Als die Chinesen mit Deepseek kürzlich ihre KI-Lösung ankündeten, verfielen die USA in Schockstarre. Ein bisschen kleiner, aber nicht weniger heftig war die Absetzung der Sendung «Gesichter und Geschichten» – kurz «G&G» – im Schweizer Fernsehen. Was zeigt, dass traditionelle Medien sogar im Digitalzeitalter emotional noch immer etwas bewegen können. Dies bewies kurz zuvor auch die Abstellung der UKW-Sender oder die Rücknahme der Bündner Schawinski-Konzession.
Der G&G-Entscheid bewegt höchstwahrscheinlich auch solche, die die Sendung gar nie sahen. Ein Indiz, wie innert 20 Jahren aus dem gönnerhaften belächelten «Glanz und Gloria» eine Marke wurde, die heute Teil der hauseigenen DNA ist. Was die Verantwortlichen möglicherweise unterschätzen: Gerade die Hauptakteure von G&G, die vermeintliche «Cervelat-Prominenz», stellten sich in der Vergangenheit immer hinter die SRG.
Das Gleiche gilt wohl auch für viele Zuschauende. Möglicherweise ist es ein Denkfehler, dass das Publikum solche Sparübungen honoriert. Stattdessen passiert das Gegenteil: Es beklagt sich darüber, dass man für ein reduziertes Programm weiterhin zahlen muss.
Ganz klar, es wurden bereits früher Sendungen abgesetzt. So gehören meine Heulkrämpfe in den 1970er-Jahren zu meinen frühesten Kindheitserinnerungen, als Radio Beromünster die äusserst populäre Samstagmittagsendung «Oder» einstellte. Moderator Hans Gmür und ich haben es überlebt. Aber bereits damals ohne Glanz und ohne Gloria.