Am Aletschgletscher blies der Wind am kräftigsten. Meteomedia teilte mit, dass dort Winde mit Spitzengeschwindigkeiten von 146 km/h gemessen wurden. Auf dem Matterhorn gab es Sturmböen von 145km/h. Auf dem Säntis und der Jungfrau wurden gemäss Angaben von Meteonews Windspitzen von 140 km/h gemessen.
Auch im Flachland stürmte es. Winde mit einer Geschwindigkeit von 84km/h gab es beispielsweise in Steckborn TG. Aber der grosse Unterschied zum Ausland: Es gab in der Schweiz kaum Schäden zu beklagen. Im Laufe des heutigen Tages lässt der Wind nach.
Weitere Flüge gestrichen
Die Lufthansa sieht sich gezwungen, weitere 70 Flüge zu streichen. Betroffen sind vor allem Inlandflüge von und nach Norddeutschland.
Deutschland hat den Orkan noch nicht überstanden. „Für Rügen rechnen wir noch mal mit Windböen von über 120 Stundenkilometern", sagte der Meteorologe Niklas Weise. „Hinzu kommen kräftige Schneestürme vom Nordwesten, die bis an die Nordhänge der Mittelgebirge reichen. Im Erzgebirge und im Harz können bis zu 20 Zentimeter Neuschnee fallen."
Deich auf Sylt beschädigt
Gemäss N24 wurde in Keitum auf Sylt ein Schutzwall beschädigt, so dass Wasser in die Ortschaft eindringt. Einsatzkräfte versuchen, den Erdwall wieder abzudichten. Die Lage dort sei kritisch aber nicht bedrohlich. Feuerwehrleute arbeiten daran, den Wall mit Sandsäcken zu verstärken.
Bus stürzt Böschung hinab
Ein Linienbus ist bei Sturm und Schneeglätte südlich von Goldberg (Mecklenburg-Vorpommern) eine Böschung hinabgestürzt. Er rutschte laut Polizei drei Meter tief und kippte um. Die beiden Fahrgäste und der Fahrer wurden nicht verletzt. Dies berichtete die Bild-Zeitung.
Polen ohne Strom
In Nordpolen waren zwischenzeitlich fast 150'000 Haushalte ohne Strom. Die Feuerwehr musste nach eigenen Angaben mehr als 1000 Mal ausrücken. In Skotnik im Nordwesten des Landes krachte den Angaben zufolge eine Stromleitung auf einen Stall und tötete 26 Kühe.
Nach Tschechien brachten Ausläufer des Orkans Sturm und Schneefall. In den Kammlagen des Erzgebirges erreichte der Wind nach Angaben der nationalen Wetterbehörde CHMU Geschwindigkeiten von bis zu 144 Kilometern pro Stunde. Tausende Haushalte waren Energieversorgern zufolge ohne Strom.
Zu Behinderungen kam es auch im Bahnverkehr. Bei Cheb prallte ein Zug gegen einen umgestürzten Baum, der Unfall verlief aber glimpflich.
In den Küstenregionen von Grossbritannien mussten wegen den drohenden Überschwemmungen tausende Menschen die Nacht auf heute in Notunterkünften verbringen. Dies schreibt der „Guardian".
Wasserstand von 4 Metern über Hochwasser
In Hamburg erreichte eine der schwersten Sturmfluten der vergangenen Jahrzehnte am frühen Freitagmorgen ihren Scheitelpunkt. "Die Wasserstände fallen bereits wieder", sagte Thomas Butter von der Hamburger Innenbehörde.
Die sehr schwere Sturmflut der Elbe erreichte einen Wasserstand von fast vier Metern über dem Mittleren Hochwasser (6,09 Meter über Normal Null). Die Innenbehörde der Millionenstadt hatte die ganze Nacht über vor der Flut gewarnt. Die Hochwasserschutzanlagen sind für diese Wasserstände nach Angaben der Behörden jedoch hoch genug.
Flüge und Züge fallen aus
Der Flughafen im Hamburg musste seinen Betrieb am Donnerstagabend komplett einstellen. Obwohl es zuerst hiess, es würden am Freitag wieder Passagiere abgefertigt, geht weiter nichts. Minütlich würden weitere Flüge gestrichen, berichtet "Spiegel Online". Auch in Bremen und Rostock geht am Flughafen nichts.
Vom Unwetter betroffen sind auch Verbindungen in die Schweiz: Der Flughafen Zürich meldete am Donnerstag bis 18 Uhr 23 annullierte Flüge nach Hamburg, Hannover, Kopenhagen, Amsterdam und Helsinki. Auch in Basel wurden vier Verbindungen nach Hamburg gestrichen.
Im Norden Deutschlands sind diverse Schulen geschlossen. Auch die Fähre an der Westküste Schleswig-Holenstein bleibt im Hafen. Die örtliche Feuerwehr musste rund 2000 Mal ausrücken.
Drei Tote
Das Unwetter hatte seit Donnerstag in Nordeuropa das Leben von Millionen Menschen behindert. Mindestens drei Menschen in Grossbritannien und Skandinavien starben. In Schottland soll der Orkan mit bis zu 230 km/h durch das Land gepeitscht sein. Der Zugverkehr ist komplett eingestellt.
In Deutschland gab es zunächst trotz extremer Böen von teilweise bis zu 155 Stundenkilometern zwar keine Toten, wohl aber Verletzte.
In der Nähe von Hannover wurde ein Mann schwer verletzt, als ein Auto durch eine Windböe in den Gegenverkehr gedrückt wurde.
Auf einer Strasse bei Barsinghausen in Niedersachsen wurde ein Kleinbus mit behinderten Schülern von einer starken Böe erfasst und in einen entgegenkommenden Wagen gedrückt. Dabei wurde ein 68-Jähriger schwer verletzt, sechs weitere Menschen leicht.
Deiche halten
Die Küsten hielten den Wassermassen bislang stand: "Die Deiche sind mächtig und stabil", hatte Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck gesagt. Noch am späten Abend hatte eine zweite Welle des Orkantiefs mit extremen Böen die Nordseeinsel Sylt erreicht.
Nach Habecks Einschätzung ist die Gefahr durch "Xaver" für die deutsche Küste nun vorüber. "Ich rechne nicht damit, dass sich die Situation noch mal so zuspitzt wie es gestern im Laufe des Tages den Anschein zu haben schien", sagte der Grünen-Politiker am Freitag im Deutschlandfunk. Die Windprognosen seien etwas schwächer.
Am Vortag war in der Spitze auf Sylt eine Windgeschwindigkeit von 184 Kilometer in der Stunde gemessen worden. Habeck geht davon aus, dass die Pegelstände "wohl nicht mehr ganz so doll" ansteigen. Wenn es hell werde, würden die Deiche kontrolliert. (rom/fkl/sda)