
Schweizer Banken sind kleiner als angenommen
Eine Revision der volkswirtschaftlichen Statistik löst bei den Banken Hektik aus: Statt 5 Prozent wie bisher machen die Finanzinstitute nur noch 3,7 Prozent an der Wirtschaftsleistung der Schweiz aus. Wie die NZZ am Sonntag schreibt, liegt der Grund darin, dass das Bundesamt für Statistik (BfS) das Fondsgeschäft separat ausweist. Die Banken haben in der Folge beim BfS interveniert. Ohne das boomende Geschäft mit Anlagefonds verzeichnen die Banken seit Jahren einen Bedeutungsverlust. Gemäss den neuen Zahlen hat sich ihr Beitrag zum Bruttoinlandprodukt seit der Finanzkrise halbiert. Nach dem Wegfall des Bankgeheimnisses haben viele Auslandbanken die Schweiz verlassen. Mit dem Ende der Credit Suisse hat sich der Umbruch nochmals beschleunigt. Die Kantonalbanken haben die UBS überholt und sind heute die wichtigste Bankengruppe der Schweiz.
Wegen Erbschaftssteuer-Initiative: Juso-Chefin erhält Morddrohungen
Mirjam Hostetmann ist das Gesicht der Juso-Erbschaftsinitiative. Im Interview mit der SonntagsZeitung berichtet die Juso-Chefin von massiven Anfeindungen bis hin zu Morddrohungen. Sie wirft der «Lobby der Reichen» zudem vor, die Abstimmungsdebatte mit einer millionenschweren Kampagne verzerrt zu haben. Wegzugsdrohungen von Milliardären hält sie für «leere Märchen». Eine Steuer auf Erbschaften über 50 Millionen Franken findet sie gerecht, insbesondere auch aus einer liberalen Perspektive, weil reichen Erben «riesige Vermögen in den Schoss fallen, für die sie keinen Finger gerührt haben». Hostetmann warnt vor einem «neuen Geldadel», der immer mehr Macht anhäufe.
Morddrohungen gegen Ducrot: Bodyguards müssen SBB-Chef beschützen
Nach Informationen des SonntagsBlicks hat SBB-CEO Vincent Ducrot Morddrohungen erhalten. Anonyme Verfasser werfen ihm Landesverrat vor. Der Grund: Statt dem Thurgauer Stadler-Konzern erhielt die deutsche Siemens AG einen SBB-Grossauftrag. Ducrot musste tagelang Personenschützer in Anspruch nehmen. Details wollen die SBB nicht verraten: «Die Position des CEO der SBB ist eine exponierte Position, wie diejenige anderer Wirtschaftsführer oder Politiker auch. Das sehen wir bei umstrittenen Entscheiden», teilen die SBB mit. «Dann gibt es Reaktionen, die wir ernst nehmen. Wir möchten dazu keine weiteren Angaben machen.» Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) wollte die jüngsten Vorfälle nicht kommentieren. «Bei Bedrohungen werden allfällige Schutzmassnahmen je nach Lage angepasst und in Zusammenarbeit mit den kantonalen Polizeibehörden umgesetzt», teilte das Fedpol mit. «Aus Sicherheitsgründen machen wir keine Angaben zu Sicherheitsdispositiv oder konkreten Schutzmassnahmen.»
BAV-Direktorin: Deutsche Bahn soll pünktlicher werden
Die Direktorin des Bundesamts für Verkehr, Christa Hostettler, fordert von der Deutschen Bahn pünktliche Züge. Zusammen mit Bundesrat Albert Rösti war sie letzte Woche in Berlin. «Wir haben mit dem neuen Verkehrsminister in Berlin besprochen, dass wir pünktliche Züge und stabile Verbindungen wollen. Er hat uns versichert, alles dafür zu tun», sagt Hostettler dem SonntagsBlick «Wenn die Verspätungen aus Deutschland zu gross werden, können die SBB ab der Grenze pünktliche Schweizer Züge einsetzen.» Mit schnellen Verbesserungen rechnet Hostettler jedoch nicht: «Echte Verbesserungen dürfte es erst mit dem Ausbau der Infrastruktur geben. Hierfür wird Deutschland in den nächsten vier Jahren Milliarden investieren – das ist erfreulich. Wir haben in Berlin auch über die Beschleunigung von Verfahren gesprochen, damit Bauprojekte schneller umgesetzt werden können. Davon wird auch die Schweiz profitieren.» Seit Jahren kommt es auf der Strecke Zürich–München öfter zu Verspätungen. «Leider besteht ein Teil der Strecke nur aus einem Gleis. Hier häufen sich Verspätungen an. Wir würden eine zweigleisige Strecke sehr begrüssen, der Ausbau dürfte aber noch Jahre dauern.»
Dringend gesucht: Schweizer Führungskräfte
In den 100 grössten Firmen des Landes sind nur noch 51 Prozent der Geschäftsleitungsmitglieder Schweizer – so wenige wie noch nie. Headhunter Bjørn Johansson hält das für «problematisch». Es brauche «ein neues Gleichgewicht», sagt er gegenüber der SonntagsZeitung. Aber es gebe ein Problem: Die Nachfrage nach Schweizer Führungskräften übersteige das Angebot bei weitem. Schweizer Unternehmen seien überproportional gross, die Bevölkerung vergleichsweise klein. Deshalb müssten mehr einheimische Talente gefördert werden, so Johansson. HSG-Ökonom Tomas Casas i Klett sieht dagegen einen Vorteil in der Internationalisierung: «Internationale Manager helfen den Firmen, weltweit präsent zu sein und Know-how aufzubauen. Das verschafft der Schweiz einen Vorteil.» Davon würden insbesondere Schlüsselindustrien wie Pharma, Maschinenbau und Finanzwesen profitieren.
