notifications
Ukraine-Krieg

Riesiger Damm in der Ukraine schwer beschädigt – 5 Punkte, die Sie jetzt wissen müssen

Nach der Beschädigung des Kachowka-Staudamms sorgen verheerende Wassermassen für Überschwemmungen. Die wichtigsten Fragen in der Übersicht.

1. Was ist passiert?

Im von Russland besetzten Teil der südukrainischen Region Cherson ist nach Angaben der Kriegsparteien ein wichtiger Staudamm nahe der Front schwer beschädigt worden. Der Militärgouverneur des Gebiets, Olexander Prokudin, warnte, innerhalb von fünf Stunden könne der Wasserstand eine kritische Höhe erreichen.

Bilder auf Twitter zeigen den schwer beschädigten Damm.
Bild: Bild: twitter /osinttechnical

2. Wer steckt dahinter?

Kiew und Moskau machten sich am Dienstagmorgen gegenseitig für den Vorfall mit potenziell gravierenden Folgen verantwortlich. Das ukrainische Einsatzkommando Süd teilte mit, die russischen Besatzer hätten den Damm in der Stadt Nowa Kachowka selbst gesprengt. Die russischen Besatzer hingegen machten ukrainischen Beschuss für die Schäden am Kachowka-Staudamm verantwortlich. Die Angaben beider Seiten konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.

3. Wo liegt der Damm eigentlich?

Der Damm liegt am Unterlauf des Dnjepr, rund 70 Kilometer nordöstlich von Cherson. Der Stausee hat in etwa die Fläche des Kantons St. Gallen. Er ist rund 240 km lang und bis zu 23 Kilometer breit. Der Damm selbst ist gegen 3 Kilometer lang. Er stellt die letzte Stufe einer Serie von sechs Stauseen entlang des Dnjepr dar.

4. Wie geht es jetzt weiter?

Gemäss Simulationen dürften am späteren Abend eine rund 4–5 Meter hohe Flutwelle den Hafen von Cherson treffen.

Auf der linken Seite des Flusses Dnipro, wo auch die von den Ukrainern befreite Gebietshauptstadt Cherson liegt, sei mit Evakuierungen begonnen worden. «Das Ausmass der Zerstörung, die Geschwindigkeit und Menge des Wassers sowie die wahrscheinlichen Überschwemmungsgebiete werden gerade bestimmt», erklärte Prokudin.

«Das Wasser ist gestiegen», sagte der von Moskau eingesetzte Bürgermeister in Nowa Kachowka, Wladimir Leontjew, staatlichen russischen Nachrichtenagenturen zufolge. Bislang gebe es aber keine Notwendigkeit, Zivilisten in Sicherheit zu bringen.

5. Was sind die Auswirkungen?

Der deutsche Sicherheitsexperte und Ukraine-Kenner Nico Lange sieht in einer ersten Reaktionen vor allem drei Konsequenzen:

Keine Überquerung des Dnipro bei ukrainischer Offensive möglich

Hochwasser am linken, derzeit von Russland besetzten Ufer

Probleme mit der Wasserversorgung der Krim

Der erste Punkt dürfte den ukrainischen Streitkräften Sorgen bereiten. Präsident Selenski hat den nationalen Sicherheitsrat zu einer Dringlichkeitssitzung zusammengerufen. (dpa/mlu)