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Wahlstatistik

Nichtwähler sind nicht verheiratet

380 000 Stimmberechtigte im Aargau haben sich im Frühling nicht für die Grossratswahlen interessiert. Das sind satte 68 Prozent. Wer sind diese Nichtwähler?

Sabine Kuster

Der typische Nichtwähler und die typische Nichwählerin ist zwischen 20 und 35 Jahre alt, ledig oder geschieden und weder reformiert noch katholisch. Dies ergab die Auswertung der Grossratswahlen durch das Statistische Amt Aargau.

Männer: Höhere Beteiligung

Und doch bestimmen unter den Ältesten die Frauen die Politik und nicht die Männer, denn die Frauen sind trotz der prozentual schwachen Wahlbeteiligung den Männern in diesem Alter zahlenmässig überlegen: 2162 Frauen über 90 Jahre sind stimmberechtigt gegenüber nur 682 Männern. - Prozentual sind die Frauen nur einmal politisch aktiver als die Männer: Wenn sie frisch volljährig sind (unter 20 Jahren). 24,7% der 5845 jungen Frauen und 21,4% der 5984 jungen Männer nahmen an den Grossratswahlen teil.

Frauen: Mit 70 am aktivsten

Mit 70 Jahren sind Frauen generell am aktivsten; mit knapp 80 Jahren die Männer. Die Bilanz: Nur zwischen 65 und 85 Jahren geht die Mehrheit der Männer wählen; maximal 59%. Die Frauen erreichten an den Grossratswahlen in keinem Alter eine Beteiligung von über 50%. Seit der Einführung des Frauenstimmrechts 1971 liegt die Wahlquote der Frauen tiefer als jene der Männer. Das Statistische Amt schreibt jedoch, die geschlechterspezifischen Unterschiede hätten seither abgenommen.

Geschiedene: Bleiben zu Hause

Nicht nur das Geschlecht, auch der Zivilstand hat anscheinend Einfluss auf das Wahlverhalten (siehe Grafik oben rechts). So liegt der Wähleranteil der Ledigen mit durchschnittlich 22% deutlich unter demjenigen der Verheirateten mit 39%. Man könnte vermuten, dass die Verheirateten bloss deshalb aktiver sind, weil sie naturgemäss älter als die Ledigen sind, zu denen auch die unter 30-Jährigen zählen. Doch auch die Geschiedenen sind unmotivierter als die Verheirateten, und dies noch deutlicher mit einer durchschnittlichen Wahlbeteiligung von bloss 19%.

«Es ist schwierig zu sagen, warum die Verheirateten öfter wählen gehen», sagt Thomas Schaub vom Statistischen Amt. «Ein Grund ist vermutlich, dass Verheiratete mehr diskutieren als Alleinstehende und dadurch zum Wählen angeregt werden.» Für junge Paare unter 30 gilt der Unterschied jedoch nicht; in dieser Altersklasse gehen leicht mehr Ledige wählen.

Ehemänner vor Ehefrauen

Unterscheidet man Männer und Frauen, zeigt sich, dass bei den Ledigen die Frauen leicht wahlfreudiger sind - bei den Verheirateten die Männer. Der grosse Unterschied zwischen den verwitweten Frauen und Männern ist vermutlich auf das Alter zurückzuführen: Wie schon gesagt, gehen Frauen über 50 deutlich weniger wählen als Männer. Bei den Verwitweten sind es 41% männliche und nur 23% weibliche Wähler.

Allgemein ging die Beteiligung an den Grossratswahlen in den letzten 36 Jahren leicht zurück. Allerdings ist sie starken Schwankungen unterworfen: 1993 und 2001 lag die Beteiligung deutlich höher, weil gleichzeitig wichtige eidgenössische Abstimmungen stattfanden. Die Statistik über die Wahlbeteiligung an den Grossratswahlen 2009 kann unter www.ag.ch/staag heruntergeladen werden oder für 20 Franken bestellt werden: 062 835 13 00.