermittler um einen Wert von 291 Millionen Hrywnja (6,8 Millionen Euro). Die Strafverfolgungsbehörden vereitelten nach eigenen Angaben zudem den Versuch, bei dem es um weitere Grundstücke im Wert von 190 Millionen Hrywnja (4,45 Millionen) gegangen sein soll.

Der Minister streitet die Vorwürfe ab. «Es gab keine Korruption. Niemand hat Geld genommen», schrieb Solskyj in einer vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen verbreiteten Erklärung. Zudem habe niemand der Verdächtigten sich selbst oder Verwandten Grundstücke überschrieben. Der Jurist hatte vorher eingeräumt, in seiner Zeit als Anwalt 2017 mehrere Privatpersonen beim Streit um Land gegen staatliche Unternehmen im betreffenden Gebiet Sumy vertreten zu haben.

Solskyj war 2019 bei den von Präsident Wolodimir Selenski eingeleiteten vorgezogenen Parlamentswahlen über die Liste der Präsidentenpartei in die Oberste Rada gelangt. Er leitete von 2019 bis zu seiner Ernennung als Agrarminister im März 2022 den Agrarausschuss. (dpa)

06:08 Uhr

Freitag, 26. April

Die Nacht auf Freitag im Überblick

An der Front ist die Lage für die Ukraine weiterhin schwierig. Das ukrainische Militär ist durch den anhaltenden Waffen- und Munitionsmangel in die Defensive geraten - besonders gross ist die Not westlich von Awdijiwka. Auch deswegen hofft Kiew, künftig nicht mehr so stark von westlichen Lieferungen abhängig zu sein.

Selenski wirbt für Investitionen in ukrainischen Rüstungssektor

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski will mit westlicher Hilfe die Rüstungsproduktion im eigenen Land ausbauen. Er werbe in seinen internationalen Gesprächen bei den Partnern ohne eigene Produktionskapazitäten darum, in den ukrainischen Rüstungssektor zu investieren, sagte Selenski am Donnerstag in seiner täglichen Videoansprache. Ziel sei es, eine gemeinsame Waffenproduktion aufzubauen und die Front zu stärken. Hintergrund der Bemühungen sind die grosse Abhängigkeit der Ukraine von westlichen Waffenlieferungen und das zuletzt lange Warten auf neue US-Hilfen.

Selenski räumte ein, dass die halbjährige Pause bei den Waffenlieferungen der USA zu grossen Problemen an der Front geführt habe. Intensiv bereite sich die Ukraine auf eine am Freitag geplante Tagung der Ukraine-Kontaktgruppe vor. Dabei gehe es darum, die sich im vergangenen Halbjahr angesammelten Probleme zu überwinden. Die politischen Entscheidungen seien getroffen, nun gehe es darum, die Hilfspakete mit den nötigen Waffen zu füllen und die Logistik zu klären, sagte der 46-Jährige.

Bericht: USA planen weiteres milliardenschweres Militärpaket

Unterdessen plant die US-Regierung einem Bericht zufolge bereits ein weiteres milliardenschweres Militärhilfepaket für die Ukraine. Das Portal «Politico» berichtete am Donnerstag, dass die USA nach der Freigabe neuer Mittel durch den US-Kongress ein 6 Milliarden US-Dollar (5,6 Milliarden Franken) schweres Paket zusammengeschnürt hätten. Demnach könnten die Pläne bereits an diesem Freitag bei einem virtuellen Treffen der US-geführten Kontaktgruppe zur Unterstützung der Ukraine öffentlich werden. «Politico» zufolge soll es sich dabei aber nicht um Soforthilfe handeln.

Erst am Mittwoch hatte US-Präsident Joe Biden ein sofortiges neues Militärpaket in Höhe von einer Milliarde US-Dollar angekündigt. Dabei handelt es sich in erster Linie um Ausrüstung für die Flugabwehr, Artillerie, Raketensysteme und gepanzerte Fahrzeuge aus den Beständen des US-Militärs. Das mögliche Sechs-Milliarden-Dollar-Paket soll sich in diesem zentralen Punkt «Politico» zufolge von dem bereits angekündigten Paket unterscheiden.

Unter Berufung auf zwei US-Regierungsvertreter schrieb das Portal, dass im Rahmen eines US-Finanzierungsprogramms Verträge an amerikanische Verteidigungsunternehmen zum Bau neuer Ausrüstung für die Ukraine vergeben werden sollen. Das würde bedeuten, dass die bestellte Ausrüstung wahrscheinlich erst in einigen Jahren in der Ukraine ankommen wird. Das Pentagon bestätigte den Bericht auf Nachfrage des Portals nicht.

Luftabwehrsysteme: Athen will Ukraine weder S-300 noch Patriot liefern

Griechenland wird laut seinem Regierungschef keine Luftabwehrsysteme an die Ukraine liefern. «Griechenland wird weder S-300 noch Patriot in die Ukraine schicken», sagte Kyriakos Mitsotakis am Donnerstag in einem Interview mit dem griechischen TV-Sender Skai. Sein Land habe der Ukraine bereits mit Verteidigungsmaterial anderer Art unter die Arme gegriffen. Athen könne keine Waffensysteme liefern, die für das Land selbst von entscheidender Bedeutung seien.

In internationalen Medien waren zuletzt Berichte erschienen, wonach grosse EU-Staaten Griechenland unter Druck gesetzt hätten, Luftabwehrsysteme an die Ukraine zu liefern. Mitsotakis bestätigte, dass es Anfragen gegeben habe. (dpa)

10:14 Uhr

Donnerstag, 25. April

Selenski warnt: Putin will Bürgenstock-Konferenz sabotieren

Dass Russland nichts von der Bürgenstock-Konferenz hält, ist schon länger bekannt. Aber offenbar reicht dem russischen Präsidenten Wladimir Putin das blosse Fernbleiben vom Gipfel nicht aus.

In einer Sitzung mit Diplomaten und Auslandsvertretungen warnte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski am Mittwochabend vor konkreten Plänen Russlands: «Wir haben genaue nachrichtendienstliche Informationen – konkrete Daten –, dass Russland nicht nur den Friedensgipfel stören will, sondern auch einen konkreten Plan hat, wie es das anstellen will, wie es die Zahl der teilnehmenden Länder reduzieren will und wie es vorgehen will, um sicherzustellen, dass es noch länger keinen Frieden gibt.»

Er werde alle Partner auf der Ebene der Diplomaten sowie auf Ebene der Geheimdienste über die Pläne Russlands informieren, so Selenski weiter. (watson)

06:12 Uhr

Donnerstag, 25. April

Bürgenstock-Konferenz: Unklarheit über Biden-Teilnahme

Kommt er oder kommt er nicht? Das Weisse Haus will weiterhin nicht verraten, ob US-Präsident Joe Biden persönlich Mitte Juni an der Ukraine-Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock teilnehmen wird. Ein Sprecher des Weissen Hauses sagte am Mittwoch, er könne «kein Update» über die Reisepläne des wichtigsten ukrainischen Verbündeten im Westen geben. Auch Penny Pritzker, die Sondergesandte der US-Regierung für den Wiederaufbau der Ukraine, konnte kürzlich im Gespräch mit Auslandjournalisten nicht sagen, ob Biden in die Schweiz reisen wird. Pritzker zeigte sich aber überzeugt davon, dass Washington an der Konferenz vertreten sein werde. (rr)

US-Präsident Joe Biden.
Bild: Keystone

06:00 Uhr

Donnerstag, 25. April

Kiew dankbar für Sofort-Hilfspaket aus USA – die Nacht im Überblick

Nach der Freigabe neuer Ukraine-Hilfen durch den Kongress hat US-Präsident Joe Biden ein sofortiges neues Militärpaket für das von Russland angegriffene Land angekündigt. Die Ukraine, die sich derzeit in einer besonders schwierigen Kriegsphase befindet, zeigte sich nach dem monatelangen Bangen erleichtert.

«In den nächsten Stunden» werde man damit beginnen, Ausrüstung für die Flugabwehr, Artillerie, Raketensysteme und gepanzerte Fahrzeuge in die Ukraine zu schicken, sagte Biden am Mittwoch bei einer Rede im Weissen Haus. Das neue Paket mit einem Wert von rund einer Milliarde US-Dollar enthält einer vom US-Verteidigungsministerium veröffentlichten Übersicht zufolge dringend benötigte Artilleriegranaten verschiedener Kaliber und Raketen für Flugabwehrsysteme sowie gepanzerte Fahrzeuge. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge sollen auch ATACMS-Raketen enthalten sein - unklar war allerdings zunächst, welche Reichweite diese haben.

Nach einer monatelangen innenpolitischen Hängepartie hatte der US-Kongress am späten Dienstagabend (Ortszeit) mit der Zustimmung des Senats milliardenschwere Hilfen für die von Russland angegriffene Ukraine gebilligt - und damit den Weg für neue Waffenlieferungen erst freigemacht. Das Gesetz sieht Hilfen im Umfang von rund 61 Milliarden US-Dollar (57 Milliarden Euro) für Kiew vor. Die US-Regierung hatte die Freigabe der Mittel vom Parlament lange und vehement gefordert.

Selenski dankt Biden

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski zeigte sich erleichtert über das amerikanische Sofort-Hilfspaket. «Wir bekommen die Unterstützung, die wir brauchen, um unsere Leben weiter vor russischen Angriffen zu schützen», schrieb Selenski auf der Plattform X (früher Twitter). «Ich bin Präsident Biden, dem Kongress und allen Amerikanern dankbar, die erkennen, dass wir Putin den Boden unter den Füssen wegziehen müssen, anstatt ihm zu gehorchen», fügte er hinzu. Mit Blick auf die schwere Lage an der Front betonte der ukrainische Staatschef in seiner abendlichen Videoansprache aber auch: «Nun werden wir alles tun, um die sechs Monate auszugleichen, die in Debatten und Zweifeln vorbeigezogen sind.»

USA lieferten bereits weitreichende ATACMS-Raketen

Bekannt wurde am Mittwochabend zudem, dass die USA bereits vor einiger Zeit ATACMS-Raketen an die Ukraine geliefert haben. Die Präzisionswaffen seien von der US-Regierung im Stillen genehmigt worden, teilte das Verteidigungsministerium mit. Sie seien Teil eines von den USA im März bekannt gegebenen Notfall-Militärpakets für die Ukraine gewesen, dort aber nicht explizit aufgeführt worden, «um die operative Sicherheit der Ukraine auf deren Ersuchen hin aufrechtzuerhalten». Auch bei diesen bereits gelieferten ATACMS-Raketen gab es zunächst keine Angaben darüber, ob es sich um Modelle mit einer Reichweite von rund 300 Kilometern oder solche mit geringerer Reichweite handelte.

Der Sender NBC News berichtete unter Berufung auf US-Regierungsvertreter, die Geschosse seien bereits in der vergangenen Woche bei einem Angriff auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim sowie in dieser Woche bei einem Angriff auf die besetzte Stadt Berdjansk im Südosten der Ukraine zum Einsatz gekommen.

Bereits im Oktober hatte die Ukraine bei der Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg ATACMS-Raketen aus den USA eingesetzt. Damals handelte es sich um Modelle mit einer geringeren Reichweite von rund 165 Kilometern. Die ukrainische Regierung hatte ATACMS-Raketen mit höherer Reichweite gefordert.

Bei dem Waffensystem (englisch: Army Tactical Missile System) gibt es die Sorge, dass damit auch Ziele in Russland angegriffen werden könnten. Daher reagierten die USA und andere westliche Partner lange sehr zögerlich auf die Forderungen aus Kiew.

Pistorius: Russlands Rüstungsproduktion füllt bereits die Depots

Russland produziert derweil nach Einschätzung des deutschen Verteidigungsministers Boris Pistorius bereits Waffen und Munition über den Bedarf für den Angriffskrieg gegen die Ukraine hinaus. Registriert werde, wie mit steigenden Rüstungsausgaben und einer Anordnung der Kriegswirtschaft «ein grosser Teil oder ein Teil dessen, was neu produziert wird, gar nicht mehr an die Front geht, sondern in den Depots landet», sagte Pistorius in der ARD-Sendung «Maischberger».

Er warnte zugleich vor weiteren militärischen Ambitionen von Russlands Präsident Wladimir Putin. Pistorius sagte: «Jetzt kann man naiv sein und sagen, das macht er nur aus Vorsicht. Ich würde eher als skeptischer Mensch sagen in dem Fall, das macht er, weil er im Zweifel irgendwas vorhat oder haben könnte.»

Selenski dankt Katar für Hilfe bei Freilassung verschleppter Kinder

Derweil bedankte sich Selenski beim einflussreichen Golf-Emirat Katar für Hilfe bei der Freilassung von 16 gewaltsam nach Russland verschleppten ukrainischen Kindern. «Dank der Vermittlungsbemühungen unseres befreundeten Katars wurden sie freigelassen und mit ihren Familien zusammengeführt», schrieb Selenski am Mittwochabend auf der Plattform X (vormals Twitter). Die Kinder und ihre Angehörigen befänden sich derzeit in Katar zur medizinischen, psychischen und sozialen Genesung.

Die Ukraine identifizierte bis Februar eigenen Angaben zufolge knapp 20 000 Kinder, die nach Russland oder in russisch besetzte Gebiete der Ukraine gebracht worden sein sollen. Nur mehrere Hundert davon sollen bisher zurückgekehrt sein. Die Angaben konnten unabhängig zunächst nicht überprüft werden. Die Golfstaaten wie Katar pflegen meist gute Beziehungen mit Russland und bemühen sich im Ukraine-Krieg um Neutralität. Moskau ist für sie ein wichtiger Partner etwa im Energiebereich. Russland wird vorgeworfen, durch die gewaltsame Verschleppung absichtlich die Identität ukrainischer Kinder zu zerstören und tiefe emotionale und psychologische Traumata zu verursachen. (dpa)

22:11 Uhr

Mittwoch, 24. April

Russischer Vize-Verteidigungsminister verhaftet

Mehr als zwei Jahre nach Kriegsbeginn ist in Russland einer von mehreren Vize-Verteidigungsministern festgenommen worden. Timur Iwanow werde verdächtigt, Bestechungsgelder entgegengenommen zu haben, teilte Russlands Ermittlungskomitee am Dienstagabend auf Telegram mit. Details nannte die Behörde nicht.

Iwanow, der den Posten seit 2016 innehatte, war laut Medienberichten im Verteidigungsministerium vor allem für Bauvorhaben zuständig - darunter in der besetzten ostukrainischen Stadt Mariupol, die Russlands Armee während der Belagerung in den ersten Kriegsmonaten 2022 selbst völlig zerstört hatte. Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat insgesamt zwölf Stellvertreter.

Korruptionsvorwürfe gegen den 48-jährigen Politiker hatte nach Kriegsbeginn bereits das Team des mittlerweile in Haft ums Leben gekommenen Kremlgegner Alexej Nawalny geäussert: In einer Ende 2022 veröffentlichten Recherche beschuldigten die Kremlgegner Iwanow, er habe sich den Bau von Immobilien in mehreren russischen Regionen durch Auftragnehmer des Verteidigungsministeriums finanzieren lassen. (dpa)

20:18 Uhr

Mittwoch, 24. April

Selenski dankt Biden: Bekommen Unterstützung, die wir brauchen

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat sich erleichtert gezeigt über das Sofort-Hilfspaket, das sein US-Amtskollege Joe Biden angekündigt hat. «Wir bekommen die Unterstützung, die wir brauchen, um unsere Leben weiter vor russischen Angriffen zu schützen», schrieb Selenski am Mittwochabend auf Social Media. «Ich bin Präsident Biden, dem Kongress und allen Amerikanern dankbar, die erkennen, dass wir Putin den Boden unter den Füssen wegziehen müssen, anstatt ihm zu gehorchen», fügte er hinzu.

Nach der Freigabe neuer Ukraine-Hilfen durch den Kongress hatte Biden früher am Tag ein sofortiges neues Militärpaket in Höhe von rund einer Milliarde US-Dollar für das von Russland angegriffene Land angekündigt. «In den nächsten Stunden» werde man damit beginnen, Ausrüstung für die Flugabwehr, Artillerie, Raketensysteme und gepanzerte Fahrzeuge in die Ukraine zu schicken, sagte Biden bei einer Rede im Weissen Haus.

Das neue Paket enthält einer vom US-Verteidigungsministerium veröffentlichten Übersicht zufolge dringend benötigte Artilleriegranaten verschiedener Kaliber und Raketen für Flugabwehrsysteme. Zudem erhält die Ukraine neben anderen Fahrzeugen auch weitere Bradley-Schützenpanzer. Im Unklaren blieb, ob zu der aufgeführten Munition für die Himars-Mehrfachraketenwerfer auch weitreichende ATACMS-Raketen mit circa 300 Kilometer Reichweite gehören werden. Selenski schrieb lediglich, das Hilfspaket enthalte «exakt das», was Biden und er während eines Telefonats vor wenigen Tagen besprochen hätten. (dpa)

17:15 Uhr

Mittwoch, 24. April

Neues Hilfspaket für die Ukraine aus den USA

Nach der Freigabe neuer Ukraine-Hilfen durch den Kongress hat US-Präsident Joe Biden ein sofortiges neues Militärpaket für das von Russland angegriffene Land angekündigt. «In den nächsten Stunden» werde man damit beginnen, Ausrüstung für die Flugabwehr, Artillerie, Raketensysteme und gepanzerte Fahrzeuge in die Ukraine zu schicken, sagte Biden am Mittwoch bei einer Rede im Weissen Haus. (dpa)

US-Präsident Joe Biden.
Bild: Bild: Keystone

12:49 Uhr

Mittwoch, 24. April

Putin geht das Kriegsgeld wohl nicht aus

Russlands Kriegswirtschaft wird laut der Prognose einer Wiener Denkfabrik dieses Jahr um 2,8 Prozent zulegen und nächstes Jahr mit 2,5 Prozent etwas langsamer expandieren. Präsident Wladimir Putin könne in dieser Boomphase auf sprudelnde Steuereinnahmen zurückgreifen, sagte Vasily Astrov vom Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) am Mittwoch. «Putin wird das Geld für den Krieg nicht ausgehen», meinte der Russland-Experte. «Für die russische Wirtschaft stellt sich eher die Frage, was nach dem Krieg kommt, da sie momentan vollkommen von ihm abhängig ist», sagte Astrov.

Wegen des Fachkräftemangels und der staatlich gesteuerten Kriegswirtschaft seien russische Reallöhne voriges Jahr um fast 8 Prozent gestiegen, während sich der private Konsum um 6,5 Prozent erhöht habe, hiess es in dem Bericht des auf das östliche Europa spezialisierten Instituts. Das Bruttoinlandsprodukt sei um 3,6 Prozent gewachsen. Für die Ukraine erwartet das WIIW dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum von 3,2 Prozent, nach 5,3 Prozent im Vorjahr.

Doch die fehlende Flugabwehr in der Ukraine werde immer mehr zum ökonomischen Problem, weil die Energieversorgung und wichtige Industriebetriebe immer öfter getroffen würden. «Letztlich steht und fällt alles mit ausreichender und rechtzeitiger Militär- und Finanzhilfe durch den Westen», sagte Studienautorin Olga Pindyuk. Allein dieses Jahr klaffe in der Ukraine in diesem Bereich eine Finanzierungslücke von 40 Milliarden US-Dollar. (dpa)

06:40 Uhr

Mittwoch, 24. April

Russische Behörden melden Drohnenattacken aus der Ukraine

Die Ukraine hat nach russischen Angaben mit Drohnen Energieanlagen im Gebiet Smolensk in Brand gesetzt. Der Gouverneur des russischen Gebiets, Wassili Anochin, sagte am frühen Mittwochmorgen laut der russischen Nachrichtenagentur Tass: «Unsere Region ist wieder einmal Ziel eines ukrainischen Drohnenangriffs geworden.» Die Luftabwehr der russischen Armee werde eingesetzt. Der Angriff des Feindes auf zivile Energieanlagen habe Brände verursacht. Unabhängig liessen sich die Angaben zunächst nicht überprüfen.

Auch in der russischen Stadt Lipezk wurde ein Drohnenangriff gemeldet. Eine Drohne sei im Industriegebiet abgestürzt, es habe keine Verletzten gegeben, berichtete Tass unter Berufung auf den Gouverneur der Region.

Russland hat vor mehr als zwei Jahren seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine gestartet. Regelmässig beschiesst das russische Militär dabei auch zivile Objekte im Hinterland. Zugleich klagen auch russische Regionen vermehrt über Beschuss der ukrainischen Seite. Die Anzahl der Opfer und die Höhe der Schäden sind aber mit dem Ausmass der von Russland angerichteten Zerstörungen nicht zu vergleichen. (dpa)

06:39 Uhr

Mittwoch, 24. April

Biden: Waffenlieferungen an Ukraine noch in dieser Woche

US-Präsident Joe Biden will noch in dieser Woche mit der Lieferung von Waffen und Ausrüstung an die Ukraine beginnen. Das kündigte er am späten Dienstagabend (Ortszeit) unmittelbar nach der Freigabe neuer Milliardenhilfen für das von Russland angegriffene Land durch das US-Parlament an. «Ich werde dieses Gesetz unterzeichnen und mich an das amerikanische Volk wenden, sobald es morgen auf meinem Schreibtisch liegt, damit wir noch in dieser Woche mit der Lieferung von Waffen und Ausrüstung an die Ukraine beginnen können», teilte Biden mit.

Mit der Verabschiedung des Gesetzespakets, das auch Milliardenhilfen für Israel und Taiwan enthält, habe der US-Kongress die Macht der amerikanischen Führung in der Welt demonstriert, teilte Biden weiter mit. «Wir treten entschlossen für Demokratie und Freiheit und gegen Tyrannei und Unterdrückung ein.»

Es bestehe dringender Unterstützungsbedarf: Für die Ukraine, die einem unerbittlichen Bombardement aus Russland ausgesetzt sei, und für Israel, das sich in jüngster Vergangenheit beispiellosen Angriffen aus dem Iran ausgesetzt gesehen habe. «Dieses wichtige Gesetz wird unsere Nation und unsere Welt sicherer machen, da wir unsere Freunde unterstützen, die sich gegen Terroristen wie die Hamas und Tyrannen wie Putin verteidigen.» (dpa)

15:39 Uhr

Dienstag, 23. April

Litauen liefert gepanzerte Fahrzeuge an die Ukraine

Litauen hat der Ukraine weitere Militärhilfe für den Kampf gegen Russland geleistet. Die Armee des baltischen EU- und Nato-Landes habe gepanzerte M577-Personentransporter an Kiew übergeben, teilte das Verteidigungsministerium in Vilnius am Dienstag mit. Nähere Angaben zur Anzahl oder Ausstattung der Fahrzeuge wurden keine gemacht. (dpa)

13:56 Uhr

Dienstag, 23. April

Russland kündigt verstärkten Beschuss der Ukraine an

Nach der Ankündigung der neuen US-Militärhilfe für die Ukraine hat Russland einen noch stärkeren Beschuss des von ihm seit mehr als zwei Jahren angegriffenen Nachbarlandes angekündigt. «Wir werden die Intensität der Schläge gegen logistische Zentren und Lager westlicher Waffen erhöhen», sagte Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu bei einer Besprechung hochrangiger Militärs am Dienstag.

Westliche Militärexperten hatten seit Tagen davor gewarnt, dass Russland das Zeitfenster bis zum Eintreffen der neuen Waffen und Munition für die Ukraine für eine Intensivierung seine Angriffe nutzen könnte. Nach dem US-Repräsentantenhaus muss noch der Senat in Washington über das Hilfspaket von 61 Milliarden US-Dollar (rund 57 Milliarden Euro) abstimmen. Danach will US-Präsident Joe Biden es freigeben.

Obwohl Moskau bei seinem Beschuss häufig Objekte der zivilen Infrastruktur zerstört, behauptet die russische Militärführung, nur militärische Ziele zu bekämpfen. Vor allem Energieanlagen in der Ukraine hatten die russischen Streitkräfte bombardiert. Nach Angaben Schoigus hat die russische Armee an der Front die Zügel fest in ihrer Hand. Die ukrainischen Soldaten würden aus ihren Positionen zurückgedrängt, sagte er. Die Gegenoffensive Kiews sei gescheitert.

«Seit Beginn der militärischen Spezialoperation belaufen sich die Verluste der ukrainischen Streitkräfte auf fast eine halbe Million Soldaten», sagte Schoigu. Dagegen hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Ende Februar die Zahl der eigenen Gefallenen mit 31 000 angegeben. Westliche Militärexperten schätzen die Verluste - Gefallene und Schwerverwundete - auf beiden Seiten auf mehr als jeweils 100 000. (dpa)

13:04 Uhr

DIENSTAG, 23. APRIL

Ukraine gibt ins Ausland geflüchteten Wehrpflichtigen keine Dokumente

Kurz nach Verabschiedung eines neuen verschärften Mobilisierungsgesetzes hat das ukrainische Aussenministerium den Stopp von Konsulardiensten für ins Ausland geflüchtete wehrpflichtige Männer angeordnet. «Wenn diese Leute meinen, dass dort weit weg jemand an der Front kämpft und sein Leben für diesen Staat opfert und ein anderer sitzt im Ausland und erhält dabei Dienstleistungen dieses Staates, so funktioniert das nicht», schrieb Aussenminister Dmytro Kuleba am Dienstag beim Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter).

Er habe daher entsprechende Massnahmen angeordnet, teilte Kuleba mit, ohne Details zu nennen. «Der Aufenthalt im Ausland befreit den Bürger nicht von seinen Pflichten gegenüber dem Vaterland», unterstrich er. Das sei nur fair.

Vorher war in ukrainischen Medien ein Brief von Kulebas Stellvertreter Andrij Sybiha aufgetaucht, demzufolge ab Dienstag konsularische Dienstleistungen für Männer im wehrpflichtigen Alter zwischen 18 und 60 Jahren vorläufig einzustellen sind. Ausnahme ist die Ausstellung von Dokumenten, die für eine Rückkehr in die Ukraine erforderlich sind. Das neue Gesetz sieht dabei für die Erteilung von konsularischen Diensten die Vorlage eines aktuellen Wehrpasses für diese Männer vor, den diese nur im Land selbst erhalten können.

Nach Bekanntwerden des Punktes in dem Gesetz hatten sich vor ukrainischen Konsulaten in den Hauptfluchtländern in der Europäischen Union lange Schlangen von Männern gebildet. Diese wollten vor Inkrafttreten noch neue Pässe beantragen.

Die Ukraine wehrt seit über zwei Jahren eine russische Invasion ab. Mit der Einführung des Kriegsrechts wurde Wehrpflichtigen bis auf wenige Ausnahmen die Ausreise verboten. Trotzdem sind Hunderttausende ukrainische Männer mit gefälschten Dokumenten oder über die grüne Grenze ins Ausland geflüchtet, um sich dem Kriegsdienst zu entziehen. Dem ukrainischen Innenminister Ihor Klymenko zufolge fahndet seine Behörde bereits nach Hunderttausenden, die Einberufungsbescheide und Musterungsvorladungen ignoriert haben. (dpa)

13:10 Uhr

DIENSTAG, 23. APRIL

Gesperrte russische Vermögenswerte in der Schweiz geschrumpft

Die in der Schweiz aufgrund von Sanktionen nach Beginn des Ukraine-Kriegs gesperrten russischen Gelder sind im Umfang geschrumpft. Das liege vor allem am Wertverlust von Anlagen, etwa durch Aktienkursrückgänge und Wechselkursschwankungen, berichtete das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Dienstag in Bern. Der Umfang ging bis Ende 2023 innerhalb eines Jahres von 7,5 Milliarden Franken (7,7 Mrd Euro) auf 5,8 Milliarden Franken (5,9 Mrd Euro) zurück.

Bei 140 Millionen Franken hätten Abklärungen ergeben, dass die rechtlichen Voraussetzungen für eine Sperre fehlten. Im Laufe des vergangenen Jahres seien neu 580 Millionen Franken blockiert worden. Insgesamt seien zudem zurzeit 17 Immobilien sowie Kunstwerke, Instrumente und Sport- und Luxusfahrzeuge gesperrt.

Die Schweiz steht in der Kritik, weil Experten dort viel mehr Geld von russischen Oligarchen vermuten, die der Regierung in Moskau nahestehen. Die Schweizer Bankiersvereinigung hatte die Gesamtsumme von Vermögen russischer Kunden 2022 auf 150 bis 200 Milliarden Franken geschätzt. Der Grossteil davon gehöre aber Menschen und Firmen, die nicht von Sanktionen betroffen seien, betonte das Seco. Die Schweiz hat alle Sanktionspakete der Europäischen Union übernommen. Das hatte sie trotz ihrer Neutralität nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 entschieden.

Das Seco geht nach Angaben seiner Experten nicht davon aus, dass noch grössere Summen von sanktionierten Personen oder Unternehmen in der Schweiz unentdeckt sind. Möglich sei aber, dass bei neuen Sanktionspaketen weitere Vermögen blockiert werden.

Der Wert der gesperrten Gelder der russischen Nationalbank liege nach aktuellem Wechselkurs bei 7,24 Milliarden Franken (7,4 Mrd Euro), nach 7,4 Milliarden Franken Ende 2022, teilte das Seco mit. In Bezug auf die mögliche Verwendung der darauf anfallenden Zinsen zugunsten der Ukraine beobachte das Seco die Diskussionen in Europa und den USA. Die Lage sei aber rechtlich kompliziert, weil die Gelder in der Schweiz auf Konten von Geschäftsbanken liegen. (dpa)

09:33 Uhr

Dienstag, 23. April

Viele Verletzte bei russischem Drohnenangriff auf Odessa

Bei einem nächtlichen russischen Drohnenangriff auf die ukrainische Hafenstadt Odessa sind offiziellen Angaben zufolge neun Menschen verletzt worden.

«Vier davon sind Kinder - zwölf und neun Jahre sowie zwei Babys, die noch nicht einmal ein Jahr alt sind», schrieb der Militärgouverneur der Region, Oleh Kiper, am Dienstag auf seinem Telegram-Kanal. Alle vier seien mit mittelschweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert worden. Von Todesopfern ist bislang nichts bekannt.

Die Attacke hat ein Wohnviertel mit niedriger Bebauung getroffen. Mehrere Häuser wurden beschädigt. Die Stadtverwaltung spricht von mindestens 14 beschädigten Wohnungen. Die Bergungstrupps haben Dutzende Menschen aus den Trümmern gerettet, darunter auch drei Kinder.

Russland beschiesst in seinem seit nunmehr mehr als zwei Jahre andauernden Angriffskrieg gegen die Ukraine auch regelmässig das Hinterland des benachbarten Staates. Immer wieder werden dadurch Infrastrukturobjekte beispielsweise zur Strom- und Wasserversorgung zerstört und Zivilisten getötet oder verletzt. (dpa)

09:03 Uhr

Dienstag, 23. April

Grossbritannien verspricht grosses Militärpaket für Ukraine

Grossbritannien hat der Ukraine sein bisher grösstes Hilfspaket mit Dutzenden Kampfbooten, Hunderten Fahrzeugen, mehr als 1600 Raketen und Millionen Schuss Munition versprochen. «Die Verteidigung der Ukraine gegen die brutalen Ambitionen Russlands ist für unsere Sicherheit und für ganz Europa von entscheidender Bedeutung», sagte der britische Premierminister Rishi Sunak einer Mitteilung vom Montagabend zufolge vor einem Besuch in Polen. «Sollte (Kremlchef Wladimir) Putin in diesem Angriffskrieg Erfolg haben, wird er nicht vor der polnischen Grenze Halt machen.»

Sunak will sich an diesem Dienstag in Warschau mit dem polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg treffen, wie es in der Mitteilung weiter hiess. Dabei wollten sie über weitere Unterstützung für die Ukraine im Krieg gegen Russland sprechen. Am Mittwoch will sich Sunak in Berlin mit Bundeskanzler Olaf Scholz treffen.

«Die Streitkräfte der Ukraine kämpfen weiterhin tapfer, aber sie brauchen unsere Unterstützung – und zwar jetzt», sagte Sunak. Das neue Paket werde die Ukraine dabei unterstützen. Der Mitteilung zufolge geht es um die schnelle Lieferung von Munition, Flugabwehr, Drohnen und technischer Unterstützung im Wert von 500 Millionen Pfund (580 Mio Euro).

Weiterhin soll die Ukraine 60 Militärboote erhalten, darunter Angriffs- und Tauchboote sowie Seegeschütze. Die britische Regierung kündigte zudem mehr als 1600 Angriffs- und Flugabwehrraketen sowie zusätzliche präzisionsgelenkte Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow an. Auch Hunderte gepanzerte Fahrzeuge sollen an die Ukraine geliefert werden. (dpa)

20:18 Uhr

MONTAG, 22. APRIL

Biden verspricht Selenski schnelle Unterstützung

Kurz vor der Abstimmung im US-Senat über ein neues Ukraine-Hilfspaket hat US-Präsident Joe Biden dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski schnelle Unterstützung in Aussicht gestellt. Biden habe am Montag mit seinem Amtskollegen telefoniert, hiess es in einer Mitteilung des Weissen Hauses. Sobald der Senat das Gesetz verabschiedet und Biden es unterzeichnet habe, werde seine Regierung «schnell neue Sicherheitshilfen bereitstellen, um den dringenden Bedarf der Ukraine auf dem Schlachtfeld und in der Luftverteidigung zu decken».

Die US-Hilfen würden demnach ausserdem dazu beitragen, die finanzielle Stabilität der Ukraine aufrechtzuerhalten, kritische Infrastruktur in dem von Russland angegriffenen Land wieder zu errichten und Reformen für die Integration der Ukraine in den euro-atlantischen Raum voranzutreiben.

Die Ukraine kann nach monatelangem Stillstand mit neuen Hilfen in Milliardenhöhe aus den USA rechnen. Das US-Repräsentantenhaus billigte am Samstag mit überparteilicher Mehrheit ein Hilfspaket von 61 Milliarden US-Dollar (57 Milliarden Euro), das auch dringend benötigte Waffenlieferungen zur Verteidigung gegen Russland enthält. Die nötige Zustimmung des Senats steht noch aus, gilt aber als sicher - mit ihr wird Mitte der Woche gerechnet. Biden hat angekündigt, das Gesetz «sofort» zu unterschreiben. (dpa)

11:53 Uhr

Montag, 22. April

Kreml: US-Waffenhilfe wird Lage an der Front nicht ändern

Das vom US-Repräsentantenhaus genehmigte militärische Hilfspaket für die Ukraine wird nach Darstellung des Kremls keine grundsätzliche Änderung auf dem Schlachtfeld herbeiführen. Die russischen Einheiten seien derzeit auf dem Vormarsch, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. «Natürlich führen die bereitgestellten Gelder und die Waffen, die von diesem Geld geliefert werden, nicht zu einer Änderung dieser Dynamik.» Stattdessen würden sie zu mehr Opfern unter den Ukrainern und zu einer grösseren Zerstörung führen, sagte er.

Peskow warf den USA vor, sich an der Waffenhilfe für die Ukraine zu bereichern. Das Repräsentantenhaus hatte am Samstag ein Hilfspaket über 61 Milliarden Dollar (57 Milliarden Franken) an die Ukraine verabschiedet.

Scharfe Kritik übte der Kreml auch an einem weiteren Gesetzesvorhaben in Washington; die geplante Beschlagnahmung russischer Besitztümer in den USA. Das seien ungesetzliche Handlungen. «Dementsprechend werden sie zum Objekt von bestimmten Gegenmassnahmen und juristischer Auseinandersetzungen», kündigte Peskow an. Zudem werde eine solche Enteignung den wirtschaftlichen Interessen der USA schaden, weil viele Investoren sich künftig stark überlegen würden, ob sie dort noch investierten. (dpa)

11:15 Uhr

MONTAG. 22. APRIL

Baerbock: US-Hilfe für Ukraine sichert europäische Friedensordnung

Aussenministerin Annalena Baerbock hat das Votum des US-Repräsentantenhauses für neue milliardenschwere Militärhilfen für die Ukraine als entscheidenden Durchbruch gewertet. «Das ist nicht nur ein guter und wichtiger Moment für die Ukraine, sondern das ist auch ein wichtiger Moment für die Sicherung der Europäischen Friedensordnung», sagte die Grünen-Politikerin am Montag bei einem EU-Treffen in Luxemburg. Man habe endlich eine Situation erreicht, in der «die Herzen der beiden wichtigsten Ukraine-Unterstützer der Europäer und der Amerikaner wieder im gleichen Takt schlagen». Dies sei wichtig, weil der russische Präsident Wladimir Putin derzeit alle vorhandenen Mittel dafür nutze, um die Ukraine zu zerstören und die europäische Friedensordnung anzugreifen.

Angesichts der massiven russischen Drohnen, Raketen- und Bombenangriffe auf die Ukraine, warb Baerbock zudem noch einmal für die deutsche Initiative zur Lieferung zusätzlicher Luftverteidigungssysteme. «Wir von deutscher Seite (...) appellieren eindringlich (...), dass jeder noch einmal in seine Bestände schaut und sichtet, wie die Luftverteidigungsunterstützung ausgebaut werden kann», sagte sie.  Russland greife ganz gezielt die zivile Infrastruktur an, die es zum Leben brauche. Genau diese Orte müssten besonders geschützt werden.

Das US-Repräsentantenhaus hatte am Wochenende mit überparteilicher Mehrheit ein Hilfspaket von 61 Milliarden US-Dollar (57 Milliarden Euro) gebilligt, das auch dringend benötigte Waffenlieferungen zur Verteidigung gegen Russland umfasst. Damit folgte die Parlamentskammer einer Forderung von US-Präsident Joe Biden. Die nötige Zustimmung des Senats gilt als sicher. Mit Abstimmungen dort wird ab Dienstag gerechnet, Mittwoch könnten die Hilfen auf Bidens Schreibtisch landen. Der Demokrat kündigte an, die Pakete dann sofort zu unterzeichnen. (dpa)

10:58 Uhr

MONTAG. 22. APRIL

Gazprom steigt zum wichtigsten Pipelinegas-Lieferanten für China auf

Der mehrheitlich staatliche russische Energiekonzern Gazprom ist zum wichtigsten Lieferanten von Pipelinegas für China aufgestiegen. Im Februar habe der Konzern 2,5 Milliarden Kubikmeter Gas über die Leitung «Kraft Sibiriens» exportiert, berichtete die russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf den chinesischen Zoll. Der langjährige Rekordhalter Turkmenistan exportierte demnach im gleichen Zeitraum nur 2,4 Milliarden Kubikmeter.

Die russische Führung hat auch wegen der zunehmenden Spannungen mit dem Westen bereits vor Jahren eine wirtschaftliche Wende des Landes gen Osten verkündet. Nach dem Ausbruch des von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat sich dieser Trend noch verstärkt. Im Gegensatz zu den westlichen Staaten hat Peking Moskaus Invasion nicht verurteilt und auch keine Sanktionen verhängt.

Die 2019 in Betrieb genommene Pipeline «Kraft Sibiriens» hat laut Projektdeklaration eine Kapazität von 38 Milliarden Kubikmeter pro Jahr. Daneben liefert Russland auch noch Flüssiggas (LNG). Im Februar waren dies umgerechnet 593 Millionen Kubikmeter. Damit liegt das Land bei den LNG-Lieferanten Chinas an vierter Stelle. LNG- und Pipelinegas zusammengerechnet hat Russland schon länger die Führungsposition bei Gaslieferungen für China inne. (dpa)

08:25 Uhr

Montag. 22. April

Weltweite Militärausgaben durch Ukraine-Krieg auf Höchststand

Die weltweiten Militärausgaben haben 2023 wieder einen Höchststand erreicht. Mitverantwortlich für diesen beispiellosen Anstieg sei auch der Krieg zwischen Russland und der Ukraine, heisst es in einem Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri, der am Montag veröffentlicht wurde. Demnach gibt kein Land so viel Geld für das Militär aus wie die Vereinigten Staaten. Spitzenreiter in Europa ist Grossbritannien, gefolgt von Deutschland.

Bereits zum neunten Mal in Folge hätten die Zahlen die Ausgaben des Vorjahres übertroffen, hiess es weiter. Demnach stiegen die Ausgaben im Jahr 2023 inflationsbereinigt um 6,8 Prozent auf 2,44 Billionen US-Dollar (rund 2,28 Billionen Franken) - der grösste Anstieg im Jahr-zu-Jahr-Vergleich seit 2009. 2022 waren es noch 2,24 Billionen Dollar (rund 2,04 Billionen Franken) gewesen. (dpa)

06:04 Uhr

Montag, 21. April

Die Nacht auf Montag im Überblick

Nach der Zusage von Milliardenunterstützung aus den USA und neuer Flugabwehrsysteme von den Nato-Mitgliedern schöpft die Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen die russische Invasion neue Hoffnung. Allerdings bat Präsident Wolodimir Selenski die Unterstützer seines Landes, die Zeitspanne zwischen Zusagen militärischer Hilfe und der tatsächlichen Lieferung möglichst kurz zu halten. «Die Zeit zwischen den politischen Entscheidungen und den tatsächlichen Verlusten des Gegners an der Front, zwischen der Verabschiedung des Pakets und der Stärke unserer Jungs sollte so kurz wie möglich sein», sagte Selenski am Sonntag in seiner abendlichen Videoansprache.

Wolodimir Selenski.
Bild: Bild: AP

Das US-Repräsentantenhaus hatte am Samstag die Freigabe eines Hilfspakets im Umfang von 61 Milliarden US-Dollar (rund 57 Milliarden Franken) für die Ukraine gebilligt, das dringend benötigte Waffenlieferungen zur Verteidigung gegen Russland enthält. Davor hatte die Nato am Freitag beschlossen, die Ukraine mit weiteren Flugabwehrsystemen zu stärken. Ein Zeitrahmen für die Lieferung wurde in beiden Fällen nicht genannt. Lediglich in US-Militärkreisen verlautete, die benötigten Waffensysteme und Munition könnten schon in Kürze übergeben werden.

Der demokratische Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im US-Senat, Mark Warner, machte Hoffnung auf eine rasche Lieferung weittragender Raketensysteme vom Typ ATACMS. Er setze darauf, dass diese sofort losgeschickt würden, wenn das Gesetz endgültig verabschiedet sei. Der US-Senat muss dem Paket noch zustimmen, ehe Präsident Joe Biden das Gesetz unterzeichnen kann. Seine Zustimmung gilt als sicher.

«Jeder Tag ist jetzt wichtig - wichtig in der Kommunikation, in der Politik, in der Logistik», unterstrich Selenski die Bedeutung möglichst schneller Lieferung. «Gemeinsam müssen wir den russischen Terror stoppen, Russlands Kriegspotenzial begrenzen und Putin zwingen, das Offensichtliche zu erkennen - nämlich, dass dieser Krieg ihm nichts bringen wird.»

Kurz zuvor hatte Selenski in einem Beitrag auf den Plattformen X (ehemals Twitter) und Telegram auf die Nutzlosigkeit von Waffensystemen in Regalen und Lagerhallen hingewiesen. «Patriots können nur Flugabwehrsysteme genannt werden, wenn sie funktionieren und Leben retten, statt irgendwo unbeweglich in Lagern herumstehen, schrieb er. Moderne Kampfflugzeuge könnten entscheidend daran mitwirken, wenn es darum gehe, «ob Kinder oder Enkel der heutigen Generation in Frieden und Sicherheit leben können».

US-Hilfen nicht zu spät

Die US-Hilfen in Milliardenhöhe kommen nach Auffassung von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg nicht zu spät. Die Verzögerung habe aber reale Folgen für die Ukraine gehabt, sagte Stoltenberg am Sonntag dem US-Sender MSNBC. «Die Ukrainer sind jetzt seit Monaten waffentechnisch unterlegen (...) Die Russen hatten viel mehr Munition und die Ukrainer waren gezwungen, ihre Munition zu rationieren», sagte Stoltenberg. «Aber es ist noch nicht zu spät. Die Ukrainer haben bei der Verteidigung ihres Landes enorme Fähigkeiten bewiesen.»

Tschassiw Jar in der Ostukraine schwer umkämpft

Die zuletzt schwer umkämpfte Kleinstadt Tschassiw Jar im Osten der Ukraine bleibt trotz starker russischer Angriffe nach Berichten weiter unter der Kontrolle des ukrainischen Militärs. «Tschassiw Jar hält», sagte am Sonntag der Sprecher der dortigen Truppenverbände, Nasar Woloschyn, im ukrainischen Fernsehen. «Der Feind drückt zwar, aber die Lage ist unter Kontrolle, es gibt keine russischen Truppen in der Stadt.» Die russischen Bodentruppen versuchten erfolglos, mit Artillerieunterstützung vorzudringen. Mindestens 13 russische Angriffe seien bis zum Abend abgewehrt worden, teilte der Generalstab in Kiew am Abend mit. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Die Kleinstadt Tschassiw Jar gilt als nächstes Ziel der russischen Armee. Die Front verläuft wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Der Ort liegt unweit der vor knapp einem Jahr von den Russen nach schweren Kämpfen eingenommenen Stadt Bachmut.  Erst vor wenigen Tagen hatte Selenskyj Tschassiw Jar besucht und die Verteidigungsanlagen inspiziert.

Kiew berichtet von starkem Druck russischer Truppen

Das russische Militär hat die ukrainischen Verteidiger an verschiedenen Frontabschnitten im Osten und Süden des Landes am Sonntag schwer unter Druck gesetzt. Der Generalstab in Kiew sprach am Sonntagabend in seinem täglichen Frontbericht von 37 Luftangriffen und schwerem Beschuss durch Mehrfachraketenwerfer. Eine Reihe von Angriffen russischer Einheiten an diversen Abschnitten sei abgeschlagen worden.

