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Puerto Rico

Massenproteste gegen Puerto Ricos Gouverneur

Am elften Tag von Protesten gegen die Regierung von Puerto Rico haben Zehntausende Menschen die Hauptstadt San Juan lahmgelegt. Die Demonstranten blockierten am Montag eine Autobahn, zahlreiche Geschäfte und Büros blieben geschlossen.
Ein Demonstrant hält eine Machete in die Höhe während eines Marsches auf der Autobahn bei San Juan.
Bild: KEYSTONE/AP/CARLOS GIUSTI

Es war die bisher grösste Demonstration, um den Rücktritt von Gouverneur Ricardo Rosselló zu fordern. Die Polizei setzte am Abend Tränengas ein, um eine Ansammlung von Menschen in einer Strasse der historischen Altstadt aufzulösen, wie die Zeitung "El Nuevo Día" meldete.

Ein Reporter des US-Senders CBS berichtete auf Twitter, etwa zwölf Demonstranten hätten zuvor Gegenstände auf Beamte geworfen. Auf einem Foto in den sozialen Medien war ein brennendes Auto zu sehen, das offenbar in einer der Strassen der Altstadt stand. Eine andere Aufnahme, die die Zeitung "El Mundo" veröffentlichte, zeigte eine Strasse in Rauch, im Hintergrund sind Beamte in Schutzausrüstung zu sehen. Informationen über mögliche Verletzte gab es zunächst nicht.

Erneut waren prominente Puerto Ricaner dabei, darunter die Musiker Ricky Martin, Bad Bunny und Residente sowie der frühere Boxweltmeister Félix Trinidad. Manche Beobachter sprachen von der wohl grössten Demonstration in der Geschichte des Karibikarchipels, in dem rund 3,2 Millionen Menschen leben.

Rossello wird für Korruption im Zusammenhang mit Hilfsgelder nach dem Durchzug von Hurrikan "Maria" im Jahr 2017 verantwortlich gemacht. Damals waren rund 3000 Menschen ums Leben gekommen. Unter Druck geriet der Gouverneur zuletzt zudem durch das Bekanntwerden von Textbotschaften, in denen er und elf Mitglieder seiner Regierung sich über Journalisten, Homosexuelle und Hurrikan-Opfer lustig machen.

Rücktrittsforderungen aus eigener Partei

Auch in anderen Teilen des US-Aussengebiets, das seit Jahren in einer schweren Finanzkrise steckt, sowie in den USA und auch einigen europäischen Städten gab es bereits Demonstrationen gegen Rosselló. Prominente US-Politiker wie Bernie Sanders und führende Angehörige von Rossellós eigener Partei schlossen sich den Rücktrittsforderungen an. US-Präsident Donald Trump nannte Rosselló am Montag einen fürchterlichen Gouverneur.

Mehrere Regierungsangehörige - darunter der Vizegouverneur, der auch Mitglied der Chat-Gruppe war - zogen Konsequenzen und räumten inzwischen ihre Posten. Rosselló lehnt einen Rücktritt bisher ab. Am Sonntag kündigte er an, im kommenden Jahr nicht zur Wiederwahl antreten zu wollen.

"Ich habe Fehler gemacht und ich habe mich entschuldigt", sagte der Gouverneur in einem Facebook-Video. Eine Entschuldigung sei aber nicht ausreichend. Er werde sich deswegen im kommenden Jahr nicht um eine weitere Amtszeit als Gouverneur bewerben. Er trat zudem als Chef seiner Neuen Progressiven Partei (PNP) zurück. Der 40 Jahre alte Rosselló regiert seit 2016. Er ist der Sohn eines früheren Gouverneurs. (sda/dpa/afp)