Edgar Zimmermann
Zwar sind den Medien kritische Töne zu diesem «Living History»-Projekt zu entnehmen. Sandra Sigrist ist sich bewusst, dass die damalige grosse Bedrohungslage der Schweiz wie auch die Gefühle der Bevölkerung in diesem TV-«Rekonstruktionsversuch» nicht wiedergegeben werden können. Und doch ist sie der Meinung, dass man als Fernsehzuschauer eine gewisse Ahnung erhält, dass damals grosse Opfer und Entbehrungen in Kauf genommen werden mussten - nicht nur von den Dienstleistenden, sondern gerade auch von den Frauen und Kindern.
In der älteren Generation werden Erinnerungen wach, die jüngere Generation erhalte Denkanstösse und einen kleinen Einblick in einen Zeitabschnitt, der vielen kaum mehr bekannt sei. Auch sie persönlich empfinde die Serie als Erweiterung des Geschichtsunterrichtes in der Schule. Der Bekanntenkreis sei denn auch positiv eingestellt zur Teilnahme ihres Mannes. Und der neunjährige Fabian, der den Anstoss gegeben hatte zur Anmeldung, ist stolz auf den Vater und sorgt dafür, dass jede Sendung auf Festplatte aufgenommen wird, damit der Vater nach der Heimkehr ebenfalls Einblick nehmen kann.
Letzte Foto - mit Folgen?
Sandra Sigrist und Fabian hatten Thomas am 27. Juli nach Stans gebracht. Als erlaubte Lektüre hatte er ein Gotthelf-Buch im Gepäck. Nach dem Einrücken suchten Gattin und Sohn ein Restaurant nahe des Eingangs zur Festung Fürigen auf, um ein letztes Foto vom Durchmarsch der Truppe zu knipsen. Dies gelang denn auch. Allerdings hatte das Restaurant Ruhetag und der Parkplatz war für Gäste reserviert, weshalb der Wirt das verbotenerweise hier parkierte Auto fotografierte. «Möglicherweise folgt also noch eine Busse und es gibt ein teures Abschiedsfoto», so Sandra Sigrist schmunzelnd.
Ausflüge ohne Vater
Seither unternehmen Mutter und Sohn Ferienausflüge, etwa zum Baden im Hallwilersee, oder Fabian lädt Kameraden zum Zelten vor dem Haus beim Amphitheater ein. Diese Woche machen die beiden einen Abstecher in die Nähe der Alpenfestung: Sie werden einer Liveübertragung aus dem Innenhof des «Winkelrieds» in Stans beiwohnen und an den folgenden zwei Tagen vielleicht noch den Bürgenstock und den Pilatus aufsuchen. «Es ist zwar sehr gewohnheitsbedürftig», so Sandra Sigrist, «dass man von jeglichem Kontakt mit dem eigenen Mann abgeschnitten ist.» Auch die strenge Hierarchie in dieser Truppe und die «Unterwürfigkeit» der Soldaten seien ihr fremd.
Sie ist aber überzeugt, dass die Kameradschaft in der Festung voll zum Zuge kommt so wie seinerzeit in den WKs von Wachtmeister Thomas. Nicht nur seine Familie, auch ehemalige WK-Militärkameraden werden ihn nämlich bei der Entlassung am 14. August in Stans mit einem kleinen Fest empfangen und Wiedersehen feiern.