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Hungerstreik

Rappaz bekämpft Hungergefühl mit Kochsendungen

Paradox: Um sich für seinen Hungerstreik weiter zu motivieren, schaut Hanfbauer Bernhard Rappaz Kochsendungen. Er riecht auch regelmässig an den Mahlzeiten, lässt sie dann aber stehen.

Dies sagt die Waadtländerin Manuella Crettaz, die ebenfalls in der Gefangenenabteilung des Universitätsspitals Genf im Hungerstreik war und dort den Walliser Hanfbauern kennenlernte im Interview mit «Schweiz aktuell».

Seit über 90 Tagen ist Bernard Rappaz jetzt im Hungerstreik. Sein Gesundheitszustand ist laut seinem Anwalt kritisch, weshalb er einen Haftunterbruch beantragt.

Was Bernard Rappaz bis jetzt verwehrt blieb, hat die Waadtländerin Manuella Crettaz erreicht. Wegen Betrugs wurde sie zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt. Aus Protest, dass man sie nicht richtig zum Prozess eingeladen habe, trat sie im Gefängnis in Hungerstreik.

«Muss ihm Auszeit gewähren»

Nach 119 Tagen ohne Nahrung erhielt sie schliesslich einen Haftunterbruch, um wieder zu Kräften zu kommen. Jetzt kämpft sie für Bernard Rappaz. «Es muss das gleiche Recht für alle gelten. Rappaz ist sehr schwach und könnte jederzeit sterben. Man muss ihm eine Auszeit gewähren wie mir», sagt die 49-jährige Crettaz.

Crettaz, die während ihres 119-tägigen Hungerstreiks über 30 Kilo abgenommen hat, ist nun seit sechs Monaten im Haftunterbruch in ihrem Zuhause in Bursins (VD). Mit Bernard Rappaz steht sie in regelmässigem Briefkontakt. Sie hat ihn letzten Samstag auch im Universitätsspital Genf besucht und ihm Tipps gegeben, wie das Leben ohne Essen erträglicher wird.

Am Ende seines Weges

«Ich habe während meines Hungerstreiks Kochsendungen geschaut und drei Mal am Tag Mahlzeiten serviert bekommen, an denen ich allerdings nur roch, bevor ich sie unangetastet zurückgab. Das verlieh mir Kraft, das Ganze durchzuziehen», so Crettaz zu «Schweiz aktuell». Genau diese Tipps befolge Rappaz während seines Hungerstreiks.

Nun sei aber das Mass des Erträglichen für den Hanfbauern überschritten, ist die Waadtländerin überzeugt. Der letzte Brief von Rappaz habe sie sehr nachdenklich gestimmt. Darin schreibt er: «Ich bin am Ende meines Weges und zum Äussersten bereit. Wenigstens wird mein Tod nicht nutzlos sein, davon bin ich überzeugt».

Die Waadtländerin Manuella Crettaz hofft, dass die Behörden Rappaz nun einen Haftunterbruch gewähren. Schliesslich habe er ihr auch gesagt, dass er seine Strafe absitzen wolle, wenn er eine nötige Auszeit und eine Erholungsphase von sechs Monaten erhalte.(jep)