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Basel

Leitungsbruch bei den IWB

Es brodelt in den IWB. Dem IWB-Chef David Thiel wird unter anderem mangelnde Führungsfähigkeit vorgeworfen.

Yen Duong

Die Industriellen Werke Basel (IWB ) werden am 1. Januar 2010 in die Selbstständigkeit geschickt, bleiben jedoch in Staatsbesitz. Dies hat die Basler Regierung letzte Woche beschlossen (die bz berichtete). In den IWB kriselt es derzeit aber laut mehreren Quellen der bz, die anonym bleiben möchten, heftig. Grund dafür ist David Thiel (43), der seit dem 1. März 2008 neuer Chef der IWB ist.

Innert kürzester Zeit gab es in der fünfköpfigen Geschäftsleitung mehrere Wechsel. So wurde Personalleiter Urs Gschwind von Thiel degradiert und Heinrich Schwendener (Dienstleistungen und Produkte) hat im September seine Kündigung eingereicht. Des Weiteren modelt Thiel die Geschäftsleitung um, ohne den neuen Verwaltungsrat darüber zu informieren. Dies wird vom IWB-Verwaltungsrat Bernhard Madörin kritisiert. «Es wäre sinnvoll, wenn wir das erfahren würden», sagt er. Auch begrüssenswert wäre es gewesen, wenn er mit den Umstrukturierungen gewartet hätte, bis der Verwaltungsrat seine Aufgabe aufgenommen hätte, findet Madörin weiter.

Die Vorwürfe an Thiel sind happig: «David Thiel hat mangelnde Führungsfähigkeiten und geht äussert menschenverachtend mit seinen Mitarbeitern um», sagt ein Grossrat. Auch würde er viele Entscheide selber fällen und wieder umstossen, ohne Rücksprache mit seinen Kollegen zu nehmen - obwohl das vorgeschrieben sei. Die Geschäftsprüfungskommission des Grossen Rats werde sich mit diesem Thema noch auseinandersetzten müssen.

«Absolutes Chaos»

Ein anderer Grossrat nennt mehrere Beispiele, warum Thiel offenbar mangelnde Führungsfähigkeiten hat. So hätte Thiel vor kurzem die Stelle «Leiter Telecom» ausgeschrieben, obwohl die Stelle besetzt sei und den Betroffenen nicht darüber informiert. Dieser sei daraufhin perplex von seinen Mitarbeitern gefragt worden, ob er gekündigt hätte. Zudem würde Thiel E-Mails an die halbe Belegschaft schreiben, wenn jemand seine Arbeit nicht nach seinen Vorstellungen gemacht hätte, und diese Person vor allen blossstellen. «Die Stimmung ist miserabel», betont er.

Das bekräftigt ein IWB-Mitarbeiter in einem anonymen Brief an die bz: «Es herrscht absolutes Chaos in den IWB und schlechte Stimmung im oberen Kader, das ist ganz stark spürbar». Dass er den Personalchef mit «fadenscheinigen Gründen» aus der Geschäftsleitung gekippt hätte, sei von den weiteren Geschäftsleitungsmitgliedern nicht abgesegnet worden. «Unter meinen Kollegen spüre ich eine grosse Unsicherheit und auch Angst. Viele sind einer Kündigung nahe», heisst es weiter.

Brutschin schaue weg

Die bz wollte David Thiel gestern mit diesen Vorwürfen konfrontieren. Über seine Mitarbeiterin verwies er jedoch an Regierungsrat Christoph Brutschin, der für die IWB zuständig ist. Und Brutschin bestätigt: «Es gibt Reibereien und Meinungsverschiedenheiten in den IWB - das ist bedauerlich. Diese gibt es aber auch durchaus in anderen Betrieben, die in einem solchen Veränderungsprozess sind.» Die IWB würden jedoch im Rampenlicht stehen und das Interesse der Politiker wecken.

Dass der Personalchef nicht mehr in der Geschäftsleitung ist, rechtfertigt er so: «Es ist aussergewöhnlich, , dass ein Personalchef in der Geschäftsleitung ist, zumal dieser in der zweiten Führungsebene ist», sagt er. Die Stelle «Leiter Telecom» sei neu ausgeschrieben worden, weil nie definiert wurde, dass diese Person auch nach der Aufbauphase «Leiter Telecom» bleibe.

Die IWB seien in einem Transitionsprozess, solche Prozesse könnten leider schmerzhaft sein. «Ich wäre besorgt, wenn dadurch der Fahrplan für die Verselbstständigung nicht eingehalten würde oder die IWB ihre Aufgaben nicht erfüllen könnten. Das ist aber nicht der Fall.» Einige Politiker werfen Brutschin vor, dass er seine Augen verschliessen würde, andere wiederum meinen, dass es sich intensiv mit diesem Thema beschäftigten würde und deswegen schlaflose Nächte hätte.