Das Bild hätte unterschiedlicher nicht sein können. Im Vorfeld der letzten Bundesratswahlen sprudelte es nur von SP-Parlamentarierinnen und Parlamentariern, die sich für die interne Nomination zur Verfügung stellten. Legendär bleibt der vorauseilende Daniel Jositsch, der von allen am meisten und schnellsten Bundesrat werden wollte. Er wurde von seiner Partei abgestraft, kam nicht aufs Ticket und wurde bekanntlich auch nicht Bundesrat.
Böse Zungen sagen, dass für Daniel Jositsch jetzt ein guter Zeitpunkt wäre, um die Partei zu wechseln. Wieso? Die Mitte könnte noch ein paar Kandidatinnen und Kandidaten für den Bundesrat gebrauchen.
Was ist schlimmer: Zu viele Kandidierende wie bei der SP, die sich mutmasslich überschätzen oder zu viele Absagen, weil man aus den unterschiedlichsten Gründen zum Schluss kommt, dass man keine wirklichen Ambitionen auf das Amt hegt - wie bei der Mitte.
Das Nominationsverfahrens der Mitte-Partei war ein Desaster. Am absurdesten war die Pressekonferenz, die Christophe Darbellay am Sonntag vor Ablauf der Nominationsfrist im Wallis abgehalten hat. Zahlreiche Journalistinnen und Journalisten reisten hin, weil man eine mögliche Kandidatur vermutete. Der ehemalige Christdemokrat förderte also Sonntagsarbeit, nur um dann umständlich bekannt zu geben, dass auch er nicht für den Bundesrat kandidiere. Die weiteren prominenten Absagen aus der Mitte-Partei kamen mehrheitlich per Medienmitteilung, was mir angemessener ist.
Viola Amherd trat früher aus dem Bundesrat zurück als erwartet. Sie gab ihren Rücktritt als Randnotiz nach einer Pressekonferenz zu einem komplett anderen Thema bekannt. Für dieses Verhalten verdient sie meiner Meinung nach einen Orden. Ihrer Partei hat sie aber mit dem vorzeitigen Rücktritt keinen Dienst getan. Mitte-Präsident Gerhard Pfister wirkte überrascht. Und überraschte dann das ganze Land selbst, indem er bekannt gab, dass er lieber Literatur kritisieren will als Bundesrat zu werden.
Martin Candinas hat kein inneres Feuer. Philipp Kutter hat schulpflichtige Kinder, für die er da sein möchte, was verständlich ist. Und die Mitte-Frauen haben es fertiggebracht, dass keine ihrer zahlreichen und profilierten Politikerinnen Nachfolgerin von Viola Amherd werden will.
Dafür wollen zwei Männer, die man nicht unbedingt auf der Rechnung hatte und die auch keine typischen Mitte-Politiker sind. Markus Ritter, politisch eher auf SVP-Linie und mächtiger Präsident des Bauernverbandes. Er hat es gut mit allen Bundesräten, vor allem mit Karin Keller-Suter. Seine Wahl würde eine Übervertretung der Ostschweiz im Bundesrat zur Folge haben.
Es kam doch noch ein Pfister, der Bundesrat werden will: Martin Pfister. Regierungsrat aus dem Kanton Zug, den viele bis zur Bekanntgabe seiner Kandidatur nicht einmal kannten. Aus Sicht der Linken ist klar, dass Martin Pfister im Vergleich mit Markus Ritter das kleinere Übel sein dürfte. Immerhin hat er langjährige Exekutiverfahrung und kann sich gemäss seiner Leistungsbilanz durchsetzen.
Mit dem Kanton Zug wäre die Innerschweiz wieder im Bundesrat vertreten. Doch wo steht Martin Pfister politisch? Die Präsidentin der Grünen, Lisa Mazzone, beklagte in der «Arena» des Schweizer Fernsehens nicht ganz zu unrecht, dass man für einen Bundesratssitz der Mitte nun die Auswahl zwischen der FDP (Pfister) und der SVP (Ritter) habe.
In Anbetracht dieser doch spärlichen Auswahl an Kandidierenden stellt sich die Frage: Halten sich die Parteien an das Zweierticket? SVP-Übervater Dr. Christoph Blocher und seine Parteisoldaten poltern in üblicher Manier im Vorfeld, dass man sich an nichts halten solle. Daniel Jositsch stimmt dem zu und empfiehlt den SVP-Ständerat Werner Salzmann zur Wahl. Am Schluss werden sie aber alle grossmehrheitlich Markus Ritter wählen. Der Rabatz im Vorfeld gehört bei der SVP mittlerweile zum Pseudo-Oppositions-Programm. Das war alles auch schon geistreicher.
Markus Ritter geht am 12.März als Kronfavorit ins Rennen. Martin Pfister ist in Bundesbern noch wenig bekannt, was nicht unbedingt ein Nachteil sein muss. Auch wenn nun verschiedene Politiker abweichende Planspiele aushecken: Einer der beiden offiziellen Mitte-Kandidaten wird auf Viola Amherd folgen.