Berichte: Russisches Kriegsschiff in Sewastopol schwer beschädigt

Das ukrainische Militär reklamierte am Sonntag die Beschädigung eines Schiffs der russischen Marine für sich. Demnach wurde das Schiff «Kommuna» in einem Hafen von Sewastopol auf der von Russen besetzten Halbinsel Krim getroffen und schwer beschädigt, wie ukrainische Medien unter Berufung auf führende Militärs in Kiew berichteten. Zuvor war in russischen sozialen Medien am Sonntag von einer Explosion auf einem Schiff berichtet worden, die möglicherweise auf den Einschlag einer Rakete oder einer Kampfdrohne zurückzuführen sei. Eine offizielle Erklärung dazu von russischer Seite lag zunächst nicht vor. Die ukrainischen Streitkräfte haben in den vergangenen Monaten wiederholt russische Schiffe rund um die Krim mit verschiedenen Waffensystemen angegriffen.

Bei dem Schiff handle es sich um das U-Boot-Bergungsschiff «Kommuna», verlautete am Nachmittag aus Militärkreisen in Kiew. Der bereits 1912 auf Stapel gelegte Katamaran ist das wohl älteste aktive Schiff der russischen Marine. (dpa)

21:49 Uhr

SONNTAG, 21. APRIL

Stoltenberg: US-Hilfe kommt für Ukraine nicht zu spät

Die erwarteten US-Hilfen in Milliardenhöhe für die Ukraine kommen nach Auffassung von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg nicht zu spät für das von Russland angegriffene Land.

Die Verzögerung habe aber reale Folgen für die Ukraine gehabt, sagte Stoltenberg am Sonntag dem US-Sender MSNBC. «Die Ukrainer sind jetzt seit Monaten waffentechnisch unterlegen (...) Die Russen hatten viel mehr Munition und die Ukrainer waren gezwungen, ihre Munition zu rationieren», sagte Stoltenberg. «Aber es ist noch nicht zu spät. Die Ukrainer haben bei der Verteidigung ihres Landes enorme Fähigkeiten bewiesen.»

Das US-Repräsentantenhaus hatte am Samstag nach monatelanger Blockade mit überparteilicher Mehrheit ein Hilfspaket von 61 Milliarden US-Dollar (57 Milliarden Euro) gebilligt, das dringend benötigte Waffenlieferungen zur Verteidigung gegen Russland enthält. Die nötige Zustimmung des Senats gilt als sicher - mit ihr wird Mitte der Woche gerechnet. Im Anschluss muss Biden das Gesetz unterschreiben.

Stoltenberg betonte, dass weiterhin keine Nato-Kampfpräsenz in der Ukraine geplant sei. Die Nato-Partner hätten aber das Recht, der Ukraine zu helfen. Das mache die Nato nicht zu einer Konfliktpartei. «Aber natürlich haben mehrere Nato-Bündnispartner Männer und Frauen in Uniform, die in den Botschaften Ratschläge erteilen», sagte Stoltenberg auf die Frage nach einem Bericht über die Entsendung zusätzlicher US-Militärberater.

Das Portal «Politico» hatte zuvor geschrieben, dass die USA erwägen, weitere Berater an ihre Botschaft in Kiew zu schicken. Diese würden nicht an Kampfhandlungen teilnehmen, sondern die ukrainische Regierung und das ukrainische Militär beraten und unterstützen, hiess es. (dpa)

17:53 Uhr

SONNTAG, 21. APRIL

Selenski: Liefert die Hilfe so schnell wie möglich

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat die Partner und Unterstützer seines Landes gebeten, die Zeitspanne zwischen Zusagen militärischer Hilfe und der tatsächlichen Lieferung möglichst kurz zu halten.

«Die Zeit zwischen den politischen Entscheidungen und den tatsächlichen Verlusten des Gegners an der Front, zwischen der Verabschiedung des Pakets und der Stärke unserer Jungs sollte so kurz wie möglich sein», sagte Selenski am Sonntag in seiner allabendlichen Videoansprache vor allem mit Blick auf die jüngste Entscheidung des US-Senats.

Dieser hatte am Samstag die Freigabe eines Hilfspakets im Umfang von 61 Milliarden US-Dollar (rund 57 Mrd Euro) für die Ukraine gebilligt, das dringend benötigte Waffenlieferungen zur Verteidigung gegen Russland enthält. Davor hatte die Nato am Freitag beschlossen, die Ukraine mit weiteren Flugabwehrsystemen zu stärken.

«Jeder Tag ist jetzt wichtig - wichtig in der Kommunikation, in der Politik, in der Logistik», unterstrich Selenski die Bedeutung möglichst schneller Lieferung. «Gemeinsam müssen wir den russischen Terror stoppen, Russlands Kriegspotenzial begrenzen und Putin zwingen, das Offensichtliche zu erkennen - nämlich, dass dieser Krieg ihm nichts bringen wird.»

Kurz zuvor hatte Selenskyj in einem Beitrag auf den Plattformen X und Telegram auf die Nutzlosigkeit von Waffensystemen in Regalen und Lagerhallen hingewiesen. «Patriots können nur Flugabwehrsysteme genannt werden, wenn sie funktionieren und Leben retten, statt irgendwo unbeweglich in Lagern herumstehen, schrieb er.

Und moderne Kampfflugzeuge könnten entscheidend daran mitwirken, wenn es darum gehe, «ob Kinder oder Enkel der heutigen Generation in Frieden und Sicherheit leben können». (dpa)

17:30 Uhr

SONNTAG, 21. APRIL

«Kein zweites Afghanistan»: Selenski dankt Washington für neue Waffenlieferungen. Und er bringt Wünsche an

Nach dem Ja des US-Repräsentantenhauses zu neuen Ukraine-Mitteln sagt Präsident Wolodimir Selenski: Dank amerikanischer Waffen könne sich sein Land «die Chance auf einen Sieg» gegen Russland wahren. (chm)

17:01 Uhr

SONNTAG, 21. APRIL

Selenski dringt auf schnelle Waffenlieferungen

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski dringt nach der Genehmigung neuer US-Hilfen im Repräsentantenhaus auf schnelle Waffenlieferungen in sein von Russland angegriffenes Land. «Wir haben jetzt die Chance, die Situation zu stabilisieren und die Initiative zu ergreifen», sagte Selenski am Sonntag laut Übersetzung dem US-Sender NBC. Jetzt gehe es darum, dass die Waffen auch tatsächlich schnell geliefert werden. «Wenn wir sie bekommen, (...) dann haben wir die Chance, die Initiative zu ergreifen und voranzukommen, um die Ukraine zu schützen.» Einen Zeitplan wollte der ukrainische Präsident auf Nachfrage nicht nennen.

Er warnte allerdings erneut eindringlich vor Kremlchef Wladimir Putin. «Wenn die Ukraine scheitert, wird Putin auf jeden Fall ins Baltikum einmarschieren», sagte Selenski. «Er will alle ehemaligen Sowjetrepubliken, die jetzt unabhängige Staaten sind, zurückerobern. Ob sie nun in der NATO sind oder nicht, ist ihm egal.» Selenski nannte auch Länder wie Polen oder Deutschland, wurde dann aber von der Moderatorin unterbrochen, die ihn fragte, wie gross er die Bedrohung des Westens durch Putin einschätze. «Ich glaube, er will noch weitergehen.» Putin wolle den sowjetischen Block wiederherstellen.

Das US-Repräsentantenhaus hatte am Samstag mit überparteilicher Mehrheit ein Hilfspaket von 61 Milliarden US-Dollar (57 Milliarden Euro) gebilligt, das auch dringend benötigte Waffenlieferungen zur Verteidigung gegen Russland enthält. Die nötige Zustimmung des Senats gilt als sicher. Der Text dringt auch auf die Lieferung weittragender Raketensysteme vom Typ ATACMS. (dpa)

16:53 Uhr

SONNTAG, 21. APRIL

Explosion in Sewastopol – Raketen auf Odessa

In einem Hafen von Sewastopol auf der von Russland besetzten ukrainischen Halbinsel Krim ist ein Schiff in Brand geraten. Russische soziale Medien berichteten am Sonntag von einer Explosion auf einem Schiff, die möglicherweise auf den Einschlag einer Rakete oder einer Kampfdrohne zurückzuführen sei. Eine offizielle Erklärung dazu von russischer Seite lag zunächst nicht vor. Die ukrainischen Streitkräfte haben in den vergangenen Monaten wiederholt russische Schiffe rund um die Krim mit verschiedenen Waffensystemen angegriffen.

Bei dem Schiff handle es sich um das U-Boot-Bergungsschiff «Kommuna», verlautete am Nachmittag aus Militärkreisen in Kiew. Der bereits 1912 auf Stapel gelegte Katamaran ist das wohl älteste aktive Schiff der russischen Marine.

Unterdessen griffen russische Militärs die südukrainische Hafenstadt Odessa von der Halbinsel Krim aus mit ballistischen Raketen an. Ukrainische Medien berichteten am Sonntag von einer Explosion in der Stadt, bei der mindestens vier Menschen verletzt wurden. (dpa)

15:11 Uhr

SONNTAG, 21. APRIL

Selenski sieht Chance auf Sieg nach Billigung neuer US-Hilfen

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski sieht nach der Genehmigung neuer US-Hilfen für sein angegriffenes Land «eine Chance auf den Sieg» gegen Russland. «Ich denke, diese Unterstützung wird die Streitkräfte der Ukraine wirklich stärken», sagte Selenski am Sonntag dem US-Sender NBC laut Übersetzung.

«Und wir werden eine Chance auf den Sieg haben, wenn die Ukraine wirklich die Waffensysteme bekommt, die wir so dringend brauchen», fügte er hinzu. Selenskibetonte, dass die Ukraine vor allem Raketen mit längerer Reichweite benötige.

Das US-Repräsentantenhaus hatte am Samstag mit überparteilicher Mehrheit ein Hilfspaket von 61 Milliarden US-Dollar (57 Milliarden Euro) gebilligt, das auch dringend benötigte Waffenlieferungen zur Verteidigung gegen Russland enthält. Die nötige Zustimmung des Senats gilt als sicher. Der Text dringt auch auf die Lieferung weittragender Raketensysteme vom Typ ATACMS. Selenski betonte, dass die Ukraine derartige Waffen brauche, um weniger Streitkräfte an der Front zu verlieren. Sein Land brauche ausserdem Luftabwehr. «Das ist entscheidend, das sind jetzt die Prioritäten.» (dpa)

08:55 Uhr

SONNTAG, 21. APRIL

Ukraine will mit US-Hilfe Militär und Wiederaufbau finanzieren

Die Ukraine erwartet angesichts der vom US-Repräsentantenhaus gebilligten milliardenschweren Militärhilfe eine Stärkung ihres Kampfes gegen den russischen Angriffskrieg. Der ukrainische Regierungschef Denys Schmyhal teilte bei Facebook mit, dass von dem Paket etwa 50 Milliarden US-Dollar (rund 47 Milliarden Euro) für die Verteidigung der Ukraine ausgegeben werden sollten. Das bedeute mehr Waffen für die Ukraine, darunter mehr Flugabwehr und Geschosse mit grösserer Reichweite.

7,8 Milliarden US-Dollar seien vorgesehen, um den Staatshaushalt der Ukraine zu stützen. 1,57 Milliarden US-Dollar wiederum seien als Wirtschaftshilfe geplant und 400 Millionen US-Dollar zum Schutz der Grenzen und für die Minenräumung. Von dem Geld solle auch die Wiederherstellung der wichtigen Infrastruktur finanziert werden. Russland hatte zuletzt mit Raketen- und Drohnenangriffen vor allem die Energieanlagen des Landes zerstört oder beschädigt.

Nach monatelanger Blockade hatte das US-Repräsentantenhaus am Samstag ein neues milliardenschweres Hilfspaket für die Ukraine gebilligt. Die Parlamentskammer verabschiedete einen entsprechenden Gesetzentwurf, der rund 61 Milliarden US-Dollar (57 Milliarden Euro) für Kiew enthält. Die nötige Zustimmung des Senats steht noch aus, gilt aber als sicher.

«Ein schlechter Tag für Putin», kommentierte der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba im sozialen Netzwerk X (vormals Twitter) die Entscheidung in den USA. Kremlchef Wladimir Putin hatte den Angriffskrieg am 24. Februar 2022 begonnen. Kuleba dankte den USA – wie zuvor auch Präsident Wolodymyr Selenskyj – für die in Aussicht gestellte Hilfe. «Die Vereinigten Staaten haben ihre globale Führerschaft noch einmal bestätigt», schrieb Kuleba.

Russland führt seit mehr als zwei Jahren seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Das in die EU und in die Nato strebende Land verteidigt sich gegen die russische Invasion mit westlicher Militärhilfe und konnte einen Vormarsch von Moskaus Truppen immer wieder stoppen und verhindern, dass die Angreifer ihre Ziele erreichen. (dpa)

08:39 Uhr

Sonntag, 21. April

Nawalnaja warnt: Putin ist unberechenbar

Kremlgegnerin Julia Nawalnaja hält Russlands Präsidenten Wladimir Putin für unberechenbar - und schliesst nicht aus, dass der Kremlchef irgendwann doch Atomwaffen einsetzen könnte. «Wir wissen nicht, was wir von ihm zu erwarten haben», sagte die Witwe des verstorbenen russischen Oppositionellen Alexej Nawalny in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. Sie fügte hinzu: «Wahrscheinlich würde er es tun.» Es sei wie zu Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine: Sie hätte damals auch nicht mit dem Angriff Putins gerechnet, weil es derart starke Verbindungen zwischen den beiden Ländern gebe. «Aber er hat beschlossen, es zu tun. Er macht den Menschen Angst und hält sie in Angst. Niemand weiss, was Putin morgen machen wird.» Sie sei sich nicht sicher, ob der Kremlchef wirklich eine «starke Strategie» habe.

In der Festnahme mehrerer mutmasslicher russischer Spione sieht Nawalnaja ein weiteres Zeichen dafür, dass Putin seinen Kampf längst auch im Herzen Europas mit allen Mitteln führt. «Putin hat nicht jetzt damit angefangen – er macht es schon die ganze Zeit. Er beginnt Kriege, er tötet seine Gegner», sagte sie und fügte hinzu: «Ich bin immer davon ausgegangen, dass es in Europa viele russische Spione gibt, das ist offensichtlich.» Sie bedauerte vielmehr, dass Europa die von Russland ausgehenden Gefahren nicht früher benannt habe. «Mir wäre es lieber, wenn Europa dies viel häufiger und früher thematisiert hätte. Dann hätten wir wahrscheinlich einige Kriege und einige Morde verhindern können.»

In Bayern wurden am vergangenen Mittwoch zwei deutsch-russische Staatsbürger festgenommen, die für Moskau Ziele für mögliche Sabotageakte in Deutschland ausgekundschaftet haben sollen. Beide sitzen in Untersuchungshaft. In Polen liess der dortige Geheimdienst einen Mann festnehmen, der dem russischen Militärgeheimdienst angeblich bei der Planung eines Attentats auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj helfen wollte. (dpa)

06:00 Uhr

Sonntag, 21. April

Ukraine sieht US-Milliarden als Hilfe für Sieg - Nacht im Überblick

Für die Ukraine ist die vom US-Repräsentantenhaus gebilligte milliardenschwere Militärhilfe nach den Worten von Präsident Wolodimir Selenski in Kiew überlebenswichtig im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg. «Und es ist ein sehr bedeutendes Paket, das sowohl unsere Kämpfer an der Front als auch unsere Städte und Dörfer, die unter dem russischen Terror leiden, zu spüren bekommen werden», sagte Selenski in seiner am Samstagabend in Kiew verbreiteten Videobotschaft. «Das ist eine Entscheidung, die uns das Leben rettet.»

Wäre es nur nach Joe Biden gegangen, wäre die Hilfszusage für die Ukraine bereits viel früher erfolgt.
Bild: Keystone

Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow schrieb im sozialen Netzwerk X, dass die ganze Welt auf diese Entscheidung gewartet habe, «die den Sieg gegen den russischen Aggressor näher bringen wird». Das US-Repräsentantenhaus hatte nach monatelanger Blockade ein milliardenschweres Hilfspaket für die Ukraine gebilligt. Die Parlamentskammer verabschiedete am Samstagnachmittag (Ortszeit) einen entsprechenden Gesetzentwurf, der rund 61 Milliarden US-Dollar (57 Milliarden Euro) für Kiew enthält. Die nötige Zustimmung des Senats steht noch aus, gilt aber als sicher.

Selenski dankte wie zuvor schon in einer Nachricht bei X dem republikanischen Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, für die Unterstützung. Er hoffe, dass das Hilfspaket nun auch den US-Senat passiert und dann schnell genug auf dem Schreibtisch von US-Präsident Joe Biden lande. Die USA hätten verstanden, dass das russische Böse in dem Krieg nicht obsiegen dürfe.

«Amerika hat seine Führungsrolle von den ersten Tagen dieses Krieges an gezeigt. Und diese Art amerikanischer Führung ist entscheidend für die Aufrechterhaltung einer internationalen Ordnung in der Welt, die auf Regeln und Vorhersehbarkeit des Lebens für alle Nationen beruht», sagte Selenski weiter in seiner Videobotschaft. «Wir werden die amerikanische Unterstützung sicher nutzen, um unsere beiden Nationen zu stärken und ein gerechtes Ende dieses Krieges näherzubringen - eines Krieges, den Putin verlieren muss.» Kremlchef Wladimir Putin hatte seinen Krieg gegen das Nachbarland am 24. Februar 2022 begonnen.

Russland nennt US-Hilfe für Ukraine erwartbar und zerstörerisch

Aus russischer Sicht wird die US-Hilfe die Ukraine nach Kremlangaben weiter in den Ruin treiben. «Die Entscheidung, der Ukraine Hilfe zu leisten, war erwartbar und wurde vorhergesagt. Sie wird die Vereinigten Staaten von Amerika weiter reich machen und die Ukraine weiter zugrunde richten, sie wird zu noch mehr toten Ukrainern führen», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der russischen staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge.

Moskau hatte Kiew immer wieder vorgeworfen, den Kampf mit westlicher Hilfe führen zu wollen, bis kein Ukrainer mehr übrig sei. Die westlichen Waffenhilfen verlängerten den Krieg, hiess es. Zugleich warnte Peskow einmal mehr davor, russisches Staatsvermögen zu konfiszieren. Amerika werde sich dafür verantworten müssen, wenn es tatsächlich dazu komme. Russland werde entsprechend eigenen Interessen eine Antwort darauf geben, sagte der Kremlsprecher. Das Repräsentantenhaus votierte am Samstag auch für die Beschlagnahmung eingefrorener russischer Vermögenswerte. Die Details der Entscheidung müssten noch analysiert werden, sagte Peskow.

Gebilligt wurde im US-Repräsentantenhaus auch Militärhilfe für Israel und Taiwan. Auch das stiess in Moskau auf Kritik. «Die Gewährung von Militärhilfe der Vereinigten Staaten für die Ukraine, Israel und Taiwan wird die globalen Krisen verschärfen», sagte die Sprecherin des russischen Aussenministeriums, Maria Sacharowa. «Die Militärhilfe für das Kiewer Regime ist eine direkte Unterstützung terroristischer Aktivitäten; für Taiwan - eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas; für Israel - ein direkter Weg zur Eskalation einer noch nie dagewesenen Verschärfung der Lage in der Region.»

Erleichterung im Westen und bei der Nato über US-Votum

Dagegen reagierten Politiker im Westen erleichtert auf die Entscheidung in den USA. Aussenministerin Annalena Baerbock sprach von einem «Tag der Zuversicht für die Ukraine und Europas Sicherheit». Die Grünen-Politikerin schrieb auf der Plattform X: «Die Herzen der wichtigsten Ukraine-Unterstützer schlagen wieder im Takt.» Die USA und Europa stünden gemeinsam auf der Seite der Freiheit und gegen Putins «Terrorkrieg».

Grossbritanniens Aussenminister David Cameron meinte bei X, sollte Putin jemals an der Entschlossenheit des Westens gezweifelt haben, die Ukraine zu unterstützen, zeige ihm das, dass «unser gemeinsamer Wille ungebrochen ist». «Mit Unterstützung kann und wird die Ukraine gewinnen.»

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg lobte das US-Votum als eine Investition in die Sicherheit der Staaten des Militärbündnisses. «Die Ukraine nutzt die von Nato-Verbündeten bereitgestellten Waffen, um die russischen Gefechtsfähigkeiten zu zerstören», erklärte er. «Das macht uns alle sicherer, in Europa und Nordamerika.» Die erhebliche Erhöhung der Hilfe werde den zweistelligen Milliardenbetrag ergänzen, «der von europäischen Verbündeten an die Ukraine bereitgestellt wird».

Baltische Staaten begrüssen US-Entscheidung

Die baltischen Staaten begrüssten die Entscheidung des US-Repräsentantenhauses. «Grossartiger Tag für die freie Welt, grossartiger Tag für die Ukraine», schrieb Lettlands Staatspräsident Edgars Rinkevics auf X (vormals Twitter). Estlands Regierungschefin Kaja Kallas teilte mit: «Ich hoffe, diese Abstimmung ermutigt alle Verbündeten, ihre Lager zu durchsuchen und mehr zu tun.» Litauens Staatschef Gitanas Nauseda betonte: «Es ist ein grosser Schritt in Richtung Sieg, und alle Verbündeten sollten damit weitermachen, die Ukraine zu unterstützen».

Präsident Selenski hatte zuvor in einem Interview von brasilianischen Journalisten vor einer nachlassenden Unterstützung und einer Niederlage der Ukraine gewarnt. Wenn Putin in dem Krieg siege, könnten als nächste Länder die baltischen Staaten von russischen Truppen überfallen werden, sagte er. Kremlchef Putin hatte zuletzt immer wieder erklärt, dass Russland kein Nato-Mitglied und damit auch die baltischen Staaten nicht angreifen werde.

Die Ukraine wehrt sich seit mehr als zwei Jahren mit westlicher Hilfe gegen den russischen Angriffskrieg. Die Führung des in die EU und in die Nato strebenden Landes hatte zuletzt mit Nachdruck mehr Waffen und Munition gefordert, um den russischen Vormarsch zu stoppen. Vor allem die Flugabwehr im Land soll gestärkt werden, damit Städte besser geschützt vor russischen Raketen- und Drohnenangriffen werden können. (dpa)

21:40 Uhr

SAMSTAG, 20. APRIL

Russland nennt US-Hilfe für Ukraine erwartbar und zerstörerisch

Die vom US-Repräsentantenhaus bewilligte milliardenschwere Militärhilfe für die Ukraine wird nach russischer Darstellung das Land weiter in den Ruin treiben. «Die Entscheidung, der Ukraine Hilfe zu leisten, war erwartbar und wurde vorhergesagt. Sie wird die Vereinigten Staaten von Amerika weiter reich machen und die Ukraine weiter zugrunde richten, sie wird zu noch mehr toten Ukrainern führen», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Samstagabend der russischen staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge.

Moskau hatte Kiew immer wieder vorgeworfen, den Kampf mit westlicher Hilfe führen zu wollen, bis kein Ukrainer mehr übrig sei. Die westlichen Waffenhilfen verlängerten den Krieg, hiess es. Dagegen dankte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den USA nach dem Votum für die weitere Hilfe im Kampf gegen die russische Invasion.

Das US-Repräsentantenhaus hatte nach monatelanger Blockade ein milliardenschweres Hilfspaket für die Ukraine gebilligt. Die Parlamentskammer verabschiedete am Samstagnachmittag (Ortszeit) einen entsprechenden Gesetzentwurf, der rund 61 Milliarden US-Dollar (57 Milliarden Euro) für Kiew enthält. Die nötige Zustimmung des Senats steht noch aus, gilt aber als sicher.

Zugleich warnte Peskow einmal mehr davor, russisches Staatsvermögen zu konfiszieren. Amerika werde sich dafür verantworten müssen, wenn es tatsächlich dazu komme. Russland werde entsprechend eigenen Interessen eine Antwort darauf geben, sagte der Kremlsprecher. Das Repräsentantenhaus votierte am Samstag auch für die Beschlagnahmung eingefrorener russische Vermögenswerte. Die Details der Entscheidung müssten noch analysiert werden, sagte Peskow.

Gebilligt wurde im US-Repräsentantenhaus auch Militärhilfe für Israel und Taiwan. Auch das stiess in Moskau auf Kritik. «Die Gewährung von Militärhilfe der Vereinigten Staaten für die Ukraine, Israel und Taiwan wird die globalen Krisen verschärfen», sagte die Sprecherin des russischen Aussenministeriums, Maria Sacharowa. «Die Militärhilfe für das Kiewer Regime ist eine direkte Unterstützung terroristischer Aktivitäten; für Taiwan - eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas; für Israel - ein direkter Weg zur Eskalation einer noch nie dagewesenen Verschärfung der Lage in der Region.» (dpa)

21:22 Uhr

SAMSTAG, 20. APRIL

Iran bestreitet Lieferung neuer Su-35 Kampfjets aus Russland

Offizielle iranische Stellen haben Medienberichte über eine baldige Lieferung neuer russischer Suchoi SU-35 Kampfjets an den Iran dementiert. Dem Nachrichtenportal Fararu zufolge sind die Berichte in iranischen Medien, wonach das Land schon in den nächsten Tagen die Maschinen der jüngsten Generation erhalten sollte, nicht korrekt.

Die Medien hatten sich auf einen Bericht der Nachrichtenagentur SNN bezogen, die den iranischen Revolutionsgarden nahestehen. Die Agentur selbst dementierte auf ihrer Telegram-Seite den Bericht nach Absprache mit dem Verteidigungsministerium.

Das iranische Verteidigungsministerium hatte letztes Jahr bekannt gegeben, dass das Land von Russland neben den SU-35 Kampfjets auch Mi-28H Kampfhubschrauber und Jak-130 erworben habe. Laut Nachrichtenportal Fararu wurden die Flugzeuge jedoch wegen der Proteste seitens Irans Erzfeind Israel sowie einiger arabischen Staaten am Persischen Golf nicht geliefert. Laut inoffiziellen Berichten sollte es sich bei dem Deal um insgesamt um 24 neue Kampfflugzeuge handeln.

Seit dem Scheitern des Wiener Atomabkommens von 2015, mit dem der Iran an der Entwicklung von Kernwaffen gehindert werden sollte, und der folgenden Fortsetzung der westlichen Sanktionen hat der Iran seine Beziehungen zu Moskau intensiviert. Der Iran soll Russland auch im Krieg gegen die Ukraine mit militärischer Logistik unterstützen.

Der Westen wirft Iran insbesondere vor, Russland sogenannte Kamikaze-Drohnen geliefert zu haben, die mehrmals im Ukraine-Konflikt eingesetzt wurden. Teheran bestreitet dies. Beide Länder sind wegen der Vorwürfe mit Sanktionen belegt worden. (dpa)

21:11 Uhr

SAMSTAG, 20. APRIL

Nato-Generalsekretär: Billigung von Ukraine-Hilfen macht alle sicherer

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat das Votum des US-Repräsentantenhauses für weitere milliardenschwere Militärhilfen für die Ukraine als eine Investition in die Sicherheit der Nato-Staaten gelobt. «Die Ukraine nutzt die von Nato-Verbündeten bereitgestellten Waffen, um die russischen Gefechtsfähigkeiten zu zerstören», erklärte er am Samstagabend. «Das macht uns alle sicherer, in Europa und Nordamerika.»

Stoltenberg wertete die Verabschiedung des Gesetzes für die Ukraine-Hilfen durch das Repräsentantenhaus zudem als Zeichen, dass es in den USA weiter eine parteiübergreifende Unterstützung für die Ukraine gibt. Er ermutige nun den Senat, schnell zu handeln, um das Gesetz zu Präsident Joe Biden zu schicken. «Diese erhebliche Erhöhung der Hilfe wird den zweistelligen Milliardenbetrag ergänzen, der von europäischen Verbündeten an die Ukraine bereitgestellt wird», sagte er weiter.

Das Repräsentantenhaus hatte am Samstag nach monatelanger Blockade einen Gesetzentwurf verabschiedet, der rund 61 Milliarden US-Dollar (57 Milliarden Euro) für Kiew enthält. Die nötige Zustimmung des Senats steht noch aus, gilt aber als sicher. (dpa)

20:30 Uhr

SAMSTAG, 20. APRIL

Washington gibt grünes Licht für neues US-Waffenpaket: Wie «MAGA Mike» die Ukraine schätzen lernte

Das US-Repräsentantenhaus hat am Samstag ein neues Hilfspaket für die Ukraine genehmigt. Möglich wurde dies, weil Speaker Mike Johnson sich dazu entschied, seine eigene Blockade zu beenden. (chm)

14:40 Uhr

SAMSTAG, 20. APRIL

Ukrainischer Polizist erschossen – Fahndung nach Soldaten läuft

Im Westen der Ukraine ist im Gebiet Winnyzja ein 20 Jahre alter Polizist nach Behördengaben bei einer Verkehrskontrolle erschossen worden. Ein zweiter Polizist sei verletzt worden, teilte die Polizei am Samstag mit. Gefahndet wird laut Generalstaatsanwaltschaft nach zwei Soldaten, die die Schüsse am frühen Samstagmorgen bei der Kontrolle abgefeuert haben sollen. Über die Hintergründe der Tat war zunächst nichts bekannt. In ukrainischen Medien wurde ein Foto veröffentlicht, das die Verdächtigen in dem Fahrzeug zeigen soll.

Die ukrainischen Verteidigungskräfte teilten mit, dass die Soldaten vor einem Jahr zu einer mechanisierten Brigade gehört hätten und aktuell in einer anderen Einheit dienten. Details wurden nicht genannt. Die Streitkräfte sprachen den Angehörigen des getöteten Polizisten ihr Beileid aus.

Das Verbrechen erschüttert die Menschen in dem vom russischen Angriffskrieg gezeichneten Land zusätzlich. Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren gegen die russische Invasion. (dpa)

13:31 Uhr

Samstag, 20. April

Briten: Russland hat bisher wohl 100 Kampfflugzeuge verloren

Der Absturz eines russischen Überschallbombers geht nach britischer Einschätzung sehr wahrscheinlich auf einen Abschuss der Ukraine zurück. Es sei fast sicher, dass dies ein weiterer Erfolg der Ukraine gegen die russische Luftwaffe sei, teilte das britische Verteidigungsministerium am Samstag auf der Plattform X (früher Twitter) mit. «Dies ist das erste Mal, dass ein strategischer Bomber von ukrainischen Flugabwehrsystemen abgeschossen wurde. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Russland nun bisher mindestens 100 Kampfflugzeuge verloren hat.»

Die russische Luftwaffe hatte am Freitag einen ihrer schweren Überschallbomber vom Typ Tupolew Tu-22M3 verloren. Während das Verteidigungsministerium in Moskau von einem Absturz sprach, der vermutlich technische Ursachen habe, nahm die Ukraine dies als Abschuss in Anspruch. Der Kommandeur der ukrainischen Luftwaffe, Mykola Oleschtschuk, teilte mit, es sei erstmals gelungen, ein solches Flugzeug mit einer Rakete abzuschiessen. (dpa)

13:01 Uhr

Samstag, 20. April

Drohnenangriffe in mehreren russischen Regionen

Russland hat nach neuem Beschuss mit Drohnen von ukrainischer Seite den Tod von zwei Zivilisten in seinem grenznahen Gebiet Belgorod gemeldet. Eine Frau und ein Mann seien in einem Haus gestorben, das nach dem Einschlag eines Sprengsatzes in Brand geraten war, teilte der Gouverneur des Gebiets Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, am Samstag bei Telegram mit. Im Gebiet Smolensk geriet nach dem Abschuss einer Drohne durch herabfallende Teile laut Behörden ein Kraftstofftank in Brand. In den Regionen Brjansk und Kaluga seien Energieanlagen beschädigt worden, hiess es.

Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums wurden 50 Drohnen in der Nacht zum Samstag abgefangen und vernichtet, es seien insgesamt acht Regionen betroffen gewesen. Allein im Gebiet Belgorod gab es demnach rund 26 Drohnenangriffe.

Die kremlnahe russische Zeitung «Iswestija» berichtete zudem über den Tod eines ihrer Kriegsreporter, der bei einem Drohnenangriff in der Kampfzone getötet worden sei. In der von russischen Truppen besetzten Grossstadt Donezk starb laut Moskauer Staatsmedien der US-Amerikaner Russell Bentley, der dort auch für das Kremlmedium Sputnik im Einsatz gewesen sei. Darüber informierte die Chefredakteurin des für Sputnik zuständigen Staatssenders RT, Margarita Simonjan. Medien zufolge war der 64 Jahre alte Texaner, der auch die russische Staatsbürgerschaft hatte, von Besatzungseinheiten für einen Spion gehalten und verschleppt worden. Die Umstände seines Todes waren unklar.

Die Ukraine wiederum meldete russische Raketenangriffe. Dabei seien in den Städten Saporischschja und Odessa Infrastrukturobjekte beschädigt worden. Details wurden nicht genannt. Die ukrainischen Luftstreitkräfte teilten mit, dass zwei von sieben russischen Raketen abgeschossen worden seien.

Russland überzieht in seinem seit mehr als zwei Jahren andauernden Krieg die Ukraine immer wieder mit Drohnen- und Raketenangriffen. Die Ukraine wehrt sich gegen den Angriffskrieg. Dabei greift sie immer wieder auch Ziele auf russischem Gebiet an. Die Schäden und Opferzahlen auf russischer Seite stehen in keinem Verhältnis zu den vielen Toten, Verletzten und schweren Zerstörungen auf ukrainischer Seite. (dpa)

09:00 Uhr

Samstag, 20. April

Selenski: Lösungen sind nötig und möglich - Die Nacht im Überblick

Die Nato hat der Ukraine weitere dringend benötigte Luftabwehr-Systeme zugesagt, aber zunächst keine konkreten Lieferfristen genannt. Entsprechend liess der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski nach dieser Entscheidung des Verteidigungsbündnisses nur verhalten Zufriedenheit erkennen. «Wir in der Ukraine schätzen die Bemühungen jedes Führers, jedes Staates, der wirklich aktiv ist, seine Versprechen einhält und versucht, die Fähigkeiten unserer Luftverteidigung zu verbessern», sagte Selenski am Freitagabend in seiner täglichen Videoansprache, die diesmal aussergewöhnlich kurz gefasst war.

Verteidigungsminister der Nato-Staaten hatten der Ukraine zuvor bei einer Krisensitzung mit Selenski die Lieferung zusätzlicher Luftverteidigungssysteme zugesagt. Das erklärte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Freitag im Anschluss an die per Videokonferenz abgehaltenen Beratungen in Brüssel. «Die Nato-Verteidigungsminister haben sich darauf geeinigt, ihre militärische Unterstützung zu verstärken und weiter auszubauen, auch im Bereich der Luftverteidigung», sagte er.

Welche Staaten die Zusagen gemacht haben, sagte der Norweger nach der Sitzung des sogenannten Nato-Ukraine-Rates zunächst nicht. Konkrete Ankündigungen sollen demnach in den nächsten Tagen durch einzelne Mitgliedstaaten gemacht werden. Länder, die selbst keine verfügbaren Luftverteidigungssysteme haben, sagten nach Angaben von Stoltenberg finanzielle Unterstützung für den Kauf von Systemen für die Ukraine zu. Die Bundesregierung hatte der Ukraine erst am vergangenen Wochenende die Lieferung eines dritten Patriot-Flugabwehrsystems aus deutschen Beständen zugesagt.

«Die Ukraine braucht Flugabwehr, und unsere Partner können dabei helfen», sagte Selenski. «Wir brauchen Artillerie, und die hat die Welt.» Nur eine ausreichende Anzahl von Flugabwehrsystemen und Kampfflugzeugen könne die Ukraine vor den russischen Luftangriffen schützen. Selenskis Credo: «Lösungen sind nötig, Lösungen sind möglich.»

Selenski: Mindestens sieben Patriot-Systeme notwendig

Konkrete Zahlen hatte Selenski bei seiner Videoschalte mit den Teilnehmern des Nato-Ukraine-Rates genannt. Sein Land benötige aktuell mindestens sieben weitere Patriot-Systeme oder ähnliche Flugabwehr-Unterstützung. «Und das ist die Mindestanzahl», sagte er. «Unsere Positionen auf dem Schlachtfeld brauchen wirklichen Schutz vor Luftschlägen.» Das gelte auch für die Städte im ukrainischen Hinterland. Er erinnerte an die russischen Raketenangriffe auf die Grossstadt Dnipro am Freitagmorgen und auf Anlagen im Odessa-Hafen Piwdennyj.

Seit Jahresbeginn habe Russland mehr als 1200 Raketen auf Ziele in der Ukraine abgefeuert, sagte Selenski. Zudem seien mehr als 1500 Kampfdrohnen iranischer Bauart eingesetzt worden. Trotz aller Schwierigkeiten gelang es der ukrainischen Flugabwehr, die meisten davon abzuschiessen. Doch gleichzeitig habe die russische Luftwaffe über 8500 Gleitbomben eingesetzt, sagte Selenski - und gegen die gebe es bisher kein Gegenmittel.

Daneben benötige die Ukraine noch mindestens eine Million Artilleriegranaten. «Sie müssen endlich an die Front geliefert werden», forderte der ukrainische Staatschef. Er und seine führenden Militärs klagen seit Wochen über Munitionsmangel. Aus diesem Grund mussten ukrainische Truppen wiederholt Stellungen aufgeben und vor den russischen Einheiten zurückweichen. Die tschechische Regierung hat vor Wochen eine Initiative gestartet, um in verschiedenen Ländern Artilleriegeschosse für die Ukraine aufzutreiben.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) forderte die internationale Gemeinschaft am Freitagabend auf, der Ukraine angesichts des Vormarsches der russischen Besatzungstruppen umgehend mehr Waffen und Munition zu liefern. «Jetzt gibt es eine Lücke, diese Lücke ist aber endlich», sagte der Vizekanzler im ZDF-«heute-journal» nach einem Ukraine-Besuch in Moldau. «Im Moment ist es eine wirklich angespannte Situation. Das heisst, alle Länder, die helfen können, müssen jetzt helfen, nicht in fünf Monaten oder in zehn Monaten.» Er hoffe, die USA würden sich bereit erklären, von ihren 60 Patriot-Flugabwehr-Systemen einen Teil der Ukraine zur Verfügung zu stellen.

Präsident erneut an der Front

Selenski inspizierte am Freitag die Fronten und Verteidigungsstellungen im Osten der Ukraine. Dabei besuchte er im Gebiet Donezk einen Kommandopunkt in der Nähe der umkämpften Stadt Tschassiw Jar. Er habe sich über die Lage unterrichten lassen, teilte er bei Telegram mit. Die Kleinstadt Tschassiw Jar gilt als nächstes Ziel der russischen Armee. Die Front verläuft wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Tschassiw Jar liegt unweit der vor knapp einem Jahr von den Russen nach schweren Kämpfen eingenommenen Stadt Bachmut.

Zum Abschluss seiner Frontbesuche kam Selenskyj nach Dnipro. Dort erkundigte er sich ebenfalls über die Sicherheitslage und Schutzmassnahmen für die kritische Infrastruktur der Grossstadt. «Es ist sehr wichtig, dass alle, die jetzt Hilfe brauchen, diese auch erhalten», schrieb er auf Telegram. «Und wir arbeiten mit unseren Partnern daran, zusätzliche Luftabwehr-Systeme für die Ukraine bereitzustellen.» Zuletzt war Dnipro mehrfach Ziel russischer Luft- und Raketenangriffe.

Schwere Kämpfe bei Awdijiwka

Russische und ukrainische Truppen lieferten sich am Freitag schwere Gefechte in der Umgebung der Stadt Awdijiwka, die vor Wochen von den russischen Streitkräften erobert worden war. Während russische Militärs von erfolgreichen Vorstössen durch die ukrainischen Frontlinien berichteten, sprach die ukrainische Militärführung von erfolgreichen Abwehrkämpfen mit hohen Verlusten für die russische Seite. Die Behauptungen konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Das wird am Samstag wichtig

Der US-Kongress will am Samstag nach monatelanger Blockade wegen interner Machtkämpfe der Republikaner möglicherweise über ein militärisches Hilfspaket für die Ukraine in Milliardenhöhen entscheiden. Kiew ist auf die Hilfe im Umfang von 61 Milliarden Dollar (57 Milliarden Euro) dringend angewiesen. (dpa)

22:56 Uhr

FREITAG, 19. APRIL

Selenski: Lösungen sind nötig und möglich

Nach der Entscheidung der Nato zur weiteren Stärkung der Flugabwehr der Ukraine hat sich deren Präsident Wolodymir Selenski zurückhaltend zufrieden geäussert. «Wir in der Ukraine schätzen die Bemühungen jedes Führers, jedes Staates, der wirklich aktiv ist, seine Versprechen einhält und versucht, die Fähigkeiten unserer Luftverteidigung zu verbessern», sagte Selenski am Freitagabend in seiner täglichen Videoansprache, die aussergewöhnlich kurz gefasst war.

Verteidigungsminister der Nato-Staaten hatten der Ukraine zuvor bei einer Krisensitzung mit Selenski die Lieferung zusätzlicher Luftverteidigungssysteme zugesagt. Das erklärte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Freitag im Anschluss an die per Videokonferenz abgehaltenen Beratungen in Brüssel. «Die Nato-Verteidigungsminister haben sich darauf geeinigt, ihre militärische Unterstützung zu verstärken und weiter auszubauen, auch im Bereich der Luftverteidigung», sagte er.

Wer die Zusagen gemacht hat, sagte der Norweger nach der Sitzung des sogenannten Nato-Ukraine-Rates zunächst nicht. Konkrete Ankündigungen sollen demnach in den nächsten Tagen durch einzelne Mitgliedstaaten gemacht werden. Länder, die selbst keine verfügbaren Luftverteidigungssysteme haben, sagten nach Angaben von Stoltenberg zu, finanzielle Unterstützung für den Kauf von Systemen für die Ukraine zu leisten. Berlin hatte der Ukraine erst am vergangenen Wochenende die Lieferung eines dritten Patriot-Flugabwehrsystems aus deutschen Beständen zugesagt.

«Die Ukraine braucht Flugabwehr, und unsere Partner können dabei helfen», sagte Selenski. «Wir brauchen Artillerie, und die hat die Welt.» Nur eine ausreichende Anzahl von Flugabwehrsystemen und Kampfflugzeugen könne die Ukraine vor den russischen Luftangriffen schützen. «Lösungen sind nötig, Lösungen sind möglich.» (dpa)

16:16 Uhr

FREITAG, 19. APRIL

Ukrainische Hafenstadt Odessa unter Beschuss

Das russische Militär hat die ukrainische Hafenstadt Odessa am Freitag mit Raketen angegriffen. Dabei sei die Infrastruktur des Hafens getroffen worden, teilte der örtliche Militärverwalter Oleh Kiper auf Telegram mit. «Die Region Odessa wird erneut vom Feind angegriffen», schrieb er. «Die Hafeninfrastruktur wurde beschädigt.» Bei dem Angriff sei ein Mann verletzt worden. Gleichzeitig erinnerte der Militärverwalter die Bevölkerung daran, die Alarm-Signale zu beachten und rechtzeitig Schutzräume aufzusuchen.

Nach regionalen Medienberichten waren in der Stadt mehrere starke Explosionen zu hören. Später entwickelte sich über dem von Raketen getroffenen Gebiet dichter Rauch. Weitere Details über die Auswirkungen des russischen Angriffs wurden nicht genannt.

Odessa ist seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine wiederholt Ziel von Luft- und Raketenangriffen geworden. (dpa)

10:25 Uhr

Freitag, 19. April

Angriff auf Wolkow: Zwei Verdächtige in Polen festgenommen

In Polen sind nach Angaben des litauischen Staatspräsidenten Gitanas Nauseda zwei Personen festgenommen worden, die den gewaltsamen Angriff auf den Kreml-Kritiker Leonid Wolkow in Litauen verübt haben sollen. Die Verdächtigen sollen nach Abschluss der Verfahrensschritte bald an Litauen übergeben werden, wie Nauseda am Freitag dem litauischen Rundfunk zufolge in Vilnius sagte. Er dankte den polnischen Behörden für ihre Arbeit. Von diesen gab es zunächst keine Bekanntmachung zu der Festnahme.

Nähere Informationen zu den beiden Verdächtigen und dem möglichen Auslieferungstermin machte das Staatsoberhaupt des baltischen EU- und Nato-Landes zunächst nicht. Auch die litauische Polizei äusserte sich dazu nicht.

Der im Exil in Litauen lebende Wolkow war im März vor seinem Haus in Vilnius überfallen und verletzt worden. Die Hintergründe der Tat sind bislang noch unklar. Der enge Vertraute des am 16. Februar in einem Straflager gestorbenen Kreml-Gegners Alexej Nawalny machte den russischen Präsidenten Wladimir Putin dafür verantwortlich. Litauens Nachrichtendienst vermutete, dass russischen Spezialdienste hinter der Attacke auf den Oppositionellen stecken. (dpa)

09:55 Uhr

Freitag, 19. April

Russischer Überschallbomber: Abgeschossen oder nicht?

Die russische Luftwaffe hat am Freitag einen ihrer schweren Überschallbomber vom Typ Tupolew Tu-22M3 verloren. Während das Verteidigungsministerium in Moskau von einem Absturz sprach, der vermutlich technische Ursachen habe, nahm die Ukraine dies als Abschuss in Anspruch. Nach Moskauer Angaben stürzte das Flugzeug im südrussischen Gebiet Stawropol bei der Rückkehr von einem Kampfeinsatz ab. Die vier Mann Besatzung hätten sich mit dem Schleudersitz gerettet. Drei seien geborgen worden, nach dem vierten werde gesucht. Die Maschine habe keine Munition an Bord gehabt.

Russische und ukrainische Militärblogger teilten in sozialen Netzwerken spektakuläre, aber nicht überprüfte Videos, die zeigen sollen, wie der 42 Meter lange Langstreckenbomber mit brennendem Triebwerk in der Luft trudelt. Der Kommandeur der ukrainischen Luftwaffe, Mykola Oleschtschuk, teilte mit, dass es erstmals gelungen sei, ein solches Flugzeug mit einer Rakete abzuschiessen. Die Angaben beider Seiten zu dem Vorfall waren nicht unabhängig zu überprüfen.

