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Basel

Palästina-Flaggen wieder erlaubt: ESC lockert Flaggen-Regeln fürs Publikum – und verschärft sie für die Künstler

Für Publikum und Acts gelten am Eurovision Song Contest strenge Regeln, welche Fahnen sie schwenken dürfen und welche nicht. Auf den Anlass in Basel hin haben die Veranstalter die Richtlinien überarbeitet.
Fahnen für den Favoriten: Die ESC-Veranstalter haben die Flaggenrichtlinien fürs Publikum gelockert.
Bild: Archivbild: Imago/Sanjin Strukic

Der Eurovision Song Contest (ESC) soll die Zuschauenden aller Länder verbinden – und kein Ort für Politik sein. Das ist die Idee hinter der Musikveranstaltung, die übernächste Woche in Basel stattfindet. Doch faktisch war der ESC schon immer politisch.

Vergangenes Jahr sorgte wegen des Gazakriegs der Auftritt Israels für Kontroversen. Palästina-Flaggen waren im Publikum verboten – aus Sicherheitsgründen.

Das ist dieses Jahr anders. Wie zuerst der dänische Rundfunk berichtet hat, wurden auf den ESC in der Schweiz hin neue Flaggenrichtlinien verabschiedet. Man habe sie in enger Zusammenarbeit mit der European Broadcast Union (EBU) erarbeitet, die den ESC durchführt, teilt die SRG auf Anfrage mit.

Mehr Freiheit fürs Publikum

Ziel sei gewesen, «insbesondere für die offiziellen Veranstaltungsflächen einheitliche und transparente Regeln zu schaffen – sowohl für das Publikum als auch für die teilnehmenden Delegationen».

Konkret heisst das: Fürs Publikum werden die Regeln gelockert – für die Künstler werden sie leicht verschärft. Regenbogenfahnen, EU-Flaggen, die Flaggen sämtlicher Länder: Die gut 9000 Zuschauenden in der St. Jakobshalle dürfen schwenken, was sie wollen. Die Freiheit hört dort auf, wo das Schweizer Gesetz die Grenzen setzt. Das heisst, verboten sind Fahnen, die rassistisch, diskriminierend, gewalt- oder hassverherrlichend sind, ebenso Fahnen mit Emblemen terroristischer Organisationen.

Künstler dürfen nicht mal mehr Regenbogenflagge schwenken

Künstlerinnen und Künstler wie die Schweizer Vertreterin Zoë Më hingegen dürfen einzig und allein die Fahne des Landes schwenken, für das sie antreten. Das gilt nicht nur für den Auftritt auf der Bühne oder im Backstagebereich, sondern auch für alle anderen offiziellen Auftritte der Acts.

Nemo nach seinem Sieg am ESC 2024 in Malmö. Die Flagge hatte er auf die Bühne geschmuggelt.
Bild:  Imago/Jessica Gow

Bisher war zusätzlich die Regenbogenflagge geduldet – nicht aber andere LGBTQI-Fahnen, zum Beispiel jene, die als Symbol für nonbinäre Menschen steht. Eine solche hatte Nemo nach Bekanntgabe seines Sieges vergangenes Jahr in die Kameras gehalten. Er habe sie in die Arena geschmuggelt, wie er sagte. Konsequenzen hatte das Ganze nicht.

Dieses Jahr wollen die Veranstalter härter durchgreifen – oder drohen jedenfalls damit. Wer gegen die Richtlinien verstosse, dem könne der Zutritt zur Show verweigert werden oder er könne aus der Halle verwiesen werden, steht laut dem dänischen Rundfunk im Reglement. Das betrifft Zuschauende wie Künstler. Weitere Sanktionen seien möglich. Welche das sind, lässt die Rundfunkunion offen. Auch die detaillierte «Flag Policy» wollen SRG und EBU nicht veröffentlichen. (lha)