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Grossbritannien

Neue Entwicklungen im Vatikan-Prozess

Im Mammutprozess anlässlich von Machenschaften im Vatikan beim Kauf einer Luxusimmobilie in London ist ein brisantes Telefonat zwischen einem angeklagten Kardinal und dem Papst aufgetaucht.
Bild: Keystone/dpa/Johannes Neudecker

Mit dem Anruf von Kardinal Giovanni Angelo Becciu bei Papst Franziskus vom Juli 2021 sei beabsichtigt worden, das katholische Kirchenoberhaupt zu Aussagen zu drängen, die im Prozess nützlich sein könnten, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Adnkronos am Freitag. Sie berief sich auf ein Schreiben der Staatsanwaltschaft des sardischen Sassari an die vatikanischen Strafverfolgung.

Die Strafverfolgung des Kirchenstaates ermittelt deshalb nun auch wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung gegen Becciu, wie aus der 37. Verhandlung am Donnerstag im Vatikan hervorging, in der die Aufnahme abgespielt wurde.

Damit spaltet sich ein weiterer Strang in dem komplizierten Prozess ab: Denn Becciu soll laut Medienberichten nicht wegen des Immobilienkaufs angerufen haben, sondern wegen Zahlungen an eine von ihm beauftragte Sicherheitsberaterin, die sich um die Verhandlungen einer in Mali entführten Ordensfrau kümmern sollte. Diese Beraterin muss sich in dem Verfahren wegen Veruntreuung von Vatikan-Geldern verantworten. Becciu erbat in dem Telefonat eine Bestätigung, vom Papst für Zahlungen autorisiert worden zu sein.

Eine Verwandte des aus Sardinien stammenden Beccius soll dem 74-Jährigen bei der Aufzeichnung geholfen haben, hiess es in den Berichten weiter. Die Behörden auf Sardinien gelangten bei Ermittlungen auf der Insel in den Besitz der Audio-Datei. Das Telefonat ist datiert auf den 24. Juli, als sich Franziskus noch von einer Darmoperation erholte und der Prozessbeginn kurz bevorstand. Es sei offensichtlich, dass das Gespräch ohne Wissen des Papstes aufgezeichnet wurde und dass neben Becciu auch andere daran beteiligt waren, zitierte Adnkronos weiter aus dem Behördenschreiben.

Becciu stritt bislang alle Vorwürfe gegen sich ab. Seiner Verteidigung waren die neuen Vorwürfe nach eigener Aussage nicht bekannt. In dem Prozess geht es eigentlich um einen schief gelaufenen Immobilienkauf in London zwischen 2014 und 2018, bei dem der Vatikan einen dreistelligen Millionenbetrag verlor. Becciu war damals als Substitut in einer hochrangigen Position im mächtigen Staatssekretariat und muss sich wegen Amtsmissbrauch verantworten. (sda/dpa)