Der ukrainischen Luftwaffe zufolge setzte Russland aber bei dem kombinierten Raketen- und Drohnenangriff in der Nacht auf Freitag mehrere Tu-22M3 ein. Sie hätten über dem Schwarzen Meer und über dem Asowschen Meer sechs Marschflugkörper des Typs Ch-22 auf die Ukraine abgefeuert. Zwei dieser Marschflugkörper seien abgefangen worden. Die angegebene Absturzstelle im Gebiet Stawropol liegt etwa 600 Kilometer Luftlinie hinter der Front.

Insgesamt setzte Russland ukrainischen Angaben zufolge bei dem Angriff 22 Raketen und Marschflugkörper verschiedener Typen ein, von denen 15 abgeschossen worden seien. Auch alle 14 angreifenden Kampfdrohnen seien abgefangen worden. (dpa)

08:43 Uhr

Freitag, 19. April

Russisches Militärflugzeug abgestürzt

Am Freitagmorgen ist in der südrussischen Region Stawropol ein russisches Militärflugzeug vom Typ TU-22M3 abgestürzt. Das berichteten russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf das russische Verteidigungsministerium. Die Piloten hätten sich demnach per Schleudersitz gerettet. Laut der ukrainischen Armee wurde das Flugzeug abgeschossen. Andere Quellen berichten von einem technischen Defekt. (pin)

08:38 Uhr

Freitag, 19. April

Tote und Schäden nach russischem Luftangriff auf Dnipropetrowsk

Das industriell wichtige Gebiet Dnipropetrowsk in der Südukraine ist nach Behördenangaben in der Nacht auf Freitag von Russland massiv aus der Luft beschossen worden. In der Gebietshauptstadt Dnipro seien mindestens zwei Menschen getötet und 15 verletzt worden, teilte Gouverneur Serhij Lyssak auf Telegram mit. Ein fünfgeschossiges Wohnhaus und zwei Infrastrukturobjekte seien getroffen worden. Es seien gezielt Anlagen der ukrainischen Eisenbahn beschossen worden, teilte das Staatsunternehmen mit. Der Hauptbahnhof von Dnipro sei gesperrt, Fernverkehrszüge würden umgeleitet.

In der Stadt Synelnykowe wurden nach Angaben von Innenminister Ihor Klymenko sechs Menschen getötet, darunter zwei Kinder. Getroffen wurden mehrere Einfamilienhäuser. In Pawlohrad wurde den Behördenangaben nach eine Fabrik beschädigt, in Kriwyj Rih ein Objekt der Infrastruktur. Präsident Wolodimir Selenski schrieb auf Telegram, der Himmel über der Ukraine könnte genauso gut verteidigt werden wie der Himmel über Israel, wenn die ausländischen Partner die Waffen dafür lieferten.

Nach Angaben von Gouverneur Lyssak konnte die Flugabwehr über dem Gebiet Dnipropetrowsk neun russische Raketen abschiessen, aber nicht alle. In Dnipro und anderen Städten des Gebiets sind seit sowjetischen Zeiten Flugzeug- und Raketenbau sowie andere Rüstungsbetriebe angesiedelt. Im Süden bildet der Fluss Dnipro die Frontlinie zu den angreifenden russischen Truppen. Diese beschossen über den Fluss hinweg den Landkreis Nikopol mit Artillerie, wie Lyssak mitteilte.

Von Explosionen wegen des Einsatzes von Flugabwehr wurde nachts auch aus dem Gebiet Odessa am Schwarzen Meer berichtet. Die Stadt sei vom Schwarzen Meer aus mit Raketen angriffen worden, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Die Ukraine wehrt seit mehr als zwei Jahren eine russische Invasion ab. Fast jede Nacht greift die russische Armee Ziele im ukrainischen Hinterland mit Raketen und Kampfdrohnen an. Zu Treffern auf militärische Ziele macht die Ukraine selten Angaben. Doch der Beschuss zerstört systematisch auch die Energieversorgung und Anlagen der Infrastruktur und trifft viele andere zivile Ziele. (dpa)

06:00 Uhr

Freitag, 19. April

Selenski dankt Habeck für deutsche Ukraine-Hilfe - Nacht im Überblick

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat sich nach dem Besuch des deutschen Vizekanzlers Robert Habeck für die anhaltende Unterstützung Deutschlands im Verteidigungskrieg gegen Russland bedankt. «Wir schätzen Deutschlands Führungsrolle, die nicht nur uns in der Ukraine beim Schutz von Leben hilft, sondern ganz Europa selbst - eben jenes Europa zu bewahren, das friedlich zu leben weiss, das Recht kennt und weiss, wie man sich um Menschen kümmert», sagte Selenski am Donnerstag in seiner täglichen Videoansprache.

Bei der im Juni in Berlin geplanten Konferenz zum Wiederaufbau der Ukraine werde es vor allem um bilaterale Projekte in der Rüstungs- und Energiewirtschaft gehen, kündigte er an. Am Freitag tagt auf Bitten Kiews der Nato-Ukraine-Rat.

Mit Habeck habe er die Lage an der Front und die Bedürfnisse der ukrainischen Armee insbesondere bei der Flugabwehr besprochen, sagte Selenskyj. In einem gesonderten Eintrag bei Telegram lobte er zudem die Entscheidung der Bundesregierung, ein weiteres Flugabwehrsystem vom Typ Patriot zu entsenden.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat derweil am Rande eines EU-Gipfels für die Lieferung von weiteren sechs Patriots aus anderen Nato-Ländern geworben. Die Ukraine leidet schwer unter russischen Angriffen mit Drohnen, Raketen und Gleitbomben.

Auf der Welt Luftverteidigung für Ukraine «zusammenkratzen»

Angesichts der verheerenden russischen Luftangriffe auf die Ukraine fordert auch Aussenministerin Annalena Baerbock mit Nachdruck mehr westliche Militärhilfe. «Auf der ganzen Welt müssen wir die Luftverteidigung, die wir haben, zusammenkratzen», sagte die Grünen-Politikerin im ZDF-«heute-journal». Wie das gehen könne, darüber zerbreche man sich gerade beim Aussenministertreffen der Siebenergruppe wichtiger westlicher Industrienationen auf der italienischen Insel Capri den Kopf.

Litauens Präsident: US-Hilfspaket und Flugabwehr für Ukraine nötig

Rhetorische Unterstützung gab es aus Vilnius: Litauens Staatspräsident Gitanas Nauseda sagte, das Beispiel der gemeinsam erfolgten Abwehr des iranischen Angriffs auf Israel müsse auf die Flugabwehr der Ukraine übertragen werden. «Eine europäische Luftverteidigungskoalition könnte ein Game Changer sein», schrieb er auf der Plattform X (vormals Twitter). Nauseda appellierte an den US-Kongress, endlich ein weiteres Hilfspaket für Kiew zu verabschieden. «Die Geschichte beurteilt uns nach dem, was wir tun. Es ist jetzt der Moment für die USA, das Richtige zu tun.»

In den USA wird das Repräsentantenhaus voraussichtlich am Samstag über das lange verzögerte Hilfspaket für Kiew im Wert von 61 Milliarden US-Dollar (57 Milliarden Euro) abstimmen. Ex-Präsident Donald Trump forderte die Europäer auf, die Ukraine bei deren Verteidigung gegen den Aggressor Russland stärker zu unterstützen. «Warum gibt Europa nicht mehr Geld, um der Ukraine zu helfen?», schrieb der auf einen Wiedereinzug ins Weisse Haus hoffende Republikaner am Donnerstagabend (Ortszeit) auf der von ihm mitbegründeten Plattform Truth Social. «Warum kann Europa nicht das gleiche Geld wie die Vereinigten Staaten von Amerika aufbringen, um einem Land in verzweifelter Not zu helfen?».

Gleichzeitig betonte Trump, das «Überleben der Ukraine» sei auch für die USA wichtig - ein ungewöhnlich klares Bekenntnis des 77-Jährigen. Trump schrieb: «Wir sind uns alle einig, dass das Überleben und die Stärke der Ukraine für Europa viel wichtiger sein sollte als für uns, aber es ist auch für uns wichtig!»

Bericht über weitere Drohne bei AKW in Ukraine - IAEA bestätigt nicht

In der Nacht zum Freitag gab es erneut in vielen Regionen der Ukraine Luftalarm. Explosionen wurden unter anderem aus der Stadt Pawlohrad in der zentralukrainischen Industrieregion Dnipropetrowsk gemeldet. Zugleich klagt auch Russland über Angriffe des ukrainischen Militärs. So gab es im Grenzgebiet Belgorod in der Nacht einen Raketenalarm.

Im besetzten ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja hat das russische Management der Anlage von einem erneuten Zwischenfall mit einer Kampfdrohne berichtet. Die vor Ort stationierten Beobachter der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) seien über einen versuchten Drohnenangriff informiert worden, hiess es in einem Lagebericht der IAEA. Die Beobachter hörten demnach auch selbst eine Explosion, wurden danach jedoch nicht zum Ort des angeblichen Vorfalls vorgelassen.

Das wird am Freitag wichtig

Am Freitag tagt der Nato-Ukraine-Rat. Präsident Selenskyj will bei der Krisensitzung mit den Nato-Verteidigungsministern für zusätzliche militärische Unterstützung für den Abwehrkampf gegen Russland werben. Für sein Land gehe es darum, ob es die Frontlinie halten und die noch existierende Energieinfrastruktur schützen könne. Russland hat in den vergangenen Wochen den militärischen Druck auf die Ukraine erhöht und mit Luftangriffen unter anderem fast alle Wärmekraftwerke zerstört. (dpa)

23:05 Uhr

DONNERSTAG, 18. APRIL

Bericht über weitere Drohne bei AKW in Ukraine - IAEA bestätigt nicht

Im besetzten ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja hat das russische Management der Anlage von einem erneuten Zwischenfall mit einer Kampfdrohne berichtet. Die vor Ort stationierten Beobachter der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) seien am Donnerstag über einen versuchten Drohnenangriff informiert worden, hiess es in einem Lagebericht der IAEA. Die Beobachter hörten demnach auch selbst eine Explosion, doch sie wurden danach nicht zum Ort des angeblichen Vorfalls vorgelassen.

Vorige Woche war es zu mehreren Drohnenangriffen auf das frontnahe AKW gekommen. Die Anlage wurde dabei nicht ernsthaft beschädigt. Moskau und Kiew machten sich gegenseitig für die Vorfälle verantwortlich.

IAEA-Chef Rafael Grossi sagte jüngst in einem Interview mit dem Sender CNN, dass es schwierig sei, diese kleinen Fluggeräte einer Kriegspartei zuzuordnen, nachdem sie zerstört worden seien. «Wer auch immer hinter diesen Vorfällen steckt, scheint zu ignorieren, dass die internationale Gemeinschaft zu höchster militärischer Zurückhaltung aufgerufen hat», sagte Grossi. Es gelte, «einen schweren Atomunfall abzuwenden, der schwere gesundheitliche und ökologische Folgen haben könnte, und der absolut niemandem nützen würde», betonte er. (dpa)

22:03 Uhr

DONNERSTAG, 18. APRIL

Litauens Präsident: US-Hilfspaket und Flugabwehr für Ukraine nötig

Litauens Staatspräsident Gitanas Nauseda hat an den US-Kongress appelliert, endlich ein weiteres Hilfspaket für die von Russland angegriffene Ukraine zu verabschieden. «Die Geschichte beurteilt uns nach dem, was wir tun. Es ist jetzt der Moment für die USA, das Richtige zu tun», schrieb Nauseda am Donnerstag auf der Plattform X (vormals Twitter). In den USA wird das Repräsentantenhaus voraussichtlich am Samstag über das lange verzögerte Hilfspaket für Kiew im Wert von 61 Milliarden US-Dollar abstimmen.

Das baltische EU- und Nato-Land Litauen gehört zu entschiedensten Unterstützern der Ukraine, die seit über zwei Jahren mit westlicher Hilfe eine russische Invasion abwehrt. «Ich möchte die Bedeutung gemeinsamer transatlantischer Bemühungen bekräftigen, um zum Sieg der Ukraine beizutragen», schrieb Nauseda. Zudem rief er zu einem besseren Schutz der Ukraine vor russischen Luftangriffen auf. Das Beispiel der gemeinsam erfolgten Abwehr des iranischen Angriffs auf Israel müsse zu einer verstärkten Flugabwehr führen. «Eine europäische Luftverteidigungskoalition könnte ein Game Changer sein.» (dpa)

20:15 Uhr

DONNERSTAG, 18. APRIL

Für Attentat auf Selenski: Pole soll Flughafen ausspioniert haben

Polens Geheimdienst hat einen Mann festnehmen lassen, der dem russischen Militärgeheimdienst offenbar bei der Planung eines Attentats auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymir Selenski helfen wollte. Der polnische Staatsbürger sei am Mittwoch auf dem Gebiet Polens gefasst worden, teilte die Staatsanwaltschaft in Warschau am Donnerstag mit. Die Ermittler werfen ihm vor, er habe die «Bereitschaft zum Agieren für ausländische Geheimdienste gegen Polen» erklärt. Dafür drohen ihm im Falle einer Verurteilung bis zu acht Jahre Haft.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll der Mann Informationen über die Sicherheitsvorkehrungen am Flughafen Rzeszow gesammelt und an die Russen weitergegeben haben. «Dies sollte unter anderem den russischen Geheimdiensten helfen, ein mögliches Attentat auf ein ausländisches Staatsoberhaupt zu planen: den ukrainischen Präsidenten Wolodymir Selenski», hiess es in der Mitteilung.

Der Verdächtige habe sich zur Arbeit für den russischen Militärgeheimdienst bereit erklärt und zu mehreren russischen Staatsbürgern Kontakt aufgenommen, die unmittelbar an den Kriegshandlungen in der Ukraine beteiligt waren.  Der Hinweis auf ihn sei von der ukrainischen Staatsanwaltschaft gekommen, die den polnischen Ermittlern umfassendes Beweismaterial vorgelegt habe.

Das EU- und Nato-Mitglied Polen ist ein enger militärischer Verbündeter der von Russland angegriffenen Ukraine und eine wichtige Drehscheibe für die westliche Militärhilfe für Kiew.

Der stark bewachte Flughafen im südostpolnischen Rzeszow, etwa 90 Kilometer von Polens Grenze zur Ukraine entfernt, spielt nicht nur für Waffenlieferungen eine zentrale Rolle. Er ist der Ankunfts- und Abreisepunkt für alle westlichen Politiker, die nach Kiew reisen wollen.

Und eben auch für Selenski und andere ukrainische Spitzenpolitiker auf ihrem Weg nach Westen. Da der Luftraum über der Ukraine wegen der Luftangriffe gesperrt ist, reisen Politiker von und nach Kiew mit dem Nachtzug. Ankunftsort für die Züge ist die polnische Grenzstadt Przemysl. Von dort sind es etwa 70 Kilometer bis zum Flughafen Rzeszow. (dpa)

14:06 Uhr

Donnerstag, 18. April

Spionage: Baerbock lässt russischen Botschafter einbestellen

Deutschlands Aussenministerin Annalena Baerbock lässt nach der Festnahme von zwei Russlanddeutschen wegen Spionageverdachts den russischen Botschafter einbestellen.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes bestätigte am Donnerstag einen entsprechenden Bericht der «Bild»-Zeitung. Unbekannt war zunächst, wann genau der Termin stattfindet.

Die deutsche Polizei hatte zwei Männer in Bayern festgenommen, die für Russland spioniert und mögliche Anschlagsziele in Deutschland ausgekundschaftet haben sollen. Den beiden Russlanddeutschen ging es nach Angaben des Generalbundesanwalts um Sabotageaktionen, die insbesondere dazu dienen sollten, «die aus Deutschland der Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg geleistete militärische Unterstützung zu unterminieren».

Sie seien dringend verdächtig, in einem besonders schweren Fall für einen ausländischen Geheimdienst tätig gewesen zu sein, teilte der Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof am Donnerstag mit. Beide Verdächtige müssen nun in Untersuchungshaft. (dpa)

08:53 Uhr

Donnerstag, 18. April

Mutmassliche Agenten mit Verbindung zu Russland in Bayern verhaftet

Die deutsche Polizei hat am Mittwoch in Bayern zwei Männer festgenommen, die für Russland spioniert haben sollen. Die beiden deutsch-russischen Staatsangehörigen sind dringend verdächtig, in einem besonders schweren Fall für einen ausländischen Geheimdienst tätig gewesen zu sein, wie der Generalbundesanwalt beim deutschen Bundesgerichtshof am Donnerstag mitteilte.

Einem der beiden, Dieter S., wird auch die Verabredung zur Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion und zur Brandstiftung sowie Agententätigkeit zu Sabotagezwecken und sicherheitsgefährdendes Abbilden militärischer Anlagen vorgeworfen. Die Ermittler durchsuchten Wohn- und Arbeitsort der beiden. Der «Spiegel» hatte zuerst berichtet.

Konkret soll sich Dieter S. mit einer Person, die mit einem russischen Geheimdienst in Verbindung steht, seit mindestens Oktober vergangenen Jahres über mögliche Sabotageaktionen in Deutschland ausgetauscht haben. Die Aktionen sollten demnach insbesondere dazu dienen, die der Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg geleistete militärische Unterstützung aus Deutschland zu unterminieren.

Dieter S. soll sich vor diesem Hintergrund gegenüber seinem Gesprächspartner bereiterklärt haben, Sprengstoff- und Brandanschläge vor allem auf militärisch genutzte Infrastruktur und Industriestandorte in Deutschland zu begehen. Dieter S. sammelte dem Generalbundesanwalt zufolge Informationen über potenzielle Anschlagsziele, darunter auch Einrichtungen der US-Streitkräfte. Der zweite Beschuldigte, Alexander J., half ihm demnach spätestens ab März 2024.

Einige der ins Visier genommenen Objekte soll Dieter S. vor Ort ausgekundschaftet und fotografiert haben, etwa Militärtransporte.

Für S. ordnete ein Ermittlungsrichter am Mittwoch Untersuchungshaft an. J. sollte am Donnerstag dem Ermittlungsrichter vorgeführt werden.

Bundesjustizminister Marco Buschmann sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Wir wissen, dass der russische Machtapparat auch unser Land in den Fokus nimmt.» Auf diese Bedrohung müsse Deutschland wehrhaft und entschlossen reagieren. Dem Generalbundesanwalt sei mit der Festnahme der beiden Männer ein «weiterer bedeutsamer Ermittlungserfolg» im Kampf gegen das Sabotage- und Spionagenetzwerks des russischen Präsidenten, Wladimir Putin, gelungen. (dpa)

06:00 Uhr

Donnerstag, 18. April

Bewegung bei neuen Ukraine-Hilfen der USA – die Nacht im Überblick

Angesichts der bedrohlichen Lage für die Ukraine kommt Bewegung in die seit Monaten festgefahrene westliche Planung neuer Waffenlieferungen. In den USA wird das Repräsentantenhaus voraussichtlich am Samstag über ein dringend benötigtes Hilfspaket abstimmen, wie der Vorsitzende der Parlamentskammer, Mike Johnson, am Mittwoch ankündigte. Der Kontrollausschuss des Repräsentantenhauses veröffentlichte die Gesetzestexte, über die nun abgestimmt werden soll. Für die Ukraine sind darin rund 61 Milliarden US-Dollar an Unterstützung vorgesehen. Zudem hiess es, US-Präsident Joe Biden solle der Ukraine «so bald wie machbar» weittragende Raketensysteme vom Typ ATACMS zur Verfügung stellen. Kiew hofft seit langem darauf.

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski bat die Staaten der Europäischen Union indes um mehr Flugabwehrsysteme gegen russische Luftangriffe. Am Mittwoch kamen bei einer russischen Raketenattacke auf die nordukrainische Stadt Tschernihiw 17 Menschen ums Leben, etwa 60 Menschen wurden verletzt. Selenski verwies vor den EU-Staats- und Regierungschefs auf die erfolgreiche Abwehr des iranischen Raketen- und Drohnenangriffs auf Israel. «Unser ukrainischer Himmel und der Himmel über unseren Nachbarn verdient die gleiche Sicherheit», sagte er in einer Videoschalte zum Gipfel in Brüssel.

Die Nacht auf Donnerstag begann für die Ukraine mit Luftalarm im Osten des Landes. Die ukrainische Luftwaffe berichtete von anfliegenden russischen Kampfdrohnen. Die Grossstadt Charkiw nahe der Grenze zu Russland werde beschossen. «Alle in die Schutzräume!», schrieb das Militär auf Telegram. Auf russischer Seite herrschte Raketenalarm im grenznahen Gebiet Belgorod. Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, 14 ukrainische Artillerieraketen seien abgewehrt worden.

Lange erwartetes Hilfspaket aus Washington

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren gegen einen russischen Angriffskrieg; am Donnerstag wird der 785. Tag der Invasion gezählt. Nach dem weitgehenden Scheitern ihrer Sommeroffensive 2023 ist die ukrainische Armee in den vergangenen Monaten in die Defensive geraten. Ihr fehlen Artilleriemunition, eigene Flugzeuge und Mittel zur Abwehr russischer Kampfjets, die Bomben abwerfen. An der Front rücken zahlenmässig überlegene russische Truppen in kleinen Schritten vor. Im ukrainischen Hinterland haben schwere Raketen- und Drohnenangriffe wichtige Teile der Stromproduktion zerstört.

Die USA fielen als wichtigster militärischer Unterstützer seit Jahresbeginn weitgehend aus. Zwar stimmte der Senat im Februar für ein von Biden beantragtes milliardenschweres Hilfspaket. Die Zustimmung der zweiten Kammer, des Repräsentantenhauses, wo die Republikaner eine knappe Mehrheit haben, fehlte aber. Wegen parteiinterner Machtkämpfe in der Fraktion kam es bislang nicht zur Abstimmung. Johnson entschied sich nun, die Hilfen doch zur Abstimmung zu bringen - allerdings separat über die Unterstützung für die Ukraine, Israel und den Indopazifik abstimmen zu lassen. Einen Teil der Hilfen für die Ukraine sind als Darlehen vorgesehen. Damit will er Republikanern entgegenkommen, die die Hilfen kritisch sehen oder ablehnen.

Es ist davon auszugehen, dass Johnson sich sein Vorhaben hat von Ex-Präsident Donald Trump absegnen lassen. Am Freitag hatten sich die beiden in Trumps Anwesen Mar-a-Lago in Florida getroffen. Trump hat immer wieder gegen die Ukraine-Hilfen Stimmung gemacht, sich zuletzt aber offen für Hilfe als Darlehen gezeigt. Für Johnson ist die Abstimmung aber heikel, weil Republikaner von Rechtsaussen ihm mit einem Misstrauensvotum drohen.

Selenski sorgt sich um Sicherheit der Atomkraftwerke

Der ukrainische Präsident begründete seine Bitte um mehr Flugabwehr auch mit den Zerstörungen am ukrainischen Energiesystem. Sein Land habe durch Luftangriffe seit Mitte März fast alle Wärmekraftwerke verloren, sagte er. Russland ziele auf Wasserkraftwerke und die Gasversorgung. Mit dem besetzten Atomkraftwerk Saporischschja betreibe Moskau nukleare Erpressung. Selenski schloss nicht aus, dass die Infrastruktur anderer ukrainischer Kernkraftwerke auch zum Ziel werden könnte. «Das kann nur mit Flugabwehr gestoppt werden, durch bestimmte Systeme wie Patriot, Iris-T, Samp-T, Nasams», sagte er.

Die EU sagte zu, angesichts der massiven russischen Raketen- und Drohnenangriffe weitere militärische Unterstützung mobilisieren. Es sei dringend notwendig, der Ukraine Luftverteidigungssysteme zur Verfügung zu stellen und die Lieferung aller erforderlichen militärischen Unterstützung, einschliesslich Artilleriemunition und Raketen, zu beschleunigen, hiess es in einer Erklärung des EU-Gipfels vom späten Mittwochabend. EU-Ratspräsident Charles Michel machte deutlich, bald Entscheidungen für mehr Luftverteidigungssysteme für die Ukraine zu erwarten. «Das ist keine Frage von Monaten. Es ist eine Frage von Tagen und Wochen», sagte der Belgier beim EU-Gipfel in Brüssel. Er könne versichern, dass alle Beteiligten alles täten, was möglich sei, um den Prozess zu beschleunigen.

Nato-Ukraine-Rat tagt

Auf Bitten der Ukraine hin berief Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg für Freitag eine Sitzung des Nato-Ukraine-Rats ein. Es werde um den dringenden Bedarf der Ukraine an mehr Luftverteidigungssystemen und Artilleriegeschossen gehen, sagte Stoltenberg in Brüssel. An der Tagung sollten Selenski und die Verteidigungsminister der Mitgliedsstaaten teilnehmen. Ob sie per Videokonferenz oder auch als ein physisches Treffen organisiert wird, war zunächst nicht bekannt.

In Berlin forderten Aussenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) die Verbündeten zur raschen Unterstützung der Ukraine mit Flugabwehr auf. Die Beiträge zur Abwehr der russischen Aggression «müssen schnell kommen», heisst es in gemeinsamen Briefen an ihre Kollegen. Sie appellierten an die Verbündeten, eine Bestandsaufnahme aller Flugabwehrsysteme in ihren Arsenalen vorzunehmen und zu überlegen, was direkt oder im Tausch mit Partnern an die Ukraine abgegeben werden könnte.

Das wird am Donnerstag wichtig

Die Aussenminister der Gruppe sieben wirtschaftsstarker Demokratien (G7) treffen sich auf der italienischen Insel Capri. Auch dabei ist eine stärkere Unterstützung für die Ukraine Thema. Die Minister beraten zudem angesichts eines drohenden Flächenbrands im Nahen Osten über weitere Sanktionen gegen den Iran. (dpa)

22:59 Uhr

MITTWOCH, 17. APRIL

Selenski wirbt bei Gipfel für Himmel so gut geschützt wie über Israel

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat vom EU-Gipfel dringend einen verbesserten Schutz seines Landes vor russischen Luftangriffen gefordert. In seiner Rede vor den Staats- und Regierungschefs verwies Selenski auf die erfolgreiche Abwehr des iranischen Raketen- und Drohnenangriffs auf Israel. «Leider haben wir in der Ukraine, in unserem Teil Europas nicht das Niveau an Verteidigung, dass wir vor einigen Tagen im Nahen Osten gesehen haben», sagte er am Mittwoch. «Unser ukrainischer Himmel und der Himmel über unseren Nachbarn verdient die gleiche Sicherheit.» Selenski war dem Gipfel in Brüssel per Video zugeschaltet.

Die Ukraine brauche mehr Flugabwehrwaffen, sagte er und nannte als eine Begründung den russischen Raketenangriff auf die Stadt Tschernihiw vom Mittwoch mit 17 Toten. Sein Land habe unter den Luftangriffen aber auch fast alle seine Wärmekraftwerke verloren. Russland ziele auf Wasserkraftwerke und die Gasversorgung. Mit dem besetzten Atomkraftwerk Saporischschja betreibe Moskau nukleare Erpressung. Selenski schloss nicht aus, dass auch die Infrastruktur anderer ukrainischer Kernkraftwerke zum Ziel werden könnte. (dpa)

21:39 Uhr

MITTWOCH, 17. APRIL

Ukraine-Hilfen: Votum im US-Kongress am Wochenende erwartet

Nach monatelanger Blockade von US-Hilfen für die Ukraine steht eine Abstimmung über ein neues Hilfspaket im US-Repräsentantenhaus wahrscheinlich kurz bevor. Der Vorsitzende der Kammer, Mike Johnson, sagte, er erwarte ein Votum am Samstagabend (Ortszeit). Der mächtige Kontrollausschuss veröffentlichte am Mittwoch die Gesetzentwürfe, über die nun abgestimmt werden soll. Diese spiegeln weitgehend einen bereits vorhandenen Vorschlag wider. Allerdings soll in Johnsons Entwurf ein Teil der Hilfen für die Ukraine in ein Darlehen umgewandelt werden.

Im Falle einer Zustimmung wäre noch der Senat am Zug. Es gilt als wahrscheinlich, dass die von den Demokraten geführte Kammer das Vorhaben unterstützt. US-Präsident Joe Biden teilte kurz nach Veröffentlichung der Gesetzentwürfe mit, dass er das Paket unterstütze. «Das Repräsentantenhaus muss das Paket diese Woche verabschieden und der Senat sollte schnell Folge leisten», hiess es in einer Mitteilung des Weissen Hauses. Biden werde das Gesetz sofort unterschreiben. (dpa)

21:37 Uhr

MITTWOCH, 17. APRIL

Viele Tote und Verletzte nach russischem Raketenschlag auf Tschernihiw

Ein russischer Raketenangriff auf die Grossstadt Tschernihiw im Norden der Ukraine hat am Mittwoch viele Opfer unter der Zivilbevölkerung gefordert. Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach abends von 17 Toten. Zudem gebe es mehr als 60 Verletzte, darunter mehrere Kinder.

Bei dem Angriff seien drei Raketen in der Nähe des Stadtzentrums eingeschlagen, hatte der Militärgouverneur der Region, Wjatscheslaw Tschaus, kurz nach der Attacke per Video in seinem Telegram-Kanal mitgeteilt. Er sprach von einem fürchterlichen Morgen. Später wurde bekannt, dass Russland für den Beschuss das mobile Raketensystem Iskander benutzt haben soll. Die Reichweite des Systems liegt bei etwa 500 Kilometern.

Nach offiziellen Angaben wurde ein Hotel, das Kreiskrankenhaus, das Hauptgebäude der Universität und mehrere mehrstöckige Wohngebäude getroffen. Zudem sind viele Autos in Flammen aufgegangen. Insgesamt seien 16 Gebäude beschädigt worden, teilte Bürgermeister Olexander Lomako mit. In den meisten davon sind durch die Druckwelle Fensterscheiben zu Bruch gegangen. Einige Häuser haben aber auch schwere Schäden davongetragen. (dpa)

15:53 Uhr

MITTWOCH, 17. APRIL

BBC: Mehr als 50'000 russische Gefallene in der Ukraine gezählt

Die Zahl bestätigter russischer Gefallener im Krieg gegen die Ukraine ist einer Analyse der britischen Rundfunkanstalt BBC zufolge inzwischen höher als 50'000. Das geht aus Zählungen der russischsprachigen BBC-Redaktion, der unabhängigen Mediengruppe Mediazona sowie Freiwilliger hervor, hiess es in einem am Mittwoch veröffentlichten BBC-Bericht. Die tatsächliche Zahl dürfte westlichen Schätzungen zufolge jedoch mehr als doppelt so hoch sein, da viele Todesfälle nicht bestätigt werden können.

Ausgewertet wurden demnach Satellitenbilder von Friedhöfen, die teils mit Bildern und Videos vom Boden verifiziert wurden, offizielle Berichte, Zeitungen und soziale Medien. Nicht mitgezählt worden seien die Toten unter den prorussischen Kämpfern aus den von Moskau besetzten ukrainischen Regionen Donetzk und Luhansk. Eine aktuelle offizielle Zahl über die Höhe der russischen Verluste gibt es dem BBC-Bericht zufolge nicht.

Einer der Gründe für die hohen Verluste der russischen Invasionstruppen in der Ukraine ist nach Einschätzung von Experten eine sogenannte «Fleischwolf»-Taktik, bei der die gegnerischen Linien mit einer grossen Zahl von Angreifern überrannt werden sollen. Diese habe sich jedoch als sehr verlustreich herausgestellt und nur geringe Gebietsgewinne gebracht.

Die Ukraine hat Angaben Kiews zufolge bis Februar dieses Jahres 31'000 Soldaten verloren. Die wahre Zahl dürfte nach Einschätzung von US-Geheimdiensten jedoch auch höher sein, hiess es in dem BBC-Bericht. (dpa)

12:45 Uhr

MITTWOCH, 17. APRIL

Raketenangriff im Norden der Ukraine: Zahl der Toten steigt auf 13

Nach einem russischen Raketenangriff auf die nordukrainische Grossstadt Tschernihiw ist die Zahl der Toten auf mindestens 13 angestiegen. Zudem seien mehr als 60 Menschen verletzt worden, teilte Innenminister Ihor Klymenko am Mittwoch bei Telegram mit. Die Rettungsarbeiten dauerten noch an. Zunächst hatten die Behörden von zehn Toten und rund zwanzig Verletzten gesprochen.

Nach einem russischen Raketenangriff auf die nordukrainische Grossstadt Tschernihiw ist die Zahl der Toten auf mindestens 13 angestiegen.
Bild: Bild: State Emergency Service Handout / EPA

Am Mittwochmorgen waren nach Behördenangaben drei russische Raketen im Zentrum von Tschernihiw eingeschlagen, gut 70 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Präsident Wolodymyr Selenskyj appellierte daraufhin an die Bündnispartner, der Ukraine mehr Flugabwehr zur Verfügung zu stellen. (dpa)

06:11 Uhr

Mittwoch, 17. April

Selenski will Nato-Ukraine-Rat einberufen – die Nacht im Überblick

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski will für eine bessere Verteidigung des Luftraums seines Landes nach israelischem Vorbild den Nato-Ukraine-Rat einberufen. Die Ukraine werde den Antrag auf Lieferung von Flugabwehrsystemen und Raketen stellen, sagte er in seiner am Dienstagabend in Kiew verbreiteten abendlichen Videobotschaft.

Auch die Menschen in der Ukraine hätten einen Anspruch auf Schutz vor Terror, sagte Selenski mit Blick auf die Luftverteidigung in Israel, die am Wochenende einen iranischen Grossangriff mit Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern erfolgreich abgewehrt hatte. Die Ukraine beklagt immer wieder schwere Schäden und Todesopfer nach heftigem Beschuss durch Russland auch mit Drohnen iranischer Bauart.

Die Ukraine sei den gleichen Raketen- und Drohnenangriffen ausgesetzt, Menschenleben müssten überall gleich geschützt werden, sagte Selenski. Sein Land kämpfe weiter darum, echte Hilfe von den Verbündeten zu bekommen. Bereits in seiner Videoansprache am Montag hatte Selenski angesichts der abgewehrten Attacken auf Israel Parallelen zur Ukraine gezogen und eine gleichermassen starke gemeinsame Verteidigung der Verbündeten gefordert.

Der Nato-Ukraine-Rat hatte zuletzt im Januar auf Antrag Kiews wegen massiver russischer Raketenangriffe getagt. Vertreter der 31 Nato-Staaten und der von Russland angegriffenen Ukraine sprachen dabei auch über eine Verbesserung der Luftverteidigung des Landes. Kiew beklagt, dass zu wenig passiert. Das Gremium war im vergangenen Sommer beim Bündnisgipfel in Litauen eingerichtet worden und soll eine engere Zusammenarbeit ermöglichen, bis die Voraussetzungen für eine Aufnahme der Ukraine in die Nato erfüllt sind. Dazu zählen unter anderem ein Ende des russischen Angriffskriegs und Reformen in der Ukraine.

Selenskyj lobt China und Scholz

In seiner Ansprache würdigte Selenski einmal mehr auch die Bemühungen des Bundeskanzlers um eine Lösung des Konflikts. Olaf Scholz hatte in Peking bei einem Treffen mit Chinas Partei- und Staatschef Xi Jinping das Gewicht der Volksrepublik auf der Weltbühne hervorgehoben. China hat als Verbündeter Russlands Einfluss auf Kremlchef Wladimir Putin, der den Überfall auf die Ukraine vor mehr als zwei Jahren befohlen hatte.

«China kann wirklich helfen, einen gerechten Frieden für die Ukraine und Stabilität in den internationalen Beziehungen wiederherzustellen», sagte Selenski. Die Ukraine bereitet nach seinen Angaben für Mitte Juni einen Weltfriedensgipfel in der Schweiz vor, zu dem zwar China, nicht aber Russland eingeladen ist. China hatte eine eigene Friedensinitiative angestossen, die in der Ukraine aber auf Skepsis stiess.

«Das Gipfeltreffen in der Schweiz gibt uns allen eine echte Chance, die UN-Charta, ihre Ziele und Grundsätze wirklich zur Geltung zu bringen», sagte Selenski. Er besteht darauf, dass ausschliesslich sein Friedensplan umgesetzt wird, der als Kernpunkt den Abzug aller russischen Soldaten von ukrainischem Gebiet vorsieht. Russland kritisiert das als «realitätsfern». China will eine Friedenskonferenz nur unterstützen, wenn daran sowohl die Ukraine als auch Russland teilnehmen.

Was am Mittwoch wichtig wird

Um Hilfe für die Ukraine geht es auch bei einem Treffen der Aussenminister der Gruppe sieben grosser Industrienationen (G7) auf der italienischen Ferieninsel Capri und in Brüssel bei einem zweitägigen EU-Gipfel. Selenski ist zum Gipfel eingeladen und soll per Videoschalte über die aktuelle Lage im Abwehrkrieg gegen Russland berichten.

Bei den bis Freitag andauernden G7-Beratungen auf Capri werden auch der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg erwartet. (dpa)

14:30 Uhr

Dienstag, 16. April

Kreml sieht Waffenruhe zu Olympischen Spielen kritisch

Russland hat ablehnend auf die französische Initiative zu einer Waffenruhe während der Olympischen Spiele in Paris reagiert. Offiziell habe Moskau noch keine solche Anfrage erhalten, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. In der Vergangenheit seien Präsident Wladimir Putin öfter solche Fragen gestellt worden «Sowohl der Präsident als auch unsere Militärs haben darauf hingewiesen, dass das Kiewer Regime in der Regel solche Ideen und Initiativen für Versuche nutzt, sich umzugruppieren oder wiederzubewaffnen», sagte Peskow. Das mache es schwierig, solche Initiativen zu befürworten.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte am Montag erklärt, sein Land werde auf einen olympischen Frieden hinarbeiten. Er hoffe bei den Bemühungen um einen Waffenstillstand in der Ukraine auch auf die diplomatische Unterstützung Chinas. Es ist nicht der erste Vorstoss Macrons für eine Feuerpause während Olympia. Vor einem Monat hatte Kremlchef Putin noch angedeutet, dass eine solche Waffenruhe möglich sei. Russland werde aber von der Lage auf dem Schlachtfeld ausgehen, sagte er da.

Die Sommerspiele sollen vom 26. Juli bis 11. August in Paris stattfinden. Die Idee des olympischen Friedens geht auf die Antike zurück, wurde aber auch bei der Wiederbelebung der Spiele in der Neuzeit als Gedanke aufgenommen. Während des Sportereignisses sollten alle Feindseligkeiten ruhen. In der Vergangenheit wurde aber bereits mehrfach gegen das Gebot verstossen. (dpa)

14:28 Uhr

Dienstag, 16. April

Selenski beklagt akuten Munitionsmangel bei Artillerie und Flugabwehr

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat einen akuten Mangel an Munition für Artilleriesysteme und die Flugabwehr beklagt. «Heute haben wir eine (Artillerie-)Granate gegen zehn (russische). Können wir so standhalten?», fragte der Staatschef in einem am Dienstag vom US-amerikanischen Sender PBS veröffentlichten Interview. Es sei notwendig, bei der Artillerie zumindest ein ausgewogenes Verhältnis zu erreichen, um dem russischen Druck weiter zu widerstehen. Dabei warnte der Präsident vor den Folgen des Ausbleibens US-amerikanischer Militärhilfen. «Ich sage es Ihnen offen, ohne diese Hilfe werden wir keine Chance auf einen Sieg haben», unterstrich Selenskyj im Hinblick auf das seit Monaten durch republikanische Kongressabgeordnete blockierte Unterstützungspaket.

Zugleich beklagte er einen Mangel an Flugabwehrraketen. Bei dem kürzlichen Angriff auf ein Wärmekraftwerk gut 30 Kilometer südlich der Hauptstadt Kiew konnten nach Selenskyjs Angaben nur sieben von elf russischen Raketen abgefangen werden. «Uns sind alle Raketen ausgegangen, die das Trypillja-Kraftwerk geschützt haben», sagte der Präsident. Das für die Stromversorgung des Kiewer Umlands wichtige Kraftwerk mit einer Leistung von gut 1800 Megawatt wurde bei dem Angriff nach Behördenangaben komplett zerstört. (dpa)

14:27 Uhr

Dienstag, 16. April

Xi bei Treffen mit Scholz: China keine Partei im Ukraine-Krieg

Im Gespräch mit Bundeskanzler Olaf Scholz hat der chinesische Staats- und Regierungschef Xi Jinping laut Angaben aus Peking betont, dass China nicht am russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine beteiligt sei. China sei keine Partei und kein Beteiligter in der Ukraine-Krise, hiess es in einer Mitteilung am Dienstag nach dem Treffen der beiden in Peking. Stattdessen habe China stets «die Friedensgespräche auf seine eigene Weise gefördert», sagte Xi demnach.

Eine internationale Friedenskonferenz «zu gegebener Zeit» unterstütze Peking, allerdings müssten Russland und die Ukraine diese akzeptieren, sagte der Chinese. Für die geplante Konferenz in der Schweiz sagte Moskau bereits ab. Die chinesische Antwort auf eine Einladung des Alpenstaates steht noch aus.

China gilt als enger Verbündeter Russlands. Immer wieder werden Vorwürfe gegen chinesische Firmen laut, sogenannte Dual-Use-Güter - das sind Güter, die zu zivilen und auch militärischen Zwecken verwendet werden können - nach Russland zu liefern. Die USA etwa sanktionierten deshalb bereits Unternehmen aus Fernost.

Xi legte ausserdem vier vage formulierte Grundsätze vor, um eine Eskalation in dem Krieg zu vermeiden. Frieden und Stabilität müsse mehr Priorität eingeräumt werden, anstatt die «eigenen egoistischen Interessen» zu verfolgen, hiess es. Zudem solle mehr Mühe zur Entspannung der Lage aufgewendet werden, «statt Öl ins Feuer zu giessen». Drittens brauche es Bedingungen für die Wiederherstellung des Friedens. Zuletzt forderte er mehr Einsatz, um negative Auswirkungen auf die Weltwirtschaft zu verringern, zum Wohle der Stabilität von globalen Industrie- und Lieferketten, hiess es. (dpa)

06:17 Uhr

Dienstag, 16. April

Ukraine bittet um gleichen Schutz wie für Israel – die Nacht im Überblick

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat nach dem Eingreifen des Westens zum Schutz Israels die gleiche Hilfe für sein Land eingefordert. Israel, die USA, Grossbritannien, Frankreich und Jordanien hätten gegen die iranischen Angriffe mit Raketen und Kampfdrohnen in der Nacht zum Sonntag gemeinsam gehandelt, und dies «mit maximaler Effektivität», sagte Selenski am Montagabend in seiner täglichen Videoansprache. «Die ganze Welt hat nun an den Aktionen unserer Verbündeten am Himmel Israels und der Nachbarländer gesehen, wie wirksam Einigkeit bei der Verteidigung gegen den Terror sein kann, wenn die Grundlage der Einigkeit ein ausreichender politischer Wille ist.»

«Gemeinsam haben sie verhindert, dass der Terror die Oberhand gewinnt», fügte Selenski hinzu. Und gemeinsam arbeiteten sie nun mit Hilfe anderer Länder daran, eine weitere Eskalation zu verhindern. Israel sei kein NATO-Mitglied, daher habe es auch keine Notwendigkeit gegeben, etwa einen Artikel 5 - der zum gegenseitigen Beistand im Falle eines Angriffs verpflichtet - zu aktivieren. «Und es wurde auch niemand in den Krieg hineingezogen, sie haben lediglich geholfen, Leben zu schützen.»

Der Iran hatte bei seinem Angriff auf Israel Kampfdrohnen vom Typ Shahed eingesetzt, die auch von den russischen Militärs gegen Ziele in der Ukraine eingesetzt werden. «Shaheds am Himmel über der Ukraine klingen genauso wie am Himmel über dem Nahen Osten», sagte Selenski. «Die Ballistik schlägt überall gleich zu, wenn man sie nicht abschiesst.» Nach seinen Worten hätte der europäische Luftraum «schon längst den Schutz erhalten können, den er braucht, wenn die Ukraine von ihren Partnern beim Abschuss von Drohnen und Raketen ähnlich umfassend unterstützt worden wäre». Mit der Verteidigung Israels habe die freie Welt gezeigt, dass Einigkeit nicht nur möglich, sondern auch hundertprozentig wirksam sei.

«Das entschlossene Handeln der Verbündeten verhinderte den Erfolg des Terrors und den Verlust der Infrastruktur und zwang den Aggressor zur Abkühlung», schrieb Selenski am Montag auf Telegram nach einer Sitzung der Stawka, des Oberkommandos der ukrainischen Streitkräfte. Und um die Ukraine ähnlich zu beschützen, bedürfe es keines Artikels 5, «sondern nur des politischen Willens». Kiew werde mit seinen Partnern darüber sprechen.

Ukraine bereitet sich auf Russlands Offensive vor

In der ukrainischen Militärführung werden fieberhaft Vorbereitungen auf die in Kürze erwarteten russischen Frühjahrs- und Sommeroffensiven vorangetrieben. Dazu seien die Leiter des Auslandsgeheimdienstes und des militärischen Nachrichtendienstes gehört worden, berichtete Selenskyj von der Sitzung der Stawka. «Es ist offensichtlich, dass der Wahnsinn im Kreml noch immer stark ist, und der Besatzer wird versuchen, die Angriffe und Offensivaktionen zu intensivieren», so Selenskyj. «Wir werden darauf reagieren.»

Das russische Militär hat in den vergangenen Wochen den Druck an verschiedenen Frontabschnitten der Ukraine verstärkt. Die ukrainischen Truppen, die unter Munitionsmangel für ihre Artillerie leiden, mussten an verschiedenen Stellen ihre Positionen räumen. Die Militärführung in Kiew hatte bereits eine schwierige Lage eingeräumt.

