Die Demonstranten, vor allem Anhänger des fremdenfeindlichen Pegida-Bündnisses, riefen am Montag vor dem weiträumig abgesperrten Verkehrsmuseum «Volksverräter», «Haut ab» und «Merkel muss weg». Auch Trillerpfeifen ertönten. Unter den Gästen waren Bundespräsident Joachim Gauck, Bundestagspräsident Norbert Lammert und Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Propaganda auf Youtube
Interessant ist im Zusammenhang mit dem oben stehenden Video, wer es hochgeladen hat. Der Clip ist mit einem Wasserzeichen von «Anonymous» gekennzeichnet, es handelt sich allerdings um eine russische Gruppe, die zum Hackerkollektiv gehören will. In der Beschreibung des Videos steht: «Zum Tag der deutschen Teileinheit hat das ‹Pack› soeben Schlepperkönigin Angela Merkel und Bundesgrüssaugust Joachim Gauck empfangen.» Das heisst, hier solidarisiert sich der Urheber mit den rechten Demonstranten. Bezeichnend ist auch, dass die Videos, die diese Gruppe ansonsten hochgeladen hat, auch nicht gerade linksradikal sind. (watson)
Zu den Demonstranten gehörte auch der Pegida-Mitbegründer Lutz Bachmann. Augenzeugen sprachen von einem Spiessrutenlauf für die Gäste und Politiker, die auf dem Weg zu den Feierlichkeiten waren. Die Frau des sächsischen Wirtschaftsministers Martin Dulig (SPD) brach in Tränen aus, als sie durch die aufgebrachte Menge ging. Ein dunkelhäutiger Mann, der zum Gottesdienst wollte, wurde mit «Abschieben»-Rufen empfangen.
Die Feiern finden unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Mit rund 2600 Beamten sichert die Polizei die Veranstaltungen ab. «Um Zugang der Ehrengäste zu den Protokollveranstaltungen am Neumarkt zu gewährleisten, mussten Personen zurückgedrängt werden», teilte die Polizei am Montag via Twitter mit.
Gegen die Flüchtlingspolitik
Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) als Bundesratspräsident empfing die hochrangigen Gäste am Morgen vor dem Verkehrsmuseum mitten in der historischen Altstadt, wo sie sich in das Goldene Buch der Stadt eintrugen.
Anschliessend gingen sie in die Frauenkirche, wo um 10 Uhr der Ökumenische Gottesdienst begann. Am Mittag stand dann der offizielle Festakt in der Semperoper an.
Pegida-Anhänger hatten bereits im Vorfeld angekündigt, während des Festes sicht- und hörbar zu sein. Zudem wollen sie am Nachmittag demonstrieren. Auch das mittlerweile mit ihnen verfeindete rechte Bündnis «Festung Europa» will gegen die Flüchtlingspolitik protestieren. (sda/watson)