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Kaschmir

Modi schwört Inder gegen Pakistan ein

Nach der Eskalation des Konflikts mit Indien bemüht sich Pakistans Regierung um eine Entschärfung. Premierminister Imran Khan kündigte an, einen indischen Kampfpiloten freizulassen. Indiens Premier Narendra Modi schwor die Inder unterdessen gegen den Erzfeind ein.
Grosse Wut über Indien: Pakistanische Kundgebungsteilnehmer verbrennen in Peschawar eine Puppe des indischen Premierministers Narendra Modi.
Bild: KEYSTONE/AP/MUHAMMAD SAJJAD

Die Freilassung erfolge als "Geste des Friedens", sagte Khan am Donnerstag vor dem Parlament in Islamabad. Die Freilassung sollte helfen, die Spannungen abzubauen, sagte der pakistanische Aussenminister Shah Mehmood Qureshi. Der Pilot Abhinandan Varthaman war am Mittwoch in pakistanische Gefangenschaft geraten, als beide Länder über der umstrittenen Kaschmir-Region ihre Luftwaffe eingesetzt hatten.

In Indien wird er bereits wie ein Held verehrt. Das pakistanische Aussenministerium teilte mit, der Pilot sei in Pakistan "in Sicherheit und es geht ihm gut".

Abhinandans Gefangennahme hatte in Indien für grosse Empörung gesorgt. Auf Videoaufnahmen ist zu sehen, wie der Pilot von einer Gruppe von Männern geschlagen und mitgeschleift wird, bis pakistanische Soldaten einschreiten.

Der pakistanische Aussenamtssprecher Mohammad Faisal sprach am Donnerstag von einer "Panne" und verwies darauf, dass Abhinandan von Zivilisten aufgegriffen worden sei. Inzwischen gehe es ihm aber wieder gut.

Geharnischte Proteste

Das pakistanische Militär verbreitete ein Video, das den Piloten beim Teetrinken zeigt. Er hat Schwellungen und Blutergüsse im Gesicht, wirkt ansonsten aber ruhig und gefasst. Er bedankt sich für die Rettung vor dem Mob und für den "fantastischen" Tee.

Ob seine Aussagen erzwungen wurden, war zunächst unklar. Das indische Fernsehen zeigte die Aufnahmen nicht, die Regierung in Neu Delhi kritisierte sie als "geschmacklos".

Die Spannungen zwischen Indien und Pakistan hatten sich in den vergangenen Tagen zugespitzt. Nachdem Indiens Luftwaffe in der Nacht zum Dienstag zum ersten Mal seit 1971 einen Angriff auf pakistanischem Gebiet geflogen hatte, schoss Pakistan nach eigenen Angaben am Mittwoch zwei indische Kampfflugzeuge ab.

Evakuierungen an der Grenze

Am Donnerstag wurden wegen andauernder Zusammenstösse in Kaschmir mehrere hundert Familien aus Grenzdörfern auf der pakistanischen Seite Kaschmirs evakuiert. Die Evakuierungen seien erfolgt, nachdem es in der Nacht von indischer Seite Maschinengewehr- und Artilleriebeschuss gegeben habe, erklärte der lokale Informationsminister, Mushtaq Minhas.

Seit der Unabhängigkeit des früheren Britisch-Indien und seiner Trennung in Indien und Pakistan im Jahr 1947 beanspruchen die beiden Länder Kaschmir für sich - sie kontrollieren jeweils einen Teil. Die heutigen Atommächte führten bereits zwei Kriege um das Himalaya-Tal.

Khan hatte bereits am Mittwoch Indien Gespräche angeboten. Indiens Regierung um die hindu-nationalistische Partei BJP von Premierminister Modi steht allerdings unter Druck, Stärke zu zeigen, weil in wenigen Monaten eine Parlamentswahl ansteht.

Modi im Wahlkampf

Modi sagte am Donnerstag in einer Videokonferenz mit Wahlkampfhelfern seiner Partei: "Indien wird geeint leben, geeint wachsen, geeint kämpfen, geeint siegen."

In Indien wurde Kritik daran laut, dass Modi trotz der Eskalation im Konflikt mit Pakistan seine geplanten Wahlkampfauftritte wahrnahm und sich nicht an das Volk wandte. Die Führungen von 21 Oppositionsparteien warfen ihm in einer gemeinsamen Erklärung eine "eklatante Politisierung der Opfer unserer Streitkräfte" vor.

Die Kongresspartei von Oppositionsführer Rahul Gandhi schrieb auf Twitter: "Es ist beschämend, dass unser Hauptsendezeit-Premierminister, während Indien auf die Rückkehr von Oberstleutnant Abhinandan wartet, nicht einmal ein paar Minuten lang aufhören kann, Wahlkampf zu betreiben."

Der eskalierende Konflikt führte auch zu Störungen im Flugverkehr. Weil der Luftraum über Pakistan gesperrt war, kam es zu Stornierungen und Umleitungen des Flugverkehrs in der Region. In Bangkok sassen tausende Reisende fest, weil der Flugverkehr über dem Krisengebiet umgeleitet werden musste.

Vermittler bieten sich an

Zahlreiche Länder äusserten Besorgnis über die Situation. China bot am Donnerstag an, zu vermitteln. Peking sei bemüht, Gespräche zwischen beiden Seiten voranzutreiben, sagte Chinas Aussenminister Wang Yi. Russlands Aussenminister Sergej Lawrow erklärte, Indien und Pakistan könnten in seinem Land Gespräche führen.

Auch US-Präsident Donald Trump äusserte sich zu den Spannungen. Er sagte in Hanoi, die USA seien involviert gewesen, die Vorgänge zu stoppen, und es gebe Nachrichten, dass es zu einem Ende komme. Was er genau meinte, blieb unklar. (sda/afp)