Ukrainische Orte unter russischem Beschuss

Bei einem russischen Luftangriff auf das Dorf Lukjanke in der Region Charkiw in der Ostukraine sind am Montag mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen. Weitere vier Personen wurden bei dem Angriff verletzt, wie der regionale Militärverwalter Oleh Sinegubow auf Telegram mitteilte. Nach ersten offiziell unbestätigten Berichten hatte die gelenkte Bombe ein Schulgebäude getroffen.

Weiter südlich beschossen russische Einheiten die Stadt Slowjansk, wie ukrainische Medien berichteten. Beim Einschlag einer Kurzstreckenrakete vom Typ Grom seien zwei mehrstöckige Wohngebäude schwer beschädigt worden. Über eventuelle Opfer dieses Angriffs lagen zunächst keine Angaben vor.

EU-Kommission billigt Reformplan der Ukraine

Die EU-Kommission hat für die Auszahlungen weiterer Gelder aus einem milliardenschweren Hilfsprogramm die dafür notwendigen Reformpläne der Ukraine gebilligt. Die Brüsseler Behörde bewerte die umfassende Reform- und Investitionsstrategie der Ukraine für die nächsten vier Jahre positiv, wie sie am Abend mitteilte. Damit werde der Weg für eine regelmässige und vorhersehbare Unterstützung des von Russland angegriffenen Landes geebnet.

Das EU-Hilfsprogramm wurde Anfang Februar beschlossen. Es sieht für einen Zeitraum von vier Jahren Finanzhilfen im Umfang von 50 Milliarden Euro vor. 33 Milliarden Euro davon sollen als Darlehen ausgezahlt werden, der Rest in Form von nicht rückzahlungspflichtigen Zuschüssen. (dpa)

18:18 Uhr

MONTAG, 15. APRIL

Moskau für Deeskalation in Nahost

Die russische Führung hat von Israel und auch dem Iran Zurückhaltung in ihrem Konflikt angemahnt. Der Sekretär des russischen Sicherheitsrates, Nikolai Patruschew, betonte am Montag im Gespräch mit dem Leiter des israelischen Nationalen Sicherheitsrates, Zachi Ha-Negbi, «die Notwendigkeit der Zurückhaltung auf allen Seiten des Konflikts im Nahen Osten, um seine Eskalation zu verhindern», wie die staatlichen russischen Agenturen berichteten. Patruschew habe betont, dass Russland der Ansicht sei, «die Meinungsverschiedenheiten ausschliesslich mit politischen und diplomatischen Mitteln beizulegen».

Zuvor hatte Kremlsprecher Dmitri Peskow betont, Russland sei «ausserordentlich besorgt» wegen der Lage in Nahost. Eine weitere Eskalation sei «in niemandes Interesse», wurde er von der Staatsagentur Tass weiter zitiert. (dpa)

15:50 Uhr

MONTAG, 15. APRIL

Russland wirbt weiter Ausländer für Armee an

Russland wirbt im Angriffskrieg gegen die Ukraine nach britischen Angaben weiter um ausländische Soldaten. In einer englischsprachigen Broschüre würden Ausländer aufgefordert, sich einer Spezialeinheit anzuschliessen, teilte das britische Verteidigungsministerium am Montag mit. Geboten würden 2000 US-Dollar (1880 Euro) Prämie sowie 2200 Dollar pro Monat sowie ein russischer Pass, kostenlose medizinische Versorgung und Ausbildung.

Es sei wahrscheinlich, dass viele der Rekrutierten keine professionellen Soldaten, sondern Arbeitsmigranten seien, hiess es in London weiter. Sie seien mit falschen Behauptungen zum Dienst in der russischen Armee gezwungen oder mit finanziellen Anreizen gelockt worden. Die Zahl der Ausländer in den russischen Streitkräften sei recht gering. Sie würden in bestehende Strukturen integriert, ausländische Spezialeinheiten gebe es nicht.

«Russland möchte wahrscheinlich weitere unpopuläre Mobilmachungsmassnahmen im Inland vermeiden», kommentierte das britische Ministerium. Angesichts erheblicher Verluste von durchschnittlich 913 Soldaten pro Tag lote Russland Möglichkeiten aus, um viel Personal in die Streitkräfte aufzunehmen. (dpa)

06:00 Uhr

Montag, 15. April

Selenski an Westen: Helft den Terror stoppen - Die Nacht im Überblick

In der Ukraine schlagen immer mehr Raketen und Kampfdrohnen mit eigentlich unter Sanktionen fallenden Bauteilen aus dem Westen ein. Der ukrainische Staatschef Wolodimir Selenski fordert daher eine konsequentere Umsetzung der Sanktionen gegen Russland, um die Angriffe des Nachbarstaats zu stoppen. «Leider ist die Hilfe für die Ukraine immer noch begrenzt, und der russische Staat hat immer noch Zugang zu wichtigen Komponenten, die für die Herstellung von Raketen und Drohnen benötigt werden», sagte Selenski am Sonntag in seiner abendlichen Videoansprache.

Jede Rakete, die die Ukraine treffe, enthalte viele Chips oder Elektronik, die Russland aus dem Ausland beziehe und über Nachbarstaaten einführe. «All das muss und kann gestoppt werden: die Duldung von Terror, die Fähigkeit der Terroristen, Verbündete in der ganzen Welt zu finden, und der russische Terror selbst - alle seine Erscheinungsformen.»

Selenski forderte vom Westen mehr Unterstützung beim Kampf gegen die russischen Luft- und Raketenangriffe und verwies auf die weitgehend erfolgreiche Abwehr der iranischen Angriffe auf Israel in der Nacht zum Sonntag. «Die ganze Welt sieht, was echte Verteidigung ist, und sie sieht, dass sie möglich ist», sagte Selenski. Die Welt habe auch gesehen, dass Israel bei der Verteidigung nicht allein war und von Verbündeten unterstützt wurde. «Und wenn die Ukraine sagt, dass ihre Verbündeten nicht die Augen vor den russischen Raketen und Drohnen verschliessen sollten, dann bedeutet das, dass sie handeln müssen, und zwar mit Nachdruck.»

Es sei keine Zeit mehr zu verlieren, appellierte er an den Westen. «Es ist nicht die Rhetorik, die den Himmel schützt, es sind nicht die Gedanken, die die Produktion von Raketen und Drohnen für den Terror einschränken», sagte Selenski. Je länger die Hilfe auf sich warten lasse, desto mehr Zuversicht gewinne das russische Militär. «Die Ukraine, der Nahe Osten und alle anderen Teile der Welt haben gleichermassen einen gerechten und dauerhaften Frieden verdient.»

Viele Verletzte durch Raketentrümmer

In der Region Dnipro im Südosten der Ukraine sind am Sonntag mindestens 15 Menschen durch herabfallende Trümmer eines abgeschossenen russischen Marschflugkörpers verletzt worden. Zudem wurden rund 30 Wohnhäuser beschädigt, wie die regionale Militärverwaltung auf Telegram mitteilte. Weiter südlich seien in der Stadt Nikopol mindestens vier Menschen durch russischen Artilleriebeschuss verletzt worden. Mehrere Häuser seien in Brand geraten. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.

Die Ukraine wehrt seit über zwei Jahren eine russische Invasion ab. Neben militärischen Zielen greifen russische Einheiten immer wieder zivile Ziele an.

Kiew befürchtet russische Sabotage an Kernkraftwerk

Die ukrainische Militärführung befürchtet in den kommenden Tagen in dem von russischen Truppen besetzten Atomkraftwerk Saporischschja eine sogenannte Operation unter falscher Flagge. Die Verantwortung für die nicht näher beschriebene Aktion der Besatzer solle der Ukraine anschliessend in die Schuhe geschoben werden, schrieb der Generalstab in Kiew am Sonntag auf Facebook. «Russland ist der einzige Terrorist auf der Welt, der ein Kernkraftwerk als Geisel hält und es benutzt, um die Ukraine und die ganze Welt zu erpressen.» Niemand ausser Russland habe die Welt jemals so nahe an den Rand einer vorsätzlichen atomaren Katastrophe gebracht.

Das mit einer Leistungsfähigkeit von knapp sechs Gigawatt potenziell grösste Atomkraftwerk Europas wurde kurz nach Beginn von Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine von russischen Truppen besetzt - und später vermint. Mehrfach geriet es unter Beschuss, worauf international die Sorge vor einer Atomkatastrophe wuchs. Beide Kriegsparteien werfen sich gegenseitig immer wieder vor, einen Vorfall am AKW provozieren zu wollen. Alle sechs Reaktoren sind inzwischen im Kaltzustand. (dpa)

21:10 Uhr

SONNTAG, 14. APRIL

Selenski: Duldung von Terror stoppen

Der ukrainische Staatschef Wolodimir Selenski hat vom Westen mehr Bemühungen bei der Umsetzung der gegen Russland verhängten Sanktionen gefordert, um die immer stärker werdenden russischen Angriffe zu stoppen. «Leider ist die Hilfe für die Ukraine immer noch begrenzt, und der russische Staat hat immer noch Zugang zu wichtigen Komponenten, die für die Herstellung von Raketen und Drohnen benötigt werden», sagte er am Sonntag in seiner abendlichen Videoansprache. Jede Rakete, die die Ukraine treffe, enthalte viele Bauteile, die von Unternehmen in anderen Ländern bezogen und über das Territorium von Russlands Nachbarn eingeführt würden. «All das muss und kann gestoppt werden: die Duldung von Terror, die Fähigkeit der Terroristen, Verbündete in der ganzen Welt zu finden, und der russische Terror selbst - alle seine Erscheinungsformen.»

Selenski forderte vom Westen mehr Unterstützung bei der Abwehr der russischen Luft- und Raketenangriffe und verwies auf die weitgehend erfolgreiche Abwehr der iranischen Angriffe auf Israel in der Nacht zum Sonntag. «Die ganze Welt sieht, was echte Verteidigung ist, und sie sieht, dass sie möglich ist», sagte Selenski. Die Welt habe auch gesehen, dass Israel bei der Verteidigung nicht allein war und von Verbündeten unterstützt wurde. «Und wenn die Ukraine sagt, dass ihre Verbündeten nicht die Augen vor den russischen Raketen und Drohnen verschliessen sollten, dann bedeutet das, dass sie handeln müssen, und zwar mit Nachdruck.»

Es sei keine Zeit mehr zu verlieren, appellierte er an den Westen. «Es ist nicht die Rhetorik, die den Himmel schützt, es sind nicht die Gedanken, die die Produktion von Raketen und Drohnen für den Terror einschränken», sagte Selenski. Je länger die Hilfe auf sich warten lasse, desto mehr Vertrauen gewinne das russische Militär. «Die Ukraine, der Nahe Osten und alle anderen Teile der Welt haben gleichermassen einen gerechten und dauerhaften Frieden verdient.» (dpa)

17:30 Uhr

SONNTAG, 14. APRIL

Selenski: Wir kennen den Terror der iranischen Drohnen

Im Namen der Ukraine hat Präsident Wolodimir Selenski den iranischen Luftangriff auf Israel verurteilt. «Wir in der Ukraine kennen den Schrecken solcher Angriffe durch Russland sehr gut, weil es die gleichen Shahed-Drohnen und russischen Geschosse einsetzt, die gleiche Taktik kombinierter Luftangriffe.» Das schrieb Selenski am Sonntag im sozialen Netzwerk X (vormals Twitter).

Eine weitere Eskalation im Nahen Osten müsse unbedingt verhindert werden. Der Iran bedrohe den gesamten Nahen Osten wie auch Russland eine Bedrohung sei. «Die offenkundige Zusammenarbeit beider Regime bei der Verbreitung von Terror braucht eine entschlossene und geeinte Antwort der Welt», schrieb der ukrainische Staatschef. Dazu gehöre, dass vor allem der Kongress in Washington die notwendigen Beschlüsse fasse, um die Verbündeten der USA zu unterstützen.

Russland fliegt fast jede Nacht Luftangriffe auf die Ukraine mit Dutzenden Shahed-Kampfdrohnen iranischer Bauart. Teils werden die Drohnen aus dem Iran geliefert, teils baut Russland sie nach. Der Ukraine fehlt es in ihrem Abwehrkampf derzeit an Waffen - auch weil innenpolitischer Streit in den USA gerade Entscheidungen über neue Hilfen blockiert. (dpa)

15:28 Uhr

SONNTAG, 14. APRIL

Moskau: Iran beruft sich auf Recht zur Selbstverteidigung

Russland ist besorgt wegen der Eskalation im Nahen Osten und gibt dem Westen eine Mitschuld daran. Der Iran berufe sich bei seinem Raketenangriff auf Israel auf das Selbstverteidigungsrecht nach Artikel 51 der UN-Charta nach der Attacke auf die iranische Botschaft in Damaskus, erklärte das russische Aussenministerium in Moskau. Russland habe den damaligen Vorfall klar verurteilt. «Leider konnte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen wegen der Haltung seiner westlichen Mitglieder nicht angemessen auf den Schlag gegen die iranische konsularische Vertretung regieren.»

Moskau stellte die Eskalation in den Zusammenhang zahlreicher ungelöster Konflikte im Nahen Osten, vor allem des israelisch-palästinensischen Konflikts. Diese Konflikte würden durch «unverantwortliche provokative Handlungen» noch verschärft, hiess es in der Mitteilung vom Sonntag. «Wir rufen alle beteiligten Seiten zu Zurückhaltung auf.» Die Staaten der Region sollten die Probleme mit politischen und diplomatischen Mitteln lösen. Dazu sollten die «konstruktiv gesonnenen internationalen Kräfte» beitragen. (dpa)

07:02 Uhr

SONNTAG, 14. APRIL

Selenski lobt Führungsrolle Deutschlands - die Nacht im Überblick

Die unter schwerem Angriffsdruck Russlands stehende ukrainische Flugabwehr wird mit einem weiteren Patriot-System aus Deutschland verstärkt und könnte bald mit weiteren Waffen aus deutschen Beständen rechnen. Nach der Entscheidung der Bundesregierung zur Lieferung eines dritten Patriot-Flugabwehrsystems an die Ukraine betonte deren Präsident Wolodimir Selenski die Bedeutung der Unterstützung aus Berlin: «Die Führungsrolle Deutschlands ist wirklich spürbar, und dank dieser Führungsrolle werden wir in der Lage sein, Tausende Menschenleben zu retten und der Ukraine mehr Schutz vor dem russischen Terror zu bieten», sagte Selenski am Samstag in seiner allabendlichen Videoansprache. Zugleich richtete er weitere Worte des Dankes an Bundeskanzler Olaf Scholz: «Olaf, Herr Bundeskanzler, noch einmal vielen Dank für die Flugabwehr.»

Selenski deutete an, dass im Telefonat mit Scholz auch über weitere Waffenlieferungen gesprochen worden sei. «Wir arbeiten mit Deutschland auch an einem zusätzlichen Iris-T-System, das ebenfalls ein starkes Luftabwehrsystem ist, und an Raketen für unsere bestehenden Luftabwehrsysteme.» Zuvor hatte Selenskyj von einem «echten Zeichen der Unterstützung der Ukraine in einer für uns kritischen Zeit» gesprochen. Zugleich rief er andere Länder auf, dem Beispiel Deutschlands zu folgen.

Bislang hat Deutschland zwei Patriot-Systeme an die Ukraine geliefert. Das neue System kommt aus Beständen der Bundeswehr und soll den Angaben zufolge unverzüglich übergeben werden. Die Patriot-Luftabwehr habe sich im Kampf gegen die russische Aggression bewährt, teilte das Verteidigungsministerium in Berlin mit. Die Ukraine hat solche Systeme bereits aus den USA und den Niederlanden erhalten. Da das russische Militär mehrfach behauptet hat, Patriot-Abschussrampen zerstört zu haben, ist nicht bekannt, wie viele Einheiten noch im Einsatz sind.

Selenski hatte zuletzt immer wieder Patriot-Abwehrsysteme für den Schutz des Luftraums gegen russische Raketen- und Drohnenangriffe gefordert. Um den Luftraum abzuriegeln, seien 25 Systeme mit jeweils 6 bis 8 Batterien nötig, sagte Selenski Anfang April. In den vergangenen Wochen hat das russische Militär den Druck auf die Ukraine erhöht und verstärkt die Energie-Infrastruktur mit Bomben- und Raketenangriffen attackiert.

Ukrainisches Militär unter Druck

Entlang der gesamten Frontlinie im Osten und Süden der Ukraine geraten die ukrainischen Verteidiger immer mehr unter Druck. «Die Lage an der Front ist in einigen Gebieten schwierig», räumte Präsident Selenski am Abend ein, ohne Details zu nennen. Ähnlich hatte sich vor ihm der ukrainische Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj geäussert. «Die Lage an der Ostfront hat sich in den vergangenen Tagen deutlich zugespitzt», schrieb Syrskyj am Samstag auf Telegram. Dies hänge mit verstärkten Offensivbemühungen der russischen Truppen nach der Präsidentenwahl in Russland zusammen, meinte er. Besonders heikel ist seiner Einschätzung nach die Lage um die im Gebiet Donezk gelegenen Städte Lyman, Bachmut und Pokrowsk. Gerade in Pokrowsk, westlich der erst zu Jahresbeginn von den Russen eroberten Stadt Awdijiwka, versuche das russische Militär, unter Einsatz Dutzender Panzer die Verteidigungslinien zu durchbrechen.

Syrskyj forderte die Aufrüstung der ukrainischen Armee mit hoch entwickelten Waffen wie Hightech-Drohnen. Nur mit technologischen Neuerungen könne es gelingen, das numerische Übergewicht der russischen Angreifer auszugleichen. Wegen des Mangels an Munition und Waffen sind die Ukrainer zuletzt immer stärker in die Defensive geraten.

Trotz der düsteren Aussichten gab sich Selenski zuversichtlich und verwies auf zunehmende Produktionskapazitäten der ukrainischen Rüstungsindustrie. Die ukrainischen Truppen erhielten immer mehr und immer bessere Drohnen sowie Raketen und Granaten. «Trotz aller Schwierigkeiten sind heute 500 Unternehmen in unserem Verteidigungssektor tätig, die meisten davon private Initiativen», sagte Selenski. Nach seinen Worten sind rund 300 000 Menschen in der ukrainischen Rüstungsindustrie beschäftigt. (dpa)

21:06 Uhr

SAMSTAG, 13. APRIL

Ukrainischer Oberbefehlshaber: Lage an der Front spitzt sich zu

Das ukrainische Militär ist bei der Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg nach eigenen Angaben in eine schwierige Lage geraten. «Die Lage an der Ostfront hat sich in den vergangenen Tagen deutlich zugespitzt», schrieb Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj am Samstag auf Telegram. Dies hänge mit verstärkten Offensivbemühungen der russischen Truppen nach der Präsidentenwahl in Russland zusammen, meinte er. Besonders heikel ist seiner Einschätzung nach die Lage um die im Gebiet Donezk gelegenen Städte Lyman, Bachmut und Pokrowsk. Gerade in Pokrowsk, westlich der erst zu Jahresbeginn von den Russen eroberten Stadt Awdijiwka, versuche das russische Militär, unter Einsatz Dutzender Panzer die Verteidigungslinien zu durchbrechen.

Syrskyj forderte die Aufrüstung der ukrainischen Armee mit Hightech-Waffen wie Drohnen. Nur mit technologischen Neuerungen könne es gelingen, das numerische Übergewicht der russischen Angreifer auszugleichen. Seit Monaten erbittet Kiew vom Westen eine stärkere Unterstützung. Wegen des Mangels an Munition und Waffen sind die Ukrainer immer stärker in die Defensive geraten. (dpa)

15:42 Uhr

SAMSTAG, 13. APRIL

Raketenschlag gegen russisch besetzte Stadt Luhansk

Bei Raketenangriffen auf die von russischen Truppen besetzte Grossstadt Luhansk sind offiziellen Angaben zufolge mehrere Menschen verletzt worden. Einschläge habe es in der Nähe des Busbahnhofs und einer Maschinenbaufabrik gegeben, schrieb der russische Politiker Wladimir Rogow, Vorsitzender der Bewegung «Wir sind mit Russland zusammen», am Samstag auf seinem Telegram-Kanal. Demnach wurden drei Zivilisten verletzt und mehrere Wohnhäuser beschädigt. Ukrainische Medien wiederum berichteten, der Angriff habe einer Militäreinheit und einer Ansammlung von Militärfahrzeugen in der Nähe der Fabrik gegolten. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen.

In der in dem Krieg ebenfalls von den Russen eroberten Kleinstadt Tokmak im Gebiet Saporischschja ist derweil die Zahl der Todesopfer nach einem Angriff am Freitag auf zehn gestiegen. Unter den Trümmern eines Wohnhauses seien zwei weitere Leichen gefunden worden, teilte der von Moskau eingesetzte Statthalter für den besetzten Teil des Gebiets Saporischschja, Jewgeni Balizki, bei Telegram mit. Zwei Personen würden noch vermisst, schrieb er. 18 Menschen wurden verletzt ins Krankenhaus eingeliefert. (dpa)

07:42 Uhr

Samstag, 13. April

Putin plant laut Bericht Hochfahren von AKW Saporischschja

Russlands Präsident soll Putin einem Vertreter der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) gesagt haben, dass er das von Russland besetzte Kernkraftwerk Saporischschja wieder in Betrieb nehmen will. Das berichtet das «Wall Street Journal». Die sechs Reaktoren des Kernkraftwerks Saporischschja, der größten Nuklearanlage Europas, sind seit September 2022 abgeschaltet. Einen Termin habe Putin nicht genannt. Ein Diplomat sagte der Zeitung, Russland wolle das Kraftwerk möglicherweise rechtzeitig zum 40. Jahrestag des Bestehens der Anlage wieder in Betrieb nehmen. Das wäre im Dezember. IAEO-Chef Rafael Grossi spricht von einer «erheblichen Eskalation» der nuklearen Gefahr in der Ukraine.

07:36 Uhr

Samstag, 13. April

Selenski beklagt fehlende Unterstützung - Die Nacht im Überblick

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat einmal mehr die aus seiner Sicht mangelnde militärische Unterstützung des Westens im Abwehrkampf seines Landes gegen die russischen Invasionstruppen beklagt. «Leider verlangsamt sich ein Teil der Unterstützung, und wir müssen alles tun, was wir können, um unsere eigenen Fähigkeiten zu verbessern», sagte er am Freitag bei einem Treffen lokaler und regionaler Gebietskörperschaften in Tscherniwzi in der Westukraine. Dennoch müsse alles getan werden, damit die Aufmerksamkeit der Welt auf die Ukraine gerichtet bleibe.

Aktuellstes Problemfeld der Ukraine sei gegenwärtig der Energiesektor, der im Visier ständiger schwerer russischer Angriffe steht und bereits unter grossen Ausfällen in der Stromversorgung leidet. Zwar bemühe sich die Regierung in Kiew um einen weiteren Ausbau der Flugabwehr, doch sollten die einzelnen Gemeinden die Probleme im Auge behalten. «Wir müssen uns auf allen Ebenen auf die nächste Heizperiode vorbereiten - in den Gemeinden, bei den Behörden und in unseren Energieunternehmen», betonte Selenskyj.

Bei einem anschliessenden Treffen mit ukrainischen Wirtschaftsvertretern sagte Selenskyj, dass die Rüstungsindustrie weiterhin oberste Priorität habe. «Es herrscht Krieg und wir müssen schneller sein als der Feind», sagte Selenski. «Aber die Wirtschaft, die Arbeitsplätze schafft, ist genauso wichtig.» Allerdings habe der Krieg, genauer gesagt die ständigen russischen Angriffe, zu einer Verlagerung der Unternehmen in die Regionen geführt.

Selenski über Marshall-Plan für die Ukraine

Selenski rechnet nach dem Krieg mit einer Art Marshall-Plan der USA und der EU für den Wiederaufbau der Ukraine. «Ja, solche Pläne gibt es», sagte er am Freitag im Gespräch mit Studenten der Universitäten in Tscherniwzi. Es werde zwar kein Marshall-Plan im eigentlichen Sinne sein, aber «etwas im Prinzip Ähnliches», sagte Selenskyj. «Wie auch immer, es geht um Wiederaufbau, neue Energien, neue Technologien und neue Wirtschaft», wurde der ukrainische Präsident von der Agentur Unian zitiert. Der Marshall-Plan war ein milliardenschweres wirtschaftliches Förderprogramm der USA für den Wiederaufbau Europas nach dem Zweiten Weltkrieg.

USA und Grossbritannien blockieren Handel mit russischen Metallen

Derweil weiteten die USA und Grossbritannien ihr Einfuhrverbot von Metallen aus russischer Produktion aus. Nach dem 13. April produziertes Aluminium, Kupfer und Nickel aus Russland werde künftig nicht mehr an den beiden grössten Metallbörsen der Welt in London und Chicago gehandelt, teilten das US- und das britische Finanzministerium in der Nacht zu Samstag mit. Damit würden die russischen Metallproduzenten von den Gewinnen der London Metal Exchange und der Chicago Mercantile Exchange ausgeschlossen und eine wichtige Einnahmequelle des Kremls zur Finanzierung seines Kriegs in der Ukraine geschmälert.

Die gemeinsame Aktion der beiden Länder baue auf dem Verbot von Metallimporten auf und ziele auf russische Exporte von Aluminium, Kupfer und Nickel im Wert von 40 Milliarden Dollar ab, teilte das britische Finanzministerium weiter mit. Metalle seien nach Energie das grösste Exportgut Russlands. Die Metallbörsen spielen eine zentrale Rolle bei der Erleichterung des Handels mit Industriemetallen in aller Welt.

Russische Angriffe in der Ostukraine

Die ukrainische Militärführung berichtete am Freitag von neuen schweren Kämpfen im Osten des Landes. Allein in der Region um Bachmut seien im Laufe des Tages 24 russische Angriffe abgewehrt worden, teilte der Generalstab in seinem Lagebericht mit. In der Umgebung von Awdijiwka führten die russischen Militärs demnach 16 Angriffe. An allen Frontabschnitten zusammen seien rund 80 Gefechte registriert worden, dazu über 70 russische Luftangriffe. Die Angriffe konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Ukrainische Angriffe

Bei einem ukrainischen Angriff auf die russisch besetzte Ortschaft Tokmak in der Südukraine kamen am Freitag nach ersten Angaben örtlicher Behörden mindestens sechs Menschen ums Leben, darunter ein Kind. Weitere 20 Menschen seien bei dem Angriff auf ein Wohngebiet in Tokmak schwer verletzt worden, berichtete die russische Staatsagentur Tass. Auch diese Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden. (dpa)

19:37 Uhr

FREITAG, 12. APRIL

Ukrainische Truppen erhalten Ruhephasen vom Frontalltag

Ungeachtet des massiven Drucks der russischen Streitkräfte auf die Frontlinien in der Ukraine haben die ukrainischen Militärs Wege gefunden, ihren Soldaten Möglichkeiten zur Entspannung zu bieten. «Die geplante Rotation der Einheiten, die seit Beginn der umfassenden Invasion in den Kampfgebieten im Einsatz sind, geht weiter», teilte der Generalstab in Kiew am Freitagabend auf Facebook mit. Es seien Möglichkeiten gefunden worden, abwechselnd Brigaden von den Fronten abzuziehen und ihnen Ruhepause zu gönnen.

Neu an die Fronten befohlene Einheiten seien mit Reservisten aufgefüllt und verstärkt worden. «Dieser Prozess wird fortgesetzt», hiess es. Viele ukrainische Soldaten hatten fast zwei Jahre ohne Pause an den Fronten gekämpft. Erst Anfang dieses Jahres war in Kiew beschlossen worden, viele der Frontkämpfer vorübergehend in die Reserve zu versetzen und die Streitkräfte mit der Einberufung neuer Rekruten zu verstärken. (dpa)

17:54 Uhr

FREITAG, 12. APRIL

Estland bemerkt mehr Aktivitäten der russischen Geheimdienste

Russische und chinesische Geheimdienste weiten ihre Aktivitäten in Estland einem Bericht des Inlandsnachrichtendienstes des baltischen EU- und Nato-Landes zufolge immer mehr aus. «Die russischen Geheimdienste und Sicherheitsdienste sind deutlich aggressiver geworden. Während sie in mancher Hinsicht grober vorgehen, wenden sie auch verdecktere Methoden an», schreibt die Sicherheitspolizei des an Russland grenzenden Ostseestaats in ihrem am Freitag in Tallinn veröffentlichten Jahresbericht. «Die Konfrontation mit der Ukraine hat ihnen eine neue Richtung und einen neuen Zweck gegeben – sie stellen eine ernsthafte Bedrohung dar.»

Auch werde Russland wahrscheinlich seine Bemühungen fortsetzen, gesellschaftliche Spannungen in seinen Nachbarländern zu schüren. Die estnische Gesellschaft habe sich im vergangenen Jahr aber als widerstandsfähig erwiesen, weshalb die hybriden Operationen und Einschüchterungstaktiken nicht die gewünschten Ergebnisse erzielt hätte, heisst es in dem Bericht. Zwischen Ende 2023 und Mitte Februar 2024 nahm die Sicherheitspolizei demnach etwa ein Dutzend Menschen fest, die im Auftrag der russischen Sonderdienste verschiedene Vergehen in Estland begehen sollten.

Neben Russland stellt China der Sicherheitspolizei zufolge die grösste nachrichtendienstliche Bedrohung für Estland dar. «Im Vergleich zu Russland sind die Geheimdienstbemühungen Chinas sowohl breiter angelegt als auch intensiver», heisst es in dem Bericht. Demnach seien darin chinesische Unternehmen und Gemeinschaften in Ländern auf der ganzen Welt eingebunden. In Estland diene dabei die Botschaft in Tallinn als eines der wichtigsten Instrumente zur Ausübung von Soft Power, schreibt der Inlandsnachrichtendienst. (dpa)

16:00 Uhr

FREITAG, 12. APRIL

Scholz hofft auf Teilnahme Chinas an Ukraine-Friedensgipfel

Der deutsche Regierungschef Olaf Scholz hofft darauf, dass an dem für Mitte Juni geplanten Ukraine-Friedensgipfel in der Schweiz auch russlandfreundliche Länder wie China, Brasilien und Südafrika teilnehmen. Deutschland habe den Prozess, der zu dieser Konferenz geführt hat, immer unterstützt.

Das betonte der Kanzler am Freitag nach einem Treffen mit dem georgischen Ministerpräsidenten Irakli Kobachidse in Berlin. Jetzt gehe es darum, diesen Gipfel so zu organisieren, dass «eine grosse Beteiligung» aus der ganzen Welt - beispielsweise aus arabischen Ländern, China, Südafrika oder Brasilien - möglich werde. Er verwies darauf, dass China an einem der Vorbereitungstreffen auf Beraterebene teilgenommen hat.

Scholz bricht am Samstag zu einem dreitägigen China-Besuch auf und wird am Dienstag Präsident Xi Jinping treffen. China gilt als wichtigster Verbündeter Russlands. Die Führung in Peking hat im vergangenen Jahr ein Positionspapier zum Ukraine-Konflikt vorgelegt und zuletzt im März einen Sondergesandten zu Gesprächen darüber nach Europa geschickt. Westliche Diplomaten gehen davon aus, dass die Erfolgschancen des Gipfels mit einer Teilnahme Chinas stehen und fallen.

Neben China sind auch noch drei andere Mitglieder der G20-Gruppe führender Wirtschaftsmächte eng mit Russland verbunden: Brasilien, Südafrika und Indien. Russland selbst soll zu dem Gipfel nicht eingeladen werden, die Ukraine schon. Dieser soll am 15. und 16. Juni in der neutralen Schweiz stattfinden.

Unter anderem soll über die sogenannte Friedensformel des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gesprochen werden. Er fordert einen bedingungslosen Rückzug der russischen Truppen aus allen besetzten Gebieten der Ukraine. Die russischen Angreifer beharren hingegen auf einem Frieden zu ihren Bedingungen. Das schliesst den Einbehalt der bisherigen Eroberungen sowie den Verzicht der Ukraine auf einen Nato-Beitritt und eine schlagkräftige Armee ein. (dpa)

14:06 Uhr

Freitag, 12. April

Die Ukraine hat fast alle Wärmekraftwerke verloren

Nach massiven russischen Angriffen seit Mitte März ist der Grossteil der ukrainischen Wärmekraftwerke zerstört oder unter russischer Kontrolle. Das lässt sich aus einer ukrainischen Medienrecherche und den Angaben von Unternehmen ableiten.

«Nach dem letzten Beschuss und der Zerstörung des Tripyllja-Wärmekraftwerks hat das Staatsunternehmen Zentrenerho 100 Prozent seiner Stromerzeugungskapazitäten verloren», schrieb das Online-Nachrichtenportal Ukrajinska Prawda am Freitag. Zuvor war bereits das Wärmekraftwerk bei Smijiw im ostukrainischen Gebiet Charkiw zerstört worden. Seit Sommer 2022 ist das ebenso zu Zentrenerho gehörende Kraftwerk Wuhlehirsk im Gebiet Donezk unter russischer Kontrolle.

Nach Angaben des grössten privaten Energieunternehmens DTEK sind fünf seiner sechs Kraftwerke zumindest stark beschädigt. Nur 20 Prozent der Kapazitäten zur Stromproduktion seien intakt. Die Ukrajinska Prawda geht nach den neuerlichen Angriffen davon aus, dass es eher weniger sind.

Beim dritten Betreiber von Wärmekraftwerken, Donbassenerho, ist die Situation nicht besser. Das Kraftwerk bei Starobeschewe im Gebiet Donezk ist der Recherche zufolge bereits seit 2015 unter Kontrolle der prorussischen Separatisten. Das zweite Kraftwerk des Unternehmens bei Slowjansk werde regelmässig beschossen, hiess es.

Wärmekraftwerke verbrennen Kohle, Heizöl oder Gas, um Strom zu erzeugen. Der Grossteil der ukrainischen Wärmekraftwerksblöcke wird mit Kohle betrieben.

Russland greift auch Wasserkraftwerke an. Im März setzte Raketenbeschuss das grosse Dnipro-Wasserkraftwerk in Saporischschja durch Raketenangriffe ausser Betrieb. Die Angriffe zielten vor allem auf die Wärme- und Wasserkraftwerke, da diese wichtig für die Netzstabilität seien, erläuterte Ukrajinska Prawda. Sie könnten die Stromproduktion am Morgen und Abend schnell hochfahren, wenn der Verbrauch stark ansteige.

Die drei unter ukrainischer Kontrolle verbliebenen ukrainischen Atomkraftwerke, die die Grundlast gewährleisten, seien von den Angriffen ausgenommen. Energieminister Herman Haluschtschenko gab am vergangenen Sonntag den Atomanteil an der Stromerzeugung mit mehr als 50 Prozent an.

Trotz der massiven Zerstörungen der Energieinfrastruktur gibt es nach Angaben des Stromnetzbetreibers Ukrenerho regelmässige Stromabschaltungen bislang nur im ostukrainischen Gebiet Charkiw. Im Gebiet Dnipropetrowsk seien Industrieabnehmer von Stromabschaltungen betroffen. Um die Versorgung zu gewährleisten, werde zu den Spitzenverbrauchszeiten morgens und abends Strom aus den Nachbarstaaten Rumänien, Slowakei, Ungarn und Moldau importiert.

In der Nacht auf Freitag griff das russische Militär erneut Ziele in der Ukraine mit nach ukrainischen Angaben 17 Kampfdrohnen iranischer Bauart und einer Rakete an. 16 der Drohnen seien dabei abgefangen worden. Dem Energieministerium zufolge wurde dennoch ein Umspannwerk im Gebiet Dnipropetrowsk beschädigt. (dpa)

13:20 Uhr

Freitag, 12. April

Ukraine und Russland tauschen mehr als 100 Leichen aus

Die Ukraine und Russland haben trotz laufender Kampfhandlungen mehr als 100 Soldatenleichen ausgetauscht. Die ukrainische Seite habe dabei 99 tote Soldaten zurückerhalten, teilte der Stab für die Belange von Kriegsgefangenen in Kiew am Freitag per Telegram mit.

Von diesen seien 77 im Donezker Gebiet, 20 im Gebiet Saporischschja und 2 im Gebiet Charkiw getötet worden. Russland habe seinerseits 23 Soldatenleichen zurückerhalten, meldete das russische Internetportal RBK unter Berufung auf den Duma-Abgeordneten Schamsail Saralijew. (dpa)

11:18 Uhr

Freitag, 12. April

Polens Präsident Duda: Nato-Staaten müssen mehr Munition produzieren

Der polnische Präsident Andrzej Duda hat an die Nato-Staaten appelliert, zur Abschreckung Russlands die Produktion von Munition anzukurbeln. «Ganz Europa muss zusammen mit den Vereinigten Staaten seine Kräfte bündeln, um mehr Granaten, insbesondere Artilleriegeschosse, zu produzieren. Dies ist notwendig, um unsere Sicherheit zu gewährleisten», sagte Duda am Donnerstagabend in einem Interview im litauischen Fernsehen.

Der polnische Präsident Andrzej Duda.
Bild: Bild: Keystone

Wenn die Nato potenzielle Angriffe wirklich abschrecken wolle, müsse sie die gleiche Menge produzieren wie Russland, sagte Duda, der zuvor in Vilnius am Gipfel der Staaten der sogenannten Drei-Meere-Initiative teilgenommen hatte. Russland könne in naher Zukunft mehr als zwei Millionen Artilleriegeschosse pro Jahr produzieren. Die verfügbare Munition in den Nato-Ländern nannte Duda völlig unzureichend.

Auch rief der polnische Präsident dazu auf, eine «harte Politik zur Steigerung des Verteidigungspotentials im Westen» zu verfolgen. Dies sei heute die «wichtigste Aufgabe» der Nato-Staaten, einschliesslich der Länder Mitteleuropas. Dadurch und durch die Unterstützung der Ukraine könne man sich nach seiner Ansicht auf friedliche Weise gegen den russischen Imperialismus verteidigen, sagte Duda. (dpa)

06:19 Uhr

Freitag, 12. April

Vitali Klitschko: «Das ist kein Krieg, das ist Terror»

Angesichts der verstärkten russischen Angriffe auf die Ukraine hat Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko dringend um weitere Waffenlieferungen seiner Verbündeten gebeten. «Das ist ein Krieg der Ressourcen, und deswegen brauchen wir Unterstützung unserer Partner», sagte Klitschko am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung «Maybrit Illner». Die Ukraine brauche dringend mehr Luftabwehrsysteme. «Wir haben nicht genug.» Jeden Tag gebe es Angriffe und die Russen ruinierten die Infrastruktur. «Das ist kein Krieg, das ist Terror.» Der russische Präsident Wladimir Putin habe angefangen, das Land zu verbrennen, damit Menschen dort nicht mehr Leben könnten, weil ohne Elektrizität und Wasser Leben unmöglich sei.

Auch die Verbündeten würden durch den ukrainischen Kampf geschützt. «Wir verteidigen jeden von euch», betonte Klitschko. Allein in Kiew seien trotz mehr Luftabwehrsystemen als anderswo im Land mittlerweile mehr als 800 Gebäude zerstört und mehr als 200 Zivilisten getötet worden. Zuvor hatte bereits der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf weitere westliche Waffenhilfe zur Abwehr russischer Luftangriffe gedrängt.

In den vergangenen Tagen hatte Russland mit schweren Raketenangriffen mehrere Wärmekraftwerke zerstört und einmal mehr zahlreiche Anlagen und Stromleitungen in der Ukraine beschädigt. Schon kurz nach Kriegsbeginn hat Russland mit diesen Attacken begonnen, die vor allem die ukrainische Zivilbevölkerung treffen. Derzeit steht die ostukrainische Region Charkiw besonders unter russischem Beschuss .

Chancen auf Verhandlungen zwischen der Ukraine und dem russischen Aggressor sieht Klitschko derzeit nicht. Russland versuche, sein Land «durch seine Muskelspiele» an den runden Tisch und zu Kompromissen zu zwingen, sagte er. Aus der Sicht Moskaus heisse das, einen grossen Teil der Ukraine abzutreten. Diplomatische Lösungen seien derzeit nicht möglich. Im Moment gebe es nur die Möglichkeit, an der Frontlinie und politisch stark zu sein. Die Ukrainer müssten ihr Land verteidigen, danach könne man reden. «Kompromisse sehen wir nicht.» (dpa)

06:18 Uhr

Freitag, 12. April

Die Nacht auf Freitag im Überblick

Russlands Präsident Wladimir Putin hat die für die Ukraine geplante Friedenskonferenz in der Schweiz kritisiert . Russland werde dorthin nicht eingeladen, gleichzeitig werde zugegeben, dass sich ohne Moskau nichts entscheiden lasse, sagte Putin bei einem im Fernsehen übertragenen Treffen mit Belarus’ Machthaber Alexander Lukaschenko am Donnerstag. «Und weil wir dort nicht hinfahren, wird nun gesagt, dass wir Verhandlungen ablehnen. Das ist ein echtes Panoptikum», sagte der Kremlchef. Am Mittwoch hatte allerdings die russische Botschaft in Bern mitgeteilt, dass Russland selbst bei einer Einladung nicht an dem Treffen teilnehmen würde.

Wladimir Putin.
Bild: Bild: AP

Nach Darstellung Putins hat sich die Ukraine mit dem Abbruch der Verhandlungen vor zwei Jahren - kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs - in die Ecke manövriert. Die Gegenseite habe gedacht, Russland könne auf dem Schlachtfeld besiegt werden. Dies habe sich aber als unmöglich herausgestellt. Russland sei zu Verhandlungen bereit, allerdings nicht über Schemen, «die nichts mit der Realität zu tun haben», sagte Putin.

In der Schweiz soll am 15. und 16. Juni unter anderem auch über die sogenannte Friedensformel des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski verhandelt werden . Der hatte einen Rückzug der russischen Truppen aus allen besetzten Gebieten der Ukraine gefordert. Moskau hingegen beharrt auf einem Frieden zu seinen Bedingungen. Das schliesst den Einbehalt der bisherigen Eroberungen, den Verzicht der Ukraine auf einen Nato-Beitritt und eine schlagkräftige Armee ein. Hinzu kommen möglicherweise weitere Forderungen nach Gebietsabtretungen an Russland.

Medienbericht: Türkei bereitet neuen Friedensplan für Ukraine vor

Derweil erhöht sich vor dem Gipfel die Aktivität potenzieller Vermittler für eine Lösung in der Ukraine. Die Türkei will einem Medienbericht zufolge mit einer neuen Friedensinitiative den Krieg in der Ukraine für mehr als ein Jahrzehnt einfrieren. Der Plan, der mit Unterstützung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan lanciert worden sei, liege Kiew und Moskau bereits vor, schrieb die kremlkritische Zeitung «Nowaja Gaseta. Europa» unter Berufung auf eigene Quellen.

Wichtigste Punkte des Dokuments sind demnach: Die USA und Russlands verpflichten sich, unter keinen Umständen Atomwaffen einzusetzen und zum Atomwaffenabrüstungsvertrag New Start zurückzukehren. Der Konflikt in der Ukraine wird auf der derzeitigen Frontlinie eingefroren. 2040 soll dann die Ukraine in einem Referendum über ihren weiteren aussenpolitischen Kurs entscheiden - bis dahin wird sie nicht der Nato beitreten. In den von Russland besetzten Gebieten werden zeitgleich unter internationaler Kontrolle ebenfalls Referenden abgehalten. Die Kriegsparteien tauschen alle Gefangenen gegeneinander aus. Russland widersetzt sich dem EU-Beitritt der Ukraine nicht.

Putin rechtfertigt Beschuss ukrainischer Energieanlagen

Die Annahme des Plans gilt allerdings als unwahrscheinlich. Beide Kriegsparteien setzen weiter auf das Zermürben des Gegners. Beim Treffen mit Lukaschenko rechtfertigte Putin so auch die russische Kriegsführung. Den anhaltenden Beschuss ukrainischer Energieanlagen durch das russische Militär bezeichnete er als nötige Antwort auf Angriffe Kiews. «Leider haben wir eine Reihe von Schlägen gegen unsere Energieobjekte beobachtet in letzter Zeit und waren gezwungen, darauf zu antworten», sagte er. Der russische Beschuss ukrainischer Kraftwerke dient nach Darstellung von Putin einer «Demilitarisierung des Nachbarlands», da sie den Ausstoss der Rüstungsproduktion beeinflussten.

In der Nacht zuvor hatte Russland mit schweren Raketenangriffen mehrere Wärmekraftwerke zerstört und einmal mehr zahlreiche Anlagen und Stromleitungen in der Ukraine beschädigt. Schon kurz nach Kriegsbeginn hat Russland mit diesen Attacken begonnen, die vor allem die ukrainische Zivilbevölkerung treffen.

Ostukrainisches Gebiet Charkiw ordnet Zwangsevakuierung von Kindern an

Die besonders unter russischem Beschuss leidende ostukrainische Region Charkiw hat derweil die Zwangsevakuierung von Familien mit Kindern aus 47 grenznahen Ortschaften angeordnet. Es handele sich um Gemeinden in den drei Landkreisen Bohoduchiw, Isjum und Charkiw, teilte der Militärgouverneur des Gebiets, Oleh Synjehubow, per Telegram mit. Die Gebietshauptstadt sei jedoch davon nicht betroffen. Anlass sei der beinahe tägliche Beschuss der Orte durch die russische Armee. Alle Betroffene erhielten die entsprechende humanitäre und juristische Hilfe, versprach er. Tags zuvor war ein junges Mädchen im knapp zehn Kilometer von der russischen Grenze entfernten Dorf Lypzi im Landkreis Charkiw bei russischem Beschuss getötet worden.

