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USA

Macht Donald Trump Ernst mit dem Mauerbau?

Berater erkundigen sich in der Grenzregion zu Mexiko danach, wie das Wahnsinnsprojekt umgesetzt werden könnte.

Die Signale sind ein wenig widersprüchlich. Da ist, einerseits, der designierte Präsident Donald Trump, der letztmals kurz vor Weihnachten verkündete: «Keine Sorge. Wir werden eine grossartige Mauer bauen und die illegale Einwanderung für immer stoppen.» Und da ist, andererseits, Brandon Judd, der Präsident der Grenzwachtkorps-Gewerkschaft NBPC (National Border Patrol Council), ein enger Unterstützer des künftigen Staatschefs, der nach dem Wahlsieg Trumps in einem Radiogespräch verkündete: Nur gerade «30 Prozent unserer Grenze» – zu Mexiko – «muss einen richtigen Zaun oder eine richtige Mauer aufweisen», um zu garantieren, dass die Zahl der unerlaubten Übertritte auf null sinkt.

Und: Es sei falsch, von einer Mauer im traditionellen Sinn zu sprechen, denn eine solche könnte von den mexikanischen Kartellen, die im lukrativen Geschäft mit Menschenschmuggel viel Geld verdienen, problemlos zerstört werden. «Man muss etwas bauen, dass sehr schwierig zu bezwingen ist», sagte Judd.

Dabei gehört das Versprechen des künftigen republikanischen Präsidenten, die 3200 Kilometer lange Grenze zwischen den USA und Mexiko mit einer «grossartigen, wunderschönen» Mauer ein für alle Mal dichtzumachen, zu den eigentlichen Wahlkampf-Schlagern. Vielen rechtschaffenen Amerikanern ist es ein Dorn im Auge, dass an der Südwest-Grenze allein im vergangenen Monat 47 214 Ausländer durch die Border Patrol aufgegriffen wurden.

Die meisten dieser Menschen stammen allerdings nicht aus Mexiko, sondern aus El Salvador, Guatemala und Honduras. Sie hoffen auf politisches Asyl in den USA. Trump schürte die Angst vor diesen Sans-Papiers mittels Horror-Geschichten über Drogenschmuggler, Vergewaltiger und Mörder, die sich problemlos Zutritt zu den USA verschaffen könnten. Er spielte mit der Furcht vieler Mittelklasse-Amerikaner, dass Arbeitskräfte ohne Arbeitsbewilligung die Löhne drücken würden.

Mauer trennte Schwesterstädte

In der Praxis allerdings könnte die Umsetzung des Wahlversprechens Trump und seinem Team von Einwanderungs-Hardlinern noch einiges Kopfzerbrechen bereiten. Aus anekdotischen Erzählungen ist zu schliessen, dass sich Trumps Berater derzeit unter Grenzwächtern umhören, um sich ein erstes Bild über den Verlauf der neuen Grenzbefestigung zu machen. Der Fokus richtet sich dabei auf diejenigen Abschnitte, die nicht bereits gesichert sind – oder nicht unter Naturschutz stehen, so wie zum Beispiel der Big Bend National Park.

Besonderes Augenmerk scheinen die Trump-Berater dabei auf Laredo zu werfen, einer Provinzstadt in Texas, die auf halbem Weg zwischen den Millionen-Metropolen Monterrey in Mexiko und San Antonio in den USA liegt. Der Stadtpräsident von Laredo, Pete Saenz, gab der «New York Times» kürzlich zu Protokoll, dass sich Vertreter der Border Patrol bei der Stadtverwaltung erkundigt hätten, wo es denn Platz für neue Befestigungen und zusätzliche Überwachungstechnologien gäbe.

Zu seiner grossen Erleichterung sei das Wort «Mauer» dabei aber nicht gefallen, sagte Saenz, der – als Demokrat – den Plänen des künftigen Präsidenten skeptisch gegenübersteht. Laredo und seine mexikanische Schwesternstadt Nuevo Laredo hätten in den vergangenen Jahren enge Beziehungen geknüpft. Eine Mauer könnte die gemachten Fortschritte zerstören, sagte Saenz. Hinzu kommt: Der Grenzübertritt zwischen Laredo und Nuevo Laredo ist der weitaus geschäftigste in Texas. Pro Monat überqueren mehr als 160 000 Lastwagen und mehr als 418 000 Autos den Rio Grande.