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Pöstler sollen gegen «Stopp-Werbung»-Kleber vorgehen

Jeder zweite Haushalt hat ihn am Briefkasten: den «Stopp-Werbung»-Kleber. Der Post passt das gar nicht – Massensendungen sind eine wichtige Einnahmequelle. Nun sollen die Pöstler die Kunden überreden, die Kleber wieder zu entfernen.

In Zukunft sollen die Pöstler nicht nur Briefe und Pakete verteilen, sondern auch an der Haustür klingeln. Der Auftrag: die Kunden davon überzeugen, den «Stopp-Werbung»-Kleber wieder abzukratzen. Ein Leitfaden soll dabei helfen, auf kritische Fragen die richtigen Antworten zu haben.

Die Anzahl Kleber soll so um ein Prozent gesenkt werden. Die Post widerspricht. Eine solche Zielsetzung gäbe es nicht. Das sieht eine Betroffene anders, wie sie gegenüber «Blick» erklärt: «Dass es keine Zielsetzung von einem Prozent gebe, ist eine Unwahrheit.» «Jeder im Team muss vorerst zwei Stopp-Werbung-Kleber bis zum Jahresende rückgängig machen», sagt sie. Je nach Region gebe es ein anderes Ziel.

Andere Pöstler berichten, Teamleiter würden in den Pausenräumen Listen aufhängen. Darauf zu lesen seien die Namen von Kunden, die ihre Kleber entfernen wollen. Zudem sei jeder einzelne Mitarbeiter aufgelistet. «Pro entfernten Stopp-Kleber kriegt der erfolgreiche Mitarbeiter einen Strich hinter seinem Namen», sagt ein Pöstler.

Der Sprecher der Gewerkschaft Syndicom sagt gegenüber dem «Blick»: Das Ziel von einem Prozent sei zwar freiwillig. «Wenn Teamleiter daraus aber einen Wettkampf machen und so moralischen Druck aufbauen, ist das problematisch.»

Sara Stalder vom Konsumentenschutz hält dieses Vorgehen gar für «Nötigung» der Mitarbeiter.

Individuelle Kleber-Ziele für den Einzelnen gibt es laut Post-Sprecher Oliver Flüeler nicht. Es stehe den Leitern der 1000 Zustellteams frei, einen Wettbewerb im Team zu starten. «Sollten aufgrund von Missverständnissen individuelle Ziele für Mitarbeitenden formuliert sein, gehen wir dem nach.»

Rund 17 Prozent der «Stopp-Werbung»-Kleber seien durch den Vorgängermieter angebracht. Diese Zielgruppe wolle man im Sinne der Geschäftskunden ansprechen.