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Kommentar

Negativzinsen: Ein folgenschwerer Tabubruch der Notenbanken

Das ökonomische Unding lebt im Moment nur noch in Japan weiter. Aber die vermeintliche Wunderwaffe der Geldpolitik ist nun mal erfunden und wird deshalb auch in Zukunft wieder eingesetzt werden. 

Bis vor zehn Jahren waren Zinsen unter der Nulllinie ein Tabu. Dann kam die Schuldenkrise in der Eurozone. Er werde tun «whatever it takes», versprach und tat der damalige EZB-Präsident Mario Draghi in der Hoffnung, dass die Akteure auf den Finanzmärkten ihre seinerzeitigen Wetten auf ein rasches Auseinanderdriften zwischen Nord und Süd bald einstellen würden.

Dänemark war 2012 die erste Notenbank überhaupt, die das Tabu zu brechen wagte. Die dänische Währung ist seit der Euro-Einführung so eng an die Gemeinschaftswährung geknüpft, dass sie kein Eigenleben mehr hat. Doch in der Schuldenkrise entdeckten die Investoren sogar die Krone neu als Spekulationsobjekt. Zwei Jahre später lief es mit der Konjunktur in den südlichen EU-Ländern schlechter als geplant. Das war die Zeit, in der auch die EZB zum Negativzins griff.

Im Januar 2015 zog die Nationalbank nach – nolens volens. Sie hätte eine fatale Aufwertung des Frankens anders nicht stoppen können, sagt ihr Chef Thomas Jordan und stellt fest: «Insgesamt hat sich der Negativzins bewährt». Er mag recht haben, aber das ändert nichts am Problem. Die Eurozone ist fast wieder dort, wo sie 2012 gewesen war. Auch Japan ist mit dem Negativzins keinen Schritt weiter gekommen. Trotzdem werden die Notenbanken die neue Wunderwaffe wieder einsetzen, mit weniger Bedenken als beim ersten Mal – obschon inzwischen auch die schädlichen Nebenwirkungen erwiesen und erheblich sind. Die negativen Langzeitfolgen des Tabubruchs werden dereinst auf die Notenbanken selbst zurückfallen.