IAEA-Chef sieht steigende Gefahr von Atomunfall im AKW Saporischschja

Die Gefahrenlage im russisch besetzten Kernkraftwerk Saporischschja in der Ukraine verschärfte sich aus Sicht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zuletzt deutlich. Die jüngsten Drohnenangriffe auf die Anlage «haben das Risiko eines Atomunfalls signifikant erhöht», warnte IAEA-Chef Grossi in Wien. In einer Sondersitzung des Gouverneursrates der IAEA forderte er militärische Entscheidungsträger und die Staatengemeinschaft dringend dazu auf, für Deeskalation zu sorgen. Vertreter Kiews und Moskaus gaben sich bei der IAEA-Sitzung erneut gegenseitig die Schuld für die Vorfälle. (dpa)

22:39 Uhr

DONNERSTAG, 11. APRIL

Putin kritisiert geplante Friedenskonferenz in der Schweiz

Russlands Präsident Wladimir Putin hat die geplante Friedenskonferenz in der Schweiz kritisiert. Russland werde dorthin nicht eingeladen, gleichzeitig werde zugegeben, dass sich ohne Moskau nichts entscheiden lasse, sagte Putin der Nachrichtenagentur Interfax zufolge bei einem Treffen mit Belarus’ Machthaber Alexander Lukaschenko am Donnerstag. «Und weil wir dort nicht hinfahren, wird nun gesagt, dass wir Verhandlungen ablehnen. Das ist ein echtes Panoptikum», sagte der Kremlchef. Am Mittwoch hatte allerdings die russische Botschaft in Bern mitgeteilt, dass Russland selbst bei einer Einladung nicht an dem Treffen teilnehmen würde.

Nach Darstellung Putins hat sich die Ukraine mit dem Abbruch der Verhandlungen vor zwei Jahren - kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs - in die Ecke manövriert. Die Gegenseite habe gedacht, Russland könne auf dem Schlachtfeld besiegt werden. Dies habe sich aber als unmöglich herausgestellt. Russland sei zu Verhandlungen bereit, allerdings nicht über Schemen, «die nichts mit der Realität zu tun haben», sagte Putin.

In der Schweiz soll unter anderem auch über die sogenannte Friedensformel des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj verhandelt werden. Der hatte einen Rückzug der russischen Truppen aus allen besetzten Gebieten der Ukraine gefordert. Moskau hingegen beharrt auf einem Frieden zu seinen Bedingungen. Das schliesst den Einbehalt der bisherigen Eroberungen, den Verzicht der Ukraine auf einen Nato-Beitritt und eine schlagkräftige Armee ein. Hinzu kommen möglicherweise weitere Forderungen nach Gebietsabtretungen an Russland. (dpa)

22:01 Uhr

DONNERSTAG, 11. APRIL

Putin rechtfertigt Beschuss ukrainischer Energieanlagen

Kremlchef Wladimir Putin hat den anhaltenden Beschuss ukrainischer Energieanlagen durch das russische Militär als nötige Antwort auf Angriffe Kiews bezeichnet. «Leider haben wir eine Reihe von Schlägen gegen unsere Energieobjekte beobachtet in letzter Zeit und waren gezwungen, darauf zu antworten», sagte er der Nachrichtenagentur Interfax zufolge am Donnerstag bei einem Treffen mit dem Machthaber von Belarus, Alexander Lukaschenko in Moskau. Der russische Beschuss ukrainischer Kraftwerke dient nach Darstellung von Putin einer «Demilitarisierung des Nachbarlands», da sie den Ausstoss der Rüstungsproduktion beeinflussten.

Der wirtschaftlich, politisch und militärisch stark vom Kreml abhängige Lukaschenko pflichtete seinem Gastgeber bei und behauptete, die Ukraine habe den Beschuss der Energieanlagen provoziert.

Laut russischem Präsidenten hat Moskau bis nach Ende des Winters gewartet, damit die Bevölkerung weniger unter dem Ausfall der Stromversorgung zu leiden habe. Allerdings hat Russland bereits kurz nach Beginn seines Angriffskriegs mit der systematischen Zerstörung der Strom- und Wasserversorgung der Ukraine begonnen. Schon im ersten Kriegswinter wurden so gezielt Energieanlagen im Hinterland der Ukraine mit Raketen und Drohnen attackiert. (dpa)

19:52 Uhr

DONNERSTAG, 11. APRIL

IAEA-Chef sieht steigende Gefahr von Atomunfall im AKW Saporischschja

Die Gefahrenlage im russisch besetzten Kernkraftwerk Saporischschja in der Ukraine hat sich aus Sicht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zuletzt deutlich verschärft. Die jüngsten Drohnenangriffe auf die Anlage «haben das Risiko eines Atomunfalls signifikant erhöht», warnte IAEA-Chef Grossi am Donnerstag in Wien. In einer Sondersitzung des Gouverneursrates der IAEA forderte er militärische Entscheidungsträger und die Staatengemeinschaft dringend dazu auf, für Deeskalation zu sorgen.

Vertreter Kiews und Moskaus gaben sich bei der IAEA-Sitzung erneut gegenseitig die Schuld für die Vorfälle. Die ukrainische Diplomatin Natalija Kostenko wies russische Vorwürfe als «Lügen» zurück, wonach das ukrainische Militär das frontnahe AKW attackiert habe. Das Gegenteil sei der Fall «Die Beweise sind eindeutig: Russland verursacht absichtlich nukleare Bedrohungen», sagte sie.

Die Ukraine werde nun hoffentlich «diese gefährlichen Aktionen stoppen», sagte Russlands Botschafter Michail Uljanow hingegen nach der Sitzung. Vertreter der Vereinigten Staaten und der Europäischen Union vermieden Schuldzuweisungen. Sie betonten jedoch, dass Russlands andauernde militärische Besetzung des AKW die Grundursache der Spannungen rund um die Anlage sei.

Am Sonntag hatten in Saporischschja stationierte IAEA-Beobachter über drei Drohnenattacken auf das grösste AKW Europas berichtet. Demnach wurde die Kuppel eines Reaktors und Ziele in unmittelbarer Nähe von Reaktorgebäuden getroffen. Dabei sei es zu keinen schweren Schäden an der Anlage gekommen, doch mindestens eine Person sei zu Schaden gekommen, hiess es.

Die Beobachter berichteten auch über Schüsse von russischen Kräften, die in dem AKW stationiert sind. Am Dienstag wurde das IAEA-Team vor Ort vom russischen Management der Anlage über einen weiteren Drohnenangriff auf ein Ausbildungszentrum des AKW informiert. Grossi kündigte an, nächste Woche zum UN-Sicherheitsrat nach New York zu reisen, um sich für die Sicherheit des Kraftwerks einzusetzen. (dpa)

15:24 Uhr

DONNERSTAG, 11. APRIL

Selenski drängt auf weitere Hilfe bei der Flugabwehr

Der ukrainische Präsident Wolodymir Selenski hat bei einem Besuch in Litauen auf weitere Waffenhilfe des Westens zur Abwehr russischer Luftangriffe gedrängt. «Für uns ist die Flugabwehr der Punkt Nummer 1, die Priorität Nummer 1», sagte er am Donnerstag nach einem Treffen mit seinem Amtskollegen Gitanas Nauseda in Vilnius. Dort nimmt er wird er am Gipfeltreffen der Staaten der sogenannten Drei-Meere-Initiative teil.

Selenski verwies auf die nächtlichen russischen Raketenangriffe auf die Gebiete Charkiw, Odessa, Saporischschja und Kiew. «Für uns sind es die grössten Herausforderungen der heutigen Zeit», betonte er. Die Ukraine wehrt seit fast zwei Jahren eine russische Invasion ab und ist bei der Ausrüstung weitgehend von westlicher Unterstützung abhängig.

Bei dem Treffen in Vilnius will Selenski mit dem Staatschef der Drei-Meere-Initiative über weitere Waffenhilfe für sein Land sprechen. Mit dem lettischen Kollegen Edgars Rinkevics unterzeichnete er ein bilaterales Sicherheitsabkommen, in dem Lettland sich verpflichtet, der Ukraine jährlich militärische Unterstützung im Wert von 0,25 Prozent seiner Wirtschaftsleistung bereitzustellen. Auch wird das baltische EU- und Nato-Land zehn Jahre lang in den Bereichen Cybersicherheit, Minenräumung und Drohnenentwicklung unterstützen.

Der ukrainische Präsident appellierte auch andere westlichen Partner der Ukraine, mehr Unterstützung zu leisten und die Initiativen für Waffenlieferungen umzusetzen. «Alle Initiativen beginnen, wenn sie beginnen, sehr laut. Es ist wichtig, sie mit dem Ergebnis für die Ukraine abzuschliessen», sagte Selenski. (dpa)

10:42 Uhr

Donnerstag, 11. April

Selenski zu Besuch in Litauen eingetroffen

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski ist zu einem Besuch in Litauen eingetroffen. In der Hauptstadt Vilnius will das Staatsoberhaupt des von Russland angegriffenen Landes am Donnerstag an einem Gipfeltreffen der Staaten der sogenannten Drei-Meere-Initiative teilnehmen. Auch werde er Gespräche mit den Staats- und Regierungschefs der Partnerländer führen, schrieb Selenski auf Telegram. Dabei sollen neue bilaterale Sicherheitsabkommen unterzeichnet werden. Zudem dürfte der ukrainische Staatschef bei dem Treffen um weitere Unterstützung bei der Flugabwehr und mehr Waffenhilfe für sein Land werben.

Die 2015 ins Leben gerufene Drei-Meere-Initiative umfasst die baltischen Staaten Estland, Lettland, Litauen, die Visegrád-Staaten Polen, Slowakei, Tschechien, Ungarn, die Schwarzmeerländer Bulgarien und Rumänien sowie die Adria-Anrainer Slowenien und Kroatien. Dazu beteiligt sich als weiteres Mitglied auch das Binnenland Österreich an dem Vorhaben. Deutschland ist Partnerland der Initiative. Sie ist keine zwischenstaatliche Organisation, sondern ein informelles Forum. (dpa)

06:00 Uhr

Donnerstag, 11. April

Russland hat kein Interesse an Friedensgipfel - Die Nacht im Überblick

Die Schweiz organisiert einen Friedensgipfel zur Beendigung des Kriegs in der Ukraine. Doch Russland wird nach eigenen Angaben nicht daran teilnehmen. Moskau habe keine Einladung zur Konferenz erhalten, teilte die russische Botschaft in Bern am Mittwoch mit. «Aber selbst im Fall des Erhalts einer Einladung für so ein Ereignis würde sie die russische Seite nicht annehmen», heisst es weiter in der Mitteilung. Ohne russische Beteiligung verkomme das Treffen am Berg Bürgenstock zu einer weiteren Runde fruchtloser Konsultationen. Der Gipfel ist am 15. und 16. Juni geplant.

Werden sie sich bald wiedersehen? Ignazio Cassis mit Wolodimir Selenski.
Bild: Efrem Lukatsky / AP

Die Botschaft erklärte die Ablehnung damit, dass in der Schweiz angeblich nur der Friedensplan des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski verhandelt werde. Dessen Friedensformel aber «ist eine Ansammlung an Ultimaten gegenüber Russland und zieht die Interessen der nationalen Sicherheit unseres Landes nicht in Betracht». Selenski hatte unter anderem den vollständigen Abzug der russischen Truppen von ukrainischem Gebiet gefordert - darunter auch von der bereits seit 2014 von Moskau annektierten Krim.

Moskau bemängelte, dass andere Friedensinitiativen - unter anderem aus China und Afrika - bei der Konferenz keine Beachtung fänden. Dagegen sagte der Schweizer Aussenminister Ignazio Cassis bei der Vorstellung der Konferenz, dass die Konferenz über den von Selenski erarbeiteten Friedensplan hinausgehen und auch existierende Vorschläge von anderen Ländern, beispielsweise China, berücksichtigen werde. Laut Cassis ist China eingeladen, es gebe allerdings noch keine Rückmeldung. Schweizer Medien hatten zudem berichtet, dass auch Russland eingeladen werden solle.

Selenski berichtet über Erfolge bei Raketenproduktion

Selenski bedankte sich in seiner täglichen Videobotschaft bei der Schweiz für die Organisation und kündigte eine Vorlage für ein seinen Worten nach «gerechtes Ende dieses Krieges» an. Bisher bestand die Ukraine auf einem vollständigen Truppenabzug Russlands aus den besetzten Gebieten als Grundlage für eine Friedenslösung. Moskau hingegen beansprucht mindestens die bisher eroberten Gebiete für sich.

Zugleich gab der ukrainische Staatschef Fortschritte bei der Raketenproduktion bekannt. Die Serienfertigung sei angelaufen, neue Modelle würden entwickelt. Es sei nun wichtig, dass das Militär die Ergebnisse der Rüstungsproduktion in Erfolge ummünzen könne. Drohnen und Raketen gelten in dem seit zwei Jahre dauernden Krieg als die mit wichtigsten Waffen.

Angesichts der anhaltenden Angriffe auf ukrainische Städte aus der Luft und dem langsamen, aber steten Vormarsch der russischen Truppen am Boden appellierte er aber auch an den Durchhaltewillen der Bevölkerung. Kremlchef Wladimir Putin tue alles, um die Schläge gegen die Ukraine zu verstärken. Zwar stärke auch Kiew seine militärischen Möglichkeiten. «Aber wir brauchen nicht weniger innere Stärke, ein inneres Verständnis dafür, dass nur die Starken den Krieg zu ihren eigenen Bedingungen beenden», sagte Selenski. Umfragen hatten zuletzt ergeben, dass immer noch mehr als 80 Prozent der Ukrainer an einen eigenen Sieg glauben.

Tote Zivilisten auf beiden Seiten nach gegenseitigem Beschuss

Bei russischen Raketenangriffen auf die ukrainischen Hafenstadt Odessa wurden nach offiziellen Angaben mindestens 4 Menschen getötet und 14 weitere verletzt. Unter den Todesopfern sei auch ein zehn Jahre altes Mädchen, teilte der Militärgouverneur der Region, Oleh Kiper, auf seinem Telegram-Kanal mit. Mehrere Verletzte seien in kritischem Zustand. Der Beschuss erfolgte seinen Angaben nach mit ballistischen Raketen vom Typ Iskander.

Auf der Gegenseite kamen bei einem ukrainischen Drohnenangriff im westrussischen Gebiet Kursk drei Menschen ums Leben. Unter den Opfern seien zwei Kinder, teilte der Gouverneur der Region, Roman Starowoit, am Mittwoch mit. Demnach wurde in der Ortschaft Ananassowka, wenige Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt, von einer Drohne ein Sprengsatz auf ein Auto abgeworfen, in dem die Zivilisten unterwegs waren.

Russland führt seit mehr als zwei Jahren einen Angriffskrieg gegen die Ukraine und beschiesst dabei immer wieder auch das Hinterland des Nachbarstaats mit Drohnen und Raketen. Allerdings klagen auch die russischen Grenzregionen immer mehr über ukrainischen Beschuss. Die Opfer und Schäden auf russischer Seite stehen aber in keinem Verhältnis zur Vielzahl der Toten und Verletzten und den Zerstörungen, die Moskau in der Ukraine anrichtet. (dpa)

22:19 Uhr

Mittwoch, 10. April

Selenski berichtet über Erfolge bei Raketenproduktion

Die Ukraine kommt nach Darstellung von Präsident Wolodimir Selenskyi bei der Produktion von Raketen für die Verteidigung gegen Russlands Angriffskrieg voran. Die Serienfertigung sei angelaufen, neue Modelle würden entwickelt, sagte Selenski am Mittwochabend in seiner täglichen Videoansprache. Es sei nun wichtig, dass das Militär die Ergebnisse der Rüstungsproduktion in Erfolge ummünzen könne. Drohnen und Raketen gelten in dem seit zwei Jahre dauernden Krieg als die mit wichtigsten Waffen.

Zugleich appellierte er angesichts der anhaltenden Angriffe auf ukrainische Städte aus der Luft und dem langsamen, aber steten Vormarsch der russischen Truppen am Boden an den Durchhaltewillen der Bevölkerung. Kremlchef Wladimir Putin tue alles, um die Schläge gegen die Ukraine zu verstärken. Zwar stärke auch Kiew seine militärischen Möglichkeiten. «Aber wir brauchen nicht weniger innere Stärke, ein inneres Verständnis dafür, dass nur die Starken den Krieg zu ihren eigenen Bedingungen beenden», sagte Selenski.

Als eine Möglichkeit, den Krieg zu beenden, gilt die im Juni geplante Friedenskonferenz in der Schweiz. Selenski bedankte sich bei der Schweizer Präsidentin für die Organisation und kündigte eine Vorlage für ein seinen Worten nach «gerechtes Ende dieses Krieges» an. Bisher bestand die Ukraine auf einem vollständigen Truppenabzug Russlands aus den besetzten Gebieten als Grundlage für eine Friedenslösung. Moskau hingegen beansprucht mindestens die bisher eroberten Gebiete für sich. (dpa)

19:23 Uhr

Mittwoch, 10. April

Tote und Verletzte nach russischem Raketenangriff auf Odessa

Bei russischen Raketenangriffen auf die ukrainischen Hafenstadt Odessa sind nach offiziellen Angaben mindestens vier Menschen getötet und sieben weitere verletzt worden. Unter den Todesopfern sei auch ein zehnjähriges Mädchen, teilte der Militärgouverneur der Region, Oleh Kiper, am Mittwochabend auf seinem Telegram-Kanal mit. Der Beschuss erfolgte seinen Angaben nach mit ballistischen Raketen vom Typ Iskander.

Odessa ist eine der am schwersten von russischen Angriffen aus der Luft betroffenen Regionen. Auch am Mittwoch waren die Stadt und das umliegende Gebiet tagsüber Ziel zahlreicher Angriffe.

Das Datum hat für Odessa dabei besondere Bedeutung: Am 10. April 1944 wurden im Zweiten Weltkrieg die deutschen Besatzungstruppen aus der Stadt vertrieben. Gebiets- und Stadtverwaltung begingen die Befreiung Odessas von den Faschisten mit einer Blumenniederlegung. Russland begründet seinen Krieg gegen die Ukraine auch immer wieder damit, gegen die dort angeblich herrschenden Faschisten zu kämpfen. (dpa)

13:12 Uhr

MITTWOCH, 10. APRIL

Schweiz will fünf Milliarden Franken für Ukraine-Aufbau einsetzen

Die Schweiz will Solidarität mit der Ukraine zeigen und spricht bis 2034 fünf Milliarden Franken für den Wiederaufbau. Dies hat der Bundesrat am Mittwoch beschlossen . In einem ersten Schritt sollen bis 2028 rund 1,5 Milliarden Franken aus dem Budget der Internationalen Zusammenarbeit beantragt werden. Für den restlichen 3,5 Milliarden werden andere Finanzierungsquellen geprüft. (nic)

11:25 Uhr

MITTWOCH, 10. APRIL

EU-Gericht kippt Sanktionsbeschlüsse gegen russische Oligarchen

Das Gericht der EU hat Sanktionsbeschlüsse der Europäischen Union gegen die russischen Oligarchen Michail Fridman und Pjotr Awen gekippt. Der Rat der EU habe bei den Entscheidungen zwischen Februar 2022 und März 2023 keine hinreichenden Belege für die Aufnahme in die Sanktionsliste geliefert, entschieden die Richter am Mittwoch in Luxemburg. Die Sanktionsbeschlüsse waren als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine gefasst worden.

Die Entscheidung bedeutet allerdings nicht, dass Fridman und Awen sofort von der EU-Sanktionsliste gestrichen werden müssen. Zum einen kann gegen das Urteil noch vor dem höchsten europäischen Gericht, dem Europäischen Gerichtshof (EuGH), vorgegangen werden. Zum anderen hat der Rat der EU bereits neue Sanktionsbeschlüsse gegen die beiden Männer erlassen, die zunächst nicht von dem Urteil betroffen sind.

Fridman und Awen sind Gründer und wichtige Anteilseigner des grossen Finanzkonzerns Alfa-Group. Die EU hatte gegen die Milliardäre kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 Strafmassnahmen verhängt. Sie fror Gelder ein und erliess ein Einreiseverbot. Auch die US-Regierung sanktionierte sie. Im vergangenen Jahr hatten sich mehrere russische Oppositionelle allerdings dafür ausgesprochen, Fridman und andere von der Sanktionsliste zu streichen.

Die EU hatte die Sanktionen damit begründet, dass Fridman und Awen russische Entscheidungsträger finanziell unterstützt und damit die territoriale Unversehrtheit der Ukraine untergraben hätten. Die Richter entschieden nun aber, dass diese Vorwürfe nicht hinreichend belegt seien und die Aufnahme in die Liste daher ungerechtfertigt sei. Auch wenn sich möglicherweise eine gewisse Nähe der beiden Personen zum russischen Präsidenten Wladimir Putin bejahen lasse, beweise dies nicht, dass damit Massnahmen unterstützt würden, die die Ukraine bedrohten. (dpa)

06:00 Uhr

Mittwoch, 10. April

Cameron wirbt in den USA um Hilfe für Ukraine – die Nacht im Überblick

Angesichts fast täglicher Hilferufe aus der Ukraine nach Waffenhilfe für den Kampf gegen den russischen Angriffskrieg hat nun Grossbritanniens Aussenminister David Cameron in den USA um Unterstützung für das Land geworben. «Wenn wir den Ukrainern die Unterstützung geben, die sie verdienen, können sie diesen Krieg gewinnen», sagte er am Dienstag. Cameron berichtete, er habe dazu auch diverse Treffen mit Abgeordneten und Senatoren aus dem US-Kongress geplant. Indes appellierte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski erneut an den Westen, endlich Waffen und Munition zu schicken.

Cameron sagte, er komme als Freund der USA und sei der festen Überzeugung, dass die weitere Unterstützung Kiews im eigenen Sicherheitsinteresse Amerikas sei.  «Ich komme hierher, ohne die Absicht, irgendjemanden zu belehren oder irgendjemandem zu sagen, was er zu tun hat, oder mich in den politischen Prozess und andere Dinge der Vereinigten Staaten einzumischen», betonte der britische Aussenminister.

Grossbritanniens Aussenminister David Cameron.
Bild: Kevin Wolf / AP

Die USA galten in den vergangenen zwei Jahren seit dem Beginn des Krieges als wichtigster Verbündeter Kiews und lieferten in gewaltigem Umfang Waffen und Munition. Seit geraumer Zeit gibt es jedoch keinen Nachschub mehr aus den USA. Hintergrund ist eine innenpolitische Blockade im US-Kongress, wo Republikaner - angetrieben von dem früheren Präsidenten Donald Trump - weitere Hilfen für Kiew zurzeit verweigern. Cameron traf sich bei seinem USA-Besuch auch mit Trump.

Selenski kritisiert erneut ausbleibende Waffenhilfe des Westens

Selenski beklagte erneut die ausbleibende Waffenhilfe des Westens. «Unsere Partner haben bestimmte Waffen, die wir heute brauchen, um zu überleben. Und ich verstehe einfach nicht, warum wir diese Waffen nicht bekommen», sagte Selenski, der sich am Dienstag in Charkiw im Osten der Ukraine aufhielt, in einem Interview der «Bild»-Zeitung und weiterer Axel-Springer-Medien («Welt», «Politico», «Business Insider» und «Onet»). Er hatte zuletzt immer wieder mehr Flugabwehrsysteme und Munition gefordert.

Derweil schickte die US-Regierung der Ukraine eigenen Angaben nach Tausende beschlagnahmte Maschinengewehre aus dem Iran. Die Waffen seien vom US-Militär und den Streitkräften von Verbündeten auf vier Schiffen ohne Flagge zwischen 2021 und 2023 im Arabischen Meer beschlagnahmt worden, teilte das US-Justizministerium am Dienstag mit. Die Schiffe hätten sich auf dem Weg vom Iran in den Jemen befunden.

Es seien rund 5000 Sturmgewehre vom Typ AK-47, Scharfschützengewehre und Maschinengewehre sowie rund 500'000 Schuss Munition gesichert worden, hiess es weiter. Dem Justizministerium zufolge wollte der Iran die Waffen den Huthi-Rebellen im Jemen schicken - ein Verstoss gegen eine Resolution des UN-Sicherheitsrats. Die USA erklärten die Munition zu ihrem Eigentum.

Selenski besuchte die von russischen Angriffen gezeichnete Region Charkiw, um dort auch auf die Schäden etwa an der Energieinfrastruktur sowie auf Probleme bei der Stromversorgung hinzuweisen. Er machte laut dem Interview zudem deutlich, dass er weiter auf den deutschen Marschflugkörper Taurus hofft. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und der Bundestag hatten die Lieferung des Taurus abgelehnt.

«Soweit ich es verstehe, sagt der Bundeskanzler, dass Deutschland keine Atommacht ist und dass es das stärkste Waffensystem in Deutschland ist», sagte Selenski. Der ukrainische Präsident deutete demnach an, dass das deutsche Nein zu Taurus-Lieferungen auch mit den Atomdrohungen von Kremlchef Wladimir Putin zu tun habe.

Putin führt seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine seit mehr als zwei Jahren. Selenski hofft vor allem auch weiter auf die US-Hilfen in Milliardenhöhe für den Krieg. Zwar habe Russland mehr Waffen und Menschen. «Aber die modernen Waffensysteme hat der vereinigte Westen», sagte Selenski. Damit könne Russland geschlagen werden und die Ukraine siegen.

Den Angaben zufolge bestätigte Selenski auch, dass die Ukraine eine neue Gegenoffensive zur Befreiung ihrer von Russland besetzten Gebiete plane. Dafür seien die Waffen nicht zuletzt aus den USA nötig. Dazu erwartet Selenski auch Trump, der wieder als Präsident gewählt werden will im Herbst, bald in der Ukraine. Trump habe einer Einladung zugestimmt. Einen Termin gebe es aber nicht.

Selenski hatte immer wieder erklärt, dass ohne Hilfe des Westens der Ukraine eine Niederlage in dem Krieg drohe. In dem Interview sagte er nun auch, dass er bei einem drohenden Scheitern trotzdem im Land bleiben wolle. «Ich kann mein Land nicht verlassen. Unter keinen Umständen.»

Selenski besucht von Russland angegriffene Region Charkiw

Bei seinem Besuch im ostukrainische Grenzgebiet Charkiw machte sich Selenski selbst ein Bild von der Lage und den Schäden nach den russischen Angriffen. Er warf Russland in einer Videobotschaft vor, über die Raketenangriffe und Bombardierungen von Charkiw und Umgebung die Menschen aus der Millionenstadt und der Region vertreiben zu wollen.

«Alles was (der russische Präsident Wladimir) Putin anfasst, verwandelt sich in Ruinen», sagte Selenski. Kiew werde jedoch alles tun, um die Stadt besser vor russischen Angriffen zu schützen. «Wir haben eine Lösung, um die Flugabwehr hier zu verstärken.» Selenski appellierte zugleich an die internationalen Verbündeten, mehr für eine Stärkung der ukrainischen Flugabwehr zu tun - nicht nur in Charkiw.

Ebenso inspizierte der Staatschef den Fortschritt beim Bau von Verteidigungslinien entlang der russischen Grenze. Zuletzt hatten sich Befürchtungen über einen neuen russischen Vorstoss in Richtung der nach Kiew zweitgrössten ukrainischen Stadt gehäuft.

Die Ukraine wehrt sich seit über zwei Jahren gegen die russische Invasion. Die nur etwa 30 Kilometer von der russischen Grenze entfernte Grossstadt Charkiw war im März besonders stark von russischen Angriffen vor allem auf die Energieinfrastruktur betroffen. Zeitweise war die Millionenstadt komplett ohne Strom und es kommt regelmässig zu Stromabschaltungen. (dpa)

14:23 Uhr

Dienstag, 9. April

Nothilfe nach Angriffen: EU schickt Ukraine mit Generatoren

Deutschland und mehrere andere EU-Staaten haben nach der Zerstörung von Energieinfrastruktur der Ukraine durch russische Raketen und Drohnen zusätzliche Stromgeneratoren angeboten. Wie die EU-Kommission am Dienstag mitteilte, geht es um insgesamt 157 Geräte unterschiedlicher Grösse. Sie sollen helfen, die Stromversorgung in besonders wichtigen Bereichen aufrechtzuerhalten.

Neben den Generatoren aus den EU-Staaten wurden den Angaben der EU-Kommission zufolge auch zehn leistungsstarke 1-Megawatt-Generatoren aus EU-Lagern für Krisenfälle mobilisiert. Jedes der Geräte soll den Notfallbetrieb eines mittelgrossen Krankenhauses sicherstellen können. Ihr Gesamtwert wurde mit 3,57 Millionen Euro beziffert.

«Russlands Plan, die Ukraine in die Dunkelheit zu bombardieren, wird keinen Erfolg haben» kommentierte der für die EU-Krisenhilfe zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic. Er danke vor allem auch Österreich, Deutschland, Schweden und den Niederlanden für ihre Generatoren-Angebote. (dpa)

14:22 Uhr

Dienstag, 9. April

Neuer Drohnenangriff bei AKW Saporischschja gemeldet

Im Bereich des besetzten ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja ist erneut ein Drohnenangriff gemeldet worden. Nach Angaben des russischen Managements der Anlage wurde ein Ausbildungszentrum neben dem Kraftwerk angegriffen. Die berichtete Explosion decke sich mit Beobachtungen von Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), die vor Ort stationiert sind, teilte IAEA-Chef Grossi auf X (vormals Twitter) mit. «Diesmal keine unmittelbare Bedrohung der Atomsicherheit, aber dieser jüngste Vorfall zeigt einmal mehr, wie extrem ernst die Lage ist», sagte Grossi. Am Sonntag war das AKW an drei Stellen von Drohnen angegriffen worden. Laut einem Bericht der IAEA kam es zu keinen schweren Schäden. Dennoch wertete die in Wien ansässige Behörde den Angriff als «schweren Vorfall», der die Strahlenschutzhülle eines Reaktors in Gefahr gebracht habe. Die IAEA äusserte sich nicht darüber, von welcher Seite das AKW jeweils attackiert wurde. Sie berichtete jedoch, dass am Sonntag russische Truppen die Drohnen bekämpft hätten. (dpa)

13:35 Uhr

Dienstag, 9. April

Britischer Aussenminister Cameron trifft Trump - Hilfe für Ukraine?

Grossbritanniens Aussenminister David Cameron hat sich bei seinem USA-Besuch mit dem früheren amerikanischen Präsidenten Donald Trump getroffen. Das Gespräch habe am Montag in Florida stattgefunden, meldete die britische Nachrichtenagentur PA in der Nacht zum Dienstag. Es sei übliche Praxis, dass sich Minister bei ihren internationalen Reisen auch mit Kandidaten der Opposition träfen, zitierte PA einen Sprecher des Aussenministeriums in London.

Cameron sollte anschliessend nach Washington weiterreisen und dort um Unterstützung für die Ukraine zu werben, die sich seit mehr als zwei Jahren gegen einen Angriffskrieg Russlands verteidigt. Cameron wollte einer Mitteilung zufolge dort klarmachen, dass ein Erfolg Kiews gegen Russland entscheidend für die amerikanische und europäische Sicherheit ist.

Die britische Zeitung «Times» wertete die Reise als Charmeoffensive, um Republikaner zurückzugewinnen, die sich gegen weitere Hilfe für die Ukraine stellten. Trump will bei den nächsten US-Präsidentschaftswahlen im November erneut für die Republikaner antreten. Er ist ein ausgewiesener Kritiker der Nato. In seiner Amtszeit von 2017 bis 2021 drohte er immer wieder offen mit einem Rückzug der USA aus dem Bündnis. (dpa)

12:56 Uhr

Dienstag, 9. April

Russische Drohnenangriffe auf Energieobjekte in der Ukraine

Das russische Militär hat die Ukraine in der Nacht mit 20 Kampfdrohnen iranischer Bauart angegriffen. Alle seien abgeschossen worden, teilte Luftwaffenchef Mykola Oleschtschuk am Dienstag bei Telegram mit. Die Abschüsse seien dabei über südlichen und zentralen Gebieten, aber auch der Westukraine erfolgt. Im Donezker Gebiet habe die russische Armee zudem noch vier umfunktionierte Flugabwehrraketen des Typs S-300 auf Bodenziele abgefeuert.

Im westukrainischen Gebiet Lwiw sind dem Gouverneur Maxym Koyszkyj zufolge Drohnentrümmer auf ein Objekt der «kritischen Infrastruktur» gefallen. Das Energieministerium in Kiew teilte später mit, dass der Angriff einem Umspannwerk gegolten habe und die Schäden noch untersucht würden. Im zentralukrainischen Gebiet Poltawa ist dem Ministerium zufolge ein weiteres Umspannwerk beschädigt worden. Das ausgebrochene Feuer konnte gelöscht werden. Zudem seien zwei Hochspannungsleitungen im Gebiet Dnipropetrowsk im Südosten ausgefallen, heisst es. Ein Industrieobjekt sei daher ohne Strom. (dpa)

12:55 Uhr

Dienstag, 9. April

Tote und Verletzte bei russischen Angriffen in der Ukraine

Bei russischen Raketen- und Bombenangriffen in der Ukraine sind mehrere Menschen getötet und verletzt worden. In Poltawa im Zentrum des Landes forderte ein Raketenangriff in der Nacht zum Dienstag Behördenangaben zufolge mindestens ein Todesopfer und zwölf Verletzte, ein zweistöckiges Wohnhaus wurde dabei beschädigt. Im nordukrainischen Gebiet Sumy wurde am Montag ein Mensch bei russischen Luftangriffen getötet und mindestens sechs verletzt. Zudem wurde eine Person im Gebiet Donezk getötet, fünf weitere wurden verwundet. Weitere mindestens vier Verletzte gab es in den Gebieten Charkiw und Cherson. Bei den russischen Angriffen wurden Dutzende Wohnhäuser beschädigt oder zerstört.

Die Zahl der Opfer nach russischen Raketenangriffen vom Montag im südostukrainischen Gebiet Saporischschja stieg auf vier Tote und acht Verletzte, teilte Gouverneur Iwan Fedorow mit. Insgesamt seien 13 Ortschaften im südostukrainischen Gebiet angegriffen worden. (dpa)

11:21 Uhr

Dienstag, 9. April

Ukraine attackiert Fliegerausbildungszentrum in Russland

Die Ukraine hat in der Nacht zum Dienstag ein Fliegerausbildungszentrum in der westrussischen Region Woronesch mit Drohnen angegriffen. Laut ukrainischen Medien richteten die Einschläge «erheblichen Schaden in der Hauptproduktionshalle» des Lehrzentrums in der Stadt Borissoglebsk an.

Der ukrainische Militärgeheimdienst hat sich demnach bereits zum Angriff bekannt. Russische Medien berichteten hingegen lediglich von kaputten Fenstern und leichten Schäden an der Fassade. Unabhängig lassen sich die Berichte nicht prüfen. In den veröffentlichten Videos sind Explosionen zu hören und in der Ferne ist ein Feuerschein zu sehen. Das russische Verteidigungsministerium meldete nur den Abschuss von zwei Drohnen über der Region.

Der Gouverneur der Region Woronesch, Alexander Gussew, bestätigte den Drohnenangriff und den Abschuss durch die Flugabwehr. Tote und Verletzte seien nicht zu beklagen. Ob es Schäden am Boden gegeben habe, müsse aber noch überprüft werden, schrieb er auf seinem Telegram-Kanal. (dpa)

05:56 Uhr

Dienstag, 9. April

Maximaler Schutz für Charkiw - Die Nacht im Überblick

Die Ukraine erwartet eine russische Offensive gegen die Grossstadt Charkiw im Osten des Landes und unternimmt nach den Worten von Präsident Wolodimir Selenski «maximale Anstrengungen» für den Schutz und die Unterstützung der Millionenstadt. Dies gelte sowohl für den zivilen als auch den militärischen Bereich, unterstrich Selenskyj am Montag in seiner abendlichen Videoansprache. «Wir arbeiten mit unseren Partnern an der Stärkung des Luftverteidigungssystems, um den russischen Plänen für Charkiw zu begegnen.» Nach Dafürhalten der ukrainischen Aufklärung dürfte die nächste russische Grossoffensive gegen Charkiw gerichtet sein.

Jüngste russische Angriffe auf die Stadt haben dort schwere Zerstörungen angerichtet und unter anderem die Stromversorgung zum Erliegen gebracht. Die ukrainische Regierung habe erst am Montag Vorschläge erhalten, den Stromausfall in Charkiw und die schweren Schäden am gesamten Energienetz der Ukraine zu beheben. «Ich bin allen unseren Stromtechnikern und Reparaturteams dankbar», sagte Selenskyj. «Jeder, der das System, die Netze und die normale Versorgung der Menschen wiederherstellt, ist ein wirklich guter Arbeiter.» Russische Präzisionsangriffe mit Marschflugkörpern und Raketen haben in den vergangenen Wochen das ukrainische Energienetzwerk schwer getroffen.

Unter dem Vorsitz Selenskyjs hatte die Stawka, das Oberkommando der ukrainischen Streitkräfte, am Montag bereits umfassende Massnahmen zum Schutz von Charkiw erörtert. «Das Hauptthema war Charkiw, die Verteidigung der Stadt gegen russische Angriffe und die Möglichkeit, unsere Luftabwehr und elektronische Kriegsführung in der Region Charkiw zu verstärken», schrieb Selenskyj auf Telegram. «Wir halten unsere Positionen, die Hauptsache ist jetzt eine effiziente Logistik.»

Der Militärexperte Petro Tschernik zweifelte im ukrainischen Fernsehen die Fähigkeit der Streitkräfte Russlands zur Eroberung der Millionenstadt an. «Diese Stadt wird schon seit zwei Jahren zur Festung ausgebaut», sagte er. Die vergleichsweise kleinere Stadt Bachmut mit ursprünglich 70 000 Einwohnern habe sich den russischen Angriffen zehn Monate lang widersetzt.

Neben den militärischen seien von der Stawka auch diplomatische Bemühungen erörtert worden, beispielsweise zur Beschaffung neuer Luftabwehrsysteme. Selenskyj hat in den vergangenen Wochen von den westlichen Partnern wiederholt weitere Flugabwehrwaffen für die Ukraine gefordert. In einem Fernsehinterview sagte er am Sonntag, sein Land brauche zumindest 25 US-Luftabwehrsysteme vom Typ Patriot, um die ukrainischen Städte ausreichend zu schützen.

Russischer Angriff trifft Saporischschja schwer

Bei einem russischen Raketenangriff auf die südliche Grossstadt Saporischschja kamen am Montag nach offiziellen Angaben mindestens drei Menschen ums Leben. Weitere acht Menschen wurden verletzt, als russische Raketen in einer Industrieanlage einschlugen. Wie der örtliche Militärverwalter Iwan Fjodorow weiter auf Telegram mitteilte, wurden 14 Gebäude beschädigt, darunter eine Gesundheitseinrichtung. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig geprüft werden. Die Stadt Saporischschja liegt etwa 55 Kilometer nördlich des gleichnamigen Kernkraftwerks, das seit über zwei Jahren von russischen Truppen besetzt ist.

Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigener Darstellung eine Reihe russischer Angriffe gegen Stellungen in der Region Nowopawliwka südlich von Saporischschja zurückgeschlagen. Der Generalstab in Kiew teilte in seinem Lagebericht am Abend mit, russische Bodentruppen seien insgesamt 20 Mal mit Artillerie- und Luftunterstützung gegen die Stellungen der ukrainischen Verteidiger angestürmt.

Eine Reihe russischer Angriffe wurde auch aus der Region um Cherson im Süden des Landes gemeldet. Dort versuchten russische Bodentruppen, die von Ukrainern gehaltenen Brückenköpfe am linken Ufer des Dnipro einzudrücken. Diese Angriffe seien abgewiesen worden, hiess es. (dpa)

22:15 Uhr

MONTAG, 8. APRIL

Selenski: Maximaler Schutz für Charkiw

Die Ukraine unternimmt nach den Worten von Präsident Wolodimir Selenski «maximale Anstrengungen» für Schutz und Unterstützung der Grossstadt Charkiw im Osten des Landes. Dies gelte sowohl für den zivilen als auch den militärischen Bereich, unterstrich Selenski am Montag in seiner abendlichen Videoansprache. «Wir arbeiten mit unseren Partnern an der Stärkung des Luftverteidigungssystems, um den russischen Plänen für Charkiw zu begegnen.» Nach Dafürhalten der ukrainischen Aufklärung dürfte die nächste russische Grossoffensive gegen Charkiw gerichtet sein.

Jüngste russische Angriffe gegen die Stadt haben dort schwere Zerstörungen angerichtet und unter anderem die Stromversorgung zum Erliegen gebracht. Die ukrainische Regierung habe erst am Montag Vorschläge erhalten, den Stromausfall in Charkiw zu beenden und die schweren Schäden am gesamten Energienetz der Ukraine zu beheben. «Ich bin allen unseren Stromtechnikern und Reparaturteams dankbar», sagte Selenski. «Jeder, der das System, die Netze und die normale Versorgung der Menschen wiederherstellt, ist ein wirklich guter Arbeiter.» Russische Präzisionsangriffe mit Marschflugkörpern und Raketen haben in den vergangenen Wochen das ukrainische Energienetzwerk schwer getroffen. (dpa)

18:13 Uhr

MONTAG, 8. APRIL

Moskau wirft Kiew Angriff auf Atomkraftwerk vor

Das russische Aussenministerium hat Kiew die volle Verantwortung für Drohnenangriffe auf das von russischen Truppen besetzte Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine zugeschrieben. «Mit ihren kriminellen Handlungen macht die Ukraine, unterstützt von den USA und ihren westlichen Satelliten, deutlich, dass sie den Weg des nuklearen Terrors eingeschlagen hat», heisst es in einer am Montag veröffentlichten Mitteilung des Aussenamtes in Moskau. Laut Atombehörde IAEA war die nukleare Sicherheit nicht gefährdet. Die Schutzhülle des sechsten Reaktors sei dreimal getroffen worden, teilte IAEA-Chef Rafael Grossi im sozialen Netzwerk X (früher Twitter) am Sonntag mit.

«Aufgabe der Weltgemeinschaft und der internationalen Organisationen, allen voran der IAEO, ist es, Kiew die Möglichkeit zu nehmen, Terroranschläge auf Atomanlagen zu verüben», forderte das russische Aussenministerium weiter. Moskaus UN-Botschafter Wassili Nebensja kündigte nach Angaben der Staatsagentur Tass an, den Vorfall bei einer der nächsten Sitzungen des Weltsicherheitsrates zur Sprache bringen zu wollen. Die Ukraine hat sich bisher nicht zu dem Vorfall geäussert.

Moskau sah die Verantwortung für den Angriff auf das grösste Atomkraftwerk Europas «in vollem Umfang bei der Führung jener Staaten, die das Kiewer Regime mit Waffen und Geheimdienstinformationen versorgen und ihm finanzielle Mittel zur Verfügung stellen». Russland selbst, dessen Truppen das Kraftwerk seit über zwei Jahren besetzt halten, «tut alles Notwendige, um die Sicherheit des AKW im Einklang mit den nationalen Rechtsvorschriften und den internationalen rechtlichen Verpflichtungen zu gewährleisten».

Die sechs Druckwasserreaktoren sowjetischer Bauart im Atomkraftwerk Saporischschja wurden heruntergefahren und produzieren keine Energie mehr. Die Reaktoren selbst befinden sich jeweils in einem Betonwürfel mit Betonwänden von einem Meter Dicke. In deren Mitte sind die Reaktoren, deren Sicherheitsbehälter noch einmal eine 20 Zentimeter dicke Stahlschicht haben. Allein für eine Zerstörung der Betonwände wären Experten zufolge mehrere gezielte Treffer mit grosskalibrigen Granaten oder spezieller bunkerbrechender Munition notwendig. (dpa)

14:03 Uhr

Montag, 8. April

Krankenhäuser in Russland leiden unter Aufwand für Krieg

Wichtige zivile Dienste in Russland wie Krankenhäuser leiden nach britischer Darstellung unter den Folgen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Grund seien die gewaltigen personellen und finanziellen Ressourcen, die für den Krieg bereitgestellt würden, teilte das britische Verteidigungsministerium am Montag mit. «Die Zahl der medizinischen Fachkräfte in Russland wird im Laufe des Jahres 2024 weiter sinken.»

Als Ersatz rekrutiere Russland medizinisches Personal in Afrika, hiess es unter Berufung auf die Denkfabrik Center for European Policy Analysis in Washington. Diese Mitarbeiter müssen demnach keine Qualifikationsnachweise vorlegen ausser einer Selbsteinschätzung. Das Vorgehen gefährde die klinischen Leistungen, betonte das britische Ministerium.

Die Behörde zitierte den russischen Parlamentsvorsitzenden Wjatscheslaw Wolodin, der Anfang April von 30'000 fehlenden Ärztinnen und Ärzten gesprochen habe. Bei Bezirkskrankenhäusern liege der Mangel bei rund 50 Prozent. Das sei eine leichte Steigerung im Vergleich zum November 2023. Grund sei, dass einige Fachkräfte zu privaten Anbietern gewechselt seien und andere das Land verlassen hätten. Etwa 2 Prozent der Ärzte und des Fachpersonals seien ausgereist, um der Teilmobilmachung im September 2022 zu entgehen, hiess es in London weiter.

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren gegen einen Angriff Russlands. Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seitdem regelmässig Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor. (dpa)

09:05 Uhr

Montag, 8. April

Schäden nach neuen russischen Drohnenangriffen in Ukraine

Nach neuen russischen Drohnenangriffen in der Ukraine haben Behörden in den südlichen Gebieten Odessa und Mykolajiw von Schäden berichtet. Im Gebiet Odessa haben Trümmer einer abgeschossenen Drohne ein Objekt der Transportlogistik und eine Tankstelle beschädigt, wie die Behörden am Montag mitteilten. Im Gebiet Mykolajiw sei durch abgeschossene Drohnenteile eine Elektroleitung beschädigt worden, wodurch in 14 Ortschaften der Strom ausgefallen sei. Verletzte habe es in den Fällen nicht gegeben. Insgesamt seien 17 von 24 Drohnen abgeschossen worden, teilte die Luftstreitkräfte in Kiew mit.

