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Gastkolumne

Wenn der Pflegeroboter aus Versehen die Prostata prüft – Peach Weber über faszinierende Holzwege in die Zukunft

Der Komiker sinniert übers nächste Jahr und droht damit, seinen Weihnachtsbaum niemals abzubauen.
In seiner Gastkolumne analysiert Peach Weber das Weltgeschehen.
Bild: Peach Weber

Seit August wurde meine Freude von Tag zu Tag grösser, dass ich im letzten Januar die Weihnachtsbeleuchtung nicht abgebaut hatte. Diese besteht nämlich aus einem Weihnachtsbaum aus Draht mit vielen LED-Lämpli und das Zusammenstecken der drei Einzelteile war sehr knifflig. Obwohl er nur einsfünfzig hoch ist, hätte man wohl drei Leute gebraucht. Als ich nach zwei Stunden, unter Zuhilfenahme aller Extremitäten, endlich die fünf Stöpsel in den fünf sehr engen Ösen hatte, schwor ich mir, dass ich den Baum erst wieder auseinander nehme, wenn er dereinst entsorgt werden muss.

Deshalb war ich in diesem Jahr noch früher dran als die Läden, welche ja am liebsten ihre Weihnachtsdekoration zusammen mit der Eröffnung der Schwimmbäder kombinieren. Der Samichlaus mit Tiger-Bermudashorts und das Christchindli im String-Tanga.

Aber zurück zum Ernst des Lebens. Letzthin habe ich mich fast totgelacht, als wieder mal ein Forscherteam stinkwichtig ihren neuesten humanoiden Roboter vorgestellt hat. Dieser hat die sensationelle Eigenschaft, dass er, wenn man ihn anstupst, nicht umfällt, sondern das Gleichgewicht selber wiederherstellt.

Man hat wohl vergessen, dem Roboter das auch mitzuteilen, denn bei der Vorführung ist er schon bei einem mittleren «Schüpfchen» jämmerlich zusammengekrümmt auf dem Boden gelandet.

Es zeigte mir wieder mal die Beschränktheit der menschlichen Intelligenz , gepaart mit erstaunlicher Selbstüberschätzung. Ich stellte mir auch meinen späteren Pflegeroboter im Altersheim vor, wie er, bei einem Programmierfehler, anstatt mir den Hintern abzuwischen, mit seinem Metallfinger rektal den Prostata-Check macht.

Genauso amüsiert es mich immer, wenn ich sehe, wie der Mensch unbedingt selbstfahrende Autos erfinden will, anstatt sich grundsätzlich neue Formen der Mobilität zu überlegen. Ich wette, dass selbstfahrende Autos, wenn überhaupt, erst in Jahrzehnten flächendeckend funktionieren werden. Da sähe ich grössere Chancen in einem unterirdischen Rohrpostsystem, bei dem man sich in eine Kapsel setzt und mit Überschallgeschwindigkeit zum Beispiel nach Genf geschossen wird.

Auch das E-Auto ist bestenfalls eine zwar lobenswerte, aber notdürftige Übergangslösung, denn es bräuchte ganz neue Ansätze, bei denen nicht über eine Tonne Material bewegt werden muss, um ein lumpiges, kleines Menschlein von A nach B (wahlweise auch nach C bis Z) zu transportieren.

Es kommt mir immer vor wie Prokrastination, diese hat weder mit Prostata, noch mit Kastration zu tun, wird auch verständlicher einfach «Verschieberitis» genannt. Anstatt ein dringendes Problem oder eine Aufgabe zu lösen (z.B. die Steuererklärung), erledigt man zuerst übersichtlichere Arbeiten, wie Staubsaugen oder Rasenmähen.

Auch bei der Energieversorgung versagt der menschliche Erfindungsgeist. Es ist einfacher, von «Grünem Wasserstoff» zu schwärmen, welcher dereinst alle Probleme lösen werde, als ehrlich zu sagen, dass dieses Projekte erst in Jahrzehnten möglich sein könnte, wenn überhaupt.

Unterdessen erfindet der Denkzwerg «Mensch» zum Beispiel ein Internet, welches wirklich völkerverbindend wirken könnte, wenn nicht absolut dämliche Algorithmen eingebaut worden wären, welche nur der Optimierung dieser Geldmaschine dienen, indem sie im rechtsfreien Raum nur das verstärken, was aufregt und nicht, was echt oder wahr ist. Sie tragen einerseits zur Spaltung der Gesellschaft bei und andererseits haben sie nur den Zweck, dass Tech-Schnuderbuben wieder neue Milliarden in den Keller schaufeln können. Und wir schauen einfach zu und lassen sie gewähren. «Social media» ist nur ein weiteres Vehikel zur Schmierung der Geldmaschine und wird uns mehr Probleme als Lösungen bringen.

Noch mehr Dummheiten gefällig? Die peinliche Vorstellung von MAFIFA-Pate Don Infantilino, der dem Bräungscrème-Model den weltweit anerkannten «Piss-Preis» verlieh?

Die deutschen Mitte-Parteien, die noch nicht gemerkt haben, dass sie endlich am gleichen Strick ziehen müssen? Sonst haben sie ihn bald um den Hals und das süffisante Grinsen unserer Export-Führerin würde noch breiter.

Die Chaos-Strategie der Migros, Bewährtes zu zerschlagen und mit Experimenten wieder mal einen Schuh voll herauszuziehen? Oder die wieder mal gestellte Forderung aus dem «Glarnerland» nach Erhöhung des Tempolimits?

Aber jetzt kommt ja ein nigelnagelneues Jahr, da wird sicher alles besser, vielleicht schmeisst ja jemand Hirn vom Himmel.