Auf den Einsatz des chemischen Kampfstoffes Sarin oder Chlorgas verzichtete das Regime in Damaskus dieses Mal. Stattdessen warfen die MIG-Kampfflugzeuge der syrischen Luftwaffe Napalm-Brandbomben ab. Mindestens sieben Zivilisten, melden Oppositionsaktivisten, kamen ums Leben. Napalm besteht hauptsächlich aus Benzin, ist dank Zusatzstoffen aber deutlich klebriger und bleibt länger haften. Dadurch entstehen bei Menschen scheussliche und besonders gefährliche Brandwunden.
Übereinstimmenden Berichten zufolge starteten einige der an den Angriffen beteiligten syrischen Jets auch auf dem eingangs erwähnten, von den US-Streitkräften angegriffenen Stützpunkt Schairat. Seine Start- und Landebahnen befinden sich offenbar in einem guten Zustand. Das demonstrierten russische Kamerateams, die mit höhnischen Kommentaren die weitgehend unversehrten Startbahnen filmten.
Gesucht: Eine Syrien-Strategie
Als der Nationale Sicherheitsberater H.R. McMaster gestern in der Sendung «Fox News Sunday» gefragt wurde, wie denn eigentlich die Syrien-Strategie der Regierung Trump aussehe, versuchte es der Dreisternegeneral mit einer rhetorischen Pirouette: Washington sei bemüht, den seit mehr als sechs Jahren andauernden Bürgerkrieg in Syrien zu beenden. Das sei aber wohl nur dann möglich, wenn sich Assad von der Macht verabschiede. Er wolle damit aber nicht sagen, dass die USA diesen Wechsel «beeinflussen» werden. Parallel dazu müsse der IS zerstört werden.
Dies klingt verwirrend, zumal zwei hochrangige Regierungsvertreter zuvor entgegengesetzte Signale ausgesandt hatten: Aussenminister Rex Tillerson sagte, die Vernichtung des IS geniesse Priorität. Die US-Vergeltungsschläge vom Freitag hätten das «nicht geändert».
Man kann eine solche Aussage als Vertrauensvotum für Assad verstehen, bemüht dieser sich doch auch um die Zerstörung des IS. Die amerikanische UNO-Botschafterin Nikki Haley sprach hingegen von einem Regimewechsel als wichtigstes Ziel. «Wir sehen kein friedliches Syrien mit Assad», sagte sie. Haley wird in Washington allerdings als «Freelancerin» ohne direkten Draht zu Trump bezeichnet – ganz im Gegenteil zu McMaster.
Gestern vertrat er den Standpunkt, sowohl Tillerson als auch Haley hätten recht. McMasters Begründung: Beim Angriff vom Freitag habe es sich primär um einen Vergeltungsschlag gegen Assads Chemiewaffenangriffe gehandelt. Hingegen sei es nicht darum gegangen, die syrische Luftwaffe ausser Gefecht zu setzen. (rr)
Man habe sie nur deshalb nicht angegriffen, weil sie sich rasch reparieren liessen, lautete die per Twitter verbreitete Begründung von US-Präsident Donald Trump.
Der US-Präsident wird in den syrischen Staatsmedien als Papiertiger verspottet. Die Militärschläge der Amerikaner, glaubt auch Günter Meyer, Nahostexperte an der Universität von Mainz, hätten keine spürbaren Auswirkungen auf die militärische Stärke des syrischen Regimes und seiner Verbündeten. Auch an der gesamtstrategischen militärischen Lage habe sich bisher nichts geändert. Das Regime und seine Verbündeten werden die Luftangriffe auf die überwiegend islamistischen Rebellengruppen fortsetzen und dabei keinerlei Rücksicht auf Zivilisten nehmen. Diese werden als Helfershelfer von Rebellen eingestuft, welche pauschal als Terroristen verunglimpft werden.
Deutliche Bewegung im US-Lager
Neue Bewegung ist nur vom Osten von Syrien zu beobachten. Dort haben die von Kurden dominierten und von den USA unterstützten Milizionäre der «Syrisch-Demokratischen Streitkräfte» die Stadt Taqba umzingelt. Die nahegelegene Militärbasis, welche bis vor einigen Wochen vom «Islamischen Staat» und davor von der syrischen Luftwaffe genutzt wurde, ist bereits eingenommen worden. Der Stützpunkt soll ausgebaut und zu einem späteren Zeitpunkt vom US-Militär genutzt werden. Landen können schwere amerikanische Transportmaschinen bereits auf dem weiter nördlich gelegenen Flughafen von Kobane. Dieser biete «zusätzliche Möglichkeiten zu den türkischen Stützpunkten in Incirlik und Diyarbakir», erklärte ein Sprecher der US-Streitkräfte. Deren Nutzung verknüpft die türkische Regierung an Bedingungen, welche für die USA und ihre Verbündeten meist unannehmbar sind.
Amerikanische und jordanische Bodentruppen haben unterdessen am syrisch-irakischen Grenzübergang al-Tanf zugunsten der «Freien Syrischen Armee» interveniert. Deren Kämpfer waren in einen Hinterhalt des IS geraten und von den Dschihadisten umzingelt worden. Amerikanische und jordanische Panzer konnten offenbar den Belagerungsring sprengen. Dabei sollen auch US-Kampfflugzeuge zum Einsatz gekommen sein.