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Wirtschaft

Nobelpreis geht an US-Trio für ihre Forschung zur Entstehung von Wohlstand

Drei Professoren von amerikanischen Universitäten erhalten den Preis dafür, dass sie gezeigt haben, wie Institutionen entstehen und sich auf den Wohlstand auswirken.
Die Preisverleiher: Vertreter der Königlichen Schwedische Akademie der Wissenschaften.
Bild: Christine Olsson/TT/EPA

Die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften hat beschlossen, den Preis der Sveriges Riksbank für Wirtschaftswissenschaften an Daron Acemoglu und Simon Johnson vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) zu verleihen sowie an James Robinson von der Universität von Chicago. Die drei erhalten den Preis für ihre Studien darüber, «wie Institutionen entstehen und sich auf den Wohlstand auswirken».

Wie die Akademie weiter ausführt, würden Gesellschaften, welche eine schwache Rechtsstaatlichkeit und schwache Institutionen hätten, kein Wachstum und keinen Wandel zum Besseren zustande bringen. Die Forschung der drei Preisträger helfe zu verstehen, warum dies so sei.

Als die Europäer grosse Teile der Welt kolonisierten, hätten sich die Institutionen in diesen Gesellschaften verändert. Dies sei manchmal dramatisch gewesen, aber nicht überall auf die gleiche Weise geschehen. Mancherorts sei es darum gegangen, die einheimische Bevölkerung auszubeuten und Ressourcen zum Nutzen der Kolonisatoren zu gewinnen. An anderen Orten hätten die Kolonisatoren hingegen integrative politische und wirtschaftliche Systeme zum langfristigen Nutzen der europäischen Migranten aufgebaut.

In Ländern, die zum Zeitpunkt der Kolonisierung arm waren, hätten die Kolonisatoren nicht bloss das Land ausbeuten können. Stattdessen mussten sie häufig integrative Institutionen einführen, die im Laufe der Zeit zu einer allgemein wohlhabenden Bevölkerung geführt hätten.

In reichen Ländern hingegen hätten sich die Europäer mehr darauf konzentrieren können, die einheimische Bevölkerung auszubeuten und Ressourcen zum Nutzen der Kolonisatoren zu gewinnen. Dies ist laut der Akademie ein wichtiger Grund dafür, warum ehemalige Kolonien, die einst reich waren, heute arm sind.

Einige Länder bleiben in Armut gefangen

Solche Länder können in einer Situation mit extraktiven – das heisst mit ausbeutenden – Institutionen und geringem Wirtschaftswachstum gefangen bleiben. Die Einführung integrativer Institutionen wäre laut der Akademie zwar langfristig für alle von Vorteil, aber extraktive Institutionen verschaffen den Machthabern kurzfristige Gewinne.

Gemäss Acemoglu, Johnson und Robinson hat also der europäische Kolonialismus die Institutionen der ehemaligen Kolonien geprägt, was sich nachhaltig auf ihre wirtschaftlichen Ergebnisse ausgewirkt hat. Das heisst: Letztlich lassen sich die langfristigen wirtschaftlichen Unterschiede mit institutionellen Unterschieden erklären – und nicht etwa mit der Geografie oder den Kolonialmächten.

«Zu den wichtigsten Erkenntnissen gehört die ‹Umkehrung des Schicksals›, bei der Regionen, die im Jahr 1500 reich waren, heute ärmer sind, was hauptsächlich auf institutionelle Veränderungen und nicht auf geografische Faktoren zurückzuführen ist», sagt auch Jan-Egbert Sturm, der Direktor der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich.

Acemoglu, Johnson und Robinson betonen letztlich laut Sturm die entscheidende Rolle «guter Regierungsführung, starker Eigentumsrechte und integrativer Institutionen bei der Förderung eines nachhaltigen Wirtschaftswachstums, was wichtige politische Auswirkungen auf die Förderung der Entwicklung weltweit hat».

Einem breiten Publikum bekannt sind die Preisträger dank zwei Bestsellern: 2012 publizierten Acemoglu und Robinson ihr viel beachtetes Buch «Warum Nationen scheitern» («Why Nations Fail»), in welchem die Autoren untersuchen, was für den wirtschaftlichen und politischen Erfolg oder Misserfolg von Staaten verantwortlich ist. In «Macht und Fortschritt» («Power and Progress») zeichnen Acemoglu und Johnson nach, wer im Verlauf der Geschichte jeweils vom technologischen Fortschritt vor allem profitiert hat – und wie Innovation gerechter verteilt werden kann.

Es ist kein richtiger Nobelpreis

Die Auszeichnung im Bereich Wirtschaft gehört streng genommen nicht zu den klassischen Nobelpreisen. Die schwedische Zentralbank stiftete den Preis 1968 zum Gedenken an Nobel, den schwedischen Geschäftsmann und Chemiker aus dem 19. Jahrhundert, der das Dynamit erfand und die fünf Nobelpreise ins Leben rief. Dennoch wird auch die Auszeichnung für Wirtschaft zusammen mit den anderen Preisen am 10. Dezember verliehen, dem Todestag Nobels im Jahr 1896.

Im vergangenen Jahr wurde die amerikanische Ökonomin Claudia Goldin mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geehrt. Sie untersucht die Lage von Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Goldin war erst die dritte Frau, der ein Wirtschaftsnobelpreis zuerkannt wurde. ( chm/dpa )

Die Preisträger: Daron Acemoglu, Simon Johnson und James Robinson.
Bild: Christine Olsson/ TT/EPA