Jürg Gohl
«Weshalb ist noch niemand auf die Idee gekommen, zum Beispiel jeden verkauften Turnschuh 50 Rappen teurer zu verkaufen und dieses Geld als Sportförderbeitrag einzusetzen?», fragt der oberste Basler Erzieher, Regierungsrat Christoph Eymann in die Runde. «Da käme doch ein rechter Beitrag zusammen, und Sportler unterstützen so den Sport.»
Die rund 130 Zuhörerinnen und Zuhörer am Panathlon-Forum in Basel staunen. Verblüfft sind sie zum einen, weil sie selber nicht auf eine so simple Idee gekommen sind, obwohl sie sich als Repräsentanten aus Sport, Politik und Wirtschaft schon tausendfach überlegt haben, wie der Breitensport speziell in Basel besser gefördert werden kann.
Mehr möglich auch ohne mehr Geld
Gestaunt haben sie zum andern, weil sich der Sport von der Politik bisher immer stiefmütterlich behandelt gefühlt hatte, Eymann sich nun aber als Sportminister zu erkennen gab, der die Anliegen der Vereine ernst nimmt und Lösungen sucht.
Eymanns Botschaft mit den Turnschuhen ist eine einfache: Das Budget für den Sport kann nicht einfach beliebig erhöht werden, da noch sechs weitere Departemente ihre Begehrlichkeiten anmelden. Doch mit etwas mehr Kreativität und Eigeninitiative könnten die Probleme im Breitensport nicht gleich behoben, aber doch gemildert werden. Einzelne Sportarten würden in seinen Augen auch zu hohe Ansprüche an den Staat stellen, kritisiert er und tritt mit diesem Satz vor allem den Fussballern tüchtig gegen das Schienbein.
Den Aufruf zur Kreativität richtet der Vorsteher des Basler Erziehungsdepartements aber nicht nur an die Vereine, sondern auch an die eigene Adresse. «Wir waren in den vergangenen Jahren etwas zu wenig beweglich», merkt er selbstkritisch an. Und er nennt Beispiele: Weshalb klagen die Fussballvereine über zu viele Neuanmeldungen, während andere Sportarten über fehlenden Nachwuchs jammern? Weshalb bleiben Sportanlagen und -hallen während 13 Wochen einfach geschlossen? Das sind nur ein paar Fragen, auf die er gemeinsam mit Peter Howald, dem Vorsteher des Sportamts, Antworten finden will, ohne dass sich der Staat zu sehr in die Belange des Breitensports einmischt. «Das Volk erwartet von uns, dass der Staat im Breitensport vermehrt helfend eingreift», schloss er, «es erwartet Impulse von uns.»
Und nächstes Jahr die Medien
Seine Gedanken zur Situation des Sports im Kanton Basel-Stadt äusserte Christoph Eymann am Mittwochabend im Rahmen eines Forums, das der Panathlon-Club beider Basel durchführte. Mit diesem Forum schloss der Club, der sich als eine Art Sport-Serviceclub und als Netzwerk des Sports versteht, sein Jahresthema «Der Sport und sein Umfeld» ab. Der Verein, der sich 2010 eingehend mit der Rolle der Medien befassen will, wird von Sportarzt Bernhard Segesser präsidiert.
An Eymanns Seite diskutierten auch der frühere Spitzensportler Werner Günthör, Olympiaarzt Christoph Schlegel und Judo-Trainer Leo Held, der Trainer des Jahres, darüber, wie wichtig das Umfeld des Sportlers ist, und wie dies verbessert werden könnte, die sich aber schwergewichtig auf den Bereich Spitzensport fokussierten.
Aber nicht nur. Christian Schlegel, Chefarzt des Schweizer Olympia-Teams im nächsten Jahr in Vancouver, stellte im gut einstündigen Gespräch einmal fest. «Das grösste Problem für uns alle ist es doch, wie wir die Jugend dazu bringen können, sich vermehrt zu bewegen.»