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Hochwasserschutz

Massive Eingriffe an der Birs

Das Flussbett der Birs vergrössern, Ufer renaturieren und Dämme bauen: Mit einem Bündel Massnahmen will der Kanton Überschwemmungen wie im August 2007 verhindern.

Hans-Martin Jermann

Der Kanton geht bei der Behebung der Defizite im Hochwasserschutz einen Schritt weiter: Nach der umfassenden Analyse des Jahrhunderthochwassers in Laufen vom August 2007 hat er gestern Vorschläge in die Vernehmlassung gegeben, die helfen sollen, solche Überschwemmungen künftig zu verhindern.

Das dicke Massnahmenbündel zeigt, dass es der Kanton nicht bei Kosmetik belässt: Mit 35 bis 40 Millionen Franken will der Kanton an der Birs zwischen Liesberg und Duggingen das Flussbett absenken und verbreitern, Ufer renaturieren und teilweise erhöhen sowie Dämme bauen.

«Das werden massive Eingriffe sein», verdeutlicht Jaroslav Mišun, Leiter der Abteilung Wasserbau im Baselbieter Tiefbauamt. Die Massnahmen an den «Hochwasser-Hotspots» von 2007 haben vor allem ein Ziel: Den Wasserdurchfluss erhöhen und Engpässe beseitigen. Hinzu kommen Schutzmassnahmen an Gebäuden, Brücken und Stegen.

Neue Brücke für Liesberg-Riederwald

Der Kanton hat für die fünf Gemeinden Liesberg, Laufen, Zwingen, Grellingen und Duggingen gesonderte Vorschläge ausgearbeitet: So will er in Liesberg-Riederwald eine neue Brücke über die Birs errichten. «Ersatz für den bisherigen Übergang brauchts dort ohnehin. Nun bauen wir eben einen höheren, der die Vorgaben des Hochwasserschutzes erfüllt», erklärt Mišun. Zudem sollen in Liesberg die Birs verbreitert, Ufer renaturiert und Schutzdämme gebaut werden.

Ähnliche Ideen bestehen in Laufen; dort sind als Sofortmassnahme bereits Bäume entlang der Birs gefällt worden. Eine grosse Bedeutung komme im Bezirkshauptort Objektschutzmassnahmen zu. «In Laufen gibt es in Flussnähe viele Fenster und Türen. Die Häuser müssen wasserdichter werden», erklärt Mišun. Zudem sollen bestehende Brücken und Stege verstärkt und angehoben werden.

Graben beim Zwingner Schloss reaktivieren

Im benachbarten Zwingen konzentrieren sich die Massnahmen auf das Schlossgebiet: Ein «toter» Wassergraben soll wieder in den Kreislauf der Birs eingebunden werden, was bei Hochwasser die Durchflusspitzen etwas brechen würde. Geplant ist auch hier, das Flussbett abzusenken und Dämme zu errichten. In den weiter flussabwärts liegenden Dörfern Grellingen und Duggingen sind Ufer- und Damm-Erhöhungen vorgesehen. Zudem soll ein Fussgängersteg neu gebaut (Grellingen) beziehungsweise erhöht werden (Duggingen).

Die Millionen-Investitionen trägt zu 80 Prozent der Kanton; für den Rest werden die Anstösser zur Kasse gebeten. Allerdings könnten auch die Gemeinden Anstösserbeiträge übernehmen, betont Mišun. Bis zur Realisierung der Massnahmen sei es aber noch ein weiter Weg. «Das ist alles erst angedacht», stellt der Wasserbauspezialist klar. Die Vernehmlassung dauert bis Ende September. Die Vorschläge sind mit der Naturgefahrenkarte abgeglichen, die fürs Laufental als Entwurf ebenfalls seit kurzem vorliegt.