Im Gebiet Saporischschja meldeten die ukrainischen Behörden drei Tote nach und drei Verletzte nach Artilleriebeschuss. Die teils von russischen Truppen besetzten Region Saporischschja ist schwer umkämpft. Moskaus Armee will das annektierte Gebiet komplett unter seine Kontrolle bringen.

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg. Täglich überzieht Moskau das Nachbarland mit Drohnen und Raketenangriffen. Kiew fordert deshalb vom Westen mehr Flugabwehrsysteme, um die Städte besser schützen zu können. Besonders im Osten und im Süden des Landes gibt es neben den Luftschlägen auch massive Artilleriegefechte, bei denen immer wieder Zivilisten sterben. (dpa)

06:00 Uhr

Montag, 8. April

Drohnen explodieren über AKW Saporischschja - Die Nacht im Überblick

Das russisch besetzte Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine ist zum Ziel von Drohnenangriffen geworden. Die Schutzhülle des sechsten Reaktors sei dreimal getroffen worden, teilte der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, am Sonntag im sozialen Netzwerk X (früher Twitter) mit. Laut IAEA war die nukleare Sicherheit nicht gefährdet. Dennoch sei dies «ein schwerwiegender Vorfall, der das Potenzial hatte, die Unversehrtheit der Reaktorschutzhülle zu verletzen», erklärte die Behörde, die mit einem Beobachterteam ständig vor Ort ist. Die russische Kraftwerksleitung machte die Ukraine für die Angriffe verantwortlich; Kiew wies dies zurück.

Russische Truppen beim Kernkraftwert in Enerhodar bei Saporischschja.
Bild: Keystone

Der russische Beschuss auf die ostukrainische Millionenstadt Charkiw ging unterdessen auch am Sonntag weiter. In Kiew forderte Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft die westlichen Partner nachdrücklich auf, zum Schutz der Stadt mehr Flugabwehrsysteme zu liefern. Die Nacht auf Montag begann für die Ukraine wieder mit Angriffen russischer Kampfdrohnen, die vor allem den Süden und den Norden des Landes bedrohten. Am Montag wird der 775. Tag des russischen Angriffskriegs gezählt.

Erste direkte Treffer auf AKW Saporischschja seit Ende 2022

Die direkten Treffer auf Europas grösste Atomanlage Saporischschja waren nach Grossis Angaben die ersten seit November 2022.  «Das darf nicht passieren», schrieb er. Niemand könne einen militärischen oder politischen Nutzen aus Angriffen gegen Atomanlagen ziehen. Die russische Kraftwerksleitung berichtete von der Explosion einer Drohne über der Kuppel des sechsten Reaktors. Auf ihrem Telegram-Kanal machte die Werksleitung die ukrainische Armee für den Angriff verantwortlich. Gefährliche Schäden gebe es aber nicht, hiess es. Die Strahlung in und um das AKW entspreche der Norm.

Den russischen Angaben nach war schon früher am Sonntag eine Drohne an der Kantine des AKW eingeschlagen. Dabei seien drei Mitarbeiter verletzt worden. Der IAEA lagen hingegen nur Informationen über ein Opfer vor. Überprüfbar waren die Angaben der russischen Seite nicht. Sie klagt seit Tagen über zunehmende Drohnenattacken auf das Werk und macht dafür die Ukraine verantwortlich.

Der Sprecher des Militärgeheimdienstes HUR in Kiew, Andrij Jussow, beteuerte jedoch, die Ukraine sei an den «militärischen Provokationen» am Kraftwerk nicht beteiligt. Solche vorgetäuschten Angriffe seien gängige Praxis der russischen Besatzer, sagte er dem Online-Portal «Ukrajinska Prawda». Das Atomkraftwerk war im Frühjahr 2022 von russischen Truppen besetzt worden. Die sechs Reaktoren liegen still, müssen aber gekühlt werden.

Selenski: Charkiw braucht bessere Flugabwehr

Angesichts ständiger russischer Luftangriffe auf Charkiw forderte Selenskyj von den ausländischen Verbündeten dringend zusätzliche Flugabwehrsysteme. «Es ist ganz offensichtlich, dass die Luftverteidigungskapazitäten, die wir in der Ukraine haben, nicht ausreichen - und das ist allen unseren Partnern klar», sagte Selenski in einer Videobotschaft. Er trug ukrainischen Diplomaten und Unterhändlern auf, mit Unterstützerstaaten entsprechenden Nachschub zu vereinbaren.

Am Sonntagmittag schlugen nach Angaben der örtlichen Staatsanwaltschaft erneut zwei Fliegerbomben in Charkiw ein und verletzten fünf Menschen. 13 Mehrfamilienhäuser und andere Gebäude seien beschädigt worden. In der Nacht auf Samstag waren sechs Menschen getötet und elf verletzt worden.

Die Energieversorgung der grenznahen Millionenstadt ist bereits angeschlagen; befürchtet wird, dass Russland die Stadt durch Dauerbeschuss unbewohnbar machen will. Wegen des ständigen Beschusses erwägen die ukrainischen Behörden, zwei Landkreise im Gebiet Charkiw direkt an der russischen Grenze zu evakuieren, wie Gouverneur Oleh Synjehubow am Sonntag dem Fernsehsender Rada sagte.

Ukrainische Gegenangriffe auf Gebiet Belgorod

Gegenüber von Charkiw liegt auf russischer Seite das Gebiet Belgorod, das am Sonntag Ziel ukrainischer Drohnenangriffe in mehreren Wellen wurde. Durch Trümmer einer abgeschossenen Kampfdrohne sei ein Mädchen getötet worden, das mit seiner Familie in einem Auto sass, teilte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow auf Telegram mit. Der Familienvater und drei Kinder in dem Auto seien verletzt worden. Die Drohne sei über dem Dorf Schagarowka bei der Gebietshauptstadt Belgorod abgestürzt.

Schon am Samstag und in der Nacht auf Sonntag hatte es den Angaben zufolge Drohnenangriffe von ukrainischer Seite gegeben. Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, am Sonntagnachmittag seien zwölf Drohnen über dem Gebiet Belgorod und drei über der Nachbarregion Brjansk abgefangen worden. Die ukrainische Armee versucht mit solchen Angriffen, die russischen Einheiten in und um Belgorod an Attacken auf Charkiw zu hindern. Das Ausmass der Zerstörung auf russischem Boden ist dabei nicht zu vergleichen mit dem, was Russland in der Ukraine anrichtet.

Das wird am Montag wichtig

Der russische Aussenminister Sergej Lawrow beginnt einen zweitägigen China-Besuch. In Peking will er mit seinem chinesischen Kollegen Wang Yi über den Krieg in der Ukraine und andere internationale Themen sprechen. China gilt als enger Verbündeter Russlands, betont in dem Konflikt aber offiziell seine Neutralität. Die Regierung in Peking hat selbst einen Friedensplan vorgeschlagen, den die ukrainische Führung wegen der Nähe zur russischen Position ablehnt. (dpa)

21:33 Uhr

Sonntag, 7. April

Selenski fordert dringend Flugabwehr für Charkiw

Angesichts ständiger russischer Luftangriffe auf die ostukrainische Grossstadt Charkiw fordert Präsident Wolodimir Selenski von den ausländischen Partnern dringend zusätzliche Flugabwehrsysteme. «Es ist ganz offensichtlich, dass die Luftverteidigungskapazitäten, die wir in der Ukraine haben, nicht ausreichen - und das ist allen unseren Partnern klar», sagte Selenski am Sonntag in seiner abendlichen Videobotschaft. «Wir suchen nach Möglichkeiten, Charkiw mehr Schutz aus der Luft zu geben.» Er trug allen ukrainischen Diplomaten und internationalen Unterhändler auf, mit den Partnern den Nachschub zu vereinbaren.

Gerade für die US-Luftabwehrsysteme Patriot sei ihr Platz derzeit in der Ukraine. Zuvor hatte Selenski in einem Fernsehinterview gesagt, sein von Russland angegriffenes Land brauche zumindest 25 dieser Systeme. Am Sonntagmittag schlugen nach Angaben der örtlichen Staatsanwaltschaft erneut zwei Fliegerbomben in Charkiw ein und verletzten fünf Menschen. 13 Mehrfamilienhäuser und andere Gebäude seien beschädigt worden. In der Nacht auf Samstag waren sechs Menschen getötet und elf verletzt worden. Die Ukraine wehrt seit über zwei Jahren eine grossangelegte russische Invasion ab. (dpa)

18:23 Uhr

Sonntag, 7. April

Drohnenangriffe auf Belgorod - ein Mädchen tot

Das russische Grenzgebiet Belgorod ist Behördenangaben zufolge am Sonntag in mehreren Wellen von ukrainischen Kampfdrohnen angegriffen worden. Durch Trümmer einer abgeschossenen Drohne sei ein Mädchen getötet worden, das mit seiner Familie in einem Auto sass, teilte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow auf Telegram mit. Der Familienvater, ein Jugendlicher und zwei Kinder in dem Auto seien verletzt worden. Die Drohne sei über dem Dorf Schagarowka bei der Gebietshauptstadt Belgorod abgestürzt.

Schon in der Nacht auf Sonntag gab es demnach Drohnenangriffe von ukrainischer Seite. Dabei seien in dem grenznahen Dorf Dronowka zwei Autos ausgebrannt und eine Gasleitung beschädigt worden, teilte Gladkow mit. Auch am Samstag waren Angriffe gemeldet worden. Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, am Sonntagnachmittag seien zwölf Drohnen über dem Gebiet Belgorod und drei Drohnen über der Nachbarregion Brjansk abgefangen worden.

Belgorod ist wie keine andere Region Russlands von Kämpfen betroffen. Auf ukrainischer Seite liegt die Grossstadt Charkiw, die fast ständig unter russischem Beschuss liegt. Die ukrainische Armee versucht, die russischen Einheiten in und um Belgorod zu behindern. Das Ausmass der Zerstörung auf russischem Boden ist aber nicht zu vergleichen mit dem, was Russland in der Ukraine anrichtet. (dpa)

17:02 Uhr

Sonntag, 7. April

Drohne über Atomkraftwerk Saporischschja explodiert

Die russische Kraftwerksleitung des besetzen ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja hat am Sonntag von der Explosion einer Drohne über der Kuppel des sechsten Reaktors berichtet. Auf ihrem Telegram-Kanal machte die Werksleitung die ukrainische Armee für den Angriff verantwortlich. Verletzte oder gefährliche Schäden gebe es aber nicht, hiess es. Die Strahlung in und um das grösste AKW in Europa entspreche der Norm.

Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA teilte mit, sie sei über die Explosion einer Drohne über dem Werk in Kenntnis gesetzt worden. Dies decke sich mit Wahrnehmungen der IAEA-Vertreter vor Ort. Im sozialen Netzwerk X (früher Twitter) rief Behördenchef Rafael Grossi dazu auf, nichts zu unternehmen, was die nukleare Sicherheit der Anlage gefährde.

Den russischen Angaben nach war schon früher am Sonntag eine Drohne an der Kantine des AKW eingeschlagen. Ein Lkw, der gerade entladen wurde, sei beschädigt worden. Unabhängig überprüfbar waren die Angaben der russischen Seite nicht. Sie klagt seit Tagen über zunehmende Drohnenattacken auf das Werk und macht dafür die Ukraine verantwortlich.

Das Atomkraftwerk im Süden der Ukraine wurde im Frühjahr 2022 von russischen Truppen besetzt. Die sechs Reaktoren liegen still, müssen aber weiter gekühlt werden. Immer wieder gab es Beschuss auf das Werk. Die internationale Öffentlichkeit ist in Sorge um die nukleare Sicherheit. (dpa)

12:22 Uhr

Sonntag, 7. April

Lawrow reist nach Peking – Ukraine auch ein Thema

Der russische Aussenminister Sergej Lawrow will bei einem bis Montag angesetzten Besuch in Peking mit seinem chinesischen Kollegen Wang Yi über den Krieg in der Ukraine und andere brennende Themen sprechen. Das teilte das Aussenministerium in Moskau mit. Demnach sollte Lawrows Reise noch am Sonntag beginnen.

Der russische Aussenminister Sergej Lawrow.
Bild: Bild: AP

Bei den Verhandlungen gehe es um eine Vielzahl an Fragen, darunter auch die Lage in der Asien-Pazifik-Region und die Zusammenarbeit beider Länder in internationalen Organisationen wie den UN, Brics und G20. Lawrow und Wang Yi hatten sich zuletzt im Oktober ebenfalls in Peking getroffen, davor im September auch in Moskau.

China bemüht sich seit längerem um eine Friedenslösung im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Im März warben ukrainische Spitzenpolitiker und Beamte in Kiew bei einem Treffen mit dem chinesischen Sondergesandten Li Hui erneut um Unterstützung für eine Lösung im russischen Angriffskrieg. China gilt als enger Verbündeter Russland und betont in dem Konflikt seine Neutralität. Peking hatte selbst einen Friedensplan vorgeschlagen, der in Kiew allerdings auf Kritik stiess.

Die Ukraine besteht darauf, dass ausschliesslich der Plan von Präsident Wolodimir Selenski umgesetzt wird. Kernpunkt von Selenskis Vorgehen ist die Forderung nach einem Abzug der russischen Truppen aus allen besetzten Gebieten der Ukraine. Erst dann will Kiew mit Moskau über eine friedliche Koexistenz verhandeln. Russland lehnt Selenskis Plan als «realitätsfern» ab. (dpa)

10:21 Uhr

Sonntag, 7. April

Kiew glaubt weiter an Taurus-Lieferungen aus Deutschland

Der ukrainische Militärgeheimdienstchef Kyrylo Budanow hofft weiter auf die von Deutschland bisher abgelehnte Lieferung der Marschflugkörper vom Typ Taurus im Kampf gegen die russische Invasion. «Der Taurus würde unser Leben sicherlich einfacher machen», sagte der Chef des Militärgeheimdienstes HUR in einem Interview der ARD. «Um Kommandozentralen zu treffen, um einige sehr wichtige Ziele zu treffen, ist es eine ausgezeichnete Waffe.» Auch die russische Brücke zur annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim bleibe ein wichtiges Ziel für die Ukraine: «Die Brücke wird schwer bewacht und verteidigt. Aber alle arbeiten an diesem Thema.»

Budanow bestätigte in dem am Sonntag veröffentlichten Interview auch Informationen, nach denen die Ukraine im Frühjahr oder im Sommer mit einer neuen russischen Offensive rechne – besonders im Gebiet Donbass. Dafür brauche das Land, das sich seit mehr als zwei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg wehrt, vor allem mehr Artilleriesysteme und Munition. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hatte am Samstag erneut vor allem auch eine Stärkung der Flugabwehr gefordert. Konkret nannte er 25 Flugabwehrsysteme vom US-Typ Patriot, um den Luftraum der Ukraine abzusichern.

Zu konkreten Perspektiven des Krieges wollte sich HUR-Chef Budanow laut dem ARD-Interview nicht äussern. «Die Lage ist ziemlich schwierig, aber sie ist unter Kontrolle», sagte er. Demnach hält er anders als viele Militärexperten in diesem Jahr auch eine ukrainische Gegenoffensive für möglich. Zugleich sagte er, dass es ohne dauerhafte Unterstützung des Westens «katastrophal schwierig» werde für die Ukraine. Budanow erwartet demnach auch einen deutlichen Aufschwung der Rüstungsindustrie in Europa und traut der EU zu, mögliche ausbleibende US-Hilfen auszugleichen. (dpa)

06:08 Uhr

Sonntag, 7. April

Die Nacht auf Sonntag im Überblick

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat sich offen für das Angebot künftiger US-Waffenhilfe auf Kredit gezeigt. «Wir werden jede Option akzeptieren», sagte Selenski in einem am Samstag im ukrainischen Fernsehen ausgestrahlten Interview dazu. Die USA sind mit Waffenhilfen über umgerechnet 40 Milliarden Euro militärisch der wichtigste Verbündete der Ukraine bei ihrer Abwehr des russischen Angriffskriegs. Allerdings liegt weitere Rüstungshilfe derzeit wegen eines innenpolitischen Streits zwischen Demokraten und Republikanern im US-Parlament auf Eis. Die Ukraine ist deswegen auf dem Schlachtfeld ins Hintertreffen geraten und verliert an Boden gegen die russischen Besatzungstruppen.

Nach Angaben Selenskis gibt es für die Ukraine keine Wahl: Sie müsse jedes Angebot akzeptieren, um siegen und überleben zu können. Wenn er entscheiden müsse, ob er das Paket jetzt auf Kredit oder in einem Jahr quasi gratis bekomme, würde er es sofort auf Kredit nehmen, sagte der ukrainische Staatschef.

Die Idee, der Ukraine die Waffen auf Kredit bereitzustellen, stammt vom ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, der im November eine Rückkehr ins Weisse Haus anstrebt. Seine Partei, die Republikaner, blockiert seit Monaten die Freigabe eines Rüstungspakets im Wert von 60 Milliarden Dollar an die Ukraine.

Selenskyj zu Flugabwehr und Schutz von Charkiw

Der ukrainische Präsident äusserte sich im Interview auch zu anderen brisanten Themen. So braucht das Land aus seiner Sicht zwei Dutzend Patriot-Flugabwehrsysteme für den Schutz des eigenen Luftraums gegen russische Raketen- und Drohnenangriffe. Um den Luftraum abzuriegeln, seien 25 Systeme mit jeweils 6 bis 8 Batterien nötig, sagte Selenski. «Alle unsere Partner wissen dies ganz genau, sie kennen sogar die Punkte, an denen die entsprechenden Systeme platziert werden sollten.» Patriots und analoge westliche Flugabwehrsysteme - darunter fällt das deutsche Iris-T - haben sich nach seinen Angaben hervorragend bewährt. Er warnte daneben vor einem Defizit an Flugabwehrmunition, sollte Russland seine Luftangriffe im gleichen Takt fortsetzen.

Eine Eroberung der ostukrainischen Millionenstadt Charkiw durch russische Truppen schloss Selenski indes aus. «Charkiw ist heute geschützt», sagte der Präsident. Er räumte ein, dass die Stadt weiter anfällig gegen Luftangriffe sei, doch für die Verteidigung des Gebiets am Boden sei er absolut zuversichtlich. Seinen Angaben nach sind die von der Ukraine gebauten Befestigungsanlagen nicht nur in Charkiw, sondern auch in weiten Teilen des Front- und Grenzgebiets weitgehend fertig.

Tote und verletzte Zivilisten auf beiden Seiten im Gebiet Donezk

Im ukrainisch kontrollierten Teil des Gebiets Donezk sind derweil durch russischen Artilleriebeschuss offiziellen Angaben nach mindestens fünf Zivilisten getötet worden. Unter den Opfern im Landkreis Pokrowsk sei eine Minderjährige, teilte die zuständige Staatsanwaltschaft mit. Zudem seien zwei Menschen verletzt worden. Getroffen wurden demnach Wohnhäuser in mehreren Ortschaften. Der Landkreis Pokrowsk liegt nur wenige Kilometer von der Front entfernt westlich von Donezk.

Auf der anderen Seite meldeten die Behörden der von russischen Truppen besetzten Gebietshauptstadt Donezk elf Verletzte durch ukrainischen Beschuss. Unter den Verletzten seien zwei Kinder, schrieb der Chef der von Russland annektierten Region Donezk, Denis Puschilin, am Samstag auf seinem Telegram-Kanal. Neun Wohnhäuser in verschiedenen Stadtteilen seien beschädigt worden. Neben der Stadt Donezk wurden nach Angaben Puschilins auch die ebenfalls vom russischen Militär kontrollierten Städte Makijiwka und Horliwka angegriffen. (dpa)

22:50 Uhr

Samstag, 6. April

Selenski offen für Waffen auf Kredit

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat sich offen für das Angebot einer US-Waffenhilfe auf Kredit gezeigt. «Wir werden jede Option akzeptieren», sagte Selenski in einem am Samstag im ukrainischen Fernsehen ausgestrahlten Interview dazu. Die USA sind mit Waffenhilfen über umgerechnet 40 Milliarden Euro militärisch der wichtigste Verbündete der Ukraine bei ihrer Abwehr des russischen Angriffskriegs. Allerdings liegt weitere Rüstungshilfe derzeit wegen eines innenpolitischen Streits zwischen Demokraten und Republikanern in den USA auf Eis. Die Ukraine ist deswegen die Defensive geraten und verliert derzeit an Boden gegen die russischen Besatzungstruppen.

Nach Angaben Selenskis gibt es für die Ukraine keine Wahl. Sie müsse jedes Angebot akzeptieren, um siegen und überleben zu können. Wenn er entscheiden müsse, ob er das Paket jetzt auf Kredit oder in einem Jahr gratis bekomme, würde er es sofort auf Kredit nehmen, sagte der ukrainische Staatschef.

In einem Interview zuvor hatte Selenski erklärt, dass es für die Ukraine ohne weitere US-Militärhilfen nicht nur schwer werde, neue Erfolge auf dem Schlachtfeld zu erzielen, sondern auch sich weiter zu verteidigen.

Die Idee, der Ukraine die Waffen auf Kredit zu geben, stammt vom ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, der im November eine Rückkehr ins Weisse Haus anstrebt. Seine Partei, die Republikaner, blockiert seit Monaten die Freigabe eines Rüstungspakets im Wert von 60 Millionen Dollar an die Ukraine. (dpa)

21:02 Uhr

Samstag, 6. April

Selenski fordert 25 Patriot-Systeme für Flugabwehr der Ukraine

Die Ukraine braucht aus Sicht von Präsident Wolodimir Selenski insgesamt 25 Patriot-Flugabwehrsysteme für den Schutz ihres Luftraums gegen russische Raketen- und Drohnenangriffe. Um den Luftraum abzuriegeln, seien 25 Systeme mit jeweils 6 bis 8 Batterien nötig, sagte Selenski in einem am Samstag im Fernsehen ausgestrahlten Interview. «Alle unsere Partner wissen dies ganz genau, sie kennen sogar die Punkte, an denen die entsprechenden Systeme platziert werden sollten.» Patriots und analoge westliche Flugabwehrsysteme - darunter fällt auch das deutsche Iris-T - haben sich nach seinen Angaben hervorragend bewährt.

Die Ukraine wehrt seit mehr als zwei Jahren einen russischen Angriffskrieg ab. Dabei beschiesst das russische Militär auch regelmässig das ukrainische Hinterland mit Drohnen und Raketen. Russland werde auch weiter die zivile Infrastruktur, speziell Objekte der Energieversorgung attackieren, sagte Selenski. Natürlich versuche die Ukraine, diese Anlagen mit der eigenen Flugabwehr zu schützen. «Aber es gibt Raketen, gegen die diese Verteidigungssysteme leider nichts ausrichten können», sagte Selenski.

Der ukrainische Staatschef warnte in dem Zusammenhang zudem vor einem möglichen Defizit an Flugabwehrmunition, sollte Russland seinen Beschuss aus der Luft verstärken. «Wenn sie weiterhin so zuschlagen, wie sie es im letzten Monat getan haben, könnten uns die Raketen ausgehen, und das wissen auch unsere Partner.» (dpa)

11:37 Uhr

SAMSTAG, 6. APRIL

Tote und Verletzte nach nächtlichen russischen Angriffen auf Charkiw

Neue russische Drohnen- und Raketenangriffe haben in der Nacht offiziellen Angaben zufolge vor allem in der nordostukrainischen Millionenstadt Charkiw zivile Opfer gefordert. «Insgesamt wurden elf Menschen verletzt, sechs Personen wurden getötet», teilte der Militärgouverneur Oleh Synjehubow am Samstag auf seinem Telegram-Kanal mit. Durch den Beschuss mit umfunktionierten Flugabwehrraketen vom Typ S-300 seien neun Wohnhäuser, Wohnheime, ein Verwaltungsgebäude, ein Kindergarten, ein Café, eine Autowaschanlage und ein Tankstellengeschäft sowie mehrere Fahrzeuge beschädigt worden.

Bürgermeister Ihor Terechow hatte zudem von Drohnenangriffen auf die Stadt geschrieben. Insgesamt hat Russland nach Angaben aus Kiew in der Nacht 32 Kampfdrohnen und 6 Raketen verschiedenen Typs auf die Ukraine abgeschossen. 28 Drohnen und die Hälfte der Raketen sei abgefangen worden, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Neben Charkiw wurden aber auch Einschläge in den Gebieten Cherson und Saporischschja gemeldet. Dort traf es demnach einen Bauernhof und einen Industriebetrieb. Opfer und grössere Schäden wurden nicht gemeldet.

Russland führt seit mehr als zwei Jahren seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Regelmässig beschiesst Moskau dabei auch das Hinterland seines Nachbarn, tötet Zivilisten und zerstört lebenswichtige Infrastruktur. (dpa)

06:36 Uhr

Samstag, 6. April

Kiew meldet Schlag gegen russische Luftwaffe - Die Nacht im Überblick

Bei der Ausweitung ihrer Drohnenangriffe nimmt die Ukraine einen schweren Schlag gegen die russische Luftwaffe für sich in Anspruch. Medien in Kiew zitierten am Freitag Informationen aus Sicherheitskreisen, die von 19 zerstörten oder beschädigten russischen Kampfflugzeugen sprachen. Russische Zivilbehörden meldeten nur ukrainische Drohnenangriffe in mehreren Regionen, in denen Militärflugplätze liegen. Ein russischer Militärblogger bestätigte den Angriff auf den Fliegerhorst Morosowsk im südrussischen Gebiet Rostow, dementierte aber den Verlust von Flugzeugen. Erste Satellitenaufnahmen liessen keine klare Bestätigung der Kiewer Angaben zu.

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren gegen die russische Invasion, am Samstag zählt sie den 773. Kriegstag. In der Nacht herrschte im Osten des Landes Luftalarm. Die ukrainische Luftwaffe meldete russische Flugzeuge und Kampfdrohnen in der Luft. Nahe der Hafenstadt Odessa sei eine russische Lenkrakete abgeschossen worden. Bei einem zweifachen russischen Raketenangriff auf die frontnahe ukrainische Grossstadt Saporischschja im Süden wurden nach Stand vom Freitagabend mindestens vier Menschen getötet und viele weitere verletzt.

Angriffe auf russische Luftwaffenstützpunkte

Die Ukraine hat in den vergangenen Wochen die Angriffe im russischen Hinterland mit Kampfdrohnen aus eigener Entwicklung ausgeweitet. Dabei wurden die Fluggeräte meist in russische Ölraffinerien gelenkt, zuletzt auch in eine Drohnenfabrik etwa 1200 Kilometer weit von der Ukraine entfernt. Gleichzeitige Angriffe auf mehrere bedeutende russische Luftwaffenstützpunkte wie in der Nacht auf Freitag gab es bislang aber nicht.

In Morosowsk hat die russische Luftwaffe Bomber der Typen Suchoi Su-24 und Su-27 stationiert. Sie werden zum Abwurf der gefürchteten Gleitbomben auf Städte hinter der ukrainischen Front eingesetzt. Auf dem Stützpunkt seien sechs Flugzeuge zerstört und acht beschädigt worden, hiess es aus Sicherheitskreisen in Kiew. Der russische Militärblogger Fighterbomber verneinte dies. Die russische Seite sei gewarnt gewesen und habe die Jets rechtzeitig abgezogen. Unabhängig überprüfbar waren die Angaben beider Seiten nicht.

Auf dem Stützpunkt Jeisk im südrussischen Gebiet Krasnodar wurden den Kiewer Informationen nach zwei Erdkampfflugzeuge des Typs Su-25 zerstört. Ein weiterer Angriff habe dem über 600 Kilometer von ukrainischem Gebiet entfernten Militärflughafen Engels bei Saratow an der Wolga gegolten. Dabei seien drei strategische Bomber des Typs Tu-95 beschädigt worden. Mit solchen Langstreckenbombern schiesst Russland oft Marschflugkörper auf die Ukraine ab. Zu den möglichen Folgen einer weiteren Attacke auf einen Militärflugplatz im Gebiet Kursk wurde vorerst nichts bekannt.

Zweifacher Raketenangriff auf Saporischschja

Durch russische Raketentreffer auf die südostukrainische Grossstadt Saporischschja wurden nach Behördenangaben am Freitag mindestens vier Menschen getötet. 13 Menschen seien in Krankenhäuser gebracht worden, darunter vier Schwerverletzte. Das teilte der Gouverneur des Gebiets, Iwan Fedorow, im ukrainischen Nachrichtenfernsehen mit. Der Gebietsverwaltung zufolge wurden mehr als 20 Menschen verletzt. Insgesamt seien fünf Raketen auf Ziele in der Stadt abgefeuert worden.

Zu den Verletzten zählten auch zwei Journalistinnen der staatlichen Nachrichtenagentur Ukrinform und des TV-Senders 1+1. Sie hatten vor Ort über die Folgen der ersten Raketentreffer berichtet, als die zweite Angriffswelle folgte. Bereits in der vergangenen Nacht war Saporischschja von russischen Kampfdrohnen angegriffen worden.

Stromsperren wegen beschädigter Kraftwerke

Wegen der russischen Treffer auf ukrainische Strom- und Wärmekraftwerke in den vergangenen Wochen musste der Versorger Ukrenerho am Freitagabend in fünf Regionen für gut drei Stunden den Strom abschalten. Betroffen waren einer Mitteilung nach die Gebiete Dnipropetrowsk, Saporischschja, Kirowograd, Poltawa und Sumy. Die Bewohner der ostukrainischen Grossstadt Charkiw leiden besonders unter Strommangel, und das schon seit Wochen. Dort sind die Einschränkungen noch strenger.

Ukraine befestigt ihre Grenze im Norden

Zwei Jahre nach der Rückeroberung des Gebiets Tschernihiw im Norden der Ukraine hat Präsident Wolodymyr Selenskyj die Region besucht. «Dank des Widerstands des Volkes ist es uns gelungen, diesem Krieg eine Wende zu geben, die Invasoren zu stoppen und sie aus unserer Heimat zu vertreiben», sagte der Staatschef in der Gebietshauptstadt Tschernihiw. Doch die Region an der Grenze zu Russland und Belarus werde weiterhin mit Artillerie beschossen. Selenskyj besuchte nach Angaben seines Präsidialamtes auch neu angelegte militärische Befestigungsanlagen mit Schützengräben, Minengürteln und Panzersperren. Die ukrainische Armee will damit einen möglichen zweiten Vorstoss russischer Truppen stoppen.

Zu Beginn des Angriffskrieges im Februar 2022 war die russische Armee auch durch diese Region in Richtung Kiew vorgerückt. Die Gebietshauptstadt Tschernihiw wurde nicht besetzt, aber wochenlang belagert. Als die russischen Truppen sich im April 2022 zurückzogen, kamen Stadt und Umland wieder unter ukrainische Kontrolle. (dpa)

22:42 Uhr

Freitag. 5. April

Tote und Verletzte nach russischem Raketenschlag auf Saporischschja

Durch russische Raketentreffer auf die südostukrainische Grossstadt Saporischschja sind mindestens vier Menschen getötet worden. 13 Menschen mussten in Krankenhäuser gebracht werden, darunter seien vier Schwerverletzte. Das teilte der Gouverneur des Gebiets, Iwan Fedorow, am Freitag im ukrainischen Nachrichtenfernsehen mit. Der Gebietsverwaltung zufolge wurden insgesamt mehr als 20 Menschen verletzt.

Zu den Verletzten zählten nach Medienberichten auch zwei Journalistinnen. Insgesamt seien in zwei Wellen fünf Raketen auf Ziele in der Stadt abgefeuert worden. Die Raketenschläge galten Fedorow zufolge vor allem der zivilen Infrastruktur. Gut ein Dutzend Wohnhäuser sei beschädigt worden.

Die Journalistinnen arbeiteten den Angaben nach für die staatliche Nachrichtenagentur Ukrinform und den Fernsehsender 1+1. Sie hätten vor Ort über die Folgen der ersten Raketentreffer berichtet, als der zweite Angriff folgte. Bereits in der vergangenen Nacht war Saporischschja durch russische Kampfdrohnen angegriffen worden. Die Ukraine wehrt seit über zwei Jahren eine russische Invasion ab. (dpa)

21:43 Uhr

Freitag, 5. April

Atomkraftwerk Saporischschja meldet Drohnenangriffe

Das Gelände des Atomkraftwerks Saporischschja im Süden der Ukraine wird nach Angaben der russisch kontrollierten Kraftwerksleitung seit Tagen verstärkt von Drohnen angegriffen. Am Freitag seien Einschläge am Frachthafens und an einer Stickstoff-Sauerstoffstation registriert worden, hiess es im offiziellen Telegram-Kanal des AKW. Die Kraftwerksleitung machte dafür das ukrainische Militär verantwortlich. Nicht nur der Beschuss der Nuklearanlage, sondern auch der anliegenden Infrastruktur könne schlimme Folgen haben und die Sicherheit des Atomkraftwerks gefährden, wurde gewarnt. Russland hat das grösste Kernkraftwerk Europas kurz nach Beginn seines Angriffskriegs erobert und hält es seither besetzt. Immer wieder werden Kämpfe um die Anlage gemeldet.

Die Sprecherin des russischen Aussenministeriums, Maria Sacharowa, nutzte die Drohnenangriffe zu neuerlichen Vorwürfen gegen die Ukraine. Sie beschuldigte Kiew des Versuchs einer militärischen Rückeroberung der Anlage. «Wir warnen Kiew und seine westlichen Schutzpatrone vor jeglichen Angriffsversuchen oder einer Destabilisierung der Lage um das AKW Saporischschja», sagte sie.

Erst am Vortag hatte es Meldungen gegeben, dass das Kernkraftwerk von einer der zwei Hochspannungsleitungen abgetrennt worden sei. Der ukrainische Atomenergieversorger Enerhoatom hat in diesem Fall aber russischen Beschuss als Ursache angegeben. Schon vor zwei Wochen war nach einem grossflächigen russischen Raketenangriff die Stromversorgung des AKW gekappt worden. Unabhängig überprüfen lassen sich die gegenseitigen Vorwürfe nicht. Wegen der Sicherheitsbedenken wurden die Reaktoren bereits 2022 heruntergefahren, müssen aber weiter gekühlt werden. Auf dem Gelände sind Beobachter der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA stationiert. (dpa)

19:39 Uhr

Freitag, 5. April

Medien: Ukraine zerstört mehrere russische Kampfflugzeuge

Bei einem Drohnenangriff auf den Militärflugplatz Morosowsk im südrussischen Gebiet Rostow hat die Ukraine eigenen Medienberichten zufolge ein halbes Dutzend Kampfflugzeuge am Boden zerstört. «Es wurden mindestens sechs Kampfflugzeuge der Russischen Föderation vernichtet und weitere acht beschädigt», berichteten am Freitag übereinstimmend mehrere ukrainische Medien unter Berufung auf Informanten in Sicherheitskreisen.

Zudem seien mindestens 20 russische Soldaten entweder getötet oder verletzt worden. Der Angriff sei dabei vom ukrainischen Geheimdienst SBU durchgeführt worden. Unabhängige Bestätigungen dafür gab es zunächst nicht. Der Militärflugplatz befindet sich gut 270 Kilometer von der Frontlinie entfernt.

Zuvor hatte bereits der Gouverneur des Rostower Gebiets, Wassili Golubew, über einen «massiven Drohnenangriff» informiert. Mehr als 40 Drohnen seien in Rostow von der eigenen Luftabwehr abgeschossen worden, hiess es von russischer Seite. Dabei seien eine Transformatorenstation und eine Hochspannungsleitung beschädigt worden.

Später meldeten ukrainische Medien zudem wiederum unter Berufung auf Informanten, dass drei weitere russische Militärflugplätze vom Militärgeheimdienst mit Drohnen angegriffen worden seien. Dabei seien auf dem Flugplatz Jeisk im südrussischen Gebiet Krasnodar zwei Erdkampfflugzeuge des Typs Su-25 zerstört und mindestens vier Soldaten getötet worden.

Ein weiterer Angriff habe dem über 600 Kilometer von ukrainisch kontrolliertem Gebiet entfernten Militärflughafen Engels im Saratower Gebiet an der Wolga gegolten. Dabei seien drei strategische Bomber des Typs Tu-95 beschädigt und sieben russische Soldaten getötet worden. Zu den möglichen Folgen einer weiteren Attacke auf einen Militärflugplatz im Gebiet Kursk wurde vorerst nichts bekannt. Unabhängige Bestätigungen der Zerstörungen lagen zunächst nicht vor. (dpa)

16:48 Uhr

Freitag, 5. April

Ukraine-Nachbarland Slowakei wählt neues Staatsoberhaupt

Rund 4,4 Millionen slowakische Wahlberechtigte sind am Samstag aufgerufen, in einer Stichwahl ein neues Staatsoberhaupt zu wählen. Umfragen lassen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem sozialdemokratischen Parlamentspräsidenten Peter Pellegrini und dem liberalen Ex-Aussenminister und Diplomaten Ivan Korcok erwarten. Die liberale Amtsinhaberin Zuzana Caputova bewirbt sich trotz ihrer noch immer grossen Beliebtheit nicht um eine zweite Amtszeit von fünf Jahren. Das Präsidentenamt in der Slowakei hat eher repräsentative Funktionen.

Die Wahl wird überschattet vom Krieg im Nachbarland Ukraine. Innenpolitisch ist das EU- und Nato-Land tief gespalten. Die Dreiparteien-Regierung aus zwei sozialdemokratischen und einer rechtspopulistisch-prorussischen Kleinpartei und die liberale und konservative Opposition streiten über die Haltung zum Ukraine-Krieg, aber auch über Rechtsstaat und Demokratie.

Den ersten Wahlgang am 23. März hat der von den Oppositionsparteien unterstützte Korcok überraschend mit fünfeinhalb Prozentpunkten Vorsprung auf Pellegrini gewonnen. Mitentscheidend wird nun sein, wie sich die Anhänger der ausgeschiedenen Kandidaten verhalten. Ein Ergebnis wird für den Sonntagmorgen erwartet. (dpa)

14:25 Uhr

Freitag, 5. April

Litauen will 3000 Drohnen für Ukraine kaufen

Litauen wird der Ukraine weitere Militärhilfe für den Abwehrkampf gegen den Angriffskrieg Russlands leisten. Regierungschefin Ingrida Simonyte kündigte nach einem Treffen mit ihrem ukrainischen Amtskollegen Denys Schmyhal den baldigen Kauf und die Lieferung von rund 3000 Drohnen für das angegriffene Land an. Die unbemannten Fluggeräte im Wert von insgesamt rund 20 Millionen Euro sollen bis Ende dieses Jahres die Front erreichen, sagte Simonyte am Freitag in Vilnius. Auch werde das baltische EU- und Nato-Land mit der Entwicklung eines Rehabilitationsprogramms für verletzte ukrainische Soldaten beginnen. Die Regierung in Vilnius will dafür nach Angaben von Simonyte bis zu 15 Millionen Euro bereitstellen.

Litauens Ministerpräsidentin schloss auch die Möglichkeit nicht aus, dass ihr Land Soldaten zur Ausbildung in das von Russland angegriffene Land entsenden könnte. Unter Verweis darauf, dass Militärausbilder bereits ukrainische Truppen in Litauen und anderswo unterrichteten, sagte Simonyte: «Könnten sie in der Ukraine ausgebildet werden? Mit einer angemessenen Luftverteidigung ist es sicherlich möglich, diese Risiken zu bewältigen.» (dpa)

13:13 Uhr

Freitag, 5. April

London: Moskau will neue Elite kremlfreundlicher Unternehmer aufbauen

Russland verteilt nach britischer Einschätzung Anteile zuvor verstaatlichter Firmen an kremltreue und den Krieg gegen die Ukraine unterstützende Unternehmer um. Das Ziel dieser Form der «Deprivatisierung» stehe vermutlich im Zusammenhang mit der Rede an die Nation von Präsident Wladimir Putin im Februar, bei der er zur Bildung einer neuen nationalistischen Elite, die durch den Krieg entstanden ist, aufgerufen hatte, teilte das britische Verteidigungsministerium am Freitag mit.

«Steigende Rüstungsausgaben haben mit ziemlicher Sicherheit den finanziellen Druck auf den russischen Staat erhöht, hinzu kommen Wirtschaftssanktionen und Kapitalabfluss aus Russland seit Beginn der Invasion», hiess es in London weiter. «Der russische Staat ist höchstwahrscheinlich dabei, eine stärkere Kontrolle über Unternehmen in «strategischen» Branchen wie der Rüstungsindustrie aufzubauen.»

Seit Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine im Februar 2022 habe Russland etwa 180 Unternehmen im geschätzten Gesamtwert von 11,5 Milliarden US-Dollar (10,6 Mrd Euro) verstaatlicht, teilte das britische Ministerium weiter mit. Dabei sei ausländischen Firmen sowie Unternehmen im Besitz von Auslandsrussen Priorität eingeräumt worden. «Dies liegt höchstwahrscheinlich am Wunsch des Staates, ausländische (vor allem westliche) Verbindungen in der russischen Wirtschaft zu reduzieren.» (dpa)

10:41 Uhr

Freitag, 5. April

Ukrainische Flugabwehr fängt Drohnen ab

Die ukrainische Flugabwehr hat eigenen Angaben nach 13 russische Kampfdrohnen iranischer Bauart im Süden und Südosten des Landes abgefangen. Damit seien alle Kampfdrohnen rechtzeitig abgeschossen worden, teilte die ukrainische Luftwaffe am Freitag bei Telegram mit. Im Gebiet Odessa sollen Objekte der Energieversorgung Ziel des Angriffs gewesen sein. Zu möglichen Zielen in den Regionen Saporischschja und Dnipropetrowsk machten die Behörden keine näheren Angaben. Das russische Militär habe zudem aus dem russischen Grenzgebiet Belgorod in der Nacht fünf Raketen auf Ziele in der Ukraine abgefeuert.

Im ostukrainischen Gebiet Donezk sind Behördenangaben nach durch russischen Beschuss in der Siedlung Nju-Jork und der Stadt Pokrowsk mindestens zwei Zivilisten getötet und fünf verletzt worden. Mehrere Dutzend Gebäude wurden beschädigt. Im angrenzenden Gebiet Charkiw sei zudem am Vortag ein Mensch bei Feldarbeiten durch eine russische Rakete getötet und zwei weitere verletzt worden, hiess es. (dpa)

10:39 Uhr

Freitag, 5. April

Russland meldet grossen Drohnenangriff

Russlands Grenzregion ist in der Nacht zum Freitag offiziellen Angaben zufolge mit Dutzenden ukrainischen Drohnen beschossen worden. Die eigene Luftverteidigung habe insgesamt 53 Flugkörper abgefangen, davon 44 im Gebiet Rostow, teilte das russische Verteidigungsministerium am Morgen mit.

Der Rostower Gouverneur Wassili Golubew wiederum berichtete von einem «massiven Drohnenangriff», der einen Verwaltungsbezirk namens Morosowski getroffen habe. Weil ein Umspannwerk beschädigt worden sei, blieben einige Bewohner vorerst ohne Strom, schrieb er. Unabhängige Medien verwiesen darauf, dass sich im Morosowski-Bezirk ein Militärflugplatz befindet. In Telegram-Kanälen wurden zudem Aufnahmen von Feuerbällen am Himmel geteilt und Anwohner zitiert, die von Explosionsgeräuschen berichteten. (dpa)

05:51 Uhr

Freitag, 5. April

Selenski fordert vom Westen mehr Flugabwehr - Die Nacht im Überblick

Nach dem Tod mehrerer Rettungskräfte bei einem russischen Angriff in der ukrainischen Stadt Charkiw hat Präsident Wolodimir Selenski das Zögern vieler Staaten bei der Militärhilfe für sein Land als völlig inakzeptabel kritisiert. «Ein neues Flugabwehrsystem könnte die Lage fundamental verändern», sagte Selenski in seiner am Donnerstag in Kiew verbreiteten abendlichen Videobotschaft. Er sei jedem Land dankbar, das nach Möglichkeiten suche, der Ukraine zu helfen. Zugleich sagte er: «Es ist völlig inakzeptabel, dass so viele Länder in der Welt noch immer darüber nachdenken, wie sie dem Terror entgegenwirken können, obwohl es nur ein paar politische Entscheidungen braucht.»

Die Ukraine fordert für einen besseren Schutz ihrer Städte vor russischen Angriffen fast täglich noch mehr Flugabwehrsysteme etwa vom US-Typ Patriot. Eine stärkere Luftverteidigung für Charkiw und die gleichnamige Region sowie das Gebiet Sumy und die südlichen Regionen der Ukraine sei «absolut dringende Notwendigkeit», sagte Selenski.

Der Präsident erinnerte daran, dass am Donnerstag bei einem russischen Drohnenangriff auf ein Wohngebiet ein Mensch getötet worden sei - und als die Rettungskräfte eintrafen, habe es einen zweiten Luftschlag gegeben. Drei Nothelfer starben. «Das ist eine widerliche russische Taktik», sagte Selenski, der im sozialen Netzwerk X (vormals Twitter) den Angehörigen der Opfer sein Beileid aussprach.

Die Diplomaten der Ukraine seien aufgerufen, im Ausland um Flugabwehrsysteme zu werben, sagte der Staatschef. In seiner Videoansprache sagte Selenski auch, dass sich die Lage am Boden stabilisiere. Es gelinge, die Besatzer an einem weiteren Vordringen zu hindern. «Angesichts des Mangels an Munition und der erheblichen Verlangsamung der Lieferungen sind diese Ergebnisse wirklich gut.»

Selenski sagte zudem, dass die Ukraine bei der Produktion von Drohnen und Mitteln der elektronischen Kriegsführung stärker werde. Gearbeitet werde auch an einem Raketenprogramm, um die Militärhandlungen der Streitkräfte in diesem Bereich zu stärken. Das Land verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg.

