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Brasilien

Brand auf der Klimakonferenz in Belém – Gelände evakuiert

Alarm auf der Klimakonferenz: Auf dem Gelände des Gipfels im brasilianischen Belém ist ein Feuer ausgebrochen. Tausende Delegierte mussten das Gelände verlassen. Zuvor hatte sich UN-Generalsekretär António Guterres in einem leidenschaftlichen Appell an die rund 200 Staaten gewandt.

Die harten Verhandlungen auf der Weltklimakonferenz sind mitten im Endspurt jäh von einem Feuer unterbrochen worden. Alle Delegierten mussten am Nachmittag (Ortszeit) das Gelände verlassen, nachdem in einem Bereich des weitläufigen Geländes Feuer ausgebrochen war. Der innere Bereich der Zeltstadt, die die zweiwöchige Konferenz mit Zehntausenden Teilnehmern beherbergt, wurde evakuiert.

Sicherheitskräfte weisen die Teilnehmer des UN-Klimagipfels an, den Veranstaltungsort zu verlassen.
Bild: AP

Reporter der Deutschen Presse-Agentur sahen Rauch aus einem der hallenartigen Zelte aufsteigen. Sicherheitskräfte sagten einer dpa-Reporterin, derzeit gebe es keine Verletzten. Auch Brasiliens Tourismusminister Celso Sabino bestätigte später über die Plattform X, dass «dank des schnellen Eingreifens der Sicherheitskräfte und der Feuerwehr glücklicherweise niemand verletzt» worden sei. Der Brand sei unter Kontrolle, teilte der Gouverneur des Bundesstaates Pará, Helder Barbalho, schnell auf X mit. Die Ursache des Brandes war zunächst unklar.

Stinkender Qualm über der Konferenz

Stinkender Qualm zog in Richtung der Bushaltestellen in einer angrenzenden Strasse. Tausende Menschen, die das Gelände verlassen mussten, warteten vor den Türen im Regen oder suchten Schutz unter Pavillons, an einer Tankstelle und in umliegenden Cafés und Restaurants. Von Panik war draussen nichts zu spüren. Die Betroffenen verliessen geordnet den unmittelbar betroffenen Bereich, unterhielten sich miteinander unter Schirmen oder arbeiteten, in der tropischen Hitze wurde schnell Wasser verteilt. Polizei, Militär und Sanitäter waren wie während der gesamten Konferenz mit starken Kräften im Einsatz.

Die Feuerwehr vor Ort im Einsatz.
Bild: Andre Borges/EPA/Keystone

Die brasilianische Feuerwehr werde Sicherheitschecks durchführen und danach über den Stand der Dinge informieren, hiess es von der UN.

Die Flammen hatten sich dem brasilianischen Nachrichtenportal «G1» zufolge in Teilen einer Ausstellungsfläche im Eingangsbereich der Konferenz entwickelt, in der sich Delegationen und internationale Organisationen präsentieren. Die Stromversorgung im Inneren des betroffenen Pavillons wurde vorsorglich abgeschaltet. «Alle schrien, man solle raus: Feuer, Feuer, in mehreren Sprachen», zitierte «G1» die Mitarbeiterin eines Standes. «Ich habe mich erschrocken, alle rannten praktisch übereinander hinweg».

Die Klimakonferenz – ein Universum für sich

Die Klimakonferenz findet jedes Jahr an einem anderen Ort der Welt statt. Ob Glasgow, Baku oder Belém: Das riesige Gelände ist immer ein Universum für sich – mit Länder-Pavillons, grossen Plenarsälen, Verhandlungsräumen, Pressezentrum, Restaurants. Doch so spürbar wie in Brasilien war die Aussenwelt selten: Mehrfach konnten die Zelte während der Konferenz bereits den häufigen, starken tropischen Regengüssen nicht standhalten, und Regen tropfte in die Flure hinein.

Während der Klimakonferenz ist das Gelände offiziell unter Hoheit der Vereinten Nationen. Brasilien kündigte jedoch nach dem Feuer an, nun zunächst wieder die Aufsicht zu übernehmen.

Verhandlungen im Schlussspurt

Viele dürften sich nun fragen, welche Auswirkungen der Zwischenfall auf die Konferenz hat, die derzeit in einer kritischen Phase steckt. Die Klimakonferenz soll nach zweiwöchigen Beratungen an diesem Freitag eigentlich am Abend zu Ende gehen – wenn sie nicht um Stunden oder Tage noch verlängert wird, was in den vergangenen Jahren häufig der Fall war. Brasilien wollte die Konferenz eigentlich pünktlich beenden. Das Feuer macht dies nun deutlich unwahrscheinlicher.

Im Fokus der Verhandlungen steht derzeit besonders die Frage, ob man sich als Weltgemeinschaft – minus der USA – darauf einigen kann, einen Plan für den Ausstieg aus der klimaschädlichen Verbrennung von Kohle, Öl und Gas zu erarbeiten. Deutschland, die EU und Dutzende weitere Staaten pochen auf Fortschritte, andere Staaten blockieren. Nötig ist eine einstimmige Entscheidung.

Der Brand ist nicht der erste unerwartete Zwischenfall bei der diesjährigen Weltklimakonferenz. In der ersten Woche hatten indigene Aktivisten an einem Abend Barrieren durchbrochen und das Gelände gestürmt. Einige Tage später blockierten indigene Gruppen den Haupteingang, bis der brasilianische Konferenzgastgeber nach draussen kam und das Gespräch mit ihnen suchte.

Menschen über Profit

Zuvor hatte UN-Generalsekretär António Guterres auf der Konferenz in einem leidenschaftlichen Appell die rund 200 Staaten aufgefordert, beherzt und kompromissbereit in die Schlussphase der Verhandlungen zu gehen. «Jetzt ist Führung gefragt. Seien Sie mutig. Folgen Sie den wissenschaftlichen Erkenntnissen. Stellen Sie den Menschen über den Profit», sagte er in Belém. Die «einzige rote Linie» sei dabei das vor zehn Jahren in Paris vereinbarte Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad einzudämmen.

Überraschend deutlich unterstützte Guterres eine zentrale Forderung der Entwicklungsstaaten – nämlich eine Verdreifachung der Finanzhilfen zur Anpassung an die Erderhitzung bis 2030. Dies sei «unumgänglich», sagte er.

Auch begrüsste Guterres «die wachsende Koalition» von Staaten, die auf dem UN-Treffen Klarheit bei der Abkehr von Öl, Gas und Kohle fordern. Das sei «eine klimapolitische Notwendigkeit.» Deutschland und gut 80 andere Staaten werben eindringlich dafür, es ist eine zentrale Streitfrage auf der COP30, die planmässig am Freitagabend (22.00 Uhr MEZ) enden soll.

Guterres an Trump: «Wir warten auf Sie.»

Gefragt, welche Botschaft er für US-Präsident Donald Trump habe, dessen Delegation in Belém fehlt, sagte Guterres: «Wir warten auf Sie.» Guterres warnte erneut, dass die Welt auf eine Erderwärmung von deutlich über zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zusteuere – selbst, wenn alle Klimaschutzpläne der Staaten umgesetzt würden. «Das ist für viele ein Todesurteil. Diese nationalen Pläne müssen eine Untergrenze, keine Obergrenze sein.»

Ausdrücklich stellte sich Gutteres auch hinter ein zentrales Ziel der brasilianischen Gastgeber, die weltweiten Wälder besser zu schützen. «Es ist unerlässlich, die Entwaldung bis 2030 zu stoppen und umzukehren – damit die Natur ein Schutzschild bleibt und nicht zum Opfer wird.» (dpa)

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