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USA/Ukraine

«Heute ist klar geworden, dass die freie Welt einen neuen Anführer braucht» – das sind die Reaktionen auf den Eklat in Washington

Das Treffen von Donald Trump und Wolodimir Selenski ist am Freitag in einen Streit ausgeartet. Vor laufenden Kameras attackierte Trump Selenski mehrfach. So fallen die Reaktionen aus.

EU

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski nach dem Eklat bei dessen US-Besuch zugesichert, weiter an einem gerechten Frieden zu arbeiten. «Wir werden weiterhin mit Ihnen für einen gerechten und dauerhaften Frieden arbeiten», schrieb von der Leyen auf der Plattform X.

An Selenski gerichtet schrieb sie: «Sie sind nie allein.» Zugleich sprach sie dem ukrainischen Präsidenten, dessen Land seit drei Jahren von Russland angegriffen wird, weiter Mut zu: «Seien Sie stark, seien Sie mutig, seien Sie furchtlos.»

Die EU-Aussenbeauftragte Kaja Kallas teilte mit: «Heute ist klar geworden, dass die freie Welt einen neuen Anführer braucht. Es liegt an uns Europäern, diese Herausforderung anzunehmen.»

Frankreich

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat nach dem Eklat Respekt für die kämpfenden Ukrainer eingefordert. «Ich denke, es war richtig, dass wir alle vor drei Jahren der Ukraine geholfen und Russland sanktioniert haben und dies auch weiterhin tun werden», sagte Macron vor Medienvertretern.

Emmanuel Macron reagierte prompt.
Bild: Jose Coelho / EPA

«Und wenn ich wir sage, dann meine ich die Vereinigten Staaten von Amerika, die Europäer, die Kanadier, die Japaner und viele andere, und dass man allen, die geholfen haben, dafür danken sollte», fuhr er fort. «Und dass man diejenigen respektieren muss, die von Anfang an gekämpft haben, weil sie für ihre Würde, ihre Unabhängigkeit, ihre Kinder und für die Sicherheit Europas kämpfen. Das sind einfache Dinge, aber sie sind gut, um in solchen Momenten daran erinnert zu werden.» Russland sei der Aggressor, sagte der französische Präsident. «Es gibt ein angegriffenes Volk, das die Ukraine ist.»

Deutschland

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat den Friedenswillen der Ukraine betont und sich damit von US-Präsident Donald Trump abgegrenzt. «Niemand will Frieden mehr als die Bürgerinnen und Bürger der Ukraine!», schrieb Scholz auf der Plattform X auf Deutsch und Englisch. «Deswegen suchen wir gemeinsam den Weg zu einem dauerhaften und gerechten Frieden.» Angesichts von Trumps Drohung, die Ukraine im Abwehrkampf gegen Russland im Stich zu lassen, betonte Scholz: «Auf Deutschland – und auf Europa – kann sich die Ukraine verlassen.»

Kanzlerkandidat Friedrich Merz hat der Ukraine allgemein die weitere Unterstützung Deutschlands zugesag. Er wandte sich auf der Plattform X direkt an den ukrainischen Präsidenten: «Lieber Wolodymyr Selenskyj», schrieb er, «wir stehen der Ukraine in guten wie in schwierigen Zeiten zur Seite. Wir dürfen in diesem schrecklichen Krieg niemals Angreifer und Opfer verwechseln.»

Ukraine

In der Ukraine herrschte Entsetzen. «Wer freut sich am meisten darüber, was heute passiert ist? Ich denke, das ist Putin», schrieb der oppositionelle Parlamentsabgeordnete, Olexij Hontscharenko, bei Telegram mit Blick auf den russischen Präsidenten. Von der Sache her habe der Hauptverbündete live im Fernsehen alle Verbindungen abgebrochen.

Der ukrainische Staatschef Wolodimir Selenski hat sich nach dem Abbruch seines Treffens mit US-Präsident Donald Trump trotzdem dankbar geäussert. «Danke Amerika, danke für die Unterstützung, danke für diesen Besuch, danke POTUS, Kongress und dem amerikanischen Volk», teilte Selenski auf der Plattform X mit. POTUS ist die Abkürzung für Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. «Die Ukraine braucht einfach einen dauerhaften Frieden, und genau daran arbeiten wir», sagte er.

Russland

In Russland hat der Vizechef des nationalen Sicherheitsrats, Dmitri Medwdew, US-Präsident Donald Trump für seine Standpauke gegenüber dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski gelobt. Das sei eine «eiskalte Klatsche» gewesen. Trump habe Selenski die Wahrheit ins Gesicht gesagt und ihm erklärt, dass er mit dem dritten Weltkrieg spiele.

«Und das undankbare Schwein bekam eine kräftige Ohrfeige von den Besitzern des Schweinestalls. Das ist nützlich», schrieb der frühere Kremlchef bei Telegram. Genug sei das aber nicht. Vor allem müsse nun die Militärhilfe für die Ukraine eingestellt werden.

Italien

Wie gross die Sorge in Europa nach dem verpatzten Treffen in Washington ist, zeigt ein Vorstoss der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Sie schlug einen sofortigen Gipfel zwischen Europa und den USA vor. «Jede Spaltung des Westens macht uns alle schwächer und begünstigt die, die den Untergang unserer Zivilisation herbeiführen wollen», mahnte Meloni.

Unklar blieb, ob nach ihren Vorstellungen das von Russland angegriffene Land an einem solchen Treffen teilnehmen soll. Die rechtsgerichtete Ministerpräsidentin gilt im Kreis der europäischen Regierungschefs als eine der wichtigsten Ansprechpartnerinnen der neuen US-Regierung.

US-Demokraten

Politiker der oppositionellen Demokraten reagierten entsetzt auf den Vorfall. Der Vorsitzende der Demokraten im Senat, Chuck Schumer, schrieb auf der Plattform X, Trump erledigte für Putin die Drecksarbeit. Senator Chris Murphy, ein Demokrat aus Connecticut, postete auf X: «Was für eine Schande für Amerika. Diese ganze traurige Szene.»

Polens Premierminister Donald Tusk und andere Staatschefs bekräftigen ihre Solidarität mit der Ukraine.
Bild: Piotr Nowak / EPA

Weitere EU-Staaten

Auch die Nato-Mitglieder Schweden und Norwegen bekundeten Kiew ihre standfeste Solidarität. Man stehe der Ukraine in ihrem Kampf für einen gerechten und dauerhaften Frieden zur Seite, erklärte der norwegische Ministerpräsident Jonas Gahr Støre auf der Online-Plattform X. Sein schwedischer Amtskollege Ulf Kristersson stellte fest, die Ukrainer kämpften nicht nur für ihre eigene Freiheit, sondern für die von ganz Europa.

Polens Ministerpräsident Donald Tusk schrieb: «Liebe ukrainische Freunde, ihr seid nicht allein.» Auch Spanien bekundete Kiew seine standfeste Solidarität. (dpa/watson/pin)