Der «Moon Palace», Tagungsort der Klimakonferenz in Cancún, ist mit seinen 2500 überdimensionierten Suiten so gross, dass sich die Delegierten gerne mit einem der Gratisvelos fortbewegen. Diese Fahrraderfahrung wäre der Schlüssel zum Erfolg dieser Klimakonferenz! Das Velo ist unschlagbar effizient und vor allem zeigt es: Wer schneller fährt, kann einfacher die Balance halten.
Von einem ausbalancierten Paket, sprechen die Delegationen häufig. Doch sie meinen damit nicht mehr Tempo. Sie meinen damit, dass Verhandlungsresultate in den fortgeschrittenen Bereichen den schwachen Resultaten in anderen Bereichen angepasst werden. Der kleinste gemeinsame Nenner also.
Dabei ist man sich, von einigen ölexportierenden Ländern abgesehen, ja einig, dass die gefährlichen Auswirkungen des Klimawandels möglichst verhindert werden müssen. Aber die Industrieländer agieren viel zu defensiv - als Fahrradfahrer wären sie längst vom Velo gekippt. Sie müssten also viel stärker in die Pedale treten in der Klimapolitik: bei den Emissionsreduktionen, beim Kampf gegen die Abholzung, bei der Finanzierung von Klimaschutz in den Entwicklungsländern und bei den Kontrollmechanismen.
Während ich diese Zeilen schreibe, werden Kompromisse in Bereichen gesucht, wo es gar keine geben darf. Die Emissionen müssen sinken, und wir müssen uns auf die Bewältigung von Klimaschäden vorbereiten - sofort.
Will man die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels verhindern, braucht es ein internationales Klimaschutzgebäude, welches die Dimensionen eines Wolkenkratzers hat. Den Wolkenkratzer baut man auch nicht von der Wolke nach unten, sondern auf einem soliden Fundament. Dieses Fundament sind konkrete Klimaschutzanstrengungen in möglichst vielen Ländern, welche von sich aus ihre Hausaufgaben im Klimaschutz angehen. In China geht jede Stunde eine neue Windturbine in Betrieb. Und in der Schweiz? Sie will mal abwarten, bis sie ihre Kyoto-Ziele verpasst hat. Dabei sollte sie die Zukunftschance Klimaschutz packen und sich vom Öl verabschieden, was immer in Cancún rauskommt.
