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SONNTAGSPRESSE

Knatsch um 1.-August-Rede auf dem Rütli ++ (Un)willkommene Russen ++ Hitzeinseln und Waldbrände

Der Juli brachte weltweit die höchsten je gemessenen Monatstemperaturen. Schweizer Städte waren regelrechte Hitzeinseln. Der Präsident des Städteverbands sagt, dass es keine schnellen Lösungen gibt. Hitzig ist es auch zwischen der SGG und der SVP. Nicht weniger als ein Kulturkampf um das schweizerische Nationalsymbol Rütli ist entbrannt. Nicht verbrennen möchten sich die Schweizer Banken. Sie trennen sich von russischen Bankkunden.

2020 und 2021 Simonetta Sommaruga, 2023 Elisabeth Baume-Schneider: Die Auswahl der Festrednerinnen auf dem Rütli sorgt für Wirbel. «Am 1. August sollten im Turnus alle politischen Kräfte einmal an die Reihe kommen und nicht wie in den letzten Jahren dreimal eine SP-Bundesrätin», wird Jürg Kallay, der kürzlich nach einen Machtkampf als Vorstand der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG) abgewählt wurde, in der «SonntagsZeitung» zitiert.

Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider ist 2023 Festrednerin auf dem Rütli.
Bild: Bild: Mathias Förster / CH Media

Der «Sonntagsblick» wiederum berichtet von einem Kulturkampf um das schweizerische Nationalsymbol. Seit 1860 verwaltet die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG) das Rütli. Doch nachdem GLP-Politiker Nicola Forster das SGG-Präsidium übernommen und die Gesellschaft allerlei Forschungsprojekte aus Kultur und Hochschulwelt finanziert hatte, bildete sich Widerstand von bürgerlicher Seite.

SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi wird am ersten Tag der Herbstsession eine Motion einreichen. Mit seinem Vorstoss will er der SGG die Verwaltung des Rütlis entziehen. «Die Schweizerische Eidgenossenschaft als Eigentümerin des Rütlis verwaltet dieses selbst», heisst es im Ansinnen, das SonntagsBlick vorliegt. «Es darf nicht sein, dass ein Parteivertreter (und Nationalratskandidat) über die Auswahl der 1.-August-Redner auf dem Rütli, der Wiege der Schweiz, entscheidet.»

Präsident Nicola Forster weist die Kritik zurück. «Uns ist es ein Anliegen, dass an der Rütlifeier unterschiedliche Stimmen zu Wort kommen», sagt er. Zudem bestätigt er gegenüber der «SonntagsZeitung», dass für 2025 SVP-Bundesrat Albert Rösti als Redner eingeladen wurde. Die SVP ist trotzdem nicht zufrieden.

SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi wird am ersten Tag der Herbstsession eine Motion einreichen.
Bild: Bild: Jean-Christophe Bott / Keystone

Russen: Willkommen in der Schweiz, aber nicht bei der Bank

Die UBS will sich von russischen CS-Kunden trennen

Gemäss Informationen der «NZZ am Sonntag» muss sich eine Reihe von internationalen Privatkunden der Credit Suisse eine neue Bank suchen. Besonders betroffen sollen russische Kunden sein. Hier wolle sich die UBS, welche die CS übernommen hat, von 50 bis 75 Prozent des CS-Kundenstamms trennen. Dieses Geschäft ist der UBS zu heikel. Um welche Russinnen und Russen es genau geht, ist laut der «NZZ am Sonntag» noch unklar.

Dem Vernehmen nach sollen vor allem russische Offshore-Kunden betroffen sein. Die CS betreut vermögende Privatpersonen mit russischem Pass heute aus der Schweiz heraus. Gemäss Insidern will die UBS auch in anderen Regionen bestimmte Kunden der CS nicht übernehmen. Hier soll es sich aber offenbar um Einzelfälle handeln, bei denen die UBS Reputationsschäden fürchtet.

