Philipp Bregy, der Fraktionschef der Mitte-Partei, steht nicht für eine Nachfolge von Bundesrätin Viola Amherd zur Verfügung, wie er im Interview mit der «NZZ am Sonntag» sagt. «Es ist eine spannende Aufgabe. Ich habe aber entschieden, dass eine Bundesratskandidatur für mich derzeit nicht infrage kommt. Meine Kinder sind mit acht und drei Jahren noch etwas klein. Ihre ersten Lebensjahre erlebe ich nur einmal.»
Stattdessen meldet der Walliser Nationalrat Interesse am Parteipräsidium an, das mit dem angekündigten Rücktritt von Gerhard Pfister ebenfalls frei wird. «Das ist ein Amt, das mich grundsätzlich interessiert.» Er werde sich genau anhören, was die Findungskommission für ein Profil entwerfe. Einfach werden die kommenden Wochen für die Partei nicht, das räumt Bregy im Gespräch mit der «NZZ am Sonntag» ein: «Es ist eine Herausforderung für die Partei, wenn ihre wichtigsten Politikerinnen und Politiker fast gleichzeitig zurücktreten.»
Mittelfristig strebt seine Partei einen Sitzgewinn im Bundesrat auf Kosten der FDP an. «Der starre Viererblock im Bundesrat aus FDP und SVP ist für die politische Ausgewogenheit im Land nicht ideal. Die vier bringen alles durch, wenn sie es wollen. FDP und Mitte sind beim Wähleranteil praktisch gleichauf, wir haben aber trotz unserer deutlich grösseren Fraktion einen Bundesrat weniger. Es ist nun mal so: Die derzeitige Zusammensetzung des Bundesrats entspricht nicht dem Wählerwillen.»
Bundesrat im Rollstuhl? Kutter erwägt Kandidatur
Der behinderte Zürcher Nationalrat Philipp Kutter bringt Bewegung in die Bundesratswahlen: Er prüft, ob er trotz Tetraplegie als Nachfolger von Viola Amherd kandidieren kann. «Ich überlege mir grundsätzlich, für das Amt als Bundesrat zu kandidieren», sagt Philipp Kutter auf Anfrage der SonntagsZeitung. Er wäre der erste Bundesrat im Rollstuhl. Ob das möglich ist, wird nun geklärt.
Kutter fände es ein starkes Zeichen für die Inklusion. Seine Chancen stehen gut, weil die Behindeten-Lobby in der Mitte stark ist. Eine Kandidatur Kutters entfachte indes pateiintern eine heikle Debatte, wenn die Mitte-Frauen weiterhin auf weiblichen Nachfolgerin für Viola Amherd beharren.
Coop wollte der Migros die Bio-Knospe verwehren
In Sachen Bio ist Coop die Nummer eins im Schweizer Detailhandel. Damit das so bleibt, kämpft die Genossenschaft mit allen Mitteln. So wollte Coop offenbar Hauptkonkurrentin Migros das begehrte Knospe-Label verwehren. «Coop hat Druck auf den Verband Bio Suisse bei der Weitergabe der Knospe gemacht. Erst durfte Migros das Label nicht benutzen. Das liess sich aus wettbewerbsrechtlichen Gründen nicht halten», sagt Urs Niggli, der langjährige Leiter der Schweizer Bioforschungsanstalt Fibl, zur «NZZ am Sonntag» .
Coop schreibt, der Verband Bio Suisse entscheide autonom. Die Migros hat die Knospe 2022 schliesslich eingeführt. Lidl und Aldi können sie bis heute nicht verwenden. Der Kampf um Marktanteile im Bio-Segment geht auf Kosten der kleinen Anbieter. Der Online-Shop Farmy versucht sich per Notverkauf zu retten.
Schweizweit gibt es nur noch rund 250 echte Bio-Läden. «Der Bio-Boom findet meist woanders statt. Es wäre schön, wenn wir auch etwas vom grossen Wachstum hätten, das in den letzten Jahren stattgefunden hat», sagt Hansi Sommer, der Geschäftsführer des Bio-Fachgeschäfts Viva Natura in Schaffhausen sowie Präsident der Genossenschaft Vielgrün, zur «NZZ am Sonntag».
Nervige Werbeanrufe: Finma zieht 350 Krankenkassen-Vermittler aus dem Verkehr
Sie sind ein wiederkehrendes Ärgernis: Unerwünschte Werbeanrufe. Vermittler versuchen, den Menschen Versicherungsprodukte schmackhaft zu machen oder zumindest ein Beratungsgespräch aufzuschwatzen. Seit dem 1. September 2024 sollte damit eigentlich Schluss sein. Der Bundesrat hat die sogenannte Kaltakquise, also ungefragte Werbeanrufe, verboten. Zudem müssen neu alle Vermittler beim Bund akkreditiert sein. Doch das machte längst nicht allen Eindruck.
Die Finanzmarktaufsicht (Finma) hat im vergangenen Jahr 350 Personen identifiziert, die ohne Bewilligung vermittelnd tätig waren oder Beratungen angeboten haben. Zudem gingen aus der Bevölkerung 160 Meldungen wegen verbotener Kaltakquise ein. Die Finma hat gegen Vermittler und Versicherungen Untersuchungen eröffnet. Das Problem: Einen unerwünschten Werbeanruf zu beweisen, hat seine Tücken. Noch schwieriger wird es, die dafür verantwortliche Person zu ermitteln. Vor allem, weil laut Finma viele der fehlbaren Vermittler in Callcentern tätig sind, die aus dem Ausland agieren.
Streit um CO 2 -Gesetz: SVP-Nationalrat fordert Krisengipfel
Über die Umsetzung des CO2-Gesetzes ist der Streit zwischen Bundesamt für Energie und Autobranche eskaliert. Die Verwaltung will die Schweizer Autohändler rückwirkend zu Strafzahlungen verdonnern, weil die Kundinnen und Kunden weniger E-Autos kaufen, als für die Erreichung der Klimaziele nötig wäre. Die krisengeschüttelte Autobranche befürchtet einen Kahlschlag und macht Druck beim zuständigen Bundesrat Albert Rösti.
Das ruft auch Verkehrspolitiker und SVP-Nationalrat Thomas Hurter auf den Plan. «Es braucht dringend einen Krisengipfel zwischen Verwaltung und der Automobilbranche», sagt er zu SonntagsBlick. Man solle «einen vertretbaren Weg finden, die CO2-Gesetzgebung umzusetzen», so Hurter weiter. Hurter vertritt als Präsident des Autogewerbe-Verbands Schweiz die Garagisten im Land. Die Entscheidung liegt nun beim Bundesrat.
RSV-Impfungen für Säuglinge: Rückschlag für Moderna, Erfolg für die Schweiz
Nach schweren Nebenwirkungen sind in den USA alle klinischen Studien mit kleinen Kindern ausgesetzt, in denen RSV-Impfstoffe getestet werden. Der Grund war eine Studie der Firma Moderna mit mRNA-Impfstoffen für Babys. Die Impfung sollte sie vor schweren Verläufen durch eine Infektion mit Respiratorischen-Synzytial-Viren (RSV) schützen.
In der Schweiz ist laut SonntagsZeitung neu ein Passivimpfstoff im Einsatz. Er funktioniert nach einem anderen Prinzip – mit Erfolg. Das lassen erste Zahlen vermuten: Hospitalisationen von Säuglingen wegen RSV sinken deutlich.