notifications
Editorial

Hayeks passen in keine Schublade: Sie sind gegen US-Zolldeal, gegen EU-Verträge – und reden wie Gewerkschafter

Nick und Nayla Hayek, die Hauptaktionäre der Swatch Group, positionieren sich quer zu den politischen Fronten. Gleichzeitig deuten sie an: Der Moment kommt näher, in dem sie jüngeren Kräften Platz machen.

Nick Hayek, der Chef der Swatch Group, ist immer für eine Überraschung gut. Die «Tariff Swatch» war seine Idee. Die vertauschten Ziffern 9 und 3 sind ein kreativer Protest gegen Trumps Zollsatz von 39 Prozent.

Auch Interviews mit Hayek können Überraschungen bergen. Als wir ihn am Hauptsitz in Biel besuchten und auf den etwas überalterten Verwaltungsrat zu sprechen kamen, sagte er plötzlich: «Das müssten Sie eigentlich meine Schwester fragen.» Nayla Hayek ist Verwaltungsratspräsidentin. Sie spricht kaum mit den Medien. Ihr letztes Interview gab sie dem deutschen «Spiegel» – vor 14 Jahren.

Ein Mitarbeiter huschte hinüber in Nayla Hayeks Büro. Kurz darauf gesellte sie sich an unseren Tisch. Und so entstand ein Doppelinterview mit den beiden Hayek-Geschwistern – das erste überhaupt.

Die Hayek-Geschwister beim Interview mit der «Schweiz am Wochenende».
Bild: Nik Egger

Auf 2,5 bis 3 Milliarden Franken schätzt die «Bilanz» das Vermögen der Familie in ihrer neuen Reichsten-Liste. Sie sind atypische Milliardäre. Sprechen sie über die Börse, tönen sie wie Gewerkschafter: «Wir entlassen sicher keine Mitarbeiter, nur weil das die Aktie nach oben treibt.» Sie zeigen Verständnis für die 13. AHV-Rente. Sie wagen es als Exporteure, den Zoll-Deal mit den USA zu kritisieren (was den Linken gefällt). Zugleich lehnen sie die neuen EU-Verträge ab (was die SVP freuen wird).

Hayeks passen in keine Schublade. Solchen Klartext kann nur sprechen, wer unabhängig ist und niemandem gefallen muss. Doch auch Hayeks sind nur Menschen. Nick Hayek, der ewige Rebell, ist 71, Nayla Hayek 74. So unmissverständlich sie über Börsenaktivisten und die Politik reden, so vorsichtig und deutungsbedürftig sind ihre Aussagen über den Generationenwechsel im eigenen Unternehmen. Neu ist aber, dass sie überhaupt davon sprechen.

Es wird klar: Der Tag kommt näher, an dem Nayla Hayeks Sohn Marc Hayek mehr Verantwortung übernimmt. Ob er CEO oder Co-CEO wird, oder ob einer der Top-Manager oberster Chef wird, entscheidet sich in nicht allzu ferner Zukunft. Ziemlich sicher ist aber, dass schon im nächsten Frühling Neuerungen im Verwaltungsrat anstehen. Überraschungen sind auch hier nicht ausgeschlossen.

Mehr zum Thema: