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Demografie

Geburtenrate auf Allzeittief: Fast ein Fünftel will keine Kinder – diese Kantone fallen besonders auf

Weniger als die Hälfte der jungen Menschen denkt, dass sich Kinder positiv auf die Lebenszufriedenheit auswirken. Auch der Wunsch nach Nachwuchs nimmt ab.
Der Wunsch nach Babys war auch schon grösser.
Bild: Urs Bucher

Letztes Jahr kamen in der Schweiz 78'256 Babys zur Welt. Macht 1,29 pro Frau im gebärfähigen Alter. Zum Vergleich: Zwischen 1975 bis 2000 lag die Geburtenrate konstant bei rund 1,5 Kindern pro Frau. Damit ist die Geburtenrate in der Schweiz auf ein Allzeittief gesunken. Und der rückläufige Trend hält an: Die vorläufigen Daten des laufenden Jahres deuten darauf hin, dass 2025 erneut weniger Kinder geboren werden könnten, wie das Bundesamt für Statistik am Montagmorgen mitteilte.

Die allgemeine Skepsis gegen das Kinderkriegen widerspiegelt sich auch in der Familiengrösse. Besonders stark gesunken ist in den letzten Jahren die Zahl der Frauen, die ein drittes Kind zur Welt brachten.

Die konkreten Gründe für die Gebärmüdigkeit erhebt das Bundesamt für Statistik nicht. Ins Auge stechen regionale Unterschiede. Die höchste Geburtenrate (1,58) weist der Kanton Uri auf, die tiefste der Kanton Basel-Stadt (1,09). Tendenziell bringen Frauen in ländlichen Gebieten mehr Kinder zur Welt als in urbanen Gegenden. Das hängt unter anderem mit unterschiedlichen Wertvorstellungen zusammen.

Befragungen des Bundesamts für Statistik offenbaren einen gesellschaftlichen Wandel. Noch 2013 wollten bloss 6,3 Prozent der Menschen zwischen 20 und 29 Jahren kinderlos bleiben, 2023 waren es bereits 17 Prozent. Fast jede Fünfte und jeder Fünfte hat also keine Lust, Eltern zu werden. Am verbreitetsten ist immer noch der Wunsch, eine Familie mit zwei Kindern zu gründen, das möchten 52,8 Prozent. Doch auch dieser Wert lag 2013 noch fast 10 Prozentpunkte höher.

Angst vor negativen Folgen für die Paarbeziehung

Sind Kinder eine Quelle der Freude? Bei dieser Frage erodiert die Zustimmung ebenfalls. 2023 glaubten 40,6 Prozent der Personen im Alter von 20 bis 39 Jahre, dass ein oder ein weiteres Kind positiv auf die  Zufriedenheit im Leben auswirkt. Zehn Jahre zuvor waren es noch 52,3 Prozent. Es mehren sich auch die Stimmen, die negative Folgen für die Paarbeziehung fürchten.

Der Rückgang der Geburtenrate ist ein globales Phänomen. Verhütungsmittel spielen eine Rolle, Kinder kriegen zwecks Altersvorsorge ist in Ländern mit ausgebautem Sozialstaat nicht mehr nötig. Welche Gründe kommen hinzu? Katja Rost, Professorin für Soziologie an der Universität Zürich, stellt eine Veränderung der gesellschaftlichen Normen fest: «Heute gelten Individualisierung und Selbstverwirklichung als oberste Trends», sagte sie letztes Jahr in einem Interview mit CH Media. Alle wollten sich möglichst lange möglichst alles offenhalten und niemand wolle sich einschränken. «In ein solches Leben passen Kinder – so eine mittlerweile weit verbreitete Meinung - nur sehr beschränkt.» Dass Geld der ausschlaggebende Faktor ist, glaubt sie nicht. So seien etwa in Skandinavien die Kitas oft gratis, aber dennoch gehe auch dort die Anzahl der Kinder zurück.

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