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Energie

«Man darf die Natur nicht auf dem Altar der Energiegewinnung opfern»: Umweltschützerin Vera Weber tritt bei der SVP auf

Bei der SVP-Delegiertenversammlung steht der Abstimmungskampf gegen das Klimaschutzgesetz im Zentrum. Umso überraschender ist ein Gast, zumindest auf den ersten Blick: die Umweltschützerin Vera Weber. Lässt sie sich instrumentalisieren?

Vera Weber, Präsidentin der Fondation Franz Weber, sieht sich als Anwältin der Natur, der Landschaft und Biodiversität.
Bild: Bild: Peter Schneider / Keystone

Bekanntheit erlangte sie in der Deutschschweiz mit der Zweitwohnungsinitiative. Damals kämpfte die Umweltschützerin Vera Weber mit Unterstützung von Grünen und SP. Es sind jene Parteien, denen Natur- und Umweltschutzverbände für gewöhnlich nahestehen. Doch nun wurde die Präsidentin der Fondation Franz Weber vom anderen politischen Pol eingeladen: Sie hält am Samstag ein Referat vor den SVP-Delegierten in Meyrin bei Genf.

Die Partei ist derzeit im Abstimmungs- und Wahlfieber. Im Zentrum der Delegiertenversammlung steht, so schreibt es die SVP selbst, die Abstimmung vom 18. Juni über den Gegenvorschlag zur Gletscherinitiative, das sogenannte Klimaschutzgesetz. Dass sich in der Energiepolitik SVP und Grüne nahekommen, hatte sich diese Woche schon im Nationalrat gezeigt .

Wieso hat die SVP Weber eingeladen? Sprecherin Andrea Sommer erklärt, im Zusammenhang mit dem Klimaschutzgesetz beleuchte man die verschiedenen Aspekte. «Dazu gehört auch die Sicht des Naturschutzes.» Die Befürworter wollten den Strombedarf, der durch das Gesetz massiv steige, durch riesige Solar- und Windkraftanlagen und zusätzliche Stauseen decken. «Dies würde eine völlige Verschandelung unserer einzigartigen Natur bedeuten», so Sommer.

«Die totale Flucht nach vorn»

Umweltschützerin Weber sagt, sie sei von der SVP eingeladen worden, ein Referat über die Verschandelung der Natur durch alpine Solarparks und Windkraftparks zu halten. «Ich habe zugesagt, weil ich immer froh bin, wenn unsere Stimme für den Naturschutz Gehör erhält.» Das SVP-Referendum gegen das Klimaschutzgesetz unterstützt Weber allerdings nicht. Sieht sie keine Gefahr, dass sie von der SVP wegen ihres Referats im Abstimmungskampf instrumentalisiert wird?

Nein, wehrt sie ab: «Ich lasse mich nicht instrumentalisieren, ich bin nur Anwältin der Natur, der Landschaft und Biodiversität und mache keine Parteipolitik.» Ihr gehe es darum, «das bisschen Natur, das wir noch haben, zu schützen und zu retten», deshalb rede sie mit allen, gleich welcher Couleur.

Weber ist empört über die Energiepolitik des Parlaments der vergangenen Monate, konkret über die bereits beschlossene Solaroffensive und die geplante Windoffensive. «Aus meiner Sicht ist das die totale Flucht nach vorne – ohne zu überlegen, welche anderen Möglichkeiten es gibt.» Natürlich seien Klimaschutz und Energiegewinnung wichtig, sagt sie. Aber es dürfe nicht sein, dass man Windparks in die schönsten Landschaften baue und die Alpen und ihre Biodiversität mit Solarparks zerstöre.

Sie stört sich daran, dass das Parlament die Solaroffensive mittels dringlichen Gesetzes auf den Weg brachte; Projekte wie jenes in Grengiols lehnt sie ab. Sie plädiert stattdessen dafür, Solarpanels auf bestehenden Gebäuden und Infrastrukturbauten zu installieren sowie Energie zu sparen. «Man darf die Natur nicht auf dem Altar der Energiegewinnung opfern.»

Es ist der grosse Balanceakt in der Energiepolitik: die erneuerbaren Energien stark ausbauen, ohne zu empfindliche Zugeständnisse beim Umwelt- und Landschaftsschutz zu machen. Misslingt der Balanceakt, droht kräftiger Widerstand von zwei Seiten.