Nato-Generalsekretär warnt vor Scheitern der Ukraine

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg warnte mit deutlichen Worten vor einem Scheitern der Unterstützungsbemühungen für die Ukraine. Wenn es nicht gelinge, mehr Hilfe zu mobilisieren, bestehe die reale Gefahr, dass Russland noch mehr ukrainisches Territorium erobere, sagte Stoltenberg am Donnerstag nach einem Aussenministertreffen in Brüssel. Und dann werde auch die Nato in eine noch gefährlichere Lage geraten. Er spielte damit darauf an, dass russische Streitkräfte dann noch weiter westlich stehen würden und das Risiko von Angriffen auch auf Nato-Staaten steigen könnte.

Tatsache sei, dass der einzige Weg zu einem gerechten und dauerhaften Frieden in der Ukraine darin bestehe, dort starke Streitkräfte zu garantieren, fügte der Norweger hinzu. Denn nur so könne der russische Präsident Wladimir Putin davon überzeugt werden, dass er auf dem Schlachtfeld nicht gewinnen werde.

Der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba hatte zuvor bei einer Sitzung des Nato-Ukraine-Rats eindringlich um mehr Patriot-Flugabwehrsysteme für sein Land gebeten. Diese seien deshalb so wichtig, weil sie ballistische Raketen abfangen könnten. Kulebas Angaben zufolge hat es allein im März 94 russische Angriffe mit ballistischen Raketen auf die Ukraine gegeben.

WHO: Zahlreiche Angriffe auf Nothelfer in der Ukraine

In der Ukraine ist es nach Darstellung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in den vergangenen Monaten zu zahlreichen Angriffen auf medizinische Hilfskräfte in Krankenwagen und bei anderen Gesundheitstransporten gekommen. «Viele Notfallteams geraten entweder auf dem Weg zu einem Einsatz oder an ihren Stützpunkten unter Beschuss», wurde Halyna Saldan, Leiterin des Zentrums für medizinische Notfallversorgung und Katastrophenmedizin der Regionalverwaltung des Gebiets Cherson, in einer Mitteilung der WHO am Donnerstag zitiert. Damit hätten diese Helfer ein signifikant höheres Risiko verletzt oder getötet zu werden als anderes Gesundheitspersonal.

Laut WHO wurden im ersten Quartal 68 Angriffe auf Einrichtungen des Gesundheitswesens gezählt, davon hätten zwölf Attacken den Rettungsdiensten gegolten. Es seien vier Helfer verletzt und zwei getötet worden. «Das ist ein erschreckendes Muster», sagte Emanuele Bruni, WHO-Vorfallmanager in der Ukraine. In den Monaten Januar und März habe es fast einen Angriff pro Tag gegeben, meist unter Einsatz schwerer Waffen.

Die WHO bekräftigte ihre Forderungen nach dem Schutz von Gesundheitspersonal und Patienten. Seit der Invasion Russlands im Februar 2022 hat die WHO 1682 Angriffe auf das Gesundheitswesen in der Ukraine bestätigt, die demnach zu 128 Todesfällen und 288 Verletzungen von medizinischem Personal und Patienten führten.

Die WHO definiert einen Angriff auf die Gesundheitsversorgung als jeden Akt verbaler oder physischer Gewalt, Behinderung oder Androhung von Gewalt, der die Verfügbarkeit, den Zugang oder die Bereitstellung von heilenden oder präventiven Gesundheitsdiensten in Notfällen beeinträchtigt. (dpa)

14:26 Uhr

Donnerstag, 4. April

Kreml bezeichnet Nato-Tätigkeit als «destabilisierenden Faktor»

Zum 75-jährigen Bestehen der Nato hat Russland das westliche Verteidigungsbündnis einmal mehr kritisiert «Die Nato wurde von den USA als Konfrontationsinstrument - vor allem auf dem europäischen Kontinent - geplant, konfiguriert, erschaffen und gelenkt», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag laut Agentur Interfax. Die Tätigkeiten der Nato fördern aus Sicht Peskows derzeit weder Sicherheit noch Stabilität in Europa, «sondern sind im Gegenteil ein destabilisierender Faktor».

Russland, das vor mehr als zwei Jahren ins Nachbarland Ukraine einmarschiert ist, schiebt die Schuld an seinem Angriffskrieg immer wieder dem Westen und behauptet, dieser habe Moskau bedroht. Mit Blick auf den Krieg sagte Peskow in Moskau, dass die Beziehungen zwischen Russland und der Nato «faktisch auf ein Niveau direkter Konfrontation» abgerutscht seien. Das westliche Bündnis sei «in den Konflikt um die Ukraine verwickelt». Die westliche Verteidigungsallianz begeht am Donnerstag in Brüssel den 75. Jahrestag ihrer Gründung. (dpa)

09:17 Uhr

Donnerstag, 4. April

Tote durch russischen Angriff auf Charkiw – Wohnhaus beschädigt

Infolge eines schweren russischen Drohnenangriffs sind in der ostukrainischen Grossstadt Charkiw offiziellen Angaben zufolge mindestens vier Menschen getötet und zwölf weitere verletzt worden. Unter den Toten in dem Wohngebiet seien eine Bewohnerin und drei Rettungskräfte, teilten Gouverneur Oleh Synjehubow und Bürgermeister Ihor Terechow am Donnerstagmorgen auf Telegram mit.

Die Retter seien gerade an der Einschlagstelle in dem Wohngebiet im Einsatz gewesen, als die russische Armee erneut angegriffen habe. Mehrere Gebäude wurden den Behörden zufolge beschädigt, darunter auch ein mehrstöckiges Wohnhaus, schrieb Terechow. Von insgesamt 20 Kampfdrohnen, mit der Russland die Ukraine in der Nacht angriff, seien 15 in mehreren Wellen auf Charkiw abgefeuert worden, hiess es zudem. Nur einen Teil habe die ukrainische Luftverteidigung abwehren können.

Das Gebiet Charkiw grenzt an Russland und war zu Beginn des seit mehr als zwei Jahren andauernden russischen Angriffskriegs bereits zwischenzeitlich in Teilen besetzt gewesen und von der ukrainischen Armee im Herbst 2022 wieder befreit worden. In den vergangenen Wochen aber hat der russische Beschuss wieder zugenommen. Auch Energieanlagen werden in Charkiw zum Ziel der Angriffe, weshalb es zu grossflächigen Stromausfällen kommt. (dpa)

06:00 Uhr

Donnerstag, 4. April

Paris warnt Kreml vor Terror-Instrumentalisierung - Nacht im Überblick

Frankreichs Regierung hat an Russland appelliert, den islamistisch motivierten Terroranschlag bei Moskau nicht zu instrumentalisieren. Sein Land habe keinerlei Informationen zu einer Verbindung zwischen dem Attentat und der Ukraine, liess Verteidigungsminister Sébastien Lecornu am Mittwochabend nach einem Telefonat mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Schoigu mitteilen. Die beiden Chefdiplomaten hatten zuvor erstmals seit rund eineinhalb Jahren miteinander telefoniert. Lecornu habe den Anschlag bei Moskau verurteilt und an Frankreichs Bereitschaft zu verstärktem Austausch bei der Bekämpfung des Terrorismus erinnert, hiess es aus Paris.

Der Islamische Staat hat den Anschlag vor zwei Wochen in mehreren Bekennerschreiben für sich reklamiert. Westliche Sicherheitsbehörden und Experten halten diese Botschaften für glaubwürdig und gehen davon aus, dass die Attacke auf das Konto des IS-Ablegers Islamischer Staat Provinz Khorasan (ISPK) geht. Die russische Führung versucht, die Ukraine als eigentlichen Drahtzieher darzustellen.

Nach Angaben des russischen Aussenministeriums versuchte Lecornu, die russische Seite im Telefonat mit Schoigu davon zu überzeugen, dass weder die Ukraine noch westliche Länder in den Terroranschlag verwickelt gewesen seien. Der Franzose habe die Verantwortung auf den IS geschoben. Schoigu habe betont, dass die Ermittlungen zum Abschluss gebracht und alle Verantwortlichen bestraft würden.

Am 22. März hatten vier Männer ungehindert ein mit Tausenden Menschen besetztes Veranstaltungszentrum am Moskauer Stadtrand gestürmt, um sich geschossen und einen Brand gelegt. Bei dem schlimmsten Terroranschlag in Russland seit Jahren kamen mehr als 140 Menschen ums Leben. Mehrere mutmassliche Terroristen und Hinterleute sitzen in Untersuchungshaft.

Russland beharrt auf Terror-Verdacht gegen Ukraine

Die russische Seite habe Hinweise auf eine ukrainische Spur bei der Organisation des Terroranschlags, heisst es aus Moskau. «Das Kiewer Regime tut nichts ohne die Zustimmung der westlichen Kuratoren. Wir vertrauen darauf, dass in diesem Fall nicht die französischen Geheimdienste dahinterstecken», sagte Schoigu. Zur möglichen Entsendung französischer Truppen in die Ukraine erklärte der russische Minister, Frankreich würde sich damit Probleme einhandeln. Nach russischen Angaben sind schon etliche französische Söldner in der Ukraine ums Leben gekommen.

Lecornu verurteilte nach Pariser Angaben den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Frankreich werde die Ukraine so lange und so intensiv wie nötig in ihrem Kampf um Freiheit und Souveränität unterstützen, um Frieden und Sicherheit auf dem europäischen Kontinent wiederherzustellen.

Das russische Aussenministerium teilte mit, Schoigu habe Bereitschaft zum Dialog über die Zukunft der Ukraine signalisiert. Grundlage dafür könne die Friedensinitiative von Istanbul kurz nach Kriegsbeginn im Frühjahr 2022 sein. Damals soll die Ukraine angeblich bereit gewesen sein, auf einen Nato-Beitritt zu verzichten. Als sinnlos stellte Schoigu einen von Kiew in der Schweiz geplanten Friedensgipfel dar, weil Moskau dort nicht vertreten sei.

Selenski bittet Verbündete um Hilfe gegen Russland

In der Ukraine warnte Präsident Wolodimir Selenski derweil vor neuen russischen Operationen und einer Mobilmachung. Angesichts befürchteter neuer russischer Offensiven bat er die westlichen Verbündeten erneut mit Nachdruck um Hilfe. «Wir müssen diesen Krieg gewinnen. Das ist eine historische Chance für die Ukraine, den russischen Revanchismus zu durchkreuzen, und wir müssen sie ergreifen», sagte Selenski in seiner in Kiew am Mittwoch verbreiteten abendlichen Videobotschaft. Der Ukraine sei klar, was Russland vorhabe und wozu das Land Soldaten rekrutiere, sagte der Präsident. Details nannte er nicht.

Experten gehen davon aus, dass Russland einen neuen Grossangriff planen könnte, um über die bisher teils besetzten ukrainischen Regionen Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson hinaus weitere Gebiete komplett unter seine Kontrolle zu bringen. Die russische Armee könnte demnach auch versuchen, die Regionen Charkiw und Odessa zu annektieren. Der Machtapparat in Moskau hat diese Regionen zuletzt immer wieder als historische russische Gebiete bezeichnet.

Selenski zufolge will Russland bis 1. Juni 300'000 Reservisten für neue Militäroperationen mobilisieren. Kremlsprecher Dmitri Peskow wies das zurück. «Das ist nicht die Wahrheit», sagte er. Russland hat mehrfach erklärt, genügend Freiwillige für den Kriegsdienst zu haben. Eine neue Mobilmachung wie im Herbst 2022 soll es demnach nicht geben. Damals gab es Proteste gegen die von Kremlchef Wladimir Putin veranlasste Zwangseinberufung von 300'000 Reservisten zum Krieg, Hunderttausende Männer flüchteten ins Ausland.

Für eine Verteidigung ihres Gebiets ist die Ukraine, die sich seit mehr als zwei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg wehrt, auf breite westliche Hilfe angewiesen. Selenski fordert deshalb immer wieder noch mehr Waffen und Munition. «Und wir, alle von uns, unsere Partner, müssen eine starke Reaktion auf die russischen Operationen parat haben», sagte Selenski. Wichtig sei, die Verteidigung der ukrainischen Positionen zu stärken und weiter Druck auf die russischen Stellungen auszuüben.

Selenski plädierte einmal mehr für eine Einladung der Nato an die Ukraine, dem Bündnis beizutreten. «Wir dürfen keine Zeit verlieren», sagte er. Es gehe «um unsere gemeinsame Sicherheit, um den Schutz von Millionen von Menschen vor russischen Mördern».

In Brüssel feiert die Nato an diesem Donnerstag ihre Gründung vor 75 Jahren mit einer Zeremonie im Hauptquartier des Bündnisses. Nach der Feier sind Arbeitssitzungen geplant, unter anderem mit dem ukrainischen Aussenminister Dmytro Kuleba.

Regierungschef: Ukraine braucht Hilfe bei Flugabwehr und Munition

Die ukrainischen Streitkräfte benötigen nach Angaben von Ministerpräsident Denys Schmyhal gegenwärtig vor allem Waffenhilfe zur Abwehr russischer Luftangriffe. «Was brauchen wir am meisten? Meiner Meinung nach sind Flugabwehrsysteme und Raketen oberste Priorität», sagte er am Mittwoch bei einem Besuch in Estland. Demnach mangelt es der Ukraine an Ausrüstung, um Städte und Energieanlagen zu schützen. «Die zweite Priorität ist Munition für die Artillerie», sagte Schmyhal nach einem Treffen mit seiner Amtskollegin Kaja Kallas in Tallinn.

Kallas sicherte der Ukraine weitere militärische Unterstützung Estlands zu und rief auch andere Länder dazu auf, ihre Militärhilfe zu erhöhen. «Wir müssen die Ukraine so lange wie nötig und - ebenso wichtig - im erforderlichen Umfang unterstützen. Wir müssen jetzt handeln, wir dürfen keine Zeit verlieren», betonte sie. «Die Ukraine benötigt dringend und schnell Lieferungen.» Estland gehört zu den entschlossensten Unterstützern der Ukraine. (dpa)

14:07 Uhr

MITTWOCH, 3. APRIL

Ukrainischer Ex-Präsident Poroschenko will erneut kandidieren

Der frühere ukrainische Präsident Petro Poroschenko hegt Ambitionen auf eine Rückkehr ins höchste Staatsamt, auch wenn derzeit wegen des russischen Angriffskriegs nicht gewählt werden kann. «Wenn Sie mich fragen, ob ich an den nächsten Wahlen teilnehmen möchte - ja», sagte der Ex-Staatschef dem arabischen Sender Al Jazeera in der Nacht zum Mittwoch. Doch bevor Wahlen stattfinden könnten, müsse die Ukraine einen Sieg über Russland erringen. Als anderen politischen Plan nannte der Chef der grössten nicht verbotenen Oppositionspartei, sich nach einem künftigen EU-Beitritt der Ukraine ins Europäische Parlament wählen zu lassen.

Poroschenko verlor 2019 nach fünf Jahren im Amt die Wahlen gegen Wolodimir Selenski. Der Verfassung zufolge hätte die nächste Präsidentenwahl am vergangenen Sonntag stattfinden müssen. Aufgrund des geltenden Kriegsrechts wurde sie jedoch nicht angesetzt. Umfragen zufolge lehnt eine Mehrheit der ukrainischen Gesellschaft Wahlen unter Kriegsbedingungen ab.

Zwar läuft die reguläre Amtszeit von Präsident Wolodimir Selenski am 20. Mai aus. Doch kann der Amtsinhaber sich auf einen weiteren Passus in der Verfassung berufen, wonach der Präsident bis zum Amtsantritt des nächsten Staatschefs das Amt weiter ausübt. Zudem können die Vollmachten des Präsidenten während des Kriegsrechts nicht beschnitten werden. Die Ukraine wehrt seit über zwei Jahren eine russische Invasion ab. (dpa)

11:52 Uhr

MITTWOCH, 3. APRIL

Ukraine-Hilfe: Nato-Generalsekretär wirbt für stärkere Bündnisrolle

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat zum Auftakt eines Aussenministertreffens der Bündnisstaaten für eine deutlich stärkere Rolle der Militärallianz bei der Unterstützung der Ukraine geworben. Es gehe darum zu diskutieren, wie die Nato mehr Verantwortung für die Koordinierung von Waffenlieferungen und Ausbildungsaktivitäten übernehmen könnte, sagte Stoltenberg am Mittwoch in Brüssel. Zudem brauche es mehrjährige Finanzzusagen, um die Unterstützung aufrechtzuerhalten.

«Jede Verzögerung bei der Bereitstellung von Unterstützung hat derzeit Konsequenzen auf dem Schlachtfeld», erklärte Stoltenberg mit Blick auf die jüngsten grossen Angriffe Russlands. Es gehe deswegen darum, eine neue Dynamik zu schaffen und mehr auf feste mehrjährige Nato-Zusagen als auf freiwillige Beiträge zu setzen. «Wir müssen der Ukraine auf lange Sicht zuverlässige und vorhersehbare Sicherheitshilfe gewährleisten», sagte Stoltenberg.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Brüssel.
Bild: Olivier Hoslet / EPA

Zu Details seiner Pläne wollte sich Stoltenberg am Mittwoch zunächst nicht öffentlich äussern. Nach Angaben von Diplomaten hat er konkret vorgeschlagen, der Ukraine für die kommenden fünf Jahre militärische Unterstützung im Wert von 100 Milliarden Euro zuzusagen. Endgültige Entscheidungen sollen beim Bündnisgipfel im Juli in Washington getroffen werden. Damit die Pläne umgesetzt werden können, braucht es einen Konsens unter den Mitgliedstaaten.

Um die Koordination von Waffenlieferungen für die Ukraine kümmern sich derzeit federführend die USA. Sie organisieren dazu regelmässig Treffen auf ihrem Luftwaffenstützpunkt im rheinland-pfälzischen Ramstein oder zum Beispiel in Brüssel. In der Nato gibt es allerdings die Sorge, dass die USA ihr Engagement für die Ukraine stark reduzieren oder sogar einstellen könnten, wenn im November der Republikaner Donald Trump die Präsidentenwahl gewinnen sollte. (dpa)

06:05 Uhr

MITTWOCH, 3. APRIL

Was am Mittwoch wichtig wird

Die Aussenminister der Nato-Staaten planen an diesem Mittwoch bei einem Treffen in Brüssel, die Vorbereitungen für den nächsten Bündnisgipfel voranzutreiben. Konkret soll es insbesondere um die Frage gehen, wie die Unterstützung der Ukraine noch schlagkräftiger gestaltet werden kann. (dpa)

06:00 Uhr

Mittwoch, 3. April

Ukraine mobilisiert mehr Reservisten – die Nacht im Überblick

In der Ukraine können Reservisten künftig bereits ab einem Alter von 25 statt bisher 27 Jahren zum Wehrdienst eingezogen werden. Am Dienstag wurde ein entsprechender Eintrag auf der Parlamentsseite veröffentlicht. Ausgehend von den Geburtenziffern Ende der 1990er-Jahre könnten damit gut 400'000 weitere Männer zur Verteidigung gegen die russischen Angreifer eingezogen werden.

Angesichts der schweren Lage an der Front hatte Präsident Wolodimir Selenski vor dem Jahreswechsel den Zusatzbedarf an Soldaten mit bis zu 500'000 angegeben. Armeechef Olexander Syrskyj erklärte wiederum zuletzt, dass die Zahl doch niedriger sei.

Für kommende Woche wird ausserdem ein Beschluss erwartet, mit dem die Regeln für eine Mobilmachung verschärft werden.

Selenski unterzeichnete am Dienstag zudem ein Gesetz, mit dem die Wehrtauglichkeit angepasst wird. Künftig gibt es demnach nur noch «tauglich» und «untauglich». Vormals als «bedingt tauglich» eingestufte Männer müssen erneut bei der Musterungskommission vorstellig werden. Mit einem dritten Gesetz machte der Staatschef zudem den Weg für ein elektronisches Wehrregister frei.

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg.

Verletzte in Dnipro – Kindergarten beschädigt

Infolge eines russischen Raketenangriffs sind in der ukrainischen Grossstadt Dnipro offiziellen Angaben zufolge mindestens 18 Menschen verletzt worden. Unter ihnen seien auch fünf Kinder, die nun in Krankenhäusern behandelt würden, teilte der Gouverneur der zentralukrainischen Region, Serhij Lyssak, mit. Präsident Selenski erklärte in seiner abendlichen Videoansprache, dass eine Hochschule und ein Kindergarten beschädigt worden seien. Selenski forderte vor diesem Hintergrund erneut mehr internationale Hilfe bei der Luftverteidigung.

«Nato Mission Ukraine»: Generalsekretär will Bündnisrolle ausweiten

Die Nato soll nach dem Willen von Generalsekretär Jens Stoltenberg eine deutlich grössere Rolle bei der Unterstützung der Ukraine bekommen. Wie mehrere Diplomaten der Deutschen Presse-Agentur bestätigten, hat der Norweger dafür unter anderem den Aufbau einer speziellen Nato-Mission für das von Russland angegriffene Land vorgeschlagen. Kernaufgabe der «Nato Mission Ukraine» würde im Fall einer Zustimmung der Mitgliedstaaten die Koordinierung von Waffenlieferungen und Ausbildungsaktivitäten für die ukrainischen Streitkräfte werden. Diese Koordination nehmen derzeit die USA wahr.

Die Idee von Stoltenberg sei es, die Unterstützung der Ukraine weniger abhängig von politischen Entwicklungen in einzelnen Bündnisstaaten zu machen, hiess es. Dies gelte besonders vor dem Hintergrund einer möglichen Rückkehr von Donald Trump als Präsident ins Weisse Haus. Damit verbunden ist die Sorge, dass der Republikaner dann die US-Unterstützung für die Ukraine stark reduzieren oder sogar einstellen könnte.

Blinken pocht in Paris auf weitere Unterstützung für die Ukraine

US-Aussenminister Antony Blinken hat in Paris auf eine weitere Unterstützung der Ukraine bei der Abwehr des russischen Angriffskriegs gepocht. «Wir haben einen kritischen Moment erreicht, in dem es absolut entscheidend ist, den Ukrainern weiterhin die Unterstützung zu ihrer Verteidigung zu liefern, die sie benötigen, insbesondere wenn es um Munition und Luftverteidigung geht», sagte Blinken bei einem Besuch des französischen Rüstungsunternehmen Nexter.

Zur Frage, ob Angriffe auf russische Ölraffinerien die richtige strategische Herangehensweise der Ukraine sei, äusserte der US-Aussenminister sich zurückhaltend. «Was die Ukraine betrifft, so war es von Anfang an unsere Auffassung und Politik, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um der Ukraine zu helfen, sich gegen diese russische Aggression zu verteidigen», sagte Blinken. «Gleichzeitig haben wir Angriffe der Ukraine ausserhalb ihres Territoriums weder unterstützt noch ermöglicht.»

Russlands Verteidigungsministerium bestätigt neuen Marinechef

Russlands Verteidigungsministerium bestätigte unterdessen Berichte über die Ernennung von Admiral Alexander Moissejew zum neuen Oberbefehlshaber der Marine. Der 61-Jährige, der zuvor die russische Nordflotte leitete, löst damit Nikolai Jewmenow ab, der den Posten seit 2019 bekleidete, wie Verteidigungsminister Sergej Schoigu bekannt gab.

Moissejews bisherigen Posten als Chef der Nordflotte übernimmt demnach Vizeadmiral Konstantin Kabanzow. Auf ein weiteres Dekret von Präsident Wladimir Putin hin wurde ausserdem Vizeadmiral Sergej Pintschuk zum neuen Kommandeur der russischen Schwarzmeerflotte ernannt.

Offizielle Gründe für die Umbesetzung wurden nicht genannt. Im Zuge des von Moskau begonnenen Krieges hat die russische Schwarzmeerflotte allerdings immer wieder schwere Verluste durch ukrainische Angriffe hinnehmen müssen. Nach Angaben Kiews büsste die gegnerische Flotte knapp ein Drittel ihrer Kampfschiffe ein. (dpa)

14:28 Uhr

Dienstag, 2. April

Ukraine ruft zu Verfolgung von russischen Kriegsverbrechen auf

(dpa) Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat die internationale Gemeinschaft zur vereinten Anstrengung bei der strafrechtlichen Verfolgung von russischen Kriegsverbrechen ermahnt. Die Aggressoren müssten für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden, sagte Selenskyj in einer Videobotschaft anlässlich einer internationalen Konferenz zum Thema Gerechtigkeit in der Ukraine am Dienstag in Den Haag. Die Botschaft müsse klar sein: «Gerechtigkeit ist stärker als der Krieg des Kreml.»

Der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba erinnerte bei der Konferenz an das Massaker an Zivilisten in der Stadt Butscha vor zwei Jahren. Dies sei zum Symbol der russischen Gräuel in der Ukraine geworden. «Die gesamte Welt sah in Butscha dem Bösen ins Auge.»

Gut zwei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine beraten bei dem Treffen in Den Haag europäische Minister und internationale Ermittler über den Stand der strafrechtlichen Verfolgung von Kriegsverbrechen. Die Ukraine, ihre Verbündeten sowie die EU-Kommission wollen sicherstellen, dass mutmassliche Verbrecher vor Gericht gestellt werden und Russland für Schäden bezahlt.

Am Dienstag wurde in Den Haag zugleich das erste Register für Schadensmeldungen von ukrainischen Kriegsopfern eröffnet. Ziel des Registers ist, Opfer zu entschädigen. Russland soll dafür aufkommen. Nach Angaben des niederländischen Aussenministeriums wurden bisher mehr als 100 000 mutmassliche Kriegsverbrechen in der Ukraine dokumentiert. Kurz nach Beginn des Krieges hatten einige Staaten mit der Ukraine sowie internationalen Justizbehörden eine Zusammenarbeit bei den Ermittlungen vereinbart.

Einer der Hauptredner bei der Konferenz ist der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofes, Karim Khan. Das Weltstrafgericht mit Sitz in Den Haag erliess bereits vier internationale Haftbefehle gegen hochrangige Russen, darunter Präsident Wladimir Putin. (dpa)

13:17 Uhr

Dienstag, 2. April

Ukrainische Drohnen greifen russische Drohnenfabrik an

Die Ukraine hat nach Kiewer Geheimdienstangaben mit eigenen Kampfdrohnen eine russische Drohnenfabrik in der weit entfernten Teilrepublik Tatarstan angegriffen. Ziel sei eine Fabrik in der Stadt Jelabuga gewesen, wo Kampfdrohnen des iranischen Typs Shahed montiert werden, berichteten am Dienstag mehrere ukrainische Medien unter Berufung auf Quellen beim Militärgeheimdienst HUR.

Der Republikschef von Tatarstan, Rustam Minnichanow, bestätigte auf seinem Telegram-Kanal Drohnenangriffe auf Industrieanlagen in den Städten Jelabuga und Nischnekamsk. Der «technologische Prozess» der Unternehmen, wie er es nannte, sei aber nicht gestört worden. In russischen Medienberichten war die Rede von drei mutmasslich ukrainischen Drohnen, die die Region etwa 1200 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt angegriffen hätten. Mindestens zwölf Menschen erlitten nach Angaben der Rettungsdienste Verletzungen.

Nach russischer Darstellung explodierten zwei Drohnen dicht an einem Studentenheim in Jelabuga. Videos in Telegram-Kanälen zeigen, wie sich Menschen angesichts der Explosionen zu Boden werfen. Zu sehen war ein Flugobjekt, das eher einem Ultraleichtflugzeug ähnelte.

Früheren ukrainischen Angaben zufolge liegt die russische Drohnenfabrik in der Sonderwirtschaftszone Alabuga. Direkt daneben befinden sich Wohnheime der Beschäftigten. Hunderte Studenten einer örtlichen technischen Hochschule arbeiteten in der Rüstungsfabrik mit, hiess es. Die Wohnheime wurden nach russischen Angaben vom Dienstag beschädigt. Angaben zu Schäden an der Fabrik gab es nicht.

In der zweiten angegriffenen Stadt Nischnekamsk gibt es grosse Ölverarbeitungsanlagen des regionalen Ölkonzerns Tatneft. Bei ihrer Abwehr des russischen Angriffskrieges greift die Ukraine seit mehreren Wochen systematisch russische Ölraffinerien mit Kampfdrohnen hoher Reichweite an.

Russland setzt die Shahed-Drohnen iranischer Bauart fast jede Nacht für Luftangriffe auf die Ukraine ein. In der Nacht zu Dienstag zählte die ukrainische Luftwaffe zehn angreifende Drohnen dieses Typs. Davon seien neun abgeschossen worden, hiess es. (dpa)

10:15 Uhr

Dienstag, 2. April

Mindestens sieben Verletzte bei Drohnenangriff in Russland

Bei einem Drohnenangriff auf die russische Teilrepublik Tatarstan am Dienstag sind nach Angaben der Rettungsdienste mindestens sieben Menschen verletzt worden. Ziele seien Industrieanlagen in den Städten Jelabuga und Nischnekamsk gewesen, teilte Republikschef Rustam Minnichanow auf seinem Telegram-Kanal mit. Der «technologische Prozess» der Unternehmen, wie er es nannte, sei aber nicht gestört worden. In russischen Medienberichten war die Rede von drei mutmasslich ukrainischen Drohnen, die die Region etwa 1200 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt angegriffen hätten.

In Jelabuga explodierten nach russischen Angaben zwei Drohnen dicht bei einem Studentenheim. Videos in Telegram-Kanälen zeigen, wie sich Menschen angesichts der Explosionen zu Boden werfen. Nach früheren ukrainischen Angaben werden in einer Sonderwirtschaftszone in Jelabuga Kampfdrohnen des iranischen Bautyps Shahed produziert. Die Studenten einer technischen Hochschule arbeiten in dieser Fabrik. In der zweiten angegriffenen Stadt Nischnekamsk gibt es grosse Ölverarbeitungsanlagen des regionalen Ölkonzerns Tatneft. (dpa)

06:26 Uhr

Dienstag, 2. April

Selenski: Drohnen sind entscheidend für Sieg - Die Nacht im Überblick

Mehr als zwei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskriegs wird die Produktion von Drohnen für die Ukraine laut Präsident Wolodimir Selenski immer wichtiger. Insbesondere Kampfdrohnen zeigten «bemerkenswerte Ergebnisse bei der Zerstörung von Russlands militärischem Potenzial im Hinterland», sagte Selenski in seiner abendlichen Videoansprache am Montag. Er habe deshalb ein weiteres Treffen mit Vertretern aus Regierung und Militär gehabt. «Unsere Verteidigungsindustrie muss genau das produzieren, was der Krieg erfordert», führte der Staatschef aus. «Drohnen werden offensichtlich einer der entscheidenden Faktoren für den Sieg in diesem Krieg sein.»

Die ukrainische Armee hat in den vergangenen Wochen mit ihren Drohnen verstärkt russische Ölraffinerien auch weit hinter der Front angegriffen. Kiew betont dabei, dass diese aus militärischer Sicht legitime Ziele seien, weil so der Nachschub an Treibstoff für die russische Armee ausgebremst werden soll. Auch sollen die Einnahmen aus dem Treibstoffverlauf geschmälert werden, die zur Finanzierung der russischen Kriegsmaschinerie beitragen.

Putin lässt 150 000 Wehrdienstpflichtige einziehen

Seit Montag (1. April) zieht Russland wie immer im Frühjahr Wehrpflichtige zum Grundwehrdienst ein. Ein entsprechender Erlass von Kremlchef Putin wurde in Moskau veröffentlicht. Die Soldaten würden regulär zum zwölfmonatigen Grundwehrdienst einberufen, aber nicht im Kriegsgebiet in der Ukraine eingesetzt, hatte das russische Verteidigungsministerium vorher mitgeteilt. Laut Dekret sollen bis zum 15. Juli 150 000 Soldaten im Alter von 18 bis 30 Jahren eingezogen werden.

Was am Dienstag wichtig wird

Gut zwei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine wollen europäische Minister und internationale Ermittler an diesem Dienstag in Den Haag über den Stand der strafrechtlichen Verfolgung von Kriegsverbrechen beraten. Die Ukraine, ihre Verbündeten sowie die EU-Kommission wollen sicherstellen, dass mutmassliche Verbrecher vor Gericht gestellt werden. (dpa)

16:17 Uhr

MONTAG, 1. APRIL

Russische Luftangriffe gegen Energieanlagen – viele Stromausfälle

Russland feuerte erneut Raketen und Drohnen auf die Ukraine ab, massiv beschossen wurden besonders Energieanlagen des Landes. Die ukrainische Luftverteidigung meldete allein am Sonntag, dass 18 von 27 Angriffen abgewehrt worden seien, darunter waren Attacken mit Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern. Nach Behördenangaben gab es dennoch Treffer. Ziele sind Wärme- und Wasserkraftwerke und andere Anlagen zur Stromerzeugung.

Im westukrainischen Gebiet Lwiw (früher Lemberg) wurde Behörden zufolge ein bereits mehrfach beschossenes Objekt wichtiger Infrastruktur getroffen, zwei Menschen starben dort. Details wurden nicht genannt. Im Gebiet Odessa am Schwarzen Meer waren Zehntausende Menschen zeitweilig ohne Strom. Auch in anderen Regionen des Landes gab es den Versorgern zufolge teilweise Stromausfälle. Der Stromversorger DTEK sowie regionale Behörden berichteten von Engpässen in Dnipropetrowsk, Sumy und Poltawa.

Der Bürgermeister von Charkiw, Ihor Terechow, sagte dem ukrainischen Nachrichtenportal «Liga.net», dass sich die Bevölkerung in der zweitgrössten Stadt des Landes trotz des massiven russischen Beschusses nicht brechen lasse. Er berichtete von schweren Schäden an der Energieinfrastruktur, der Wiederaufbau der Stadt werde mehr als zehn Milliarden US-Dollar kosten.

Präsident Selenskyj sprach von «abscheulichen Attacken» und bat zum wiederholten Mal eindringlich um mehr internationale Hilfe beim Schutz der Energie-Infrastruktur seines Landes. (dpa)

12:22 Uhr

Montag, 1. April

Putin lässt 150'000 Wehrdienstpflichtige einziehen

Russland zieht von diesem Montag an wie immer im Frühjahr rund 150'000 Wehrpflichtige zum Grundwehrdienst ein. Ein entsprechender Erlass von Kremlchef Wladimir Putin wurde am Sonntag in Moskau veröffentlicht. Die Soldaten würden regulär zum zwölfmonatigen Grundwehrdienst einberufen, aber nicht im Kriegsgebiet in der Ukraine eingesetzt, hatte das russische Verteidigungsministerium vorher mitgeteilt. Laut Dekret sollen bis zum 15. Juli 150'000 Soldaten im Alter zwischen 18 und 30 Jahren eingezogen werden. In Russland gibt es zweimal im Jahr – im Frühjahr und im Herbst – solche regulären Einberufungswellen.

Auch das Verteidigungsministerium in Moskau veröffentlichte das Dokument, das zugleich die Entlassung jener vorsieht, die den Grundwehrdienst absolviert haben. Die ausgebildeten Soldaten können sich aber etwa auch zum Kriegsdienst in der Ukraine verpflichten. Beobachter gehen davon aus, dass der Druck innerhalb der Truppe gross ist, einen solchen Vertrag zu unterzeichnen.

Spekuliert wird seit Tagen ausserdem darüber, ob eine weitere Mobilmachung von Reservisten für den Krieg in der Ukraine geplant sein könnte. Für das Erreichen seiner Kriegsziele dürfte Putin deutlich mehr Personal brauchen und könnte nun nach seiner Wiederwahl noch eine Mobilmachung veranlassen. Militärexperten halten es für möglich, dass Russland neben den bisher teils besetzten Gebieten Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson auch noch die Regionen Charkiw und Odessa erobern will.

In der Vergangenheit hatte der Machtapparat in Moskau erklärt, es gebe ausreichend Freiwillige, die einen Kriegsdienst ableisteten und in der Ukraine die «entsprechenden Aufgaben erfüllen». Hunderttausende hatten im vergangenen Jahr einen solchen Vertrag nach offiziellen Angaben unterschrieben. (dpa)

07:10 Uhr

Montag, 1. April

Selenski erinnert an Gräueltaten von Butscha - Die Nacht im Überblick

Zwei Jahre nach der Befreiung mehrere Kiewer Vororte von der russischen Besatzung hat der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski an die Gräueltaten dort erinnert. Butscha, Borodjanka, Irpin und andere einst umkämpfte Orte stünden für den Kampf der Ukrainer für ihr Land und für ihr Leben, sagte Selenski in einer am Sonntag verbreiteten Videobotschaft. «Die Ukraine wird auf jeden Fall siegen», sagte er in dem vor zwei Jahren befreiten Ort Borodjanka, wo er die Botschaft nun aufzeichnen liess. Bei einem anderen Ortstermin erinnerte er in Butscha an das Massaker an Zivilisten, die mit einem neuen Denkmal gewürdigt wurden.

In Butscha versammelten sich auch Botschafter mehrerer Staaten, um der Opfer zu gedenken. «Die Präsenz von uns Botschaftern bezeugt, dass die internationale Gemeinschaft zur Ukraine steht. Das Verbrechen von Butscha muss gesühnt werden», teilte der deutsche Botschafter Martin Jäger im sozialen Netzwerk X (vormals Twitter) mit. Russland, das am 24. Februar 2022 in die Ukraine einmarschiert war, weist bis heute zurück, dort Kriegsverbrechen begangen zu haben.

Wie kein anderer Ort in der Ukraine steht Butscha als Symbol für Gräueltaten in Russlands Krieg gegen die Ukraine. Einige Leichen wurden mit gefesselten Händen auf dem Rücken gefunden. Am 2. April 2022, Tage nach dem russischen Abzug, gingen die Bilder von den auf der Strasse liegenden Toten um die Welt. Hunderte Menschen wurden dort nach dem russischen Einmarsch laut ukrainischen Ermittlern getötet.

Selenski sagte, dass die Ukraine so wie damals die Kiewer Vororte künftig ihr gesamtes Land befreien werde. «Das wichtigste ist, nicht den Glauben an sich zu verlieren», sagte der Präsident. Es dürfe kein Tag vergehen, ohne dass die Ukraine Ergebnisse vorweisen könne. Etwa 20 Prozent des Landes sind unter russischer Kontrolle. Moskau hat Gebiete im Osten und im Süden des Landes besetzt.

Ukrainischer Geheimdienst weist Moskaus Forderungen zurück

Indes wies der ukrainische Geheimdienst SBU Forderungen des russischen Aussenministeriums zurück, Kiewer Funktionäre an Moskau auszuliefern. Russland verlangt nach dem Terroranschlag auf die Veranstaltungshalle Crocus City Hall bei Moskau etwa die Auslieferung von SBU-Chef Wassyl Maljuk. Die russische Führung sieht bei dem Anschlag eine ukrainische Spur, obwohl sich die Terrormiliz Islamischer Staat dazu bekannt hatte. Die Ukraine weist eine Verwicklung kategorisch zurück.

Die Äusserungen Moskaus seien besonders zynisch vor dem Hintergrund des Jahrestages der Befreiung von Butscha, wo russische Truppen Gräueltaten verübt hätten, teilte der SBU dem Internetportal «Ukrajinska Prawda» zufolge am Sonntag mit. Das Moskauer Ministerium vergesse auch, dass es einen Terrorstaat repräsentiere und der russische Präsident Wladimir Putin wegen mutmasslicher Kriegsverbrechen vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag per Haftbefehl zur Fahndung ausgeschrieben ist, hiess es.

Russland könne sich nur Gehör verschaffen, indem es seine Niederlage anerkenne und seine Truppen aus den besetzten ukrainischen Gebieten abziehe, teilte der SBU weiter mit. Russland wirft dem ukrainischen Geheimdienst eine Vielzahl an Terroranschlägen und Verbrechen vor, darunter auch Attentate auf russische Propagandisten. Geheimdienstchef Maljuk hatte etwa eingeräumt, dass die Ukraine für den Anschlag vom Oktober 2022 auf die Kertsch-Brücke zu der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim verantwortlich sei. (dpa)

08:15 Uhr

Sonntag, 31. März 2024

Weiter Stromabschaltungen in Ukraine – die Nacht im Überblick

Infolge russischer Angriffe ist es in mehreren ukrainischen Gebieten bei der Stromversorgung erneut zu Notabschaltungen gekommen. Der Stromversorger DTEK sowie regionale Behörden berichteten am Samstagabend von Engpässen in Dnipropetrowsk, Sumy und Poltawa. Auch Charkiw im Osten, das derzeit besonders stark von russischem Beschuss betroffen ist, hat weiter Probleme bei der Energieversorgung.

Präsident Wolodimir Selenski sprach in seiner abendlichen Videoansprache von «abscheulichen Attacken» der russischen Armee und bat zum wiederholten Mal eindringlich um mehr internationale Hilfe beim Schutz der Energie-Infrastruktur seines Landes. «Wir haben die notwendigen Signale und konkrete Anfragen an all unsere Partner gesendet, die über die nötigen Luftverteidigungssysteme und Raketen verfügen», sagte er. «Amerika, Europa und andere Partner wissen genau, was wir brauchen.»

Nach mehr als zwei Jahren Angriffskrieg zielt Russlands Armee derzeit wieder verstärkt auf die ukrainische Energieinfrastruktur, um die Versorgung der Bevölkerung mit Strom und Wärme lahmzulegen. Kiew spricht deshalb auch von «Energieterror». In der Nacht zum Sonntag gab es erneut in allen Landesteilen Luftalarm.

Klitschko warnt: «Kiew war ein Ziel und bleibt ein Ziel für Putin»

Zwei Jahre nach dem Abzug der russischen Truppen aus der Region rund um Kiew sieht Bürgermeister Vitali Klitschko derweil die Gefahr einer erneuten Offensive der Angreifer in Richtung der ukrainischen Hauptstadt. «Kiew war ein Ziel und bleibt ein Ziel für (den russischen Präsidenten Wladimir) Putin, weil die Hauptstadt das Herz des Landes ist», sagte Klitschko der «Bild am Sonntag». Zugleich betonte er: «Wir wissen das und wir sind viel besser vorbereitet als vor zwei Jahren für mögliche neue Angriffe.» Klitschko sagte, dass immer alle Szenarien einkalkuliert werden müssten.

Nach dem Abzug der Russen aus den Kiewer Vororten im Frühjahr 2022 war unter anderem in der Kleinstadt Butscha ein Massaker an Hunderten Zivilisten bekannt geworden. Es gilt als eines der schlimmsten Verbrechen überhaupt in diesem Krieg, den Kremlchef Wladimir Putin am 24. Februar 2022 begonnen hatte.

London: Moskau rekrutiert monatlich 30 000 Menschen für Ukraine-Krieg

Das russische Militär rekrutiert nach Einschätzung britischer Experten pro Monat etwa 30 000 Menschen für seinen Angriffskrieg in der Ukraine. Das ging aus dem täglichen Geheimdienstbericht des Verteidigungsministeriums in London hervor. Moskau werde so wohl auch weiterhin Verluste bei seinen Soldaten ausgleichen und seine Angriffe in dem Abnutzungskrieg gegen die Ukraine fortsetzen können, hiess es in der auf X (vormals Twitter) verbreiteten Mitteilung. Russland hat demzufolge auch hinsichtlich Munition und Ausrüstung weiterhin einen quantitativen Vorteil gegenüber den Ukrainern.

Westlich der kürzlich von den russischen Angreifern eingenommenen Ortschaft Awdijiwka können die Russen demnach weiterhin schrittweise vorstossen, so die Mitteilung weiter. Ende März seien mit grosser Wahrscheinlichkeit auch die Dörfer Tonenke und Orliwka in die Hände der Russen gefallen. Weitere sind demnach umkämpft.

Was am Sonntag wichtig wird

Bei traditionellen Ostermärschen wollen auch am Ostersonntag Menschen in mehreren deutschen Städten ein Zeichen für Frieden und gegen Krieg setzen.

07:15 Uhr

Samstag, 30. März

Verletzte nach Raketenangriff auf Odessa - Die Nacht im Überblick

Bei einem russischen Raketenangriff sind in der südukrainischen Hafenstadt Odessa offiziellen Angaben zufolge mindestens fünf Menschen verletzt worden. Unter den Opfern sei auch ein 15 Jahre alter Teenager, teilte Odessas Bürgermeister Hennadij Truchanow am Freitag mit. Zwar hätten beide Raketen von der Luftverteidigung abgeschossen werden können. Doch Trümmerteile seien auf Strassen und Gebäude herabgestürzt. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski pochte in seiner abendlichen Videoansprache unterdessen erneut auf mehr internationale Hilfe bei der Flugabwehr.

«Das Hauptziel des Feindes bei diesem Raketenterror ist unser Energiesektor», sagte Selenski mit Blick auf die Angriffe der vergangenen Tage, die wieder zunehmend ukrainischen Energieanlagen gegolten hatten. Dem Stromnetzbetreiber Ukrenerho zufolge sind im östlichen Gebiet Charkiw derzeit planmässige Stromabschaltungen notwendig. Gefährdet ist die Stromversorgung aber auch in Odessa und im Gebiet Chmelnyzkyj. In Odessa war auch in der Nacht zum Samstag wieder die Luftabwehr aktiv.

Russland beharrt auf ukrainischer Verwicklung in Anschlag bei Moskau

Trotz mehrerer Bekenntnisse der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu dem Anschlag auf eine Konzerthalle bei Moskau vor einer Woche beharren russische Behörden weiter auf einer angeblichen Verwicklung der Ukraine. Die Tatverdächtigen hätten ausgesagt, dass sie per Sprachnachrichten auf Telegram Anweisungen von einem Unbekannten erhalten hätten, teilte das russische Ermittlungskomitee mit. Dieser «Koordinator» habe die Terroristen nach dem Anschlag in Richtung der ukrainischen Grenze gelenkt und ihnen eine Belohnung in Aussicht gestellt, die sie demnach in der ukrainischen Hauptstadt Kiew erhalten sollten, hiess es weiter.

Unabhängige russische Medien wiesen darauf hin, dass die festgenommenen Männer vor einigen Tagen teils schwer verletzt im Gerichtssaal auftauchten und höchstwahrscheinlich von russischen Sicherheitskräften gefoltert worden waren. Auch russische Menschenrechtler haben sich entsetzt gezeigt und darauf hingewiesen, dass unter Folter erzwungene Geständnisse kaum einen Wert hätten.

