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Grossbritannien

Rechtsextremer in BBC-Show löst Sturm der Entrüstung aus

Der britische Sender BBC hat mit der Einladung eines rechtsextremen Politikers in seine wichtigste Talkshow einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Bis zu 1000 Menschen protestierten in London gegen den Auftritt des Chefs der British National Party (BNP).

Bis zu 30 Demonstranten stürmten am Abend das BBC-Gebäude in West-London, um Nick Griffins Auftritt zu verhindern. Die Polizei hatte Mühe, die Menge in Schach zu halten.

Drei Polizisten wurden verletzt, einer musste wegen Kopfverletzungen behandelt werden. Die Protestierenden zündeten auch Rauchbomben. Es gab drei Festnahmen. Die Aufzeichnung der Sendung konnte dann dennoch mit Verspätung beginnen.

Zahlreiche Politiker und Aktivisten hatten die renommierte öffentlich-rechtliche Anstalt vergeblich aufgefordert, den Rechtsextremisten aus der Sendung "Question Time" auszuladen.

In der am späten Abend ausgestrahlten Sendung dann wurde Griffin kräftig ausgebuht. Er sah sich mit wütenden Fragen der Zuschauer konfrontiert. Es blieb jedoch bei verbalen Angriffen.

Griffin klagte, er werde ständig "dämonisiert". Der Frage, ob er den Holocaust leugne, wich er aus. "Ich habe keine Verurteilung wegen der Leugnung des Holocaustes", sagte er.

Griffin war 1998 wegen Rassenhasses zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Er war immer wieder in Zusammenhang mit der Leugnung des Holocaust gebracht worden.

Er gewann im Juni bei der Europawahl ein Mandat als Europaabgeordneter. Seine Nationalistenpartei nimmt laut Satzung nur weisse Mitglieder auf. Sie hatte bei den Europawahlen im Juni insgesamt zwei Sitze im Strassburger Parlament gewonnen.

Kabinettsminister Peter Hain kritisierte im Vorfeld der Sendung: "Wenn man sie (rassistische Parteien) genauso wie andere behandelt, dann gewinnen sie an Boden. Wir haben das in Nazi-Deutschland gesehen."

BBC-Intendant Mark Thompson verteidigte die Einladung. Er berief sich auf das "Prinzip der Unabhängigkeit". Die BBC wolle "die gesamte Bandbreite der politischen Perspektiven anhören".

Eine Zensur könnte nur die Regierung nicht aber der Sender verhängen. Premier Gordon Brown wies dies jedoch zurück. Es sei Sache der BBC, in die er sich nicht einmischen wolle. Der Auftritt könne die "schreckliche Politik" der BNP blossstellen.

Griffin sah in dem Auftritt einen "Meilenstein". Dies könnte der Partei dazu verhelfen, zu den "ganz Grossen" zu gehören, meinte er. An der Diskussionsrunde nahm auch Justizminister Jack Straw teil.