Russen machen wieder Ferien in der Schweiz

Erstmals seit Ausbruch der Pandemie und nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine habe die Zahl russischer Touristen in der Schweiz wieder zugenommen. So besuchten im ersten Halbjahr 2023 15’529 Personen aus Russland die Schweiz. 2022 wurden im gleichen Zeitraum nur 13’061 Einreisen verzeichnet, wie die «SonntagsZeitung» berichtet.

Um die Schweiz besuchen zu können, benötigen Touristen mit russischem Pass ein Schengen-Visum. Anträge von Personen, die als erstes in die Schweiz reisen, werden jeweils von der Schweizer Botschaft in Moskau geprüft. Dort wurden im ersten Halbjahr 2023 4800 Touristenvisa für die Schweiz beantragt, wie es beim Staatssekretariat für Migration heisst. Nur in 376 Fällen wurde das beantragte Visum verweigert. 2019, vor Krieg und Pandemie, waren es mit 9879 Visa-Anträgen fast doppelt so viele, schreibt die «SonntagsZeitung».

Von Hitzeinseln und Waldbränden

Waldbrand von Bitsch: Kurzschluss bei Stromleitung hat wohl Feuer ausgelöst

Waldbrand von Bitsch: Kurzschluss bei Stromleitung hat wohl Feuer ausgelöst
Bild: Bild: Jean-Christophe Bott / Keystone

Noch immer glimmen Glutnester im Waldbrandgebiet von Bitsch. Zwar habe sich die Lage etwas entspannt, der Boden habe sich abgekühlt, hiess es gestern beim Krisenstab. Trotzdem brechen immer wieder neue Brände aus. Einen Schritt weiter gekommen ist man bei der Suche nach der Brandursache. Wie Recherchen der «SonntagsZeitung» zeigen, steht eine Stromleitung im Zentrum der Ermittlungen. Ein Kurzschluss, verursacht durch eine Berührung der Kabel, könnte den Waldbrand ausgelöst haben.

Tatsächlich führt eine Mittelspannleitung durch das Gebiet, in dem am Nachmittag des 17. Juli das Feuer ausbrach. Betreiberin der Leitung ist die Electra-Massa, eine Tochtergesellschaft der Alpiq. Der Stromkonzern bestätigt auf Anfrage der «SonntagsZeitung», dass die 16-Kilovolt-Leitung zur Versorgung der Gebidem-Staumauer dient und die Kraftwerkzentrale Bitsch mit dem Stausee verbindet. Auch am Tag des Brandes stand die Leitung unter Spannung, wie es bei Alpiq heisst, «ehe sie im Verlauf des Tages ausgefallen war».

Städte als Hitzeinseln: «Es gibt keine schnellen Lösungen»

Der Juli brachte weltweit die höchsten je gemessenen Monatstemperaturen. Auch in der Schweiz machten die hohen Temperaturen vielen zu schaffen. Besonders unangenehm ist der Aufenthalt in den Städten – sie werden zu regelrechten Hitzeinseln. Die Lösungen sind zwar bekannt: mehr Bäume, mehr Wasser, mehr Kaltluftzirkulation.

Dennoch werden solche Massnahmen derzeit noch kaum berücksichtigt. Woran liegt das? Anders Stokholm, Präsident des Städteverbands, erklärt im «Sonntagsblick»: «Was heute umgesetzt wird, wurde vor fünf oder zehn Jahren geplant.» Damals lag das Hauptaugenmerk nicht auf der Hitzeproblematik – sondern auf Verdichtung.

Selbst bei laufenden Projekten ist – beispielsweise – das Pflanzen von mehr Bäumen nahezu unmöglich. Stokholm: «Wenn die Städte etwas ändern, müssen sie den Plan wieder auflegen. Das führt zu jahrelanger Verzögerung.» Hinzu kommt: Die Vorschriften in den Bau- und Zonenordnungen sind zahlreich. In der Altstadt «muss laut Gesetz das Ortsbild erhalten bleiben», so der Städteverbandspräsident. Sein Fazit im «Sonntagsblick»: «In vielen Fällen gibt es keine schnellen Lösungen. Wir können das Hitzeproblem in den nächsten fünf Jahren nicht aus der Welt schaffen.»