Christoph Bopp
Zwei religiöse Gruppierungen sind in der Schweiz in den letzten Jahren stark gewachsen. Die eine Gruppe ist die der so genannten «Konfessionslosen», sie ist mittlerweile die drittgrösste «religiöse Gruppierung» der Schweiz geworden; nicht, wie oft gesagt wird, die der Muslime. Die Volkszählung 2000 ergab eine Zahl von rund 310 000 Menschen, die angaben, sich zur islamischen Religionsgemeinschaft zu zählen. Keiner Gruppierung zugehörig waren rund 810 000.
Der Religionswissenschafter Christoph Peter Baumann, der die Web-Plattform «inforel» betreibt und an der Universität Luzern Lehraufträge zum Thema «Islam in der Schweiz» wahrnimmt, empfiehlt, diese Zahlen mit Vorsicht zu betrachten. Praktizierend seien höchstens 15 Prozent, er hält eine Grössenordnung von 50 000 bis 60 000 Muslimen in der Schweiz für einigermassen zutreffend.
Lockerere Strukturen als die Kirchen
Mitglieder der Landeskirchen sind einfacher zu zählen: Ist man nicht erklärtermassen ausgetreten, zählt man als Mitglied und zahlt Kirchensteuer. Muslime sind lockerer organisiert. Man trifft sich zum regelmässigen Gebet in einem Raum, jemand muss gegenüber dem Vermieter als juristische Person auftreten. Deshalb gründet man in der Regel einen Verein.
Baumann kennt die Szene recht gut. Mehr als eine «Hochrechnung» sei kaum möglich. An der Wand eines Gebetsraums sei eine Liste mit etwa 300 Namen aufgehängt gewesen. Das seien die Namen aller, die einmal einen Beitrag bezahlt hätten, habe ihm der Vorsteher gesagt. Regelmässig ihren Monatsbeitrag bezahlen würden höchstens 80.
Das wichtigste Thema ist das gemeinsame Gebet. Das kann mit einem Imam sein, einem theologisch ausgebildeten Vorbeter, oder einem Laien-Vorbeter, oft sei es auch einfach derjenige in der Runde, der die Gebete am besten kenne.
Der grösste Teil der Muslime stammt aus dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien (Bosnien, Kosovo), die zweitgrösste Gruppe aus der Türkei. Der Rest kommt aus Asien und Schwarzafrika.