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Erdbeben Türkei/Syrien

Neuer Pass innert Tagesfrist: So lange dauert es, bis Opfer in die Schweiz kommen können

Rasche Hilfe: Die Schweiz will Erdbebenopfer vorübergehend aufnehmen und hat mit der Türkei eine Einigung erzielt. Dennoch dürfte die Einreise länger dauern als erhofft.

Die Zerstörung ist nach den verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet gross. 
Bild: Keystone

Die schweren Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet von Anfang Februar haben bislang mehr als 42'000 Todesopfer gefordert. Die Zerstörung ist gross. Die Schweiz will helfen und Erdbebenopfer aufnehmen: Wer sein Haus oder seine Wohnung verloren hat und vorübergehend bei engen Verwandten in der Schweiz unterkommen kann, dessen Visumsgesuch wird im Fast-Track-Verfahren prioritär behandelt .

Das Problem: Viele Türkinnen und Türken haben ihre Pässe in den Trümmern verloren. Für ein Visum benötigen sie jedoch ein anerkanntes, gültiges Reisedokument – also einen Reisepass oder einen provisorischen Notfallpass.

Türkei will neue Pässe innert 24 Stunden ausstellen

Christine Schraner Burgener, die Schweizer Staatssekretärin für Migration, sprach am Donnerstag gegenüber SRF diesbezüglich von einem «grossen Problem». Allerdings hätten die türkischen Behörden der Schweiz nun versprochen, dass sie den Betroffenen möglichst rasch einen neuen Pass ausstellen werden. «Sie haben sogar von 24 Stunden gesprochen.»

Ist der Pass da, ist aber unklar, wie lange es für den Visumsentscheid der Schweiz braucht. Noch fehlen die Erfahrungswerte, wie die Staatssekretärin sagte. «Wir hoffen, möglichst rasch; aber wir haben schon 1500 Gesuche in Istanbul.»

Es könne sein, dass es etwa eine Woche daure. «Man braucht den Pass, dann müssen die Leute vor Ort sein, wir müssen alle Voraussetzungen prüfen, wir brauchen ja zum Beispiel auch die Einladungsschreiben der Familie in der Schweiz und die Garantie-Erklärungen.» Die Familien müssten für die Kosten aufkommen.

Kriterien werden geprüft

Viel tun, um das zu beschleunigen, kann man offenbar nicht. «Ich habe schon zwei Personen aus meinem Team nach Istanbul geschickt, das Departement für auswärtige Angelegenheiten ebenfalls eine Person», sagte Schraner Burgener. Auch sonst sei die Schweiz noch immer in einer Ausnahmesituation: «Die Bundesasylzentren sind recht voll, es kommen pro Woche immer noch rund 500 ukrainische und 600 andere Gesuchstellende. Ich bin ziemlich eng drin mit dem Personal.»

Auch habe man sich aus Geschwindigkeitsgründen auf die Verwandten in auf- und absteigender Linie sowie die Ehegatten geeinigt. «Wenn wir weitere Verwandtschaftsgrade wie die Geschwister noch erlauben würden, würde das Verfahren noch länger dauern», sagte sie. «Dann müssten die, die ihre Kinder oder Eltern bei sich haben wollen, noch länger warten.» Allerdings könne man die Massnahmen anpassen. «Wir werden nach einer Woche schauen, wie es geklappt hat.»

In den vergangenen Tagen waren in der Schweiz verschiedene Forderungen aufgekommen. So beschloss etwa die Aussenpolitische Kommission des Nationalrats am Dienstag mit 16 zu 7 Stimmen, den Bundesrat in einem Brief um «unbürokratische Hilfe» zu bitten. Er solle veranlassen, dass Betroffene, die enge Familienangehörige in der Schweiz haben, einreisen und für eine befristete Zeit bei ihnen wohnen können – etwa während des Winters. (abi)