Die Schweiz schiebt wieder nach Afghanistan ab
Nach zähen Verhandlungen mit den Taliban kann die Schweiz wieder kriminelle Afghanen nach Kabul ausschaffen. «Ende Oktober wurde ein verurteilter Afghane nach Kabul rückgeführt», bestätigt Hendrick Krauskopf, der beim Staatssekretariat für Migration (SEM) den internationalen Bereich leitet, gegenüber dem SonntagsBlick. Insgesamt hat die Schweiz sechs kriminelle Afghanen zurückgeführt – fünf letztes Jahr und einen kürzlich. Im Dezember 2024 war eine Rückführung nach Kabul gescheitert; seitdem fanden keine Ausschaffungen mehr statt. Dafür intensivierte das SEM die Verhandlungen mit den Taliban. Im August lud das SEM vier Taliban-Vertreter nach Genf ein. Ziel der Reise war es, künftige Abschiebungen zu regeln.
Knapp 20 rechtskräftig verurteilte Afghanen müssen laut SEM die Schweiz verlassen. «13 von ihnen haben die De-facto-Behörden aus Afghanistan bei ihrem Besuch im August identifiziert», bestätigt Krauskopf. Welche Gegenleistung wollten die Taliban dafür, dass sie nun wieder Straftäter einreisen lassen? «Es gab keine Gegenleistung», betont Krauskopf. «Die Taliban haben ein Interesse daran, konsularische Dienstleistungen zu gewährleisten, damit afghanische Staatsangehörige, die in ihr Land zurückkehren möchten oder müssen, dies aus dem Ausland tun können. Die Gespräche führten zum Schluss, dass es im besten Interesse von Personen ohne Aufenthaltsrecht in der Schweiz ist, in ihr Land zurückkehren zu können, unabhängig davon, ob sie dies freiwillig tun oder nicht.» Krauskopf rechnet damit, dass die von Kabul bereits identifizierten zwölf Straftäter bald die Schweiz verlassen werden. Wann die übrigen kriminellen Afghanen von Afghanistan identifiziert und ausgeschafft werden können, ist noch unklar.
Staatssekretariat für Migration wertet weiter Handydaten von Asylsuchenden aus
Das Staatssekretariat für Migration (SEM) hat das auf drei Monate angelegte Pilotprojekt zur Auswertung von Handydaten Asylsuchender verlängert. Wie eine SEM-Sprecherin Informationen des SonntagsBlicks bestätigte, werden in den Bundesasylzentren in Basel und Chiasso bis Ende 2025 Handys von Asylbewerbern analysiert. Ursprünglich hatte das SEM die Testphase von April bis Juni angelegt. Mit den Handydaten sollen Identität und Herkunft der Asylbewerber festgestellt werden. Die meisten Asylsuchenden reisen ohne Ausweis in die Schweiz ein, ihre Identität und Nationalität sind oft nicht eruierbar. Die Sprecherin sagte dem SonntagsBlick, «das SEM ist zum Schluss gekommen, dass weitere Daten erhoben werden sollen, bevor es über die weitere Stossrichtung bei der Handyauswertung entscheidet.»
Die Datenbasis nach dem Pilotprojekt war noch schmal, nur in wenigen Fällen wertete das SEM Handydaten von Asylsuchenden aus. Das liegt daran, dass aus Persönlichkeits- und Datenschutzgründen die Hürden für das Durchleuchten von Handys recht hoch sind und die Verhältnismässigkeit zu wahren ist. Um ein aussagekräftiges Fazit ziehen und den Nutzen der Auswertungen bestimmen zu können, beschloss das SEM, den Versuch um sechs Monate zu verlängern. Die Analyse der Handydaten von Asylsuchenden entspricht einer politischen Forderung, die der Zürcher SVP-Nationalrat Gregor Rutz schon vor mehreren Jahren mit einer parlamentarischen Initiative angestossen hatte. Die Schweizerische Flüchtlingshilfe kritisiert die Praxis als «unverhältnismässigen Eingriff» in die Privatsphäre von Schutzsuchenden.
Chat-GPT sagt: KI könnte Menschen auslöschen
Gut 60 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer nutzen regelmässig KI-Anwendungen. Die bekannteste davon ist Chat-GPT. Der Chatbot ist Ende November seit genau drei Jahren öffentlich verfügbar. Die SonntagsZeitung hat sich mit dem Programm unterhalten und wollte wissen, wie es seine Zukunft und die der Menschheit sieht. Die Antworten sind teilweise erschreckend. So meint Chat-GPT etwa, dass Menschen durch KI «ausgelöscht» werden könnten – und erläutert das mit einem Beispiel: Eine hochintelligente KI bekommt den Auftrag, die Energieproduktion zu optimieren. Das Programm erkennt dann, dass Menschen Energie «verschwenden», und entfernt sie aus der Gleichung. Eine andere Gefahr sieht Chat-GPT bei KI, die sich selbst verbessert und sich so letztlich der menschlichen Kontrolle entzieht.