Was am Samstag wichtig wird

Unter anderem vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine wollen die Teilnehmer der traditionellen Ostermärsche auch in diesem Jahr ein Zeichen für Frieden und gegen Krieg setzen. Hauptaktionstag ist der Karsamstag, für den rund 70 Veranstaltungen in Deutschland angekündigt sind. (dpa)

17:00 Uhr

Freitag, 29. März

Toter und Verletzter bei Drohnenattacke in russischer Stadt Belgorod

In der russischen Stadt Belgorod nahe der ukrainischen Grenze sind beim Einschlag einer Drohne in einem Wohnhaus ein Mann getötet und zwei weitere Menschen verletzt worden. Die Frau des getöteten Mannes sei mit einem Schädelhirntrauma und Verbrennungen ins Krankenhaus gebracht worden, teilte der Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow am Freitag in seinem Kanal im Nachrichtennetzwerk Telegram mit. Es seien Fenster und Balkone an fünf Wohnungen sowie ein Auto beschädigt worden.

Auf einem Video war zu sehen, wie die Drohne in das Hochhaus krachte. Die Echtheit der Aufnahmen konnte nicht von unabhängiger Seite überprüft werden. Das russische Verteidigungsministerium hatte zuvor mitgeteilt, dass die Flugabwehr eine Drohne abgeschossen habe. Am Morgen hatte das Ministerium gemeldet, im Gebiet Belgorod 15 Luftziele vernichtet zu haben. Gladkow sprach von Schäden an 17 Wohnhäusern und einem Dutzend Autos.

Belgorod steht in dem seit mehr als zwei Jahren andauernden russischen Angriffskrieg auf die Ukraine immer wieder unter Beschuss. Die Angriffe von ukrainischer Seite hatten zuletzt deutlich zugenommen. Allein in diesem Monat starben dort nach Behördenangaben rund zwei Dutzend Menschen, mehr als 150 weitere wurden verletzt. Die Zahl der Opfer und Schäden steht dabei allerdings in keinem Verhältnis zu den verheerenden Folgen der russischen Invasion auf ukrainischer Seite.

Kremlchef Wladimir Putin hatte den Menschen in der Region Belgorod zuletzt mehr Schutz versprochen. Der von Putins Machtapparat gestützte Propagandist Wladimir Solowjow hatte im Staatsfernsehen wegen der Angriffe auf Belgorod vor kurzem auch wieder einen Atomschlag gegen die benachbarte Region Charkiw sowie gegen die Hauptstadt Kiew gefordert. Kiew und Charkiw müssten von der Erdoberfläche getilgt werden und in radioaktivem Staub aufgehen, sagte er. Die Südkaukasusrepublik Armenien verbot am Freitag die Ausstrahlung der Talkshows von Solowjow, der als einer der schlimmsten Kriegshetzer bekannt ist. (dpa)

13:31 Uhr

Freitag, 29. März

US-Institut bestätigt russische Geländegewinne in der Ukraine

Experten des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) haben Russland in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine Geländegewinne bescheinigt. Die russischen Streitkräfte hätten eine Fläche von 505 Quadratkilometern seit Beginn der Offensivoperationen im Oktober eingenommen, berichtete das ISW in seiner Analyse vom Donnerstag (Ortszeit). Das entspricht mehr als dem Zweifachen der Fläche der Stadt Frankfurt am Main. Zwar verhindere die Ukraine noch, dass Russland grössere taktische Gewinne entlang der gesamten Frontlinie mache. «Aber eine weitere Verzögerung der US-Sicherheitshilfe wird die Gefahr eines russischen operativen Erfolgs vergrössern», hiess es.

Zuvor hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vor einer möglichen neuen russischen Grossoffensive im Frühsommer gewarnt. Nach ISW-Einschätzung wird Russland sein bisheriges Offensivtempo ungeachtet der derzeit schwierigen Wetterverhältnisse beibehalten und die Probleme der ukrainischen Streitkräfte bei der Materialbeschaffung und beim Personal ausnutzen.

Die Ukraine hingegen sei gezwungen, ihre begrenzten Ressourcen an kritischen Stellen der Front zu konzentrieren. Dadurch wachse das Risiko, dass die russische Armee an weniger gut gesicherten Abschnitten die Verteidigungslinie durchbrechen könnte. Das könne zu bedeutenden Erfolgen der russischen Seite in Zukunft führen.

Die ISW-Experten unterstrichen die Bedeutung westlicher Hilfe, um den russischen Vormarsch zu stoppen. Sie wiesen zudem darauf hin, dass der ukrainische Luftverteidigungsschirm immer schwächer werde. Selenskyj hatte immer wieder auch noch mehr Flugabwehrsysteme vom US-Typ Patriot gefordert, um den Luftraum besser schützen zu können. Eine weitere Schwächung der Flugabwehr gefährde nicht nur für den Krieg wichtige Stützpunkte und Logistikobjekte im ukrainischen Hinterland, sondern ermögliche auch mehr russische Luftschläge mit Gleitbomben entlang der Front, hiess es in der ISW-Analyse. (dpa)

06:58 Uhr

Freitag, 29. März

Selenski erwartet Russen-Offensive im Frühsommer - die Nacht im Überblick

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski rechnet mit einer Offensive der russischen Armee im Frühsommer und bittet deswegen die USA und andere westliche Verbündete erneut um dringende militärische Hilfe. «Wir brauchen Hilfe jetzt», sagte er in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview des US-Senders CBS. Das ukrainische Militär habe zwar in diesem Winter dem Druck der Angreifer standgehalten, sei nach mehr als zwei Jahren Verteidigungskrieg aber am Ende seiner Möglichkeiten angelangt.

Er vermute, dass Russland Ende Mai oder im Juni eine neue Offensive starten werde. Und davor gelte es, sich rechtzeitig vorzubereiten. Am dringendsten benötige die Ukraine amerikanische Patriot-Flugabwehrsysteme und weitere Artillerie.

Selenski warnte vor möglichen Expansionsplänen des russischen Präsidenten Wladimir Putin. «Aktuell sind wir dran. Dann kommen Kasachstan, die baltischen Staaten, Polen und Deutschland», warnte er. Putins Raketen könnten jedes Land jederzeit erreichen. «Diese Aggression und Putins Armee können Europa erreichen, und dann müssen US-Bürger und US-Soldaten Europa verteidigen, da sie Nato-Mitglieder sind.»

Er beklagte das Ausbleiben weiterer amerikanischer Hilfe in Milliardenhöhe, die seit Monaten im US-Repräsentantenhaus von den Republikanern blockiert wird. «Seien wir doch ehrlich: Das Geld, das vom Kongress und der US-Regierung zugeteilt wird, bleibt zu 80 oder zumindest 75 Prozent in den USA.» Zwar erhalte die Ukraine die Waffen und Munition, doch das dafür aufgewendete Geld bleibe in den USA. «Ja, es ist eine gewaltige Unterstützung, und wir brauchen sie», unterstrich der ukrainische Präsident.

Ein militärisches Hilfspaket der USA mit einem Umfang von 60 Milliarden Dollar hängt seit Monaten in der Schwebe. Der von den Demokraten kontrollierte Senat hat dem Paket bereits zugestimmt, doch im Repräsentantenhaus blockieren Republikaner seit Wochen die dafür benötigte Abstimmung.

Neuer Leiter des ukrainischen Auslandsgeheimdienstes

Der ukrainische Auslandsgeheimdienst hat derweil eine neue Leitung bekommen. Selenskyj ernannte am Donnerstag General Oleh Iwaschtschenko zum neuen Chef der Auslandsaufklärung. Dessen Vorgänger Olexandr Litwinenko wurde neuer Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates der Ukraine. «Wir brauchen mehr Informationen, mehr Möglichkeiten der Einflussnahme», sagte Selenskyj am Donnerstagabend in seiner täglichen Videoansprache.

Russland gebe jedes Jahr «Milliarden und Abermilliarden» von Dollar für Operationen in Ländern aus, die für das Land von Interesse seien. «Dieser Einfluss wirkt in vielerlei Hinsicht gegen unseren Staat und unsere Verteidigung», sagte Selenskyj. Da die Ukraine schon allein finanziell nicht dagegenhalten könne, sollte Russland «mit Mut, Entschlossenheit und Ideen» übertrumpft werden. Vor allem sollte der ukrainische Auslandsnachrichtendienst «viel aktiver werden».

Neue russische Angriffe in der Ostukraine

Russische Truppen haben am Donnerstag den Druck auf die Verteidiger der Ostukraine erhöht. Dabei standen die Gebiete rund um Awdijiwka und Bachmut im Mittelpunkt schwerer Kämpfe, wie der Generalstab in Kiew in seinem täglichen Lagebericht mitteilte. Insgesamt seien dort elf Vorstösse russischer Soldaten gegen vier Ortschaften gemeldet worden. Entlang der gesamten Frontlinien vom Süden bis zu den östlichen Teilen der Ukraine seien insgesamt 48 Gefechte aufgeflammt. Bei Charkiw habe es russische Luft- und Artillerieangriffe gegeben. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

«Vorkriegszeit»: Polens Regierungschef sieht neue Ära gekommen

Für Polens Ministerpräsidenten Donald Tusk ist Europa bereits auf dem Weg in einen neuen Krieg. «Ich weiss, es klingt niederschmetternd, vor allem für die jüngere Generation, aber wir müssen uns daran gewöhnen, dass eine neue Ära begonnen hat: die Vorkriegszeit. Ich übertreibe nicht; das wird jeden Tag deutlicher», sagte Tusk im Interview mit der «Welt» (Freitag). «Ich möchte niemandem Angst machen, aber Krieg ist kein Konzept mehr aus der Vergangenheit», fügte Tusk hinzu. «Er ist real, und er hat schon vor über zwei Jahren begonnen.» Eine derartige Situation habe es seit 1945 nicht mehr gegeben.

In seiner ersten Zeit als polnischer Ministerpräsident (2007-2014) habe niemand ausser den baltischen Staaten auf seine Warnungen gehört. «Als ich sagte, Russland sei ein Problem für Europa, kein Partner, zuckte man mit den Schultern: klar, ein Pole, ein Russophober.» Nun beobachte er «ohne Genugtuung» die Veränderungen in allen europäischen Hauptstädten. (dpa)

21:47 Uhr

DONNERSTAG, 28. MÄRZ

Selenski erwartet russische Offensive im Frühsommer - Bitte um Hilfe

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski befürchtet eine Offensive der russischen Armee im Frühsommer und bittet deswegen den Westen, dabei vor allem die USA, erneut um dringende militärische Hilfe. «Wir brauchen Hilfe jetzt», sagte er in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview des US-Senders CBS. Das ukrainische Militär habe zwar in diesem Winter dem Druck der Angreifer standgehalten, sei aber am Ende seiner Möglichkeiten angelangt.

Er vermutete, dass Russland Ende Mai oder im Juni eine neue Offensive starten werde. Und davor gelte es, sich vorzubereiten. Am dringendsten benötige die Ukraine amerikanische Patriot-Flugabwehrsysteme und weitere Artillerie.

Selenski warnte vor möglichen Expansionsplänen des russischen Präsidenten Wladimir Putin. «Aktuell sind wir dran. Dann kommen Kasachstan, die baltischen Staaten, Polen und Deutschland», warnte er. Putins Raketen könnten jedes Land jederzeit erreichen. «Diese Aggression und Putins Armee können Europa erreichen, und dann müssen US-Bürger und US-Soldaten Europa verteidigen, da sie Nato-Mitglieder sind.»

Er beklagte das Ausbleiben weiterer amerikanischer Hilfe in Milliardenhöhe, die seit Monaten im US-Repräsentantenhaus von den Republikanern blockiert wird. «Seien wir doch ehrlich: Das Geld, das vom Kongress und der US-Regierung zugeteilt wird, bleibt zu 80 oder zumindest 75 Prozent in den USA.» Zwar erhalte die Ukraine die Waffen und Munition, doch der Kaufpreis dafür bleibe in den USA. «Ja, es ist eine gewaltige Unterstützung, und wir brauchen sie», unterstrich der ukrainische Präsident. (dpa)

18:00 Uhr

DONNERSTAG, 28. MÄRZ

Flugzeug bei Sewastopol abgestürzt

Ein russisches Flugzeug unbekannten Typs ist am Donnerstag bei Sewastopol auf der von Russland besetzten ukrainischen Halbinsel Krim ins Meer gestürzt. Der Pilot habe sich mit dem Fallschirm gerettet, teilte der von Moskau eingesetzte Krim-Gouverneur Michail Raswoschajew auf Telegram mit. Er sei etwa 200 Meter von der Küste entfernt im Wasser gelandet und kurz darauf unversehrt von einem Rettungsboot aufgenommen worden. Zur Absturzursache wurden keine Angaben gemacht.

Ukrainische Medien spekulierten unterdessen, das Flugzeug könne irrtümlich von der russischen Flugabwehr abgeschossen worden sein. Die Agentur Unian veröffentlichte dazu ein Bild eines abstürzenden, brennenden Flugzeugs. Die Echtheit der Aufnahme konnte nicht unabhängig überprüft werden. (dpa)

15:28 Uhr

DONNERSTAG, 28. MÄRZ

Durchsuchungen in Polen wegen russischem Netzwerk

In Polen hat es im Zusammenhang mit der Enttarnung eines prorussischen Netzwerks in Europa Durchsuchungen gegeben. Bei der Aktion in Warschau und der schlesischen Stadt Tychy am Mittwoch seien 48 500 Euro und 36 000 Dollar sichergestellt worden, teilte der Inlandsgeheimdienst ABW am Donnerstag mit.

Die Aktion sei das Ergebnis einer internationalen Zusammenarbeit zwischen dem ABW und einer Reihe von europäischen Geheimdiensten, die insbesondere mit Tschechien koordiniert worden sei, hiess es weiter. Dabei gehe es um Aktivitäten zur Organisation von prorussischen Initiativen und Medienkampagnen in EU-Ländern. Zweck dieser Kampagne war es demnach, die aussenpolitischen Ziele des Kremls umzusetzen. Dazu gehöre die Schwächung der Position Polens in der internationalen Arena und die Diskreditierung der Ukraine sowie der Einrichtungen der EU.

Am Mittwoch hatte die tschechische Regierung die Betreiber der Internetseite «Voice of Europe» auf ihre gegen Russland gerichtete nationale Sanktionsliste gesetzt. Die Internetseite sei Teil einer russischen Einflussoperation, deren Ziel es sei, die territoriale Unversehrtheit, Souveränität und Freiheit der Ukraine infrage zu stellen. (dpa)

12:39 Uhr

Donnerstag, 28. März

Briten: Russland treibt Angleichung besetzter Gebiete in Ukraine voran

Russland treibt nach britischer Einschätzung die Angleichung der besetzten Gebiete in der Ukraine voran. Russische Behörden leiteten weiterhin entsprechende Initiativen ein, teilte das Verteidigungsministerium in London am Donnerstag beim Kurznachrichtendienst X (früher Twitter) mit. Die Briten erwähnten die Einrichtung eines neuen Verwaltungslehrgangs und frühere Aussagen des russischen Justizministers, in den besetzten Gebieten seien mehr als 50 Strafvollzugsanstalten eingerichtet worden.

Die Russische Akademie für Volkswirtschaft und Öffentlichen Dienst wolle einen neuen Masterabschluss zur Staats- und Kommunalverwaltung einführen, schrieben die Briten. Einem Universitätsvertreter zufolge soll das Absolventen ermöglichen, auf allen Ebenen der Verwaltung zu arbeiten, auch in Donezk und Luhansk sowie den Regionen Cherson und Saporischschja. Wahrscheinlich solle das dabei helfen, einen Mangel an «willigem und ausgebildetem Personal» für russische Regierungsposten in den vorübergehend besetzten Gebieten der Ukraine zu überwinden, teilte das britische Ministerium mit.

«Das ist ein weiterer Beleg für Russifizierungsmassnahmen, um die gesetzlichen und politischen Rahmenbedingungen in den vorübergehend besetzten Gebieten in der Ukraine an die Russische Föderation anzupassen», schrieb London. Ähnliche Massnahmen seien die Ausweitung des russischen Justizsystems, die Einführung russischer Lehrpläne, die Ausgabe russischer Pässe und der Aufbau russischer Telekommunikationsinfrastruktur gewesen.

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren gegen einen Angriffskrieg Russlands. Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seitdem regelmässig Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor. (dpa)

11:40 Uhr

Donnerstag, 28. März

Putin zieht rote Linie für Einsatz von ukrainischen F-16

Der russische Präsident Wladimir Putin besucht ein Luftwaffentrainingszentrum in der Stadt Torschok.
Bild: Keystone

Russland bereitet sich nach Worten von Präsident Wladimir Putin darauf vor, dass die Ukraine bald die ersten F-16-Kampfflugzeuge aus US-Produktion einsetzen könnte. Dabei warnte der Kremlchef vor einem Szenario, das aber gar nicht zur Debatte steht: Sollten die Jets von Militärbasen dritter Länder aus angreifen, würden diese Basen zu legitimen Zielen für die russische Armee. Das sagte Putin beim Besuch eines Luftwaffentrainingszentrums in der Stadt Torschok 260 Kilometer von Moskau entfernt, wie russische Agenturen meldeten.

Der Ukraine fehlen moderne Kampfflugzeuge zur Abwehr des seit mehr als zwei Jahren dauernden russischen Angriffskrieges. Deshalb werden Länder wie die Niederlande und Dänemark F-16 zur Verfügung stellen. Das Training der ukrainischen Piloten läuft unter anderem in Rumänien. Die Luftwaffe der Ukraine soll die Flugzeuge noch 2024 einsetzen können; der genaue Zeitpunkt ist aber unklar.

Der Kremlchef äusserte am Mittwoch die Einschätzung, die F-16 würden die militärische Lage nicht verändern. «Wir werden ihre Flugzeuge genauso zerstören, wie wir jetzt ihre Panzer, Panzerfahrzeuge und andere Technik wie Mehrfachraketenwerfer zerstören», sagte er. Allerdings könnten die F-16 potenziell auch Nuklearwaffen tragen. Darauf werde Russland sich bei seiner militärischen Planung einstellen, sagte er. Die Ukraine hat keine Atomwaffen. Die früher sowjetischen Atomwaffen, die sich auf ihrem Gebiet befanden, gab sie 1994 an Russland ab.

Zum wiederholten Mal rechtfertigte Putin seinen Angriffskrieg gegen das Nachbarland mit dem angeblichen Schutz der Russen in Gebieten, die historisch zu Russland gehörten. Er nannte Befürchtungen unsinnig, dass Russland Europa angreifen könnte. Damit wollten die europäischen Regierungen ihre Bevölkerungen Angst machen, «um Geld herauszuholen». (dpa)

06:25 Uhr

Donnerstag, 28. März

Toter und Verletzte nach Angriff in Charkiw - die Nacht im Überblick

Die ostukrainische Millionenstadt Charkiw ist nach Behördenangaben von der russischen Luftwaffe mit Fliegerbomben angegriffen worden. Dabei sei am Mittwoch mindestens ein Mensch getötet worden, berichtete der Gouverneur des Gebiets Charkiw, Ihor Terechow, auf Telegram. Ausserdem gebe es 19 Verletzte, teilte Präsident Wolodimir Selenski später am Abend auf Facebook mit. Mehrere fünfgeschossige Wohnhäuser seien beschädigt worden, ebenso ein Institut für Notfallchirurgie. Nach Angaben der örtlichen Polizei war es seit dem ersten Kriegsjahr 2022 der erste Luftangriff mit Bomben, die von feindlichen Flugzeugen abgeworfen wurden.

Die Grossstadt Charkiw liegt nur etwa 40 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Sie wird fast täglich von Russland mit verschiedenen Waffen beschossen. Wegen der kurzen Distanz zur Grenze haben die Menschen bei Luftalarm oft kaum Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. Vergangene Woche verursachte ein russischer Raketenangriff einen vollständigen Stromausfall in der zweitgrössten Stadt der Ukraine, dessen Folgen noch andauern. Ein grosses Strom- und Wärmekraftwerk wurde beschädigt und kann nicht repariert werden.

Selenski besucht Grenzgebiet Sumy

Inmitten der anhaltenden Kämpfe reiste Selenski in das an Russland grenzende Gebiet Sumy im Nordosten der Ukraine. Er habe dort unter anderem verwundeten Soldaten Auszeichnungen überreicht, sagte Selenski in seiner abendlichen Videoansprache, die er vor Ort aufnahm. Das ukrainische Präsidialamt veröffentlichte darüber hinaus Fotos, die zeigen, wie Selenski Schützengräben inspiziert. Sumy grenzt auf russischer Seite an die Gebiete Brjansk, Kursk und Belgorod.

Drohneneinschlag in Verwaltungsgebäude in Belgorod

Auch Belgorod meldete am Mittwoch wieder Beschuss. Laut Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow stürzte eine Drohne in ein Verwaltungsgebäude. Dabei sei eine Frau verletzt worden. In einigen Telegram-Kanälen war von mehreren Verletzten die Rede. Demnach soll es sich bei dem betroffenen Gebäude um die Innenbehörde der Region handeln. Das russische Verteidigungsministerium teilte lediglich mit, dass drei Drohnen erfolgreich von der Luftverteidigung abgewehrt worden seien.

Belgorod hat in den vergangenen Wochen immer wieder Beschuss gemeldet, teils auch mit Toten und Verletzten. Opferzahlen und Schäden stehen dabei in keinem Verhältnis zu den Kriegsfolgen in der von Russland angegriffenen Ukraine.

EU-Staaten wollen strengere Zollvorgaben für ukrainische Agrarwaren

Unter dem Druck verärgerter Landwirte will eine Mehrheit der EU-Staaten strengere Zollvorgaben für bestimmte Lebensmittel aus der Ukraine durchsetzen. Die Botschafter der EU-Staaten einigten sich am Abend auf einen neuen Kompromiss zu Zollvorgaben für ukrainische Agrarprodukte, wie die belgische EU-Ratspräsidentschaft mitteilte. Er sieht nach Angaben von Diplomaten vor, dass weniger Waren als ursprünglich vorgesehen zollfrei in die EU verkauft werden dürfen. Das dürfte der ukrainischen Landwirtschaft schaden. Betroffen sind unter anderem Eier, Geflügel, Zucker und Mais. Die Verschärfung der Vorgaben braucht auch im Europaparlament eine Mehrheit. (dpa)

19:47 Uhr

MITTWOCH, 27. MÄRZ

EU-Staaten wollen strengere Zoll-Vorgaben für ukrainische Agrarwaren

Unter dem Druck von Bauern will eine Mehrheit der EU-Staaten strengere Zollvorgaben für bestimmte Lebensmittel aus der Ukraine. Die Botschafter der EU-Staaten einigten sich am Mittwochabend auf einen neuen Kompromiss zu Zollvorgaben für ukrainische Agrarprodukte, wie die belgische EU-Ratspräsidentschaft mitteilte. Er sieht nach Angaben von Diplomaten vor, dass weniger Waren als ursprünglich vorgesehen zollfrei in die EU verkauft werden dürfen.

Das dürfte zum Nachteil der ukrainischen Landwirtschaft werden. Betroffen sind unter anderem Eier, Geflügel, Zucker und Mais. Die Verschärfung der Vorgaben braucht auch im Europaparlament eine Mehrheit. ( dpa)

19:33 Uhr

MITTWOCH, 27. MÄRZ

Selenski besucht Grenzgebiet Sumy

Inmitten anhaltender Kämpfe ist der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski in das an Russland grenzende Gebiet Sumy im Nordosten seines Landes gereist. Er habe dort unter anderem verwundeten ukrainischen Soldaten Auszeichnungen überreicht, sagte Selenski am Mittwoch in seiner abendlichen Videoansprache, die er vor Ort aufnahm.

Bei seinem Besuch habe er auch die weitere Verteidigung der Region besprochen. «Das ist besonders schwierig in der Grenzregion, die ständigem russischem Terror ausgesetzt ist», führte der Staatschef aus. Das ukrainische Präsidialamt veröffentlichte darüber hinaus Fotos, die zeigen, wie Selenski Schützengräben inspiziert. (dpa)

18:29 Uhr

MITTWOCH, 27. MÄRZ

Drohneneinschlag in Verwaltungsgebäude in Belgorod: Eine Verletzte

In der an die Ukraine grenzende russische Region Belgorod ist offiziellen Angaben zufolge eine Drohne in ein Verwaltungsgebäude gestürzt. Dabei sei am Mittwoch eine Frau verletzt worden, teilte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow auf Telegram mit. Auf anderen Telegram-Kanälen war von mehreren Verletzten die Rede. Darüber hinaus soll es sich diesen zufolge bei dem betroffenen Gebäude um die Innenbehörde der Region handeln. Das russische Verteidigungsministerium teilte lediglich mit, dass drei Drohnen erfolgreich von der Luftverteidigung abgewehrt worden seien. (dpa)

17:20 Uhr

MITTWOCH, 27. MÄRZ

Fliegerbombenangriff auf Charkiw – ein Toter und Verletzte

Die ostukrainische Grossstadt Charkiw ist nach Behördenangaben am Mittwoch von der russischen Luftwaffe mit Fliegerbomben angegriffen worden. Dabei sei mindestens ein Mensch getötet worden, berichtete der Gouverneur des Gebiets Charkiw, Ihor Terechow, auf Telegram. 16 weitere Personen seien verletzt worden. Mehrere fünfgeschossige Wohnhäuser seien beschädigt worden, ebenso ein Institut für Notfallchirurgie. Nach Angaben der örtlichen Polizei war es seit dem ersten Kriegsjahr 2022 der erste Luftangriff mit Bomben, die von feindlichen Flugzeugen abgeworfen wurden. (dpa)

10:44 Uhr

MITTWOCH, 27. MÄRZ

Ukrainer widmen EM-Ticket ihrem Land und ihren Soldaten

Die Last-Minute-Qualifikation für die Fussball-Europameisterschaft hat bei den kriegsgebeutelten Ukrainern für grosse Gefühle gesorgt. «Die Leute, welche die Ukraine an der Front verteidigen, Ihr habt ihnen ein kleines Stückchen Glück gegeben. Ich danke Euch sehr dafür. Ihr seid Prachtkerle», sagte der frühere Weltklassestürmer Andrij Schewtschenko (47) und jetzige Präsident des ukrainischen Fussball-Verbandes nach dem mit 2:1 (0:1) im Playoff-Finale gegen Island am Dienstagabend in der Kabine zur Mannschaft.

Sie widmen ihren Einzug in die EM 2024 ihrer kriegsgebeutelten Heimat und den Soldaten an der Front: 
Bild: Bild: Maciej Kulczynski/EPA

Albert Gudmundsson (30. Minute) hatte die Isländer im polnischen Breslau zunächst in Führung gebracht. Doch Wiktor Zyhankow (54.) und Superstar Mychajlo Mudryk (84.) drehten die Partie zugunsten der Ukrainer. «Jeder versteht, wie wichtig dieser Sieg ist. Sowohl vor als auch nach den Spielen haben wir gesagt, dass diese Siege unserem Land, unserem Volk und den Verteidigern gelten, die unsere Freiheit verteidigen», sagte Nationaltrainer Serhij Rebrow.

Ukraines Präsident Wolodimir Selenski hatte sich bereits kurz nach dem Spiel bedankt. «Danke, Jungs!! Danke, Team!» schrieb Selenski auf Telegram und fügte hinzu: «Wenn die Ukrainer es schwer haben, sie aber nicht aufgeben und weiterkämpfen, dann siegen die Ukrainer unausweichlich.»

Die Ukraine hatte sich wie Polen und Georgien bei letzter Gelegenheit für das Turnier im Sommer in Deutschland qualifiziert. Bei ihrer vierten EM spielen die Ukrainer in der Gruppenphase gegen Belgien, Rumänien und die Slowakei. Auch Islands Präsident wünschte dem Kontrahenten viel Glück. «Herzlichen Glückwunsch, Ukraine. Es war ein gutes Spiel und ein wohlverdienter Sieg. Viel Glück bei der Euro 2024», schrieb Guðni Thorlacius Jóhannesson auf X.

Die Ukraine wehrt sich seit mehr als zwei Jahren gegen den Angriffskrieg Russlands. Heimspiele ukrainischer Mannschaften gibt es bei internationalen Spielen derzeit nicht, Clubs und Nationalmannschaft weichen auf Stadien in anderen Ländern aus. (dpa)

08:10 Uhr

MITTWOCH, 27. MÄRZ

Makeiev weist Verwicklung in Anschlag strikt zurück

Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, hat russische Mussmassungen über eine Verwicklung seines Landes in den Anschlag bei Moskau mit mindestens 139 Toten zurückgewiesen. «Ja, das schliesse ich aus», sagte der Diplomat am Mittwochmorgen im Deutschlandfunk. Makeiev sprach von «absurden Beschuldigungen». Russland versuche, der Ukraine Terrorismus zu unterstellen, um vom eigenen Terror abzulenken.

Bei dem Anschlag vom vergangenen Freitag waren mindestens 139 Menschen getötet und knapp 200 verletzt worden, als vier Bewaffnete in der Konzerthalle Crocus City Hall um sich schossen. Die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) nimmt den schlimmsten Anschlag in Russland seit Jahren für sich in Anspruch. Auch russische Politiker sprechen von islamistischen Terroristen. Sie unterstellen aber, diese könnten im Auftrag der Ukraine oder deren westlicher Unterstützer gehandelt haben.

Die Ukraine befindet sich seit über zwei Jahren in einem Verteidigungskrieg gegen Russland. Moskau hatte das Nachbarland im Februar 2022 angegriffen. Makeiev wandte sich gegen Äusserungen von SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich zu einem «Einfrieren» des Krieges.

Der Botschafter verwies auf viele Verhandlungsrunden mit Russland seit 2014, an denen auch Deutschland beteiligt war. «Dieses Einfrieren hat nur dazu geführt, dass ein Riesenkrieg in Europa heute tobt», sagte Makeiev. Der Diplomat hat nach eigenen Angaben vergangene Woche mit Mützenich, SPD-Chef Lars Klingbeil und SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert hinter verschlossenen Türen gesprochen.

Dabei sei ihm versichert worden, dass ich an der Unterstützung der Ukraine durch Deutschland auch die SPD nichts ändere.

Makeiev drängt zugleich zu schnellen Lieferungen von Waffen und Munition. «Wir brauchen das nicht morgen, nicht übermorgen, sondern heute», betonte der Botschafter. Das Nein von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zur Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern müsse die Ukraine akzeptieren, auch wenn sie damit nicht einverstanden sei. Scholz hatte sein Nein unter damit begründet, dass Deutschland die Kontrolle über die Zielerfassung seiner Ansicht nach nicht aus der Hand geben dürfe, da mit den Taurus-Raketen Ziele in Russland getroffen werden können.

Makeiev sagte dazu, es gebe keinen Grund für Misstrauen gegenüber seinem Land. Die Ukraine habe sich immer an Versprechen im Umgang mit gelieferten Waffen gehalten. Zugleich betonte er die Fähigkeiten der ukrainischen Armee, auch mit komplizierten Waffensystemen selbst umzugehen. (dpa)

05:00 Uhr

Mittwoch, 27. März

Ukrainische Bodentruppen weiter unter Druck – die Nacht im Überblick

Die russische Armee setzt die ukrainischen Verteidiger an der Front im Osten des angegriffenen Landes weiter unter Druck. Besonders heftige Gefechte meldete der ukrainische Generalstab aus dem Ort Nowomychajliwka südlich von Donezk. Dort habe es am Dienstag 21 versuchte russische Vorstösse gegeben, teilte das Militär in Kiew mit. Insgesamt wurden an der fast 1000 Kilometer langen Frontlinie durch die Ost- und Südukraine 51 Bodengefechte gemeldet.

Für Aufsehen sorgte in Kiew ein Wechsel an der Spitze des nationalen Sicherheitsrates. Präsident Wolodimir Selenski entliess den Sekretär des Rates, Olexij Danilow, und ersetzte ihn durch den bisherigen Leiter der Auslandsaufklärung, Olexander Lytwynenko.

Nach mehreren Nächten schwerer russischer Luftangriffe begann die Nacht auf Mittwoch für die Ukraine vergleichsweise ruhig. Luftalarm herrschte nur in der östlichen Grossstadt Charkiw, die ständig durch Raketenbeschuss aus dem nahegelegenen russischen Gebiet Belgorod bedroht ist.

Von dort wiederum wurde eine Vielzahl anfliegender ukrainischer Kampfdrohnen gemeldet. 18 Fluggeräte seien abgefangen worden, teilte Gebietsgouverneur Wjatscheslaw Gladkow mit. Er sprach zunächst von einem Verletzten. In einigen Dörfern um die Stadt Belgorod habe es Schäden an Häusern oder Autos gegeben. Die Angaben waren nicht unabhängig überprüfbar.

Ukrainische Frontlinie weiter unter Druck

Seit mittlerweile mehr als zwei Jahren wehrt die Ukraine eine grossangelegte russische Invasion ab. Bei den Kämpfen am Boden sind die ukrainischen Streitkräfte seit Monaten in der Defensive, was unter anderem am Mangel an Munition und Unterstützung aus der Luft liegt.

Die russischen Truppen können mehr Soldaten und Material aufbieten, ihre Angriffe werden durch Bombardements aus der Luft unterstützt. Bei Nowomychajliwka im Gebiet Donezk versuchen die russischen Truppen, eine seit Langem bestehende vorgeschobene Position der Ukrainer einzunehmen.

Auch ausländische Beobachter wie das Institut für Kriegsstudien (ISW) in den USA bestätigten diese Kämpfe. Das ISW berichtete zudem von kleineren russischen Geländegewinnen jeweils westlich von Bachmut und von Awdijiwka.

Neue Aufgabe für entlassenen Sekretär des Sicherheitsrates

Präsident Selenski erwähnte die Entlassung des Sicherheitsratssekretärs Danilow in seiner abendlichen Videobotschaft am Dienstag, nannte aber keine Gründe. Danilow werde eine neue Aufgabe erhalten, kündigte er an. Im Präsidialamt sprach Berater Mychajlo Podoljak von einer üblichen Rotation des Personals.

Danilow hatte vor knapp einer Woche im ukrainischen Nachrichtenfernsehen den chinesischen Vermittler Li Hui öffentlich beleidigt. Dieser war kürzlich nach Kiew und Moskau gereist, um die Möglichkeit einer Friedenslösung zwischen den Kriegsgegnern auszuloten.

Dem 21-köpfigen Sicherheitsrat in der Ukraine gehören Regierungsmitglieder, die Geheimdienstchefs, der Generalstaatsanwalt, der Chef der Zentralbank und der Präsident der Akademie der Wissenschaften an. In dem Rat werden unter Vorsitz des Präsidenten Fragen der nationalen Sicherheit diskutiert. Der Sekretär erfüllt dabei vor allem organisatorische Aufgaben und untersteht direkt dem Staatschef.

Zum neuen Chef des Auslandsgeheimdienstes wurde Oleh Iwaschtschenko ernannt. Dieser war vorher Vizechef des Militärgeheimdienstes HUR. Selenski hat in mehr als zwei Jahren Krieg an den meisten seiner Mitstreiter im Sicherheitsbereich festgehalten. Doch über die Zeit wurden die Leitungen des Geheimdienstes SBU, des Verteidigungsministeriums und zuletzt der Armee neu besetzt. (dpa)

10:01 Uhr

Dienstag, 26. März

Ukraine berichtet von abgewehrten Drohnenangriffen

Die Ukraine hat in der Nacht zum Dienstag eigenen Angaben zufolge ein Dutzend russischer Kampfdrohnen abgewehrt. Alle zwölf Drohnen seien abgeschossen worden, schrieb Luftwaffenkommandeur Mykola Oleschtschuk am Morgen auf Telegram. Laut dem Bürgermeister der ostukrainischen Grossstadt Charkiw, Ihor Terechow, waren acht der Geschosse auf seine Region abgefeuert worden. Es gab zudem Berichte über nächtliche Raketenangriffe. Über mögliche Opfer oder Schäden war aber zunächst nichts bekannt.

Unterdessen meldete auch die russische Grenzregion Belgorod Beschuss. Laut Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow wurden drei Menschen verletzt. In den vergangenen Wochen haben sich die Angriffe auf Belgorod gehäuft. Trotzdem stehen Opferzahlen und Schäden auf russischer Seite weiter in keinem Verhältnis zu den Kriegsfolgen in der angegriffenen Ukraine. (dpa)

06:23 Uhr

Dienstag, 26. März

Russischer Raketenangriff auf Odessa - Die Nacht im Überblick

Die russischen Raketenangriffe auf die Ukraine sorgen für immer neue Opfer und Schäden. Am Montagabend wurde die südukrainische Hafenstadt Odessa von einer Rakete getroffen, die drei Frauen verletzte, wie die regionale Militärverwaltung mitteilte. Zu den Schäden hiess es lediglich, «Objekte der zivilen Infrastruktur» seien getroffen worden. Später wurde gemeldet, dass in der Stadt der Strom für insgesamt 300 000 Menschen ausgefallen sei.

Auch in anderen Teilen der Ukraine herrschte am Abend Luftalarm. So wurde die Hauptstadt Kiew mit Raketen angegriffen, die laut Bürgermeister Vitali Klitschko sieben Menschen im zentralen Stadtbezirk Petschersk verletzten. Ein unbewohntes dreistöckiges Gebäude wurde beschädigt. Raketentrümmer fielen auch in drei anderen Stadtteilen herab.

Kiew: 2000 Raketen seit Kriegsbeginn abgeschossen

Die ukrainische Flugabwehr hat in den mehr als zwei Jahren seit Beginn des russischen Angriffskrieges nach eigenen Angaben 2000 Marschflugkörper und Raketen abgeschossen. Durch die von den Partnern der Ukraine bereitgestellten modernen Flugabwehrsysteme seien Tausende von Menschenleben gerettet worden, teilte das Verteidigungsministerium in Kiew am Montag auf der Plattform X (vormals Twitter) mit. Die Behörde machte jedoch keine Angaben, wie viele Raketen und Marschflugkörper nicht von der Flugabwehr abgefangen wurden. Auch die Abwehr von Drohnen wurde von dieser Statistik nicht erfasst.

Beratungen über Gegenmassnahmen

Die ukrainische Militärführung trat am Montag zu Beratungen über mögliche Massnahmen gegen die verstärkten russischen Angriffe zusammen. «Wir haben erörtert, wie wir das terroristische Potenzial Russlands weiter reduzieren können», sagte Präsident Selenski in seiner allabendlichen Videoansprache. «Wir planen ganz klar unsere Aktionen.» Details nannte Selenski jedoch nicht.

Verstimmung in Polen

Nach dem mutmasslichen Eindringen einer russischen Rakete in den Luftraum Polens auf ihrem Weg in die Westukraine herrscht in Warschau weiter Verstimmung. Der russische Botschafter in Polen war am Montag trotz Einbestellung nicht im Aussenministerium in Warschau erschienen, um die mutmassliche Verletzung des polnischen Luftraums durch einen russischen Marschflugkörper zu erklären. Der Diplomat sei nicht zum anberaumten Gespräch gekommen, deshalb werde die diplomatische Note mit der Aufforderung, den Vorfall aufzuklären, nun auf einen anderen Weg ans russische Aussenministerium weitergeleitet, sagte ein Sprecher des polnischen Aussenministeriums der Agentur PAP.

Russland hatte bei den Raketenangriffen auf die Westukraine nach polnischen Angaben am Sonntagmorgen kurzzeitig den Luftraum des Nato-Mitglieds Polen verletzt. Laut dem Generalstab der polnischen Streitkräfte gab es am 24. März um 4.23 Uhr eine Luftraumverletzung durch einen von einem russischen Langstreckenflugzeug abgeschossenen Marschflugkörper.

Polen und die Nato erörterten am Montag mögliche Schutzmassnahmen gegen ein erneutes Eindringen russischer Raketen in polnischen Luftraum.  Bei einem Gespräch zwischen Aussenminister Radoslaw Sikorski und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sei es um Möglichkeiten zur Stärkung der Sicherheit des polnischen und alliierten Luftraums gegangen, teilte das Aussenamt in Warschau mit. Stoltenberg sei über die Einzelheiten des Vorfalls und die eingeleiteten Verfahren informiert worden.

Weitere Kämpfe an den Fronten der Ukraine

An den Fronten der Ukraine lieferten sich russische und ukrainische Truppen erneut erbitterte Gefechte. Insgesamt seien im Laufe des Tages 45 Kampfhandlungen registriert worden, teilte der Generalstab in Kiew am Abend mit.  Die russischen Einheiten seien dabei mit 56 Luftangriffen unterstützt worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

In Charkiw im Osten des Landes wurden am Montag bei einem russischen Angriff vier Frauen verletzt, wie die Justizbehörden der Region mitteilten. Nach ersten Untersuchungen waren sie durch die Explosion einer Fliegerbombe verletzt worden.

Kremlsprecher: Müssen Russen im Osten der Ukraine schützen

Kremlsprecher Dmitri Peskow hat weitere russische Angriffe in der Ukraine angedeutet. Russland müsse alles unternehmen, um die Bewohner der besetzten und inzwischen annektierten Gebiete im Osten der Ukraine zu schützen, wurde Peskow von der Staatsagentur Tass zitiert. Dabei müssten die zu diesen Gebieten gehörenden Abschnitte «befreit» werden, die noch von der ukrainischen Armee kontrolliert werden. Zudem müsse das russische Militär so handeln, «dass das militärische Potenzial des Kiewer Regimes die Sicherheit unseres Volkes, unserer Regionen nicht bedrohen kann». (dpa)

12:05 Uhr

Montag, 25. März

Kreml: Putin will über Massnahmen nach Terroranschlag beraten

Nach dem Terroranschlag nahe Moskau mit mindestens 137 Toten will Russlands Präsident Wladimir Putin noch an diesem Montag über weitere Massnahmen beraten. Gegen Abend sei ein Treffen unter anderem mit Vertretern aus Sicherheitsstrukturen und anderen staatlichen Bereichen angesetzt, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. Es solle dabei auch um die Frage gehen, mit welchen Leistungen Opfer und ihre Angehörigen unterstützt werden können.

Zu den Hintergründen des Angriffs auf die Konzerthalle Crocus City Hall am vergangenen Freitag äusserte sich Peskow indes nicht. Er verwies stattdessen auf Informationen der russischen Strafverfolgungsbehörden. Bereits mehrfach für sich reklamiert hat den Anschlag die Terrormiliz Islamischer Staat. Westliche Sicherheitsbehörden und Experten halten das Bekenntnis für glaubhaft und vermuten den IS-Ableger Islamischer Staat Provinz Khorasan (ISPK) hinter dem Anschlag. Trotzdem behaupteten Putin und andere russische Vertreter ohne Vorlage von Beweisen, dass angeblich die Ukraine in das Verbrechen verstrickt sei. Die ukrainische Führung hat dies strikt zugewiesen. (dpa)

11:58 Uhr

Montag, 25. März

Russische Armee feuert ballistische Raketen auf Kiew ab

Die russische Armee hat die ukrainische Hauptstadt Kiew mit ballistischen Raketen angegriffen. Bürgermeister Vitali Klitschko zufolge wurden im zentralen Stadtbezirk Petschersk vier Menschen verletzt, zwei von ihnen kamen ins Krankenhaus. Ein unbewohntes dreistöckiges Gebäude wurde beschädigt. Raketentrümmer fielen auch in zwei anderen Stadtteilen herab.

Angaben der ukrainischen Luftwaffe zufolge waren zwei ballistische Raketen von der russisch kontrollierten Halbinsel Krim auf die Millionenstadt abgefeuert worden. Beide seien abgeschossen worden. Im Zentrum waren zuvor gut ein halbes Dutzend Explosionen von Flugabwehrraketen zu hören gewesen. Der Luftalarm konnte nur wenige Sekunden vorher ausgelöst werden. (dpa)

08:56 Uhr

Montag, 25. März

Russische Angriffe treffen Stromversorgung in der Ukraine

Russische Kampfdrohnen haben in der Nacht auf Montag Anlagen der Stromversorgung in den Gebieten Odessa und Mykolajiw im Süden der Ukraine beschädigt. In einigen Teilen der Hafenstadt Odessa und in ihrem Umland fiel deshalb der Strom aus, wie das ukrainische Militär in der Region mitteilte. Der öffentliche Nahverkehr mit Strassenbahnen und Oberleitungsbussen in Odessa musste nach Angaben der Stadtverwaltung eingestellt werden. Niemand sei verletzt worden.

Auch im Gebiet Mykolajiw sei ein Umspannwerk beschädigt worden und in Brand geraten, teilte der Energieversorger Ukrenerho mit. Nach Militärangaben stürzten dort auch Trümmer einer Drohne auf ein zweigeschossiges Wohnhaus. Es sei in Brand geraten. Elf Menschen seien verletzt worden, zwei von ihnen schwer.

Die russische Armee richtet ihre Luftangriffe seit einigen Tagen wieder verstärkt gegen die Energieversorgung der Ukraine. Vor allem in der ostukrainischen Grossstadt Charkiw löste dies grosse Probleme aus. Die Reparaturen am Netz dort bräuchten noch etwa eine Woche, sagte Ukrenerho-Chef Wolodymyr Kudryzkyj im ukrainischen Fernsehen.

In Russland Seite gab es in der Nacht auf Montag einen Brand im Strom- und Wärmekraftwerk von Nowotscherkassk, der grössten Anlage dieser Art im Gebiet Rostow. Hier deuten inoffizielle Angaben auf einen ukrainischen Drohnenangriff hin. Offiziell teilte die Regionalverwaltung mit, die Brandursache werde ermittelt. Das Feuer sei gelöscht worden. Zwei Blöcke des Kraftwerks und zwei Überlandleitungen seien abgeschaltet worden. (dpa)