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Regionalbanken

NAB-CEO Peter Bühlmann: «Der Immobilienmarkt im Kanton Aargau ist nicht überhitzt»

Die NAB bestätigt ihre starke Verankerung im Aargau und steigert den Gewinn markant. Im Interview äussert sich Peter Bühlmann über die Digitalisierung, den Immobilienmarkt und das Filialnetz.

Herr Bühlmann, Sie blicken als CEO der NAB auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurück, alle Geschäftsfelder legten zu, aber auch die Kostenkotrolle trug Früchte. Raiffeisen Schweiz gab jüngst bekannt, in den nächsten 10 Jahren das Filialnetz redimensionieren zu wollen. Sie nicht?

Peter Bühlmann: Das Filialnetz ist unser wichtigster Vertriebskanal und wird das noch lange bleiben. Selbstverständlich prüfen wir regelmässig, welches Angebot wir wo und für welche Kunden anbieten wollen. Auch wir sehen, dass die Kunden immer mehr alternative Vertriebskanäle wie das Mobile Banking nutzen. Deshalb bauen wir auch unser Online-Angebot laufend.

Sie sehen die Digitalisierung als Chance?

Ja, denn diese Entwicklung ist getrieben von den veränderten Kundenbedürfnissen und stellt für uns daher eine Chance dar.

Haben Sie keine Angst, dass der Zahlungsverkehr langsam in Internetgiganten wie Google, PayPal oder Apple abwandert?

Nein, eine unmittelbare Gefahr sehen wir für die nächsten Jahre nicht, unsere Verankerung bei den Kunden ist stark.

Konnten Sie bei ihrem Mutterhaus, der Credit Suisse, Know-How beziehen beim Aufbau des Onlinebanking?

Ja, hier profitieren wir vom Know-How unserer Mutter. In einzelnen Bereichen sind wir aber auch deutlich weiter, so beispielsweise bei unserer Online-Hypothek.

Sie planen auch eine Video-Beratung?

Ja, im Verlauf des zweiten Quartals 2016 können sich Kunden, die sich für eine Hypothek interessieren, auch per Video beraten lassen. Finanz- und Vorsorgeberatungen folgen.
Trotz Negativzinsen trägt der Nettozinsertrag am meisten zum erfreulichen Jahresergebnis bei.

Wie können Sie Geld trotz negativer Zinsen verdienen?

Der Negativzins hinterlässt Spuren im Ergebnis, vor allem im Passivgeschäft, also den Spareinlagen der Kunden. Wir wollen aber den Aargauer Privatkunden und KMU den Negativzins nicht belasten. Wir wollen, dass sie ihr Geld zu uns bringen und sind daran interessiert, ihnen Anlagemöglichkeiten aufzuzeigen. Das ist eine win-win Situation. Ausserdem kommt uns nun zu Gute, dass wir uns seit Jahren gegen steigende wie auch fallende Zinsen abgesichert haben. Das hat uns in der Vergangenheit zwar etwas gekostet, hat sich aber im 2015 als Vorteil erwiesen.

Was, wenn die SNB die Zinsen weiter senken muss, etwa weil die Europäische Zentralbank den Euro weiter schwächt und der Franken aufwertet? Die nächste Möglichkeit hat die EZB am 10. März, und die Notenbank muss eine Woche später ihre geldpolitische Lagebeurteilung vornehmen.

Ich kann mir derzeit keine Negativzinsen für Private und KMU vorstellen. Tatsache ist allerdings, dass wir vom europäischen Ausland und der EZB stark abhängen. Die Industrie schlägt sich wacker, aber sie leidet bereits jetzt stark unter dem harten Franken.

Droht eine Verschlechterung der Kreditqualität und könnten einige Unternehmen Ihnen ihre Kredite nicht mehr zurückzahlen?

Wir legen ein grosses Gewicht auf die Qualität des Kreditportfolios und richten uns nach einer langfristig orientierten Kreditpolitik aus. Die NAB hat ein kerngesundes Kreditportfolio und musste lediglich 0.16 Prozent des Bestandes wertberichtigen. Fast 97 Prozent unserer Kredite sind mit Immobilien besichert.

Aber auch diese Sicherheit könnte schwinden, wenn sich die Konjunktur weiter eintrübt. Welche Preisentwicklung beobachten Sie am Immobilienmarkt.

Wir beurteilen den Immobilienmarkt im Kanton Aargau über alles gesehen als nicht überhitzt. Aber wir stellen doch eine Abkühlung der Preisentwicklung, vor allem bei Renditeliegenschaften, fest. Der Leerbestand, insbesondere auch bei älteren Mehrfamilienhäusern, ist im Steigen begriffen und liegt im Aargau über dem Schweizer Durchschnitt. Dennoch wird der Markt weiterhin von den tiefen Zinsen und der Nettozuwanderung gestützt.

Eine sanfte Landung?

Das ist unser wahrscheinlichstes Szenario.

Wie gehen Sie mit dem Klumpenrisiko Hypotheken in ihrer Bilanz um?

Wir setzen einerseits auf ein qualitatives Wachstum, das heisst, die Qualität der Schuldner und ihrer Immobilie ist uns wichtig. Ausserdem setzen wir vermehrt auf das Anlagegeschäft. Der seit Jahren anhaltende Zufluss von Neugeld, unser starkes Wachstum bei den Vermögensverwaltungs-Mandaten und die erfolgreiche Lancierung eigener Fonds beweisen, dass unsere Kompetenz wahrgenommen wird und wir mit dieser strategischen Stossrichtung richtig liegen.

Welche Entwicklung erwarten Sie bei Zinsen und Euro-Franken-Wechselkurs bis Ende Jahr?

Die Zinsen dürften ungefähr auf dem aktuellen Niveau verharren. Auch für den Franken sehen wir keine radikale Veränderung. Wir erwarten, dass der Euro zwischen 1.07 und 1.10 Franken wert sein wird.

Auch die Hypothekarzinsen werden also tief bleiben?

Ja.

Wie geht es an den Börsen weiter?

Wir erwarten, dass sich die Erholung der Weltwirtschaft im zweiten Semester fortsetzt. Die Entwicklung an den Aktienmärkten dürfte indes vorerst turbulent bleiben.