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Nahe Lissabon

Neues Leben für alte Elefanten: In Portugal eröffnet Europas erstes Schutzgebiet für Zirkus- und Zootiere

Ab 2026 sollen dort Dickhäuter, die viele Jahre in Gefangenschaft waren, würdevoll leben können.
Sie wird die erste Bewohnerin: Kariba ist eine 40-jährige Elefantenkuh, die derzeit in Belgien lebt. Foto: GAIA
Bild: Gaia

Ein Stück Afrika im Herzen Portugals: Rund 200 Kilometer südöstlich von Lissabon entsteht ein Projekt, das es in Europa bislang nicht gibt – ein grossflächiges Schutzgebiet für Elefanten, die ihr Leben in Zoos oder Zirkussen verbracht haben. Zwischen den Gemeinden Vila Viçosa und Alandroal, inmitten einer Landschaft aus Eichenhainen, Wiesen und Wasserläufen, sollen bald die ersten Dickhäuter frei herumlaufen.

Die britisch-portugiesische Tierschutzbewegung Pangea hat das 400 Hektar – etwa 400 Fussballfelder – grosse Gelände im Jahr 2023 erworben und baut dort derzeit Ställe, Zäune und Freiflächen. Anfang 2026 sollen die ersten Elefanten eintreffen – Tiere, die keine Bleibe mehr finden. Es ist das erste gross angelegte Elefantenschutzgebiet Europas; langfristig soll das Reservat auf bis zu 1000 Hektar erweitert werden.

Man wolle Elefanten, die in Gefangenschaft waren, ein neues Leben in Würde ermöglichen, sagt Pangea-Direktorin Kate Moore. Rund 600 Elefanten leben derzeit in Europa in Gefangenschaft, viele davon allein, auf Betonböden oder in kleinen Gehegen in Tierparks oder Zirkusunternehmen. In den meisten europäischen Staaten – wie etwa in Österreich oder Portugal – sind Wildtiere im Zirkus inzwischen weitgehend verboten.

Das Gehege wird mit dem Stall verbunden, sodass die Elefanten Bewegungsfreiheit haben.
Bild: Pangea

In der Schweiz gibt es bislang kein generelles Verbot, sondern lediglich strenge Auflagen. Der Druck, Wildtiere aus Publikumsspektakeln zu verbannen, steigt jedoch.

Kariba wird die erste Bewohnerin

Die erste Bewohnerin des portugiesischen Tierreservats steht bereits fest: Kariba, eine afrikanische Elefantenkuh, geboren 1985 im afrikanischen Simbabwe. Nachdem damals ihre Herde von Jägern getötet worden war, fing man das Jungtier ein und transportierte Kariba zunächst nach Deutschland. Die letzten Jahrzehnte lebte sie dann in verschiedenen europäischen Zoos.

2012 zog Kariba in den belgischen Pakawi Tierpark, wo sie mit Jenny, einer ehemaligen Zirkuselefantenkuh, zusammenlebte. Doch nach Jennys Tod im Jahr 2022 blieb Kariba allein zurück. «Wir haben uns lange um Kariba gekümmert, aber wir konnten sie nicht länger allein sehen», berichtet Pakawi-Chef Tommy Pasteels. Deshalb soll Kariba, die inzwischen 40 Jahre alt ist und noch eine Lebenserwartung von rund 10 bis 20 Jahren hat, Anfang 2026 in das neue Pangea-Schutzgebiet in Portugal umziehen.

Finanziert wird das neue Elefantenparadies durch Spenden und Stiftungen. Unter den Förderern befindet sich die Tierschutzstiftung der französischen Schauspielerin Brigitte Bardot; die britische Born Free Foundation, die für die Schliessung von Zoos und Zirkussen eintritt; sowie die grosse internationale Bewegung World Animal Protection.

Für die Pangea-Tierschützer ist das Ziel klar: Nach Jahrzehnten in Gefangenschaft sollen Dickhäuter, die ihr Leben lang vorgeführt wurden, einen Zufluchtsort haben, an dem sie ein möglichst natürliches Leben führen können – und an dem sie wieder einfach nur Elefanten sein dürfen.